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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-16
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1890
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Nedarlion und LrprdUiou Johanuesgasse 8. Sprkchkundrn dkr Nrdaüion: Bormittagt 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. MN di« «d<r«»d> »t»»8-»dnr «L»ulcri»«, »»«« Nch »k«rd»ch°n »i«t »ert»»»lt4. «NX-»«« »rr für »te »L»ktt«l,eu»e Nu»«rr »efti»«<r» I«f«r«t« au «.«hralagrn bis » Uhr «achmtttag», un» Frft1a,r»frSH bt« '/,U Uhr. z,, -ra /ilialru für 3ns.-^noahmr: La» Klrmm'S Tori«». (Alfrrh Hahn)» UniversitätSstraße 1. Laut« Lösche, Kathariuenstr. 83 Part, und Köoigtplatz7, «ur bis '/,S Uhr. M>onneme»tspreir vierteljährlich 4^/, Mk. iucl. Bringerlohn 5 Mt., durch di« Post bezogen V Ml. Jede einzelne Vkummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tagebiatt-Format gefalztl ahne Poslbeiörderuag SO Mk. «tt Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Pretsverzeichniß. Tabellarischer», Ziffernsay nach hühermTarif. Krclamen unter dem Redacttonsstrich di« «grspalt. Zeile SO Pf., vor den Familiennach richten di« «gespaltene Zell« 40 P». Inserate sind stets an die Erprvitiou zu fendeu. — Rabatt wird nicht gegeben ! Zahlung praenumc-rancio oder durch Post- Nachnahme. ^ m. Freitag dm 16. Mai 1890. 8-1. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachung. Die Herstellung von 40 cm im Lichten weilen Thonrohr« schleuß«» in den aus dem Areale deS Schwägrichen'schen Garten» anzulegenden Straßen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Beoingungen siir diese Arbeiten liegen in unserer Ties- bau'Berwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingcsehen ober gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werten. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Tchleusenhcrstcllung in den Straften auf dem Areale deS Schwagrichcn'sehen <yarte«S" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 30. Mai 1890. Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Nalh behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchnen. Leipzig, den 8. Mai 1890. DeS RatbS der Stadt Leipzig Id 2427. - Straftcnbau-Deputativn. In dem Zeiträume vom 18. Mai bi» zum 19. Lctober wird die Sammlung der König!, geologische» Lniidesuntersuchung (Thalstrabe 35, 2. Etage) an jedem Sonntage von ' .ll bis H,1 Uhr dem Publicum geöffnet sei». In einem neben dem CammlungSsaale gelegenen Studienzimmer sind sämmtliche bisher erschienene Blatter der geologischen Special« larte von Sachse» nebst den zugehörigen Erläuterungen, sowie sonstige aus den geologischen Bau des Königreich» Sachsen bezügliche Werke behufs ihrer Benutzung von Seite» des Publicum» ausgclegt. Leipzig, den 18. Mai 1890. Tcr Tirrctor drr Königl. gcologtschrn LandcSuntrrsuchung. 1>r. Herrn. Eredner. Der Reichstag und die Militairvorlage. Die Mittwochssitzung des Reichstages hat uns einmal wieder bewiesen, wie geringen praktischen Werth die Friedens- Versicherungen unserer Nachbarn i» Ost und West haben, denn »ur durch ihre unausgesetzten, atles Mag überschreitenden Rüstungen sind mir in die Nothwcndigke>l versetzt, auch unsererseits zu Vermehrungen unserer Artillerie zu schreiten, die ohne diese Rüstungen wohl noch ballen hinauSgeschoben werde» können. Die knappen Worte, mit welchen der KriegS- mlnister Vervy du NcruvtS die erste Beralhung der Vorlage eingelcitet bat, reden eine sehr ernste Sprache, er sagte: Der Schwerpuiwt der Begründung der Vorlage liegt in der Ver mehrung der Präsenzstärke, welche unsere Nachbarn in nicht vorbergesehenem Mage baden eintrele» lassen. Unter diesen Verhältnissen ist eS unmöglich, die Hände ui den Schvoß zu legen, wir müssen nachhcien, wozu wir u»S Jahre lang nicht haben entschließen könne». Im klebrigen verweist der KriegS- mitiister aus die CommissioiiSberathung. in welcher er die uolhwcndigen Aufklärungen gebe» werte. Daraus ergriff der beinahe 90 jährige Feldmarschall Moilkc das Wort, um i» Kürze ein Vliv der gegenwärtigen Lage zu enlwerfe». Er lra! zunächst der Behauptung eul- gegcn, daß alle mililairischeu Vorkehrungen nur im Interesse der Besitzenden getroffen Werben und daß eS die Fürsten feie», welche die Kriege Hervorrufen. Die Zeit ker CabineiS- kricgc sei vorüber, heule gebe es nur »och Volkskriege. Ter Friede würde bedroht durch die vom Schicksal minder begünstigten Elasten und ihre Versuche, durch gewaltsame Maßregeln schnell eine Besserung ihrer Lage zu erreichen, von außerhalb durch NaliviialitälS- und Rassebestrcbungcn, in welchen sich die Unzusriebenhelt mit dem Bestehende» auS- drückt. Die größte Kriegsgefahr aber bilde eine schwache Regierung, welch- nicht die straft besitze, um de» Volksleiden- schaften und Parteibestrcbungc» entgegeiizutreten. Dann schllbcrte Mottle den ZukunfiSkrieg. Ec werde zwischen Mächten ausbreche», die bcsier als je zuvor gerüstet wären, und die nicht in ei» oder zwei Feldzüge» so niever- geworsen werden konnten, baß sie sich für besiegt erklärten. eS könne em siebenjähriger, ja ein dreißigjähriger Krieg ent stehen. Unter solchen Umständen könne die Geldfrage erst in zweiter Lime in Betracht kommen. Eine günstigere Finanzlage Hallen wir nur auf Koste» des Friedens erreichen können, bei ma»gel»den WidcrstaudSiiiilteln bälteu wir de» Feind im Lande, denn lange schon und auch jetzt »och sei es nur das Schwert, welches die Schwerter in der Scheide znrückhaltc. Waü e« beißt, den Feind >m Lanke z» habe», hätten wir noch im Jahre l8l3 gesehen, in welchem ei» fraii- rösiscbcr Marschall, der aus Hamburg nbzog, »och zum Ab schiede die Hanibnrger Bank in die Tascde steckte. Rur ci» wafsenstarkes Teulschlanv habe eS möglich machen könne», mit seinen Verbündele» den Bruch dcS Friedens so lange bin- zuhcülcu. Die Schlußworte der bedeutungsvollen Rede lauteten: „Die friedlichen Versicherungen unserer beiden Nach bar» in Ost unb West, während übrigens ivre kriegerischen Vorbereitungen unausgesetzt sortscbreilen. sind gewiß sehr wcrtbvoll, aber Sicherheit sinken wir nur bei uns seilst". Solche Rede» werden nur gehalten, wen» dem Frieden Gesabr droht, und eine Vorlage, welche die Errichtung von 70 neuen Batterien verlangt, ist auch nur baS Ergebniß einer zwingenden Nothlage, >» welche wir durch die Nullungen unserer Nachbar» gedrängt sind. DaS FricdenSbcdiirsniß ist so groß und so allgemein, daß die Organe der öss-ntlichen Meinung sich feil geraumer Zeit in Bezug auf die jkiiegS- sraqe die größte Zurückhaltung auferlcgcn. Es ist die Scheu. Beunruhigung zu erzeugen, welche nvlbigt, diese Angelegenheit m>t Stillschweigen zu übergeben und es Jedem überläßt, sich darüber seine eigenen Gedanken zu machen. Die Kriegsver- waltung und mit ihr die Negierung kann aber solche Rück sichten nicht nehmen, sie müssen dasür sorgen, daß zur Zeit, wo es gilt, auch alle» Notlüge vorhanden isi, denn aus ihnen ruht die Verantwortung für das Fehlende. Ein Blick nach Frankreich belehrt nnS darüber, was dort geschehen ist. um den Krieg vorzuberciten. Frankreich ver fugt heute über 480 Batterien mit 3123 B-Ipani'ungen. so vrrlheilt, daß jeder Armeecv'ps zwei Artillerie-Regimenter besitzt, von denen jede» vier Abthcilungen zu je drei Ballen » hat. Schon im Frieden haben alle Geschütze Bespannung «lad di« S7 reitenden Batterien außerdem noch Munition». wagen. Im vorigen Jahre ist die Zahl der Frlbarlillerie- Ossiciere um etwa 500 vermehrt worden, um im Kriegsfälle die nölhigen Osficiere für die Reservebatterien zur Ver» ügung zu haben. In Rußland liegen die Verhältnisse ähn lich, nur geht e» mit der Ausführung der beschlossenen Maß- regeln langsamer vorwärt». Deutschland bat dagegen nur 384 Batterien, von welchen 77 nur vier bespannte Geschütze haben, die übrigen haben eit dem 1. April 1889 deren sechs. Nach der Errichtung de» 18. und 17. Armcecorp» haben die übrigen Armeccorp» einen Theil ihrer Batterien an diese abgeben müssen, so daß darunter die Gesammlorganisation gelitten hat. Nach An nahme de» gegenwärtig dem Reichstage vorliegenden Gesetz entwurf» würde Deutschland 434 Batterien mit 238l Be spannungen haben, also immer noch hinter Frankreich beträcht lich zurückstehen. Daß die Kriegsverwaltung trotzdem nur die Vermehrung in der gedachten Höhe beansprucht, dazu hat ie jedenfalls ihre guten Gründe, die sie in ver Eommission mittbeilen wird. Rach der Rede Mollkc'S stimmte Eugen Richter einen Ton an, welcher zeigte, daß auch ihm der Ernst der Lage voll kommen beNHißt ist. Ihm war der große Eindruck der Rede de» berühmten Strategen aus den Reichstag nicht entgangen, und deshalb bemühte er sich, das Kampsseld zu verändern. „Die Sätze deS Herrn Grasen Mollke sind vollkommen wahr", sagte Richter, „und ich kann dieselben bi» aus die letzte Silbe unterschreiben. Wa« aber beweisen sie für die jetzige Vorlage?" Richter sprach dann von den Un summe», weiche für Militairzwccke bewilligt worden sind, von dem Hinweis de» früheren Reichskanzler» aus die Tbalsache. daß unS die Nachbarn zwar durcb die Zahl der Soldaten, aber nicht im Menschcnmatcrial überflügeln könnte». Schließlich sah er sich jedoch zu dem Zugeslälikiiiß genöthigt, baß er der Letzte sei. der meine, man solle eine Aleihe vo» Jahren warten, bi» sich das Mißverhällniß in der Zahl unserer und der französischen Truppen handgreiflich he,aus gestellt habe, und als AuskunslSmiltei schlägt er vor. die all gemeine Wehrpflicht zu erweitern, die Dienstzeit aber zu ver kürzen unter Bezugnahme aus den in der bayerischen Kammer laut gewordenen Wunsch nach Einführung der zwrifährigen Dienstzeit. Diesen Vorschlag lehnte der Kriegsminister sogleich ab durch die Worte: „Wenn eine solche Erleichterung möglich wäre, würden wir sie schon selbst eingesührt haben, ich kann aber versickern, daß eS unmöglich ist, in dieser Beziehung irgend ein Zugeständniß zu macken. Tie Beralhung ist am Mittwoch noch nicht zu Ente gekommen unb wird heute fortgesetzt werden, aber eS hat sich schon aus dem bisherigen Verleus der Beralhung ergeben, daß wir mit Zuversicht die Bewilligung der geforderte» Summe erwarten können. Sagte koch Winblhorst am Schluß seiner Rede: „Wenn wir alle die Schwere der Militairlast empfinden, so habe ich doch die Ueberzeugnng. daß in Deutschland Keiner ist. der nicht die nothwenbigen Mittel zur Erhaltung der Unabhängigkeit bewilligen wirb. Den auswärtigen Feinden gegenüber gi'ebl e» in Deutschland keine Parteien. * Leipzig, 16. Mai. * Dem BundeSratbe ist ein Antrag, betreffend Er richtung eines Nation« lbenkmalS für Kaiser Wilhelm I., zugegaiigen. Wie wir hören, entspricht der Inhalt desselben den Angaben, die schon früher in dieser Beziehung gemacht worden sind. ES handelt sich um eine» neuen Wettbewerb zwischen einem engeren Kreis von Bild, bauern und um ein Reiterstandbild, daS (ohne eigene Architektur) aus der frei zu legenden Sckloßfreiheitvor dem Portal deS königlichen Schlosses (daö den architektonische» Hintergrund bildet) ausgestellt werde» soll. Anderen Berichten zufolge wären auch der Pariser Platz und der Platz zwischen Opernhaus und Bibliothek mit ins Auge gefaßt. * In der NeichstagScommission zur Vorbcrathung Le» Gesetzentwurfs betreffend die Gcwerbegerichle ist die nationalliberale Fraclion durch die Abgg. v. Euny (Stellvertreter des Vorsitzenden) und Miguel vertreten. * Daß ein Socialistenqesetz oder ein anderer zum Ersatz desselben dienender gesetzgeberischer Vorschlag im Reichs tag vorläufig nicht eingebracht wird, kann jetzt als fest stehend betrachtet werden. Vom 1. October d. I. an werden sich also die Behörden zur Bekämpfung von Ausschreitungen der socialistischen Bewegung lediglich aus die Maßregeln dcS ordentliche» Rechts oder, im allerscklimmsten Fall, aus den sörmlicken Belagerungszustand angewiesen sehen. Bei den gegenwärtig ohnehin besonder» hockgehenben Fluthen dieser Bewegung, der maßlo» gesteigerten Begehrlichkeit und Zu versicht terSocialdemokraten wird man dem plötzliche» Erlöschen eine» Gesetzes. baS ein Jahrzehnt lang äußere Ausschreitungen ziemlich verhindert hat, nicht ohne einige Besorgnisse enkgcgensehen können. Die Befreiung von so manchen Fessel» wird olme Zweifel zu einem neuen Aufschwung der Agitation, zu einer sebr ge- steigerlcn Tbätigkeit in Presse, Vereinen und Vcrsammiungen und als nächste praktische Folge zu immer neuen und immer »insaiigrcichercn Lohiikämpsen führen. Für d.e Arbeitgeber und für Alle, die in einer fortwährenden Beunruhigung unserer gewerblichen Tbätigkeit und in einer immer wachsen den Aufstachelung der Begehrlichkeit der Arbeiter ein Unheil erblicke», erwachsen nach dem Erloschen de» Socialistengesetze» Verpflichtungen, deren sie sich unter der Wirksamkeit diese» Gesetze» vielfach «ntschlcigen zu können glaubten. ES gilt einmal, unberechtigten und unerfüllbaren Forde rungen der Arbeiter fest und einträchtig entgegenzutrelen; wa» auf diesem Wege erreicht werden kan», hat der t. Mai gezeigt. Bei dem immer mehr sich befestigenden Bewußtsein der Arbeiter von der Ge meinsamkeit ihrer Interessen muß auch aus der enlgegen- stekende» Seite in höherem Maße da» Gesühl der Solidarität und die Ueberzengung von der Nolhwendigkeit geschlossenen einträchtigen Vorgehen» gegenüber gemeinsamen Gefahren zum Durcbbruch kommen E» gilt ober andererseits auch, alle Anlässe zu berechtigten und begründeten Klagen der Arbeiter möglichst zu beseitigen und gewissenhast zu prüfe», in wie weit die Arbeitsbedingungen verbessert werden können. E» gilt, den großartigen socialpolitischen Leistungen de» Reick» auch im privaten GewerbSleben versöhnliche und wchlthätig- Maßregeln zur Seite zu stellen, durch vernünftige Belehrung und Aufklärung der B-rbetznng und Irreführung ei'kgegcnzutrttei'. Festigkeit und Eintracht auf ver eine» Seite, praktische Arbeitersreundlichkeit auf der ander« muß in dra heftige» sociale» Kämpfe» unserer Zeit, deren Höhepunkt wir '.schwerlich schon überschritten haben, mehr al» je bethätigt werde». * Der „Hamburger Corresp." schreibt: Nach guter Jnsor- mation, die. wie wir ausdrücklich bemerken, weder direct noch indirect von Herrn v Kusserow stammt, hat letzterer schon >m Winter, als Fürst BiSmarck noch Reichskanzler war, seinen Rücktritt als Gesandter nach seiner Vcrheirathung an geeigneter Stelle zur Kenntniß gebracht, und zwar ist dieser Entschluß, sowie die so sehr betonte Wegschasjung seiner Mobilien ausschließlich durch Familien-Angelegenhciten ver anlaßt. Herrn v Kusserow ist feine Entlastung nicht gegeben, andern er selbst hat sie in freiester Entschließung genommen, und als ein Zeichen sortdauernder Gunst von höchster Stelle ist ihm ein sechSwöchcntlicber Urlaub für seine Hochzeitsreise unb später ein weilerer Urlaub bis zum enbgiltige» Rücktritt bewilligt worben. ES ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß Herr v Kustcrow zwar nicht als Gesandter, aber in anderer Stellung später Verwendung im Staatsdienst findet. * AuS München wird u»S vom 14 Mai gemeldet: Im kleinen Saale de« katholischen CastnoS fand gestern Abend eine vertrauliche Besprechung von katholischen Männern aus angeblich allen Ständen und V.rusSkreisen statt, welche sich trotz der bestimmten Erklärung des Erzbischofs und seines ganzen DoincapilelS nebst vielen hohe», einflußreichen Laien, daß die Abhaltung des deutsche» Katholikentages dahier mit Rücksicht aus die durch eine gewisse Sonderpolitik entstandenen unangenehmen Verhältnisse inop portun sei, einstimmig für Abhaltung de» deutschen Katholikentages dahier ausgesprochen haben soll. Heute Mittag hatte eine l4glicdrige Deputation den Erzbischof hiervon zu verständigen und ihn — v grenzenlose Bescheiden heit — i»» seine» Segen zu bitten. Ob sich die Heiren mit dieser kühnen Hoffnung nickt verrechnet haben?! Der Erz bischof wirv nicht gut einen vom ganzen Domcapilel gebilligte» Beschluß ohne dessen Wiebereinvernehmung uinstoßen wollen unb können, und oie sesie Ueberzeugnng einflußreicher kalho lischer Laien wird ihm höher stehen alü die von der Selbst- erhaltung dicUrte deö „Münchner FremdenblalleS". das im vollsten Sinne dcS Wortes für seine Existenz lampst, wen» eS slir den Katholikentag einlritt. Die Verfassung der katho lischen Kirche ist voll und ganz aus die alteinrge Herr schast de» Papstes und die Bischöfe zugeschnitteu. In concreto sollen aber auch Laien, statt nur zu gehorchen, die Urtheilc und Entscheide katholischer Kirchensürsten beemflusten dürfen. Vor den Eonsequenzen solcher Vorgänge, die allein die Erschütterung der sestgeglieverten Macht der katholischen Kirche bewirken konnten, diese zu bewahren, dürste ein Hauptaugenmerk de» Erzbischof» sem. Mit seinem Segen wird cü daher Wohl guc« Weil« haben. Unter solchen Umständen dürste der deutsche Katholikentag, falls er dock noch hier abgcbalten werden sollte, kaum sehr glänzend verlausen, der ganzen katholischen Welt dagegen den Beweis liefern, baß in diesem Falle nicht Papst und Bischöfe zum Heil; der katholischen Kirche, sondern eine starkeugagirte Jnteresseupolilik die Führung übernommen, um so mehr, als auch der päpstliche Nuntius angewiesen worden sein soll, die Bestrebungen für die Abhaltung deS deutschen Katholikentages dahier nicht zu unterstützen. Unter solchen Umständen dürste die wirkliche Abhaltung des deutschen Katholikentage? dahier für die bayerische SlaatSregierung kaum ei» Unglück und vielleicht für Heuer mehr zu wünschen sein, als erst in zwei Jahren. Seine Hauplthematas dürste» ohnehin „Jesuiten und Redemptoristen" sein, für welche die bayerische SlaatSregierung kaum die richtige Adresse ist. Des halb wird ma» auch heute noch gut th»n, die zuversichtlichen Auslastungen einiger Ee»lrumSblältcr mit aller Reserve zu behandeln. * Aus Eisenach wird u»ö vom 14. Mai gemeldet: DaS hiesige teutsch'srcisinnige Localblall hat sich in der letzten Zeit m mehrere» Artikel» mit der Freilassung des RechlSanwalt» Or. Harmcning beschäftigt und auch den EntrüstungSarlikel ver „Franks. Zig " zum Abdruck gebracht, wonach der Reichs tag für die Entlastung Harmemng'S hätte cintrcten müssen. Aber selbst i» der Fraclionssitzung der freisinnigen Partei bat ein dahin gestellter Antrag kein Entgegenkommen und keine Liebe gesunden. Man bat sich vielmehr dort dahin auSgcsprochc», daß eine sofort inö Werk gesetzte Petition der Wäbler Eisenachs ober eine Audienz beim Großherzog besseren Erfolg habe» werde. Die hiesige» Führer der Deuischireisinnigen haben sich aber wohl ganz richtig gesagt, daß sie mit einer Petition an den Großherzog bei de» Wählern wenig Glück haben würden, denn jetzt will eS Niemand gewesen sein, der Ile. Harmening gewählt hat. — Der Wahlvorslano der hiesigen Deulschsreisinnigen hat vielmehr beute an de» Reichs tag eine Petition abgesckickl und im Namen der „großen Mehrheit der Wählerschaft" (!) deS hiesigen ReichSlagSivahl- kreise» gebeten: „Der hohe Reichstag wolle beschließen, an den Herr» Reichskanzler baS Ersuche» zu richlen, dahin zu wirke», baß der NetchSIagSabgeordnele Oe. Harnieullig für die Dauer dieser Session aus der Festungshaft beurlaubt werbe." Der Petition ist daS Mmistcrialrescr>pl, durch welches die weimarische Regierung dein Do. Harniening den Urlaub verweigerte, beigesügt worden. * Während in der vergangenen Legislaturperiode der Abg. Petri-Straßburg als erster und einziger reiche ländischer Abgeordneter einer altdeutschen Partei sich anschloß, sind jetzt noch vier seiner Eollegen diesem Beispiel gefolgt. Die Abgg. Rorlh und Petri sind, jener als Mitglied, dieser als Hospitant, der national-liberalen. Abg. Zorn von Bulach als Hospitant der deutsch-conservalivcu, Abg. Hösfel als Mitglied tcr RcichSpartei, Abg. Hickel als Mitglied der social-demokratischen Fraktion beigetreten. * Die letzten Londoner Telegramme beschäftigen sich säst ausschließlich mit dem Tbema rer deutsche» Eolonial- politik. Von der Mebrzahl der Londoner Blätter ivird die Rede de» Reichskanzler» v. Eaprivi in überaus giinst gem Sinne besprochen, was offenbar nicht der Fall wäre, wenn sich gegen die sachliche Cvrrectheit des deutschen NegicrungS» standpuncteS auch »ur da» Geringste einwenden ließe. „Morningpost" lobt den maßvolle», staatSiiiännischen Edarakier der kanzlerischen K»idgebu»g; ähnlich sprechen sich auch die übrigen leitenden Preßorgane auS, so daß man von diese» Stimmen aus eine analoge Beurtheilung de« ossicielle» deutschen Eolonialprogramm» in de» tonangebenden Kreisen jenseits deS Eanal» schließen Vars. ES ist die» ein nicht gering anzukchlagender Fortschritt in der Klärung der Ver hältnisse, zumal wen» ma» erwägt, mit wa» jnr hochstiegen- de» afrikanischen EolonisalioiiSiveen die Phantasie de» eng lische» Publicum» Jahr« lang genährt worden. > - > * Die in einzelnen Blättern enthaltenen Nachrichlen über eine Erkrankung de« Prinz-Regenten sind durchaus übertrieben. Der Prinz-Rezent wurde Anfang diese- Monats von einer grippenartigen Erkältung, verbunden mit starkem Fieber, ergriffen. DaS letztere ist inzwischen voll- ländig gehoben; nn klebrigen ist eine fortschreitende Recon- valeScenz eingetreten. * Im österreichischen Abgeordnetenhause vertheidigtc Minister v. ZaleSki die Vorlage betreffs galizischer Grundentlastung vom Stande der Ailligleit und Oppor tunität und erklärte, man dürfe die Vorlage nicht blos von juridischem, sondern man müsse auch dieselbe von politischem und historischem Staiirpuucle au« bcurrbcilcn. DaS dies bezügliche Ilebereiiilommeii mit dem galizischen Landtage sei dasselbe, welckrcS das Bürger-Ministerium schon prvjeclirte; man müsse jeden Kamps zwiscke» Reich und Land pcrhorreScircn. Er empsehle deshalb die Vorlage aufs Wärmste. * EriSpi. besten Stellung durch das jüngste FiaSeo de» Triumvirats Magliaui-Nicotera-Tajani eine wesentliche Stär kung erfahren, hat gestern in der italienischen Deputirlenkainm-r auS Anlaß der Beralhung LeS Budgets der auswärtigen An gelegenheiten Erklärungen abgegeben, oie keinen Zweifel darüber bestchen lasten, baß der Eintritt Italiens in die Tripel- Allianz da» Land nicht bloS vor der Jsolirung bewahrt hat, sondern an erster Stelle Tef'cnslvzweckcn cienie, also nur den Widersachern deS Friedens unbegnem sein kann. Mit Reckt bob der italienische Conseilpräsident beider, wie die Entwicke lung der Slreitkräste des Lanke«, sowie der neuen Befestigungen einen Theil deS VerlheibiguiigsolaneS bilde, der bereits feil dem Jahre l88l erwogen worden sei. Der Hinweis Crispi'S auf daS vollkommene Einvernehmen mit England wird jeden falls im Interesse der Ausrechtcrhaltung de« europäischen Frieden» großer Gen»gllmu»g ausgenommen werde». Ter Ansturm der Gegner deö europäischen FriedenSbüiibnisteS jenseits der Alpen richtete sich im Allgemeinen keineswegs gegen die deutsch-italienische Allianz. d>e vielmehr seit 1800 und tan» seit l 870/71 im besten "Andenken und Ansehen steht, sondern gegen das Zusammengehen Italiens mit Oesterreich- Ungarn. Um so größere Anerkennung verdient der moralische Mulh CriSpt's. mit welchem er die Loyalität und die Be sonnenheit der österreichischen Regierung in allen die Balkan- angelegenheit betreffenden Fragen anerkannte. Der Kaiser in Königsberg. * Königsberg i. Pr., 14. Mai. Aus die heute Morgen an der Elireiipiorle gehaltene Ansprache deS Oberbürgermeister» er widerte Se. Majestät der Kaiser mit herzlichstem Dank für den freundlichen Empfang, der ihm zu Theit geworden sei und die soeben gehörten Worte ungesähr wie folgt: Er s i ja mit Kaiser Wilhelm I. auch schon in Königsberg geweie» und wisse aus dessen Munde, wie theuer Ihm die Stadt siet» gewesen sei. Sein Groß vater habe Ihm oft gesagt, welch' eine Wirkung die Zeit und die Er lebnisse hier im Jahre 1813 aus Ihn geubl batten. In dieser Zeit hätten sich Seine Anschauungen und Grundsätze gebildet, die auch für Seine späteren Entschliestiiiigkil von Einsluf; gewesen seien. „Seien Sie versichert," subr Se. Majestät fori, „da» auch Ich in den Babncn Meine» Großvaters wandeln werde, »ind daß die Stadt Königsberg in Meinem Herze» stet» eine» l eionderen Platz ein« nehmen wird." Znm Schluß betonte Se Maies: ü der Kaiser noch mals, wie wohlttincnv Ihm der berzlich« Emvst.i'g gewesen sei. Auch Ihre Majestät die Kaiserin danlle iur die soeben gehörten Worte und reichte dem Oberbürgermeister Telkc die Hand zum Kusse. * Königsberg i. Pr , l l. Mai. Oberbürgermeister Selke erläßt solgcnde Bekanntmachung: Se. Majestät der Kaiser und König baben mich heule bei dem Einpsange auf den» königl. Schlosse in huldvollster Weise zu beanfirage» geruht, zur Kennmiß der Bürgerschaft zu bringen, wie sebr die überaus gelungene Aus schmückung der Stabt und die Ausstellungen bei dem Einzuge, namentlich aber die wakrbait bersticbe Begrüßung von allen Seiten Allerböchslibrem Herze» wohlgellian habe und dafür den Tank deS kaiserlichen Paares auszuivkechen. * Königsberg i. P, , Mai. A»' der Vorstellung vor Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin nahmen unter Anderen Theil der Bischcs von Ermland D. Thiek, der hiesige Propst, der Stellvertreter des General-Superintendenten Eonsistonal- rath Pelka, Ober Bürgermeister Selke, Bürgerinciuer Hoffmann, Eomiilerzienrath Weller, Justizrall, Hagen, der Polizeipräsident v. Brandt, der Tirector der Rcichsbankl-auplslelle, die Spitzen der Provinzialbehörden, der Kanzler „n Königreich Preußen v. Hollebe», Landgerlchlspiüsideiit Kessler, Geheimer Eommerzicnrath Schroeter, Commerzicnralh Ritzhaupt. Ihre Majestäten nulerhiclten sich auss Huldvollste mit den Anwesende». Um i> Uhr sand bei Ihren Majestäten im Schloß ein Diner zu GlO Gedecken statt: dastelbe nahm einen glänzenden Verlaus, «e. Majestät der Kaiser, Aller- hüchsnvelcher Garde du Eorps-Uniform trug, trank aus das Wohl und Gedeihen der Provinz. — De», Lberbürgerinkstler Selke ist der Kroneiiorden Il.Clasie verliehen worden. * Königsberg i. Pr., 14. Mai. Tie Fahrt nach dem großen Ehrenplätze bei Devon zur Parade Le» 1. Armeekorps erfolgte seitens der Majestäten vor 1 l Uhr durch die Jranzüsische und Künigs- straße, deren Häuser einen selten reiche» Flaggen- und Guirlanden- schmuck angelegt hatten. Auch a»i dieser Fahrt begleiteten stürmische Iubelruie, die sich sortdaucrnd wicderhollen, das Allerhöchste Kaiser- Paar. Die Parade wurde vom Eoinmandeur der I. Division, Gene- raUieutciiant von Werder connnandirt: die Truppen waren in zwei Tressen ausgestellt. Das erste Tresse» befehligte der Eoinmandeur der 8. Division Gencrallieutenant Iobn von Arehcnd, das zweite Tressen der Cvminanbcur der I. Eavallerie-Brigade, Generalmayor von Äelow. Es sand ei» zweimaliger Vorbeimarsch dcr Truppen statt. Se. Majestät waren bei Teva» zu Pferde gestiegen. * KänigSbergi. Pr., 14. Mai. Ans dem Paradeselde hatten sich auch die Kricgcrvereinc, ca. I lltO Mann stark, unter Führung des Generaimniors z. D. v. Auer aufgestellt, welche Se. Maiestat der Kaiser beim Einlressen auf dem Paradeselde zunächst besichtigte, alsdann erfolgte das Abreite» dcr Truvvensront. Beim zweile» Truppen-Vorbei- inarich snbrte Se. Mciicsiat dcr Kaiser Jbrer Majestät der Kaiserin die Grenadiere de» I. Lstpreusüicheii Grenadier - Regiment» König Friedrich III. Nr. l vor. 2e. Ma,estat trug große Gcneralsunisorn, und da» Band de» Schwarzen Adlerorden». Ihre Majestät war schwarz gekleidet und fuhr in vierspänniger Hoseguivage mit Spitz reiter Tie Parade i»i Allgemeinen, wie auch besonders dcr Vorüber- marich der Tnivpen. nahm eine» glänzenden Verlauf. Sc. Majestät ritten nach Beendigung der Parade zur Falmen-Eomvagnic, setzten sich an die Zpitzc derietben und rillen io zur Stadt zurück, wiederum von unendlichem Jnbel der Bevölkerung enipsangcn und begleitet. Abends 0 Uhr findet im Moskvwüersaal ei» Galadiner statt, Abends 9 Uhr Tamcneinpfang bei der Kaiserin. Tie Siudcaten bringen eine» Fackelzug. * Königsberg I. Pr., l > Mai. Se. Mcsiestäi der Kaiser hatte bei der Galatafel zur Rechten Ihrer Maieslät der Kaiserin an der Südseite de» mit Blattpflanzen und Blumen ans» Reichste und Prachtvollste geschmückten Saale» an dcr buscisensörinigen mit herr lichen silbernen Aulsätzen bedeckten Takel Plah genommen, an welcher auch die Generalität, die Flügelcitmlant'n und oberst.» Prvvinzial- bekorden placirt waren. "An ucoen !... r.n LängSla'eln iahe» die Spitze» der Behörden, das Okfsiiercorps rc Die Taiennufl! gab die Capelle des Grenadier-Regiment» König Friedrich III. (Ost- preußischet Rr. 1) unter Leitung de» königl. Musik-Dirigenten Zieh».
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