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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189004212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-21
- Monat1890-04
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1890
- Autor
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E^cheme ftuh «'/. Uhr. Krtitt«» »it LkPr-ttli» Johsuussgaff« S. -Prkchstim-nl der Krdarti»»: - vonntttag» 10—IS Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. >» W »X«»»« Maiulcr«»«, «U»t sich »t«, vreSi»»!»». . Watt«« »«, für »te nichstfal,«»»« Nu«»er »eftt««ten Inserate an Sechenlage, di» » Uhr Nachmtttaa«. «Ga»»« und -estta,eufr»h»Ü'/,» Uhr. 2» tr« Filialen für 3»s.-Änn»h«r: vtta Kl<««'» E-rtt«. (Alsre» Hahn). " ' ah« 1. UniversitätSstraß« Laut« Lösche. tathari-eostr. 23 pari, und Königtplatz 7, nur bi» .3 UHr. UchMerIasMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. vierteljährlich 4*/, Mk. incl. vrtngerlohn 5 Mk., durch dt» Lost bezöge»«NN. Jedeet»z»l«Sdmaner«Hs. Inserate S arspaltmr Petitzeile IVM. chröhere Echnftrn laut uns. PreiSverzslG«!- Tabellarischer u. gisserusatz uach höher« »ans. Ueciamen unter demRedactionöstrich dl» »aaspalt Zeile ÜO Pf., vor den Familien na ch richt«» die ögelpaften« Zeile »0 Pf. Inserat« sind siet» an die Grpedttta« »n sende«. — Rabatt wird nicht gegeben l Zahluag prueviuv«r»o<io oder durch Post- uachuahmr. .L. ^111. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Um heutigen Tag« sind Herr St-dtrath vr. Arirdrich Otto tW«Nge«E»M »« Neuem, mithin aus Ledenlzeit. und der bi-herige Stavtschreiber Herr barl Otto Hentschel ans zunächst sich» Jahre als besoldet« Stadträlh« der Slavt Leipzig von un» verpflichtet und in ihr Amt «mgewirseo worden. Leipzig, den IS. April 1890. Der Rath der Stadt Letvzia. Gr vr. Georgi. Srößel. ... Bekanntmachung. Degen vorzunehmender AuSwrigungS« und Reinigung»« arbeiten bleibt die Geschäftsstelle und die Expedition de» Ltchamte« Montag, a« AI. »ad DieoStag, a« AA. April geschlossen. Leipzig, am S. April 1890. < Der Rath der Stadt Leipzig. ' - vr. Trvndtin. Frehberg. Bekanntmachung. I» wird hiermit zur ksfentlichen Keimtniß gebracht, daß die von unS mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten ia Gemäßheit unser« Bekannntmacßung vom 10. März d. I. dkschlosicne Feststellung der westlichen Baufluchtlime der 3788 Plaucn'schen Straße nach Maßgabe de» Plane» Nr. tvelcher vom 13. März bi- 10. April d. 3. öffentlich auS- gelegen hat, ohne daß Widersprüche gegen denselben «hoben porven find, nunmehr Giltigkeit «langt hat- Leipzig, den 18. April t8S0. Der Rath der Stadt Leipzig. " ^ wiüs». »fl. Id. 1924. vr. Georgi. Bekanntmachung, die A>« »»d Abmeldaag der Are«de» bett. Mit Rücksicht auf den bevorstehenden Beginn der Hflrr«efle bringt da» Unterzeichnete Polizetamt die nachstehenden Bestimmungen de» Melderegulativ- mit dem Bemerken in Erinnerung, daß die Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe H»S zu 50 -E oder entsprechend« Hast iiach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß di« Expeditionen der A. Abtheiluag dr» Meldeautte- (Rasch«arlt Rr. M, I Treppe) während der Vorwoche der Reffe vormittag» von 7 bi» 12 Uhr und Nachmittag» »o» 2 bi« 7 Uhr, sowie an den Meflsonntageu vormittags von S bi» l2 Uhr dem Publicum geöffnet >>»v. Ebendaselbst, sowie auch an den BezirkSmeldestrüen, können Formular« für di« Anmeldezettel unentgeltlich entnommen werden. Leipzig, den 13. April 1890. Da» Poiizetautt der Stadt Leipzig. v. L 1986. Bretschnrider. Taegner, S. Au-zug Mil dem Lielderegulattp der Stadt Leipzig vom 10. Oktober 1883. ? II. Jeder in eiuem Gasthase oder in einem mit Hrrberg»- berrchtisuna v«seh««eu ähnlich«» Etablissement eiokehrcnde »nd »der Stocht bleibend« Fremd« ist vom Gastwirtb oder Quartierarber nid paar, soll» er vor 3 Uhr Nachmittag« ankommt, noch am läge »er Anknnft, aadernlall» aber am solgendea Morgen lokefteiis bi» 10 Uhr beim Meldeamt de» Polizeien«!», Abth. II, litristlich mittelst de» vorgeschriebenen und für jeden Fremden besonder» antjuMeude» Formular» onznmelden. Befinden sich in vealeitnug de- Fremde» Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben aus dem nämlichen Zettel mit z» oerzeichnea. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgereisten derartigen Fremden zu bewirken. K. 13. Die in Prtpathäuser» absteigenden Fremden, sogenannte vkfuchsfre«»e, find, sobald sie län»rr als s Tage vier verweilen, spätesten» am 4. Tage, von erfolgter Ankunst an, vom Quartierwirth beim Meldeamt, Abth. 1l, oder der betreffenden PollzeibezirkswaLe mündlich oder schriftlich mittelst de« vorgeschriebencn Formular» «jnnelden. Bei den etwa in Privathäusern Quartier nehmenden »rßfre«»«» jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch wen» sie nur eine Nacht hi« bleibe», und »war binnen 24 Stunden vo» der Ankunft an. beim Meldeamt, Abth. II, zu geschehen. 3» gleicher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Metz- freriden binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise de» Fremden oder etwa erfolgter Wohnunq-vrräodrrung an zu bewirken. ?. 14. Beabsichtigt ein Fremder linger «IS drei Tag« hier zu veweüen, so bedarf er dazu eine» sür die Zeit de» Auseutdaltc« vom Meldeamt, «btb. II. au-gestellte« Vicldescheiue». Rach «blans der oes dem Meldeschein bemerkten Glltigkeit-dauer ist, daftru der Fremde ooch weiter hier verweilen will, beim Meldeamt um Verlängern»» des Scheines nachzusuchen. Die Lnartierwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung allent- halben nachgcgangen werde, Mitverantwortlich. Bekanntmachung. 8»aaal»«i»g, ch«, »«. ApeU »- o-, »an vormittag» 1» Uhr an, sollen im Geschäftszimmer de» Proviant-Amte», Lechzt». Pleitzcnburg, LhurmhauS 2. Stock, » l'artle rrmch öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ver steigert werden. Leipzig, am 15. April 18S0. Königliche» Proviant-Amt. Städtisches Realgymnasium. 8« geneigten Theilnahme an d« Mittwoch, Sen 28. ». «.. vormittag« 10 Uhr In der Aula unserer Schul« zu veraiistattenden Frier »r» GcburtStage» Sr. Majestät »e» König» Albert ladet im Namen de» Lehrercollegium» ergebenst ein Leipzig, am 19. März 1880. Giesel, Rector. Montag dm 2t. April 1890. 84. Jahrgang. Oessentliche Handelslehranstalt. VIenitag, äen SV. Lprtl, tritt» 7 vstr dexinnt G« rvett« »nfonkmeprNkua» In 6er vokrllngiudtdelluun, ru «elclwr mcn 6i« dereil» »ngemeläeten, eoufte 6le noed »nrumeI6en6«n lebrliooe. mit stebretbfeäer rerooden, pNnelltel, einriiünäeu beben kür 6i« >. < Ia«o 6er vekrltngovbtkoNn»» lrSvnev nur nach für 6en llvterricbt ia 6ea Xuedmlttagoeta»»«» (2 dl, 4 l.'brl lvchüler »othevommeo ver6ea Xnweläongea Mr 6ev eia)Ill>rta«a laebNlmomxkaklltot»«» <»r»«. sl-ebrlü>g»»dtkeiluotx) »cnleu !,» lauf« 6i««r IVocd« glacdM, eatLdtlwTwooEU- HpwUH»», Virvotor. " Leipzig, 21. April. * Der Buud«»rathhat, wi« schon «rwähnt, am Donner»- lag bekanntlich dem dom Abgeordneten Rickert sein« Zeit bei dem Reichstag ringebrochten, von letzt«em angenommenen esetzentwurs, betreffend die Aufhebung der MilitairgerickitSbarkeit sür die verabschiedeten Ossicirre, seine Zustimmung ertheilt. Die Geschichte diese« Gesetz-nlwurses ist. wenn man die Haupkstavirn der bezüglichen Lerbandlungen kurz recapitulirt. folgend«: Im Jahre 1886 tnterpellirte d« Aba. Rickert in Anknüpfung an früher schon über diese» Thema gepflogen» Erörterungen den tlkricg-mlnistcr darüber, wie er zur Frage der Reform der Militair- Strasprocebordnung steh«. Der Krieg-mtntster, damal« General Bronsart d. Schellendorff, erklärte darauf, er betracht« die Unterstellung der verabschiedeten Os stetere, also der ganz au» der Armee geschiedenen Officlerr, unter die MilitalrgerichtSbarkeit tm Wesentlichen al» rinr Belastung der leüterrn. Der Minister fügt« hinzu, daß diese Lfficlere, unter diese Gerichttbarkelt gekommen wären, rühre nur daher, daß früher di« Eirase der Pension-entziehung bestand, dt« seitdem ab« aufge hoben worden sei. Mit der Aushebung der Pension-entziehung als Strafe sei e» durchan» «ia« logische Conseouenz, daß di« mit Pension verabschiedeten Ofsicier« au» der Militairgericht-barkeit entlassen würden. In der Sitzung de» Reichrtage» dom 8. Februar 1889 unter- breitete daraus der Abg. Rickert dem Hause einen formellen Antrag ln dein vorstehend anaedeuteten Sinne, ab« unter au-drücklich« Ausscheidung der Ofsictere zur Disposition, welch« d«Krieg», minister mit Rücksicht daraus, daß dieselben zu der Arme« in west naher« Beziehung ständen, al»dieOsstcttr« außerDteast, uat« der MilitalrgerichtSbarkeit belassen zu sehen wünschte. Nachdem in der ersten und zweiten Berathuug am 11. November 1889 und in der dritten Berathuug am 15. Januar 1890 »och einzelne, meist aus formellen Gründen erforderlichen Amendirungea de» Gesetze» durch die Abgg. Gröber (Württemberg) und Klemm (Sachsen) erfolgt, und danach der Wortlaut desselben festgestellt worden, lautet dasselbe ln der künftig gütige» Fassung folgender maßen : tz I. Die verabschiedete» Officlerr sind der MilftairgertchtSbarkeit nicht unterworfen. Alle entgegenslebenden Bestimmungen der Straf- aericht-ordnung für da» preußisch« He« vom 8. April 1845 und der bayerischen Militair-StrafgerichtSordnuug vom 29. April 1869 sind aufgehoben. ö 2. Diese» Gesetz findet auch auf strafbare Handlungen d« im 8 1 bezeichnet»» Personen, welche vor dem Inkrafttreten desselben begangen sind, in soweit Anwendung, al» rüersichtlich derselben da» militatrgcrlchiliche Verfahren noch nicht ringeleitet ist. Hervorgehobrn sei zum Schluß noch einmal, daß die Ossicirre zur Disposition nicht von dem noch der kaiserlichen Sanction harrenden Gesetzentwurf berührt werdeu. * In den berufenen Reffort» wird gegenwärtig da« Di- plom eine» Generaloberst von der Eavallerie für den Fürsten Otto V. Bismarck. Herzog von Lauen« bürg, anSgesertigt. * Wie sehr eine gewisse Presse bemüht ist, Beunruhigungen hervorzurusen, geht wiederum au» der durch die Zeitungen gebenden Nachricht hervor, daß größere Veränderungen «n den höheren preußische» Berwaltungsstellra bevorstehen und daß zunächst solche .im Naflauischen" zu erwarten seien. Natürlich ist die Nachricht in der Hauptsache falsch; anscheinend knüpft dieselbe lediglich an die Thatsach« an, daß der Regierung«vräsibenl von Wurmb in Wie», baden, der einzige Eyes »in« höheren Verwaltungsbehörde .im Nassauischen", seil längerer Zeit an einem Uebel leidet, welche» ihn genvlhigt hat, mehrne Wint« im Süden zuznbringen unv e» fraglich erscheinen läßt, ob er dem Staats dienste »och lange wird erhalten bleibe» können. Daraus aber eine größere Veränderung in den höheren Verwaltungs stellen zu deducirni, übersteigt denn doch da» Maß de» Erlaubten. * Veranlaßt durch «ne irrige Notiz spinnt sich ia den Blättern die Nachricht fort, daß neucrding» dem Bunde», rathe ein Gesetzentwurf über die Errichtung von Ge« werdegericht«n und EtnigunaSamtern zugeganhen sei. Ein süddeutsche« Blatt tischt sogar feinen Lesern den Inhalt dies« Vorlage in einem recht mangelhaften AuSzugr al» Neuigkeit aus, und Berliner große Blätter drucken den selben nach. Der Entwurf wurde bekanntlich bereit» vor mehreren Monaten von den DundeSrathSauSschüssrn auf Grund der bekannten Resolution de» Reichstage» au»gearbeitet und hatte ursprünglich nur die Gewerdegnichle in seinen Bereich gezogen. Später fand auf Antrag Preußen« eine Erweiterung dahin statt, daß auch die Einrichtung von Einigung-ämtern in demselben vorgesehen wurde. In dieser Fassung wurde dann der Gesetzentwurf vor etwa zwei Mo naten vom BundeSralhe angenommen, woraus «ine Publi kation desselben nebst den Motiven durch den Heymann'schen Verlag «folgte. * Au» Berlin wird un» geschrieben: Entgegen den Anordnungen und Beschlüssen d« am 13. April in Holle abgehaltentn Eonserenz der socialdemokratischen Fractiou wird in Berlin im Großen und Ganzen weit« für die voll- ständige Niederlegung der Arbeit am 1. Mal agttirt. Fast in jeder Brrsammiuaa wird eine die«bezügliche Resolution an- genommen. Mau ist entschlossen, da- „Berliner Programm", wir man den ersten Aufruf verschieden« Berlin« Parteigenossen zu nennen beliebt, zur Durchführung zu bringen. Im Uebngrn ist, wir un» von gut unterrichteter Seit« gemeldet »sird, in Halle entschieden d« Keim zu neuen Kviespalt gelegt worden. Abg. Liebknecht kün- digte dem Abg. Gchippel an, „daß «ihn auf da» heftigste bekämpfen werde, weil er glaube, daß Scht-pel eine Spaltung der Fracnon und der Partei beabsichtige . Herr Schipp«! nimmt daher in seinem Organ, d« „Bolk-tribüne", ' - - - - Fraktion. — sehr bemerkt, . , . . den Aufruf der socialdemokratischen Fractiou bisher noch nicht gebracht hat. * Zur Feier de» 1. Mai schreiben die »Berliner Politischen Nachrichten": Di« von den Vorkämpfern der lnternatlonäle« Revolution vor Jahresfrist In Part» beschlossen« Arbetterknndgrbuag zum 1. Mal 1890 hat «inen der mit ihr beabsichtigten Zweck« bi» jetzt bestens erfüllt, sofern sie sich >l»p«mantnt«Gährungrer»kuger bewährt hat und namentlich bet den jüngeren, unreiferen, «gen« Einsicht und eigenen Urtheit» entbehrenden Arbriterrlementen den Geist d« Indi-crplln, der Auflehnung gegen olle rechtliche und sittlich« Ordnung hat verstärken helfen. Niemand leugnet, am wrniasien die ausaeljetzten Massen selbst, daß die am 1. k. M. geplante internationale Arbeiterkundgeduna an»sch»eßltch agitatorischen Zwecken zu dienen bestimmt ist, und zwar in rin« direct herausfordernden, offensiven Gestaltl Niemand ist naiv genug, um zu glauben, daß der alt lockeude» Autdängefchild benutzt« acht- slünoige Arbeitttag durch rknr vom Zaune gebrochene Vrü-kiruna der Arbeitgeber jemal» «zwunge» werden könnte. Wenn gleichwohl von Seite» der extreme, Umpurzfanatkk« Alle« ansgedvteu wird, die Arbeit« am 1. Mat au» einem Beweggrund«, zma Feiern zu bewegen, so geschieht da« cht al« «1« oeav»a>nge . y«r Dcylppel nimmt vayer in keinem c „BolkSttibüneauch bereit» offen Stellung gegen dt« - In foctaldemokrotischen Kreisen wird r» übrigens auch !t, daß da- Organ de» Herr» von Bollmar in München __ welchem Haß und Furcht gleiche» «ntheil haben. Beide, sowohl d« Haß, al» die Furcht, gelten dem nnwr «orantritt Deutschland« beoouuenen Werk« der socialen Resormvolittk. Die Zeiten sind vorüber, da man dem vierten Stand, die «sie» in dieser Richtung unteruommeuea. bahnbrechenden Schritte der Hohen- zollernpoiftik al» ein bloße« Watzlmanöver, al» etnen dtlettanttschrn Versuch, al« bloße Herrschtrlauae hlnstellen mochte. Mittlerweile Hot da- emanclpatorisch« Programm d« Krone seinen Weg in die öffentliche Meinung so schnell, so gründlich, so unanfhastsam gemacht, daß an dem vollen Ernst und der positiven Lebens- und Lelstung-fibigkelt der Actton von Reich und Staat kein Zweifel mehr gestattet ist und die Socialdrm»zogen sich mehr und mehr durch die Fortschritt« der Socialreform in die Enge getrieben sehen. Mit der überlebten Observanz de» Manchesterthum» v«. gangen« Tag« wären dl« Umsturzapostel ohne große Muhe fertig geworden: die rechtzeitige Erkenntniß und Würdigung der am socialen Horizont sich zusaminenballenden Wetterwolken, der ln Gestalt de« socialen Reformwerke» anhebendr Proceß allmälig« Ausgleichung der hochgespannten feindlichen Elektricitäten muß natur gemäß, wenn kein« gewaltsamen Störungen eintrrten, schnell« zur Herstellung de- Gleichgewicht« all« lebendigen Staat»- und Bolk-kräste führen, al- die Umstürzler mit ihren Vorbereitungen zur Erwürgung der „LrdnungSbeitie" fertig geworden sind. Di« Taktik der Umstürzler «giebt sich hiernach von selbst. Ihr nächste- Object ist und bletvt der allgemeine demonstrattvr «uistand am 1. k. M.: wo den Hetzern dies ihr Werk gelingt, wird man den Sieg der Arbeit üb« das Capital mit vollen Lungen ausposaunen und zur weiteren Stärkung de» ohnehin angeschwoue- nen UebermutheS der Massen benutzen. Wo di« Autorität de» Staates und der Gesellsckiait ihr« Geltung bewahrt, wird man von den Arbeitern als den bejammernswürdigen Lohnfcalven de- moder- nen Ausbeutungssystem« sprechen und schreiben; in jedem Falle wird man au» den positiven und negativen Ergebnissen des 1. Mai neue Waffen wider den „gemeinsamen Feind", d. i. die bestehende Weliordnuiig und Wrllkuiiur. schmieden. Sin Paktiren mit de» finsteren Mächten der Rohheit, der Barbarei, der Unkultur und de» Hasse« ist weder möglich »och rätblich. Der einmal entbrannte Kamps muß auSgctragra werden, nicht durch den Abschluß eine» faulen Frieden», sondern durch Eroberung und Schleifung der gegnerischen Positionen. Dazu gehört, bei all« Sympaikie mit dem leitendem Grundsatz der laiieritchen Rcformpolitt k, die entschlossenste Zurückweisung all« Ileberheduna seiten» d« Gocialdrmokratte, die aber uur möglich ist, wenn di» Gcsammthrit der Arbeitgeber, ob aroß oder klein, fest zusammensleht und keinen Fuß'' breit ihrer berechtigten Interessen preisgiebt. * Der Münchener „Allgemeinen Zeitung" wird au» Berlin geschrieben: Die Auszeichnung, mit welcher d« Kaiser den Ches de» General» stabe» der Arme«, Grafen Waldersee, nach dessen Rückkehr vom Urlaube beehrt hat, wird tn politischen Kreise» sehr bemerkt. Jeden- falls kann man au» dem Umstand« den Schluß ziehen, daß, wenn -wirklich eine Störuna tn dem Einvernehmen zwischen dem Kaiser und dem Chef de» Grneralslabe» etngetrrtrn war, dieselbe wieder völlig auegegilchen ist. «ras Waldersee wird de» Kais« auch nach Bremen begleiten. He« Stöcker dagegen soll siH die Mißstimmung rin« sehr hohen Stelle zugezogen haben. „Herr Stöcker", so schreibt man nämlich dem „Rheinischen Courier^ von „besonderer Seite", „hat bekanntlich bei dem letzten Orden-feste den Rothen Sdlerorden dritter Classe mit d« Schleife bekommen. Die Vorschläge der zu decoriren- und Personell werden schon einige Zeit vorher gemacht, und so war also Stöcker » Autzeichnuna eine beschlossene Sache, und zwar war sie al« Belohnung für die von ihm in den letzten Jabren beobachtete Reserve gedacht. Da Stück« vorher Kenntnis) von sein« Decorirung hatte, so schwoll ihm nun wieder der Kamm und er handelte dem Wunsche, daß « in seiner Reserve bleibe, direct entgegen, al» er an demselben Tage, an welchem Fürst Bl-marck an» dem Etaatldienst« schied, seine Judenred« im Abgeordnetenhause hielt. Lrrmuthlich wird Herr Stöcker den Versuch nicht wiederholen." * * « * Einem sehr benierken-werthea StimmungSbericht über die social« Lag« in der österreichischen Hauptstadt entnimmt die „Rationalzeikung'' Folgende»: „Der erste Mai wird in Wien mit «in« Spannung erwartet, die nicht siet von Arngstlichkeit ist. Der Eindruck ist »ich» abzu- wehrea, daß di« Lust zur Gewalttyätigkeit tu den Masten zuuimmt und daß hinttr den Schaarrn der organisirten Arbeit«, die am ersten Mai eine friedlich« Demonstration versuchen möchten, ver worfene Gesellen au» den Lloaken auftauchrn, di« schon heute da» Eigenthum bedrohen und die allgemein« Erregung zur Ausführung von Verbrechen benutzen möchten. Der erste Mat hat in einzelnen Kreisen der dürftigen Bevölkerung fast rinr mystisch« Bedeutung gewouueu. Auf der Straße, im Wage» der Pferdebahn, in den Schänken werden die seltsamsten Aeußerungen vernommen, und viel« Leute glauben, der erst« Mai bring« de» Moment, welch« sie von allen iKideu rettet, all« Berhemuligen erfüllt, die kühnsten ffnungrn in Wirklichkeit verwandelt, aber auch di« Zügellosigkeit entfesselt. W« nicht di« Neigung besitzt, die Menschen sür grundsätzlich schlecht oder gut zu halten und wer die Erkeantaiß in sich ausge- nomme» hat, daß große und mächtig« Strömungen niemals durch einen Zufall entstehen, muß sich fragen, wie e« komme, daß der erste Mai, der tn Part» und Berlin den Gleichmuth kaum einen Augen blick stört, in Wien ein so leidenschaftliche» Interesse weckt und die un behaglichste Empfindung hervorruft. Die Antwort ist sehr leicht. In Wien herrscht eine Roth, die zur öffentlichen Gefahr geworden ist. Di« moralischen Plünderer und Brandstifter, welche den Charakter der Stadt fälschten und dir trüben Instinkt« d« Menge ent zündeten, hätten niemals eine so groß« Macht üb« die Geinüther «langt, wenn nicht in so vielen häuiern das Elend eingezogen wäre. Die Lischlergcsellrn haben die Arbeit 'eingestellt. Der Wochenlohn beträgt sieben Guide». Mit diesem Betrage soll in Wien eine Fa milie leben I TaS ist oho« Hung« ganz unmügiich und Hilft ist kaum zu erlangen, well auch die Meist« darben, weil die Aufträge Men, weil Wien den Export verloren hat und weil der sinkende Wohlstand tn allen Gewerben fühlbar ist. Sieben Gulden für Mann, Frau und Kinder! Das mag aus dem flachen Lande genügen, ist ab« in Wien rin Hunaeriohn. La» Unglück besteht darin, daß der Meister und der Geselle Recht haben, daß Beide nicht existire» können und an« dem bürgerlichen Gleise hinan«, gerissen werden. Die Maurer hatten auch di« Arbeit eingestellt. E» war etti hartnäckiger, zäher Kampf, und da« Ende «vor eia Lohn von kaum zehn Gulden in der Woche für Arbeit«, welch« mindesten« vier Monat« im Jahr« feiern müssen und keinen Ver- dienst haben. Wo» soll ab« der Boumeisi« thun, welch« durch die trübselige Stagnation in Wien gezwungen wird, sich mit dem geringsten Gewinne zu begnügen, und d« kaum im Stande ist, rin» Beschäftigung »» finde« I Wien war «inst heiter und lieben«, würdig, weil e« ihm gut ging, und r« ist jetzt mürrisch und verdrossen, weil e» ihm überaus schlecht geht. Alle Handwerker und Industriellen, deren Thättgkeit in den Wiener «erhältnisten wurzelt, klaaen, alle Firmen verschwinden, berühmte Gasthaus« werden geschlossen, der Micth»preis der Wohnungen sinkt und kst dennoch zu hoch für di« vrrarmnide Bevölkerung. Die Berg, knappen in Ostrau baten den Pfarrer, « möge am ersten Mai eia« Messe aus dem offenen Feld« für den achtstündigen Arbeitstag lesen. Dort wurde d« Himmel znm Bundesgenossen angeruftn, und «i» Theil d« Men« ««üiftrung jucht Rettung bei der Hölle mit ihr« Mißgunst «nd ihrem Neide. Da« Elend erzeugt di« socialen Erscheiruuigea in Wien. Auch l» a»d«n, Lander» «üthet o« Lohulampf, auch in anderen Städte» hat sich der Gegensatz d« Elasten verschärft, t» Wie, »b« «lrkt noch rin besondere» Element. Hier leben eine Million Einwohner, von denen die weitaus große Mehrzahl die größt« Mühe hat, auch nur di« nackte Existenz zu behaupten. Der Kaufmann verliert dt» Kunden, der Fabrikant den Abja», der Arbeit« den Lohn. E» nützt nicht« mehr, diesen traurigen Zustand zu bestreiten; a ist so offenkundig geworden, daß ei» Zweiftl unmöglich ist. und daß jeder Tag neu« Beweise für diesen Procrß der Abbröckelung an» Licht fördert. Die Wien« Handschuhe werden jetzt in Prag, die Wien« Perlmutter- knöpft In ein« kleinen niederöslerreichischen Stadt und di« Wiener Geldtaschen werden in Berlin gemacht. Die Industrie flüchtet au» Wien, dir politischen und wirthschaftlichen Umwälzungen haben Wien entkräftet, das Saldo der Bilanz wird jährlich geringer, das Capital wird ausaezehrt und da- Ende ist leicht zu berechnen. Deshalb wird in Wleu der erst« Mai aesürchtet; die Be völkerung weiß, daß die Armuih groß ist, daß die Hosstiung«losig- kelt an mancher Schwelle weilt, und nun kommt «in Tag, welcher die Leidenschaften aufrüttelt, an welchem da» Proletariat schon durch das Gefühl der unübersehbaren Zahl berauscht werden kann, und welcher die phantasttschen Erwartungen aufs Höchste steigert." * Ende März diese» Jahre« hat der ungarische Eultu»minister eine Verordnung erlassen, welche bestimmt ist. dem seit Jahrzehnten dauernden Streit der Religion»- genossenschasten in Ungarn Uder die Taufe der Kinder au» gemischten Ehen ein Ende zu machen. Schon da» Gesetz vom Jahre 1868 „Uber die Gegenseitigkeit der gesetzlich an erkannten christlichen GlaubcnSgeiiosscnschasten" hatte festgesetzt, daß von den au» gemischten Ehe» stammenden Kindern die Söhne der Religion ihre» Baker», die Töchter aber der Religion der Mutter folgen sollen, und daß dem Gesetze widerstreilenke, wie immer auch geartete Verträge. Reverse oder Verfügungen ungilkig sind unv in keinem Falle Rechts kraft haben können. Da» Gesetz fand aber nicht die er wartete Befolgung. Allerdings wurde ta» NeverS-Unwesen nicht mehr in bem früheren Umfange getrieben, aber tie Absicht ve» Gesetze» wurde dadurch vereitelt, daß dir römisch-- kathvlischen Psarrämlcr, zweisello» aus höhere Weisung, e» in Ve» meisten Fällen unterließen, die Matrikelau»züge Uber die von ihnen vollzogenen Taufen nach dem Gesetz »ichlkatbolischer Kinder den zuständigen evangelischen Pfarrämtern zuzuschicken. Ob diese in einigen Fällen Reciprocität geübt haben, mag dahiimestelu bleiben; gewiß ist, daß unter den einzelnen Eonsessionen ein endloser Hader auSbrach, welcher zu den maunigsachsten Beschwerden der protestantische» Kirchen au die Slaal«. regierung iAnlaß gab. Im Jahre 1884 sah sich der EultuSminister v. Tresprt veranlaßt, an die Oberkirchcn» behörtea die dringende Aufforderung zu richten, die Psarr» geistlichk-it strengsten» anzuweisen. daß. so oft sie ein Kind, welche» »ach den Bestimmungen de» Gesetze» zu einer andern Eonfession gehöre, au» welche», Grüner immer kaufe, sie da» Tausvocumeiit dem competenlcn Psarrgeiftlichen brhus» Jmmatriculirung binnen acht Tagen nach der Amtshandlung einzuhändigen nicht versäumen möge. Wie wenig diese Weisung gefruchtet hat, beweist die Tbatsache, daß der EultuS- minister Gras Esacky sich vor wenig Wochen gcnöthigt gesehen hat, in Vereinbarung mit dem Mmisterrath eine neue, die matrikelsUhrenden Psarrer sämmllicher christlicher Consessionen gleichmäßig verpflichtende Verordnung zu erlasse», welche die Anzeigepflicht dr- die Taufe de» srcmdcousessioilkllcn Kinde» Vollziehenden Geistlichen genau umschreibt und unter An drohung der gesetzlich bestimmten Strafen neuerlich emschärst. Diese neue Verordnung hat da» höchste Mißfallen in den Kreisen der römisch-kalholischen Kirche geweckt und droht dcr Au-gangSpunct ncurr Kämpfe zwischen dieser Kirche und dem Staate zu werden. Bereit« am 12. April wurde im Osener Primitialpalast vom ungarischen EprScopat eine Eonserenz abgehallen unv beschlossen, vo» der römischen Curie sich Weisung zu erbitten und den Erlaß de» Minister» in den Diöcesen vorläufig nicht zu veröffentlichen. * Au» Petersburg, 16. April, schreibt die „Bossische Zeitung": In den besseren Gesellschaftskreisen der Residenz wurde während d« Festtage viel vou rin« Lerbastung eines Ehepaare» «zählt, da» Beziehungen zu ausländischen Agenten unterhalten haben soll. In der Presse faud da- Ereignis, nur tm „Grasbdanin" Er- wähnuug, allein tn ela« so krausen Form, daß der Erzähler selbst für nothwendig «achtete, den zu ihm gedrungenen Einzelheiten keinen Glauben zu schenken. Wahr an den umlaufenden Gerüchten ist die Verhaftung eines Marineosficiers, der durch seine Gattin einen Besiechungs-Versuch Im Marineministerium machen ließ, um im Interesse eines fremdem Marineagenien in den Be- sitz eines LeheimpianeS vo» Kronstadt zu gelangen. Einzel heiten sind nur au» den Mittheilunacn de» „Grajhdanrn" bekannt, die wir hier folgen taffen, obgleich sie schwerlich genau dem wahren Zusammenhang der Sache entsprechen. In einem Ministerium, «zählt man, erschien eine Dame und wandte sich ohne Umschweift an einen Lopiften mit der Bitte, ihr ein gewisse» Geheim- document auszuhändigen. Ties«, ein unerfahrener jung« Mensch, machte darüber sofort seinem Vorgesetzten Meldung, der thn beauftragte, aus jede» Anerbletcn der Dame rinzugrhe» und ihr Gehermdocumenle, die aber heute keine» Werth haben, »in- zuhändigen. Die Dame verweigerte die Entgegennahme und ersuchte den Copisten, ihr auf dir Straß« zu folgen. Dort wartete ein He« in Civilkleidung. Die Drei gingen nun zusammen in ein Restaurant, wo der Herr dir Geheim»apiere einer genauen Prüfung unterzog und sodann erklärte, « brauche zwar andere, doch sei er bereit, sür sie 3« Rbl. zu zahlen, wenn der Copist sich an- heischig mache, ihm bald die gewünschten Papiere zu verschaffe», wofür er 1500 Rubel erhalten würde. Der Weisuilg seine» Vor gesetzten gemäß ging der Copist auf den Vorschlag ein. Ai« « »uni Empfang der 30 Rbl. in der Wohnung des Unbekannten er schien, waren dort bereit» Deteklivbeamie mit einer Durchsuchung der Wohnung beschäftigt. Da» Ergebniß soll dl« Auffindung eine» da» Ehepaar wie einen Geheimrath belastenden Briefwechsel» mit fremden Agenten sein. * Ueber die antisemitische Bewegung in Frank» reicki wird der „Bossischen Zeitung" au» Pari» geschrieben: Tie bemerkenSwertheste Bewerbung während de» gegenwärtigen Wahlkampfe» für den Pariser Stadtraty bleibt die Drumont'», de» Verfasser» de» „B«judeien Frankreich»", im Gros^laillou-Vtertel. Ta« Verdienst der Offenheit kann man Drumont nicht absprechen. Er geht ohne Umschweis auf sein Ziel lo». Er versichert, daß er außerhalb der Parteien stehe. Er treibt kein« Politik. Er ist kein Voulangist. Er will einzig und allein gegen di« Juden Vorgehen. Tieft» Wort „Vorgehen'^ ist ab« un- bestimmt. Wal will rr den Juden eigentlich thun? L» ist unmög- lich, über diesen Punct von ihm eine klare Auskunft zu erlangen, obschon « oft um sie angegangen wurde. Will er die Inden wdnchlagen? Er versichert, da« sei nicht sein» Absicht. Will n sie au» Frankreich verjagen? Auch da« scheint « nicht zu wollen, denn er sagt, daß « ihnen „ihre Synagoge und Ihren Glauben gönne", und diese» Zugeslandniß hatte coci, nur einen Sinn, wenn er ihnen Glauben und Synagoge in Frankreich gönnte. Also was will er eigentlich? Er will die Börse dem Bodea gleich macheu.^Da» wäre ru, Schlag, der sehr viel« Richt-Iudra träft und sehr
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