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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-25
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1890
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L » r L U r a » H 2 »- »- LL ft- k. >u >r- eo >2 co 00. «o «n 00. rer -er rer -er i.?v >.7S. >-er >.L0, -öl Sp ill c — >er ro. >« >1 r . 7. i«r: ,N8- cedr »»k ><-Ur t>-e- rsill lloz «s- l»»>1 lerk. rs,n prii- . vo: >» 1: 8r.0 Ver- sort- >rran >«»,« leckt »ar a ke- « dsi » kei- eul» eiet» 仫>- t,»,« l» ill rNcu r«llö» i> pro r»»r r»»r kvll- Mlit- Llltkll -» X -ein.» k»ic. »>e-r ert-ri. tUciu» 8»»z- » öösr >, It-l» »Lue», ,, dl»o rillsöl rö»»u von tchsche >-PosI- .-dvst- 1-. er. »M » - - » «» a» VS-7^1 INI r»U»Lry früh ev, Uhr. Letiti«» >»- Ernetitii» Joha»,e«qast, 8. SPrrch-uiltkn öer Nrß«tto». V»c«,n-a< lO—12 Uhr. Siochmilla-- ü—6 Uhr. »» »*«»* «< «»»»,aq«, «E»» »>« N«d»c!>o» »,« »erti-tU«. WM «mm»«, Ae, s», »t, «u»n»er »e*i««ten A«s»e«te «> W«chen»«>ru Ata 8 Uhr -tachmtn«^. «» e«««- u»A Fe,tta,e» iritz A,« '<.» Utzr. 2» ße« Filialen für Znl.-Aim»h»r: Ltt» «a»»'a e-ttt«. (Alfred -atz»». Unwersiiätsirraßr 1, L-ut« Lösche . 23 Part, und K«»t,«R»tz 7, nnr bis '/,3 NAr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgesihichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Aeerletjührtich -if, duck. v°t»««rkbu 5 «k, d«ch d», »O b-»«e, L«k Jederd«r1».»»W»rr«»s v»t«ä»e»»-l«r 10 Pf. «e»«hre, säe Lrtr.Art (i» T»q«»llltt^«rm»r »tz«, V»stdef«rd«r»»g «rt VostAesürdenmg 7» «k. Itürratr »MfpaUr«! «ratze» Schrift», ><ua uns. . . TaLeltarffchrr ». ZtffevVatz «ch httzrrm L«i>. Ueliamtn «uter A«» ArAuctiousftrlch Ate tiettzeli. Heile ü0Vs^»»r de, F«mtlie»»»chrtHtr» di» Sgespaltrue geile <0 Pf. Iuserute slad stets a, die Gu^tzttta» Pt sende». — Rabatt wird »icht geqebe». Hahlmtg pr»«mw«r»uäo »drr darch Heft« »achnahme. ^ 84. Dienst«g dm 25. Miirz 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. IkkamttMchmi». Uoter Hinweis aus die Besiimmunq in tz Z68.2 deS ReichS- strasgesetzbuckS wirv den Ärundsiücksbrsitzeru bez. Garten- Inhabern hlesiger Stadt, riuschlietzlich der einverleibten Be zirke, bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu «O Mar oder entsprechender Hast hiermit ausgegeben, ibrc Bänme, Sträucher, Hecken re. wLhrend de- Monat- April diesc- IabreS von den Raupen des Rinqrlspinner- (,ttomb>r üenstri») gehörig säubern und die Raupen sowie deren Nester vertilgen zu lasse». Gleichzeitig geben wir nachstehend «nb G eine kurze Be schreibung der 1'cbenSmeise und der zwcckiniibigflen Vertilgung-» art der angesührlen SchmelterlingSgallung. Leipzig, den >. März 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 208. I)r. Gcorgi. Hennig. D Ningrlspiniier lliowd^rc kisuslri»). Der Schmelteclittg legt seine ^>er Ende Juli oder Ausang August bis zu 400 Ltiia beisammen sp>rolsürmig um ein- dis dreiiährige Aesichen. Erst im r.achsteu Marz schlüpica die anfangs schwarzen, lang gelbbraun behqarten Liäupchei. aus, uädrea sich zuerst von Knospen, später vou Laub. Ihre stscasisiellen überspinnen sie mit einem leichien lockeren Gewebe, ohne ein eigenilicheS Nest herzustellen. Anfangs trifft man diese Raupen zu mehreren Hunderleu gesellig o» Lbstbättmen, Weisivor», Rosen, Weisibuchea, Eichen, Rüstern, Pappeln, Birken beisammen, in der Gabelung ei»e< Aste- oder ähn- l chen Stellen dicht oueuiandergcdrängt. Mit dem zunehmenden WachSthuni der Nauven werden oese Gesellschastea kleiner und kleiner, bis sie sich Ende Mai oder Ansang Juni gänzlich aoslösen. Sie fressen bei Tag und Nacht und wandern von Baum zu Baum, wenn die Nahrung zu mangeln beginnt. Die »rwachjene Raupe verwandelt sich im Juni In einem eirunden, gelb dnrchstäubten Geipwniie zu einer weichen schwarze» Puppe, der im Juli der Faller enlichtüpft. gwrckmäsiige Bertligungewcise: Zerquetschen oad Brrnichteu der Raupen in ihren Schlupfwinkeln, aus denen sie, wenn solche doch am Baume sich b> sieden, durch Anschlägen au die Stämme herob- geworjen werden können, im April. BekannUllilchnng. Die Leucbtkrast de- städtische» Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 17. btS 23. diese- MonatS im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Gonsum da- 18,2sache der Leuchtkraft der deutsche» Normalkerze von 50 Millimeter Flammenböhe. Da« specisisch« Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,453. Leipzig, am 24. März >890. DeS Raths Deputation z» den Gasanstalten. SiMatils-Bckanittmailmns. Gestohlen wurde» laut hier erttalteier «n»eige: 1) rin Basten, sign.: II. 4010", 18 Kilo schwer, enthüllend einen Ballen Mnlrrufoiiriiilure», seil l2. Januar d. I.; 2) tt Stück „cucs ;i>»k-Nohr, 4 Stück circa b Meter lang, innerhalb der letzten 0 Wochen; 3) eine grösiere Geige, — sogen. Biola oder Altgcige — mit Bogen, rölstlicd braun polirt, in schwarzlackirteiii Hotikaitrn, sowie ciue Blechbüchse mir verschiedenen Lasten, am 20. v. M.; 4) 5 Stück Leine», grau, nut schmalen blauen Slrcisen am Rande, vom 8. luS 10. d. M.: S> eine große italieniiche Geige — logen. Viola oder Altgelge — hellsarbig, in schwarzen, Holzkaste», mit Uoqen nnd ik Blechbüchse» mit verschiedenen Saite», bcdcckr mit buiitseidenem Tuch und blauserScuer Tcckc in» den, e,»gestickten Namen .^errmann Berger", vom 14 tis 16. d. M.; Ü) e,n Loniinerubrrzieher, hellgrau, glatt, mit grouea Stein nußknöpsen, verdeckter Balkcric, grauem Futter und Stoffbenkel, darunter der Name: „Presto, OlüeliMnckd", ein Paar fast neue Glac-Huiidichulie, ein« Brieftasche mit 3 VbntograAdir», ein Paar Stiefeletten, soft neu, doppclsohlig, mit Siijlodiätzen und Gummieinsätzen, und eil, Porlrinounaie, braunledcrn, mit Klappe ohne Schlößchen, dar,,, über 1» Mark in 2 Thalern und kleinerer Münze, und einige Schlüssel, am 19. d. M.; 7) 817 Flaitien, rerichirdene, meist italienische Weine im Geiammtw-rthe von ca. 750 ^t. innerhalb der letzira 2 Monate; 8) eine -oie von hell- und brauncarrlrlem Stoff, am 22. d M ; 9) ein Sommrrüberzictzcr von hellgrauem Tuch — sogen. Turncrtuch — nur Hellem Fulter, eince Reihe PerlmntterknSpse und Stoffhenkcl, darunter der Name: „Oounä IVeib, Brüht 60", tvähr nd der leyten drei Monate; 10) eine s-c warzlederne Brieftasche mit Nlckelkloppichlob, ent haltend: 0 Blcchsel b 75 aus llloritr lleiucol lautend, ein Wechsel über 300 ./! aus Friedrich Schichiel lautend, ein «nOzug aus eine»! Hhpeth kenbuche, lautend über 529 .^l aus Oscar Große, sowie verschied ne RcchiiUligen, ausgestellt vou der Brauerei Mäuchs- hoj in Eulinbaä', o,„ 21. d. M. 11) eine silberne hyliiivcriihr mit Secunde, Rückseite mit Schildchen und den emgekrigcllen Buchstaben „X. tt," am 23. d. M.; 12) eine grünwollenc PserScSccke. am 22. d. M. Etwaige Araqriiehinungen über dea Lervlico der gestohlenea «eqenstäude oder über den Thater sind ungesäumt bei unserer Lriouua -tldiheilung zur Avzeig: zu bringe». Leipzig, am 24. März 1890. Tas Polijki-Aint Vrr Stabt Leipzig. Aretlcbneider. K Nrmltiiiims. Die von dem in Eoncurs verigliriien v^'ren Kaufmann Meister, in Firma t-0»ard Beuuditts Nachs., sür lein Mäl-clmagozin ermielhei-n Raumlildkeiicn tu crstcr und jweitcr sttage vom Umversitätsgriitlöstückc „;»>» golvcnen Bär", Uni»rrfitäts- straste Nr. 1>, sind zu Geichasis- oder Wohnzwcckc» vom 1. LrtnArr S. I. ab anderweit zu vermieiden Rrsieciante» wolle: sich a» das unt-rzeichnele Rentamt wenden. Leipzig, am 21. März 1890. Universttäts-«rnta»t. Gebha rdi. Oetkentlieke Hanä6l8lek?LN8taIt. Die ött» n>liol»«»> I'rOti>,»zr«e«» Locke,i in ckissemcktcbre »i« lohpr alLtt: Lw 26, 27. unck 28 Ilitrn. tbilb vov 7—9 vbr i» cker Xi tlieilanr cker Unnillontrnlelirllnvo Z am 26. Rar/, Vormittag» vov 8',,—12 l br ) , , unck >>>»chmitt»<» vou 2'/,—4 lllue > am 27. 1l»r,.. Vvrmilla^n vov 9'/,—12 llbr > ,»!- uuck KvokiniNatp« van 2V,—4 ükr I ^ k!vt>a«»uv^ cisr 4kit»rfe»teu cker lebrllvtti-lbttielllluir am 28. Ilärr kriil, 9 »kr. hier Vvlorrel.boote doebrt »mb. kiorckurot, enxobooat eiv/u» O»rl V«Ur»«, vir«!tor. Die Lieferung von 8000 qm dosstrtcn Pflastersteine I. Tl. sowie 2000 .. .. . ll. „ oll an einen oder mcbrcre Lieferanten vergeben werden. Die Bedingungen snr diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau. Verwaltung, Ratbbaul, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesrheo resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Nusschrist »^Lieferung bossirter Pflastersteine" versehen ebendaselbst und zwar d,S zum 10. Npril 1890 Nachmittags 5 llbr eiiizureickeit. Leipzig, den 24. Mär, >890. DeS Rath- der Stadt Leipzig Stracheabaa-Depatatioa. Dekannlmachmls. Die Trottoirlegung aus dem nördlichen Fußwege der Mollkestraße entlang der unbebauten Strecke zwischen der Süd- und Glifenstraße soll an einen Unternehmer iu Accord verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer iesban - Berwaltnng, Nathhau-, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 14. au- und können daselbst eingesehea oder gegen Ent richtung der Gebühren enlnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Lrottoirlcizung an der Moltkestraste" versehen cberwaselbii unb zwar bi» zum 10. April 1890 Nachmittag- 5 Ubr einzureichen. Der Nalh behält sich da- Recht vor, sSmmtlichr Angebote abzulehnen. Leipzig, den 21. Mär; 1890. DcS RathS der Stadt Leipzig Id >34t Ltrastenbau-Devatation. Bekanntmachung. Da die Gartenplätze an der Entrttzscher LH« Verwendung finden so! ere» fienstraHe zum Theil aiiderweit Verwendung finden sollen, wird niise e Dekanntmaehung vorn Iv. laufende» MonatS, die Verpachtung derselbe« betr, hiermit di- ans Weilere» aufgehoben» der zur Verpachtung an den Meistbietenden sür Freitag, den 28. dsS. Mt»., anveraumte Termin nicht adgehallen werden. Leipzig, den 22. März 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 1369. 1)r. Trvndlin. Kretschmer,Aff Gmerlirimim — fkipiiz. L«nnrrSta«, de» 27. d. M.. Nachiuinng 5 llhr össcntliche Plrimrsitzuiig im Sammerlocale. Tagesordnung: 1) Bericht au- der Ncgistrande. 2) Aucschußbnicht über Gesuche der hies. Glaser- und der Schiefer- und Ziegcltecker.Jimung um Verleihung von an der Gewerbeordnung iolgenden Rechte». 3) Bericht des Berkehrs-Aiisichusses über Ein!ühr«»g einer ein« heitlichrn Zeit — Normalzeit — sür den Eiscubahndievst. Leipzig, 2ö. März 1890. V. ,4. vedler, Bors. NernoA, E. Zur Gesammtlaze. Da» bcstimmeiite Moment der gegenwärtigen Lage ist, daß wir au einem Wendepuncle sieben. Die bisherigen innere» und auswärtige» Verhältnisse im Deutschen Reiche waren unter der Leitung de- Fürsten BiSmarck geschaffen worden, seine Person hatte ibncn da- Gepräge gegeben und zu ibm batte man da- Vertrauen, daß er da» Begonnene zweckentsprechend sortentwickeln und zu Ende sühreu werde. Daß Zweifel rnt- stantei' sind, ob die- ohne die Mitwirkung de» Fürsten in der bisherigen Weise und ganz in sriiiem Sinne geschehen könne, dars nicht überrasche», die Bewunderung, welche dem Genie de» Fürsten Bismarck seit einer langen Reihe von Jahre» von allen Seiten und darunter nicht am wenigsten von den Kaisern, denen er seine Dienste widmete, gezollt Wor ten ist, hat der Beseitigung der Urberzeugung die Wege ge» ebnet, daß nur er allein un Stande sei. da- vielgestaltige Räderwerk der inneren und auswärtigen Politik Deutschland- im Gange zu erhalten. So sehr diese» Urtheil auch dazu angethan ist, die Be deutung des Kanzler- zu heben, so bedenklich ist e« anderer seits für die Zukunft de- Deutschen Reiche». Nach mensch licher Berechnung mußte die amtliche Thäliqkeit de- sünsund- siebzigjährigen Fürsten »n nicht allzu langer Zeit ihr natürliche- Ende erreichen, und wenn auch dieser Augenblick erst nach einer Reibe von Jahren eiiiaetrcten wäre, so würde die Sachlage kaum eine andere gewesen sein, als sie jetzt »st, höchsten- in« soser» ungünstiger, als dann da» Zurückgreisen aus den Ralh de« Kanzlers nicht mehr möglich gewesen wäre. Heute wird man die Probe machen, ob sich die Arbeit-Iast, welche Fürst Bi-marck bisher allein bewältigt hat, aus mehrere Personen verlheile» läßt. Der Kanzler hal selbst in den letzten Jahren seinen Wunsch dahin geäußert, daß er sich ans die auswärtige Politik al- aus fein Alteniheil zurückticben und die Leiluug der inneren Angelegenbeilen andere» bewährten Kräfte» werde über lasten können. Anfänge nach dieser Richtung sind schon mebrsach vor seinem Rücktritt erkennbar gewesen. So batte er z. B die Durchdringung de- Invalidität-- und Altersversicherung-» gesetzcS im Reichstage dem SlaatSnunister von Boetticher überlassen. und war sebr angenehm überrascht davon, daß diesem die schwierige Ausgabe noch i» der lausenden Session de« Reichstages gelungen ist. Ferner hat Fürst BiSmarck selbst bei», Kaiser beantcugt, ihn von der Leitung de- Handels- Ministerium- zu entbinven, weil die Streik-Angelkgenbeite» und die damit IN Znsammkiihang stehende» Fragen zu große Aiisorderllngeii a» seine Arbeitskraft stellten. Nun ist eS freilich eine bekannte Thatsache, baß man sich von einer Thäligk it, in vre man sich kinewgelcbl hat, »lil der man gleichsam verwachsen ist, schwer trennt, und da« mag aus e.e Empfindungen de- Kanzler- nicht ohne Rückwirkung ge blieben sein. Seit dem 20. März sieben wir einer neuen Lage gegen über. weil die öss.nllich: Meinung den Ihalsächlichcn Beweis gcsübrt zu sehen wünscht, baß in Preuße» und im Deulschen Reiche die Entwickelung auch nach dem Rücktritt BiSmarck's sich iu den bisherigen Bahne,, bewegen unv aus keine Hin-er» n>>"e tabei stoß'» wird Mit der Gestalt, welche die Ver hältnisse seit dein 20. März gewoi»«,, haben, löanen Inland unv Auslaav wohl zufrieden sein. Di, Uederzeuguug. daß die auSwärlige Politik ganz den Absichten u»d dem Geiste BiSmarck'S entsprechend sortgeführt werden wird, ist in Europa allgemeiu verbreitet» unsere Bundesgenossen haben zu Deutschland dolle» Vertrauen, und selbst Frankreich zweifelt nicht an den fortdauernd friedlichen Absichten Deutschlands. Die Wahl de» Nachfolger» de- Fürsten Bi-marck wird überall al» eine glückliche betrachtet, man erwartet von dem guten Willen unv den Fähigkeiten de- neuen Kanzler- da- Beste. Die internationale Arbeiter« schutzconserrnz nimmt einen durchaus glatten »nd befriedigenden Verlaus, der als Vorslnse sür die zukünstige Organisation deS Arbcilerschutzes zu de» besten Heffnungei, berechtigt. AtS wichtigste Frage bleibt daher gegenwärtig nur übrig, wie sich da- Verhältniß zwischen dem r.eugewähllcn Reichstag und der Rcichsregierung gestalten wird. Die Borlagen, welche dem Reichstage zugeben werde», sind bi« aus die über die Artillerie in Dunkel gehüllt, besonder- gilt die» von den Maßregeln zum Schutze gegen die AnSschreilungen der Socialbemokralie. Die Zusammensetzung de- „euen Reich-tage» ist bekannllich der Art, daß die erneute Vorlage de» EocialistengesetzeS aud der vorigen Session auch in abgeänderler Form keine Au-sicht aus Annahme hak. Diese Frage wirv binnen Kurzem brennend werden, da der Reichstag in drei Wochen zusammentritt. Man ersieht schon au» diesen Andeulungen, daß die Ent wickelung der Zukunft wesentlich auf socialem Gebiete liegt, einem Gebiete, welches der Kaiser als seine eigenste Sache be trachtet Mid aus welchem der Kanzler seine Thäiigkeil in der letzten Zeit eingeschränkt hat, wie wir oben nachgewiesen haben. Mag auch d,c Trennung des Kaiser» vom Kanzler schneller und unter Umstünden cüigetrete» sein, welche lcbhast zu bedauern sind, so ist c- doch jedenfalls nolbwcntig. da» Verhältniß zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck mit der größten Zurückhaltung zu behandeln. Wir stimme» der srcicoiiservalivrn „Post" vollständig bei, wenn sic schreibt: An de» Rücktritt des Fürste» BiSmarck schciat sich em KettunkiSstreii bedauerlicher Art knüpfen zu wollen. Es ist bei der Bedeutung diele- Bocsalles und dem Interest-, mn welchem weiten Kreise» die Ursachen desselben versolgl weiden, erklärlich, daß iu der Presse Not zen und Correspondenzeii erscheinen, welche je nach dem Grade der Jnjoemation, der Urldeilsjähigtkil oder de. Gewissen- Hastigkeit des Berichterstatters mehr oder weniger unrichtige oder schiefe Mittheilungcn enthalte» und dade: zur Richtigstellung aus» fordern. Allein die Erfahrung lehrt, daß Berichtigungen in solche» Fällen nur zu häufig dazu dienen, neue Unterstellungen, Einstellungen und Angriffe oiizuknüpsen. Diese Ersahcuug findet sich auch iu dem vorliegenden Falle bestätigt. Wie r>» Blick in die Spilteu der „Freisinnigen Heilung" und oiidercr Blätter ähnlichen Schlage» lehrt, sind Preßau.'eing»der>rtz ing-n, wie sie die letzie» Tage brachten, nur Wasser aus die Münle der qehäisigsten Gegver brc Fürste» Bism irck; die haßgeschivollenen Neider s.-iacr Gr-be saunr» daraus Gift, uni ihm sowohl ctwas auzuhängen als i»c gc nze Lage z» verschärfe« und z* verviUer». L« Preise, welche dem Fürsten BiSmarck nabe steht, thut diesem daher den denkdar schlechtesten Dienst, wen» sie in rein Bestrebe», dea Sachverhalt richtig zu stellen, dem Zcitungsstreile neues Material zusührt und zu Erweiterung und BcrILiigeiung ter Polemik Anlaß giebt. Biel bester, daß die eine oder andere unrichtige Lesart unbcrichligt blech!, als daß ein Verfahren sich so tietzl, aus dem nur d e Gegner Bor theil ziehen. Für die Verehrer des Fürsten Bismarck mag es schwer sein, gegenüber manche,- Preßleistungen unserer Tage jsurück- hallung zu übe». Aber sie uiusje» bedenkrn, daß ad iralo in der Presse geschleuderte Pfeile zumeist aus den Schutzen selbst zurück pralle». Bor Allem aber, daß äußerste Zurückhaltung In dem g-geii' wartiqen Momente geradezu eine patriotische Pflicht ist. -Ser eS gut mit dem Fürsten Bismarck mcint, möge die ernste Mahnung voll beherzigen. Es sind zwei kaiserliche Erlaffe vorhanden, in welchen der Kaiser selbst sein Berhällniß zu»r Fürsten BiSmarck am Tage de» AbschievcS dargelegt hat. Diese Darlegung dient un» zur Richtschnur, denn es ist nicht da- Amt der Presse, persönliche Angelcgenheilen de» Staal-obcrhaupke» in de» Kreis ihrer Erörterungen zu ziehen Wenn das siüher und namentlich zur Zeit der Regierung Kaiser Friedrich'- III. geschehen ist, so kann un» die Ern»,e,uni an die Unerquicklichkeit derartiger Erörterungen nur al» Mahnung dienen, sie in Zukunft zu vermeide». Dir unvergänglichen Verdienste de» geschiedenen Kanzler» sind von alle» Äeiten gebührend anerkannt, sie ge höre» der Geschichte an. andererscil« siebt fest, daß der Rück tritt de« Kanzler» durch unanSlilgbare MeiiitingSverschiebe», beite» zwischen Kaiser und Kanzler hrrbcigesührt ist. Daran müssen wir e- un» genügeu lasten. Die Zukunft wird sich in dem Maße leichter und bester entwickeln, at» olle Parteien sich bemübt zeigen, da« Wort über die Richtigstellung der Ursache de- Rücktritt- der Zeit zu überlasten. « Leipzig, 25. März. * Fürst BiSmarck wird vorauSsicbllich in diese» Tage» dem Kaiser seine Aufwartung machrn und sich bei ihm al» Generaloberst »leldrn und verabschieden; auch glaubt man daß der Fürst de» Kaiser bei dieser Gelegcnbeit biltcn wird, ibm zu gestalte», daß er aus die ihm verliehene Würde eine« Herzog» von Lauenburg Verzicht triste. Die kaiserliche Entschricung auf da- Abschiedsgesuch des Staats Ministers Grafen BiSmarck ist bisher »och nicht au« gefertigt, doch zweifelt man nicht daran, daß das Gesuch an genommen werden wird. * Der Prinzregent Luitpold soll dem Fürsten BiSinarck ein in huldvollen Worten abgcsaßlcS Hand schreiben übermittelt haben. — Der Prinz von Wales hat am Sonnabend dem Fürsten BiSmarck einen Besuch abgrstattel, konnte jedoch, wie die .Kreuzz-itung" millheilt. nicht empfangen werden, da der Fürst unpäßlich war. * Zum Rücktritt VeS Fürsten BiSmarck bringt die Wiener „Politische Eorrespondcnz" die folgende und zwar anscheinend a»S ossiciöser Quelle geflossene Miitheiluug an» Berlin: Darstellungen, welche uns von durchaus zuverlässiger S-ite aus Berti» telegrapüiich zua-ben, ir-ien einer Reihe von Nach richten entgegen, die m d«n jungtien Tagen im Z isamiiicnbange Mit der Kanzle rkrise in Umlaut g'ictzl wurden, .giiiiäcdil wird »ns versichert, daß die Gcrüchte, wonach tivchgeslelll-Pe, iöiitictke ten noch in den letzten Tagen den Versuch g-machl hält n, den Fürsten üisinarck zur Zurücknahme seines Eniloffua Sgesucbes zu be wegen. voilständig unbegründet sind Die Behauptung, vaß Fürst BiSmarck et war. der den General Lapcivi zu seinem Nachfolger rorgeschlagen habe, entspreche» nicht den Thatsache», die Wahl dr« Nachwlger» de« Fürste» Bismarck ir> vielmehr au-schließlich den eigenen Erwägunge« des Kaiser- Wilhelm II. rnllprnngen. Ebensowenig sind vom Fürsten Bismalck Aorschlüge bezüglich der Leitung deS Auswärtigen Amte- gemacht oder gcsordert worden. In dieser Richtung seien erst die vom Kaiser aus eigener Juitiaiiv« zu fassenden Beschlüsse abzu- wartrn; di» über die Verso» eine- Nachldlger« dcS Gra'en Herbert BiSmarck in dea Blättern verzeichnet«» Gerüchte sele» nichts al- Lombi-iatlon, da diese Angelegenheit überhaupt »och »Icht bis zu bestimmten Entscheidungen gedirhen Ist. Was die Frage betrifft, ob in Folge des Rücktritte- des Fürste» Bismarck tu setner Elgen» chasl als preußischer Minister-Präsident auch die Demisston de« preußischen Geiammt-MinistertumS zu erwarten sei. lasse sich versichcra, baß ei» solcher Schritt nach der Ankündigung des Fürste» bezüglich seiner Demission in der Mnrtsterrath-sitzuug nicht beschlossen worbe» und auch seither nicht ersotgt ist. Wettere uns aus oer gleiche» Quelle zugeheube Millheiluugen bestreiten die n den letzte» Tagen bezüglich militairilcher Angelegenheiten Deulichlaads auigrianchie,, Versionen. D,e Nachricht, daß ta der lüauft n Lonscrcnz de« Kaiser» mit den Loipscoiiimaadeureu eine Herabsetzung der Dienstzeit aus zwei Jahre i» Erwägung gezogen wurde, gehört in da: Gebiet der Erfindungen; es bürste sich in dieser Eonserenz vielmehr um die Feststellung der unumgänglich uothwen« digen neuen He eresersordernisse gebandelt haben, um das Minimum jener Geldsorderungen bestimmen zu können, mit welche» die Regierung vor den Reichstag Irrten muß Desgleichen entbehre bas von den Blättern vrrzcichaete Gerücht über eine Aenderung in dem Verhältnisse de« Kaisers zu dem Grase» Waldersee schlech terdings jeder Grundlage. * Der Nationalliberale Verein in Berlin wird am 1. April zur Feier de-GeburtSlaqS deSFürsten BiSmarck ein Herrenabendessen im Englischen Hause ver anstalten. Die nalionalliberale Fractio» de» Land tag- beabsichtigt, in einer besonderen Adresse dem Fürsten BiSmarck ihren Dank sür seine Verdienste um da» Vaterland an seinem Geburtstag auSzusprechcn. Bon liationallideralrr Seite würde also da« Verhallen de- Land tags b,S zu einem gewissen Grade gutgcmachl werden. * ES ist in den jüngsten Tagen viel von einer CabtnetS- ordre aus dem Jahce 1552 die Rebe gewesen, durch welche die Beziehungen der preußischen Minister zum Lande«. Herrn geregelt worden und aus welcher bisher die Stellung de« Ministerpräsidenten zu feinen College» berühr hal. AnS der ..Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" erfahren wir nn», daß Fürst BiSmarck erst in de» lctzlen Wochen daS Bedürsniß empiuiiden habe, aus diese Ordre Bezug zu nehmen, daß der Kaiser daraus besohlen bade, diese Ordre „aus der Welt zu schassen", daß jedoch BiSmarck sic sür un entbehrlich gehalten habe, wenn eni P r äs,bi um de-Staat-- iiili»ster>umS sorlbesleben solle, und daß ihm dieser Wider spruch mit dein Kaiser über die unabweistiche Notlnvenbigkeit seines Rücktritt« schließlich die volle Klarheit gegeben habe. Diese sür die Geschichte der KanzlcrkrisiS daher wtch- lige CabinelSordrc ist vom 8. September 1852 dalirt und hat folgenden Wortlaut: „Ich finde e» nölhig, daß dem Ministerpräsidenten, mehr als bisher, eme allgcmcine lieber»«» über dir verschiedenen Zwnge der inneren Verwaltung und dadurch d e Möglichkeit gewährt wcrdr, die noihweudige Einheit darin, seiner Sl-llung gemäß, ausrecht zu erhalten und Mir über alle w.chiigen Berivultungsinaßrcgeln aus Mem Erfordern Anskunsl zu gcb ». Zu dem Ende bestimme Ich Folgende»: 1) lieber alle V rwaUungSmaßrcgela von Wichtigkeit, die mchl schon »ach den bestehende» Borschrtsten einer vorgängigen Beichlußnahme deS Siaalsmuilstiriuins bedürfe», Hai sich der belreff »de D>parlemeiilsches vorher, wüabbch oder schriftlich, mit dem Muro'- ,Präsidenten zu verständigen. Lrtzcrrei» steht es frei, nach seinem Ermcsse» eine Beralhung d r Sache im S>a.»s»limstcritini, auch nach Befinden eme Berichterstattung darüber an Mich z»vera»I»sscn. 2)Wenn es zu Berwoltuiigsniaßregeln der angegebenen An na h den bestehenden Griindsätz.'n Meiner Genehmigung brdars, so ist der ersocdctlich- Bericht vorhrr dem Mnuster-Präsidentr» initzulheilen, welcher deinetben mit seinen etwaigen Bemeikniige» Mir vorzulegeil hat. 3) Wen» eia Bern, iIIungs-EH-t sich bcwogci, findet, Mir in Aiigrlcgrnhktt seines RcssonS uniiiNtrlbar Borirag zu halten, so hat er den Mmister- präfidenten davon zen .> voihcr in Ikeiinliiisi zu srtz'ii, damit derselbe, wenn er eS nöllng findet, solchen Vorträge» tenvohuen kann. — Die regelmäßi,en Jmiiiediai-Borträge des KricgSNtmistciS bleiben vou dicler Bestimmung auSgeschtoss ii. Charlotlenburg, den 8. September 1802. gez. Friedrich Wilhelm, gegeagez. Maiileussel" Die damals von dem späteren Geheimrath Wagencr redigirte .Kreuz-Zeitung" bemerkte zu dieser Ordre: .Wir müssen diese Bestimmungen al» durchaus der Sachlage angemessen bezeichnen und »vitnschen, daß durch deren Aus führung die nolhweubtge Ein heit der RegierungS-Maßrcgeln gesichert werde." * Die Haltung des prenßischen Landtage- während der gegenwärtigen Krisis hat -n weiten Kreise» große Miß stimmung hervorgcruse». Nachdem in beiden Häusern da« amtliche Schreibe» über de» Rücktritt deö Fürsten Bi-marck von seinen Aemlcrn verlesen worden, hat sich »icht ein einziger Abgeordneter, nicht ein einziges HerrenhauS- milglikb bewogen gesnblt, dem vreußiscbc» Minister, der iu uiiuiiterbrockiener säst 30jähriger Tbäligkeit an der Spitze der preußischen StaatSrcgicniiig gestanden hal, össeiillick für seine großartige »nv erfolgreiche Tiiäligkeil zum Wohle de« Baler- landes zu danken. Fürst Bismarck ist gewiß der Letzte, der aus öffentliche Dankbarkeit rechnet; aber sür die preußische Nvlksverlrctung wäre eS paffender gewesen, wenn sic dieser Dankbarkeit, welche die bei weitem größte Mehrheit der Mit glieder wirlltch beseelt, auch lauten und unzweideutigen A»S- bruck gegeben Halle. Unser jugendlicher Kaiser war za mit so schönem Beispiel vvraiigegaii.gen. seine DankeSdriefe a» den Fürsten sind so warm, so ungckünslell, so auS vollem Herzen geschöpst, daß sie dem erlauchte» Herrscher zur höchste» Ehre gereichen. Er hat in der Tbul die richtigen Worte über die Gefühle gesunden, die in diesen Tagen die Herzen von Millionen deulschcr Patrioten burchzillcrl haben. * Zu dem von socialveniokralischcr Seite über da» Dorf Blumberg verhängten Bohcoll schreibt die „Confer- vative Correspondenz": „Wie beschämend ist eS. Zu sehen zu müssen, daß Ubcrzeuouiigstrene Patrioten durch den Terrorismus ein-r ans d u Umsturz binardeikeiide» stramm orqai»sirten Masse bedrängt unv in ihrer Erislcnz bedroht werden dürfe», ohne daß sich anscheinend auch nur einFi » ger rührt, um den Bedrohte» zur Hilfe zu kommen. G>ebl es kenn nnr noch Soc>alki-nivkrateii l» der Reichs- Hauptstadt, soll den» H.aidel nnd Windel in der Kaiserstakt ganz und gar von de» Ukasen der Uinitnrziührer abhängen'? Dieser Stumpfsinn der „Orviinngsparkeien", der anscheinend ohne Keiilenschtäge nicht ansgerütlelt werden kann, ist wirklich über alle Maße» erbärmlich." (W >S uns bei dieser Angelegen- beit auch »och »lerkwürdlg erscheint, da- ist der Umstand, daß man in Preußen seilen« der Behörden dem socialbemo- kratischen Vergewaltigung-system gegenüber, wie ,S sich in BoyeottS, wie de», obigen, bemerklich macht, mit verschränkten Armen ruhig zusieht. I» Sachsen hat man sich glücklicher weise. wie die Vorkommnisse der letzten Zeit beweisen, zu einer energiicheren Praxi- emporgerasjt. Die Redaction de« Leipziger Tageblattes.)
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