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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-28
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1890
- Autor
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Erschetvt tätlich früh ev, Uhr. . UMntisu »ut ErptLittsa J»ha,»e»«iissr 8. S-rech-uu-eii der Kr-ackisa. Nerimtl-g« 10—Ui llhr. Nachmittag- 5—S Uhr. b «i r» MX»»», »acht Sch »>« Ur»-ctt»» »M „r»mdl»ch. N«»chh»« der für »i« nächftk«1>eaü« R»««er Jus« rat« a» ««chm,tzt« » Uhr Rachmtnaa«. au V»,u- uu» ftrfttaaeusrüb »iS'/,» Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahme: Ltt« Me»« a Sartt«. iAlfre» ftatz»), UaidersnätSttraß« 1, Laut» Lösche. Lathariunlftr. 23 Part, and KöatgSplatz 7, nnr bi« /,L Uhr. chmer Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichtr, Handels- nnd Geschiiftsvcrkthr. 87. AmMche Bekanntmachungen. Vtklmnlmaltiung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß. daß wir beschlossen haben, der Straße II des Uhlemaim'sche» Be bauungsplanes für Leipzig.Anger» Crottendorf den Namen Crollendmrfer Strafte beizuiegen. Leipzig, deu 24. März 1890. .. 1433 Der Rath der Stadt Leipzig. 4SI vo. Tröndlin. Liuling. Freitag den 28. März 1890. Nrrsttiirrm, »m ömpliitzc« m Kr LiiliiioWdt. Folgende der Stadtgemeinde gehörige Bauplätze des ParcrllirungSpIaneS für das Areal deS ehemal. siScalischen HolzhosS und Kohlenbahnbofs, und zwar: vo» Baubloek LU Nr. 2 an der Bayerischen Straße von ca. 95 l qm »3»« - » »» 273 » » 4 « » Ecke derselben und der Körnerstraße « » 424 » » 5> » » K25 » - 6z - « Körnerstraße » » 456 - » 7< ? - . 690 . , 8 - - Ecke derselben und der Lösniger Straße » « 464 » « 9 - » Lösniger Straße » <- 331 » «10«« » » »» 595 « vou Baubloek V « 3 an der Ecke der Körnerstraße und Lösniger Straße von 506,37 qm Flächengebalt sollen Montag den AI. dieses MonatS, vou Vormittags IO Uhr an im Saale der Alten Waage, Katyarinensiraße Nr. l. in der 2 Etage, zum Verkaufe versteigert werben. Der BersieigerungStermin wird pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eine« jeden der einzeln »ach einander in obiger Reihenfolge auSzubietenden Bauplätze geschloffen werden, wenn daraus nach dreimaligem AuSruse kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Di« BersteigerungSbrdingemgen mit den bctr. Theileopien deSParcellirungSplancö liegen aus dem NathpauSsaale, 1. Etage, zur Einsichtnahme aus und eS sind davon Exemplare eben daselbst in der Sportelcasse I, Zimmer Nr. 5, für 1 zu erhalten. Leipzig, den 15. März 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. ' vo. Tröndlin. Cerutti Ia 1499. Vekanntmachniig. Nachdem Hetr August Hermann Dietze, Küster an der PeterSkirche hier, Älbertsiraße 38, pt.. die aus ihn ge fallene Wahl zum Armenpfleger »n 22. Districle angenommen bat. ist derselbe am 13. Marz 1890 durch Herr» DistrictS« Vorsteber Kaufmann Johann Friedrich Krüger i» diese- Amt «„gewiesen worden. Leipzig, am 21. März 1890. Das Arureu Direktorium. It. ?k. 36. Ludwig-Wolf. ArtuS. Mdtische äMscauaalteu. Rach §. 5 unsereö bestätigten Statuts bringen wir an durch zur Kenntniß, daß an Stelle der mit Tode abqegangenca Herren Stadtratb a. D. Fiedler und Localrichter Münder Herr Privatmann H. W. Müller und ,. Kaufmann Oöear Unibach zu Mitglieder» deS Unterzeichneten Vorstände« ernannt worden sind. Leipzig, den 27. März 1890 Der Vorstand der städtischen Speiseaustalten. Hehler. -rlkdigl bat sich die von uns am 24. vor. Mon. erlassene Bekannt machung, den Handarbeiter Johann Heinrich Oberländer betreffend. Leipzig» am 22. März 1890. Der Rath der Stadt Leipzig» Armen-Amt, Abtheilnng ILL. ä.k.Abth.III.Nr. 127o. Ludwig - Wolf. Werner. Vemitthllllg. Die von dem in Loncurs verfallenen Herr» Kausmann Meister, in Firma Eduard Benndori Rachs., für sei» Mübelmagazin ennieiheten RLumlickikciten in erster und zweiter Etage vom NniverftiätSgrittiSstücke „z»,u goldene» Var". Univcrsttäto- ttrake Nr. II» sind zu Geichajis- oder Wohiizwrcke» vom I. Oktober d. I. ab nnderwcil zu vermielben. Restectaatcn wollen sich an das Unterzeichnete Rentamt wenden. Leipzig, am 21. März 1890. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Mtis-e MdildimgMulk für Uttchm. Freitag und Sonnabend, den 28. und 29. März, von 10—IS und von 2—6 Uhr Ausstellung der weiblichen Hondarbeiieu, der Zeichnungen und der Kmdergoricnorbeitea in der 1. und 2. Etage ter Schule Th«maSk>rchh«f 24. wozu ergebenst einlade« Leimig, den S6. März 1890. Die. ts. Reimer. Vekimiltiliachung. Die hiesig« Vürgermrikterftele soll zum Antritt auf den 1. Oktober d. I. besetzt werden. Mit derselben ist neben freier Wohnung im Rathhaule «ine Iahresbeloldung vo» 2250 äk verbunden, wozu roch eventuell 450 ^ für Füdrung des Standesamt- kommen werde». Dec Bürgermeister wird aus sechs Jahre gewählt, darf keinerlei ?>!'!-n!i,jchait>gung betreibe» und ist nitt pension-berechtigt. Dagegen ist die Bürgermeisterstelle mit 1800 Lapital in di« LtoatSdirnerwiltweulocietät ausgenommen. Bewerber wolle» ihre Besuche tu» zum 15. Mai d. I. bei uni eiureiche«. Meuselwitz, am 26. März 1890. Der Stahtrath das. ! ^ ^ , -«-vr.^ur.Dlsgge, Htiidklssedtäiillik !m Wechsel-, Grit- »0 «ffklteit-Klschiisl. Gegen die in unserer Bekanntmachung vom 21. Februar d. I. erwähnte Aenderung dec HandelSgebräuch« im Wechsel-, Beld- und Effecten-Geschäft sind Einwendungen nicht erhoben worden. Dieselbe» werden daher hierdurch mit der Wirkung in Kraft aesetzt, daß grge» denjenigen, welcher ihnen bei Abwickelung eines BörsengeschästS dt« Anerkennung verweigert. Ausschluss vou der Börse versitzt werde» kann. Leipzig, deu 27. März 1890. Tie Handelskammer. vr. Wach S muth, Bors, vr. Bensel, S kvrii'k8VHi'einHDx-8tÄ<1t. tüiltruog Vlvuiitiur, äeo I. Apoll 18110. TuUeoorckvuog: 8l»o<tes»o8elegevü«it«ll. Lr»nüeoc»8»eo-8acbell. vr. llaorlok. Zum Rücktritt Lismarck's. * Unser parlamentarischer Eorrespondent ia Berlin schreibt unS vom Mittwoch: „Es ist der Segen der monarchischen Staatsform und waS sie gegenüber der Republik vor Allem auSzerchnet, di« Sicherheit, die Stetigkeit und die Ordnung der Verhält nisse, auS denen daS felsenfeste Vertrauen hervorgeht. Und wenn eine Monarchie, wie die der Hohenzollern, so lies« Wurzeln gefaßt hat im Volke, wenn d«r unzerstörbare Kitt der Liebe und Treue Fürst und Volk verbindet, nsie e» bei u»S der Fall ist, so sind wir gewappnet in allen Stürmen und Wettern, gerüstet >» allen Gefahren, und eine Furcht, ei» Bangen kann nicht anskommeu. So war cS in Preußen und so ist es in dem erst zwanzig Iabre alten Deutschen Reiche. Und daß e- in der kurze» Zeit im Reiche ebenso geworden ist wie im preu ßischen Staat. daS verdanken n»r neben unserem unvergeß lichen Kaiser Wilhelm I. vor Allem dem ersten Kanzler, dem Fürste» v. BiSm arck. Dessen ist sich jeder deutsche Mann ganz bewußt, »nd so lange ei» BlulStropsen durch unsere Ater» rinnt, werden wir unS dessen bewußt bleibe», denn die dcntsche Treue bewahrt u»S davor, daß wir je der Schmach undankbarer Gesinnung schuldig werden könnten. Fürst BiSmarck verabschiedete sich halte in besonderer Audienz vom Kaiser. Die Fahrt de« Fürsten nach dem Schlösse und zurück glich einem Triumphzug. wir haben viele große und großartige öffentliche Feste, Feierlichkeiten und Aus- rüge in Berlin gesehen, aber solche Ausbrüche der Liebe, so begeisterte Ovationen haben wir in den «Iraßeil Berlins vorden, „och nicht erlebt. Fürsi BiSmarck fuhr, um möglichst schnell und unerkannt an sein Ziel zu kommen, in einen, vcr- schloffenen Wage». Aber die VolkSmaffen hatten den ganzen Weg von der Wilbelmstraße, die »Linde»" hinunter und den Schießplatz dicht besetzt und nur ganz langsam und im Schrill kam der Wagen, welchem zwei berittene Schutzteulc die Bahn sreimachen mußte», vorwärts. Ei» völliges Bombardement von Blumen nnd Sträußen erfolgte auf dem ganzen Wege, so Laß der Fürst, welcher aus die brause,,de» Hoch- und Hurrahriise fortwährend freundlichst dankte, veranlaßt war, die Wageiisenstcr zu schließen. AIS der Fürst zurnckkchrte, halten sich die Menschenmaffen, i» welche» daS Publicum der besten Stände und zahlreiche Damen bemerkt wurden, noch vermehrt und die Lust erdröhnte von de» Jubelruse». Noch lange, nachdem Fürst BiSmarck seine Wohnräume betreten, dauerte» die Ovationen fort, und wiederholt erschien der Fürst am Fenster, um durch freund liches Neigen deS Kopses der Menge zu dauteu. lieber den Inhalt der heutigen Unterredung zwischen dem Kaiser und Fürst BiSmarck ist eS müßig, Vcrinuthungen zu äußer», doch wirb versichert, waS ja auch keinem Zweifel unterliegt, daß der junge Monarch wie der greise Fürst tief bewegt waren. Der tiefe Eindruck der Erennungöstunde prägte sich auch aus dem Antlitz des Fürsten auS." * Die .Post" berichtet über die Ovationen, welche dem Fürsten dargebracht wäre», noch wie folgt: Großartige, überwältigende Kundgebungen waren es, die dem Fürsten Bismarck heute aus dem Wege zu und von der AbschiedSaubienz bei Sr. Majestät dem Kaiser und Sr. känigl. Hoheit dem Großlicrzog von Baden dargebrocht wurden. Als dec Fürst, der die Uniform und Mütze de« Kürassier-Regiment- von Scvdlitz und daS Band dt» Schwarzen AdlerordenS trug, kurz nach 10'/, Uhr in seinem von vier berittenen Schutzleuten begleitete» Cabriolet die „Linden" entlang zum königlichen Schlöffe fuhr, da strömte dos Volk im Siurnilaufe von ollen Seiten, au- allen Zu« gangSstroßen herbei, um ihm in einer Weise zu huldigen, wie sie kvonlnner, gewaltiger und ergreifender noch nicht gesehen worden ist. Aus dem Opernplatze und im Lustgarten erwartete ihn bereits eine unzählbare, vieltausendköpfig« Menge und empfing ihn mit nicht endrnwollenden stürmische» Hoch- und Hurrnhrusen, mit Hüte- schwenken und Tücherwehen. Blumen und Bouquets ohne Zahl wurden in und aus den Wagen geworfen. Erst einig« Minuten später, als der Wagen durch daS erste Portal am Lustgarten in den Echloßhos eingesahrcn war. legte sich da- Sturmgcbrause unbv- schrciblicher Begeisterung. Fast anderthalb Stunden dauerte der Aufenthalt des Fürste» im künigl. Schlosse. Die Volksmenge schwoll vo» Minute zu Minute ins Unendliche. Aus den Bürgersteigen bildete» sich undurchdringliche Menschenmanern, und selbst aus den Plätzen »nd auf dem Fahrdamm vom Schlosse bis zum Denkmal Friedrich'- de« Nrohen herrschte schließlich ei» solches Gewühl und Gewoge. daß zeitweilig der ganze Fubrwcrks- verkehr ins Stocken zu gerathe» drohte. Um zehn Minuten vor zwölf Uhr öffnete sich da« Bitterthor de« SchloßhoscS wieder, die Schutzleute sprengten heraus, unmittelbar hinter ihnen folgte der Wagen mit dem Fürsten. Roch gewaltiger als bei der Ankuns» stieg da« Iubelgrbrause zum Himmel empor »nd machte d>r Lust erzittern. Rur iu langsamem Trabe konnte der Wagen sich Bahn brechen durch die dichten Masten. Rur mühsam konnten die Schutzleute, die z» beiden Seiten des Wagens ritten, die Gasse mit ihren Pferden öffnen. Bon recht« und link- drängle man b>« an die Fenster heran und streckt« die Hände zum Wagen hinein. U»> miltelbar hinter der Schloßbrücke kam der Wagen in ein solche« G, dränge, daß 'S schien, al« ob er nicht mehr weiter kommen sollte. Im Dauerlause stürmte die Menge hinlerher; so brausend wurde da« Hoch- und Hurrahrusen, daß daS Satlelpserd scheute und über die Stränge schlug. Der Wagen mußte halte», der Fürst ftirg au«, uad währe»d der Kutscher da« Besch,rr in Ordu,»g brachte, stand die Hünengestalt de« gewaltigen Manne« mitten i, der ihn umjubeln, den Menge. Dann ging e« langsam weiter ia eme», Lrluuipbzuge sondrrglkicheii. Bor dem Riederläudischen PalaiS macht« der Wagen zum zweite» Male Halt. Der Fürst entstieg ihm elastischen Schritte« und ging langiom die Stuien hinaus, sich mehrmals daukeud nach der M,nge unuvcndend. Förmlich eingekeilt, konnte er kaum da- Porlal erreichen. Bi« an die Thür drängten Männer uad Frauen oach, uugegchtet des Doppelposten-, dem fast kein Raum »«blieb, da- Bewebr zu präientire». Unvergeßlich wird jedem Augenzeugen der Mo- ment sein, wo der „eiserne Kanzler" hoch ousgerichlet einen Augenblick aus der obersten Etuse stehen blieb und sein leuchtendes Auge über die Menge schweifen ließ, bevor er in daS PalaiS »um Großherzog Von Baden einlrot. Nach einem Aufenthalte von 20 Minuten, während welch«» der Wagen in den Hok, jwischeu dem PalaiS Kaiser Wil helm'- I. und dem Siiederländischen PalaiS, getahren war, bestieg der Fürst den Wagen wieder und von Neuem durchbrauste da- Hoch uud Hurrah die Lust. Unter der Eskorte einer tausendkvpsigen Menge ging eS in kurzem Trabe die „Linden" hinab. Balconc und Fenster der Häuser hatten sich gefüllt. Ueberoll stürmische Zuruse. Hüieschwenken und Tücherwehen ohne Ende. Dichte Schaaren folgten dem Wogen bis zum Reichskanzler-Palai», das noch eine Stunde lang vo» Nuer g-waltigen Menge umlagert war. Aus dem ganzen Wege dankte de. Fürst durch unaushörlicheS Berueigeu nach recht» uud links, sichtlich lies ergriffe» von diesen ganz unvorbereiteten, »»< übcrquellenden Herzen mit unwiderstehlicher Bemalt hervor- brechenden Ovationen. In einem Bericht« der „Nationalzeitung" heißt eS: Eine größere Anzabl von Perionen halt« sich vor dem Reichs kanzler-Palais ausgestellt, darunter zahlreiche Damen, welche Blumen in deu Wogen warseu, in welcheni Fürst BiSmarck saß. Der Kanzler winkte ihnen seinen Dank zu. Zwei berittene Schutz leute sprengten dem Wagen voran, zwei andere folgten. Die Nachricht, daß Fürst BiSmarck heute Borniittag vom Kaiser in Abschiedsaudiknz enipsaugen würde, Halle sich so weit verbreitet, daß sich um diese Zeit in der Nähe de- Schlöffe» eine große Zahl von Menschen gesammelt halte, die von Minute zu Minute wuchs. Wohl Alle bewegte der Gedanke, dem scheidenden großen Kanzler ei» letzte» Lebewohl zuzuruien. Gegen 10*/» Uhr suhr Fürst Bi-marct in da» Schloß ein, umbraust von Hoch- und Hurrabruscn. Freund lich lächelnd grüßte er nach allen Seiten. In der einen Hand halte er eine Role. Der Kaiser, der noch nicht im Schloff« war, kain gleich daraus angesahre». ES war säst 12 Uhr, alS Fürst BiSmarck daS Schloß Verdes,. Inzwischen batten sich immer größere Menschenmengen am Schloß und Unter de» Luden versammelt, die dem Kanzler lebt,rite Ovationen darbrachten. In dec Gegend de- Zeughauses stürmte die Menge so dicht an den Wagen heran, daß derselbe einen Augen blick zum Stillstand kam. Die Pscrde hatten üler die Stränge oeschlagen und der Fürst stieg aus, dadurch steigerten sich die Ovationen noch. Rach kurzer Zeit wurde der Wagen wieder in Bang gebracht und begab sich dec Fürst al-dann zu einem Besuch bei den großherzoglich badische» Herrschasien, gesolgl von der nach- stürmende» Menge. Un, zwöls Uhr zwanzig Minuten langte der Wagen wieder vor dem Reichskanzler-Palai« an, wo sich inzwischen die Menschenmenge aus viele Hunderte vrrmehrt hatte. Donnernde Hurrahs cmpfingen den Fürsten, die sich sottietzten. als der Wagen in den Ehrcahos emgesahrea war. Fürst Bismarck «rat nach dem Ausstcigen aus den Perron de< im Helle» Sonnenschein daliegendcn Hose-, stellte sich stramm und kochausgerichiet neben den Wagen und grüßle Mit srrondtichem Ernst wiederholt mililairisch und durch Neigen de« Kopse« die sich vor dem Gsiter sich drängende Menge. Als dieselbe >n rhrci, Ovationen fortsuhr» erschien Fürst Bismaick wiederholt grüßend am Fenster. Ergänzend wird »och gemeldet: I» den Nachmitlagsstundei, hatte sich vor dem Reichskanzler- Palais ein rrchi zahlreiches Publicum, meistens Dame», an- gesammelt, welche in der Erwartung, den Fürste» von Bismarck vor seiner Abreise von Berlin »och einmal zu sehen, in der Wilheli»- straße aus und ab proniemrten. Das Gerücht war verbreitet, daß der Fürst heute Berlin deilassen würde; jedoch aus Ansroge wurde die Antwort ertheilt, daß die Abreise beute nicht eriolgen würde. AuS allen Kreise» der Gescllscvasi, namentlich vom diplomatischen Corps, suhr in den späteren Nachmittag-stunden eine große Anzahl von Personen vor den, Rcichskanztcr-Palar« vor, um dem Fürsten und der Fürstin Bismarck ihre Auiivarlung zu »lochen. Herrliche Blumeospende» i» großer Fülle wurde» im Ncichskanz er- PalaiS abgeliesert. — Die AbschiedSaudiciiz, welche der Fürst heut« de m Kaiser halte, währte über eine Stunde. Beim Eintritt Les Fürsten in daS Schloß erschien dem „Deutschen Tageblatt" zusolge die Kaiserin mit den Prinzen. Nach 10 Minuten kam der Kaiser, mit dem dann allein eme herzliche Bcrabschiedung statt- gesunden, bei welcher der Kaiser ihm einen Rosenstrauß überreichte. Wetter wird gemeldet: Fürst Bismarck suhr gestern Nachmittag 4 Uhr in der Kürassier-Unisorm vor dem bekannten Restaurant PauSborn (im Grunewald) vor. Sei» Besuch galt dem Wtrth Herrn Eye. der lange Jahre uad noch zur Zeit, als Fürst BiSmaick Gelandier in St. Petersburg war. als Koch bei ihm bedienstet war. Der Fürst, von Herrn Er»e empiangen und von dem zahlreich anwesenden Publicum begrüßt, nnhin an einem kleinen Tiiche im Garten Platz und nöthigte Herrn Che. sich neben ihn zu setzen. Dan» bestellte der Fürst eine Taffe Kaffee nebst Gebäck uud eiknndigle sich theil. nehmend nach Herr» Eye'« und seiner Gattin Befinden. In der Hauptsache, crklärle der Fürst, wäre er gekommen, da er für abseh. bare Zeit Berlin verlass-, >l>i» Lebewohl zu sagen. Inzwischen war der Kaffee servirt. Fürst BiSmarck trank denselben mit Behage», be- merkend, daß diese- Getränk ihm eigentlich verboten sei, aber schon deswegen um so bester munde, zumal auch die Taffe ein »»gewöhn liche« Quantunl sasse. Dana ließ sich Fürst Bismarck ein Goldstück wechseln, indem er äußerte, daß er schon seit langer Zeit nicht ge wohnt sei, selbst zu zahle». Nach kurzen! Verweilen erhob er sich, drückte Herrn Ev« herzlich die Hand und verließ daS Local, indem er die Grüße des Publicum« freundlich erwiderte. Der Fürst sah recht gesund aus- * Der „P»st" wird geschrieben: Durch S«. Majestät den Kaiser al« König von Preußen ist dem Fürsten Bismarck bei seinem Abgang als Kanzler de« Drntschen Reichs und pieußischen Miiiiftrrprästdemen der Titel „Herzog von Laueuburg" Allerhöchst verliehe» worden. 4ttm giebt es, wie u. A. auch der Gvlhaische Hoikalender nochwcist, gegenwärtig drei Herzöge von Loucnburg, »Smlirb der König von Preuße», der König vo» Dänemark und Fürst Bismarck Daß der einzige legitime LaudcSherc über Laurnburg der König von Preußen ist, darüber ist ja kein Zweitel, und daß die anderen Beiden ebenso wenig dort einen Regicru»g»oct auSübe» könnet,, steht ebenso fest. Besitzungen hat vo» obigen hohen Herren »» Herzog- Ihn,» Lauenburg »ur der Fürst BiSniarck. Es ist dkinsciben von Kaiser Wilhelm l. der Sachienwald aus dem Wege der Dotation Allerhöchst verliehen worden und bat der Fürst Friedrichernd, an der Berlm-Hamburger Bah» gelegen, als seinen liebsten Wohnsitz erkoren. Di« Bentzuiigen Barzin und Schönhausen weiden weniger besucht. DaS Hcrzogtlium Lauenburg bat »»endlich viele verschiedene Landesherren gehalst. Es war z. B. Theil des Kursürstenihum« Sachsen-Wittenderg Herzog Magnu« uadm 1543 die Reformation an, »nd sein Enkel Franz II. erließ die Union der Ritter und Landschast. Bon seinen 19 Kindern soll angeblich Franz Albrecht den König Gustav Adolf bei Lützen erichossen habe» Noch z» bemerken ist. daß dem Fürst-n Bismarck als Herzog von Lauenbura das Pradicat „Durchlauchi" nnoeränderl verbleibt. Die -Hoheit" ist nicht dam» selbstverständlich verbunden. Co haben die iächsi chen Herzöge, Coburg, Meiningen. Allendurg, eist durch eigene Machivoklkommenheit die „Hoheit" angenommen, bas bezieht sich jedoch stet« nur aus di« regierende Person, wogegen z. B. der Küuig von Dänemark seinen Beschwisleru da« Prädicat .Hoheit" verliehen hat. « » * Wien, 26. Marz. Hirrhcr berichtete Aeußerungen Sr. Majestät »rs Kaisers Wilhelm ronsiatirea, darm Abo«ne««»ßOpV«ts vierteljährlich 4Y>, ML iucl. Vongerlohn 5 Mk.. durch die PaK bezogen 6Mk. Jede einzelneNumuwrMPs Belegexemplar 10 Pf. Gebühren süt Extrabeilage» (in Tagebtatt-Format ges»l«> ohne Postbeförderuug 60 Mk. «>t Postdesörderuug 7V Mk. Inserate 6 gespaltene Petrtzeile SO Pf. Größere Schriften laut »ns. Pretsvergeichii^ Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach HSHerm DAkis. XkllLMkN onter dem Rcdactioasstrich die SgMpalt. Zelle bOPl., vor den Fa Milieu »«chrrchte» die Kgejpalieae Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Expeditt» i» ienden. — Rabatt wird aicht grgede». Zihlnng prueonioeruoäo oder d«rch Post« uachaahme. 84. Jahrgang. den vertrauten, innig freundschaftlichen Verhältnissen deS Deutschen Reichs und Oesterreich - Ungarn» durch den Kanzler Wechsel nichts geändert wird. Da« innige Der- hältniß zu Oesterreich bilde nach wie vor die Grundlage der deutschen Politik, die an ihren Biindnissen selbstverständlich sesihalte. « « o * W>e schon gemeldet, hat d«r neue Reichskanzler v. Caprivi nun dock daS preußische Ministerium deS AttSwärtigen übernommen. Von einer Bereinigung diese» PortesenilleS mit dem StaatSsecretariat dev Auswärtigen ist also abgesehen »nd da» gleiche Berhältmß wie zu Zeiten bcS Reichskanzlers Fürste» v. BiSmarck hcr- gestrlll worden. DaS im preußischen Landtage verlesene Schreiben deö Staat-Ministeriums lautet: „Eiv. Excellenz beehre ich mich zu benachrichtigen, daß deS Königs Majestät mittelst Allerhöchsten Erlasse» voin 26.V.M. de» SlaatSminister Grasen BiSmarck - Schönhausen seinem Anträge entsprechend auS dem Amte al» StaatS- minisier und Mitglied des königlichen Staatsministerium» zu entlassen, sowie von der Leitung de» Ministerium» der Auswärtige» Angelegenheiten zu entbinden und den Unterzeichneten Präsidenten de« StaalSministeriumS zugleich znm Minister der Auswärtigen Angelegen heiten zu ernennen geruht habe». Ew. Excellenz ersuche ich ergebenst, dem Abgcvrdneleiihause hiervon gefälligst Kenntniß geben zu trollen. Der Präsident de« StaatSministrriumS. v. Caprivi." Der Reichskanzler General von Caprivi hat auch unterm 22 März de,,, Bundevrathe Mittheilung von seiner Er nennung z»»> Reichskanzler und preußischen Minister präsidenten gemacht und dabei bemerkt, daß er am selben Tage die betreffende» Geschäfte übernommen habe. — Unter seine», Vorsitz >and am Mittwoch Nachmittag l Uhr eine Sitzung deS preußischen StaalSministeriumS statt, in welcher wahrscheinlich die Vereidigung de» Ministerpräsi denten vorgenonimett sein dürste. — Inzwischen ist der dies seitige Gesandte in Brüssel. Herr von AlvenSleben. iu Berlin cingetrossen, und eS heiß», daß Verhandlungen be züglich der einstweiligen Führung deSStaalSsekrctäriatS deS Auswärtige» mit ihm schwebe». Eine bezügliche Ent scheidung ist indessen zur Zeit »och nicht erfolgt. * Der in Berlin eingetrosfene deutsche Gesandte am belgischen Hose. Graf AlvenSleben, der an Slelle Herbert BiSmarck'« in Aussicht genomwene StaatLsecrctair des AuS- wärligcn Amtes, hat sich im diplomatischen Dienste in matniich- sachen schwierigen Stellungen ausgezeichnet; er war lange Jahre unter Radowitz Botschaftsrat!' in Petcrsburz, später Gesandter im Haag, dann al- Nachfolger vou Eiseudecher von 1881 bi» 1888 Gesandter in Washington, seit Anfang 1888 endlich ist er als Nachfolger de« Grasen Brandenburg Gesandter in Brüssel; seit dem 5. Mai 1888 ist er kaiser licher Wirklicher Geheimer Rath. Er ist eine vornehme, elegante Erscheinung, welcher der stattliche Vollbart einen niänlitlch kräftigen Charakter verleibt; er wird im nächsten Monat sein 51. Lebensjahr vollende» und ist unvcrmählt. Seil dem Tode seine» BaterS im Juli vorigen Jahre« ist ihm der Grasentitcl zugleich »nt einem sehr umfangrcichcu Gütcrbrsitz zugrsallcn. Rückblick auf Leu sächstschen Landtag. * Mit dem soeben zn Ende gegangenen Landtag bat wieder eine Periode segensreicher nnv erfreulicher Enlivickelung in dem evnstitutioiiellen Leben unseres engere» Vaterlandes ab- czeschloffeii. Cs liegt in der Natur der Cinzellanktage. daß r» ihnen nicht die Frage» der großen Politik dcbaltirt nnv entschieden werden und daß a»S diesem Grunde sie nicht das allgemeine tiefgehende Interesse beanspruchen können. Welche« de» Verhandlungen de» Reichstages zukommt. Wie aber über all im menschlichen Lebe» da« Große auf dem Kleineren sich ausbaut, so ist cS auch mit unseren parlamentarische» Körper schaften, und sür die gesunde »nd harmonische Entfaltung ter einzelne» Theile unsere« Reich,» habe» dcShald die Landtage immer noch ihre große Bcdcntiing behalte» und sie wird ihnen auch in Zukunft nicht verloren gehen. Wir dürfen da« namentlich vom sächsische» Landtag sage», welcher berufen ist, über da« Wohl und Weh« eines so hoch entwickelten CmzelstaateS, wie ihn da« Königreich Sachsen innerhalb der Staatengcnieiiischaft de» Deutsche» Reiche» darstellt, zu berathen. Wenn wir einen Rückblick Wersen aus die Verhandlungen de» letzten Landtage«, so ist eS in erster Linie der Staat«- hauShaltSetat, welcher vorwiegend die Aufmerksamkeit und die ArbeilSkrast beider Kammer» in Anspruch »ahm. Die soig- säitige Prüfung deS Etats hat die erfreuliche Thatsache ergeben, daß die Finanzen unseres Landes sich »ach wie vor rn guter Vcr- saffung befinden und daß sic in völlig hinreichendem Maße die Mittel dargeboten haben und auch ferner darbictcn werde» zur Durchführung der großen Ausgaben auf den Gebiete» von Gewerbe und Handel, Industrie und Landwirthschast, Kunst und Wlsscnschast. Dieser blühende Stand der Finanzen ist erreicht und festgchaltcn worden, ohne baß die Staatssteucr» irgendwie drückende genannt werden können, im Geaenlbeil, nach dem soeben verkündeten Fmanzgesetz werden die Steuer» in den beiden nächsten Jahre» trotz dcS Mehraufwandes in verschiedenen Zweigen der Staatsverwaltung keine Erhöhung erfahre». ES verbleibt nicht allein dabei, daß den Schulgemeinden ein Theil der Einnahmen an Grund steuer zur Abminderung der Schullasten überwiesen werde» wirk, sonder» die Lage deS sächsischen Staatshaus halts gestaltet eine weitere Dotation an die Schulgemeinden in Gestalt von Beihilfe» z» dem Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen an den einfachen und mittlere» Volksschulen und zwar in Höbe von 300 für jede ständige Lehrersielle und von 150 -st für jede Hilsslebrerstelle. E« sind da« gewiß recht beträchtliche Erleichterungen sür unsere finanziell häufig i» hohem Grade in Anspruch genommene» Gemeinde». I» gleicher woblwollenier Weise hat der Landtag die Vorlagen der SlaatSregierung wegen deS weiteren Ausbaues unseres sächsischen EisenbahnneheS und der Vervollkommnung der Einrichtungen unserer sächsischen StaatSeisenbahnen be handelt und die bedeutenden hierzu crjorbrrtichen Mittet bewilligt. Die Eisenbahnen spielen im sächsischen StaatS- hauSbaltSetal die allergrößte Rolle, und ihre günstigen Erträgnisse haben vorwiegend da» glänzende Resultat herbei- gesührt, dessen sich die Leitung de» sächsischen FiuanzwesenS z» erjreuen hat. Wir hatten cS sür einen sehr richtigen Grundsatz, daß. neben der Fürsotte jür die »vgljMe
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