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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189004303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-30
- Monat1890-04
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1890
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Erschein ßAgÜch früh '6'/, Uhr. Lröartion un- Lrpr-Uion Johann,-gösse 8. SPrnhstondrn der UrLartion: Vormittags 10—12 Uhr. ItachrniUagS 5—K Uhr. Fkr dir RUHlabe ringtsandlrr Mansfcri-te «acht sich dtr Stcdactioa mcht vrrbmdlich. Annah«r »er für Ule nächftfolge«»« Nn««er heftimmten Inserate an Wach,ntaaen »t- S Uhr -iachmittags» anSana- un» Festtagen früh »t» '/,S Uhr. Ja den ^ilialrn snr Ins.-Annahmr: Ltta Slr«» s Lartiui. (Alfred Hahn), Unlversitütssrraße 1, Laut» Lösche. Katharinenstr. 23 Port, und König-Platz 7, nur bi» '/,L Uhr. Anzeiger. Organ sur Politik, Localgcfchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mbonnemeut-preiS vierteljährlich 4*/, Mk. incl. Bringerlohn 5» Mk., Lurch die Post bezogen ti Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage« (in Tageblatt-Format gesalzt» ahne Postbesörderuug t>0 Mk. mit Postbesörderuug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrift,« laut uns. Pretsverzeichniß- Tabellarischer u. Jissernsatz nach hüben» Tarif. Ncrlamen unter dem Red actio »»strich die 4aespatt. jsetle50Ps, vor den Familie nnachrlchteu die Ogespul.eue »feile 40 Pf. Inserate sind siet» an die Expeditta» zu senden. — Rabatt wird nscht gegeben.! Zahlung praenuox-ranck» oder durch Post- Nachnahme. 12«. Mittwoch den 30. April 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach dem Finanzgcsetze vom 26. März 1890, in Ver bindung mit tz. 5 der zum Einkommensteuergesetze vom 2 Juli 1878 erlassenen Ausführungsverordnung vom 11. Oclobcr desselben Jahre». ist die StaatSeinkvnrmen- fieuer im lausenden Jahre mit dem Skvrmal- steuersatze zu erhebe». Der erste Termin ist am ritt April dieses JahreS mit der Halste des Normalsteuersatzes fällig. Die Steuerpflichtige» lverden deshalb auszesordert, ihre Steuerbetrüge von genannte». Tage ab bis spätestens drei ÄLoche» »ach demselben zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist tritt gegen die Säumigen daS gesetzliche BeitreibungSversahren ein. Die Zahlstellen sind: für Alt - Leipzig im Stadthause, Obstmarkt Nr. 3, Erdgeschoß; für Leipzig Neudnitz, Leipzig-Anger Crotten dorf, Leipzig-Thonberg »nd Leipzig-Nc»- reudnitz >»> Aathkause zu Leipzig-Aeudnitz; für Leipzig Neustadt, Leipzig dteuschöneseld, Leipzig-DvlkinarSdors und Leipzig Leller- hausen im Rathhause zu Lcipzig-NvlkmarS dors; für Leipzig-Vutritzsch im Nathhanse daselbst und für Leipzig-Gohlis un früheren Gemeindeamte daselbst. Leipzig, am 26. April l890. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Koch Bekanntmachung. Bekanntmachung. Die Ausführung der Troltoirarbeiten aus dein Neulirchhofc soll an ein,» Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehcn oder gegen Ent richtung der Gebühren im Betrage von 50 Psennigen, welche eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werde». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirarbeiten auf dem Neukirchhose" versehen ebendaselbst und zwar biS zum 10. Mal 1890 Nachmittags 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtlichc Angebote abzulehnen. Leipzig, den 16. Avril 1890. DcS RathS der Stadt Leipzig Id. 1968. Strastcnbau-Depntation. Bekanntmachung. Die Räume der RechnnngS- und Eassenverwallung der Gasanstalten (Ritlerstraße 6, 1.) bleiben wegen vorzunehiiicii- der Ltcinigung Montag, den l». Mai geschlossen. Leipzig, den 29. April 1890. Deö RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge ist das für Iva Emma Holzbecher auS Wiesau am 1. Octobcr 1883 von der Potizei-Verwattung in Bolkenhain ausgestellte Dienstbuch tu hiesiger Stadt abhanden gekommen. Es wird gebeten, das Buch im Auffindungssallc bei der unter- zeichneten Behörde abzugebe». Leipzig, am 25. April 1890. Las Poltzeiamt dcr Stadt Leipzig. V. 101. Bretschneider. Faldix. Ans Grund der Bestimmung in tz. 13 nnserer anderweit umaearbciteten Sparcasscn- und LeibhauSorbnung vom! 1. Februar 1889 kündigen wir hiermit die bei unserer Spar kasse auf dir nachverzeichneten Sparcasicnbücher gemachten! Einlagen zur Rückzahlung. auS usgcslellteS Nummer Ser. II 87 958 I Betrag I II Jaiiuaa I 1390 k 76 Erstatteter Anzeige zufolge hat die ledige Emilie (Save Mcdzibor im vorige» Monat ihr am 9. Januar 1888 ausgcst Dienstbuch in hiesiger Stadt verloren. Im AussinduugSsalle bitten wir das Buch an unS abzugeben. Leipzig, den 25. April 1890. Ta» Paltzeiamt der StaSt Leipzig. 106. Bretschneider. H. - . 44176 - - 73 899 - - 97 095 - - 79854 - - 128021 - . 126 322 - . 172 546 - - 92 340 - - 100735 - . 147 389 . I 90153 - II 71164 - -144139 - I 71665 - - 82 367 - II 1976 - - 77 875 - - 99 730 - - 100811 - - 91622 - - 125 632 - - 142712 - - 143303 - - 158968 - - 78107 - - 87 564 - - l6i:^o - - 181220 - - 1158 » - 1674 . - 72102 - - 95 656 - . 138 967 - - 74 855 - - 87 34« - - 113 622 Stanley. 30 1 67 21 26 28 Scatclub „Mertens" durch Bernhard Kropf. Forbrtger, Hermann Carl, Schrift- setzer bei Hirschseld. Wendel, Emma, aus Querfurt, Dienst- Mädchen bei Jungk. Lcidel, Adolph Beruh, HandlungS- lehrling bei Friede!. Ritter, Andreas, aus Wahren, Fischer bei Müller. Werner, Friedr. Aua, auS Schköna, Laufbursche bet Thieme. Boigt, Otto, Lausbursche l>. Borneman». Ulzlmann,Auguste, geb.Wallich, Feuer- wehrnianns Frau. Esjigtr, Carl Moritz, auS Quösitz, Schreiber bei Jul. Löwe. Förster, Gustav Franz. Handelsmanns unm. Sohn. (Sötliling, Louise, Verkäuferin. SüptitZ, Friedrich Carl, Handarbeiter. Bertram, August Fcrd, »ausmann. Elze, Jda, Private. (Heilster, Melanie, Buchbinders Tochter, »laus, Clara Bertha, Dienstmädchen bei Pastor Härtnig. Hürnig,Wilhelmine, Hausmanns Fra». Müller,Carl, Gärtnergehilfe b.Mcrboih. OuaSdors, Max, Lausbursche bei Meißner <L Buch. Lende, Emma, aus Lausigk, Dienst. mädcheu bei Treßner. Müller, Lina Anna, Verkäuferin bei Schütz. krrtzschmar, Marie Alice Martha. Werkmeisters unm. Tochter. Falk» Walter, »eUncrlchrltng bet Tritzschler. verndhausrl, LouiS, Arbeiter. Hrynert, Martha, Dienstmädchen bei Schmoll. Frttzschtz, Anna, Dienstmädchen bei Nestler. Pohle, Carl, Maschinenbauer. Kurt, Arthur, Markthelscr bei Funk. Lange, Johann Curt, unmündig. Lamprrcht. Udo Hermann, Friedrich Otto, Laufbursche. Bergner, Carl Max, Schneider. Thiele, Friedrich, Hausdiener in CafL National. Richter. Aug. Ferdinand, Maurers unm. Sohn. oyer, Marie, Sccretairs unm. Tochter, ieifrl, Johanne, StencrboleiiS unm. Tochter. Rothe, Wilhelm, Morithelser bei Dürr. Die Einleger der vbenerwähiitc» Beträge, bez. deren RechlSnachsolgcr fordern wir hierdurch aus. iyre Gelder bis zum 8R. Mut d. I. bei unserer Sparccasse ziirückzunehmen, inden, wir darauf Hinweisen, daß, wenn die gekündigten Ein lagen bis dahin nicht abgehoben worden sind, die Verpflichtung dcr Sparcasse zur Verzinsung der Beträge erlischt. Leipzig, den 24. April 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I«. 2698. 11i. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vo» itzl bis 37. dieses Monats IM Arganvbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum da» l8.3sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenböhe. Da« speclsische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,450. Leipzig, am 28. April 1890. Dv» Rath» Lepatatioa za den Gasanstalten. Trotz aller Huldigungen, mit welchen Stanlch seit seiner Ankunft in Europa von Brindisi bis London überschüttet Worden »si, kann eS nicht zweifelhaft sein, daß er die Höhe seines RuhmcS bereits überschritten bat. Mil der Gründung LeS CongostaatcS hatte er das für ihn Erreichbare geleistet, dagegen bat da« letzte Unternehmen zur angeblichen Rettung Eniin'S die öffentliche Meinung gänzlich unbefriedigt gelassen und sie so verstimmt, daß Stanley niemals im Stande sein wird, den dadurch erzeugten schlechte» Eindruck wieder zu verwischen. Bezeichnen!» für die wahre Sachlage ist es. die man vergeblich zu verschleiern sucht, daß Stanley noch keinen ernsten Versuch gemacht hat, die Entbüllungen Emin'S über die ihm von Stanley gemachten Anerbietungen abzuleugne», und daß er sich dem Pater Schynsc gegenüber daraus be schränkt hat. dessen Mittheilungcn durch die Behauptung zu entkräften, Scbynse sei ein schlechter Mensch. Auch die Rede», welche er im Theatre Flamaud in Brüssel und in der Sitzung der Antisclaverci-Eonfereiiz vom 24. April gehalten hat, treten, soweit die vorliegende» Berichte erkennen lassen, nicht aus dem Rahmen ocö Unbedeutenden und Alltäglichen heraus. WaS Stanley ans die Glückwunschadresse der Geographischen Gcsellschast in Brüssel erwiderte, sind lauter hochtönende Redensarten ohne tiefere» Inhalt. Wenn er »itttheitt, daß die Eivilisation nach zehnjährigen Bemühungen den Weg »ach Aambnya gesunden habe, so ist daS allerdings sehr schön, aber längst bekannt, und dcr Wunsch liegt nahe, daß der Werth Vieser Errungenschaft dem allgemeinen Verständlich zu gänglich gemacht werden würde. Mit besonderer Vorliebe verweilt Stanley bei den Zwergvölkern des Urwaldes, die schon in den ältesten Urkunden Erwähnung finden. Daß er in diesen Urwald daS Paradies verlegt und von dort den Ur sprung teS Menschengeschlechts verleitet, ist gerade nicht sehr schmeichelhasl sür diesen Triumph der Schöpfung, unsere Vor stcllungen von dem ersten Menschenpaar weisen nicht aus Zwerge, sondern auf wohlgestaltete Normalmensche» hin. War Stanley von den Nil gebärenden Bergricsen, den großen Seen und den unendlichen Neichthllmern des Aruwimi-Ur- walveS erzählt, klingt recht erbaulich, aber vorläufig ist die Hebung dieser Schätze noch mit großen Schwierigkeiten ver bunden, und die Zwecke eines Unlcruehmens zur Erforschung dieser Gebiete sind durchaus materieller Art, mit Lein poetischen Schwung bei Schilderung dieser Naturwunder läßt sich nicht viel ailsangen. den» sür VergnüzungSreiscn ist die Fahrt zu anstrengend und auch mit zu großen Gefahren verknüpft. Die Mitglieder dcr Antisclaverei-Conserenz in Brüssel hat Stanley darüber belehrt, daß nur ein streng durchgesührteS Verbot der Einfuhr von Schußwasjen und Sckießbedars dem Sklavenhandel ein Ziel setzen kann. Den Werth dieses Ver bolS batte man längst allgemein anerkannt, bevor Stanley cS dem Eongrcß empfahl, aber es ist leider nicht durchführbar weil auch Diczenigen Schußwaffen und Sckueßbkdars gebrauchen welche die Sclavcnjäger bekämpfen wollen. Für die Nach Weisung dcr 9 Hauplsclavenjäzcr ist der Eongreß Stanlcy :n Dank verpflichtet. Neu war außerdem die Miliheilung, daß die Jagd aus Elfenbein weit mörderischer sei als die Sclaven jagt, aber da« Mittel, wodurch Stanley die Elsenbeinjagd verhindern will, scheint nicht das richtige zu sein. Ans welche Weise soll denn der legitime Erwerb von Besitzern vo» Elfen bein dargethan werden? Die unglücklichen Neger, welchen ihr Elsenbern geraubt wurde, werde» kaum in die Lage kommen, als Zeuge gegen die Räuber auszutrelcn, daS würde geordnete staatliche Zustände nach europäischem Muster vorau-setzen. Man ist genöthigt, den Leuten au ihr ehrliche- Gesicht und aus ihre» Ruf Glauben zu schenken, und als Elsenbeinrkiuber bekannte Personen werden in der Regel !m Stande sein, die Ausmcrksamkeit der Behörden an der Küste zu täuschen. Es wird mit dem Etsenbeinraub so gehen wir mit den, Sclovenhandel. beiden werden erst der fortschreitenden Eivilisation weichen, alle« was sonst dagegen unternommen wird, kan» sich »ur in den Grenzen de- Ver such« bewegen. Wenn erst die großen Colonialgebiele in Cenkralasrika nach europäischen Gesetzen verwaltet werden, wenn rin großes weitverzweigte« Eisenbahnnetz sich von der Ccngcmündung bis »och Bagamoyo erstreckt, rvenn die Ur wälder gelichtet und Pflanzungen angelegt sind, deren Prvducle aus den, kürzesten Woge noch Europa auSgcsübrt werben, dann werden die Sclavenjogdcn aushoren und die Elsenbein- ränber werden ihre Schrecken vertieren, schon deshalb, weil mit der fortschreitenden Cioilisalion auch die Elcphanlen vcr- chniiiideu werden, es sei denn, daß ihrer Ausrottung recht zeitig ein Ziel gesetzt wird. ES sind Gerüchte im Umlauf, nach welche» Stanley mit der Britisch-Ostafrikaniscken Gesellschaft wegen eines neuen Zuge« nach dem Innern Afrikas in Unterhandlung sieht. Rach der einen Meldung soll die Expedition schon in nächster Zeit ausbrccben, nach einer anderen würde cS erst im Herbst geschehe». So viel ist sicher, daß man in England ei» solches Unternehmen mit Begeisterung begrüßen würde, weil man hosft, aus diesem Wege in den Besitz der Acquatorialprovinz zu gelangen, die durch den Aufbruch Emin'S auS Wadelai ver loren gegangen ist. Wir stehen hier vor einem Rälhfcl, dessen Ausklärung von der Zukunft erwartet werden muß, denn das demnächst cr- cbrinende Buch Stanlcy'S über seine Expedition nach Wabelai wird diese Aufklärung voraussichtlich mcbt enthalte». Nach einem Telegramm beS „Herold" besteht die Absicht, die neue Ex pedition von Egypten auS zu unternebmen. DaS ist sür den Fall ganz unverständlich, daß Stanley die Expedition im Austrage der Brttisch-Ostasrikanisckc» Gesellschaft in« Werk ctzt, deun dcr Weg von Egypten auS würde voraussetzen, daß der Sudan wieder erobert werden soll. Es scheint also ein Jrrthum oder ein Mißvcrständniß vorzuliege». Eine Expe dition «ach Wadelai hat aber nnr dann einen Sin», wen» da« Gebiet von Mombassa bi- zur Aeguatorialproviuz ein zusammenhängendes Ganzes bildet, und dazu wäre zunächst die Eroberung von Uganda und Unyoro nölhig. die bock nicht im Handumdrehen geschehen kann. Ueberbaupt kann ein solche« Unternehmen nicht überstürzt werden. eS geboren dazu nicht unbedeutende StreitkrLste, und was cS beißt, solche durch Wüsten und Urwälder zu führen, Hai Stanley aus seiner letzten Expedition hinreichend kennen gelernt. Die Pläne der Britlsch-Ostasrikanischen Gesellschaft sind von Anfang an sebr weilauSschend gewesen, aber erreicht bat si- nicht allzu viel davon. Vorläufig war das bestimmende Moment ihre« ganzen TH»L«, die Ausbreitung dcr Deutschen im Innern von Os» Asri'.r so weit als möglich zu Verbindern. Jetzt steht die GrstLschasl. haß die Deutschen sich dadurch nicht beirren lassen, sonLäi, Hr stets« und thatkräslig verfolgen Um 28 April ist Emi» nach dem Victoria - Nyanzasee aujgebrocben und wird auf dem Wege dahin und an Ort und Stelle diejenigen Maßregeln trefse», welche die deutschen Interessen nölhig macken. Nach Eröfsnuiig des Reichstage« werden wir i» Vieser Beziehung besser unterrichtet sein, daS dann zu erwartende Weißbuch wird wahrscheinlich allgemeine Millheilungen über den Zweck der Expedition Emin's ent halte», olme durch vorzeitige Lüstung des Schleiers die Sicker- beit dcS ErsolgcS zu beeinträchtigen. Emin hat dem Ruhme Stautey'S sehr großen Schade» bereitet, aber »ur durch die Abwehr gezwungen, und mit vollem Recht. Stanley möchte gern das Geschehene aus irgend eine Weise au-gielchc», er scheint »ur noch nicht mit sich im klaren zu sei», wie daS geschehen könnte. Nachdem die Feste von London verrauscht iuk. dürfte Stanley'« Rolle in der Hauptsache beendet sein. eS sei denn, daß er Len Lockungen der Britisch-Ostasrikanischen Gesellschaft Gkhvr schenkt, woran wir aber vorlausig noch zweifeln. * Leipzig, 30. April. * Wie auS Hamburg gemeldet wird, weisen die „Ham burger Nachrichten" nochmals die Fiction von einer beabsichtigten „Fronde" de« Fürsten Bismarck zurück. DaS Blatt widerlegt die Unterstellung, Fürst Bismarck werde von de» Bänken deS Parlaments auS der Negierung, die ihm gesolgk, opponiren. Wer glaube, daß er aus Verstimmung über eine persönliche Zurücksetzung sronvire, scheine als selbst verständlich zu betrachten, was andere Lenke wenig anständig, strenge Richter sogar als Batcrlandsverralh ansehe» wurden. Wenn persönliche Verstimmung als Triebfeder seines Handelns auSgegeben werde, so werde übersehen, daß dem Fürste» seine lange Dienstzeit ein hohes Maß von Objeclivität verleihe, daß die Regierung in der Hauptsache »» früheren Rahme» fortgesetzt werde, und daß ein Man», der 40 Jahre an seinem Platz gearbeitet, es für unehrenhaft erachten wird, sich abzu- wendcn, wo er, wenn auch von einem anderen Platze auS, noch nützen kann. Wenn freisinnige Blätter Hochmuth als daS Hauptmotiv dcS früheren Kanzlers bezeichnete», der ibm ein ausgezwungcneü Stillleben unerträglich mache, so würden ander: Beurlhciler einen neuen Beweis seltenen Pflichtgefühls darin finde», wenn ein in manchen Empfindungen verletzter Staatsmann noch einmal in die parlamcnlarischc Arena herab- steige, nicht, um sich mit dem Nachfolger zu messen, sonder» um zum Wähle dcS Vaterlandes ca zu Helsen, wo seine Stimme und sein Ratb nicht leicht ersetzbar sind. Diese Interpretation dcr Absichten deS Fürsten BlSmarck entspricht durchaus dcr Auflassung, welche alle aujrichligcn Freunde BlSmarck's von dieser Angelegenheit haben. * lieber de» Ehes der Reichskanzlei. Geb. Oberregierung rath Ilr. v. Rollen bürg, sind in den Blättern vielsach falsche Nachrichten verbreitet worden. Ncuerbi„gS meldet die .Allgemeine ReichS-Eorrespondcnz", er beabsichtige im Juli sein Amt nievcrzulegen und ini Herbst nach England über« zusiedel»; auch diese Nachricht ist »ach der „kölnischen Zeitung" ebenso falsch wie die früheren. * Heber den evangelisch-socialen Eongreß schreibt man der „Nativnalzkilunq": „Der evangelisch-sociale Eongreß, der in dcr Pfingstwoche in Berlin tagen soll, legt vor Allem die Frage nabe, was durch denselben bezweckt wird und von wem er ausgeht. In dcr Presse lst behauptet, daß i» demselben lediglich die „chrisitichFocioie" 9itch- tung, die Anschauungen der Herren Stöcker, Wagner und Genossen, zum Ausdruck kommen würden. Nun ist es richtig, daß die erste Anregung zu dem Longreß von diese« ausgeaangen ist; indessen ist daS Unternehmen — vielleicht wider den Willen der ersten liier- anstatter, wohl gar auf einen höher« Willen hin über den enge» Parteirahmeu hiaausgewachien. Ueberblickt man die Name» Derer, welche die Linladung zum Conareß unterzeichnet haben, so eraiebt sich, daß neben einer großen ^sahl unbekannter Männer alt« Rich tungen der evanarlischen Kirche vertreten sind. Wir finden »eben Stöcker und Gen. hervorragende Mitglieder des Evangelischen Bunde-, wie den Grasen von Wintzingerode, Lic. Weber rc., di« Führer der MiUetpartei, Ritscht'sch« Theologen, wie di« Gietzuer und Marburgcr Facuttät, ja auch die „äußerste Liuke" ist durch die Prosessoreu Lipsius und Siegfried auS Jena vertreten. Ueberschlägt man aber die Summe geistiger Kräfte, die an dem Eongreß Mit wirken solle!», so ist baS Resultat sür den kirchlichen Liberalismus »och günstiger. Den» eS ist ausgeschlossen, daß sich Männer wie Harnack, Kaftan, LipsiuS u. s. w. von der Partei deS Herrn Stöcker werden erdrücken lassen. Vielmehr bürgen gerade ihre Namen da für, daß die Anschauungen der kirchlichen Liberalen und Mittel« Partei in gebührender Weise aut dein Cougreß zur Geltung ge langen werden. Endlich ist hervorzuhebcn, daß auch unter den Re ferenten wenigstens einer ist, der dcr kirchlichen Linken anaehört, der Prediger Freiherr von Soden, der sich durch eine kürzlich er- Ichtenene Schrift als eine Autorität für die hier zu behaiuitlnden Fragen elwiesen hat. Somit erscheint es nicht gerechtscrtigt, den Cougreß von vorn herein als ein Werk der „christlich-socialen Partei" z» perhorrcsciren. Vielmehr geben wir uns der Erwartung hin, daß der Conareß Lurch die Theiluahme evangelischer Männer aller Richiungen wirklich zu Dein wird, was ein großer Lheil der Unterzeichner darunter verstanden bat: eine Vereinigung zur gegenseitigen Vcrständtaung über die fit tlich-relig Lösen Probleme, welche die sociale Lage in der Gegenwart stellt, nur um solche handelt eS sich, denn nur insoweit sind es kirchliche Frage». Es wäre sehr zu bedauern, wenn Las Unternehmen etwa daraus hinausliese, eine bestimmte social- politische Richtung als allein christlich-evangelisch zu proclamiren oder in Sociatpoiitik zu dilettircu. Dies zu verhindern, liegt in dcr Hand des kirchlichen Liberalismus^ dessen Theiluahme daher dringend erforderlich erscheint. Andererleits nniß freilich noch vor dem Zusammenlrcteii des CongrcsseS dem Anspruch Genüge gethan werden, sicherznstcllc», daß seine Leitung i» die richtigen Hände gelegt wird. Bis jeßt ist die Einladung »üt über 400 Namen unterzeichnet. Es muss sich al'o nothwendigenveise ein leitender Ausschuß bilden. I» diesen» müssen unbedingt auch Mitglieder dcS kirchlichen Liberalismus sichen." * Bei dcr kürzlich in Drosselt siattgebablen Ersatzwahl :11m preußischen Landtag im Wahlkreise 5 de« Regierungsbezirks Franksnrt a O. (Ost- und West-Sternbcrg) an Stelle des verstorbenen conscrvativen BcrlrclerS Karbe erhielt von den abgegebenen 260 Stimmen v. Bvckelberg - Schönow (cons.) 212 St.. Rechtsanwalt Henlschel-Ziclenzig (dsr.) 13 St. Dcr Erster« ist somit gewählt. * AuS Elsenack wird geschrieben: Der auf der Osterburg kn Weida die ihm wegen MajestätS- beletdiguiig zucrkaniite Fesrungshast verbüßende deiltschsretsinnige Rechtsanwalt I>r Harmening hat das Großderzogliche Staats- »iinisierium »in Beurlaubung aus der Festungshaft auf die Dauer der nächsten Reichslagssessio» gebeten. Den hieraus ergangenen ab fälligen Bescheid Hai Herr Harmening der hiesigen „Tagespost" zur Veröffentlichung zugeiandt. Hiernach lautet der Minifteriatcrtoß: „Dem Herrn Rechtsanwalt l)r. Harmening aus Jena, d. Zt. in Festungshaft in Weida, wird btermit eröffnet, daß sriuem unter dem 10./I2. l. M. anher eingereichten Gesuche, ihu für di« Dauer der mit dem 6. Mal d I. beginnenden Sitzungen des Reichstags au« der'Strasyalt zu beurlauben, nicht Folge zu geben ist. Insofern ein öffentliches oder politisches Interesse für die Aushebung der Hast eines Rcichstagsabgeordneieu besteht, hat der Artikel 31 der ReichSversaffung Vorsorge getroffen und dem Reichstag einen be stimmten Einfluß zugewiesen. Man bat diesseits zu erwarten, ob der Reichöiag sich cnva veranlaßt sehen wird, zu verlangen, daß für die Tauer seiner Sitzungsperiode die Bvllslreckuim der gegen den Herrn Rechtsanwalt Harmening anberamnteit Freiheitsstrafe aiisgkschobe» werde. Tein Reichstage, wie dem Bundesrathe würde die Auslegung darüber, ob die vorliegende Strafvollstreckung durch die angezvgenen Artikel der ReichSversaffung berührt wird, zu überlasse» sein. Abgesehen vo» den politischen Rücksichten, die Beurlaubung deS Herrn Rechtsanwalts Harmeniug von der gegen ihn rechiskrastig erkannleu Freiheilsstrase eiiilretcn zu lassen, er schien jedenfalls »ich! angemeiien Weimar, den 23. April 1890. Grobherzoglich Sachs. Slaalsunnislerium, Departement der Justiz, gez. v. Groß." Herr I>e. .Harmening fügt diesem Erlaß ein Schreiben an das obengenannte Blatt bei, in welchem er sein Bedauern ausdrückt, der Vertretung des hiesigen Wahlkreises für jetzt nicht Nachkommen zu können und um die Erhaltung des Wohlwollens seiner Wähler bitte». Die „Eisenacher Tagespost" hält die ministerielle Entscheidung sür „sehr wohl ansechlbar" und giebl der Hoffnung Ausdruck, da» die Eröffnung des Reichstags auch Harmening'S Festungspsorlcu öffne» wird und zur Bestärkung dieser Hoffnung wird Art. 31 der Reichsversassung nlltgclhe)lt. Gerade aber der Wortlaut dieses Artikels sollte erkennen ichsen, daß der obige Ministenalerlaß voll ständig gesetzmäßig und durchaus correct gehalten ist. Der Art. 31 bestimmt, daß „aus Verlangen des Reichstags" das Strafverfahren, die „Unterfiichungs- oder Civtlhaft" während der ReichStagSleflion sür Abgeordnete misgehvben ivird. * Die Gepflogenheit der bayerischen EentruniSpresse, durch direclc öder verstcckic Klagen und Anq risse den EinheitSgedankcn ini Deutschen Reich zu schwächen und sür particularistischc Strömungen das Belt zu verbreitern, ist hinlänglich bekannt. Man bat für dieses Streben die ge nügende Erklärung in dcr Thatsache, daß dcr Ultramonlanen Interessen ja wirklich ultra montes liegen. Wesentlich ander» liegt der Fast, wenn jetzt sogar in liberalen bezw. freisinnigen Blättern Bayern» ein Ton angeschlagen wird, der jenem Berliner Blatte. daS jüngst von einem Anwachsen deS Parli- culariSiuuS zu berichten wußte, Recht giebl. Seit dem Rück tritt de» Fürsten Bismarck ist deutlich eine gewisse sportmäßig betriebene Nörgelei am Reich und dcr Kaiserpolilik wahr nehmbar, die gar nicht gesteigert zu werden braucht, um be- denklich zu werde». Zur Zeit macht sich das Bestreben be merkbar, Bayern auch >» militairischer Bestellung als voll ständig .gefesselt" vo» Preußen hiiizustclle», so zwar, daß Bayern jetzt völlig „zum Vasallenstaat degravirt" sei. Derartige, ein Volk vo» Millionen systematisch verhetzende Ausdrücke in einem großen freisinnigen Blatt in Bayern nach Ablauf VeS zweiten JabrzchntS dcS geeinten Deutschlands zu finde», sollte man sür »nniöglich hatten, aber cs ist so »nd gipfelt die neueste Preßleistung dieser Art in der Notiz, daß cS in Bayern schon mißiicbig ausgesallcn ist, daß zur Zeit der Bcralhung de« neuen Exercir-Reglements der J»tan- teric »» Herbst 1888 kein Aiigehöriger der bayerischen Armee hiiizugezogen wurde. Dieser Vorgang — wird jetzt dargelegt — wiederhole sich bei der Zusammensetzung einer Eavallerie-Evt» Mission zur Bcralhung cavallcristischer Angelegenheiten in Berlin nochmals. „Da Bavern — heißt es weilcr — nach de» Versailler Verträgen gezwungen ist, alle »iililairischen Emrichtnngen denen PicußenS gleich- zngestalten, so wäre cS zum Mindesten ein Act der Courtoisie gewesen, auch einem bayerischen Sachverständigen Sitz und Stimme in jenem Rathe einzuräumen. So erhält Bayern de» Anschein einer völligen Degradation zum Basallenstaate. Wenn man damals geahnt batte, wie sich die Zustände be züglich der Leitung in der HeereSsolg« auSwachsen würden, wie sich die Darbietung de» kleinen Finger« zur Bemächtigung der ganze» Hand so ganz allmälig und unmerklich umgestatten würde, so hätte man sich besser vorzeseben; jetzt kommt man sicher in gewisse» Kreisen zu einem gelinden Gefühle von Reue üb« die Zulassung dcr gänzlichen Fesselung in »illlainschca
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