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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189004200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-20
- Monat1890-04
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1890
- Autor
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Grfch Mt eint täglich ich 6'/, Uhr. ,o>» LrPrttti-u Johonne-gafle 8. Lprrchüun-r» der Kr-utiia. Vormittag- 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. - - r»L" - »matz«» »er s»r »te uichittalge»»« «»»»er »eftt»«ten Anker«te an Sachrntagrn »t« S N»r «achmtttaa». «»A«»n-««» Fefttagrufrüh »i»Uhr. z> -rn Filiale« für 2ns.-2l««ahmr: cm Sie»»'« Lartim. <«,fre» Hatz»), Uuiverßtätssiraße 1, Laut« Lasche, tathariaeristr, 23 part. und König-Platz 7, nur bi- 'Uhr. chriger.TagMM Anzeiger. Organ fnr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschastsverlchr. 8ldu<NtkMkAtDhovLiD vierteljährlich <>,, Mk inci. Vringerlod« 5 Mk . durch di« Post bejogea ü Mk. Jede etnzel»« Nummer 20 Pi. Belegexemplar 10 P> Gebühren sur Extrabetlaae» ti» Taqebian-Format aesaiati ahne Postbetörderuug KU Mk. »tt Poslbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Ps. Größer» Schriften laut uns. Preisverzeichnis, Tabellarischer». Zissernsay nach höherm Tarif. Nrelamen unter demRedactiourftrich di« LaeipaU. Zeile 50 Ps., vor den Familie »nach richte« die Kgefpaitene Zetir 40 Hs. Inserat« sind stet- an die Erpehitia» zu seuden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung preepuiuernml" oder durch Posl- nachnahme. ^ II«. Gomitag den 20. April 1890. 8-1. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Geffenlliche Sitzung -er Stadtverordneten Kreitaa. den PS. «prik L8V4», Äb-nd» «'/, Uhr, i» Saale der vormaligen Handelsbörse am -kaschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht de- Ban», Oekvnoinie-, Finanz« und StistungS- anSschusseS über Herstellung von Tracte» der Sraßen k, tj. R unv des Täubchcnwcges in Reudnitz. Vor- breirernng de« Gerichtswege« und AreatauStausche II Bericht de- Bau-, Ockonoinie» und Finanzausschusses über: n. Ueberlassniig eine« Arcaistreisen« an die Sircheogemeinke zu St. Marcu«; d. Feststellung de» Bebauungsplanes für die zwischen der Cntritzscher Straße, der Hallesche» Chaussee, der Flurgrenzc mit Eutritzsch und der Thüringer Bahn gelegene» Parcellrn Nr. 2699 und 2701 de» Flurbuches für Leipzig. lll- Bericht de« Stiftung--. Finanz- und dez. VersassunqS- au-fchusse« über: Specialbudget „Armenwesen" und den dazu gehörigen Spccialconten de« t890cr HauS- haltplane« mit Ausnahme von Hauptconio Budget Pos. 24 in Bcibindung niit GehaltSliste 24 6, v. I. Ic, l. m. Specialconlo X „Brodbäckcrei" Pos. 24. Special- conto 6 „Armenhau«" Pos. 6 in Berbindung mit GehaltSliste 6 8», Pos. 14 und 15. Specialconlo v „GcorgenhauS" HI Pos. 38 IV Pos 13. Special- conto L „CxniittirtenhauS" li Pos. 8. Svecialconto b' „KinVerrrziebrnigS- und Waisenpslegc" U 15 in Ber bindung mit GehaltSliste 1' ll 15 o, Budget Pos. 18. IV. Bericht des SchulauSschusse« über: ». Ausbefferung de« Einkommen- de« Schulauswärters au der Volksschule zu Leipzig-Sellerhausen; d. Uebernahme der Kosten de« GaSconsum« in den vom Mädchen hort in der VllI Bezirksschule benutzten Zim mern aus die Schulcasse; a Festsetzung de» Gehalle« deS für die neue Schule in Leipzig-Volkmar-dors an- znstellenden SchulauswärterS; 6. Errichtung einer Fort bildungsschule für die einverleibten östlichen Bororte; v. Verwilliguvg einer Summe für Beröfsentlichung eine« Berichte» über die letzten 3 Jahre der Thätigkeit der Gewerbeschule, k Conto S „Schulen" de« HauS- baltplane« auf da« Jahr I8S0. V. Bericht de« Ga«- und OekonomieauSschuffe« über: Einführung von GaSrohren in Connewitz behus» Versorgung diese« Orte« mit Ga«beleuchtu»q. VI. Bericht deS Bersasiung«-. Bau- und bez. Oekonomie auSschuffe« Über Conto 1 „Rathsstube" Pos. 846 der GehaltSliste, Conto 10 ,.Wohlsahrt«polizei" Po>. 22g, k. 27k der GebaltSliste, Specialbudget „Wasser leitung" Pos. k, d, m und 231—g der GehaltSliste des HauShaltplane« für 18S0. ztll. Bericht de« Verfassung«» und GaSauSschusses über die Vorlage, sowie Neuordnung von Beamtenstellen bei den Gasanstalten in Berbindung mit den Besoldungö- positionen Gasanstalt I Pos. 2lc, 6,1, o, Gasanstalt II Pos. 42o, 6, i. o, Gn-anstalt I und II Pos. 53b, c, 55», d, 58g, k, 67a. 60a, 76a der GehaltSliste de« Haushaltplane» aus da« Zahl 1890. Die am 28. December vor. Ir», verstorbene Frau Henriette Antonie verw. Ür. Meyer grb von Spiegel bet der hiesigen Armenanstalt die Summe von SV» Mark , zur beliebigen Verwendung testamentarisch vermacht. Wir bringen diese- von Herrn Znstizrath Anschütz anher gezahlte Vermächtniß mit dein Ausdrücke unsere» herzlichsten Danke- hierdurch zur öffentlichen Kenntlich. Leipzig, den 15. April 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. (Llrmeuamt.) L. 108b. Ludwig-Wo 1 f. Iunghähnel. Leipzig hetr. Letumntmachuna, die Nrmens»ets««g detr. Tie Herren DisiriclSvorstehcr und Armenpfleger werden hier durch crfucht, die nicht zur Verwendung gelangenden Speisemarken für die am Geburtstage Sr. Majestät de« König«, Mittwoch, kr» 23. April d«. I„ stattsindenve Armenspeisung spätesten« di- DunStag, den 22 d. M„ Mittag«, behus« anderweiter Perwendung an da« Unterzeichnete Armenamt unter Couvert zurückzuschicken. Leipzig, den IS. April 1890. Da- Ar«eaa«t. 196 Ludwig-Wolf. Ausschreibung, Neubaa drr Leutralmarktkalle t» «rtpz .. Da« I. Loo« der am Marklballenban hiersclbst ersorbrr- ichen L'ialer« «ad Aastreicher-Arbeitea soll ver geben werden. Die Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse können durch unsere Bauverwaltung ,m Baubureau an der Windmühlen gaffe Hierselbst gegen Porto« und bestellgeldsreie Einsendung von einer Mark bezogen, bez. im Baubureau eingesehen werden. Die Angebote sind verschlossen n»d mit der Aufschrift: „beatral - Markthalle, Maler- und Aa streieher - Arbeite«" di« 28. April er. Vormittags tO Uhr im Ralhhau» allhier U. Obergeschoß. Zimmer Nr. 5. portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Au-wahl unter den Bewerbern, der. di« Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmt- sicher Angebote vor. Leipzig, den 17. April 1890. Der Rath drr Stadt Lrip^t^ vr Georgs. l,ng. I». 2782 Wegen vorzunehmender AuSweißungt- »nd Reinigung»- arbeiten bleibt die Geschäftsstelle und die Expedition »es AlihaMtr« Mautag, a» AI. «»d Dirustag, a« LL. April geschlossen. Leipzig, am 9. April 1890 > Der Rath drr Stad« Lei»,ich. ... vr. Trönvlin. . . Arqberg.I Windlhorst'S Forderungen. Im preußischen Abgeordnetenhause war am Freitag ein Nachklang an die Zeiten de« Culturkampsr» zu vernehmen, der aber nicht in. Entfernteste» an da« Sturmgeläute heran reicht. welche» die Berathungen über CultuSangelegenhriten im deutschen Reichstage »nd preußischen Landtage während drr iebziqer und achtziger Jahre ertönen ließe». Die Forderungen Windlhorst'S würden überhaupt nicht dazu geeignet erscheinen, an leitender Stelle erörtert zu werden, wenn nicht in Rom Vas Streben bestände, die Kirche al« die allein mächtige und zuständige Helserin gegen die Gefahren der socialistische» Be wegung auszugeben. Je unabhängiger und freier die Kirche in der Ausübung ihrer Machtbefugnisse dasteht, desto bester glaubt sie zur Bekämpfung der socialen Ucbel gerüstet zu sein. DaS war auch der Grundgedanke, welcher die Rede Windl- horst'S beherrschte. „Geben Sie u»S unsere Orden wieder, mit ihnen kann man der Socialdeinokratie entgegcntreleu", agte Winvlborst und schloß init der Forderung, dag man den Religionsunterricht in der Schule von Geistlich«» rrlhrilen laste, denn nur von einer freien Kirche und von einer freien Schule ei Heil für die Zukunsl zu erwarten. In dieser Forderung begegnete sich Windihorst mit den österreichischen Bischöfen, die freilich »och Weiler gehen und die gesammte Schule katbolisiren wollen. Windthorst weiß ehr wohl, daß er bei Stellung einer gleichen Forderung im picußischei, Abgeordnetenhaus« auSgelacht werden würde, aber er verlangt trotzdem dir Aushebung de« SchulaussichtSgesetze«, von welcher er weiß, daß sie niemals zu erreiche» ist. Ebenso ist e« mit dem Verlangen nach Wiederherstellung der katho lischen Ablheilung „n Cullus-Mli»sterium bestellt, durch deren Auslösung bekanntlich der Culturkampf eingeleilet wurde. In dieser Beziehung sind wir Herr» Windthorst zu Dank ver pflichtet. weil er dadurch dem Cnltu-minister v. Goßler Ge legenheit gab. den Unsinn dieser Forderung in da« rechte ?icht zu seyen. „Ich müßte die Zumuthung unter allen N»,> fände» ablehnen. daß irgendein^ Coufesston al« solch« einen Sitz in einer Ccutralbchörve hat", erwiderte Herr v. Goßler. In einem Staate mit gemischt consessioneller Bevölkerung wie Preußen ist eS ganz unmöglich, der katholischen Kirche eine bevorzugte Stellung im Staate anzniveisen, wie sic Windthorst als Ideal vorschwebl. Der wesentliche Gewinn de» CulturkampfeS ist die Unabhängigkeit der Schule von drr Kirche, und diese will Windthorst beseitigen, aber ohne jegliche Aussicht, damit jemals dnrchzudringen. Von den übrigen Forderungen Windthorsi'S verdient be sonder« diesen,ae hervorgebvben zu werden, welche die Alt katholiken betrifft. DaS Verlangen »ach Bcsnligung de« Alt- katholikengcsetzes begründete er mit dem Hinweis aus Bayern, er gebrauchte dabei die Wendung: „Wenn die Altkalholiken von Herrn von Lutz nicht als Mitglieder der katholische» Kirche angesehen werden, dann braucht sie auch Herr v. Goßler nicht als solche gelten zu lasten." Daraus gab brr CultuS- minister die treffende Antwort, daß die Gesetzgebungen Preußen« und Bayerns gänzlich verschieden seien, bei ün« bilden die Altkalholiken Parochien, also besondere Gemein- schäfte». Daher brauchen sie auch nicht aus der katholische» Kirche ausgeschlossen zu werden, sie ballen sich ohnehin von >hr jerii. Ein königliches Placet giebt eS in Preuße» »ich«, i» GlaubenSjachen entscheidet die Kirche, die StaalSregirrung hat nur dafür Sorge zu trage», daß bi« Kirche nicht aus das staatliche Gebiet binübergreift. Die ganze Rede Windlhorst'S war ein »eucr Beweis dafür, daß die Centrumspartei sich die Möglichkeit offen halten will. CvmpensationSobjecte für ihre der Regierung günstigen Abstimmungen in Bereitschaft zu haben, sie will den maßgebenden Einfluß auf die Gesetzgebung da, wo sie ihn hat, behalten, wo sie ihn nicht besitzt, erlange». Die Partei tritt im preußischen Landtage und im deutschen Reichstage nicht so geräuschvoll aus wie im bayerischen Landtage, aber die Tendenz ist hier dieselbe wie dort. Die bayerischen Klerikale» streichen nolhwenvige Budget' Posten für wiffenschastliche und künstlerische Zwecke. Wenn die Regierung nicht die Allkatholiken an« der katholischen Kirchen- gemeinschast au-schließt, und wen» die Regierung sich weigert, beim BundeSrath eine Aenderuug deS Actiengrsetzes zu be antragen, so droht die Partei der Regierung, daß sie ihr ebenso den Lauspaß geben werde, wie sie in Berti» habe einen großen Staatsmann verschwinden lasten. Wenn da« auch eine lächerliche Prahlerei rst, welche der Eentrum«partei weit größeren Einfluß vindicirt, al« sie tbatsächlich hat, so beweisen solche Arußerungen doch, wo die Herren eigentlich hinan« wellen. Sie möchten gern jene mittelalterlichen Zeiten wieder erwecken, in welchen ein deutscher Kaiser nach Canossa pilaertc, um die Verzeihung de» Papste- zu erstehe». Leo XIII hat e« durch senie diplomatische Geschicklichkeit allrrding« dahin gebracht, daß die päpstliche Macht heute wieder eine sehr bohe Siuse erklommen hat, aber sein Blick ist doch viel zu klar, als daß er sich mit der Ausführung der bayerischen Klerikalen einverstanden erklären könnte. Herr Windlhorst wird durch die Haltung de« preußischen Abgeordnetenhauses wie durch die schneidige Entgegnung de« CuiiuSniinister« von Goßler darüber belehrt worden sein, daß die Zeiten vorüber sind, m welchen große parlamentarische Aktionen durch da« Centrum veranlaßt werden konnten. Alle«, wa« siw heute noch erreichen läßt, beschränkt sich aus einen gewissen Arad von Aufmerksamkeit, der aber auch mehr der Form al» der Sach« gilt. Wer interessirt sich heute »och für die Bedingungen der Anstellung von Geistlichen oder für die kirchliche Vermögensverwaltung oder für den Eiv der BiSlhumsderweser? Da« sind lauter inner« Angelegenheiten untergeordneter Art, rin« parlameutarisrh« Verhandlung in großem Stil läßt sich daraus nicht constnnren. Do« Centrum hält zwar äußerlich noch zusammen, aber bei eutscheivenben Abstimmungen tritt schon seit längerer Zeit eine Spaltung hervor, viele Mitglieder der Partei werden sich bann bewußt, daß sie nicht Abgeordnete der Kirche sondern de« Lande« sind, in welchem sie leben, daß sie nicht i« consessionellen Sinne zu wirken berufen sind, sondern daß sie dem Woble de« Ganzen zu diene» habe». An Gründen wird es für diejenigen, welche ans dem Standpunkte eine« Wmothorst st«hen. zwar niemal« fehlen, nm die consessionellen Angelegenheiten al» dein Staal«- wohl svrverllch zu erweisen, aber solche künstliche Bewe»«- sührnng hat keinen Werth, die Sache bleibt darum dock» dieselbe. Mag die katholisch« Kirche mit de« Staate zusammen, wirken, um die Gefahre», welche die sociale Frage in sich schließt, zu bekämpfen und zu mildern, mag sie ihren Einfluß für die Beseitigung der Sklaverei in Afrika auswendrn, darin wird st« der Fvrdmyig rmd de» Danke- für errungene Er» olge bei allen Wohlgesinnten sicher sein. Auch wenn es ihr gelingt, der Verwilderung der Sitten und der Verwahrlosung der Jugend Schranken zu setzen, so wird e« ihr an drm Eut- gegenkoittme» und der Z»si»»mung drr Verständigen nicht ehlen. Ader dazu ist oie An»l,eferung der Schule an dir Kirche nicht »Lthig und »och weniger die Katholisirung der Schule, wie ste von den österreichischen Bischöfen anaestrebt wirk. Die erste Bedingung für ein gedeihliche« Wirken der Kirche ist, daß sie die Anmaßung schwinden läßt, die Herr- chast über den Staat auSUbcn zu wollen. Da« geht so ivenig in Bayern wie in Preußen und »n Deutsche» Reiche, ja selbst in Oesterreich werden die Bischöfe mit ihren neueste» Forde- ruugrn gewiß nicht burchdringen. Herr Wmdthorst tritt für die Herrschaft der katholischen Kirche noch immer trotz seine- bohen Alter« sehr energisch ein, aber aus Ersolg kann er nicht rechnen, die Zugeständnisse, welche in Preußen gemacht werden konnten, sind gewährt. * * Leipzig, 20. April. * Wie der „Post" von verschiedenen Seiten gemeldet wird, dürste sich der neue Reichstag bald nach seiner Eröffnung mit den neuen M»litair-Vorlagen, welche von den zu- ländigen Behörde» zum Abschluß gebracht sein solle», zu dr- chästigen haben. "Der Bunde-ratb hat. wie an anderer Stelle er wähnt. dem vom Alg. Rickert eingebrachte», vom Reichstag angenommenen Gesetzentwurf, brtrcssenv die Abänderung der MilitairsirasgerichtSordnung, seine Zustimmung crkheilt. Der Gesetzentwurf bestimmt, daß verabschiedete Ossiciere fernerhin nicht mehr der MilitairgerichtSbarkkit unierstehcn sollen. * Die gestrige Sitzung de« Kronrath« soll in erster Linie de,» preußischen BramleagehattSgesetz gegolten haben. * lieber di« ossiciöse Presse findet sich im .Rheinischen Courier" folgende sehr ruhige und verständige A»«sühru»g: Aus da« grohe Vergnüge» de- vorgestrige» Tage- sind gestern ünAbgordnetenhause die Abkühlungen erfolgt. Wieder ist dir ossiciöse Presse mit einer Leidenichasilichkeit angegriffen worden, at« ob sie die Schuld an allem Unheil in drr Welt lrage. Sie hat viel Erbitterung erregt, viel Verwirrung angerichiel, das ist wahr, aber der Lärm gegen die Ofsiciösen sieht doch in keinem Ver- yälintff« zu der Schupbereitjchast, die inan jedem sonstigen Unfug in der Press« zu gewähren gern verrit ist. Berechtigt ist die Forde- rung, bah amiliche Mitiheilungen oder Darstellungen in der Presse sofort al- solche erkennbar seien, damit nicht jede Aeutzerung einer Zeitung, die sbr inspieict gilt, als osfiriö-»ad iür an der maßgebende» Stell« gclheill gelten kann. Darüber hioao-gehen heißt der Regierung dt» Mund verbieten, ihr da» Recht der Aufklärung und Bertbeidtgung bestreiten. ES ist doch nicht» natürlicher, als daß jede Regierung ihre Sach» am liebste» in Blättern gcsührt sicht, die auch gelesen werden, und daß ihr solche, wie die „Kölnische Zeitung" oder die „Hamburger Nachrichten", die auch nach dem Ausland« dringen, die genehmsten sind. Daß sie gerade diese verschmähen soll», ist eine Zu- inuthung, di« man keinem Vernünftigen stellen kann. ES kommt jedoch daraus an, wie di» Presse benutzt wird, und jede- Blatt sollt« eS unter seiner Würde halten, al- Nest zu dienen, in das Kuckucks- eter gelegt werde». Dienste dieser Art haben aber die Hauiburgcr Blätter in argernlßerregender Weise geleistet, beispiel-weise gegen den Grasen Waldersee, der von ihnrn zuin Gegenstand» mysteriöser Beschuldigungen gemacht wurde, ohne daß sie wußte» oder sagten, wodurch eigentlich derselbe dem Fürsten Bi-marck in die Quere ge- kommen sei. Wir haben schon vor Kurzem auseinandergesetzt, daß das Welsenihum aus- Vollständigste jede Aussicht aus Eiuaegeu kommen seiten« dr- Kaisers sich verscherzt Hai. Gleich »ach den Rücktritte des Fürsten Bi-marck war die Aushebung des Welsen fonds die erste Forderung, mit der die gesammte oppositionell« Presse hervortral. Wir haben uns damals diesem Wunsch ange. schiosten, damit der Schein der Korruption von der Presse ab gewandt ivrrde, der ans der Bedauptung ihrer Subveniiontrung au- dem Reptiliensond« entstehe. Denn daß e- dabei nm inehr Schein als Wirklichkeit sich handle, haben wir iinmer vermuthrt und ohne Hehl vor einigen Wochen an dieser Stelle autgesprocheu. Gestern wäre nun die schönste Gelegenheit gewesen, Blätter und Personen zu nenne», die al- Kostgänger de- Reptilien- sond« überführt worden sind , aber «S geschah nicht« derart. Minister Herrsurth erklärte sogar, es finde keinerlei Lubventionirung statt. * Eine au-nc>hin«wc>se abfällige Knick der Antritt« rede Herrn von Caprivi'S in de» „Hamburger Nachrichten" wirv ,n der Presse mehrfach mit Fried- richsruh in ursächlichen Zusammenhang gebracht. „Diese er sichtlich von den Feinde» des Fürste» B>«inarck ausgehende Unterstellung entbehrt (so sührt die „Pust" auS) selbstverständ- lich jeder thatsäcklichen Unterlage. Denn wenn, wie wir hoffen, Fürst Bi-marck bei großen und entscheidenden Fragen namentllch der au-wärtigrn und deutsche» Politik auch mit seinem stet« weisen Rath« nicht zurückhalten wird, so ist e« doch eine beinahe beleidigend« Unierstellnng, al« ob er selbst da, wo seine« Nachfolger- Verfahre» in materieller oder for meller Hinsicht seiner Zustimmung entbehrt, die Hand zu einer solchen Zeitung«kritik bieten könnte. E« heißt aber die Größe de« Manne- völlig verkennen, wenn man unterstellt, daß die in der Rede Herrn von Caprivi'- naturgemäß liegenden kritischen Momente eine Antikritik dieser Art Hervorrufen könnten. Da« ist klar und wird schwerlich bestritten werden können. E« ist daher gerade im Interesse de« Fürsten Bis marck im höchsten Grade zu bedauern und zu tadeln, wenn Blätter, welche, wie di« „Hamburger Nachrichten", in dem Ruse einer Füblung mit ihm stehen, durch ihre Artikel zu Unterstellungen solcher Art Anlaß geben. Sie machen damit nur die Geschäfte der Frind« de- Fürsten Bi-marck." * Nach de« „Hamburger Eorrespondenten" hätte man davon Abstand genommen, noch in dieser schon vorgerückte» Session de« Landtag mit dem neue» Berggesetze z» befassen. Der „Hamburger Correspondrul" will daran« schließen, e« sei daher auch anzunehmei,. daß sich die Session de« Landtag- nicht in die am 8. Mai beginnende Reich«- tag-session hineinzirhen wirv und ein gleichzeitiges Lagen beider Parlamente vermiede» bleibt. * Es ist mehrfach vorgekowmen. da- junge Leute, in«, besondere Abiturienten von Realgymnasien, nach dem sie bereit- in da- akademische Studium eingrtreten waren und sich hiermit drr Freiheit de- akademischen Leben« erfreut hatten, unter dem Nachwei« emer Entbindung von der An nähme von Universität-Vorlesungen al« Gymnasiasten beziv Hospitanten de« Gymnasiums ausgenommen worden sind Derartige Vorgänge haben den preußischen Eultu-miaistrr zu einem Erlaß an die Provinzialschutevtlegirn veranlaßt, m welchem er aus die bedenklich« Seite derselben aufmerksam macht. Wer bereits eiuer Lebensstellung angehürt hat, sagt darin der Minister, welche über die vothwendlg enge Zucht der Schick« hioau-verjetzt, ist zum Clasjeabesnche. in höheren krhranstalten im Allgemeine» nicht mehr geriguet. Au«- >abn>en von dieser Regel im Falle eine« besonderen orrechl- erligten Vertrauen« zu der Persönlichkeit eine« Ausnahme »achsuwende» jungen Manne« können nur unter vorgängigrr au»drückl,cher Gnlheißung de» betreffenden Provinziatschul- collegium« statlsinten. Die Proviiizialschuicollegien sollen die Direktoren der höberen Lehranstalten davon in Kenntniß setzen „nd dabei bemerken, daß junge Leute, welche bereit« Studenten gewesen sind, zum Eintritt »i die höheren Schulen von Uui- versilälSstädten überhaupt nicht zugrlassen werden sollen. * Baron Franz Zorn von Bulach, dessen Tod be reit» gemeldet wurde, war. obgleich er von Napoleon IN. mehrfach «»«gezeichnet und sogar zum Kammerherr» ernannt morde» war. doch der erste größere Grundbesitzer von Elsaß- Lothringen, welcher die . -ue» Verhältnisse offen anerkannte. E« mag ihm die« erleichtert worden sei» durch den Umstand, baß er auch >m Greßberzoglhum Bade» Grundbesitzer war; iinmerhin gehörte damals rin großer Mnlh dazu, sick> offen zu einer Äner<ennu>ig der deutschen Regierung zu bekenne». Der jetzt Verstorbene war der Vater de- bei ken letzten W.rblen von Neuem mit einem Mandate betraute» Rcich«- lag«> bgeorbiieten Baron« Hugo Zorn von Bulach, welcher schon von l88l bis 1887 dem Reichstag für seinen heimatd» lichen Wahlkreis Mol-Heim - Erstein angehört und jetzt die Erklärung abgegeben hat. der conservativen Fraktion als Hospitant beitreten zu wollen. Beide. Vater und Sohn, waren von Ver eiste» Sitzung des Lande-au-schusseS an dessen Mitglieder, der Vater wurde auch bei der Errichtung des SlaatSrathcS von Elsaß-Lothringen zum Milgliede desselben berufe». * Vom Obcr-LandeSgericht i» Cassel ist Uber baS Ver möge» de« »i Plapprville bei Metz wohnenden, ii» Februar d I. vom Fürsten von Waldrck entmündigte» und unter Curatel gestellten Prinzen Albrecht von Waldeck »nv Pyrmont am ll. d. M. taS ConcurSversahre» eröffnet worden. Daß der EoncurS nicht von dem sonst In ständigen Aml»gerichte in Metz ausgesprochen ist, erklärt pch. der .Magdedurgische» Zeitung" zufolge. dadurch, daß der Prinz al- Mitglied eine« souveräne» Fürstenthuin» nicht der Jurisdiction de» für seinen Wohnsitz zuständigen Anilö- und Landgerichte«, sondern der de« Ober-Lande-gerichl« unmiltelbar unterstellt ist. Da al« Ober-LandeSgerichl für da« Fürsten- tb»m Wolbeck dasjenige >» Cassel bestellt ist, mußte von diesem die Eröffnung deS CoucurseS ausgesprochen werde». Zum ConcurSverwalter ist der Kaufmann Ferdinand Lustig i» Metz bestellt worden, da sich die ConenrSmaffe in der Nähe von Metz befindet. Die Abwickelung der Sache wird dadurch wohl einigermaßen erschwert. Schon i» seiner gegen de» Fürsten vo» Waldeck gerichteten Erklärung halte der Prinz den Ausbruch dc» Cvncurse» erwähnt; man Vars daher anneyuicn, daß der ihm bestellte Curator. Recht-anwalt Martin in Cassel, bi« ConcurScröffnung schon damals be antragt hatte. E« ist dies seil langer Zeit der erste Fall, daß über ei» Mitglied eine« deutschen souveränen Fürstrn- hause« ver Concur« verhängt wird. Zuletzt wurde vor acht bi« neu» Jahren eine Laiidgräfin vo» Hessen, geto.-ene Prin zessin von Württemberg, von derselben Maßreg. betreffe», koch wurde damals sehr bald rin Ausgleich erzielt. Von M,i- gliedern nicht souveräner deutscher Fürstensamilie» befinden sich z»r Zeit der Fürs, zu Say»-Willgc»stcln-Hohcnstein und der Fürst vo» Salin-Kyrburg i»> Concurse. » » * * In der Debatte im österreichischenAbacordneten- hause am Freitag über da« Budget führte der Finanzminister v. DunajewSki, wie kurz genietdet. au«. Oesterreich sei i» der glücklichen Lage, seine außerorbr»llichen Au«gaben. wie Eisenbahnbaute» und RüstungSersordernisje. ohne Crebit- operatwne» dccken zu können. Der Finanzininisler widerlegte die Angriffe aus da« Budget und wie« aus die steigende Tendenz der Erträgnisse au» der Branntweinsteuer und dem Tabakmonopol hin. Im weiteren Verlause ver Debatte betonte der Finanzminister bezüglich brr politischen Situation die Mäßigung, Ruh« und Besonnenheit der Regierung. E« sei zu Hessen, baß der von patr o'isch g sinnlrn Männern vereinbarte Ausgleich vom böhmische» Landtage im In« leresse de« Lande«, beider BolkSstämme »nd de« Reiche« an genommen ivrrde. Die Regierung siehe aus dem Slandpuncte, daß „nr in Ver Verbindung der Völker da« Wesen und da» Wohl Oesterreich« liege. Da« Ministerium stimme de» Klagen über den Militarismus zu. Oesterreich aber, da- den Frieden wolle, müsse Gewehr bei Fuß daneben. Der Minister wies schließlich den Angriff aus da» Bündniß mit Deutschland zurück, welche» die Grundlage ver mitteleuropäischen Friedens politik bilde. Im weitere» Verlause der Debatte betont« der Abgeordnete Plener, da» wahre Verdienst für den böhmisch- dentschen Ausgleich gebühre einem Factor, der hoch über Allen stehe. Der Ministerpräsident und die Altczechen verdienten für ihr entgegenkommende« Verhalten große Anerkennung. Wenn auch die Deuischr» in der Opposition verbleiben, so seien doch die socialen Probleme der Gegenwart alle» Parteien eine Warnung, in der »liiere» Politik eine Wendung eintreten zu lassen behufs Bewältigung der große» sich meldenden Ausgabe». * Eine Drahtmeldung der „Vossischen Zeitung" aus P-terSbura berichtet, daß der deutsche Marine-Attochä Baron Plessen drm Vernehmen nach plötzlich »ach Kopen hagen verfehl worden sei uud schon in de» nächsten Tagen abreise. * Die Ueberb rück »ii g der Dona »und ihres Ueber- schwemmniigSterraii,» zwilchen Feteschti »nd Czer- »owoda isl em nicht nur ve» verkehrspoliiischcn Rücksichten, sondern auch durch di» Ausgaben der Lanvc-verlhridigung bedingte» Unternehmen. Diesbezügliche Projerte reichen bi« Sommer 1882 zurück und haben durch die Anfang diese« Jahre» staltgefu»rene Vergebung de« Baue« an die sran- zösische Gesellschaft FmeS-Liile, »in den Preis vo» 7 857 716.75 Franc». Verwirklichung gesunden. Die Länge der Brücke wird 820 m betragen (die Breite der Donau beträgt an dieser Stelle 820 m) und au» fünf Bogen, deren initlelster 180 m »nd die andern 140 m lang sind, d,sieben. Die Höbe Über den Mceresspieqei ,st 30 m. so daß alle Schiffe xassiren können. Da» Material wirv ausschließlich pu« Eisen und Stahl bestehen. Die Bauzeit ist contracklich aus fünf Jahre festgesetzt. * In Folge der Enthüllungen, welche der vorjährige Socialistenproceß in Brüssel über die belgische Spitzel- wirthschast unter allst,tiger Mißbilligung im Lanke zu Tage gefördert hat. halte die Regierung beschlossen, die Ver waltung der öffentlichen Sicherheit umzngestaltrn, die sä«mt-
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