Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189004059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-05
- Monat1890-04
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»rsckttvt täqlieb früh ev. Uhr. l.rLaliion unö LrvrLitioa Ioaanne-gasj« 8. Lpirchllunden örr Akßartion. Vormittag- 10—12 Uhr. AachniinagS ö—6 Uhr. kl, -i»,e>-i>dt«, m-miirn»», »»0»Sch »< «»««»», m»t ««nähme »er s»r »ie >tch«tt»>»e»d« Nummer besttwwte, Juser«te «, rgeckentageu »i» L Uhr Nnckwitt«««, anL «» »- u » » -rstt«,e» srntz »t«'/,» Utzr. 2» -r« Filiale» für Zus.-Ännahmr: c,», Klrmm's E,r1i«. («lfrr» d«h»), UniversliätSücoße 1, Laut« Lösche. Lothar,nenftr. 23 pari. und Kä»tg«platz 7, nur bi» '/,L Uhr. rip)Mr.T>WblaIt Anzeiger. Srgan far Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonn»«-nt-pr«rO vierteljährlich 4>/, Nik incl. Vrinqerloha 5 Mk.. durch d.e Dost bezogen 6 Mk. Irdr einzelne Rrimmer 20 Pf Beleg-xenrolar 10 Pi. Gebühren für Esl radeklaqea (,a Taqedlati-Formal qejalzk «tz»e Postdriorderniig 00 Mck. »It Postbesärderuog 70 17?» Zülerite 6 gespaltene Petuzeile 20 3s. «r»her» Schriften laut »,s. Preisverzei-t' . Tab»IortIcheru.Zlff,r»satz »ach hohecni La Lerlmue» «»ter de« Nebaetionsftrich die 4gei»a.t. 8eüeb0Ps„»«rdr,8amiltr»uachr>chten di» »gespaltene geile 40 Pf Inserate fi»d stet« a» dl« Orpedttton zu Ir»de». — Rabatt wird »icht ge,,eben. gahl»»g praennmeraocko oder durch Post» »achaahme. S5. Sonnabend den 5. April 1890. 84. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 6. April, Vormittags nur bis /2S Uhr geöffnet. Expedition des I-elprdxer l'axediatteZ. Amtliche BekaMtmachnngen. Vrkamttmachung. Nach der Bekanntmachung der Königlichen Brandversichr« rungS-Kammer zu Dresden vom 25. Januar dsS. JrS. ist zu dem aus de» L. April ds». Ir». fallenden ersten Termine der Branvcassenbeitriige bei der <debL«deversi«ift*rung»-Abtheiluog von jeder Einheit Ei» Pfeuaig zu erheben Bei der Abtheilung für sreitvillige Derficher««g bleibt der Beitrag von Ei« und eine« halbe« Pfennig von jeder Einheit unverändert. Die Hausbesitzer, bezw. deren Stellvertreter werden de»« bald ausgesordert, ihre Beiträge späteste»- binnen 8 Tagen, von dem FälligteilSlage ab gerechnet, zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist tritt gegen die Säumigen das gesetzliche Beitreibung-verfahren ein. Die Zahlstellen sind folgende: für Alt-Leipzig die Brandcassengelder-Hebestelle im Stavtbciuse, Erdgeschoß, Zimmer 59, für Leipzig - Reudnitz. Leipzig - Anger- Lrottendors, Leipzig-Thonberg und Leipzig - Neureudnitz im Rathhausc zu R'nvintz; für Leipzig-Neustadt, Leipzig-Neuschöne« selb, Leipzig-Volk,«arSdors uno Leipzig- Lellerhauien »» stkathhause zu BolkmarSdorf; für Leipzig - Eutritzsch» im dortigen Nachhause und für Leipzig-Gohlt- im früheren Gemeinveamte daselbst. Leipzig, den 27. März 1890. Der Siath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Koch. Bekanntmachung. Den Zuschlag der am 28. vor. MtS. zum Verkaufe versteigerten 4 Bauplätze an der Süd», Kronprinz» >,»v Kochstraße sür die varan, gelhanen Gebote haben wir abgelehnt und entlassen hiermit in Gemäßheit der Ber- fleigeru»gübedingu»qen die Bieter ihrer Gebote Leipzig, den 2. April 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 2288. vr. Georgi. Cerulti. IsraMlchr Rrlizioiissidilc. Die Ausnahme neuer Schüler und ^chüleruiucir findet Montag, den 7. «pril» Vormittags von 9—13 Uhr im Eaazlkilocale der Synagoge, Cevtralstrahe 15, 1. Elage, stall. Da« neue Schuljahr beginnt Sonntag, »en 14. April, Vor mittags 8 Uhr. Leipzig, deu 2. April 1890. Der Direktor. Rabbiner vr. H. korxv8. Mumie, Mn». sikdertwelkwih. Wir beabsichtige», die hiesige untere vauptsiraße, sowie Theile der nach Störmthal und Seiserl-Hain sübrenden CommunicatiouS- iveg« (zusammen circa 7000 qm Fahrbahnstrabe) mit Klarschlag- siciuen einbauen und die Fußwege der erstgenannten Sirohe (circa 1009 «zw Fläche) mit Äoiaiksteine» pflastern zu lassen. Sämmtliche Arbeiten, welche im Monat Mai d. It. avSzusühren sind, sollen an einen Unternehmer «ergeben werben. Blanquels zu Kostenanschlägen können im diesigen Gemeindeamt entnommen werde» und sind autgesüllt späteste»» PiS z»M 20. «pril 18AV ander einzurnchen. Liebertwolkwitz, am 3. April 1890. Der «rweinderath Dyck, Gem.-Borst. Leipzig, 5. April. * Deulschsreisinuigc Blätter wittern i» den neuesten Nachrichten au» Ostafrika, der Heranziehung Emin Pascha'« zum deutsche» Dienst und seiner Reise »ach dem Vrct oria-Nyanza, die Absicht einer riesen- basten Au-behnung der deutsche» colonialen Unternehmungen. ES soll nicht» geringeres beabsichtigt sein, al» die Eroberung der einst von Emin Pascha unter egypliscker Oberhoheit ver walteten Aeguatorialprovmz; zur Unterstützung dieser Aus saisung wird au« dem Bictoria-Nhanza, wohin Em,n'ö Zug in der Thal geht, der nördlicher gelegene, an die ehemalige A >,uatorialprovi»i anstoßende Albert-Nyanza-Sec -gemacht. Für die Unterstellung so weitanSgreisenoer Pläne liegt einst weile» nicht der geringste Anhalt vor. Es handelt sich offen bar nur um die Abrundung und Befestigung de« der- zeitigen deutschen Schutzgebiete» in Ostasrika. An dein Ernst der Absicht, da» erworbene Schutzgebiet sestzu- halten und zu sichern, ist allerdings nicht zu zweifeln, ebenso wenig wie an den günstigen Erfolgen, di« bisher schon mit verbältnißmäßig sehr geringen Mitteln erzielt worben sind. Deulschsl«lsi»»iqe Blätter stad über die angeblich be absichtigten neuen Eolonialabenteuer so ausgeregt, daß sie säst schon den Rücktritt de» Fürsten B'Swarck bedanern, der nach ihrer Annahme so weit nicht vorgegangen sein würde. Un gleich ruhiger unv freundlicher bewerkt die .Germania': .Wenn die colonialen Uateruehmungen in Ostafrika frucht bringend sein sollen, dann kann da« nur durch ein« Gr» schließuua de« Hinterland«« für den deutschen Handel geschehen. Tie Erfahrungen Emin'» uud die Eonsolidatioa der ft»er- anikauisch«" Verhctttn^sc. i««besondere i» Uganda, stellen hier * Zu der Frage, ob Fürst Bismarck den Titel eine« „Herzog- von Lauenburg" angenommen hat. wird der „Magdeburgischca Zeitung" aus Berlin geschrieben: »Noch immer werden einander widersprechend« Angaben über die Frage verbreitet, ob Fürst BiSmarck den Titrl eine- »Herzog« von Laueaburg' abgrlehnt habe. Thetlache ist, daß von Beran. talmngen, welche im Herold«amt ml» Bezug ans die Ernennung in Angriff genommen waren, Abstand genommen worden ist. und daß daran» geschlossen wurde, drr Fürst habe die RangerhShung obgcledut, eine Annahme, welcher ja auch andere Anzeichen zur Seite stehen.' Dagegen wird un« von gut unterrichteter Seite, in Bestätigung einer von uns bereit« srüber gebrachten Mittheilung, gemeldet: „Beim Frühstück am t. April hat Fürst BiSmarck, als man ihn gefragt, ob er den» nun den Herzogtitel angenommen habe oder nicht, geantwortet: „ES steht im Reichsanzeiger' und da muß e» wahr fein, klebrigen» kann ich den Titel gut gebrauchen, wenn ich einmal im Aus land iocoxnito reisen will. Al» „Fürst BiSmarck" kennt mich alle Welt, aber al« „Herzog von Lauenburg" kein Mensch, dann bin ich wenigsten» üngenirt." — Alle Nach richten stimmen jetzt darin überein, daß Fürst BiSmarck den Titel „Herzog von Lauenburg" aus Wunsch de» Kaiser» an» enom me» hat.sürseiiiePerion aber „ich tzusührengedrnkl. >ian Vars daher vermuthen.daß sein ätlesterSobn, der jetzige Gras Herbert von Bismarck, nach ve« Bater« Tobe den Her- zogSlitel sichren, fein zweiter Sohn, Gras Wilhelm von BiSmarck, dagegen den Titel „Fürst von BiSmarck er halten werde." * Zur Frage der ossicivsen Presse schreibt die „Nalionalliberalc Corresponvenz": I» zahlreichen, namentlich sreisiiinlgea Blättern ist ia jüngster Feit lehr lebhaft da- Thema der otsiciösen Presse erörtert worden. Wir unsererseits können uns dem Wunsche nach emer aründlicken Umgestaltung derselben nur anlchliefien. Die deutjche Presse hat durch die Gestaltung deS Oisiciö kuihum», wie e« sich allmälig herau-gebildel hatte, unleugbar Schabe» gel»lea. Durch tie Gewöhnung, bei jeder austaucheuden tziage immer erst nach einer osficiöicn Aeußerung zu ipäden, ist die Selbstständigkeit des UrtdeilS und damit eine wirkliche Erfüll»»« deS Berns- der Presse beeinträchltgl worden. Der Welllaus »och „guien Jnsormattonen" bat der Ilnabbängigkei« der betrksfende» Blätter vielfach geichadet. Der Umstand, daß jeder, auch der gehässigste Auöiall eines im Gerüche der Osfic ösilät stehenden BlaiteS gegen Andersdenkende als eine un- nnltelbare Aeuberung der Regierung, ja geradezu de« Reichskanzler- beachtet wurde, hat zur Vergiftung unsere« öffentlichen Leben« erheb- ltch beigetragen. Wenn darin jetzt Wandel geschafft würde, so würden auch wir bat al- ein Verdienst der Regierung anerkennrn. Freilich, die Regierung dez. die einzelnen Miiiistrr gewissermaßen verpflichten zu wollen, mit der Presse, abgesehen vom „Reichs- onzeiger", gar keine Beziehungen zu haben, ist cintach unmöglich. Will man e« etwa lür verwerflich erklären, wenn ein Minister einem Publicisten die von diesem gewünschie Aufklärung er- theiit? Auch da« wird auf di« Dauer kein leitender Staats mann entbehren können, daß er über diese oder jene An gelegenheit die öffenlliche Meinung sondiren läßi, indem er zur Er örterung derselben durch ein unabhängiges Blatt den Anstoß giebt Im Allgemeine» aber ist eS dringend wünsche,iSwerih, daß die Regierung ihre feststehenden Anschauungen dnrch em aller Welt als Regierungsorgan bekanntes Blatt verkünden läßt. Und noch werth voller Ware, wen» alle Positive» Thaiiachen. welche die Regierung mülheilen will, nur durch den , ReichSauoiger" veröffentlicht würden. Dadurch würde eine große Zahl von Mißverständnissen und ärger, lich » Verkehrtheiten, welche nicht zur Förderung einer gesunden politischen Einwickeluag beitragen, vcimiedeu werden. * Unter dem Titel: Ge maßregelt schreibt die „Kölnische Zeitung": Wenn ein häuslicher Streit au« einer Familie oder au» einer geschloffenen Gesellschaft sich aus die Straße fort pflanzt, so nimmt man an. daß eS sich um unheilbare Mei nunqSvcrschiekenbeilen handelt, die nicht durch Worte, sondern durch das Messen der Kräfte ihre Löiung finden können Herr Barth hat in verschiedenen Bcrsainmlungen sein „Weg mit dem Tyrannen!" in allen höflichen Um schreibungen vorgctragen; Eugen Richter hat dann seinen Brief an seine Fraction veröffentlicht unv seine Verwunderung darüber ausgesprochen, daß die Partei sich nicht vor ihm acbeugl habe. Nunmehr stellt die „Liberale Eorre» sponbcnz", welche de» scinblichen Gegenpol bildet, in Aussicht, daß die Partei sich mit ver Angelegenheit befassen werde, indem sie schreibt: Einzelne hiesige freisinnige Wahl- und BczirkSvereuie habe» über den Au-tcitt de- Abgeordneten Richiec au- dem Vorstande der LandlagSsraction Verhandlungen geführt und Resolutionen gcsaßl. Sie habcn d e» gethan, ohne über die ln Frage stehenden Vorgänge genauer und von beiden Seiten unterrichtet »» sein. Auch in dem sortjchritttichen Verein der PolSdainer Vorstadt lag am Moniag ei» Antrag aus An nähme einer Resolution vor, welche der freisinnigen Landtags- sraction da- volle Bertrauen ou-svrechen sollte. Der Vor- sitzende, Reichstag-abgeordnele I>r.Bartb, bat jedoch den Antrag steller dringend, den Antrag zurüctzuziehe», da eS sich hierbei lediglich um eine interne Angelegenheit der LandtagSsraction bandle, in welcher rS weder für noch gegen Stellung zu nehme» anaemessen sei. Der betreffende Antrag wurde daraus im Einverständniß mit dem Antragsteller gar nichi zur D>S- rnision gestelli. obgleich die Annahme desselben auch nicht im Miiibcsten zweiselhast gewesen wäre. Inzwischen scheinen die Bemühungen lorigesetzt werden zu sollen, d e Partei »IS solche zu MrinungSäußerungen über diese interne F> aciionsangelegen- heit zu veranlassen. Es liegt unter dieien Umstand n die Er- Wägung nahe, ob es nicht angezeigi erscheint, den Thatbestand in allen Einzelheiten öffentlich klarzustellen. Die Verösfent- lichung de- Schreiben», da- Herr Richter seinerzeit a» die LandtagSsraction gerichtet hat, um seinen in der »Freisinnigen Zeitung' mitgetheiNen AuSiritt ouS dem Vorstände zu moli- v>ren, böte zu dieser Klarstellung sogar noch eine» ganz speciellen Anlaß. Die un- näher stehenden freisinnigen Ab- geordneten haben eS aber bi-hrr ebgeleknt, der ougenbl ckl>ch nicht veisammelien Landiag-sraction vorzugreiseu. Sie glauben mit dieser Reserve de» Interessen der Partei eine» Dienst zu erweisen. In. der demokratischen Prelle herrscht ob der Maßregelung de» Abg. Eugen Richter große Bestürzung; die deniokratiichen Blätter beeilen sich, dem bedrängten Parieipapst zu Hilfe zu eilen Die „Berliner (radikale) Volk-zeitung" girbl in ihrer würdigen Weise ihre Wissenschaft von der Angelegenheit also zum besten: Darnach fühlte einer jener dunklen parlamentarischen Ebrenmänner, deren Nomen die W>lt nur erfährt, wenn sie bei einer namentlichen Abstimmung au'geraien werden, nach Richler'1 lach- »ad zeitgemäßer Red« über da« Zuftanvigkett«. gesetz da» d»»kl« Drang, auch einmal etwa« zu sagen, und er sagt» z» einem ehemal« seersflonistischea Froctiouscollegen: „Da batte Richter sich »orher dach wohl mit der Frmttaa verständi-en müssen." Der also Ang-redete, ein biederer Mann, d«, wenn er ün Re>ch»ta«e redet — und er redet sehr oft — allemal »> »ußch er, pßWtz hast ftmmtzal» der schwarz-roth-weißen Grenzpfähle kein redlichere- Herz schlägt, als das seine, erwiderte: »Ja, so redet ihr immer hinter dem Rucken de» S-neralgewaltigeu, aber die Eourage. ihn in« Gesicht zu »adeln, habt ihr niemals " „Ha", sagte der Dunkle, „diese Courage hätten wir nicht? Diese Eourage habe ich alle Tage." Und genug — noch einigen weitern wohl wollenden Zweifeln deS biedern Manne« geht er richtig aus den Leim und bringt in einer von beiläufig von nenn Mit gliedern besuchien Fraction-siduog da» Ladel«votum gegen Richter ein, da« in formloser Weise erörtert und on- ganommen wird. Die liefere» Ursache» sür die Verschärfung nad Erweiterung de« Zwiespalt« liegen offenbar darin, daß di« dentschfreis innig« Partei dnrch den Rücktritt de« Fürsten Br-marck vor eine ganz neue Lage gestellt ist, der Eugen Richter infolge seiner Verbitterung, ieinrS AuigedenS in die kümmerlichste Behiisigkeik nicht g-recht zu werden vermag. Die Deutschscrisiunigrn waren durch ihren Haß gegen den großen Begründer der deutschen Einheit dem nationalen Leben, der M larbeit au unser» Eultnrousgabea entsremde« worden. Die Frage ist fitz«, ob sie noch die Fähigkeit besitzen, den Boden der sachlichen Erörterung wfiderzugewinaen, de» sie niemals hätten verkäste» sollen. Auch einer Annäherung zwischen den liberalen Gruppen vrriperrt die Persönlichkeit Eugen Richter'« den Weg. ES wäre voreilig, de» Au-gaug de« Kampfe« vorautsogeu zu wollen, der nunmehr osten entbrannt ist. Jedensall» ist e« jetzt offenbar geworden, daß ein sehr beachtenSwerihec Lhefl der deutichireisinuigea Partei über Herrn Richter genau ebenso denkt wie alle Welt. «> « * * Ein längerer Aussatz der „Neuen Freien Presse" Uber BiSmarck unv sein Scheiden au» dem Dienst schließt mit folgenden Ausführungen: ES giebt eia Amograpden-Album. welch»« drei auseinander folgende Inschriften zieren; diejenige Guizol's lautet: ,La meinem langen Leben habe ich zwei WeiSheitSregeln gelernt, die eine: viel zu ver zeihen, die ander«: niemals zu vergesse»." Thier« schrieb darunter: „Eia wenig Vergeßlichkeit schadet der Aufrichtigkeit der Verzeihung nicht." BiSmarck schloß die Reihenfolge nut den Wort«»: „Ich meinerseits habe im Leben gelernt, viel zu vergessen und mir viel verzeihe« zu lasten." Dem tiefen Menschenkenner, der jetzt in FriedrichSruh Zeit und Muße hoben wtrd, di« Thaten und die Fehler seine» ercignißl eichen Leben» rückschauend zu Überdenken, ist ver ziehen, wa« er in der inneren Politik geirrt hat; die Haldigungen, welche ihm bei seinem Abschiede uud zu seinem Geburtstage dargedracht worden sind, werden ihm gezeigt haben, daß die Dank barkeit eine- Volke» jede Probe vertrigl. Und wenn er sich die Spannkraft bewahrt, um, wie er kürzlich in Friedrichsrnh äußerte, noch einmal im Reichstage zu erscheinen, so wird er, «leichviel, aus welcher Bank er sich nieberiäßr, ohne Zweifel die Wahrnehmung machen, daß da- deutiche Volk ihn, alle« vergessen hat, nur nicht da« unsterbliche Berdienst, da- er sich um die Einigung der Nation und um den europäischen Frieden erworben bat. Aber wie e- auch zugeqongen ist, daß er da« Steuer au- de» Händen geben mußie, die Welt bleibt Nicht still stehen undLem Volk kann sür einen Astqen- blick den A h-m audalten, wenn e» von einem erschütternden Ereig ,iß bi« in seine »eisten Tiefen ergriffen w rd, doch es muß weiter leben und vorwärts ichreiie», muß sich, wir es kann, mit Vergangenem avfindea und zu Künftigem vordereite». „An mir vorüber ziehen vergangene Zeilen, sic find dahin, und ich muß weiter sehen." E» wird kein zweiter BtSmarck kommen; gerade des halb aber thut e« noth, da« Erbe weise zu ver malten im Sinne desjenigen, von dem e« stammt. Dazu ist nicht der Unmuth derer geeignet, welche e« schmerz lich ciiipfinden, daß Fürst Bismarck unfreiwillig leinen Platz geräumt haben soll, und nicht die Freude derer, welche sich von einem gewaliigen Gegner befreit suhlen. Wa» dieser Eine galt und »dai, lim Deulichland aus seiner Höhe zu erhalten, dazu müssen jetzt sich 'Alle vereinigen, damit der Glaube nicht Boden finde, daß Deuisch- landS Macht einen gesährlichen Stoß, daß die Stabiliiät seiner inneren und äußeren Entwickelung eine Unterbrechung erlitten habe. Es ist eia verhäng»ißvoller Moment. Die Verbündeten Deutschland« und die Freunde des Frieden« wissen seine Schwere zu würdigen, und lies nu- ihrer Seele quillt der Wunsch, daß nicht in sprung haftem Wechsel, „icht in unsicherem Tasten und Lxperimentiren die weitere Enlw ckelnag Deutschland« sich vollziehe, sondern aus dem Wege, drn Fürst BGmorck vorgezeichnet hat. * AuS MiOkvlcz in Ungarn wird berichtet: In den böberen OfficicrSkreisen de» 6. Armeecorp« erkält sich mit Bestimmtheit bas Gerücht, wonach den heurigen großen Manövern zwischen Großwardein undDebreczin, an denen da» 6. und 7. ArmercorpS theilnehmen soll, auch ver deutsche Kaiser mit großer militairischcr Suite beiwohnen wird * Di« Hoffnungen, welche von den veutsckseinblichen Blättern nach dem Rücktritte de» Fürsten BiSmarck in Bezug aus den vermeintlichen Zusammenbruch der Tripelallianz gehegt worden, sind an dieser Stelle bereit« in ihrer ganzen Abgeschmacktheit charaklerisirt worven. In Wirklichkeit geht au» allen authentischen Kundgebungen hervor, daß saß europäische FriedenSbündniß Deutschland», Italien» unv Oesterreich-Ungarn» so fest begründet ist wie nur jemals. Daß der nltramontane „Moniteur de Rome" mit jenen deutschfeindlichen Organen EvoruS macht, kann nicht überraschen. Die heute vorliegende Nummer diese« Organ« versichert denn auch, daß seit dem Rücktritte BlS- marck's Crispi .Blei im Flügel' verspüre. Hoffentlich wird der gegenwärtige italienische Conseilpräsident »och lange im friedlichen Sinne wirken. Sicherlich täuschen sich aber alle jene Blätter vollständig, wenn sie die Tripelallianz auSschließ lich mit der Person de« leitenden Staatsmannes verknüpfen. Vielmehr entspricht da» europäische FriedenSbündniß zugleich so sehr dem vitalen Interesse Italien», daß r« selbst von einem Wechsel de- Ministerium» völlig unabhängig wäre. * Die Republik San Marino hat dieser Tage ihre neuen «rpiurnl roggooti in althergebrachter Form gewählt. Die gegenwärtig,,, Inhaber der büchst--» Gewalt in dieser kleinsten Republik — sie zählt kaum 8000 Einwohner — begaben sich im feierlichen Auszug, geführt von der Musik» bonde der Republik, geleitet von 16 dem Bauernstände un gehörigen Mitglieder» ver Mobilgarde und gefolgt von den Autoritäten nach ver Pieve, der Hauvlkirchc der Stadt, wo sie die Geistlichkeit empfing unv nach dem Tbrone geleitete. Dan» sangen bie Priester da» veni craatoe Spiritus und beteten zum heiligen Geist, Daß er eine gute Wahl ve,leihe Nun inebr begann der Wahlact. Einer der Priester Verla« die Nanien der wahlfähigen Bürger, legte die betreffenden Zettel in silberne Behälter, diese in eine große silberne Vase, au» welcher ein Kmd zwei Zettel herauSnahm. Der Priester Ia» Viese mit lauter Stimme vor und sofort begann die Musik- bandr einen Hymnu», der Organist spielte eine Tarantella und olle Kirchen der Stadt und de» Borgo verkündeten in festlichem Geläut, daß San Marino wieder seine oopitani reggenti hat. Pietro Tornini und Francesco Marcurci heißen die Männer, welche vom 1. April 1890 an ein Jahr lang die Geschick« drr Republik San Marino zn leiten haben. * Di« .Gazeta d« Portugal' erklärt di« Nachricht von der Umgestaltung de« portugiesischrn MiuisleriumS fRr unbegründet. * Die englischen Socialdemokrateu beabsichtigen, wahrscheinlich ermuntert durch den Erfolg ihrer deutschen Gesinnung-genoffen, bei den nächsten ParlamenlS- wahlen in England mehr al» bislang in den Vorder grund zu treten. So hat der Generalrath der social demokratischen Föderation beschlossen, bei der nächsten all gemeinen Wahl socialdemokralische Eandidaten sür die Londoner Wahlbezirke Ehclsea, Ost-Aln»bury, Süd- JSlington, Haggerston, Nordost-Belhnal-green. WandSwortb, Bermondsey, Ost-St.-Pancra-, Greenwich. Südwest-Ham und Stepney auszustellen. Ob die socialdemokratischen Eandidaten erfolgreich sein werden, ist sehr zweiselhast. Bei den Wahlen sür den Londoner Grasschastlrath sind sie olle vurchgesallcn, mit Ausnahme von John Burn», der inveß ein socialistischer Freischütze ist und der sociatdemokratischen Föbrratwn »icht al» Mitglied angehvrt. Lolouialpolitisches. * Die neue Eolonial-Abtheilung de» Aus wärtigen Amte«, gewöhnlich Eolonialamt genannt, welche durch den neuen Etat sür 1890/9l genehmigt worden ist. kann jetzt al« gebildet angesehen werden. Au der Spitze steht al« Dirigent, wie der neugewähtte Titel lautet, der Geh. LeszationS-Rath vr. Krauel, welcher wahrscheinlich den Rang eine» Rathe« erster Classe erhalten wird; ihm ist dann al« Vortragender Rath der bisherige Consut in Madrid vr. Rettich beigegeben, welcher vorige Woche zum Wirkliche» Legationsrath ernannt wurde. Dann gehören an höheren Beamten der Abtheilung noch zwei Hilfsarbeiter a», nämlich der bisherige ReichScommiffar sür die Marschall-Jnseln Sonnenschein unv der Gerichts-Assessor v. Koenig, vorher dem Teneral-Eonsulat London atlachirt. Alle drei zuletzt genannten Mitglieder drr Eolonial-Abtheilung sind seil Monaten, zum Tbeit schon seit beinahe einem Jahre im Auswärtigen Amte beschäftigt und auf ihre jetzig« Thätigkeit vorbereitet. * Die Depesche de» Wolfs'schen Bureau» au»Zanzibar Uber die Entwickelung der Dinge in Dentsch-Ost- afrika wird durch Telegramme, die die ,T>meS' au» Zanzibar und Bagamoyo empfangen, ergäbt Wir lassen einen Au-zug der .Central New«' au« diesen Depeschen hier solgen: Lin Telegramm der »Time«' an« Bagamoyo bestätigt die Meldung, daß Emin Üi deulsche Dienste getreten. Er empsängt ein Johre-gehal» van 1M0 Lftrl. und giedt all, Gcdanken. nach Europa zuruckzukeyren, aus. Begleitet von mehreren deuilchen viffiieren und zweihundert sudanesijchcn Soldaten, dclcht er Mitte April mit einer großen Karawane nach dem Innern aus. Die gc» »iiklheten Träger sage«, si- empfangen Ertralühne, uni m.t der größte» S-Vaelle nach dem B clor,asi« zu niarichiren. Augenscheinlich wird beabsichtigt, Verträge für Deu,schlank in allen Ricdlungen zu schließen. Eurem T^egramm der „Time-" au» Zanzibar zuiolze, nat der Entschluß Emin'« daselbst sehr ungünstige Beurtheilung ge sunden. Die Depesche fügt hinzu, es laste sich kau,» anneimiin. caß Emin'S Wahl ganz spontan in. viel bade damit wahricheinlich iein linsall, seine mißliche Gesnndlieit, seine bekannte llnichlnssigkeit gegen- über der Energie und Entschlossenbeit seiner neuen Prnicipale zu ibua. Die Karawane geh, in ber schlimmsten Iahre-zcit ab nab es werde augenscheinlich beabsichtigt, wenn möglich, de» englischen Plänen,uvor»ukommen. Ihr Erfolg sei indeß sehr zweiselhast. Die Zanzibaree Läden wurden geplündert, ui» Geschenke für die von Emin zu gewinnenden neuen deutschen Unterthanen auizuireibe». Beharrlich aufiretende Gerüchte erklären, Wissmann stehe in thäuger Unterhandlung um die Dienste Tippo Tip« Die KnuLmachung Wissmonn'S, welche Karawanen da- Betreten deutiche» Gebiet« zwischen Tanga und Pangani nach dem Kilinia-Ndscharo ohne seine besondere Erlanbniß verbietet, schließ: lhaiiächlich der britischen Gesellschaft alle Hanbcl-routeu nach Minel - Afrika. Die Deutschen enifalten allenthalben die gräßie Rührigkeit. Der Sultan von Zauzidar veranlaßie den Frieden-schluß zwisch- n den Deutsche» und Bana-Heri. Letzterer faste wieder festen Fuß »> Saadanl. Tie Deutschen seien augenschrtulich bestcebl, alle Tiste- renzen mit den Giämmen an der Küste beizuiegen, un, ihre K äiic sür ihre au-ged,hüten Unternehmungen Weller landaniwäitS „uszu- sparen. Es wird in viele» Areise» bezweiselt, ob der weidest»owene Angriff aus Kilwa angesichts der dringlicheren Plane colonialer Anödehnung lm Innern Nberbaup, in Aussicht genommen ist. Dir Färbung dieser Depesche läßt erkenne», daß die britiscke Colonie in Zanzibar sich durch d,e neueste Wendung der Dinge beunruhigt fühlt. W,e »> Berlin die Freund« der Colonialbewegung die Sachlage auffassen, da rüber giebt folgende Zuschrift der „Vosfischen Zeitung" Ausschluß: Nachdem et gelungen ist, Emin Pascha zu gcioinneii, wird der ostasrikanischen Lolonialpolitlk vielleicht eine neue Richtung gegeben. Denn noch den Schlachten komm! die Lösung einer Anzahl imchlig,: Fragen, welche nicht länger hinauSgeichobe» werden kann. De wichtigste ist die Arabersrage. Ls freut un-, daß in einer g-w,sfin Weile mit dem Araberftamm pakiirt zu werden scheint, und bau diejenige Richtung, welche da- Gejchlechl Buschiri'« an-rotten woll e, an Boden verliert. Denn es ist i-deni Kenner der Verhältnisse k ar gewesen, wa« auch bereit» in Wissmann's Programm lag, daß mn den Arabern eine Verständigung ungebahnt werde» inüßie, uachdn» sie die Gewalt der deutiche» Waffe» suhlen gel-rnt habe». Sie e,u such zu verirelben, wie es die Eoloniaiianaliker wünschten, war unmöglich, da sie im Innern noch eine Anzahl bedeutender Pütz' hielten, und man wird eS nur begrüßen könne», daß Wiiiniauu, sicher dnrch den Rath Emin'« unterstützt, in dieser ouegez-ichaeie» Weise sein ursprüngliche- Proqrainn, auSgeiührt Hot. Daun aber harrt noch die wichtige Eingebwenensraqe sowohl »ach der ma: - rieste» wie noch der idealen Richtung hin der Löinng. E - sehlea noch so viel Vorbedingungen sür eine prakitjch-' Inangriff nahme derselben, daß man nur schrittweise wird a» die R nordnun-i dieser Verhältnisse gehe» können, aber bei der Anwesenheit einer starken deuiich-n Ward« liegen hier die Vorbedingungen n igleia, günstiger al- in West-Asrika. Hoffentlich wird auch bald Näheres darüber bekannt werben, i» wclcber Weise den Ausgaben einer nationalen Eolonialregiernng leiten- beS Deutschen Reicht» nähe, getreten werden soll, damit da« gegenwärtige Pioni-onum, welches bie verschiedenen Gewalt« > häufig in unangenehm-Vciührung «ntel- einander bringt, zu Gunsten einer destniiive» Einrichlung, welche ous der Basis der Kroncolon,e beruht, ausgegeben wied. Da die Vermittelung-v-rsache, W icke der Sultan von Ziuzibar mit den Araber» de» südlichen Gebiete« anstelle» ließ, ersolgto« geblieben sind, so wird der Angriff wohl nicht länger lnnausgeschoden zu werden brauchen. Wir Hallen an der Ansicht fest, daß die Eroberung der Küste ungleich leichter sein wird als tm Norden, uud daß, von Ktlwa mit seinen fanatischen Einwohnern abgesehen, die anderen Plätze einen neonen-werthe» Widerstand »icht letfte» werden. * Dnn schwierigen Problem der »ordamerikautschen Neger- frag« btetrt sich tu alleriüngßer Zeit die Mtqltchlet» «»er Lösnag. an welch» früher »Icht gedacht wurde, auch nicht wodk gedacht werde» konnte, so lange es an den Vorbedingungen praki»ch«r Du-chiührdor- ie>t inaiaelte. Es handelt sich «tnsach «n de» Mnssena»«»»g d» »>«»»»,«tt»»tsch«» S»»dt,n» »»» »«» V«r«t»t, e.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite