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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-21
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1890
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WWW "" ^ LFM» rM - 5 «rscheixt «glich früh 6'/, Uhr. Uröition «,d Lrpk-Msn JoheomeSgasse 8. -Prechstik-ro der Lrdarlion: Vormittags 10—LL Uhr. d^Mthmtttags ö—0 U hs. ^ ^''LLS^LÄN'^ «»»««« ^ iik HG.^chftfG^»»« " "Dt»«trn SH«er«te «, -».- kt« » Uhr N»ch»ttt«»«. «,»«»>-*«k Srftt«,e» früh dt«'/.» UHr. Zo de« FMalr» für Zns.-Annahme: vttt itle»»'« Ssrtt». («lfrrd »^rtneustr. 23 Part. »ad'Söui-Splatz 7, «ur bi« lldr. ciP)Wr TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Slbomeeme«t-pr«iO vierteljährlich 4^, Mk. iacl. Brinaerloh» 5 Mk., durch dt» W»8 bezöge» 6 Mk Jede einzelne Nuimner SV Ps. Belegexeurptar lO Pf. Gebühren für Extrabetlaae» itn Tageblatt^ormat gefalzt» ohne P-vIbe-or^erluig SO Mk. «tl Postüesörderrwg 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeik SO Pf. Größere Schriften laitt auf. LreisVer^tchach. Tnbellarischerit. Ziffer» satz nach HSH»rmP«y. fteclaurn unter dem Nedaettoasstrich dt» 4-rtp«t1. ZeU«-0Pt-, vor den F a m i l i« n a « ch rr cht« » di« KgelvaUen« Zeile 40 Pf. Juserrt« find stet» au bi« ErpedtttB» za finde». — Rabatt wird nicht gegeben.! Zahlung prueouweruiulo oder durch Post- Z° 141. Mittwoch den 21. Mai 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. sekaimlmachunz. Dir L»os«uflSs«hrtme der im Jahre l890 gemusterte» «tlttairpfiichtlgen Mannschaften siod c ngeganzen »ob liege» auf unserm Quartier-Amte, Stadthau«, III. Geschoß, Zimmer Nr. 143/45 zum Abholer, bereit» was hiermit zur Numtuiß der Betheiliaten gebracht wird. Leipzig, am 17. Mai 1890. Drr Rath drr Stadt Lrtvzta. X/Il. 5035. vr. Georgi. Lamprecht. Lekanntmachuug. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase« betrug i» drr Zeit vom IM. dt« 18. dieses Monats im Araaud- brrrmrr bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Liter» stündlichem Cousum da« 18,4 fache der Leuchtkraft der deutsche» Normal kerze von 50 Millimeter Flammeuhöhe. Da« svenfische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,4Sl. Leipzig, am 19. Mai 1890. DrS Rath« Drpntatton za drn Gasanstalte«. In Gemäßheit drr 8tz. 2 und 7 de« Regulativ» für GaS- rohrleitungen und GaSbelcuchtungSanlagcn in Privatgrund stücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß die Inhaber der Sächsischen GaS-Motoren-Fabrik, die Herren Teichmann L Kunze, Berliner Straße 24, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angrmeldet und reu Besitz der hierzn erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen haben. Leipzig den 19. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Wolf X. 2917. I)r. Grorgi. Zolfram. Gesucht wird die am 5. Januar 1866 zu Magdeburg geborene Hedwig Marca«, welche zur Fürsorge für ihr im Waisenhause untergebrachte« Kind anzubalten ist. Im Falle des Betreffen« der Marcu« wird um deren Anherweisung gebeten. Leipzig, am 13. Mai 1890. Der Rath -er Stadt Leipzig. (Arnren-Amt.) IV«c/744ä/90. Hentschel. Rchdt. Versteigerungsausgebot. Zum Zwecke der Rachlaßreguliruug soll der dem verstorbenen Restaurateur Varl August Meyer und besten Mutter, Wittto« Maria Meder geb. Sterbe, hier, gehörige, in der Anlage 4 nach, stehend bezeichnet«, in der Stadt Weimar, »m Brühl, gelegene Grund besitz, in welchem fett Jahren eine schwunghafte Gast- und Garten- wirthschast betrieben worden ist und zu welchem ein vor ewigen Jahren veuerbauter Voncert- und Tbeatersaal gehört, ronuersia«, den LS. Mai 1899. vormittags v«n 9 Uhr an im' hiesigen Amtsgericht, 2 Treppen hoch, meistbietend versteigert werden. Das Urtheil über Ertheilung des Zuschlags wird aus Antrag »n demselben Tage nach Schluß des VcrstetgeruugSterinias verkündet werden. Die näheren Nachwelsungen über den zu versteigernden Grund- besitz und die Berkaussbedingungeu liege» an de» Wochentagen vou j bis 12 Uhr in unserer Bericht-schrribcrei zur Einsicht aus. Die Taxe des gesammte» Grundbesitzes beträgt 81000 Weimar, dm 29. April 1890. Grotzher,»glich Lachs. v«1S«ertcht. vr. Scheu k i. B. Anlage 2 Ar 39 Quadratiileter Wohnhaus, Parterre, 1. Etage, — »31 - Küchen uud Keller, Hausaubau, — »64 » Rettrade uud überbauter Durchgang, 3-79 » Loncertsaal, Parterre und 1. Etage, — »49 - Borhalle zu demselben, — »31 » Gartensalou, 1-20 - Veranda, — » 97 . Pferdestall. — »68 » Veranda, 41 » Kuhstoll, 63 - Eingang und Hofraum, der vordere, 81 » deSgl., der Hintere, 52 » Garte» 2 20 Ar 15 Quadratmeter. Im Brühl. Lekanntmachung. Die hiesige AathSkeller- «n» SchüyenhauS-Strttzschaft soll zusammen am Donnerstag, den S. Juni er., vorm. Ist Uhr im hiesigen Magistralsburrau vom 1. Oktober vr. ab aus 6 Jahre öffentlich verpachtet werde». Pachtliebhaber haben sich vor Beginn der Licitatton über ihre Verhältnisse gehörig auezuweisen: die übrigen Bedingungen werde» im Termine bekannt gemacht, sind auch schon vorher bet uns ein- zusehen. Mücheln, dm 5. Mai 1890. Der Magistrat. Deutschland und England. Gegenwärtig herrscht große Aufregung in England wegen der schwebenden Unterhandlungen mit Deutschland über Ab grenzung der beiderseitigen Interessensphären in Afrika. Eine Wendung, welche der englische UnterstaatSsecretair des Aus wärtigen Fergusson bei Beantwortung einer Interpellation gebraucht, ist dafür bezeichnend. Die biSber noch nicht ge regelten Angelegenheiten würden jetzt in Berlin in freund licherem Geiste erörtert, so daß daran betheiligle wichtige In teressen Großbritannien« durch da« Abstandnchmen von einer Erörterung nicht benacdtbeiligt würden Drr deutsche Reichs kanzler hat sich im Reichstage darüber ausgesprochen, wie diese Lerhandlurwen geführt werden: Deutschland ist eS nicht sowohl um die Größe drr abzugrenrenden Gebiete als darum zu thu»r daß daS,^ waS zusammengeoört, nicht auseinander ge rissen wird. Es läßt sich daraus entnehmen, daß von Seiten Englands derartige Zumutbungen gestellt worden sind. Aus den Acußernngen Kerguffou's ergiebt sich auch, daß England aus den Besitz von Uganda großen Werth legt, die Aeußernng über daS anaeblicke, aber nicht vorhandene Streben Deutsch lands, britische Missionen von Uganda an«,»schließen, diente in dieser Beziehung nur als Vorwand. Ebenso ist den Eng ländern daran gelegen, Deutschland vom Ngaausce anszn- chirßrn, was den zwischen Deutschland und Portugal ge- chloffencn Verträgen zuwiderläust. Stanley ist sehr ungehalten darüber, daß die von ihm mit drn Häuptlingen im Innern Afrika- abgeschlossenen Verträge von der britischen Regierung nicht anerkannt werden, und hat deshalb bei seiner Rede in Guildhall am l3. Mai dir Haltung der englischen Presse getadelt, durch welche eine große Action Großbritanniens am Congo und in Ostafrika verhindert worden sei, welche beiden Gebiete heute Großbritannien ge boren müßten. Diese Rede, wie die täglich sich wiederholenden Interpellationen im englischen Parlament bedürfen noch der Aufklärung, aber so viel geht daraus hervor, daß die coloniale Eifersucht gegm Deutschland in Großbritannien einmal wieder üppig in die Halme geschossen ist. Daß neben dieser Macht sich auch noch andere Mächte in Centralafrika angesiedelt haben, ist Volk und Negierung in England durchaus nicht recht, sie möchten dort allein schalten und walten uud vor allen Dingen weiterer Ausdehnung drr Hinterländer ein für alle Mal einen Riegel verschieben. England will den Weg von Capland nach Egypten frei haben und aus diesem Grunde werden jetzt auch die Bemühungen zur Oeffnung der Handelsstraße nach Berber wieder ausgenommen. Einen anderen Difserenzpmict in den britisch-deutschen Verhandlungen bildet daS Bainangwalo-Land, welches Eng land für sich beansprucht, während cS scheint, daß Deutschland durch die mit Portugal geschloffenen Verträge bessere Au sdrücke darauf hat. Fergusson drückte sich am l9. Mai im Unterhausc darüber sehr vorsichtig aus Er sagte, daß ibm nichts davon bekannt sei, daß die Ueberlaffung des Bamangwalo-LandcS an Denlschland bei den Besprechungen in Berlin erwogen werde. Bon deutscher Seite wird mit Entschiedenheit daran fcstgehalten, daß der Zambesi am 24. Längengrad als nördlichste Grenzlinie anerkannt wird. Vorläufig glaubt die britische Regierung ihre Interessen in Afrika dadurch am besten wabrnchmen zu können, daß sie an dem Cbaraktrr der großen Ströme in Afrika als internatio nale Wasserstraßen festhält In diesem Sinne hat sich Lord Salisbury im Oberbause über den Shire- und Zambesisluß ausgesprochen und diese Auffassung wird jetzt dadurch in die Praxis übertragen, daß am 2. Juni zwei Kanonenboote mit niedrigem Tiefgang am Zambrsisluffe Station nehmen sollen. Bei der großen Gereiztheit, welche durch die afrika nischen Grenzstreitigkeiten bei den Engländern erzeugt wird, ist eS um so bedauerlicher, wenn einem so her vorragenden deutschen Osficier, wie Major Liebert ist, mißliebige Acußernngen über englische Officiere schuld- gegeben werden, tue er nicht getban bat und nach der ganzen Sachlage überhaupt nicht gcthan haben konnte. Die öffentliche Verwahrung, welche Major Liebert gegen diese Unterstellung eingelegt bat, wird die englische Armee und Flotte darüber aufgeklärt haben, wie man in deutschen militairiscken Kreisen gegen England gesonnen ist. Stanlev macht die Sacke umgekehrt. Er macht die englische Presse für den Mangel an Energie verantwortlich, welchen Volk und Regierung in Afrika bewiesen haben sollen, und lobt den deutschen Kaiser und seine Ofsiciere, so viel er nur kan», dagegen schüttet er die Schale seines Zornes über Emin'ö Haupt aus, den er für alle- verantwortlich macht, was ibm an Widerwärtigkeiten bei seinem letzten verfehlten Unternehmen widerfahren ist. Auch die Schuld an der Ermordung des MajorS Barttelot'S und Jamcson'S suckt er ibm aufzubürdcn, obwohl er sich gegen Icphson dabin geäußert hat, daß Barttelot daS Opfer seines Eigensinns geworden sei (perverÄt/) eigentlich Verkehrtheit, dann aber auch Eigensinn, Bosheit. Englands Befürchtung, daß ihm in Afrika etwas entgehen könne, wenn eS nicht >etzt schnell zugreifr, ist noch erhöbt worden durch die Thatkraft, welche Deutschland seit der An wesenheit Wissmann'S in Ostasrika entfaltet hat. Am 14. Mai ist Mikindani, der letzte Hort der arabischen Sclavenhcindler an der Ostküste Afrika», von Wiffmann besetzt worden, nach dem kurz vorher Lindi und Kilwa in seine Hände gefallen waren. Man hat nicht gehört, daß di« Araber ihre Drohung, Kilwa von Neuem anrugreiseo, wahr gemacht hätten, und ge schiebt es später wirklich, so wird der Angriff unfehlbar ab geschlagen werden. lieber Emin waren die abgeschmacktesten Lügen verbreitet worden, seine Expedition sei in der Auflösung begriffen, er sei noch nicht weiter als fünf Tagereisen ins Innere von Afrika vorgrdrungen und ein Drittel seiner Träger sei desertirt. Solche DiSciplinlosigkeit hätten schon unsere braven Schutz truppen vereitelt, die ihn begleiteten. Bermuthlich werden wir bald von ihm hören, wie er seine Zeit angewcndet hat. Auch da» Märchen, welche- Stanley dem Berichterstatter einer englischen Zeitung über die Art und Weise aufgebunden hat, wie Deutschland in den Besitz deS Kilimandscharo gekommen fein soll, ist recht erbaulich und dient als Beweis, wie Stanley seine Aufgabe erfaßt, Großbritannien den noch herrenlosen Rest Afrika« zu sickern. Wir wollen hoffen, daß die schwebende Grenzregulirnng die Beziehungen Deutschlands zu England nicht verschlechtern wird, denn der deutsche Standpunct in Afrika ist immer der gewesen, die englische Empfindlichkeit zu schonen und den .Herren der Welt" alles daS zu überlassen, wa« ihnen obne Beeinträchtigung der deutschen Interessen überlassen werden konnte. Zu unserem Glück ist der Streit Englands mit Portugal voraogegangen, welcher die öffentliche Meinung der ganzen Welt auf die Seite Portugals gedrängt bat. Wenn England etwa« fordern zu können glaubt, so hat eS seine Forderungen stets mit großer Entschiedenheit gestellt und ist nur der Macht gewichen. Die britisch« Regierung weiß sehr genau, daß Deutschland nur sein Recht beanspruchen wird und das vielleicht nicht einmal ganz. ES hätte wabrlich der Kunststücke Stanley'S nicht bedurft, um die englische Presse gegen Deutschland zu Hetzen, in Colonial-Angelegenheiten wisicn die Engländer am besten selbst, wie sie ihre Zwecke erreichen können. * Leipzig, 21. Mai. * Dem BundcSratb ist folgender Antrag seitens deS Reichskanzlers unterbreitet worden: .Der BundeSratb wolle beschließen: N Da« National-Denkmal für Seine Majestät de» Hvchseligen Kaiser Wilhelm I. wird au' dem durch Nicderlegunz der Gebäude .an der Schloßfrcibeil' entstebenden Platz errichtet. 2) Dasselbe erhält die Gestalt eines Reiter-StandbildeS. 3) Der Reichskanzler wird er mächtigt, über einen Entwurf für das Denkmal einen engeren Wettbewerb auszuschreiben." — Dieser Antrag ist am Freitag eiten« d«S BunoeSrathS den zuständigen Ausschüsse» über wiesen worden. * In dem Bericht der .Hambnrger Nachrichten" über die Unterredung zwischen dem Kaiser >mid Major Zirbert fanden sich, wie schon erwähnt, auch einige aogcb- lich vom Major Liebert herrührende Aeußerrmgen über vaS Verhalten der englischen Officiere in Afrika, deren gehässige Form eS von vorn bercin unglaublick er- cheinrn ließ, daß Major Liebert sich wirklich in dieser Weise dem Kaiser gegenüber geäußert haben sollte. ES hieß darin unter Anden», die Engländer seien in Afrika allgemein ver haßt, die Deutschen allgemein beliebt, die englischen Ofsiciere landen immer hinter ibrcn Soldaten, die deutschen immer vorn, die englischen Officiere schonten ihr Leben, die deutschen setzten eS bei >cder Gelegcnbeit ein u. s w. Diese Bemerkungen, die ihrer Unwahrscheinlichkeit halber in der Presse wenig Be achtung fanden, haben die überraschende Wirkung gehabt, daß .WolfpS Telegraphisches Bureau" ein officiöscS Dementi an die Zeitungen zu versenden in den Stand gesetzt war. Jetzt meldet dasselbe Bureau »och: * Hamburg, 19. Mat. Die ,Hamburger Nachrichten" vrrSffeutUche» eine iynen vom Major Liebert unter Bezugnahme aas die bezüglichen Bestimmungen des Preßgesetzc« zugegangene Berichtigung, welche besagt, es sei tbatiLchlich unrichtig, daN er Aeuherungen gegen die Unbeliebtheit englischer Lssiciere in Asrika gemacht Hobe, wie die „Hamburger Nachrichten" solch« in einer Correspoadciiz am 16. d. M. veröffentlicht batten. Er müsse als deutscher Offfcier Verwahrung dagegen einlegen, daß ihm ein« der- artige unerhörte und unzutreffende Ikrittk gegen eine »nS eng be- freundete Stativ» und Armee unterstellt werde. Di« „Hamburger Nachrichten" fügen der Berichtigung hinzu, sie finden den Un mutt, des Majors Liebert vollkommen gerechtfertigt, theilten den- selben und bedauerten, daß die redaktionell beanstandete Correspondenz versehentlich doch abgedruckt worden sei. Diese Ausflucht der „Hamburger Nachrichten" ist in der Thal recht bezeichnend für die Haltung des Blattes, welches ja auch, wie bekannt, durch seine unzuverlässigen, zum Tbeil tactlosen Correspondenzen aus FriedrichSruh, dem Fürsten von Bismarck schon manche Verlegenheit be reitet bat. * Die Wahl deS deutschfteisinnigen ReichtagSabge- ordnetcn für den I. Weimarischcn Wahlkreis wird von Weimar auS auf Grund folgender Puncte anaesochten: 1) Niederschrcien einzelner Redner »ichtdeutschsreismnigcr Richtung in öffentlichen Wählcrversammlungcn durch eine von den dcutschsrcisinnigcn Agitatoren organisirte Claque, 2) Verbreitung erdichteter ehrverletzender Behauptungen, Welche zum Tbeil bereits Gegenstand eines gerichtlichen Straf Verfahrens bilden, über den Cantidalcn drr Cartelparteien und diejenigen Personen, welche dessen Candidatnr öffentlich vertraten. 3) Oesscntliche Verbreitung wissentlich falscher Thatsachen über die Gesetzgebung, die Maßnahmen der Reichs rcgicrung >c., welche als eine ungcbörige Beeinflussung der Wählerschaft namentlich in den unteren Schichten darslcUt. 4) Bier- und Branntwein-, sowie Geldspenden an Wähler. * DaS vielgenannte Schreiben des Prinz-Regenten von Bayern in Sachen deS .Katholikentages" hat folgenden Wortlaut: „Mein lieber Erzbischof Antonius v. Thoma! Mit großem Juteresse, ober auch mit ausrichtigem Bedauern Hobe Ich von Ihrem gestrigen Schreibe» Kenntnis! genommen. Ich empfind« es im Interesse der kirchlichen Autorität schmerzlich, daß di« Bedenken, welche Sie als Oberhirle der zu Ihnen gekommenen Deputation gegen die Abhaltung der Generalversammlung der katholischen Ver eine in diesem Jahre in München bekannt gnben, kein willlahrigeres Otedor sauden. Nicht gegen die Abhaltung der diesiöhrtgen General- Versammlung überhaupt, sondern gegen die Abhaltung derselben in München richten sich die Bedenken. Ich vermag dies« Ab haltung nicht als geeignet dazu erachten, hier den Frieden zu er- zielen uud zu festigen, der von ruhig Denkende» aller Kreis« der Stadt dringend gewünscht wird. Gerade i» der unmittelbaren Folge aus den vorjährigen bayerischen Katholikentag gewttint dir beab sichtigt« Versammlung einen besonderen Eharaktcr. Neben derselben können daher auch leichter al» sonst Bewegungen Platz greisen, welche neue Störungen de- Frieden« mit sich bringe». Ich habe Ihne» dies« Meine Anschauung mündlich mitgrlheiit und derselben auch gegenüber anderen Persönlichkeiten, zu denen Ich Vertrauen hege, Ausdruck gegeben. ES ist Mein lebhafter Wunsch, daß Sie sich, ehe Ich weilere Maßnahmen zu der Meinen Rechten und Pflichten gcmäßen Wahrung des Friedens inS Auge fasse, nochmals mit katholischen Männern und insbesondere mit Ihrem Dom- capitel ins Benehmen setzen und Mir das Ergebniß der Be sprechungcn, das, jo Gott will, ein befriedigendes ist, baldigst zur Anzeige bringen. Hierbei verbleibe Ich, Mein lieber Erzbischof, mit huldvollsten Gesinnungen Ihr wohlgeneigter Luitpold, Prinz- rezent von Bayern." Diese» Schreiben deS Prinzregenten an den Erzbischof, welches den unversöhnlicken Gegensatz der Krone eines pari' tätischen Staates gegenüber einer unter dem Deckmantel de« KatholikenthumS betriebenen wüsten Agitation kennzeichnet, wird als eines der wichtigsten bayerischen Ereignisse seit dem Thronwechsel angesehen. Andererseits zweifelt man nicht, daß Windthorst der diesmaligen Agitation für den Katbolikentag scrnstand. In maßgebenden Itreiscn Münchens nimmt man an, daß der schlaue Welse eine Rechtsschwenkung machte, und daß die Klerikalen, unfruchtbarer Opposition entsagend, die neugewonnene Machtstellung auszunutzen trachten. Alle« dränge nach rechts. Dies sei die Ursache, weshalb alle Macht factoren die Agitatoren des Münchener Katholikentages im Stiche gelaffen hätten. * * Ein der .Politischen Correspondenz" auS Berlin zu gehender Bericht kommt auf die Meldung der .Times" über eine beabsichtigte Annäherung Rußlands an Deutsch land zurück und äußert über die in maßgebenden Berliner Kreisen herrschende Anschauung. Dcutscklaiik, welches unver brüchlich an dem auS acinelnsaiiier Friedensliebe hervor gegangenen Dreibund« festhalte, könne mi anderen Staaten Vertrage nicht ander» schließen als in Genieinschast mir seinen beiden Verbündeten. Wollte Rußland sich Deutschland nabern so müßte Crsterc« sich darüber Ilar sein, daß Letzteres einen Pact nur als eine« der Mitglieder des Dreibundes zu schließen vermöchte. Dies würde nicht eine Acntcrung der derzeitigen Gruppirung. sondern drn Hinzutritt Rußlands zur Frieden«, liga bedeuten. * Der Petersburger Berichterstatter der „Kölnischen Zeitung" hat schon auf den groben Unfug aufmerksam ge macht, den ein Tbeil drr russischen Presse mit der überaus friedlichen Rede unsere« Kaisers in Königsberg treibt, die sich vorwiegend mit dem Schutze der landwirth- schastlichen Interesse» der ostprcußischen Provinz be schäftigt hatte. AIS Curiosum, um keinen schärferen Ausdruck y gebrauchen, wollen wir noch die Thatsache hwzufügeu, daß die Nordische Telrgraphenagentur im Ausland», ucuucntUch auch in Oesterreich-Ungarn beunruhigende Depeschen über die angeblich« kriegerische Bedeutung dieser Rede ver breitet bat, wahrend sie vorzog. diese Depeschen in Deutsch land nicht veröffentlichen zu lassen. So wird frisch und froh drauflos gehetzt. * Der schweizerische BundeSrath hat sich bereit erklärt, mit der deutschen Regierung in Verhandlungen einzutreten, behufs Abschlusses eines neuen Nicdcrlassung-vrrtrage«. Diese Verhandlungen, wclcke bereits begonnen haben, finden in Bern statt. Der BundeSrath Droz ist bevollmächtigt Worden, den Vertrag auf Grund der vom BundeSrath ertheilten Instructionen, unter Vorbehalt drr Ratification, abzuscklicßeu. * Die italienische Kammer hat in zweiter Lesung den Antrag Imbriani'S, eine Enquete über die Tabakverwaltung vorzunehmen. mit großer Majorität abgelehnt. Nach der Abstimmung erklärte der Finanzminister, er werde alle die Tabakverwaltung betreffenden Documcnte auS eigenem An triebe der Budgetcommission vorlegen. * Nach eiorr Meldung der .Agenria Stesani" Hab« Man- aascha dieser Tage im Namen des König- Menrlik und im Beisein AntonelliS, Salündeni'S und mebrercr italienischer Ofsiciere Manschascha zum Gouverneur von Adua und deS Gebietes dis zum Marebflusse ernannt. Der neu- ernannle Gouverneur schwor auf daS Kreuz und das Evan gelium, daß er niemals den Frieden mit Italien stören und alle vom NeguS getroffenen Einrichtungen respectiren wolle. * In einer Rede, die Gladstone im Anschluß an den in Norwick abgebaltencn liberalen Parteitag am Sonnabend in Loweü tost hielt, sprach derselbe unter Anderm auch über die schmähliche Behandlung der sibirischen Verbannten. Der .Bossischen Zeitung" wird darüber gemeldet: * London, 19. Mat. Gladstone sprach am Sonnabend in LoweStost. Nachdem er sei» Bedauern über di« Zustände in Armenien, sowie das Verholten der Pforte ivatzrend des Processes Moussa Bey aaSgcdrückt hatte, bemerkte er, er wäre vielfach aus- gesordrrt worden, zu sagen, wie er über die jüngsten Vorgänge in Sibirien denke. Er führte aus, daß einer »llabhängiaen Macht wie Rußland gegenüber England nicht dasselbe Recht der Etninischuna besitze, wie in dem Falle der Türkei. Die Be handlung der Verbannten in Sibirien seitens der russischen Behörden sei indeß schlimm genug uud er Hab« die Sach« im Hause der Gemeinen zur Sprach» gebracht, aber er wage eS nicht, die Regierung zu ersuchen, Schritte zu thu», salls sich nicht ein günstige» Resultat derselbe» absehrn lasse. Er fürchte, daß, wenn die britische Regierung der russischen Regierung Vorstellungen zu Gunsten der Verbannten machte, es in der Macht derselben liegen dürste, ohne Widerspruch zu sagen, daß vor kaum drei Jahren iu Mitchelstown in Irland drei unschuldige Bürger, weiche tu einer gesetzlichen und friedliche» Volksversammlung in völlig gesetzlicher Weise irisch« An gelegenheiten erörtert hätten, von irischen Gendarmen erbarmungs los niedergeichossen worden seien. Tie russische Regierung dürfte tiiilzusügeil, daß ein Land, dessen Polizei »»schuldige Bürger uieder- schieße, kaum in der Lage sei, einem anderen Lande vorzuschreiben, wie es seine Züchttinge behände.» solle. * Ei» Federkrieg, den eine unzuverlässige Londoner Meldung der „Kreuzzeitung" über das Verhältnis; zwischen England und Deutschland veranlaßt zu haben scheint, hat, wie schon lelegraphisch erwähnt, die Folge gehabt, daß sich Lord Nofebery im Oberhausc zu einer Anfrage und Lord Salisbury zu folgender Erwiderung veran laßt sah: Es ist dies die außerordentlichst« Erfindung, die ich je gesehen. Da wird behauptet, daß im Sommer 1888 das deutsche Auswärtige Amt England säst herrisch ersucht habe, ein Schutz- und Trutz- bilndniß zu schließen und in den Dreibund einzutreten. ES ist das ein völliges Wahnbild Da« deutsche Auswärtige Amt hat uns nie gebeten, weder herrisch noch anderswie, ein Schiitz. und Trutz- vüiidnitz adzoschtießen oder in de» Dreibund einzutreten. Das deutsch« Auswärtige Amt und Fürst Bismarck, den die Sach« im Besonder» ängstig, waren mit den Einrichtungen unseres Landes bekannt und wußten, daß es für jeden eoglischen Minister unmög- lich sei, ein Schutz- und Trutzbündnts; ruizngehen oder sich dem Dreibund« anzuschttehen: auch ist nie ein solcher Vorschlag gemacht worden. Aufs Entschiedenste stelle ich auch in Abrede, daß es in drn englisch-deutschen Beziehungen bei Kaiser Withelm'S II. Thron- besteigung eine besondere Entfremdung oder ein» Entfremdung über- Haupt gegeben habe. Diese Beziehungen waren damals wie jetzt und wie sie eS seit langer Zeit gewc,en, von der herzlichsten Art und fußten ohne Zlveisel aus der Weisheit der deutschen Herrscher aber noch mehr auf den natürlichen Interessen und Sympathien der beiden Nationen. * In der Sitzung deSenglischcn Oberhauses äußerte sich der Premier Lord Salisbury über den SocialiSmuS dahin, daß das Wort SocialiSmuS etwas bedeute, was der Staat unternehmen solle und wa« eigentlich die Individuen selbst thun sollten, und dagegen »lüffe man auf der Hut sein, denn wenn dem Staate Laste» ausgebürdet würden, die dessen Kräfte überstiegen, so würde eine nicht aufhörende Quelle von Ausgaben und von Corruption geschaffen werten. Die Sorge um Menschenleben und besonder« um daS Leben von Frauen und Kindern könne man jedoch nicht SocialiSmuS nennen. Manche socialistischcu Proiectc würden, falls sie zu Thatsachen werden sollten, die heftigste Reaktion Hervorrufen. Immerhin würde durch die soclaiistischeu Projecte das Vor handensein von Uebclständen angedeutct, wie sie die bezüg lichen Erlaffe des deutschen Kaiser« erwähnt hätten, und man sei verpflichtet, gegen diese Ucbclstände Abhilse zu suchen und zu finden. * Im Ministerium von Japan haben folgende Ver änderungen staltgcsundcn. Es wurden zu Ministern ernannt: Graf Saigo Tsukumichi für daü Innere. HoShckawa Akimasa für den Unterricht, Kabanama Sukenori für die Marine, Muts» für Ackerbau und Handel, Gras Oyama Zwao für den Krieg, Manukata Masayoshi für die Finanzen und Graf Goto Shvliro sür da« Verkehrswesen. preußischer Landtag. * Berlin, IS. Mai. Der LommissionSbericht über den Sperrgeldergesetzentwurs. erstattet von dem Abg. Or. Hart- mann-Lubben. ist jetzt erschienen Nack den aussiihrlickcn Mit- »Heilungen, die wir über den Verlaus der Verhandlungen aebrackt hoben. glauben wir aus Auszüge ans dem Bericht verzichten zu können. Auch die Mittheilungen deS Eultusministers über die Stellung der Cnrie zu dem Gesetzentwurf sind bereits idrcm vollen Inhalt nach bekannt geworden. Die Eperrgeldgesetzvorlage wird voraussichtlich erst nach
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