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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189004273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-27
- Monat1890-04
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1890
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r. Mn im KIM SqedlM ml Aychn M 117, LmM de» 27. April WO. Preußischer Landtag. ** 8«rli», 25. Atzril. Zu der heutigen Sitzung de- Herrenhauses halte sich ausnahmsweise ein sehr zahlreiche« Publicum eingesunken und besonder« die Correspondruten auswärtige, Mitte, waren zahlreich erschienen. Denn ,« halte sich di« Nachricht verbreitet, der Reichskanzler, General d. Eapmvi, werde auch iw Herrenbanse Veranlagung nehmen, .persknkche Beziehungen anzukniipsen" und vor der Tage«, orvmmg da« Wort ergreifen. Doch diese Erwartung erfüllte sich nicht und enttäuscht zogen die Tribünenbesucher airbald von dannen. Zur Verhandlung stand der Gesetzentwurf über Lu Einführung von Rentengütern, welcher vor vier Wochen m Folge neu gestellter Anträge zum zweiten Male an di« Commission zurückverwieseu worden war. Diese Anträge waren in der Commission abgelehnt worden und erfuhren beute dasselbe Schicksal im Plenum. Da« Gesetz wurde cutdann nach den Vorschlägen der Commission genehmigt. Ob aber diese Vorlage in dieser Session verabschiedet wird, erscheint zweifelhaft. Denn wenn der Gesetzentwurf auch noch in dieser Woche im Abgeordnetenhause zur ersten Berathung gelangt und al«dann selbstverständlich einer besonderen Commission zugewiesen wird, so läßt sich doch au« den Schmierigkeiten und vielfachen Bedenken, denen er im Herren bause begegnet ist, schließen, daß er auch im Abgeordneten» Hause eingehende und langwierige Erörterungen veranlassen wird, und wenn hier irgend eine Acnderung der Beschlüsse ve- aodcrrn Hause« beliebt wird, so daß da« Gesetz abermal- an diese« zurückzelangt, ist ein Zustandekommen für diese Session jedenfalls ausgeschlossen. Im Abgeordnetenhaus« stand heute die vom Propst Freih. v. d. Goltz überreichte Petition zur Berathung, welche die Einstellung einer größeren Summe in da- Exkraordi narium des Etat- befürwortet, um dem kirchlichen Nvtbstande m Berlin avzuhelfen. Von allen Seiten wurde der in der ReichShauplstadt bestehende kirchliche Nolhstand anerkannt, aber mit Recht hervorgehoben, daß Berlin reich genug sei, sich selbst zu Helsen, und e- eine Unbilligkeit und UngcrechUg leit gegenüber allen anderen Gemeinden wäre, wen» der Staat hier au-nahm-weise eintreten würde. E- wurde denn auch eine von natwnalliberaler und sreiconscrvaliver Seite befürwortete motivirle Tagesordnung beschlossen. Der Sonnabend ist sreigclassen Worten, damit die Fraktionen Zeit haben, sich über die beiden neuen Vorlagen, lie wichtigsten der ganzen Session, den Nachtragsetat mit den HchaltSansbesserungen und das Sperrgeldergesetz, zu besprechen. Beide Gesetzentwürfe sind zwar für Montag aus die Tage- erdnung gesetzt, doch wird höchsten- der NachtragSclat an jrnem Tage in erster Berathung erledigt, besten Ueberweisung an die Budgetcommlssion für sicher gilt. Da- Sperrgelder qesetz kommt demnach frühesten« DienSlag zur Generaldebatte Obwohl da- Centrum allerlei Einwendungen gegen diese- besetz in der Presse erhebt und sich recht unbefriedigt stellt, so ziveifelt man doch in parlamentarischen Kreisen nicht taran, daß es den Ultramontanen recht erwünscht ist; und sosern die anderen Parteien Miene machen würden, den ab lcbncndcn Staudpanct de- Centrum- ernst zu nehmen, wurde diese- gar bald sein Einverständniß mit der Vorlage drrlautbaren. allerdings .in Ermangelung von etwa» Besserem". Wahrscheinlich wird nicht einmal eine commissarische Bor berathung oe« Gesetze« für nothwendig erachtet werden, so daß e« gleich in zweiter Lesung im Plenum angenommen wird Aon den anderen Parteien werden sicher keine Abänderungen beantragt, ob vom Centrum, ist auch noch sehr fraglich. Im Herrenbause tritt morgen der Finanzausschuß zur Priisung de- Etat- zusammen. ES werden wobl nur zwei Sitzungen erforderlich sein, und da Mittwoch Bußtag ist, wird da» Budget wahrscheinlich am Donnerstag aus die Tage- ordmmg gesetzt werden. Für diesen Tag halt man da- Er scheinen de« Herrn Reichskanzler- für sicher und wird derselbe alSbann wohl auch Gelegenheit nehmen zu bemerkenSwerlhcn politischen Ausführungen. Anleheo aufnehmen dürfte». ES sei erfreulich, daß di« Regierung dtrseu Uebelstand anerkenne und möglichst bald beseitigen wolle. Berlin zahle nur IO Procent Kirchensteuer, viele Proviazstädt« bi- u 100 Procent. Durch Bildung leistungsfähiger kirchlicher Verbände ieße sich der Nothstand sehr wohl beseitigen. Aehnlich sprach sich auch der Adg. v. Zedlitz au», welcher auch seinen Antrag etabrachte, die Petition der EtaatSregterung mit dem Ersuchen zu über weisen, da« Geeignet» zu veranlassen, um di« finanziellen Kräfte Berlin- in voll«» Maße zur Abhilfe de» NothstandeS aus- »nutzen. Auch von konservativer Seite war inzwischen eia »trag riagegangen, die Petition der Regierung mit dem Ersuchen za i«weiseu, z« ermitteln, ob ei» Bedürfniß zu vermehrte» Staats« beihilsen zu diesen Zwecken vorhanden ist und bejahenden Fall» die nöthigrn Abhilfevorfchläge zu machen. Dieser Antrag wurde vom Abg. Stöcker begründet. Aba. Windthorst erklärte, jede Kirchen« >rmeinschast müsse für sich selbst sorgen, und sprach sich im Sinne >e» Antrags v. Zedlitz aus. Abg. Rickert bat, die Petitton alt demülhigrnd für di« evangelische Kirche einfach abzulehnrn, was auch in einem deutschfreisinuigen Antrag empfohlen wurde. Nachdem noch mehrere Redner das Wort ergriffen, wurde der Antrag v. Zed litz, za dessen Gunsten der Antrag Bork zurückgezogen wurde, mit großer Mehrheit angenommen. Es folgte die Berathung deS Au« rag- Muhl, betreffend die nachttägliche Berücksichtigung der nach dein Gesetz vom II. Februar 1870 erloschenen Entschädigungs ansprüche in der Provinz Schleswig-Holstein. Ter Antrag wurde nach längerer Debatte an die Agrarrommffsion verwiesen. Rach Er« ledigung einer ivetttren Reihe von Petitionen wurde die nächste puna aus Montag anberaumt mit der Tagesordnung: Nachtrag-« etal, Verwendung der Sperrgelder. heiserem Lachea v» ^ rsche». * Berlin. 25. April, netenhans beschäftigte dir bekannte Petition de- c.na größeren Summ« , EMordinarium des näk (Sitzungsbericht.) Das Abgeord ich heute mit Petitionen. Zunächst kam opstes Frh. v. d. Goltz un« Einstellung u kirchlichen Bauten in Berlin in das fflen Etats zur Berathung. Die Budget- commission hatte beschlossen, mottvirtrn Uebergang zur Tages- oiLming zu beantragen. Eben dahin, jedoch mit etwas anderer Be- gttindnng, ging ein Antrag der Nalioiialliberalen (Bort); der letztere ^ " Hebst leicj au^di« durch Kirchensteuern und Anleihen leicht zu beschaffen- des Beseitigung des kirchlichen NothstandeS in Berlin Ise hin. Abg. von Bcnda befürwortete den Antrag den Mittel zur vhae fremde Hilfe der Budgetcommisfion; er erkannte den kirchlichen Nothstand in Berlin an, wies aber auf die Rücksichten der Parität und die Pslicht der Haupstadt hin, sich selbst zu helfen. Geh. Rath Bartsch eis Bettreter des CultuSministers führt« aus, daß nach Ansicht der LlluNsregiernng die Beseitigung der Kirchennoth nicht nur eine kirchliche, sondern auch eine staatliche Aufgabe sei. Gegen die Ge- »ahning der Darlchassähigkeit au die kirchlichen Verbände bade die Regierung zwar keine principiellen Bedenken, indessen sei dies bet dcn vielen entgegenstehendeu Schwierigkeiten nicht so leicht durch- zustken. ES handle sich nicht allein um Berlin, sondern auch um imöcce Thetle der Monarchie. Bon allerhöchster Stelle seien zur Abhilfe der Kirchennoth bereit- sehr wirksame Anregungen erfolgt, auch her Staat habe, zunächst ans dem königlichen Tisvofttionssonds, schon vieles gethan. In letzter Jnstairz aber, wenn anderweitig genügende Mttrl nicht anfzubringen seien, sei der Staat ver« vilichiet, zu Helsen. Abg. Francke begründet« den oationalliberalen Antrag. Er hielt die Kirchennoth in Berlin für nicht so groß, daß die Hilfe des Staats angerujen werden müßte. Biele Parochicn könnten sich durch Veräußerung werthvollcr Grundstücke reich« Mittel verschaffen, wenn private Unterstützungen nicht genügten. Zur Aus« hilse sei weiter zunächst die Stadt verpflichtet. Bisher bestände sittlich in Berlto die Schwierigkeit, daß die in Kreisjynodeu ver ewigten Parochieo keine luristtjche Personen seien und daher keine * Berliu, 25. April. Tie verstärkte Justizcommission berikth in ihrer Sitzung am Donnerstag Abend die §§. 6—8 de- Gesetzes über Notariatsgebühren und Gerichtskosten. In tz. 6 wurde der Tarif dahin abgeändett, daß bei Gegenständen im Werthe von mehr als 60000 die Werthclassen um je 1000 und die Gebühren um je I steigen sollten: die betreffenden Ge- chäfte werden dadurch stärker belastet, als die Staatsregierung vor« chlagen hatte. Dir 88. 7—8 unterscheiden zwischen einseitigen klärungen und solchen Geschäften, bei welchen beide Theile Bcr- bindlichketten übernehmen; die ersteren sollen nur mit der einfachen, di« letzteren mit der doppelten Gebüdr belastet werden. Obwohl dieser Grundsatz als ungerechtfertigt und wirthschastlich verkehrt an gegriffen wurde, nahm di« Mehrheit der Commiffion die 88. 7—8 a«. Eine besondere Rücksicht wurde aus die Niehrarbeit der rheinischen Nolaricn bei den sogcnannttu Obligationen genommen: es wurde zwar sestgrstellt, daß dieselben ihrer rechtlichen Natur nach als ,^iu- scittge Erklärungen" nur die einfache Gebühr tragen; auS dem er wähnten Grund« wurde aber beschlossen, daß bei ihnen außerdem noch eine Zuschlagsgebühr vo» eintreten solle. Nächste Sitzung Montag Abend. Zur Leipziger Hiiuser-Lhrimk von Otto Moser. Nrnmarkt Nr. 20 und 22. Der Neumarkt, welcher nach Anlage deS Paulincr-Dominikaner- klosters, in der Mite des 13. Jahrhunderts, dadurch entstand, daß die alt« Marklstätte — seit einigen Jahrzehnten in „UniversitätS- straße" umgetauft —, nach westlicher Richtung verschoben werden mußte, zeichnete sich schon in früher Zeit durch stattliche Gebäude aus. Des Rath-Z MarstaU, bis 1502 em der Juttstciisacullät ge höriges Grundstück, das HauS der Kromerinnung, Hohmann's Hos und Auerbach'S Hof, die Feuerkugel, die Apelri und die Hohe Lilie waren darunter die Bedeutendsten. Erst der neueren Zeit blieb es Vorbehalte», hier Umgestaltungen hcrbeizusühren. Der Marstall verschwand, das krainerhaus wurde umgebaut, an Stelle einiger uralter Bürgerhäuser, wie de- Pelikans und des Bäckerhauses am Eck deS Kupsergäßchcns, entstanden moderne Neubau«. Der Abbruch des verrmupelten Magazingebäudes, besten Unsterblichkeit man Pietät voll durch die Benennung der ans der klassischen Stadlpfeiscrgaffe hervorgegangcncn „Magazinstrabe" gesichert hat. gab dem Neumarkle eine Lebensader, deren Bedeutung fortwährend wächst. Einen statt- lichen Neubau wird diese Straße auch jetzt wieder nach dem Abbruche der zwei Häuser Nr. 20 und 22 erhalten. Die Nachrichten über das Haus Nr. 20 reichen bis znm Anfang de- 17. Jahrhunderts zurück. Damals war eS ei» Nebengebäude des jetzt mit Nr. 18 bezeichnet«, Grundstücks, welches, »ach früheren Besitzern, die Apelei genannt wird. Dies gehörte 16l17 der Wittw« Katharine Goldman», von weicher gedachtes Nebengebäude der Schneider Augustin Junge für 1900 Gülden kaufte. Als Junge im Jahre 1613 von der Universität als Oekonom, wahrscheinlich beim Convict ongestellt wurde, überließ er sein Haus dem Buchbinder ThomaS Teichmaun für 4200 Gülden. Dieser veräußerte es schon 1621 an den Handelsmann Jacob Schneider für 4800 Gülden, welcher das Grundstück noch in demselben Jahre, für gleichen Kauf preis, an den Schneider Han-Z Zipfel abtrat. Anna, die Wiitwe des Schneiders Sebastian Andreas kaufte das Haus 1639 für 4700 Thlr. Die Folgen des dreißigjährigen Krieges, der Leipzig so unheilvoll berührte, scheinen auch die Wiitwe betroffen zu habe», denn ihr Haus kam 1667 zur Versteigerung und wurde dem Materialisten Johann Scheidemann für 1500 Thlr. zugeschlagc». Man ersieht hieraus, wie sehr damals der Grundbesitz im Werthe zurück gegangen war. Scheidemann behielt das Grundstück bis 1682, wo eS wiederum zur Subhastation kam, jetzt aber von dem Senator und Rathsbanmeister Christoph Georg Schütze, mit 4000 Thaiern erkauft wurde. Er überließ das Haus 1695 dem MedicuS Vr. Christian Wolf, nach dessen 1715, erfolgtem Tode eS seine Tochter, Sabine Elisabeth die mit dem Mcdicus und Mathe matiker litt. August Friedrich Sandcl verheirathet war, erhielt. Dieser Donor Candel erlangte ein seltsames Andenken. Nachdem feine Ehehälfte gestorben war, lebte der kinderlose Mann in cin- ,amer Abgeschlostenheit. nur den Wissenschaften und besonders der Astronomie. Der Rath hatte ihm gestattet, aus der Wiese ain Rojenthale ein hölzernes Observatorium zu errichten, wo der alte Herr, wie die Leute sagten „nach den Sternen nuckle." Bei Helle», Wetter sah man ihn jede« Abend, in einem weiße» Rocke mit einem kleinen Hütchen auf dem bezopften Haupte, »ach dem Rosenthale wandeln, wo er bis zur späten Nacht die Sterne beobachtete. Als er nun 1758 gestorben war, »«brntete sich plötzlich das Gerücht, Dotter Sandel zeige sich als Gespenst und spnke in der Nähe deS Lazareths und der Angermühle. Fischer hatten ihn, wen» sie NachtS ihrem Bernse nachgingen, im Lazarethgange und an, nahen Gottesacker uudMühlknappcn imMühlaehüsle herumwandeln sehen, genau so wie er im Leben erschienen, im weißen Nocke, mit dcn» kleinen Hütchen. Ver späteten Frauenzimmern war er „ansgehuckt" und halte sich mit ihnen ein Stück Wege- trogen lassen, und ver- wegen« Burschen» die ihn stellen wollten, mit einem Steinhagel überschüttet. Erst als der Rath sich gegen den Spuk wendete, ließ er seine Neckereien und verschwand; me Leute aber erzählten, der Rath Hab« das Gespenst durch einen Scharfrichter, man nannte den auS Borna, in einen hohlen Baum bannen taffen. Noch in meiner Kinderzeit, vor etwa sechzig Jahren, gab eS in der RonstLdter Borstadt Leute, die an den Spuk glaubten, uad den alten Eaadel gesehen haben wollten. DaS HauS des unheimlichen DoctorS war durch Testament an Johann Christoph Pohl, Professor der Medicin, Kreisamts- und LaudphysikuS und Mitglied der kaiserlichen Akademie der diaturne I'uriosorum, überaegangcn. Sein Sohn, vr. Christian Friedrich Pohl, übernahm das HanS von seine» Geschwistern und Miterdcn im Jahr« 178l. Er starb als Proconsul und Beisitzer drrIurislen- sacnltäl, worauf seine Erben das HauS 1825 an Frau Fritzsch ver kauften. Bon dieser gelangte es 1829 an deren Sohn, und 1835 an den Buchdindermrister Friedrich August Geißler. Alsdann über nahmen das HauS 1870 dessen beide Söhne, bis 1887, wo eS der Restaurateur Rottig kaufte, und 1888 der Wittwe Geißler und dem Kaufmann C. E. Mey überließ. Seit 1889 befindet sich das HauS kn alleinigen Besitz der Finna Mey ch Edlich. DaS angrenzende Haus Nr. 22 bietet einen weitere» Rückblick alS jene«. ES wird bereit« im 15. Jahrhundert als Besitzthom Hans Portzig'S genannt, dessen Erben eS 1507 für 160 Gülden an den Zimmeruiann Valentin Morgenstern verkauften. Seine Wittwe veräußerte das HauS 154 l für 800 Gülden an Blasius Clement, der es 1553 für 830 Gülden dem Senator Ulrich Meyer überließ. Bon ihm kaufte es 1563 der Probirrr oder Müuzwardein Christoph Lichtenhagcn, welcher eS sogleich für den von ihm gezahlten Sauf- preis von 1740 Gülden deS hochedlen RathS Waageschreiber Georg Donler abtrot. Als dieser 1578 starb, verkauften die Erben das Haus für 1700 Gülden an Georg Thiele. Bon ihm erwarb es 1592 für 1800 Gülden vr. Laurentius Crato, dessen Schwiegersohn, der Ralhsherr Melchior Brauer, ihm im Jahr« 1609 dafür 3000 Gülden bezahlte. Noch höher war daS Haus 1616 im Preise ge stiegen, da in diesem Jahre der Handelsmann Jakob Grünkäse es ür 4500 Gülden a» sich brachte. Grünkäse mutzte aber geschehen lassen, daß sein Grundstück 1665 zur Berslcigerung kam, wobei der LberhosgenchtSactnattu-s Christian Noßwitz ein Höchstgebot von nur 1225 Gülden that. Er verkaufte das Haus 1675 an den Kramer Georg Oertel für 2200 Lhalcr. Nach dessen 1687 erfolgten Tode übernahm eS die Wittwe für 3300 Thaler und fand einen zweiten Ehegatten in dem HondeiSmam, Valentin Leich«. Dessen Geschäfte mögen nicht glänzend gewesen sein, denn 1725 kan, da« HauS zur Subhastation. Ter neue Besitzer wurde aus das Gebot von 3700 Thaiern Magister Johann Benedict Carpzow, Professor der Theologie und Lazarethprediger. Seine Wittwe, Justine Mar garethe Salome, nahm daS Hans 1746 durch Erbverglcich für 3500 Schaler an. Sie verkaufte es 1762 für 4000 Thaler an de» Kramer Georg Michael Beer, dessen Wittwe das HauS 1765 für gleichen Preis an den Handelsmann Johann Friedrich Semmel abttat. Ter Kaufmann Scmm el hat sich um das Leipziger Fabttkwesen namhafte Berdicnste erworben. Cr war es, der die Fabrikation der Wachsleinwand zu so hoher Bküthe brachte, daß damals zu Leipzig i» dieser Branche 500 Arbeiter und Arbeitettnnen beschäftigt wurde», die jährlich 40 000 dis 50000 Stuck Wachstuch, das Stück zu zwölf Ellen Länge und zwischen ein und zwei Ellen Breite, verstellten. Semmel besaß auch das große Grundstück in der Reichsfttaße, jetzt „Dcuttich's Hof" genannt, welches einen Durchgang nach der Nicolai- straße hat. Das »aus am Nemnarkte verkaufte Semmel 1779 an die Kinder und Erben des BietualienhändlerS Koch für 4000 Thaler. Eins dieser Kinder war Johanna Elisabeth Koch, die mit drei Ehe- männern fettig wurde, saminllich dem ^>andelsstande angehörig. Der Erste war Christian Gottlob Heisinger, der Andere Johann Carl Peuckert und der Letzte Christian Göttlich Mose. Sie kaufte von ihren Geschwistern 1784 das Haus für 4000 Thaler, brach «S ab und baute eS von Grund aus neu aus. ES hat somit dieses, jetzt ebenfalls im Abbruch befindliche HauS, 106 Jahre gestanden. Frau Mose, Justus Heinrich Schmidt und Genoffen, veräußerten das HauS 1816 an den Böttchermeistc, Traugott Schwalbe. Bon ihm gelangte es schon 1817 an Winckler, ferner 1831 an besten Erben, 1845 au den Brauereibesitzer Wölbling, 1865 an dessen Erben, >871 an Frl. C. H. F. Grünler, und 1873 an Frau H. M. C. Köhler Im Jahr« 1888 erwarb das Haus die Leipziger Jmmobilien-GeseU- schast, von welcher es 1889 Hoslieserant C. E. Mey zum Zwecke der Bereinigung mit seinem Nebengrundstück au sich brachte. Vermischtes. Lederbeuteln. Auch ein mächtiger, in Fächer gethekltrr Kmb war darunter zu sehen, der in bauchigen Flaschen und Krügen Liqueure und sonstige Erfrischungen für die Reis» enthielt. Nach kuIer Rast begab sich die Fürstin unter Führung der Eunuchen zur Equipage de» Gesandten, die vor dem Hos-Wartesalou stand. Die Fahrt ging nach dem Gcsandtschaftshotel in der Marimilianstraße, wo die Sultanin Zyanet während ihres hiesigen AuseuthalteS wohnen wird. Sie soll gesonnen sein, hier Niemanden zu empfangen, sondern ich ausschließlich der Pflege und Herstellung ihre- kranken AugeS zu widmen. Jedem, der das llou»« ok Oommoo» in London zum ersten Male besucht, fällt «S alS höchst etgenkhümlich auf, daß die Adgeordnetcu mit den Hüten aus Len Köpfen dafitzen. Wann nnd warum sie zuerst getragen wurden und weshalb diese Gewohn heit sich zu einem direelen Gebrauch ousgebildet, ist nicht bekannt. Vielleicht bat rin Mitglied einst den Speaker um die Erlaubnis; ersucht, infolge deS Zuges, der manchmal im .Hanse herrscht, den t ausbehaltcn zu dürfen, und nach diesen, Präcrdenzsall richtet nun daS ganze Parlament. Ja keiner andere» Versammlung würde e« für anständig gelten oder auch nur erlaubt sein, die Kopf bedeckung nicht abzunelnnrn. Da« Tragen der Hüte ist übrigens bei den CommonS stritten Vorschriften unterworfen. Ein.^hrenwetthes" Mitglied, daS vielleicht die Regeln de- Hause- noch nicht kennt oder auS Vergeßlichkeit mit dem Lute auf dem Kopse dcn Saal durchschreitet, würde sofort durch den tanten Zorns „(ttäer!", der ihm von allen Seiten entrüstet eutgrgentönt. an sein unpaffe». daS Benehmen erinnett werde», denn — der Abgeordnete darf den Hut nur beim Sitzen tragen. Sowie er ausstrht. muß er ihn ab nehmen, selbst wenn er vielleicht nur einige llSorte zo einem hinter ihn, sitzenden College» sprechen oder ein Papier vom Tische nehmen will. Wenn einer Borlage oder emeS Amendements, welches ein Mitglied eingebracht, durch den Speaker Snvähnnng geschieht, so erhebt der Betreffende seinen Hut, ohne oiifzustehen, und dasselbe geschieht, wenn ein anderes Mtglied seinen Namen nennt oder aus eine an ihn gestellt« Frage antwortet. Recht komisch ist es dann, wenn daS gewisse .chouournbl» memdar" den Hut zufällig nicht aus dem Kopse hat, den» eS muß ihn sofort aufsetzeu, nur im, ihn sogleich höflich zu lüsten. Ueberhanpt giebt dieser Gebrauch oft zu den lächerlichsten Zwischenfällen Veranlassung, und vor Kurzem geschah es zu», Beispiel, daß ein Abgeordneter, der einen auffallend kleinen Kops besitzt, den Hut seines Nachbars ansnahm und sein ganze- ehrenwertheS Gesicht plötzlich unter demselben verschwand. Will ei,i äl. I'. eine Red« halten, so hat er den Hut adznuehmen, den er dann gewöhnlich auf den Sitz hinter sich stellt und in welchen, savs sein Speech »tn langer werden soll, »i» GlaS Waffer gesetzt wird — nicht der allrrsanberst« oder appetitlichste Platz dafür. Häufig kommt es dann vor, daß ein Abgeordneter und besonder« ein solcher, der noch nicht lange dem Parlament« angehört, in der Aufregung vergißt, daß seine Kopfbedeckung auf seinem Platz steht und sich niedeilaßt, ohne dieselbe zu entfernen, wa- dann natürlich die unangenehmsten Folgen nach sich zieht. Hol jedoch bei einer Rede der Commoner seinen Hut adzuuehmen, so muß er ihn dagegen aus behaltcn, falls er nach Schluß der Debatte noch eine Bemerkung machen will, da er sich dabei nicht von seinem Platz« «heben darf, und im sitzenden Zustande ist seine Kvpsdedeckung nun einmal unzertrennlich von ihm. Uebrigens haben die Hüte für die Mit- stieder im Hause insofern einen praktischen Werth, als sie ihnen dazu neuen, sich einen Sitz zu sichern. Es hat nämlich Kein« da« Recht, eine» bestimmten Platz während einer ganzen Tagung hindurch in Am'pruch zu nehmen — nur au« Höflichkeit werden einige für berühmte oder sehr lang dem Parlamente augehörnide Mitglied« freigehalten —, und dein. Betteten des Sitzungssaales stellen daher die Erwählten der Nation ihren Hut aus den gerade gewünschten Platz, der dann für diese» einen Tag ihr unbestrittene« Besitz thum bleibt. Literatur. Reue Karte von Afrika tn 6 Blättern von vr. R. Lüddecke. Mit 18 Nedeiikattn» und mit einein Namensverzrichniß, enthaltend 16 000 Namen mit Hinweis, wo dieselben ans der Karte zu finden find. Aufgezogen auf Leinwand i» Calicodccke 10 Gotha: JustuS Pert heS. — Mit vorliegender Karte wird rin Hilfsmittel zur Oricatiriing im afrikanischen Continent geboten, nach tvelchem — AuS Wien, 23. April wird geschrieben: Die Gemahlin des Schah von Prrsien, Nasr-Eddln, die erste der viu legitime» Gattinnen des Persersürstcn und Mutter des Thronerben, Zyanetel-Sultane h, „Juwel des Reiches" ge- nannt, ist mit dem Coutterzuge auS Krakau heute Morgen auf dem Nordbahnhose eingetrofscn. um wegen eines Augenleidens die Pro fessoren Fuchs und Mauthner zu consultiren. Der persisch« Ge sandte am Wien« Hose, General Neriniai, Khan, war der Gemahlin seines Souverains bis PodwoloczySka entgegengereist. Eine ossi- cielle Begrüßung fand hier nicht statt, »nd ans den, Bahnhose waren zum Empfange nur erschienen die Gemahlin des Gesandten mit ein« Tochter, ihre Schwester, ihr Bruder Prinz Dadian, ferner der ehemalige Leibarzt deS Schah in Teheran, vr. Pollak, u. A. In der Begleitung der orientalischen Fürstin besanden sich außer General Neriman Khan der persische Generalkonsul in Tiflis, der Hosmarschall des Schah, drei persische Hofdamen und eine Französin, vier Eunuchen »nd zwei Kammerfrauen, sowie Dicner- fchast. Zwei Eunuchen (Mohren) trugen zuerst aus dem Hos- salonwagrn der Fürstin drei große Bonbonnieren, dann zwei hohe orientalilche Stlbrrkrüge. Unmittelbar darauf trat, von zwei Eunuchen, hochgewachjenen jungen Männern, gestützt, Sultanin Zyanet langsam und mit schleppendem Gange aus die Plattform desH Waggons, stieg sehr bedächtig die vier Stufen herab und wurde nach dem Hof-Wartesalon geleitet, wo sie sich in einem Fauteuil niedcrlteß und auSruhend sich mit den Damen d«S persischen Gesandten unterhielt. Die Fürstin, welche von sehr kleiner Statur ist und de» Eindruck »in« an Jahren vorgerückten Dame macht, trug einen dichten, schwarzen Schleier und außerdem bis zu den Augen eine Art Capuze, wie unsere Nonnen. Unter dem Uebnwurf, gleichfalls ähnlich dem Habit geist licher Frauen, sah man eine himmelblaue Sammtjacke und ein graues Kleid. Dieselbe Toilette hatten die Hofdamen der Suite, während die Eunuchen in Mililatr-Unisvrmer» waren. Da« Gepäck der Reisenden befand sich in eigenthümltchcn Reisesäcken und großen jetzt im Augenblick durch dicsi Karte mit ihrem Namens- verzeichniß gelöst. Gewiß wird sie edeuso wie unserer Redaction auch manchem Leser uns«« Zeitung recht gelegen und hoch willkommen sein, denn welch« Nummer derselben redete etwa nicht von Asrika?! In dem ansehnlichen Maßstabe von 1: 10 Millionen, nach welchen, also eine Entfernung zweier Puntte aus der Karte von 1 n»n nicht mehr als 10 bin Entfernung in der Wirklichkeit bedeuten, stellt sich uns hier Asrika säst in Waudkartengröße dar (in einem Rahmen von Meierhöhe und über m Breite), indessen bei der Fülle der eingetragenen Einzelheiten durchaus zum Handgebrauch. BiS auf einen unbedeutenden Fleck zwischen dem nördlichsten Congo- bogen und Adciniaua sehen wir den ganzen Riesenroum mit den Signaturen vo» Ländern und Völkern, Flüssen und Bergen, Städten und Staatsarealen überdeckt. Der äußeren Durchforschung, welche zunächst die Erkenntnis; d« RaumerfüNung erstrebt, ist endlich Asrika so gut wie ganz «schloffen, und diese Karte ist der vollendetste Ausdruck dessen. Bollendet nicht bloS nach wissenschaftlich« Ver- läßlichkeit, sondern auch nach der Seite geschmackvollster Darstellung, bester Uebersichillchkeit, klarster Ausprägung jedes SlrichleinS und obendrein praktischst« Einrichtung zum Finden jedes Gegenstandes, der aufgeaominen wurde. Die Hauplkatte und die in noch größerem Maßstabe ihr angefügten 18 Nebenkarten (insbesondere auch die Colonialgebiete betreffend) enthalten nicht weniger als 16 000 Namen, ohne daß irgendwo die Klarheit deS KartengeinäldeS unter dieser Fülle zu Schaden käme. Aber jeden diejer Tausend« von Namen vermag der Karlenbenutzer, ohne nur Geograph zu sein, in ein« Minute auszusinden, — dafür sorgt ein alphabetisches NamenSver- zeichniß, welches dem in sauberen, festen Umschlag einzuklappenden, auf Leinwand gezogenen Werke beigesügt ist und zu jedem einzelnen Namen das Gradnetzvicrcck angiebl, in welchem jener steht. * » Anleitung zum Mngnetifiren. Die magnetische oder sogenannte Huth'sche Heilmethode. Heransgegeben von M M. Henriksen'S Berlagshandiung in Kopenhagen. Durch- aesehen vom Magnetiseur Carl Hansen. Mit Bewilligung deS Herausgebers und Verlegers in« Deutsch« übersetzt von G. H. Mit fünf Abbildungen. (Leipzig, Oswald Mutze.) KvIvgvnksiiskAukv und »vkAHssvI»« LISLSS. vvSgSL, KSIIHHUssvllvIR« VNOIS^S 1-SO keinHUss. Llnvißsn u. Zsqusttvs von 2—40 Mark. kSgvnmsnIsI von 0—VO Mark Ulkt Olm« t4rk««l»o»Lrmv>. LlegsiZKs unrl UiRRkAngv von k—100 Mk. 1» ^VoNv imel mit Npltueii, ll*ou»moiit«i» ui»«I Llrkoelioiittrm«!. pnomvnsrlv», valmsns, Slsukmsnlvl lo olle» lul»«e». 1.^0 Fabrik-tager englischer Tüll-Gardinen, abgepaht «nd von» Stück WM" LUin K al» ll»z»> el^. >stu IlltMr dtstst L« vt-IsvMßsl« üusvLdl tu mir srprodls» tzuuütLtvn rii UlLksLokUol» miKsvStullleli btlllßou kr-Is«». Gri«»«schtt — ^ Grimmiüschkr Äti»k,2. Al Ämm-2.
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