DAS FACHSCHULWESEN IM BUCHDRUCKGEWERB 3HEFT 7 DER TYPOGRAPHISCHEN (MITTEILUNGEN'BERLIN-JUL11779 Berufsfchule und Lehrlingsleifer Ungefähr um die gleiche Zeit, als die Lehrlingsabteilung im Verbände der Deutfchen Buchdrucker gegründet wurde, erfolgte im Jahre ig2odie Umbenennung der Fortbildungs- fchulen in Berufsfchulen. Obwohl eines vom andern völlig unabhängig gefchah, find doch beide Vorgänge für den heranwachfenden Nachwuchs im Gewerbe wichtig; denn in ihnen kommt der Wandel zum Ausdruck., der fich in der Auffaffung der Gew'erkfchaften fowohl w r ie auch in der Stellung der Schule zum Problem derjugendbildung vollzogen hat. Früher fah man — ob zu Recht oder zu Unrecht, fei dahin geftellt — in der Fortbildungsfchule eine Stätte, in der die berufliche Fortbildungnur eine untergeordnete Bedeutung hatte. Diefe Auffaffung hat fich feit der Umbenennung w r efentlich geändert. Die frühere Fortbildungs fchule ift auf dem beften Wege, eine Berufsfchule zu werden, d. h. eine Schule, die dem Nachwuchs außer den erforderlichen elementaren und ftaatsbürgerlichen Kenntniffen auch den nötigen Fachunterricht theoretifch oder praktifch — je nach Einrichtung der Schule — erteilt und fo zur Ergänzung der Werkftattlehre beiträgt. Wenn auch diefe Umwandlung die Berufsfchule leider noch nicht in ihren innerftenTiefen erfaßt hat —es fehlt noch allzu oft an der notwendigen Zufammenarbeit zwifchen Schule, Werkftatt und Leben —, fo verdient fie doch von den Gewerkfchaften nicht etwa Mißtrauen, fondern ftärkfte Unter- ftützung. Das kam auch auf dem Dritten Gewerkfchaftskongreß in Hamburg 1928 zum Ausdruck, der den Gewerkfchaften die Aufgabe einer pfleglichen und förderlichen Mit arbeit im Berufsfchulwefen mittelbar und unmittelbar zuwies. Als wefentliches Mittel zu diefer Zufammenarbeit wurde die Zuführung der gewerkfchaftlichen Fachpreffe in die Hände der Berufsfchullehrer bezeichnet. Im Buchdruckerberufe wären dies der »Jungbuch drucker«, die »Typographifchen Mitteilungen«, die Spartenblätter und der »Graphifdie Betrieb«. So wichtig nun die Fachpreffe für die Zufammenarbeit zwifchen Schule und Werkftatt fein kann, fo ift fie doch nicht das einzige Mittel. Die Zufammenarbeit ift viel mehr auch eine äußerft dankbare Aufgabe für die Lehrlingsleiter. Sie find die berufenen und verantwortlichen Führer der Jugend. Ihnen fteht am beften die Mittlerrolle zu. Die Wege, die Beziehungen zur Schule aufzunehmen, können verfchieden fein. Es kann dies durch Hinzuziehung der Lehrlingsleiter und der Lehrer zu den Veranftaltungen der Schule und der Lehrlingsabteilungen gefchehen; es kann aber auch durch befondere Ausfprachen und Zufammenkünfte die Zufammenarbeit gefördert werden. Die Aufgaben des Lehrlingsleiters follen fich aber nicht nur in feiner vermittelnden Tätigkeit erfchöpfen, fondern fie follen fich auf die tätige Mitarbeit in den Schulbeiräten, in den Sdiulvorftänden und nicht zuletzt in den Fachausfchüffen erftrecken. Der erfahrene Rat des Lehrlingsleiters kann bei Einrichtung der Schulen, bei Aufhellung der Stoff- und Lehrpläne, bei Geftaltung des Aufbaues und des Werkunterrichts wertvoll fein. Die Schule, die nicht in unmittel barer Fühlung mit dem Berufe fteht, muß auf die Veränderungen in der Technik und der Wirtfchaft hingewiefen werden; fie wird diefe Hinweife gern aufnehmen und fie verwen den. Den Nutzen haben dann befonders die Lehrlinge, die in zurückgebliebenen Betrieben ihren Beruf erlernen. Auf diefe Weife kann durch das Zufammenwirken aller Kräfte fowohl für den Nachwuchs wie auch für die Schule viel Erfprießliches geleiftet werden. 1