Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-05
- Monat1890-05
- Jahr1890
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1890
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täglich Uhr. Artaction und LrprdMon Johannetgass« 8. Sprrchstnndrn drr Ardaction. Lormittog» 10—12 Uhr. Nachmütag» ü—6 Uhr. FL dt« M-Erwl« «acht I>» ««nähme her für »tr«ichftk«lgende Rümmer deftfmmte« Ä«terste an Wochcutügea dt» 8 Uhr RachmtttaaS. an Sonn- und Keftta»eu früh bisUhr. 3n drn Filialen für 3ns.-Ännahmr. Ltta Ulcmm'S Lortt«. «Alfrr» Hahn), Uaiversitätsstraß« 1, Louis Lösche, Katharinenstr. 23 Part, und König-Platz 7, nur bis '/.» Uhr. amiscr.TagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnementspreis vierteljährlich 4»/, Mk incl. Bringerlohn 5 Mk, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer A) Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt» ohne Postbeförderung 60 Mk. mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzelle 20 Pi. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis;. Tabellarischer». Ziffernsatz nach hvherinTarn. Keclamen unter dem Redactions strich die 4aespalt. Zeile bO Pf., vor den Familiennachrichteil die 6gespallene Zelle 40 Pf Inserate sind stets an die Nxpcdtlion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung praenuiuenmilo oder durch Post nachnahme. ^ 125. Montag den d. Mai 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach dem Finanzgesetzc vom 26. März 1590, in Ver bindung mit tz. 5 der zum Enckommcnsteuergesetze vom 2 Juli 1878 erlassenen AussllhrungSverordnung vom t i. October desselben Jahres, ist die TtaatSetukonnnen- steuer im laufenden Jahre mit dem Normal- ste«ersa-e zu erheben. Der erste Termin ist am rttt. April diese- JahreS mit der Hälfte VeS Normalsteuersatzeö fällig. Die Steuerpflichtigen werden deshalb ausgesordert, ihre Steuerbekräge von genanntem Tage ab biS spätesten- drei Woche» nach demselben zu bezahle». Nach Ablauf dieser Frist tritt gegen die Säumigen da gesetzliche Beitreibung-verfahren ein. Die Zahlstellen sind: für Alt-Leipzig im Stadthause, Obstmarkt Nr. 3, Erdgeschoß; für Letpziq-Nendnitz, Leipzig-Anger-Crotten- dorf, Leipzig-Thonberg u»v Leipzig-Nen- reudnttz »n Rathhause zu Lctpzig-ÄeudniN; für Leipzig Reustadt, Leipzig Meuschöneseld, Leipzig-BolkmarSdorf unv Leipzig - Eeller- hansrn im Rathhause zu Lelpzig-VoltmarS- dorf; für Letpztg-Sutritzsch im Rathhause daselbst und für Leipztg-GohliS un frühere» Gemeindeamte daselbst. Leipzig, am 26. April I8S0. Der Rath der Stadt Leipzig. L)r. Georgi. Koch Ausschreibung, Neubau der Central Markthalle in Leipzig bctr. TaS I. LocS der am Markihallcnbau Hierselbst erforder lichen Glaserarbcilcn soll vcrqcbcn werden Die Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse können durch unsere Bauverwaltung im Aaubureau an der Windmühle»- gaste Hierselbst gegen Porto- und bestellgeldsreie Einsendung von eurer Mark bezogen, bez. im Baubureau cingcsehcn werden. Die Angebote sin» verschlossen und mit der Aufschrift: „Central-Markthalle, Glaserarbeiten", bis zum 15. Mai er. Vormittag« lO Uhr im Nalhhaus all hier, 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. 5. portofrei cinzurcichcn. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerber», bez. die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung fämmilicher Angebote vor. 'Leipzig, Len 3. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. In 3142. vr. Georgi. Rüting. Bekanntmachung. Die Regulirung und theilweise Erneuerung deS Fußweges längs der nördlichen Fahrstraße VeS BlücherplatzeS soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen unv AngcbotSsormulare sür diese Arbeiten sind bei unserer Tiefbau > Verwaltung. Rathhau«, 2. Stock werk. Zimmer Nr. 14, gegen Entrichtung von 50 ^ Gebühren zu eiitncbmen. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Fußwegregulirung an der Nordseite des BlücherplatzeS" versehen ebendaselbst unv zwar biö zum 14. Mai dies. JahreS Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtlichc Angebote abzulehnen. Leipzig, den 25. April 1800. ' DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 2l26 Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Regulirung und theilweise Erneuerung der Fußwege in der Zöltnerstraße von der Psafsendorfer Straße l»S mit der Zöllnerbrücke soll an einen Unternehmer in Accord ver- duugen werden. Die Bedingungen und AngebvtSsormulare sür dieseArbeitcn sind bei unserer Tncjbcm-Verwaltung, RathhanS, 2. Stock werk. Zimmer Nr. 14, gegen Entrichtung von 50 Ge bühren zu entnehmen. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Fuflwegregulirnng in der Zöllnerstraßc" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 14. Mai dieses JahreS Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich daö Recht vor, sämmtlichc Angebote abzulehnen. Leipzig, den 25. April 1890. Id 2l26 De» RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Vom DtenStag, den <». dS. MtS. ab wird der Durchgang von der Promenade zu der Dorotheen- straßc wegen der dort staltsinbcnden AbbruchSarbeiten aus die Dauer von etwa 3 Tagen sür den gesanimtcn Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 3. Mai 1890. IX 2049. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Heunig, Bekanntmachung. Die Anlieferung und Ausbringung eines eisernen Be lags nebst Geländer sür die Mühlgrabeubrücke bei Etat. 0, 747 der Eoburger Straße in Connewitz (9180 kg Eisen) sollen im Wege LcS Lfseiitlichen Angebots verdungen werden. Zeichnung und Bedingungen liegen in der Expedition der Königlichen Straßen- und Wasserbau-Jnspeclion hier, Stepban straße 22, II, Vormittag», zur Einsichtnahme auS, woselbst auch BlanketS abgegeben werben. Die Angebote sind verschlosten und mit der Aufschrift „Brüekenban" versehen bi« zum IU. Mai dieses JahreS, Vormittags RI Uhr, an die Königliche Äanverwallerei h»cr, Bahnhosstraßc 17. II., einzureichen. Di: Bewerber sind bis zum 17. Mai diese- Jahre» an ihre Gebote gebunden unv sind diejenigen Anerbieten, welche bis dahin nicht beantwortet sein werden, at» abgelehnt zu betrachten. Auswahl der Unternehmer bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 30 April 1890. Königliche Straßen- «ad Wafferbap-Juspeetion Königliche Ba»ver»alter«i7 Leipzig, 5. Mai. * Zur Frage der Präsidentenwahl im Reichstage schreibt die „Nationallibcrale Cvrrespondcuz": Die Erörterungen über die bevorstehende Präsidentenwahl im Reichstage zeigen einen seltsamen Gegensatz zwischen den Freisinnigen und dem Centrum. Die Blätter des letzteren sind eifrig bemüht, ihre Partei vor der Würde des Präsidenten zu bewahren, während die freisinnigen Organe die Entnatnne des Präsi denten aus den Reihen des Centn»»« ganz selbstverständlich finden. Der Wunsch des Centrum«, das Präsidium wieder in den Händen der Conservativen zu sehen, ist sehr begreiflich. Wie laut man sich von dieser Seite auch at» festeste Stütze von Reich und Staat anpreisen mag, so fürchtet man doch, das; die Mehrheit der deutschen Nation einen ultramonlanen Präsidenten, ein Mitglied einer Partei, welche ausgesprochenermasicn in erster Linie die Interessen der katho lischen Kirche vertritt, an der Spitze de« deutschen Reichstags anders verstehen, und daß durch den Eindruck einer solchen Erscheinung eine Reaction hervorgerufen werden würde, welche der augenblicklichen parlamentarischen Machtstellung des CentrnmS gefährlich werden mühte. Vor Allem aber möchte man in ein gute« Berhältniß zur Regierung kommen, waS man nicht bester erreichen zu können meint, als indem man sich den Conjervativen anschlieht, diesen den Bortritt überläßt und von der Opposition, mit der inan die Wahl- erfolge errungen hat, möglichst weit abrnckt. Die Opposition jedoch Hefter sich dem Centrum an die Rockschöhe und sucht ihm die Pflicht klar zu machen, den ersten Präsidenten zu stellen. Bisher, sagt man, ist es immer die Regel gewesen, dah die Präsidentcnsitze nach der Stärke der Fractionen vertheilt wurden — wie kämen denn da die Conservativen zur ersten Stelle? Darauf ist erwidert worden, Herr v. Levetzow solle als Candidat der Cartelparteien präsenlirt werden, die, als Ganzes zusnnimcngcsaht, die stärkste Parteigruppe darstcllen würden. Aber dadurch würde ja den Freisinnigen zugeniuthet werden, das Cartel, das man vernichten wollte, at» sortbestehend, ja geradezu als den führe,-den Factor des Parlament» anzuerkennen! Sie verlangen deshalb einen Ultramoii tauen als Präsidenten, einen Conservativen al» ersten und einen Freisinnigen als zweiten Bicepräsidenten. Man »mH ihnen Recht geben: es würde das der Zahlcnstärke der Fractionen und damit dem Her kommen entsprechen. An dies rein numerische Princtp sich zu halten, dürste aber umsomehr Veranlassung sein, als sich im gegen wärtigen Augenblicke die politische Lage, wie sie sich demnächst er- geben wird, und die Stellung, welche die einzelnen Parteien in der selben rtnnehnien werden, noch gar nicht übersehen läßt. * Tie „Hamburger Nachrichten" demciitircn die vom „Hannoverschen Courier" verbreitete Miltheiiung, der Kaiser habe vom Straßburger Fort „Biömarck" aus an den Fürsten BiSmarck telegraphirt. Ei» solches allerhöchstes Telegramm k-: in FriedrichSruh nicht eingegangen. * Wie der „Nationalzeitung" telegraphirt wird, erwähnen die »Hamburger Nachrichten" als Thalsache, Laß während des letzten WinterS, unter Bezugnahme ans einen kurz zuvor in FriedrichSruh gewesene» Berichterstatter in höherer Stellung, dem Kaiser zu Ohren gebracht Worten sei, Fürst BiSmarck wäre so hochgradig Morphinist, daß er den Zusammenbang der Gedanken verloren hätte. Der Kaiser habe cS daraus sür »öthig erachtet, durch Anhörung Schweningcr'S sich von der gänzlichen Grundlosigkeit dieses Gerüchtes zu überzeuge». Die „Hamburger Nachrichten erwähnen auch, daß Leute, die mit dem Fürsten BiSmaick geschäftlich z» lhun Hallen, bei ihm den Eindruck hervor riese», der Kaiser wolle sich um jeden Preis von ihm Ireinicn und unterhandle bereits hinsichtlich der Nachfolge, während nmgekcbrt an maßgebender Stelle dahin berichtet wurde, der Kanzler sei scsi entschlossen, unter allen Umständen zu gehen. Welche Wirkung diese Jntrigucn gehabt hätten, von wem sie ausaingcn, werde die Geschichte über kurz oder lang auskläre». — W,r sind vo» unserer Stelle auS nicht im Stande, Lie Richtigkeit dieser Nachrichten sestzustellen und geben dieselbe» mir wieder, um zu zeige», wie verichieden die Meinungen, Gerüchte und Commenlare sind, die über den Rücktritt deS größten Staatsmannes unserer Zeit in Umlauf sind. * Prinz Karl zu Hohenlohe-Jngelsingen a» Klcin-Droiiiowitz in Oberschlesien ist am Donnerstag Aßend »ach kurzem Krankenlager in Berlin, wo er Heilung suchte, ge storben. Derselbe war am 19. November 1820 geboren, besuchte die Universität BreSlau und machte größere Reisen in Italic», Rußland und Polen. 1840 wurde er Licutencnil im 1. Garde-Ulauenrcgimeut, 1854 Landrath deS Kreise« Lubltnitz. At« solcher zeichnete er sich durch organisatorisches Talent und scharfes Urtheii derartig aus, daß er 1864 ei» Commistorium als Civilcommistar in Jütland erhielt und 1865 dem Civilcommistariat in Schleswig bcigegeben wurde. Mil Beginn deS Jahres 1866 wurde er dem Oberpräsidium und der Regierung in BreSlau überwiesen; Ende März 1868 aber kehrte er wieder zur Uebernahme des LanbralhSamtcS nach LnbUnitz zurück. 1876 ersolglc seine Ernennung zum Civilcommistar beim General-Gouvernement i» Rheims, auch verwaltete er später eine Zeit lang die Präsectur von Nancy. Im Jahre 1873 verließ er den Staatsdienst, um die Ver waltung der Hohenlohe'schen Güter zu übernehmen. Eine lange Reihe von Jahre» vertrat er im Abgeordnetenbause den Wahlkreis Lublinitz-Groß-Slrchlttz und war von 1868 bis Ende 1867 Vorsitzender der sreiconservativen Partei. Auch war er RelchStagSmitgiied sür Lublinitz-Tost-Gleiwitz. * I» Karlsruhe starb im Aller von 80 Jahren drr Wirkl. Gebeime Rath v. Brauer. AuS dein Justizministerium bervorgcgiiiigcn, i» welchem er schon in jungen Jahren zum Vortragenden Rath vorgerückt war. bekleidete Brauer von 1849—187 l die Stelle eine- Gencral-AnditeurS im KriegS- minislerium. Nach Abschluß der Militairconvention mit Preuße,; trat er mit dem Range eines Wirkl. GeheimrathS in den Ruhestand. Einige Jahre daraus wurde ihm der erbliche Adel verliehen. Der sehr begabte und tbätigc Man», besten Name in den jurtstischen Kreise» de« Lande» eine» guten Klang hat, erfreute sich bis wenige Tage vor seinekft Ableben großer körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische, v. Brauer war der Vater des kentschcn Generalkonsul- in Kairo» der bekanntlich Lie Berufung zum badischen Gesandten in Berlin abgelehnt hat. Gutem Bernehmen nach ist jetzt der Ministerialrat!» im Justizministerium. Kammerherr v. Jage mann, sür diesen Posten auSersehe». * Die bayerische Kammer der ReichSräthe genehmigte das gesammte Budget und daS Finanzgesetz nach den Be- chlüssen dcr Kammer ohne Debatte. Der Minister de« Inner» verlas eia Dccret deS Prinz-Regenten, durch welche« die Land- tagösession vertagt wird. Der Präsident brachte ein Hoch aus den Regenten aus, worauf Prinz Arnulf seinen Dank für die Leitung der Geschäfte anSsprach. aus welchen der Präsident v. Törring-Jetlenbach dankend erwiderte. * Nachdem in der bayerischen Abgeordneten kammer am Sonnabend der Minister deS Innern da« Vertagungrdecrct verlesen hatte, hielt der Präsident die Schlußrede und brachte da« Hoch aus den Prinz-Regenlen auS. Der Abgeordnete Craemer sprach dem Präsidenten den Dank deS Hauseö sür die Leitung der Geschäfte auS. . * . * Die schweizerische Commission, welche soeben mit der Nesorm beS Bundesstrafrechtes befaßt ist, hat in den jüngsten Tagen eine Strasvorschrist angenommen, welche gegen die anarchistischen Wühlereien und Zettelunge» gerichtet ist. Wird der betreffende Vorschlag zum Gesetze erhoben, so dürften die Tage gezählt sein, i» welchen die Anarchisten aller Nationen von der Schweiz auS ihr Unwesen treiben konnten; derselbe sieht sehr strenge Strafen gegen anarchistische Ausreizungen zu Gcwatt- thätigkeiten vor, er gestattet nicht nur aus Gesängniß, sondern auch aus Zuchthausstrafe zu erkennen und beweist hierdurch, daß man es auch in der Schweiz als nothwendig ansieht, gegen die Feinde aller Staaten und aller Völker Front zu machen und dieselben mit den schärfsten Waffen zn bekämpfen, die dem Staate zu Gebote stehen. Dieses Vorgehen der Schweiz verdient sicherlich die volle Anerkenn»»' unsinnigen Lehren und Forderungen giebt, di« man Anarchismus nennt, so sind doch unter den Ausländern, welch« in dem Alpcnlande ihren ständigen Aufenthalt besitzen, die Anarchisten zahlreich vertreten, und dieselben werden nicht verfehlen, den Bundesrath wegen seines Vor gehens mit den heftigsten Schmähungen zu überschütten und ihn kurzer Hand zu den „Ordnungsbanditen" zu werfen als einen Ver- räthcr an dcr Sache der „Freiheit". Es liegt auf der Hand, daß dieser Ausbau des eidgenössischen Strasrechts die übrigen Stauten und vor allein die Nachbarstaaten der Schweiz besonders befriedigen muß; die Anlässe zu Klagen und Beschwerden wegen der freie» Bewegung dcr anarchistischen Unruhestifter werden hierdurch in größtem Maße beschränkt nnd beseitigt, und der deutsche Anarchist, der in Gens einen wuthichnaubendcn Artikel gegen die deutsche Ge sellschaft loSläßt, wird sür seinen Aursall mit den Mauern der schweizerischen Gefängnisse eine unliebsame Bekanntschaft machen. Wa» .„>« bei dieser Revision de» eidgenössischen Strasrechts vor allein als bedeutungsvoll erscheint, ist die Beobachtung, das; auch in dem freiesten Lande offen das Bedürfnis; anerkannt wird, ohne Rücksicht auf abgeleierte und verbrauchte Redensarten die Mittel des Staates zur Bekämpfung und Unterdrückung der Umsturzparteien zu vermehren und zu verschärfen. Je mehr dieses Bedürsniß seitens aller Staaten anerkannt wird, um sv gewisser darf die ordnungs liebende Gesellschaft hoffen, daß die Giftpflanze des Anarchismus mit Stumps uad Stiel ausgcrottct werde. * Der sranrösische Ministerralh beschloß, dem Minister de« Acußeren, Ribot, nicht die Autorisation zu ertheilc», mit Tigrane Pascha und Palmer über die Conversion der egyptischeu Schuld zu unterhandeln. * Wie auS Kolonu gemeldet wird, bombardirtc daS Kriegsschiff „Kerguelen" am 29. und 30. vor. MlS. Whydah; dm Factor-ie» wurden geschont. Der Commandant Fonrnier schickte an de» König ein Ultimatum, indem er die Ansliese« rung dcr Gefangenen verlangte, sonst würbe er das Bombar dement am 5. Mai sorlsetze»; Bootsleute eines deutschen Hauses, die vo» Len Behörden der Eingeborenen abgcsandt wurden, um Briese a» Bord de» „Kerguelen" cibzilhoicn, erklärten, Laß LaS Bombardement eine große Panik verursacht bade. Die Truppen von Dahomey halten daS linke User de« Ucme, 70 km nördlich von Porto Novo, besetzt. * DaS WeltauSstellnngSsieber. welche« in Europa seinen-Höh-punct bereits überschritten hat, herrscht jenseits deS Atlantic noch »»»»lschränkt. Chicago, drr Schauplatz der sür da« Jahr 1892 geplanten amerikanischen Weitaus stellung, ist in Aller Munde, bildet den Mittelpuncl dc« all gemeinen Interesses; der Unternehmungsgeist der UankeeS verliert sich in die ungeheuerlichsten Speculationen, damit etwa« noch nie Dagewesenes geschaffen werde, etwas, waS der ganzen Welt die Anerkennung abnöthige, daß eine Veranstaltung, wie die Chicagoer Weltausstellung, eben nur in Amerika möglich sei. Selbst New-Hork hat seinen Berger, in dem Wettbewerb mit Chicago um Lie Ehre de« AuS- steliungSplatzcS unterlegen zu sein, schnell überwunden und zögert nicht, der Schwcsterstadk thalkräsklg beizustehe«, namentlich Lurch Bcschassung der AnSlagecapilalic», damit Chicago sich aus jebc» Fall mit vollste» Ebren au« der Assaire ziehe. Dieser Sieg deS NalionalgesühleS über Kirchlhurminlercssen macht den New-?)orkern alle Ehre und wird nicht ermangeln, in de» übrigen UnionSstaate» zur Nacheiferung anzuregcn. Immerhin wird allgemein empfunden und zugegeben, daß die Ausstellung in Chicago niemals denjenigen Grad der Jnter- nationalität erreichen wird, den sie in New-Uork entwickelt haben würde. An Großartigkeit dürfte sie allerdings hinter den kühnsten Erwartungen nicht Zurückbleiben, wird aber dock kaum etwa« andere« sein, a>S ein riesiger ameri kanischer Bazar, ohne oder Loch nur mit geringer Beein flussung der Weltindustrie, deS Welthandels. Man nimmt a», daß nach Chicago kaum der zehnte Theil der über seeischen AuSslellungSgäste sich wagen dürste, die zweifellos ihren Weg nach New-Pork genommen haben würden, zumal in ailerjüngsler Zeit sehr plausible Zweifel austauche», ob überhaupt der projectirle ErössnungSlermin der Ausstellung, der 1. Mai >892. werde eingehalten werden und nicht vielmehr einen Aufschub bis zum Herbste, wo nicht bis zum Jahre 1893 erfahren dürste. Bekanntlich fällt die ColumbuS- seicr, da« vicrhundertjährige Jubiläum dcr Entdeckung Amerikas, in de» September de« JahreS 1892. und ist die Rede davon, der Ausstellung zu Liebe diese Feier, oder doch einen Theil derselben, eventuell biS zuni Frübjahr 1893 zu verschieben. Andere wenden dagegen ei», daß die central- behördliche Genebmiaung der Cvicagoer Ausstellung an den I. Mai >892 al« EröfsnungSdatum grknüpst sei und ipso zru-o hiniäülg werde, sobald dieser Termin nicht inngehalten wird. Für diesen Fall würde dann auch New-Uork natürlich nicht ermangeln, seine Bemübungen um die AuSstellungS- prioritäl mit allem Nachdruck wieder auszunebmen, unv als dann höchst wahrscheinlich mit günstigerem Ersolge. Man sollte denken, daß das amerikanische AuSstellungSdedürsniß an dem Chicagoer bezw. New-Uorker Project vollauf genug hatte. Dem ist aber nicht so. Auch Washington will seine Ans tellung haben, unv zwar in Demselben äahre 1892 ES gilt ür ziemlich sicher, daß die Gönner der panamerikaniftischen Idee sür genanntes Jahr in Washington eine Ausstellung mittel- und südamerikanischer Erzeugnisse zu Stande bringen werden, in der Absicht, die Kennlniß der materiellen Hilfs quellen jener Jnleresscncomplexe der Unionsbcvölkerung zugäng licher zu machen und dadurch eine befruchtende Anregung sür die Entwickelung deS gegenseitigen GülerauSlauschcS zu gebe». Kurz, die Ausstellungen sind in Amerika heute so volkSthümlich, wie nur je zuvor. Hauptversammlung des Börsenvereins der Brutschen Buchhändler am Sonntag Cantate. * Leipzig» 4. Mai. Unter Vorsitz de« Herrn Co»i- merzieuralh Adolf Kröner begann im Saale beS Deutschen Buchhändlerbause» heute Vormitog 9 Uhr Lie bis nack 12 Uhr währende Hauptversammlung LcS AörsenvercinS Deutscher Buchhändler. So gering auch die Zal-l der vor liegenden Anträge war. so eingehend und auSsübrlich gestaltete sch doch ihre Erledigung. Aus der Tagesordnung stand zunäcbst dcr GescbästSbericbt und der Bericht deS Nechiiungs-AuSschusscS AuS letzterem ist vorläufig hervorznhcben, baß sich daS Ertragnis; aus Lcm Börsenblatt aus 66 944,28 beziffert, während aus Grund- stückS-ErtragS-Conto ei» Ucberschuß von 8935,17 verbleibt. Ans Adreßbuch-Conto, Jahrgang 1889, ist ein Gewinn von 13 526.10 ^ zu erzielen gewesen. Im Ganzen ist eine BermögenSvermehrung von ^43 144,74 «zu ver zeichnen, so daß nach Abzug von 2157,24 zum Beamten - PensionSsondS nunmehr sich der VcrmögenS- bestand am 31. Decembcr 1889 auf 683 051,46 ^ stellt. DaS Vermögen der BrockhauS-Sliflung beträgt 23 140,85 Bei den Neuwahlen erhielten die auSscheidenven Herren Adolf Kröner-Stnttgart (erster Vorsteher), Oo. Ekuaro Brockbaus- Leipzig (zweiter Vorsteher) aus« Neue mit großer Majorität daS Mandat. Ebenso wurden in de» Rechnung« Ausschuß die Herren Elwiu Paetet-Bcrlin, Johannes StcUncr.Fre!- berg i. S.. in den Wahl-AnSjchuß die Herren Emil Straus; Bonn. Alfred Vocrstcr-Leipzig, in den Vcrwalliings.Ansschuß VeS Deutschen BnchhändlerhauscS die Herren K. F. Köblcr und I)/. AlphonS Dürr wiedergewählt. Nach Erlesigung eines Antrages de« Vorstände«, „ach welchem die auS den Berathungcn de« Börsenblatl-Ausschnsscö und de« RcchnungS-AnsschusseS hervorgegangenen „Bestim mungen, das Börsenblatt unv seine Verwaltung betreffend", »ach tz. 38 der Satzungen zur Genebmigniig Vorlagen, ge langte rin Antrag deS Herrn Nob. Loigtländcr-Leipzig, den Erlaß einer VerlagSordnu»g für de» deutschen Buchhandel betreffend, zur Berathung. Die Hauptversammlung beschloß, indem sie sich mit dem Erlaß einer BerlagSordnuug für den dculschen Buchhandel einverstanden erklärte, den Vorstand u»V Wahlausschuß zu beauftrage», zur Ausarbeitung einer Vcrlagövrbnnitg die Bil dung eines durch Znwahl schrislstellerischer und juristischer Sachverständigen berechtigten außerordentlichen Ausschusses vorzunchmen, und sprach de» Wunsch a»S, daß dcr Entwurf von letzten» baldmöglichst der Hauptversammlung zur ent«' gütigen Beschlußfassung vorgclegl werde. HlluskMerverein der Mvorliadt. * Reudnitz, 4. Mai. In dcr letzte» Mo»atsversai»»il,ing de« Vereins brachte der Vorsipende Herr Herzog eine inieresiänte Ent scheidung des Berliner »tainnicrgerichts zur Besprechiing. Ein Hausbesitzer hatte »äinllch gegen einen seiner Miether, eine» Rechts anwalt, mit deiner eincnmündlichenMielhsvertrag geschlossen Halle, beim Landgericht I. Klage unter der Bebcniptung erhoben, das; der selbe trotz Ablaufs des Miethsverhältnisses am 1. April <>-. doch seit Neujahr den Wohnung suchende» die Besich tigung der von ihm bewohnten Räume verweigere, wesbalb derselbe z» veriirlbkilen sei, »u dulden, das, in de» Woche» tagen zwischen ti und 1, eventuell, falls es nämlich dein Mielbei genehmer sei, zwischen 1 und 3 die qu. Räume von Mie1hsl»stig."i besichtigt werden, bei Vermeidung einer Convenlionalitrafe von LO .^! sür jede» Fall der Zuwiderkandlung. Der Beklagte wandte dagegen ein, das; weder in den Gesetzen eine solche Verpflichtung begründet sei, noch daß ihn ein »christlicher Mictheverlrag zn dieser Duldung nöthige. Das Landgericht erkannte hieraus unter folgender Aussührunn dein Klageantrag gemäß: Die Verpflichtung des Be- klagten erglebt sich in Hinsicht darauf, das, dcr Mieltisvestrag mit den, I. April 18W z» Ende geht, aus allgemeinen Rechtogrund- sätzcn. »nd muß er zum Mindesten von jetzt ab die Besichtigung der Wohnung dulden. Es bedarf nicht der Erörterung, das, andern falls der Vermiether kauin in der Lage sein wird, die Wohnung zu vermiethc» Ist aber diese Besichtigung notdwcndigcVorbediiigiing sin die Vermiethung, so sft sie auch daS Mittel, ohne welches dein Ver miether die Ausübung seines Eigentbniiisrcchles nach der wirtb schastlichcn Seite nicht möglich ist. Dieses Mittel inns; ibm dal>er nach ij. 89 der Einleitung z»m A.-L.-R. gewäbrt werden, resp. »ins; Miether gemäß 8- 07 I o. vo» seincm collidirenden Mieihsrectile soviel nachgeben, als erforderlich ist, das, neben ibm auch die An Übung de- EigenthiimsrechtS des BermietherS bestehe» kann. In wieweit das vom Miether verlangt werde» kann, hat cvcnt. das Gericht »ach billigem Erniessen zu bestimmen. Die biergegen ein gelegte Berufung wurde vom Kammergericht in Uebereinsiimmung mit den Gesichtspunctcn des Vorderrichters »nd dem Bemerken zurückgewicicn, daß gerade in der hier fragliche» Beziehung die Interessen der Vermiether und der wohnungsuchenden Miether selb» verständlich gemeinsaine seien. Wie aus der Verhandlung hervoraehoben wurde, ist ein ähnliches Urtheii auch von dem sächsischen Oberlandrsgcrichlc gefallt worden Der zweite Punct der Tagesordnung betrat die üinß.An gelegenheit. Ucber diese Sache ist schon verhandelt worden und es lag ein Brief des belheiligtcn Schornsteinfcj;ermeislers vor, i» welchem dieser den Beschwerden in ablehnendem Liniie entgegentrlll Die Versammlung konnte jedoch diesen Ausführungen nicht bei- pslichten »nd beichloß nochmals an den Schornstein germeistcr zu schreibe». Der dritte Punct betraf das Waschen und Trocknen in der Wohnung. Ueber diesen Uebelstand vcrbrei: !e sich Herr Hausse des Längeren. Er schilderte die durcli dieie n > Gewolm heit verursachten Ilnzuträglichkeitc», welche die Hänscr und die Gesundheit schädigen und konnte eine Abbilfe nnr durch eine Verordnung des Rathes gegen das Wasche» und Trocknen großer Wäsche in den Wohnungen erhoffe» Er stellte einen Antrag in diesem Sinne. An der sich anschließenden rege» Debatte betheiltgte» sich die Herren GubniS. Herzog, Clarke» w E wnrde darin ausgesührt, daß man keine Härten beabsichtige, das; ina» aber andererseits den Mißbrauch, den viele Hausfrauen in tiefer Beziehung auSsiben, nur mit Hilfe der Behörden beseitigen könne. Die Per saminlung beschloß, ein entsprechendes Ersuchen an de» Ratb z» richten. Ta» vorgelegte Muster einer HnuSordnung ;>» BlechLruck fand nach einer längeren Besprechung, di« sich auch aui die Haus-
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