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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-27
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1890
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Erscheint tätlich ftüh «'/. Uhr. Letuliia »t Lr»edtti«u IohoooeSgaste 8. SPrrchkunirn Irr Nrdaktisa. Bormttino- 10—12 Uhr. ?'octnn>:>vgs ö—6 Uhr. kl., > < »i, -I-c-N-»d«n ««mitcrW, MX»« »ch « . . °«L»» »M« »«MMxi. «uuntzme »er für tzte >ichktsnl«e»»e R«»«»r tzeftt»»«»« z»frr««» »» «»chent«,» ht« S U»r NachMtt«»«. »ue.uu. u^»^»»»fr»»»«e'<^I»tzr. 2» i>rn Fttiele« für Zus.-^nnahmr: Ttt« Ale»»'« Perlt». tAtfretz P«H>), U,tverfi,ät«fir-ße 1. L«ut« Lösche. Kothoriaenstr. 23 Part. und K«,ttz«plntz 7. nur bis '/,L Ntzr. eipMtr.TllgMM Anzeiger. Orgtin für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. ««rtÄjLhrtich 4V, «k tnel. vringerlnh, b «L. dich »te Post be^e»a»K. Iedeet»»el»e«»»»»»r30Ps Vele^remptar 10 Pf Grhühre» für Ertrabeilnne» (io T»>«chlat»-8«r»,i gesntz») «tz«r Pnftdesörper»^ 60 v» «,t Pefthefürderoo, 7V Mk. Injenlte S acspatt« Petcheile 80 Ps. «eshr« Schriste» l«»t o»f. PreiZper^tchniß. Tabellarisch» ». ZWrrnsatzaach HSHrrm T-n>. A^El»e> «Ir» ba» »atzaett,»«strich dt« «aripalt. ge«« «>BU »« »», »,»ilt»»»«chrichte- dt« S,ch»,ltene gelle «0 «I. Jifer», stad stet« «, dir Gr»«»ttta» »o s»b«». — «adatt »trd »ich« geqebea. gahtoog pr»«nuo»r»i>a» »der durch Pop- «och»«hme. 8«. Donnerstag dm 27. März 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vrkrimivuuhmls. Wegen varzunehmender Pflasterung wird die Wtlheluestrache im Stadtbezirke Leipzig Aaaer <krotte«d»rf von DonarrStag een 277 d. M. ab bi« zur Beendigung der Arbeiten für den g»fa«»ten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 25. Mürz 1890. Der Skath der Stadt Leipzig. IX. 1749. l)i'. Tröndlia. Hennig. von 712,82 qm - 643,12 . . 693,68 . 600.39 . NktllkigtN»« «« Kuollidkil i» -er M,erste». Von den aus der Südseite der Kronprinzftrache zwischen der Koch» und Südstraße gelegenen, der Stadt» geme-ndc gehörigen Bauplätzen sollen die auf dem bclr. ParcellirungSplan wie folgt bezeichnet«! Nr. 1 an der Ecke der Kronprinz- und Slirstraße .... »2a» der Südstraße . . z » 6 an der Ecke der Kronprinz- und Kochstraße .... » 7 an der Kochstraß« ...» 600.39 » « zum Verkaufe versteigert werden. Wir beraumen hierzu aus Freitag, den 28. dies. M»»., Vormittag« IO Uhr im Saal« der Alten Waage, Satharinrnstraße Nr. I, 2, Etage, Bersteigerungdlermiii an. Dieser wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eine« jeden der einzeln »ach einander in obiger Reihenfolge au»gebotenen Bauplätze ge schlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausrufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Versteigerungsbediligungen und der ParcellirungSplan liegen aus dem NathhauSsaale, 1. Etage, zur Einsichtnahme aus. woselbst auch in der Sportelcasse I. Zimmer Nr. 5, Exemplare davon für t abgegeben werden. Leipzig, den 14. März 1890. Der Skath der Stadt Leipzig. In 1175. Or. Trvudli». Eerutti. Vekainltmailiünz. Hierdurch bringen wir zur bfsenllichc» Kenntniß, daß wir beschlossen haben, der Straße II des Uhlemann'sche» Br» bauungsplane« für Leipzig»Anger-Crottendorf den Namen brotteadorfer Ttraste beizulegen. Leipzig, de» 2«. März 1890. , n 1^? Der Skath der Stadt Leipzig. 431 Vr. Trvndlin. Ruling. Auf sein Ansuchen ist Herr Wustav Thieme, Lehrer, Leipzig-Neuschöneseld, Nutolsstraße 2. au« dem von ihm l iöher bekleidete» Amte eines Arme» Pfleger« im Distrikte Leipzig» Neuschöneseld entlasten worden. Wir sprechen ihm biermit unseren Dank für die unserem Armenwesrn gewährte Mitwirkung au«. Leipzig, am 22. März 1890. Das Armen-Directorium. ir. kü. 35. Ludwig.Wolf. Artu«. Vtkaimtmaihllllg. Da die Gartenplätze an der Eutritzscher There- sienstraste zum Tbeil anderweit Verwendung finde» solle», w rv unsere Bekanntmachung vom IO. laufenden MonatS, die Verpachtung derselbe« bclr., hiermit b « aus Weitere« ansgehoben, der zur Verpachtung an de» Meistbietenden für Freitag, den 28. ds«. Mt«., anberaumte Termin nicht adgrhalten werden. Leipzig, den 22. März 1890. Der Skath der Stadt Leipzig. Id >869 Ilr. Tröndli». Kretschmer. Ast. Müsste Fn1bi»n»l«l>sstilt fiir Mstw. Fr«»,« uud Sonnabend, de» 38. und 39. Mürz, von 10—12 und von 3—6 Uhr Ausstellung der weiblichen Handorbetlea, der Zeichnungen und der Kindergurtenorbriten ln der 1. und 3. Etage tec Schule Ttaniasktrchbas 24. wozu ergebenst entladet Leipzig, den 36 Mär, 1890. Dir. «. Reimer. Vclranntmachung. Für unser neue«, voraussichtlich am 1. Oktober diese« Jahre« z» eröffnende«, zu 80 Betten eingerichtete» Krankenhaus suchen wir einen erfahrenen Arzt al« Lirigrnten. Chirurgisch erprobte Bewerber erhalten den Vorzug. Die Besetzung dieser Stelle erlo'gt mit einem nicht Pension«, berechtigten Iahresgchalle von 3000 ./l und gegen eine briden Tlieilen feelstebende sechsmonatlichc Kündigung wie unter der an«, diiickliche» Bedingung, daß der Gewählte aus Praxi« außerhalb unserer Stadt z» verzichten lat Meldungen sind unter Beifügung von Zeugnissen und eines Lcben-lause» bl« zni» 2V ?lpril er. bei un« einzuikiche». Zeitz, den 7. Mir, 1890. Der Magistrat. Arnold. Vail-Attal, in nächster Bäbe de« Bahnhofs »»ft ker Harthwalvnna schön gelegen, Hot billig zu verkaufen der Ltavtrath z» Zwenkau. Znm Rücktritt des Reichskanzlers. * Fürst Bismarck wird, nachdem er seine sämmllichen Acniter, deren treue Verwaltung ihm zu unvergänglichem Ruhme gereicht, niedergelegt, seinen snnsu»dsiedz.gste» Ge burtstag, den 1. April, i» FriedrichSruh verleben, wohin er übers,edelt, um für immerdar de» Staub der Reichshauptstadk, deren Glanz und Weltruhm er geschaffen, von seinen Füßen zu schütteln. Wie schon gestern »ach der »Politischen Corrcspondcnz" mikgetheilt, hat Seine Majestät d-r Kaiser seine» Entschluß, da» Entlastungttgesuch de» F iistkii Bismarck anznnchmen, demselben telegraphisch angez«»gt. Danach müßte dir Annahme de» Gesuchs dem Kanzler schan vor der Urbergabe der kaiser» lichen Erlasse mitgetheilt worden sein. Änzwischea scheint der Kaiser mit den Bunde«fürsten bereit« di« Gefühle über den Rücktritt deS Fürsten auSgetauscht zu haben. Fürst BiSmarck gedenkt, wie schon erwähnt, den Titel eine» „Herzogs von Lanenburg" abzulehnen. Ma serner eine Blätlermeldung anlangt, nach welcher BiSmarck eine ihm angcbolene D olation abgelehnt habe, so wird der „Magdeburgischen Zeitung" au« Berlin geschrieben: „Fürst, BiSmarck ist nicht in die Lage gekommen, eine neue „Dotation" adzulebnen, weil ihm keine solche angeboten worden ist. Tbalsächlich hat inan an eine solche gedacht, doch ist man sehr bald davon zurückgekommen, da man zweifelte, die erforderliche Zustimmung de« Landtage« er lange» zu können." Erwähnt mag auch werden, daß die deutschsreistnnige Presse allerlei sensationelle Anekdoten zum Besten giebt, au« denen hervorgehc» soll, daß Fürst Bismarck eine feindliche Stellung gegen die Krone einzunebmen beginne. Dazu ge bürte auch eine von der „Freisinnigen Zeitung" erzählte Ge schichte. wonach Fürst Bi«,»arck eine» Juwelier hätte zu sich kommen laste», um die Brillanten seiner Orde»»-Drco- rationen zu verkaufen. Da- „Berliner Tageblatt" berichtet den sehr unverfänglichen Vorgang davon folgendermaßen: Der Hauptqrund, weSbalb der Fürst den Werth seiner Aus zeichnungen sestgestellt haben wollte, war der, „daß Ihm tu Frikdrich-ruli kein absolut feuer- und dtebesstcherer Raum zurBerfügung stehe, und daher sich doch nicht gclegenlllch von irgend einer Bande ausplündeiu lasten möchte. „Uebrigens beläuft sich der Werib der Orden des Fürsten allein aus wett über 100 000 ./l; die- kommt daher, weil >bm von fast allen Souve- rainc» die belr,ssendeii höchsten Auszrichnungco regelmäßig „tu Brillanten" verliehen worden sind, und während sonst alle Aus zeichnungen »ach dem Tode de« Besitzer« zurückzugeben sind — tu Preußen besteht hierfür sogar ein sehr autsührliche« Reglement — verbleiben diejenigen „in Brillanten" deu Erben de« also Aus gezeichneten. Bon den Orden im Besitz de« Fürsten gehe» »ach seinem Tode, wie rr selbst bei der hier fraglichen Gelegenheit äußerte, mir die Kette zum Schwanen Adler^Ordrn und da« goldene Blirß zurück, alle üb'igen bleibe» bet der Familie. Außerdem zeigte der Fürst dem betreffenden Fuwelicr bei der Audienz sein« Ehre»- becher. Schilde u s. w., die er — dem Rath« de« Juwelier« folgend — aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso wie die Orden bei der hiesigen Reichsbank in« Depositum geben wird. Daß im Laufe der UnieiHaltung die Aeiißerung siel: »Er (der Fürst) werdt — auf die K'tic des Schwarzen Adlerarden« zeigend — diesen nicht mehr anlege»", ist richtig; nicht minder interessant aber auch die fernere: „In Berlin werden Sie mich nicht mehr sehen." — Endlich ist noch von allgemeinem Interesse, daß der Fürst äußerte: „Wenn ich überhaupt einmal genöthigt seiu sollte, mich olsktrll sehen zu lassen, werde ich den Frack trage» «ad darau da» Johanniter, oder da« Eise«« Kreuz." I» Uniform werde er wohl nicht mehr „hineinkranchen", fügte der Fürst scherzend hinzu. Du« EntlasfnagSgesuch de« Grasen Herbert Bismarck ist vomKaiser genehmigt und die Genehmigung bereits in Händen de« seitherigen SlaatSsccretair«. Eine endgillige Besetzung te« erledigten Posten« steht nicht in unmittelbarer Aussicht, vielmehr wird eine Vertretung eingerichtet werden, die vo» einem der ältere» kaiserlichen Gesandten übernommen wird, analog wie während der Soinmerserien sic z. B. von dem Herrn v. Derriilhall und bei» Grasen Dö»boss bisher schon geübt worben ist. — Die Behauptung, der Regierungspräsident Graf Wilhelm BiSnt arck (der mit kurzem Urlaub zum Besuch seine« Vater« in Berlin emgetrostcn ist) beabsichtige auch au« kein Staat«, dicnste z» treten, ist »ach der „Kölnischen Zeitung" völlig au« ker Lust gegriffen. — Auch Herr von Bötticher soll bleiben; wenigstens schreiben die „Berliner Politischen Nach richten": Als ob e« noch nicht genug der Bewegung und Beunruhignng infolge deS Rücktritte« des Fürsten BiSmarck und olles Dessen, wns dunst zusammen!,äugt, wäre, bemüht sich eine mehr sensation«. lüsterne, als aus die vslichimäßige Wahrung der Wahrheit bedachte Press», imiiier neue Gerüchte angeblich bevorstebendrr Personal- Veränderungen ansjustreuen. Man begnügt sich nicht nur damit, da Hülste der preußischen Reffortminister aus die Proscriptiansliste z„ setzen, sondern sängt auch au, selbst diejenigen Inhaber von Reichs- änilern al« reis zni» Abgänge zu bezeichnen, weichen die deullichsten Beweise des Alleibüchsien Vertrauen« noch ln letzter Zeit zu Thejl wurden. Wenn so zum Beispiel das Gerücht lanctrk wirs, daß Herr von Bötticher au« seiner Stellung scheiden iolle, und zwar vo» einer Stelle, von welchrr eine bessere Insormation und nih gere Bkurtheiliiiiq zu erwarte» wäre, so ist bekannt, baß in den, Allrrdüchste» Handi'chrelben, welche» die Verleihung de« Schwarzen Adlci ordtnS an Herrn von Böllicher bealeitele, nicht nur der An- erkennung der in der Beegangendeit geleisteten ersprießlichen Dienste, sondern dem Vertrauen ln der Erwartung weitere» gedeililichen ZA saiiiiiiei-wirk. iis AiiSonick gegeben ist. Um alle derartigen Ausstreuungen aiii ilirlii wahren Werthzurückoifüliren, muß man sich vergegenwärtige», daß weder im Reiche noch i» Preußen eine varlamentarische Regierung bestehi. Jene »i varlainenlariich regierten Staaten vorkoinmciidcii Fälle, i» denen Minister zurücktreten müssen, in denen sie ihre Ent- lnssiing zu nehme» formell gezwungen sind und in denen dann diele nicht versagt werden kann. können bei un» nicht vorkomnien. Der Kaiser und der König von Preußen ist völlig frei in der Wahl seiner obersten Bcrather. Keinerlei iorniclle Schranke» binde» ihn; sein vslichtniäßigc» Herrsche, <u messen ist die alleinige Richtschnur und Vieles wird vo» anderen Gesichtspunkten geleitet, als die von Sen- lattonsintcreffeii zehrende Togespresje. , Weiler wird gemeldet, daß Herr v. Rottenburg Chef der Reichskanzlei auch »»tcr dem neuen Reichskanzler bleibe» werde. Im AuSlgnde ruft der Rücktritt BiSmarck'S »och immer lebhafte Bewegung hervor. Die Wiener „Deutsche Zeitung" weist aus die Kundgediurgeu der Sympathie sür den Fürsten von Vi-inarck feiten« de« Kaiicr« Franz Joses und deS Königs Hnmbert hin und brincrkt. daß beide Menarchen veu Fürste» BiSmarck zweifellos mit ähnlichen E:»psink»,igen wie ihre Volker au? dem politischen Wirke» scheiden sehen, daß sie aber sich bewußt sind, daß die große FrikdenS-Schöpsiing deS Dreibundes nicht an einzelne Persön lichkeiten uns Namen, und seien sie die größten und syin» patbischstcn, gebunden sind. Die „Neue Freie Presse" bespricht da« Hervortrelen de« Hosvrediger« Stöcker und sagt, daß. wenn e- ihm und seinesgleichen beschicken kein sollt«, in der neue» Zeit eine politisch maßgebende Rolle zn spielen, vicS ein Unglück wäre, vor dem ein gnädige« Schtck'al den vkuiscbcn Kaiser und mit ibm dir Millionen, die mit ge spannter Erwartung den künslizen Thaten seiner Negierung enl.iegensedeii. bewadren möge. AaS Rom wird der »Nattonalztitung" geschrieben: „De Nachricht »o» dem Rücktritt de« Fürsten Bismarck erregte in allen Kreisen Rom« die größte lteberraickiuii-. In den ersten Tagen wonie he keinen recht-n Glauben finden, man nahm allgemein a». baß es sich ein rme vorfibrrgebrnde Meinung«- veiichii'denhcit hdndrlte, di« ebenso, un« alle bisherige» balo aus- geglichra würde. Man begreif», daß dieser Rücktritt in den osstciellen Kreise» da« ttesste Bedauern erregt, da« nur einigermaßen gemildert »ird duich di« kaiserlichen Versicherungen, der Rücktritt Bi-marcr« werde ke>ne Aenderung in der auswärtigen Politik zur Folge haben, und durch die Worte de« bisbrrigeu Kanzler« an den Senator Voecardo über die auch für die Zukunft solidesichende Solidarität zwischen Deutschland und Italien. Tie Nabicalcn baden den Eompaß verloren und wisse» sich nicht zu orientier», Ihre Organe be- schränken sich daraus das Echo der Pariser Bläiter zu ina-tie». wo nach der Rücktritt Bi-marck'S der erste Scbrilt zur Löwiig de» Drei- banda« sei. Der wahre Eindruck, den man im Baiicon hat. wird vo» be« klerikalen Blätter» nicht dargcstellt. Ich kann versichern, daß die Intransigenten, die im Vatikan die Oberhand haben, sich au« verschiedenen Gründen über den Rücktritt freuen. Zunächst sind cs die durch dir deutschen kardinale immer wachgehaltcnen Erinne- rangrn aa den Eulturkamps. Die Intransigenten verzettle» nicht; pe stad also zufrieden, daß der Mann von der politischen Vützne abgetreten ist, in dem sich der Cu'turkamps perionistcirte. Die«, waS die Vergangenheit anlaigt. Einen andere» Grund zur Freude finden sie in der Zukunft, die sie nach ihren Wünschen sich auSmaje». Sie glauben, »ach dem Rücktritt Bis marck'« sei Niemand mehr t»i Stande, Europa vor dem Ausbruch eine« großen Kriege« zu bewahren: B smarck sei die einzige Garantie de« Frieden« giweieii. nach leinei» Ablrelen der Krieg unveimeidlich. Diese Diener Gotte« hoffen nur durch einen Krieg die 'Erreichung ihrer politischen Ziele, die Wiederherstellung der weltlichen Papst- Herrschaft. Auch diese Hoffnung wird, wie die übrigen im Valica» aeheglea, verschwinden. Der Umstand, daß der neue Kanzler einer Familie von italienischem Ursprünge angehört, ist von den italieni schen Blätter» Mit besonderer Genuglbuung hervorgehoben worden. I» den Ministeriellen Kreisen hat man vollste» Zutrauen, daß er, der von Bismarck e ngehaltenen und vom Kaiser gebilligten Richtung folgend, die vortreffliche» Beziehungen zwischen den beiden Regie rungen und die herzlichen Sympathien zwischen beiden Völkern immer mehr stärken und kräfiigea werde." Sehr bemcrkcn-werth ist das Verhalten der russischen Presst bei der Kanzlerkrisi«. So meldet die Münchner „Allgemeine Zeitung": Die russische Presse ist mit sich noch nicht ganz einig, ob sie di« Kanzlerkrisiö bedauern oder sich über dieselbe seeuen soll Im Allgemeinen neig« sie dahin, den slaitgehabten Wechsel in der Leitung der Geschicke DcuNchlaiib- so darziislrUeii, als laufe unser Staatsichtff crnNNche Gefahr, weil iem Steuer » ckit mehr von der kundigen und bewährten Hand Aisinarck'S geleitet werde» wird. Tt« ist ausfälliger Weise besorgter nm DeuffchlaudS Zukunst als I»tr Deutsche selbst, die dein B smarck'iche» Worte gemäß glauben,' daß, nachdem durch sein Genie Deutschland in den Ealtel geletzt worden, es selber z» reiten verstehen iverdc Die russische Presse hebt gec» die Jugendlichkeit unseres Kaisers hervor, weiß aber nichts von seinem politischen Scharfblick und seinem unbeugsamen Willen, welche uns die sichere Bürgschaft bieten, daß da« Schiff auch noch weiter durch die Scylla und Lhorytdi« der west-äsllichen Beziehungen mit sicherer Hand wird aesienert werden. Di- „Neue Zeit" meutt, Bi-inaick sei rin Feind Rußland« gewesen, welche« alle politischen Hindernisse der letzten Zeit ibm zu danken habe, so daß man in Rußland das okerodex ln k«mm« ln da« politische Sprichwort: „Ckorelion öi-wnrcl<" um- gewandelt habe. BiSmarck war, so heißt es dort, insow tt Feind Rußland«, als er Deutschlands Freund ivar und als.wir selbst un- Ihätig und wenig schars waren. — ES ist dies ein für uns sehr interessantes, unbewußtes Geständniß des tiefgestlhlten inneren Gegen satzes. Wir könne» nur dankend guiltireu und ziiilejch bedauern, daß der Mangel an Scharfblick noch sortjlidaucra sä, iin. „Dculsch- land mit Bismarck", sagt da« Blatt weiter, „war eine genau bckaunle Größe, Deutschland ohne Bismarck ist ei» Rälhsel," Darum könne man »och nicht wissen, welche Stellung Rußland dem Ereignisse gegenüber «inziiiikhmeu habe, A hnlich äußert sich auch der „Grashdaniii", welcher meint, da» durch de- Kanzlers B'- mülmnge» geeinte Dentichland erscheine allerdings als eine sest- q-q>ündete. uneischütieelich- Macht, l einnhe a!S Gebieterin über die Geschicke Europas, doch sei r- fraglich, ob diele Macht in der Thal io sei» gegründet und unerschütterlich sei. „To lange der Kanzler au der Sp tz« Deuischlaubs sich befand, spielte dasselbe eine wichtige Rolle; wird da» noch der Fall sein, w-n, cr die Geichaiie abgiebk, wen» man ihn so zu sage» m Scheide»»i»ce umntzk, wen» au die Solle de- cinei, große» Bismarck eine Anzahl kleiner Staals- Männer, wie Bötticher, Waidcrsee u, s. w irrten?" Das Blatt weist aus die Soclalislen und Particularistc» nls aus die innere» und die äuß-re» Feinde des Re iches hin. wobei es beim», doß die sür den neuen Reichstag briiiiiimle Vorlage wegen Ver- stärklinq der Aitilleiie außer Frankreich auch noch Rußland z» den Feinden zählt, woran» ersichtlich sei, daß Deutschland auch »ach de- Kanzler« Rücktritt dess-n Politik versola-n. d h. behaupten werbe, es sei gleichzeitig von Frankreich und Rußland bedroh«. Die „sonder- bare Verquickung" socialer Reformen imt weitere» Rüstungen kenn zeichne am besten die neue Ordnung der Dinge, welche die ruhm volle Epoche der Bismarck'ich n Regierung ersitze» solle. E'- srage sich nur, ob Deutschland dadurch glücklicher werde . . . Mit der gleichen Kennttiiß tcr Vcihäliniise ergeht sich die Prelle unseies östlichen Nachbar' über die Motive für des Kanzler- Rnckir tt. Der »Grashdmitii" b,weist auch werbe, eine» Mangel n, Veiftändiiiß, wen» er von einem Siege des Pailaiiientarisnius sprichi und di- jüngsten Reichstag-wahlen als d>c Veranlaisung zur Tcmijjion bezeichnet. In England besonder« wird der Nückttitt de« Fürsten ans da» Tiefste bedauert. Die „Kölnische Zeitung" meldet: * London, 32. März. „Deutschland ohne BiSmarck" beißt der T lel eine« längeren Au'i itzes t» Len, neuesten poliiische» Wochenblatt« „Tl>- Speaker". Taffelbe still die mnthinnßl ch » Bortheile und Nachlhelle des B «schwinde»-Bismarck's von der poli- tiichen Bühne zusammen. Z» deu Vorlhrilen gehöre di Möglichkeit des AuikommenS anderer INIt ger Pnssnlichkcltrn. die I»sh r unter den in.ichiicn Aeste» der B sni.iick'iche» Ei.1v' »'ch: zum Wachstlmme gelangikn. Zu den Naäiihkiie» w rd zunächst die gröst-re Bern»' woriltchkett des Kagers und kn- damit v.rliindene Gciabr sür b n Monarchen ini Falle des Mißlingens der kaiserliche » Politik ge rechnet. Der junge Kaiser vertraue aus Iem persönliches Ansehen, aber schon habe oaff lbe nicht zu« Sicher ing einer C >il>lmehrhnt ausgereicht; we-halb lall der neu- Reichslag sich Sen gesetzgeberischen Maßregeln d-- Kaiser- gesü iig-r zeigen? Al- »neri tzl ch gilt dein „Speaker" der Verlust Bi-mar>l's aui de«» Gebicle der Bundes« und der auswärtigen Politik. Alle deniich-n Könige „a- F irsten hätten sich vor ihm gebeugt; er hatte Fäden i» inner Ha d, die tein-r so genau kenne wie er und aus Jahre so kiän g anz,»ziehen wisse. Weder der Kaiser noch irgend einer ie^er Rithgeber kö mlen die Lücke aussüllen. Ja der auswärtigen Polu k s » jetzt der Zauber gebrochen. durch welchen Rußland uud Frankreich bisher nied.-r- g-hakten wurden. Vliig-nblicklieli- Kricgsgi"abe fr, nicht vorbauden. ober beide wüßten, baß sie nach iei» Rück' itt Be iia cks w nlzer »» fürchte» hätten, und das »niwälke den Hmimel de- europäischea Frieden», der jüngst sich zu klären begonnen habe. ' London. 34. Mä .z Da men a»« den neuesten Zeit ma-< stimmen aus Meinungsverschiedenheiten zwliche.i dem k e> und dem Fürsten Bismaeck schließcn zu »lyiseu glaubt, io iv-rSeu wieder alleilei Besorgnis' nr r die Erhaltung d s euiop.iischc» Frieden» laut. De „Morningpost" spricht dal,er ihre V sriediaim, bisstier au-, daß qr.-.de l tz! >u» kritsh-n «lugcnbl'cke d e Besuch lei Prinzen von Wal-e d .» Eliiv'enkbm'ii En > »nks und Dmich laad« und damit auch den Frieden stärke Der Wiener Bericht erstatter des »Standard" behauptet, der Kaiser Hobe seil seiner Dliron- besteiqung Bi«marck's Rücktr tt als nnoeriiieidlich angeieben und sich unlängst von dem Gen-ral v L vii.i eine D'i'kick-rist. worin dieiee seine Ansichten über die innere und äußere Politik niederlegte. oue. arbeiten lassen. Der Lltkwsilät wegen s:i auch niitgelheilt, daß „Daily News" sich an« Petersburg Aeußeruage» eine« bekannleu. aber ungenannten russischen Staatsmanoe« berichten läßt, wonach der Kaiser die Lonierenz berufen dätte, um den Borschlag einer europäischen Abrüstung zu veranlaffen Frankreich würde dem Druck der euro- päische» M.iiiung nicht widerstehen könne» and Rußland, obgleich aus der Evnserenz nicht vertreten, würde folgen müssen, obgleich der größte Nachtheil sür das unfertige Rußland, der größte Vorthcil für da« seitige Deutschland entstehen würde. Der Urheber dieser Arußerung scheint nicht zu bedenken, daß der fertige, nichi der un- seriige Theil den.größten Nachtheil bei der Abrüstung haben würde, weil er die meisten fruchtlosen Anstrengungen gemacht hätte. * Telcgrapbisch wird gemeldet: „Dortmund, 26 März. Die Sladtverordiicten-Vcrsammlung ernannte BiSmarck zu»! Ehrenbürger." Der Prinz von Wales in Lertin. Ungünstiger konnte der Zeilpuncl sür den Gegenbesuch de« Kaiser» Wilhelm in O-dorne. al« welcher die gegenwärtige Anwesenheit de« Prinzen von Wale« in Berlin auszufeiste» i„. nicht gewählt werden. Die öffentliche Ansmerksainkcit ist au-schließlich aus den Rücktritt de» Fürsten Bismarck und die damit zusammenhängenden Veränderungen gerichtet, alle» ttedrige kann nur eine untergeordnete Bedeutung deau- spruchcn. Und dennoch hat die englische Presse dem Besuche keS Prinzen von WaleS in Berlin durch die Beharrlichkeit, mit welcher sie immer wieder daraus zurückkomml, diejenige allgemeine Beachtung erkämpft, welche ihm zukommt. Tie Galalafel, bei welcher der Kaiser den Trinkspruch aus seinen Oheim au-drachte, fand am 21. März stall, also gerade an dem Tage, an welchem die beiden kaiser lichen Ertaste an den Fürsten Bismarck bekannt wurden, da« mußte der Wirkung de« an sich bedeutung-vollen Triukspruch- Abbruch thun, er ging fast spurlo« vorüber. Heute, ba sich bic Ausregung über den Rücktritt de» Fürsten Bismarck einigermaßen z» legen beginnt, scheint eS an der Zeit, auf kcn Besuch de» Prinzen von Wale- in Berlin zuriickziikommcii und »hm die gebührende Aufmerksamkeit zu- zuweiide». Kaiser Wilhelm sagle. indem er sein GlaS zur Begrüßung deS Prinzen von Wale« erhob: .Ich banke herzlich für tc» mir im vorigen Jahre in England bereiteten Empfang, ich selbst wie meine Armee und Marine empsinben e« »til Stolz und Frenke, baß niir die Königin die Wurde eine» AvuiiralS der englischen Marine, welche England grcg gemacht hak, verliehen hat. Ich bin erfreut, den Verlrcter der englischen Armee vor mir z» sehe» in der Uniform seine» Regiments „Blücher", welches mit Wellington deutsches und englisches Blut im Kampfe gemischt hat. Ich trinke ans da« fernere Fortbestehen der gute» Beziehungen zu der Negierung der Mutter und Großmutter beider Länder. Ich hoffe, daß die englische Flotte mit der deutschen Armee und Flotte ferner zusannncnstckeil werde sür de» Frieden Europa«." Diesrr Trinkiprnch ist in England freudig ausgenommen worden, n»d da« Organ de« Marqui« von Salisbury, die .Morningpost" findet, daß die Worte de» Kaiser« sür da» klare Verstand»»»; der wahren Grundlage der jetzt zwischen England und Deulschlanv bestehenden Beziehungen zeugen. Außerdem bemerk! da« halbamttiche Blalt. daß der Besuch de« Prinzen von Wale« in Berlin den Wiedereintritt Groß britannien« in da« europäische Staatenconcert und da« äußere Zeichen einer Politik bedeute, welche da« gebieterische Interesse England» an de» Ausgaben Europa« anerkenne, ohne die au« Englands geographischer Lage entspringende Unabhängigkeit im Mindesten auszngrbcn. Wir Wiste», daß wir an die englische Jnterestengemeinschast mit de» europäischen Fricven-mächten keinen strengen Maßstab lege» dürfen, den,, sie wird durch die Abneigung de- englischen Volke«, an einem europäischen Kriege selbsithätigen Anlheil zu nehmen, es sei den», daß dieser Äntheil für England unver meidlich ist, sehr bedeutend eingeschränkt, aber e« ist schon rin bedeutender Fortschritt, wenn in England das Jntcrrste an den europäischr» Aiigelegenheilcn bfscnllich anerkannt wird. Es ist nnzivciselhast, daß England« Sympathien im Falle eine« Kampfe« in Europa aus Seilen de» Dreibünde» sieben, zweiselhasl ist r« dagegen, ob England rS seinen Intcrcsse» entsprechend erachten wird, an der Seite de» Dreibünde« aus dem Kampsplatz zu erscheine». Der Bund wird eS sich wahr scheinlich an cnier wohlwollenden Neutralität Englands ge nügen lasten mlilsiii, die gewiß sür ihn nicht werthloS ist. E« habe» im Linse de« letzten Jahre« Begrüßungen der englischen Flotte mit de» Flotten Deutschlands, Oesterreichs und IlalienS wiederholt stattgesunden, und c» ist dabei die Auslassung den Vordergrund getreten, daß eö dereinst den Flotten des Dreibundes deschiedeii sein könnte, ini Verein mit der englischen Flotte, e>ne» gemeinsamen Feind zu bekämpfen. England »st dieser Auisassnna weder eittgegengetrctcn, »och l at ,S sich zu dcrsilben vsstcicll bekannt, und auch Kaiser Wilh lm hal in seinem Trinksprnch eine demerkenömerlke Zurückhaltung de» Berührung dieser Frage beobachtet. Er deschrankle sich ans den Ausdruck der Hoffnung, daß die eng lische Flotte mit d r deutschen Armee und Flctlc ferner znsaniineiislehen wurde sür den Frieden Europa-, England hat durch die sehr niischnliche Vermehrung seiner Flotte uuv durch die festere Organisation seine« Freiwillige, corps die Absicht a» de» Tag gelegt, hinter de» übrigen europäischen Mächten in der Vorbereitung eine« etwa drohen de» Kriege? nickl z», ückz»''lehe», aber die PgrlamrulSverhand- liuigcn iib.r diese N liinnge» zeigen das deutliche Streben, k ine > Zweifel da, ul er bcstlhen zu laste», daß sie lediglich Verlhew iziiugezweck» diene» sollen. England, an der Spitze einer allen Auiocderiingcn der Gegenwart geniiaende» mach ligcu Flotte, wirst essenbar ein sehr schwerr« Gelvicht in die Waagschale, i» welcher Krieg n»d Frieden ruhen, selbst in dem Falte, das; keine Geivißbe I darüber besteht, ob England selbst- lbäligen 'Aulheil am Kampsc zu nehme» entschlossen ist. Da« War! ker „Morniiigpvsl" von drin Wiedereintritt Großbritanniens in da« cnropäische Slaatenconcerl beweist, daß diese Macht an« ceni genannlen Staalenconcerl aus- grschicae» war In der Thal hat England seit langer Zeit den rnropaiichrn Angelegenbeiten nur eine nebensächliche Be achtung geschenkt, cs hal sich daraus beschränkt, seine Ansicht in anslancheukeit Fragen in diesem oder jenem Sinne zu äußern, cs dal „der ivohliveiölich vermieden, sich zu weit vor- mwai'n. so k >ß c» dadurch cine bcstimmle Verpflichtung uoetnoininei, hätte. Es genügt in dieser Beziehung, a» Eng. lanls Hallung in der bulgarischen Frage zu erinnern. B,». der bat sich „och keine Gelegenheit gebot«», daß England cnie ve, indcrle Politik i» europäischen Fragen zeige» konnte, es I.l denn dadurch, tag eS »n>l der Kundgebung seiner Sym pathien jnr den Dreibund niemal« zurtutgehallen hal. - ' '>
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