Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-22
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»MM, «LPkftM 10-1» Uhr. »-«Uhr. «ü» M rLrMWW« 2, M /Mir» str S^L««tz»e: Vtt, MWAtrIllMatt Anzeiger. Organ fir Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. «Mr h»»«h»«tt»,rNr1ch Nr 4«GE. IM»««, »« v» K«»il t« » »»chrscht«» L 6«st»Ite« Zeü« 40 Pf- st,»' stet« u» dt. Eppcdtlt«« , — Rabatt «trd aicht -egeb«».I pr»«»um«»näo od« durch Post- ^-142. Dormerstag dm 22. Mai 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekamttmachung. dir «»«»»f»»« Letpztger Stadtschaldsch^a- betr. Dir AuSloosuug von 12 600 ^ Capital der Anleihe vom 2 Januar 1865 (Theateranleihe), von 39 200 Capital der Anleihe vom 4. September 1876 und von 45 900 Capital der Anleihe vom 15. Mai 1884 soll de» SV. diese« Monat« vormittag« 1« Uhr im Rathhause, 1. Obergeschoß» Zimmer Nr. 13, öffentlich erfolgen. Leipzig, den 19. Mai 1890. Der Rath der Gtadt Letvzta. >i. C.Sck vr. Georgi -chulze. Lekanntmachung. Wegen vorznnehmender Asphaltirung wird die Ritterstrafte ans dir Dauer der Arbeiten und deren Fortschrciten ent sprechend streckenweise für alle» Fährverkehr gesverrt. Leipzig, am 1». Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 317«. vr. Georgi. Lcistner. Ausschreibung. I« Neuda» der Markiballe in Leipzig soll die Lieferung de« L. Loose« der tehmiedeeiseraen Fenster an einen oder mehrere leistungsfähige Unternehmer vergeben werden. Dir Bedingungen und ArbeitSvcrzeichniffe können durch unsere Bauverwaltmrg im Bauburrau an der Windmühlen gaffe hierselbst, argen porto- nod destrllgeldfreie Einsendung von 1 50 ^ bezogen, bez. im Baubureao, woselbst auch die Zeichnungen au«Iregen, nngrsehen werde». Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Markthalle — sehmiedeetserne Feaster — L. Look" bi« 4. Iuui or^ Lornnttag« 10 Uhr, im Rathhause allhirr, 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. 5, portofrei einzur eichen. Der Ratk behält stch die Auswahl unter den Bewerbern, der. die Theuung der Arbeite» und die Ablehnung sämmt licher Angebot« vor. Leipzig, de» 20. Mai 1890. IL. 3509. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Rilliug. Lau-Areal, tu nächster Rähr de» Bahnhof« und der ftarthwalduna sch»u gele-eu, hat billig zu verkaufen »er Stavtrath »» Zwenkau. Die erste Leralhung -es Ardeiterschuhgesehes. Die drei Sitzungen de« Reichstage«, welche der ersten Berathung des ArbeuerschutzgesetzeS gewidmet waren, haben aasS Nene gezeigt, wie schwierig die vorliegende Matene zu behandeln ist. ES besteht eine gewisse Scheu auf allen Seiten, an die Sache heranzugehen, welche auch insofern am BnndeS- rathStische bemerkbar wurde, als der HandclSminister v. Berlepsch erst am letzten BerathungStagr in die Erörterung eiligriss. Die Vorlage stellt ein Compromiß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter dar, und daß sie ein solches ist, geht schon daraus hervor, daß beide Kategorien daran etwa- auszusetzen finden. Den Arbeitgebern geht di« Vorlage zu weit, den Arbeitern und unter diesen vorzugsweise den Socialdemokraten gebt sie nicht weit genug. Die Socialdrmokraten vermissen besonder- Bestimmungen über den Normalarbeitstag, der ibnm als das Wichtigste erscheint, und dann wollen sie voll ständige Gleichstellung zwischen Arbeitgeber und Arbeiter, wobei sie aber völlig außer Acht lassen, daß die Arbeitgeber Anspruch auf Schutz gegen Contractbruch haben und daß die jugendlichen Arbeiter in ihrem eigenen Interesse einer gewissen Controle unterworfen werden müssen. Herr Grillenberger nannte das ZuchthanSordnung, er will nur solche Arbeit- ordnungen, die von den Arbeitern anerkannt sind. Die Rede deS Herrn v. Berlepsch zieht auS den Aeußeruugen der Vertreter der verschiedenen Parteien die Summe und vergleicht damit den Staudpunct de» BundeSrathrS. Diese schwierige Aufgabe hat er in überraschender Weise gelöst und dadurch erheblich zur Klärung der verschiedenen Ansichten bcigetragen. Der Minister weist die Behauptung Grillen- bcrger'S zurück, daß der Unternehmergeist bei Abfassung der Vorlage mitgewirkt habe, die Vorlage entspreche nach der Ansicht der vervündrten Regierungen den Interessen der Arbeiter wie denen der Arbeitgeber. Die verbündeten Regierungen haben einen Schritt aethan, den socialen Frieden zu wahren, ohne die Sicherheit der Industrie zu gefährden. In dem Entwürfe hat unter Beachtung der Berathnngen des StaatSratbeS, der Beschlüsse des Reichs tages und der Internationalen Conferenz zunächst das als zweifellos Durchführbare Aufnahme gefunden, und das sind die Bestimmungen über die Sonntagsruhe und über die Frauen- und Kinderarbeit. Dem Arbeiter soll am Sonntag Gelegenheit gegeben werden, neue Kräfte zur Arbeit zu sammeln, den Gottesdienst zu besuchen und da- Familienleben zu pflegen. Ebenso solle die körperliche wie die geistige Entwickelung der Kinder mehr gewahr werden. Endlich müsse man nicht nur die schwächere Construction der Frau berück sichtigen, auch die kostbare Gesundheit der Arbeiterfrau, in der die Kraft de- Vaterlandes liege, müsse sorgfältig geschont werden. So sehr sich in diesen Ausführungen die Arbeitrr- sreundlichkeit der verbündeten Regierungen ausspricht, so ist in dem Entwurf aber auch nicht vergessen worden, den Aus schreitungen der Arbeiter rntgegenzutrcten, ivelche nicht weniger zu bekämpfen seien, als die gewissenlose Ausbeutung der Ar beitskraft durch dir Arbritgehrr. Der Entwurs bezweckt eben, Licht nad Recht nach beiden Seiten gleichmäßig zn vertheilen während Herr Grille»berger dem Unternrhmerthum Eins au den Kops geben will. Für vorläufig gänzlich undi-cutirbar erklärte der Minister für Deutschland den NormalarbritStag. In dieser Beziehung konnte er sich auf den Widerstand berufen, welchen die Ar beiter selbst gegen diese Einrichtung gereizt haben. Dir katholischen Arbeitervereine in Belgien erklärten, ,»an müsse befürchte», daß da« Budget de« Arbeiterhaushalt« beschränkt und d» Leistungsfähigkeit der Sndnstrie vernichtet würde. lknr aus Grund einer internationalen Conferenz könne man »ier Vorgehen. Die verbündeten Regierungen stehen auf demselben Staudpunct, sie wollen nicht, daß unsere Industrie durch die Cinsührung de« NonaalarbritStageS tödtlich ge troffen werde. Dir Einnahme der Arbeiter werde ohne bin choo beschränkt durch den Fortfall der SonntagSarbeit ind da« theilwrise verbot der Frauen» und Kinderarbeit. Denn Herr Grillenberger für den Maximalarbeitstag an- ührt, daß dir verringerte Arbeitszeit und der vermehrte )ohn die Arbeitskraft erhöhen, und daß dir Unternehmer die verkürzte Arbeitszeit durch Verbesserung der Maschinen würden einzubrinaen suchen, so ist da- graue Theorie» ver» muthungen, die erst durch die Thatsachen als richtig bewiesen werden müssen. Herr Grillenberger legt da einen viel zu günstigen DurchschnittSmaßstab an. Der Durchschnittsmensch neigt zur Trägheit «nd muß zur Arbeit angetrieven werden, die Arveitrr, welche nur da« unbedingt Nothwendige thuu und sich dabei möglichst wenig anstrrngen, bilden die Mebr- ahl. Natürlich leistet rin intelligenter Arbeiter, der seine kräfte gebraucht, in acht Stunden mehr als ein träger Arbeiter in sechzehn Stunden, aber solche Leute sind die Ausnahme und dr-balb wird der achstündigc NormatarbeitS- taa erst möglich wenn der DnrchschnittSarbeiter leistungS- ähiger geworden ist. Minister v. Berlepsch richtete zum Schluß an den Reichs tag die Bitte, die Vorlage einer wohlwollenden Prüfung zu unterziehen, damit das Ziel erreicht werde, daß Arbeitgeber und Arbeiter in Frieden zusammen wirken können. Die verbündeten Regierungen wüßten zu ihrem Bedauern sehr Wohl, daß man ihren Absichten in Arbeiterkreisen mit Miß trauen entgegenkomme, aber auch die Arbeitgeber hätten die Befürchtung ausgesprochen, daß man mit dieser Vorlage zu weit gehe. Gerade diese Stellungnahme der Arbeitgeber zur Vorlage scheint aber zu beweisen, daß die verbündeten Re gierungen die richtige Mitte getroffen haben. Eine Vorlage, die den vollen Beisall der Arbeitgeber hätte, würde von den Arbeitern die entschiedenste Ablehnung erfahren haben, so, wie die Sachen liegen, haben selbst die Socialdemokraten ^gestehen müssen, daß der Gesetzentwurf im Vergleich mit »ein gegenwärtigen Anstande eincn Fortschritt darstellt die recht- Es scheint also, daß sich nach socialdemokratischer Anschauung Kündigung und CoalitionSrecht gegenseitig ausschließen, die Socialdemokraten betrachten eS als das gute Recht der Arbeiter, die Arbeit ohne vorherige Kündigung euizustrllen, da- wider spricht aber den bestehenden Gesetzen, und wenn der Entwurs hier auf Strafandrohungen einschrritet, so ist da« nicht nu, vom Standpunkte de« Arbeitgeber« au-, sondern im Intrress der Aufrrchtbaltung von Ordnung und Recht mit Genug thunng zu begrüßen. Herr Grillenberger verlangt, daß nicht nur der Contractbruch der Arbeitgeber gleichfalls be traft wird, sondern daß diese« Vergeben überhaupt nur am Arbeitgeber geahndet wird. Da- ist charakteristisch für die socialdemokratischen Rechtsbegriffe. Wir finden eS durch aus gerechtfertigt, daß der cvntractbrüchige Arbeitgeber ebenso vom Gesetze getroffen wird wie der conlractbrüchige Arbeiter, aber die Erfahrung hat gelehrt, daß diese« Vergehen ge wohnheitsmäßig nur von den Arbeitern begangen wird. Die Zahlen, welche Herr von Berlepsch in dieser Beziehung mit- getheilt hat, reden eine sehr eindringliche Sprache. Im Laufe von l'/i Jahren haben m 574 Betrieben 26 395 Arbeiter die Arbeit ohne Kündigung niedergclegt. Da« soll nach dem Wunsche der Socialdemokraten straflos bleiben * Leipzig, 22. Mai. * Am DienStag hielten die vereinigten Ausschüsse de« BundeSrathS für da-Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für da- Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen Sitzungen ab. * AuS Berlin wird der officiösen Wiener .Politischen Correspondenz" zur Lage geschrieben: Eine Wiener Correspondenz der „Times" die »»egen threS sen sationellen Charakter« «ine gewisse Aufmerksamkeit erregt hat, will au« „zuverlässiger Quelle" die Nachricht erhalten haben, der Kaiser von Rußland Hab« sich entschlossen, die bisher von ihm befolgte Politik zu verlassen, um zu einem Bündnisse zwischen den Romanows und Hohenzollern zurückzukehren. Bei der bevorstehenden Anwesen heit deS deutschen Kaisers in Kratnvje Selo würde wahrscheinlich rin Pact »nm Abschluß gelangen, der die gegenwärtige Gruppirung der europäischen Mächte gänzlich ändern werbe. Ihr Sorrespoiident kann nicht wissen, an- welcher Quelle der „Ttme<".Berich»erstattrr seine Nachricht geschöpft hat, und ebenso wenig kennt derselbe di« geheimen Absichten des russischen Kaisers; er glaubt aber über die Dispositionen der deutschen Regierung an deren wiederholten Kundgebungen und ans Grund der in den hiesigen maßgebenden Kreisen lant werdenden Ansichten hinreichend tnsor- mitt zu sein, um der „TimeS"-Nachricht Folgendes «nlgegeahallen zu können: Daß Deutschland ein« friedliebend« Politik verfolgt, ist im Lause der letzten zwei Jahrzehnte nicht nur in zahlreichen Acußerunaen der der Regierung nahestehenden Press» und aus dem Munde deS jeweiligen Leiter« der deutschen Politik wiederholt öffentlich verkündet, sondern auch durch Handlungen und Thatsachen unwiderleglich dar- gethan worden. Zur Verfolgung ein« friedlichen Politik gehört aber in erster Linie ei» gute« Beryältniß zu den Nachbarstaaten, und Deutschland ist in Fola« besten stet« bestreb! gewesen, sich mit den Großmächten, lusbeionbere mit seinem russischen Nachbar auf guten Fuß zu stelle». In logischem Zusammenhang hiermit hat Deutsch land sich auch, al« e« im Westen und Osten seiner Grenzen da« Eintreten welliger friedlicher Dispositionen wahrzunehmen glaubte, in der Absicht, seiner Friedenspolitik mehr Nachdruck geben zu können, mit denienigen Staate» verbündet, die e« von gleichen friedlichen Absichten durchdrungen wußte. Aus dies« ein fache und unzweideutige Weise und mst dem Nar desiuirten Ziele, den Frieden austscht zu erhallen, ist die Tripel-Allion» entstanden, und an diesem Frieden-bund zu Dreien wird di« deutsche Regierung unverbrüchlich sesthaltea. Sie ist daher gar nicht in der Lage, mit auderen Staaten Verträge au der« abzuschließen, al» in Gemein- schast mit seinen beiden Verbündeten. Die« ist in Et. Petersburg ebenso bekannt, wie tu Wie» und Ro». Wollte sich daher Rußland, wie der Dien« ,.Tiine«"-Correspondeut annimmt, dem Deutsche» Reiche In ein« Weise nähern, di« über da« bi-heriae, aus ireund- „, iwarlichen Beziehungen beruhend« Verhältnis, hmau«gtnge, so müßte sich di« russische Regierung tu erst« Liui« darüber klar sein, daß Deutschland «neu Pact nur in der sür dasselbe sestaelegtrn Stellung als eine« der Mitglieder de« Dreibünde« schließen kann. Eine solch« einzig möglich« Annäherung Rußland« an Teutsch- land würde ab« nicht. wie di« Wien« „Ttme«"^orreipondenz au- nimmt, „die ^emvärti,« Gruppirnng d« enrvpätsche» Mächte Gänzlich ändern", sondern lediglich ein Hinzntreteu Rußland« z» da Friedeusllga bedeuten. — Ob u» Rußland dahingehende Intentionen obwalten, entzieht sich, wie bereit- hervorgehoben, der Krnntniß Ihre« Correspoudenten; unter allen Umständen dürste eS ab« vielleicht nicht ohne Bedeutung sein, den von der „TinwS" lancineu Gedanken eine« russisch-deutschen Sepanrt-Abkommen« ans Srnnd da thatsächliche» Verhältnisse in da- rechte Licht zu stellen. * Die telegraphisch erwähnte Zuschrift, welch« Major Lieber 1 au die .Hamburger Nachrichten" gerichtet yat, lautet wörtlich: Dt« „Hambnraer Nachrichten" brtnaen ln da AbendanS- « vom 1k. d. M. (Nr. 116) einen Bericht über Aenßanngen, welch« ich bezüglich de- Verhältnisses der Engländer und Deutschen t» Ostasrika gemacht haben soll. In dem Berichte heißt e«: „Major Lieber! ist da Ansicht, daß di« Engländer von Wistnmno und seiner Truppe da« Schlimmste für ihre eigene Macht in Airika sündtru. Da« sei da wahre Grund da politischen Schwierigkeiten, die sie mache» Dir deutschen Ossi eiere genossen in dem schwarzen Erdtheil ein solche« Ansehen und zugleich Lieb« und Vertrauen, daß die Ena. länder vor dem Gedanken zitterten, dir bi« jetzt klein« deutsche Macht in Afrika könnte sie und ihren ganzen Nosluß in Afrika vollstänlg verdrängen, sobald sie sich weit« vermehren würde. Die Engländer seien allgemein verhaßt. Die englischen Officier«, sagen sie (die Sudanesen), haben überall hint« uns gestanden, die deutschen gehen un« immer voran. Die Letzteren setzen bei jeder Gelegenheit ihr Leben ein. Die Engländer schonen dagegen das ihre." Die Angabe, daß ich diese Aeußerunaen gethan habe, ist that- iächlich unrichtig, und muß ick als deutsch« Officier Verwahrung baaeaen Anlegen, daß mir eine derartige unerhörte und unzutreffende Kntik gegen eine un« eng befreundete Nation und Arm« unter- stellt wird. Aus Grund des ?. 11 de« RrtchsgrsetzeS üb« die Paste vom 7. Mai 1874 «suche ich die geehrte Redaüion, vorstehende Berich- tiguag in di« nächste Nummer ihre« Blattes aufzunehnrea. Ltebert, Major im Generalstab«. Die .Hamburger Nachrichten" fügen dem Abdruck dieser Erklärung Folgende« dinzu: .Wir finde» den unnruth des Herrn Major Llebert üb« die ihm znarschriebenen Aeußerungr» nicht nur vollkommen gerecht- lerligh sondern wir tbeilen ihn. Wir können nur unserem Bedauern darüber Ausdruck »«leiben, daß die betreffend« Berlin« Corrrspon- den^ obwohl sie adactionell beanstandet war, durch ein Versehe» »ma Abdruck getaugt ist, bevor di« in d« Lorrectnr vorgenommene» Streichungen technisch «nSgesühri waren." Die Art, wie die Erklärung de« Major« Lieberl durch dir officiöse Trlegrapben-Agentnr im Voraus anaekündigt uud alsdann verbreitet worden, zeigt, wir großen Werth man in den RegiernngSkrrisen — mit Recht — aus die entschiedene Zurückweisung der uuqualificirbaren Schmäbnng gegen die englischen Offtciere gelegt hat. Dir öffentliche Mrinung in Deutschland wird darin mit der Regierung überall einver standen sein. Auch an eine .Verdrängung" der Engländer auS Afrika denkt in Deutschland kein vernünftiger Mensch. Wir wollen uuS mit England über die coloniale Thätigkett in Afrika betreffs aller streitigen Puncte sreuudschastlich vrr- tändigcn, damit die beiden Völker künftig dort Hand in Hand, nicht gegen einander, arbeiten. * Der kaiserlich russische Botschafter am Berliner Hofe, Graf Sch uw alosf, beabsichtigt im Lause dieser Woche bei Sein« Durchlaucht dem Fürsten v. Bismarck eincn Br such abzustatten. * Wie bekannt, hatte der BundeSrath vor einiger Zeit einen auf die ZwangSerziehung bezüglichen Gesetzentwurf ür Elsaß-Lothringen angenommen. Derselbe wurde dem reichSländischen LandeSauSschuß vorgelegt und hat von diesem ewige Aendrrungei, erfahren. Die letzteren gehen namentlich daraus aus, die Bedingungen, an welche da- Ein greifen von ObngkeitSweaen geknüpft ist, genauer zu formu- liren und zu erweitern. Auch die Frage der Zuständigkeit für die Anordnung der Unterbringung verwahrloster Kinder hat eine Modification erfahren. An die Stelle der Bezeichnung deS Entwurfes betreffend die Zwangserziehung" ist die „be treffend die Unterbringung verwahrloster Kinder" getreten Der Entwurf ist in dieser abgeänderten Gestalt wieder an den BundeSrath gelangt und dürfte von dem letzteren in rinn seiner nächsten Sitzungen zur Erledigung gebracht werden. * Bisher konnten die Erfolge de« deutschen Sprach unterricht« in den Schulen de« französischen Gebiet« Elsaß-Lothringen- nur als sehr gering bezeichnet werden. Die alteren Lehrer waren vielfach nicht im Stande, deutsch zu unterrichten; auch wurden der deutschen Sprache nur wenige Stunden gewidmet. Wa« die Kinder im Deutsche» prosttirten, war meist in einigen Jahren vergessen und wurde höchstens bei den jungen Leuten, die im deutschen Heere drei Jahre dienen mußten, wieder aufaefrischt und vervollständigt Jetzt hat die Regierung mit den früheren Bestimmungen ge brochen und angeordnet, daß in sämmtlichen französischen Volksschulen deS RcichslandeS aus der Oberstufe nur noch vier Unterrichtsstunden (der Religionsunterricht) in franzö sischer Sprache ertheilt werden dürfen, während der gesammte übrige Unterricht deutsch zu geben ist. Aus der Unter- und Mittelstufe müssen dem Deutschen 8 bez. lO Stunden ge widmet werden. Damit der Katechismus in der Mutter sprache ertheilt werden kann, beginnt der französische Lese unterricht im ersten, der deutsche dagegen erst im dritten Schuljayr. Die Realien werden auf Kosten des deutschen Sprachunterrichts beschränkt. In allen Schulen dcS gemischten Sprachgebietes, in denen sich ein bestimmter Procentsatz deutschredendrr Schüler vorfindrt, wird der französische Unter richt auf allen Stufen aus vier Wochcnftunden vermindert Werden diese Bestimmungen mit Nachdruck durchgeführt, so sind gewiß günstige Erfolge zu «hoffen. « » » * Kurz vor seiner dieSiährigen Hauptversammlung, die am Pfingltmontag (26. Mai) ,n Linz in Oberösterreich statt- sinden wird, hat der Deutsche Schulverein in Wien eine Ueberstcht üb« seine Thätigkeit aus dem Gebiete de- Schul Wesen» veröffentlicht, die den Nachweis liefert, daß dex deutsch nationale Verein auch im verflossenen Jahre eine segensreiche Dhätiakeit zu Gunsten bedroht« deutscher Gemeinden an den Sprachgrenzen entfaltet hat. Wir entnehmen der Ueberstcht solaend« Angaben: Gegenwärtig erhält der Verein 37 deutsche Schulen mit 88 Claffen in 9l Abteilungen Von diesen Sckulen finden stch in Böhmen allein 22, in Mähren 8, in Schlesien 8, in Galizien und Steiermark je > und in Kraig 2. Dir bedeutendsten Schulen de« Verein« sind di« ru Hollesckowitz (5 Claffen mit 8 Abteilungen). Lieben (5 Elassrn) und Werschowitz (4 Classen) br» Prag, zu Iosesstadt, Königgrätz, Iserthal «nd Podhart-Kömginhof im östlichen Böhme» ge 4 Elassrn), in der Prag« Vorstadt u Pilsen (5 Claffen), zu Freiberg (3 Classen) uud KönigS- eld bei Brünn in Mähren (4 Elassrn), in der Ratibvrer Vorstadt zu Trvppau (4 Claffen), in Lipaik in Galizien Claffen) und in Laioach (4 Classen). Im lmstrn Jahr wurden neu errichtet die Schalen zn Pntzlitz in Böhmen, zu Effenberg und Pawlow in Mähren und zn St. Egidl ,n Steiermark. Die Schule zu Podoli «nßtr ausgelassen werden; infolge der czechischen Agitationen war die Zahl der deutschen Schüler so gering geworden, daß die Erhaltung der Anstalt nicht mehr lohnte. Die Zahl der vereinSkindergärten betrug 58; davon bestanden in Böhmen 37, in Mahren 12, in Schlesien 3, in Steiermark 2, in Srain 3, in Drvl 1. Weiter wurden im abgelarffeneu BcrrinSjahre 44 Schulen und 33 Kindergärten subventioairt, an 15 Gemeinden größere od« geringere Beträge zu« Ban neu« Schul- jrbaude verwilngt; in 12 Gnneiade» (gegen 51 im Vor jahre) wurden deutsche Bibliotheken ausgestellt und an 39 Schulen verschiedene Lehr- und Lernmittel abgegeben.. TheilS zur Gewinnung, teil« zur Erhaltung tüchtig« Lehr« an Schulen in sprachlich bedrohten Orten wurden 79 GehaltS- ulagen (in den czechischen und deutsch-czechischen Orten kicder-OesterreichS allein 15) und 47 Ehrengaben gewährt. In 17 Fällen wurde das Schulgeld für arme Kind« bezahlt; in 3l VereinSschulen wurden WrihnachtSbescheerungen ver anstaltet. Die gesammlen verrrchneten Einnahmen deS Deutschen SchulvercmS betrugen im Jahr« 1889 : 302 850 fl. egen 295 557 fl. im Jahre 1887, gegen 256 100 fl. im fahre 1884, gegen 153 100 fl. im äahre 1882. D« unan tastbare GründersoudS, von dem nur die Zinsen verwendet werden dürfen, ist auf 171217 fl., d« Banfond«, dessen Capitalien zum Bau von Schulhäusern Verwendung finden, auf 70 52! sl. gestiegen. Bis Ende 1889 gab der Deutsche Schulverein im Ganzen 1 840 000 fl. für Schnlzwecke auö. Bald wird die Summe von 2 Millionen Gulden über- chritten sein. * In Folge d« dem schweizerischen BundeSrathe durch eine Delmation de« Genf« Vereines sür eine Unter drückung der Spielhänser gemachten Mittheilung, daß gegenwärtig noch immer unter dn Firma ,C«clrS" 6 der artige Anstalten in Genf eriftirrn, ^at d« BundeSrath der dortigen Regierung abermals die Weisung zugehen lassen, dafür zu sorgen, daß in strengst« Weise dem in der Bunde« vcrsassnng (Art. 85) enthaltenen Verbote all« Hazardspiele in dem Gebiete der Schweiz nachgekommen werde. Bekannt lich ist eine solche Weisung an die Genfer Regierung schon mehrmals «lassen worden, ohne daß dem gewerbsmäßigen Treiben d« Hazardspiele in Genf Abhilfe geschah. * In der französischen Kamm« gelangte am DienStag da« Gelbbuch über die Berlin« Arbeitrrschutz-Conferenz zur Vertheilung^ dasselbe umfaßt 20 ihrem wesentlichen In halte nach bereit« bekannte Schriftstücke und die Protokolle über die Sitzungen der Berlin« Conferenz. * Die Gesandtschaft d« Bereinigten Staaten von Brasilien in Berlin «hielt ein Telegramm von ihrer Re gierung, nach welchem di« in Deutschland verbreiteten Nach richten üb« Ausstände und rrvolotionaire Bewegungen in dem Staate „Rw Grande dv Sul" (Brasilien) als voll ständig erfunden und jeder Begründung entbehrend be zeichnet werden. — So ganz ohne Grund »st Wohl die Nach richt nicht gewesen. Lolonialpolitisches. Die Unterwerfung »<r ganzen Küste »an Deutsch-Vftafrika " Die letzten Erfolg« de« ReichScoinmtssar« Wissmann haben etwas Verblüffende« Bon Anfang an hatte man (so führt die „Kölnische Zeitung" auS) in sachkundigen Kreisen die Unter- wersung der südliche» Küste de- deutschen Interessengebietes für de» schwierigsten Tbeil der Ausgabe gehalten, welche dem Reichöcouuniffar in Ostasrika gestellt war. Jetzt hat sich diese Besetzung dcr südlichen Küste durch die NeichSiruppe in wenigen Tagen vollzogen, loähreiid die Untcrwersurg des Norden» fast ein Jahr erfordert halte. Mit de» Häsen Kilwa, LIndi und Miklndani sind die HauptverschisfungSplätze für Sclaven und zugleich die einzigen Küstenstädte, weiche der deutschcn Herrschaft in Ostasrika bisher noch widerstanden, in unsere Gewalt ge bracht. Diesen überraschenden Erfolg darf man wohl dem Zulaininenwli ken einer Reih« Igünstigcr Umstände zuschreiben. Zunächst hatte sich während de» letzten Jahres in Folge der völligen Unterwerfung der Araber de» Norden- in Ostasrika di« Ueberzeugung verbreitet, daß über die bisherigen Alleinherrscher von Ostasrika, die Araber, ein Stärkerer gekommen sei. Wie diese Ueberzeugung mehr und mehr den Muih der Araber beugte, so bewog sie die eingeborene Neger- bevölkerung, daS Joch deS AraberthnmS abzoschütteln und sich dein Mächtigeren, dem deutschen Echutzherrn, in die Arme zu wrrsc». Die interessanten Mittheilungen des Pate» Schynse werfen ans diese schnelle Wandlung in der Gesinnung der Neger ein Helle« Licht. Kenner der Verhältnisse batten sie au« dem Negcicharakicr heraus vorhergesagt, denn der Neger gehorcht gern dem Mächtigen, der ihn gegen Jeden schützen kann. Sodann hatte die Reichotruppe während dcr Kärnpfe des verflossenen Jahre» den Feind und die Act seiner Bekämpfung kennen gelernt, während zucheich ihre Discipli» in hohem Grad« gefestigt wurde. Mit am meisten hat aber jeden falls die Zahl der iin Süden verwandten Trupp« zu deren Erfolg beigctragen, betrug sie doch mehr als doppelt soviel al« die au- säiiglich für den Krieg Im Norden bereit gestellte. L« ist an dieser Stelle von Anfang an wiederholt hervorgehoben worden, wie un- gleich praktischer es ist, von vornherein mit ausreichender Macht vorzugehen, «IS sich nur allmälig durch die Verhältnisse zu einer reichlicher» Machtenlwicklnng dränge, zu soffen. Da« Letztere ist nicht nur langwieriger, sondern auch bedeutend kostspieliger Dir Spar- samkcilSapostel im Lager deö Dentschfreisinu« hätten hierauf vor Allem ihr Augenmerk richten sollen, statt immer wieder die schwär zesten Prophezeiungen auSznstoßen, al« ob nklr vor Ausgaben ohne End« stände»: dann wären wir vielleicht »och schnell« »nd gründ lich« mit den arabiichrn Sclavenhändlern fertig geworden Wie im Norden, so hat auch im Süden die deutsch« Marine wesentlich zu dem Erfolg« beigetragen, indem sie durch ihre Granate» die Aufständischen überzeugte, daß ihre« Bleiben« au der ganzen Küste nicht sein könne. Es steht wohl zu erwarten, daß die au« den Küstenstädten geflohenen Araber sich in den Busch znrückziehen und dort einen ferneren Widerstand versuchen, od« daß sie tiefer im Innern an de» Karowanenslraßen sich sestznsetzen suche» werde». In ihre» Bnschbesestigungen dürften sie ab« bald durch die »in- wohnenden Neger auSgehnngnt werden, da letztere bereit« degiuneu, sich unter den Schutz de« JieichScommissor« zu stellen. Bon den Karawanenstraßen aber würde sie die deutsche Truppe Schritt sür Schritt vertreiben, je weiter dieselbe ihre Station« -um Schutz dieser Straßen tu« Innere vorschiebt. Da« ist ab« keine Macht- ftage mehr, sondern nur eine Frage der Zeit, auch hier würde schnell« Hilfe doppelte Hilfe sein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite