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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189004066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-06
- Monat1890-04
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1890
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, - Erschein täglich früh 6'/, Uhr. Neö«r1i«n vn- Ckpeditiol» IohauneSgasse 8. SPrrch-««-rn drr Nedartisn: vormittag» 10—18 Uhr. Rochmttwg« 5—-6 Uhr. tzv« welttil,,»« »<»^»nd»n »«mir»«!, »- M»>chi,n »Mt »»diodU». Aanah», »«, für Pt, nä»»f«I,«»»e P^tt««t»n J«se,«te an Wachen»«,-, ht» S Uhr Nachmittag« «uG*«,--„d Sefttanru früh bt«',,v Uhr. 2n Heu ^tti«irn für Ins.-Annahmr: tt»< Me«, « Lorti«. «Nif«, Hahn), Universiiättnraße l, Lo«i» Lösche. patharlnenstr. 38 pari, und SöuigSplatz 7. „r bls '/,S Nhr. LiWM.TaAMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. vierlrljNhrtich 4V» ML incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Pop bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Ws velegexemptar 10 Ps. Gebühre» sür -xlrabetlaaa» <tn Tagrdlatt-Forwar gesaltt) ahn« PoftbesSrderuug 60 Mk. mit Poftbesördernag 70 Mt. Inserate S gespaltene Pctitzeile tO Pf. Gröbere Schristr» lanl uns. PreiSverMchät». Tabellarischer a. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Lerlamen unter dem Redactioo«strich die äaespalt. Zeile 50Ps„ vor de» Familiennachrichte» die «gespaltene Zeile <0 'Ls. Inserate sind stet« an die Expepttia» j» srudea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnceuawnraudo oder durch Post» Nachnahme. W. Sonntag den 6. April 1890. 81. Jahrgang. Zur gefälligen Leachtung. Unsere Expedition ist morgen Montag, den V. April, Bormittags nur bis VsS Uhr§ geöffnet. LxpeMtlon Oes l eipziger Amtliche Bekanntmachungen. Vrkannlmachung. An der unserer Eollalur unleisteheaveii Realschule zu Leipzig-Reudnitz soll die mit einem IahrrSgehalt von 1500 verbundene Stelle eines VikarS mit einem „Theologen" sofort besetzt werden. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche mit Zeugniß- ab'chrilten und einem LebenSiaus bi- spätestens zum 12. dieses Monats bei NN» rinreichen. Leipzig, de» 3. April 1890. II. ^ 42l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Ass. ^VekanntMchung." Bei unserm Stadtorchester, welches cen Dienst im Theater.! dem GcwandbauSconcerl und beziehentlich den Kirchen zu versehen hat, soll 1) möglichst bald die Stelle eine- Aspiranten für Diola (letzte Bralschistenstelle), mit welcher 1240 ^ 3ahresaehalt (1000 -äk vom Theater und 240 .ck vom ^ Concert) verbunden »st, sowie 2) zum l. September d. 3 die sreiwerdende Aspiranten» Stelle sür kleine Trommel und Pauktn mit! dem IahreSgehatle von 1000 (vom Theater) ivicder besetzt werden. ! Wir fordern hiermit zur Bewerbung um beide Stellen aus und bemerken bezüglich derselben, laß wir unS di« Be stimmung darüber, welche von den Bewerbern einem Probe spiel sich werden zu unterziehen haben, ausdrücklich Vorbehalten, dag aber demjenigen unter den Bewerbern um die erster« Slelle, welcher außer der Bratsche auch die Harfe zu spiele» versteht, nach Befinden der Borzuq gegeben, auch event. ein erhöhtes JahreSgebalt bis zu 1400 ^ (l l60 vom Theater und 240 vom Concert) gewährt werden soll, sowie daß die Anstellung des Bratschisten zunächst aus ei» Probejahr, die des Trommlers aber aus eine Probezeit von vorläufig j drei Monaten erfolge» wird. Der Euireichung von BewerbmigSgesuche» mit Zeugniß- ablcbristen und einem kurzen Lebenslauf sehen wir b>S spätestens zum 1v. April d. I. entgegen Leipzig, den 29. März >890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ist. 1841, I». 1972. vr. Georgi, Wilisch, Ass. Oberbürgermeister. Wir bringen hierdurch zur vsseutlichci» kenntniß, daß di« von uns mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten in Äemäßbeit unserer Bekanntmachung vom 8. Januar d. 3. beschlossene Feststellung de« von Herrn Zimmermeister E. Aricke und Ge», bezüglich de» ihnen gehörigen Areals zwischen der Zweinaundorser und Felix-Slrage in den Stadt bezirken Anger-Erotlenborf und Reudnitz ausgestellten Be bauungsplanes, welcher unter der Bezeichnung 6. kV vom l3. Januar dis 10. Februar d. 3. öffentlich auSgctrgt worbe», nunmehr Giltigkeit erlangt hat. da der eine dagegen erhobene Widerspruch sich al« unbegründet erwiesen hat und die» von dem Widersprechenden selbst anerkannt worden ist. Leipzig, den 3. April 1890. Der Rath der Stadt Leipzig, ld. 805. vr. Georg». Wilisch, Ass. VeklHintmachung. 3m Monat Mär» u c. gingen beim Unterzeichneten s Armenamte ein: 3 — ^s Buße von B. k. — - 7b - - - - Vekanlllmachuns. Am heutigen Tage sind von unS Frau Anna Helene Biol, Zeitzer Straß« S. lll. « Emilie «erlha Wagenknecht, SUdplatz 8. ll., , - Auguste Marie PreuPer, Leipzig. Neustadt, Marklstraße S. . . als Hebammen sür de» Stadtbezirk Leipzig mit der Maßgabe verpflichtet worden, daß eine jede von ihnen ohne unsere aus drückliche Erlaubnis au- dem Stadttheile, in welchem sie jetzl ihre Wohnung hat, nicht in einen anderen Stadllheil ver ziehen darf. Leipzig, den 29. März 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 971. vr. Georgi. Dietrich. « 10 « 9 10 2 5 8 2 3 23 b 10 3 2 z 20 1b durch Herrn Friede»-, richtcr Nagel. durch Herrn Friedensrichter Thoma». Da» dem hiesige» 3oha»»iSl,oSp>tal gehörige, ca. 8 km vom Marktplatz in Leipzig entfernte Rittergut Plaußig nebst den damit wirthschasliich vereinten bäuerlichen Grund stücken soll mit einem Areale von 3 Acker (sächs.) — IHR. --- l da 68 a Gebäuden undHos- raum, 10 - « 150 « — L « 8l - Gärten, Park und Weidenanlagen, 406 » » — « — 224 « 69 - Feldern, 50 - » — « 27 » 67 - Wiese», 2 - » — » ---» 1-11» Teich, — - - 150 - — — - 28 « Feldwegen 472 Acker (sächs.) —IDR. — 26l b» 22 a zusammen aus die Zeit vom I. Juli 18»» bis rr» Juni I»»8, also auf 18 Jahre, verpachtet werden Die in, vorzüglichsten Dünger- und Culturzustande befind, lichen Felder bestehen i» der Hauptsache an- Zuckerrübenboden, die Wiesen au« besten Auenwiesen. Die Gebäude sind in guter Beschasfenheit. Bollständige Brennerei mil über 50 000 l EonlingenlspirituS ist damit verbunden 3»ventar in» Werlhe von ca. 81 000 ist käuflich zu übernehmen. Wir laden P.ichtliebhaber, welche ein verfügbares Ver mögen von 140 000 „achwriseil könne», ein,' Pachtgcbote bei un» einzureichen. Die BerpachtungSbedinglingen können von »nsercm Oeko- nomie-3uspeclor, Herr» Eckstein, 3ohaiiniSplatz 9 liier, be zogen werde». Wege» sonstiger Au-kunst bez Besichtigung de« Riltergut» bitten wir, sich ebenfalls an den Genannte» zu wenden. Leipzig, den 19. Mär, 1890. Der Rath her Stadt Leipzig vr. Tröndlin. Kretschmer. Ass. Gesicht wird der am 15. 3uni 1849 in Leipzig-Eutritzsch geborene Markthelfer ^ Ariedrtch Eduard Bergk, welcher zur Fürsorge sür seine hier durch Waiscnpflege öffent lich unterstützten Kinder anzuhalten ist. Leipzig, den I. April 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. . ^ - (Armenamt.) R IVa. 16e/9V. 2 udwrg - Wols. Hr. . Leligjoassidiilr. Dä «nsuahme neuer Schüler und iSchüleriune,, finde, M«NtNg. »t« 7. »pril. Vormittags v°„ 9-iz Uhr im »anzlcilocale b« Synagoge, Teniralstrabe 15. 1. Llage. ftoil Das nene Sckmljalir beginn, S.nuta,, »«„ 1,. gpr,1. v«r- «Ut««s » lltzr. Leipzig, deu 2. April 1890. Der Direktor. , H«Wier Itz-. korsos. von A. A. i. S.'/. Brauerei R. schenkungs weise abgetretenes BergleichSguantum. « — . Geschenk von Max D. » — - ? » Olga H. » -— » - - einer Kegelgesellschast. « — - - » deu» Fabrikversoual der Firma P. L S. » — - Betrag einer Wette beim Winterfest de» D.- Oestr. AlpenvereinS Seck. Leipzig vr. B-'/. H- - - - Sühne in S. M. O. /. F. K. - — . . . . WM- /.H. H. - — - - - - L. Nk. -/. W. B. . — . . . . Tb. L. /.G. W. - - - ... F.W.D./.B.E. - — - - - . H. G. /. B. P. » — - - » - M. L. /. M. F. l durch Herrn » — - - - - F. A. H.'/.E. L./Friedensrichter » — - - - - L. W. '/. L. B.I Freher. Für den Sladttheil Leipzia-Eutritzsch: 50 Sühne in S. F. >. N. - — - - - K '/. Schr. - — - - - R. /. St. - - - - - P. /. R. Für den Stadttbeil Leipzig-GohliS: 5 -äl — Buße von E. B-aus Anordiiniig derFirmaE.D. Für den Stadtlheil Leipzig-Neustadt 89 voii H. verw. R. in S. G. G. abgetretene Forderung. Für den Stadtlheil Lcipzig-Scllcrhause,»: 5 ^ Sühne in S. M. M. /. D k. 5 » — - - - - CB. /. L. K. 162 14 Suinnia, worüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, den 5. April 1890 Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Lu d w i g - W o l s. Boragk. lkvimzelislh-kksoniiich Kmeiiiiik. Die El'ern, deren Kinder zu Ostern 1891 in der resormirtrn Kirche konfirmirt weiden iollm. werden hierdurch eriuchi. dieselben Mittwsch, de» S «der T«uuerS»ag, den 10. April, v«n L—L Uhr Nachmittags anzumelden. Die Knabe» bet Hern, Pastor 0 Vrv.rllorkk, Querst raste 26/28, die Mädchen bei Herrn Pastor l-ie. dilmoun, Schreberstraste 5. Tie Kinder könne» sich nicht selbst anmclbea. aber ihr Mil- kommeu ist erwüiischl. E»augelisch-res«rmirteS Psarramt. L?8le 81ääti86k6 kortb!1äuv§8- 8ekul6 kür Xnabsv. <m. Lllruer»«!'»!«, Lok»oal»pl»t» g—7). Via In- umi Idmellluuguu reercien in äer 2eit von Ilondax, eien 14, di» vonner«>»x. cken 17. ^pril, entge^enx- nomwi-n i Vor- mltiuis» vou lO—13 l/dr buben 8>eb die nun blasigen 8vl>ul«-o ^bgeuanLeoen, AaekwlttLg« von 4—6 vdr äis vou uu»nell»t, Lowinenclen »u malckeu. Seblller, »«eledo nicbt »m Lerlrks der Lreien b'ortdilduvgn- scblllk ivokoan, kvnoen nur dann /tuinabuis ündeo, venn -is von der virsetion de« Serirks, nu dem ikrs IVobnung: gekört, die «ekriktliobv llenedmigung rum Lseuebe der Lreteo Lorl- dildungsiodlll« baidringsn. L. Xllebictar, virector 81aäti8ck6 ?ortdi1äun§8- 8okul6 kür Knaben. vis ^oo»«Ielii»a n«u »1i,tr«I«n»l«ir ündet Uoiitng, de» 14. Ipr», bl« vonnei.tug, de» 17. Iprll de. 4»., Vonnittag» von 10—1 llbr und Xinbniiitag, van 4 in, 6 l/dr »tatt, und rrvar um 14 und 1b. ^prii eoleker »ne bioeigen 8ekuleo, um 16 und 17. >pril der von »u^rvLrt» kommende». -lueb k»t rur selben 2eit dis ^dmSleiaiiir der in nodera 1-alprlirer diedule» lldertretendeo oder ouek »anvllrte ver rielieuden kadüler ru erfolgen vio Lerirbe der I. »nd 2.8tiidti,cden kortbildnnxk«cbuleo rvevlen bestimmt durek eins Dkeilnoueünie, »velobe um t'runbfurter Dd»r« lisgivot, di« Pruvkkbrier 8tru«-« bi« rur ve«inx-rr»ji«e Idutt, durch die I-eseinc-ijirusee Olkrt, Uber die kroweoude „ucl, dem Ddomuzkircbkvk »icb rveodet, du» PkomueuSu-cd«u uni dis Oriwmuisck« 8tru»e« entlang gebt, Uber den ^uMwtu.pluti, oucb der Koeeetrue»« und l.iudeoerr»«»« «ick bioriabt und in der Seeburgetr»«« »n der 8tepb»o«tr»«o endet. >Ile a>» «»«««>« und närellivl» van derselben gelegenen 8t»dttbeils gedvreu dem Ilsrirbe der ersten (dobunnisvluir 6,7), die derselben liegenden dem der rrvelte» kortdilduogssobnls (Scdlettorscrusse 10) »o. cheipsig, den 6. Xpril 1890. vr btoerl. AWslhkKwnlitsilililt. Die AuSftcluug drr Echitterardeltk» findet im Schullocale > Johanni-Platz Rr. 7. »»« L. di« mit 7. April dss. I».. vormittag« von 10 bi« Mittag« 1 Uhr. I statt. Zun» Besuch« derselbe» beehrt sich im Raine» de« Lehrerkollegium« ergedeust eiuzuledeu Leipzig, de, 21. März 1890. » der Dtreetsr: vr. Ludw. Nt«p«r. GrschWIokal-kMikthmi». Im lluipersttätogrundstiicke. Univerfitai-stratze Nr. S, wird da« von der Firma Ernst <9ürS ermieihcte Vteschältslociil nedst Niederlage am 1.Ort«ber d. I miethsrei. Reflecianlen wollen sich an da« unterzeichnte Reuiamt weudeu. Leipzig, am 3. April 1890. UNtvrriitätS - Rentamt. Gebhardt. Die revolutionaire Bewegung in Rußland. Das bekannte VerluschungSsystem. welche» in Rußland herrscht, hat eS nicht verhindern können, daß in neuester Zeit büchst beunrubigende Nachrichten über die Zustände m Ruß land in die Oessentlichkeit gedrungen sind. Mag auch der neulichc Selbstmord eine» MarineofsicierS andere Gründe haben, al« die Scheu deö Selbstmörder-, einen ihn» angeblich von dem geheimen nihilistischen ComitS zugegangenen Auftrag au-zusübren, so bleiben dock» so viele andere verbürgte Thar sachen übrig, welche aus eine tiefe Gährnng i» der russischen Gesellschaft schließe» lasten, daß die allgemeine Aufmerksamkeit dadurch nothwendig erregt werben muß. Die unter de» Studenten bestehende Unzufriedenheit ist zwar zunächst aus die Einführung de« neuen StalulS sür die Universitäten zurückjusühren, aber diese» Slatul ist zugleich der Ausfluß eine« RegierungSsystemS, gegen welches von allen Seilen Widerspruch erhöbe» wird. Es ist der Geist der Widersetzlich keit, der durch daS persönliche Regiment und die damit ver bundeiie Willkür großgezogen und zu Kundgebungen der Unzu- srirdenheit gebracht wird. Der Auscuf, welchen die Sludirendcn drr PetrowSki'scden Forsiakademie bei Moskau erlasten habe», beweist, welch' tiefen Groll die studirende Jugend gegen die Negierung hegt. 3» dem Ausruf heißt eS: „DaS Bestreben der Regierung, sämnil« liche Hochschule» dem criödlendcn Geiste de» neuen Statuts »»trrzuordiic», nimmt von Tage zn Tage immer größere Ausdehnung an. U-berall. wo dieses Statut eingesührt worden ist, rust es Mastenproteste hervor, da eS die Lage der denkenden 3ugk»v ausS Aenßerste cirischränkt. Wir können nickt umhin, u»S mit der allgemeinen Bewegung der Eominilitone» », sämmtlichcn russischen Hochschulen sür solidarisch zu erklären. Wir schlagen daher vor. daß wir un« an dem allgemeinen Widerspruch bctheiligen und unS den vo» den Studenten der Moskauer Universität au«- gcarbkileten Forderungen onschlikße», welche von den Studenten der Petersburger, Dorpater, Warschauer Universität »nd auch von andere» Hochschulen Petersburg» »„genommen worbe» sind." Die Hauplsordcrung besteht >n der Wiederherstellung de» StalulS von 1863 mit UnlerrichlSfreibeii, Zulassung zu de» Universitäten ohne Unlersch.cd der Conseisivn, Nalivnalilät, de» Geschlechts und der Hesellschastlichcn Stellung. VereinS- und BersammluiiaSreckt, Errichtung eine« Uruversilätsgericht« von Studenten, Aushebung der polizeilichen 3»sprctio»eii und Ermäßigung de» Preise» jür die Vorlesungen. Diese Forderungen gehen offenbar zu weit, wie die eine« auS Slubcnlen zusammengesetzlen UniversilätSgerichts und die Zulassung weiblicher Studenten, aber der heutige Zustand ist noch weniger hallbar, weil er die Studenlen unter Polizei aussicht stellt und ihnen jede Regung de« DrangeS i»ach Frei heit und Selbstständigkeit versagt. Studium nach den Vor schriften des neuen Statuts ist unmöglich, die Hochschulen verlieren dadurch ihr eigenlliches Wesen, welche« durch die Freiheit der Bewegung der Studenten und durch ihr Selbst« bestimmung-recht bestimmt wird, und das muß lähmend zurnckwlrkeu aus die Kräfte, welche in solchen Anstalten ge bildet und entwickelt werde». Unter solchen Umständen kann von einem eifrigen und regelmäßigen Studium der junge» Leule, welche sich aus den Staatsdienst vorbcrelte», gar nicht die Rede se>». Leute von Talent ordne» sich solche», Zwang überhaupt nicht miler. sic wenden sich entweder andere» BerusSartr» zu oder juchen außerhalb ihre« Vaterlandes Besrieviauna ihrer Wünsch- und Bestrebungen. Aus d,e Dauer ist die Ausrechlhallnng beS jetzl herrschenden Systems eine Unmöglichkeil, eS wirkt nach allen Seite» hi» zersetzend und reißt eine Klusl zwischen Regierung und Volk und »och dazu der besten Elemente des Volkes welche eines Tage« verhängnißvoll werden muß. Gegenwärtig stützt sich der Absolutismus in Rußland allein aus die Armee und aus b,e Polizei, aber eS fehlt nicht an Zeichen dafür, daß der Geist der Erbitterung unv der Aus- lehnung schon in der Armee große Fortschritte macht. Die Fälle, i» welchen Verschwörungen nihilistischen Charakters linker den Ossiciercn entdeckt werden, sind zahlreich, und rin großer Thril dessen, was wirklich geschehe» ist, dringt nicht in kicOefsenilichketl, weil daSBcrtnschungSiyslem seine Dienste Ihul. Die Bewegung beschränkt sich aber nicht aus die studentische» Kreise. Aus Rjäsan kommt die Kunde von einem Bauern- ausstande au» politischen Ursachen, welcher zu blutige» Kämpfen geführt hat, und Gleiches wird i» Finnland befürchtet. Auch in Polen ist jüngst eine Verschwörung entdeck! »nd vierzig dabei betheiligte Persvnen sind verhaftet worden. Es ist jedelisalls lei» zufälliges Zusammentreffen, daß die Unzusriebe»- o«it mit den des,ebenden Zuständen in so vielen verschiedenen Gegenden de» Reiche» gleichzeitig hervorbricht. eS ist da» viel- mebr die Folge eine» allgemein empsundenr» unerträglichen Zustande», welcher bringend Abhilfe fordert. Leider ist nach de» biSkerigei, Erfahrungen die Beseitigung der Uebelstäiike von der Regierung nicht zu erwarte», die ganze mnerc Politik Rußland» ist nicht aus Heilung vorhandener Schäden, sondern aus Bekämpfung und Unter drückung de» revolutionairrn Geistes gericktel. Wohl süblt sich unter de» heutigen Verhältnissen in Rußland keu» Theil de» Batte», die k»ße Menge l«dt in stuwpser Gleichgiltigkeit dahin und läßt alle Unbilden und Tewalt- thLligkeiten, die von den Behörden in ihrem Ueber- eiser geübt worden, rudig über sich ergehen, weil sie die moralische Kraft, sich dagegen zu wehren, eiageblltzt hat, aber eS giebl auch schr viele Unzufriedene, welche insgeheim ich vereinigt habe», uni früher oder später auf gttvaltsame Weise eine Acndernng der Zustände herbeizusühren. Durch Entdeckung von Verschwörungen, Verhaftung der Betheiligtcn, Vernrtheilung und Verbannung nach Sibirien wird da» Nebel ichl an der Wurzel getroffen, die Feinde der Willkürherrschast werde» dadurch nur vorsichtiger gemacht und ihre Erbitterung wächst. Die jetzigen Zustände in Rußland haben auch sür die Re gierung „ocv einen anderen Nachtbeil; sie begünstigen die Entstehung und Verbreitung der abenteuerlichste» Gerüchte. Wen» al!e die Nachrichten, welche über Mordanschläge aus Alexander lll. verbreitet worden sink, aus Wahrheit beruhten, dann wäre c» ein Wunder, daß der Kaiser bi-her allen auf ihn einstürinenven Gefahren glücklich entgangen ist. E» bedarf keiner Dementis, um die Grnnvlosiakcil eines großen Theilc« dieser Nachrichten zu erweise», aber sie rufen einen Grad von Beunruhigung hervor, welcher seine Wirkung auf die Bevölkerung nicht verfehlt und auch im AuSlande un richtige Vorstellungen von den wirkliche» Zuständen in Ruß land erweck». Da« Vertrauen aus die LedcnSsähigkeit dieser Zustände ist so tief erschüttert, daß man nichts in Rußland >ür unmöglich bält, was dazu geeignet erscheint, die russischen Zustände als die schlimmsten anzusehe». E» kommt hinzu, daß man Rußland auch aus dem Gebiete der auswärtigen Politik kein Vertrauen ciitgcgenbringt. weil diese Politik der Wett schon oft genug die größten Uederraschunge», bereitet hat. Man ist niemals sicher, ob nicht irgend ein Gewall- trcich, sei eS ans der Balkciiihalbmsel, sei eS in Asien, die Ruhe und den Frieden stört. * Leipzig, 6. April. * Da» Aprilhest der „Preußischen 3ahrbücher" bringt in der „Politischen Cvrrespondenz" auS der Fever deS Herausgebers einen Artikei: „Der kanzler- ivccksel", der u»S so bcachtcnSwcrth erscheint, daß wir auf denselben glauben biiuveisc» zu solle». Der Beisafier schaut der Zukunft mit vollem vertraue» entgegen und betont seinen oplimlstischeii Standpuuci. Jndefi hauptsächlich deshalb, weil er sich vergegenwärtigt, wo« Fürst Bismarck in ieiner langjährigen ichasjenSkeätiigen und ruhmgekrönien ftaais- mäunische» Laufbahn sür Festigung »nd Sicherbeit de« deuiichen BalerlaudeS gethan. — Der Venaslcr bebt zunächst hervor, dag aus dem Gebiete der auswärliuen Politik seit mehr als eimm ^iahre eine Ruh.pauir elngrtreten, und daß auch nur in einer solche» Ruhepause, die wir wicdrrum keinem Anderen als de». Fürste» B-sniarck leibst verdanken, ein Uanzlcrwechiel m Deutjchiaud möglich gewesen. Ebenso seien der Dreibund, die Annäherung Englands an diesen Bund, die Stätigkeit des Bundes durch drei Regieruugen Bismarck's Merk. Ei» besonderes Gewicht wird daraus gelegt, daß an dem Puncle» wo die auswärtige Politik in die innere übergeht, Bismarck cs serlig qebrnchi habe, dem dcutichc» Volk die Nolliwrndigkcit der ichwerstea Rüstungen begreiflich zu inachkn. vH»- damit die Nachbar», gegen die sie gerichtet, zu provociren: er habe es im Gegeulheil fertig gebracht, jene wunderbare Rede vom 6, Februar 1888. in der er diese Rüstungen begründete, gleichzeitig zu einer Friedenskund gebung und Fnedensbürgjchast zu gestalten. Und wen» auch noch keine vrakiisch Probe gcinachi worden, Io sei doch in den volitischen Kreisen kein Zweitel vorbande», daß selbst die beuischsrelsinnige Partei, vor die ernstliche vera»twor,»»g gestelll, in der Arnieesraqe kaum eine» anderen Siandpuncr einnchmen werde als di« Carlclporteien. All s Grolle» und Murren gegen den Militarismus >a der deulsch- srtisiiinigki, Presse sei nichts als Rückzngsgcsecht. Auch di« Naiional- liberalc» hüllen me!.» als cii, Jahrzehnt gebraucht, ehe sie sich von ihre» miliiairilchc» Vorstellungen und Schiagwoiten der Lonflictszeit völlig beireiten. So werde auch die deulichirersinuige Partei noch lange „pruicipiell" an ihren« Slandglinct jesthalten. hier und da eine formale Concelsion erbalten, aber prakujch ihun, was wirklich noihwendig ist. Noch größer aber sei die Wandlung unteres Parleilcbens in den soclalpolitischen Anschauungen. Die reine Mauchestersdiule lei ebenso überwunden, wie die Einsührung einer Miliz an Stelle deS stehenden Heeres. Die conservative Partei habe zu Gunsten des RejormgedankenS die alten vairiarchalisch-srudalen Ideale, die natlonalliberale die indivi duelle Selbsthilfe ansgebe» inujjrii, und endlich habe auch die deutsch- sreisinnige Partei sich bekehrt und sich ans den Boden der „Erlasse" gestelll. „Roch daS Jnvalidilätsgcsetz war im vorigen Somnier" — sagt der Verfasser — „allein mil der HerkuleSkrast des Fürsten AiSniarck auszubauen. Hier vcrciniglc» sich mit der doctrinaire» Ovposilion und dem witthschastlichen Egoismus die ganze Krask de» Particlilarisinus. Kein anderer Minist,r als der Fürst Bismarck wäre Im Stande gewesen, diese Phalanx niederzukampsen. Mit diesem Sieg aber ist auch dieser Feldzug abgcsäilossey und endgillig gewonnen." — Es wird dann weiter betont, daß die deuische Reichs- Verfassung. das Gleichgewicht von Einheit und Selbstständigkeit im Bunde von Monarchie und Volksvertretung in der Constitution durch richtige Anlage »n Gruntriß und sesistehende Praxis io der Aus- sübrung aus Generationen gesichert sei. Was aber die Tagcs- voliliter die „Zcriahrcnheii" unseres Paricilebens zu nennen pflegte», sei »ichls als der Ausdruck der Fülle und Ge« Niiibbe». Ter Reicht!,,in, der Parteien in Deutschland sei der Reichthuin unseres politischen Lebens, »nd die Einheit ln diesem Reichihum bilde die Monarchie. Die Unangreifbarkeit ihrer Stellung beruhe daraus, daß keine der Parleirn je daran deuten könne, jür sich allein die Majorilüt in der Volksvertretung zu er langen. Das sei ein durch die Nalur und die Grsdnchle Deutsch lands gegebenes Vcrhnllniß. Ei» lebendiges, politisches System daraus gestallet z» haben, sei daS Verdienst des Fürsten Bismarck. Kaum eine Partei stehe in absolutem Gegensätze zur Regierung; keine dürfe sich rühmen, mit ihr identisch z» sei». Die übrrlieserte,, Pgrteigrgenflitzc seien allerdings vcrallci; sie seien Iheils praktisch, theils sogar piincip cll überwunden, der Rest wenigstens zur Zeit in die Tiese zurückgedräiigt. Die neuen Ausgaben aber, die sich erst zu bilde» schienen, seien mit überraschender Schnelligkeit actuell ge worden. Wie daS neue ltavitel der Socialgesetzgebung, daS wir Ende Januar voll i» ziemlicher Ferne glaubten, durch die Fedruar- eilasse plötzlich eröfsac» worden. Io werde die Neugestaltung unieres Partellebens durch den Kanzlcrw.chiel sicherlich lirschleunigi werden. Politik werde von Personen gemacht; jede neue politische Gestaltung daher erleichtert, wen» die überlieferten Potenzen von neuen Per sonen revräsentiri würbe». Das sei e»> Gesetz, so alt wie Partei und StaalSIrben selbst. Wen» cs richtig sei, daß nach dem Ausfall der Wahlen die Regierung den Versuch zu machen habe, einen moelua vivendi mit der deuiichirrisiniiigen Partei anzubohnen. so wäre da« «ewig für den Reichskanzler v. Eavrwi eine viel leichtere Ausgabe als sür seine» Vorgänger. Fürst Bismarck bade mit den Liberalen den BersassuoiScanflict durchgekämpst »nd mit Hits, derselben Libe ralen die neue RcichSvcrsassung geschossen. Er Hobe mit dem Een- truni den Lnliurkamps durchgekämpst und mit HUie desielbe» Een- trums LaS Schntzzolliystcm und die Grundlagen der Socialresorm geschaffen. Er wurde, wenn eS überhaupt lhunlich wäre und er gewollt hätte, auch die Freihandel-Partei in einer nützlichen Evopera- tion zu verwerthen gewußt haben. Daß iein erfinderischer Geist nicht auch endnr «»srunst, hätte entdecken oder daß schon «»»etche^
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