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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-24
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1890
- Autor
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täglich üh S'/, Uhr. Uet«lti«i» »»- JohnnneSgass« 8- HPrtchftvu-rn der Nedartion; Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. >», »I« U»a^^kln,»<»»dlrr »«ch« ftch L«»«tz«« de» Nt» die «tchstfs«,e»»e N»««»r d»W««tr» -»jerat« a« Wochentagen dt« » Uhr «achattttaa«. ao Lau»» und Kefttagen früh di«'/,» Uhr. 3» -r« Iilialru für Ius.-Xanahmr: Ott» Kleunn« Larttm. «Alfred Hahn). Uaiversilätssttaß« 1, Laut« Lösche. Rmchariaaustr. LS Part. nud KöntgSplntz 7. uu» bL '/^ Uhr. ni'.rigtrCillstblatt Anzeiger. Lrgau für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. dl b o n n em e« t-p r eiO vierteljährlich 4»/, Mk. tarl. Brtngerloha k> Mk , durch dt» B»U bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SS Pf. Belegeremplar lO Pf. Gebühren für Extrabetlnae» (tn Ta»iei>ll!tt.s>!>7ma! o,sal»0 ahne PosldkiSrderung 80 Mt. «tt PosrbesSrdernug 70 Mk. Inserate stgrspaltme Petitzeile 80 M. Größere Hchnsten laut »ns. PrelSverzeichnrß. Tabellarischer n. Zlssernfatz nach Höhen» Tarif. Keclamen unter demNedaetionslkrtch dt« t»«ep»It. geil« 50 Pf, vor denFamlli»na»ch»«cht«u die Sgespolten« Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Grpedttta« zu müde». — Rabatt wird nicht gegeben.! Zahlung pr»»uam«rnn<1o oder durch Post- ^ Itt. Sonnabend dm 21. Mai 1890. 81. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, de« ÄS. Mai, Vormittags nur bis V,S Uhr geöffnet. Lxpe<1M«n äes I-tz1p/1ff6r 1'aLsedI altes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. W» Pl«tz silr den Derkanf von Pfinastnraiea a« Sonnabend vor dem Pfingstfest« (24. Mai) wird der Töpferplatz angewiesen. Leipzig, den 2l. Mai 1890. Der Ratb der Stadt Leipzig. Id 2788. vr Georgi. Wagner. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender ASphallirung wird die Pfaffendorfer Strotze vom 28. dieses Monat- ab auf die Dauer der Arbeiten und deren Fortschritten entsprechend streckenweise fit» allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 21. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. SI7S. Dr. Georgi. Lcistner. Bekanntmachung. Generalrevision über dir Droschke« betreffend. Die Generalrevision über die Droschken und deren Be spaunung, und »war über diejenigen mit geraden Nummern, als 2, 4, S rc. soll Freitag, de« 27. Juni I8VV ans dem Fahrweg a« der Tribüne der Skenubaha stattfindcn. Die AuffabrtSzriten werden wie folgt festgesetzt. Es habe-- am gedachten Lage ihre Geschirre vorzufahren die Concessivnarc mit den Anfangsbuchstaben X—P Bormiltag» 8 Uhr,. O—ck » 8 » N—bl » *f«10 » X—3 » */,l t » 8od—2 . >/«12 - und zwar derart, daß die Droschken nickt etwa nach und nach zu anderen al» den vorgcdachten Stunden anfahren, sondern daß die sämmtlichen zu ein und derselben Zeit vor zufahrenden Wagen auf einmal und pünktlich zur fest gesetzten Stunde auf dem AnffahrtSplatze, der von den Aus- stcht-organen am Tage der Revision noch speciell angewiesen Werden wird, zur Stelle sind. Die Eoncessionare, welche bei Vorführung ihrer Nummern zugegen sein müssen, werden insbesondere darauf aufmerksam gemacht, daß bei dieser Revision die Droschken durchgehend» gut lackirt, die Sitzkissen und Rückenlehnen gut gepolstert und mit reinlichen, keineswegs defecten Ucberzugen versehen sein müssen. Ferner ist auf die gehörige Instandsetzung der Pferdegeschirre besonderes Augenmerk zu verwenden; dieselben müssen au» gutem Lederzeug bestehen, aut geschwärzt und dem beim Polizriamt« aufgestellten Prooeaeschirr möglichst angepaßt sein, wie denn überhaupt dir Droschken durchgehend» allen übrigen Bestimmungen in tz. 6 des Droschken-Regulativs vom 5. October 1883, die Dienstkleidung der Droschlcnführer aber genau den Vorschriften in 8- 40 deS angezogcncn Regu lativs entsprechen müssen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden nach §. 51 des Regulativs bestraft werden und haben die Eoncessionare nach Befinden überdies die Außerbetriebsetzung der nicht vorschriftsmäßig vorfahrenden Geschirre zu ge wärtigen. Leipzig, den 21. Mai 1890. DaS Poltzeiaint der Stadt Leipzig. v. R. 2547. Brrtschdrider. Muhlnrr. Bekanntmachung. Die Befestigung des südöstlichen, »wischen den Brücken gelegenen Fußweg» der Plagwitzer Straße mit Mosaikpflaster und die Einfassung desselben mit Granitschwellm soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Di« Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Brrwaltung, RathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. l 4 aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren von 50 welche eventuell in Briefmarken cuizusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift Herstellung eiueS MofaikfutzwegS in der Plagwitzer Stratze" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 5. Juni 1890, Nach mittags 5 Ubr, einrureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 17. Mai 1890. Ib 2581. DeS Rath- der Stadt Leipzig Stratzeaban-Deputativ n^ Kirschen-Verpachtung. Die die-jährige Nutzung der Kirschen von den fiScalischen Allee- bäumeii auf den Adtheilnngcn 4 u. k de»' Töbeln-LeiSnigerStraße, - AdtdetluriH t der LktSuig-Cheuinitzer Lira he, - den Adthetlungen L u. 2 »er LetSnig-Lichatzer Striche, - Adthetlun, 1 Ser Letantß-tztrtmnwer Strntze »n» de» rSdeln-Grtmmae» Straße soll vienta,, de« 2. -uni. vormittag« 1- Uhr i« «asibofe zu sstchrndarf gegen Metstarbot und gleich baare Bezahlung de« Ersiehungsbettag«, soivi« unter den im Termin bekannt zu machende» Bedingungen ver pachtet «verden. tiSniat-Stratzen- und Wnsscrdau-Tlnsperti«» Tödelu und Rö»t,lH««»er»ck1teret Lübeln zu Rachltt», den 24. Mai 16S0. llnrten. ääUlt«. Bekanntmachung. Unter dem heutige« Tage ist di« dem hiesigen Kaufmanne Herrn Gotthelf Emil Kohlnea«» crtheilte Concrsstoa zur gewerbsmäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Hasen und Adschließung von hieraus bezüglichen Verträgen im Austraar der Direktion de» Norddeutschen Llovd, Postdampfschifffahrt«. Gesellschaft in Bremen, aus Ansuchen und nachdem Herr Kohlmann die ibm crtheilte Bevollmächtigung uachacwiesen hat, dahin erstreckt worden, daß derselbe auch im Aufträge der conccssionirten SchissSeppedientcn Karesch L Stotzky in Bremen llcderfahrlS- verträge mit Passagieren und Auswanderern abzuschlicßcn be rechtigt ist, waS hiermit zur öffentlichenKroutaiß gebracht wird. Leipzig, am 19. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 1368. Or. Georgi.staffelt. Lieschen-Versteigerung. Dt« diesjährige Nutzung von den sttcalischen Ktrschbänme» an de» nachgeuaiiuteil Straße,, soll gegen soforttgr Baarzahlnna und »nter den sonst vorgeschriebe»«! Bedingungen öffentlich versteigert werden Freitag, am Lv. Mai, vor«. '/.IO Nhr i», Gasthos zu BorSdors: DreSdewEeipziger Straße, Abi!,. 18: an demselben Tage, vorm. '/,12 Nbr tn der Meyrlschcu Schankwirthschaft zu Wurzen: Dresden-Leipziger, Abth. 8—10, Wurzen-Torgauer, «bth. 1 und 2 und Wurzen-Eilenburger Straße; an demselben Tage. Nachm. 4 Uhr t» ütafihos znm Feldschlöhchen in voldttz: Grimma-Tolditz-Waldheimer.Ablh. 2 5 und Lolditz-Leisniger Straße; Donnerstag, am 5. Ji«ni. vsnn. » Nhr im Wiescillhat »» ttrtmma: Grimma-Wurzener, Abth. 1—3, Leipzig.Änmmaer, Abth. 1—4, Grimma-Oschatzer, Abth. 1—5 mit Zwngsttecke nach LeiSnig, Roch- litz-Leipziger, Abth. 3 und Gnmnia-Coidiv-Waidheimer Straße, Abth. 1; au dcmselbe» Tage, Nuckm. S Uhr tm SchnyenhauS z« Laufigk. Rochlltz-Letpzlger Straße, Abth. 1 und 2. Grimma, an, 22. Mat 1890. Königliche Straßen- und Königliche vau- Wasferdau-Auspectton. Verwalterei. Äns -er Lommisfion für die Mlilairvorlage. Die Mittheilungen, welche der stricgSminister Berdy du VernviS in der Kommission für die Militairvorlage über den OrganisationSvlan der Zukunft gemacht hat, geoen der Vorlage über die Vermehrung der Artillerie eine weit größere allgemeinere Bedeutung, als sie bisher zu haben schien, sie erscheint jetzt nur als der Anfang einer Ncnoraanisation, welche sich auf da- gcsamuite deutsche Heer erstreckt. Schon der Reichskanzler hatte im Reichstage Andeutungen in dem Sinne gemacht, daß dir vollständige Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht das eigentliche Ziel unserer Bestrebungen in militairischer Hinsicht sein müsse, der KriegS- minister hat diesen Gedanken in der Commission dahin weiter ausgeführt, daß mit dem Princip der Nachahmung der Orga nisationen, weiche unsere Nachbarn schaffen, gebrochen werden müsse. ES sei einer großen und mächtigen Nation unwürdig, sich immer bloS von Crsparniß-Riicksichten leiten zu lassen, sie müsse selbst die Initiative ergreifen. Bis jetzt harre noch der Gedanke der Ausführung, daß jeder Wehrpflichtige, der berufen sei, auch als solcher ausgebildet werden müsse. Diesen Grund satz müßten wir un- sur die Zukunft aneignen und damit etwas Dauerhafte» begründen. Durch Einstellung aller Dienst tauglichen werde die Präsenzzahl um 55 000 Mann erhöht, die größere Einstellung bedingt aber auch ein größere» Aus bildungspersonal. Außerdem wachse die FricdenSpräsenzzahl mit der Bevölkerung. Später würden dem Reichstag aus führliche Pläne vorgclcgt werden. UebrigenS werde der Reichs tag durch Annahme der gegenwärtigen Vorlage für die Zu kunft in keiner Weise gebunden. Die Erklärungen des Krieg-minister» haben auf allen Seilen Ueberraschung erzeugt, man war darauf nicht vorbereitet, und der Abgeordnete Nickter hielt den Augenblick für ge eignet, um mit größte« Entschiedenheit seine Forderung der Einfübrung der zweijährigen Dienstpflicht zu erneuern. In dieser Beziehung erstand ihm aber in der Person de» GcnerallicutcuantS Vogel v. Falckcnstein ein Gegner, welcher diese Frage in der gründlichsten Weise nach allen Seiten beleuchtete und zu dem Schluffe kam, daß die Cinfnhruna der zweijährigen Dienstpflicht wenigsten- vorläufig unmöglich sei. Die Einwendungen de- General« sind so überzeugend, daß der Abgeordnete Windthorst den Antrag stellte, die Rede drucken und an die Mitglieder dcrCommisston vertbeilen zu lassen. Der Redner verwies zunächst auf dieThatsache, daß cS im Jahre 1886 inSUd- deutschland an ausgebildeten Soldaten gefehlt habe, die eine dreijährige Dienstzeit durchgemacht hatten. Nach einer so wichtigen Erfahrung sei die Frage gerechtfertigt, waS denn geschehen sei, un, b,e verfassungsmäßige dreijährige Dienstzeit durch eine zweijährige zu ersetzen. Erscheine der Friede heute gesicherter? Sind die Ansprüche an die Ausbildung der Soldaten geringer geworden? Sind die Dorkenntnisse ttir die große BcttSschulr, Armee genannt, gewachsen? Hierfür wäre der Nachweis zu erbringen von der Seite, welch« dir Forderung der zwri,ähriaen Dienstzeit gestellt hat. Der Redner gab dann ein Beispiel, wie sich die Sache gegen wärtig verhält. Im Jahre 1832 wurden bei der Infanterie ein gestellt 79 448 Mann, von diesen sind nack zweijähriger Dienst zeit 32 577 Mann zur Disposition beurlaubt und von diesen zur Deckung inzwischen eingrtretener Lücken 4809 Mann wieder einberufen worden. Da« ergebe eine durchschnittliche Dirnstdauer von 28'/, Monaten. Für die Beurlaubung zur Disposition sei zur Zeit maßgebend der Grad der Aus- bildung, die Führung und dir häuslichen Verhältnisse. Mit der Einführung der zweijährigen Dienstzeit würde die Be urlaubung zur Disposition Wegfällen und damit eine Ungleich heit in der Dienstpflicht eintrrten. Bon zweijähriger Dienst »eit könne überhaupt nur bei der Infanterie dir Rede sein, dann würden also die Bauersöhne zur Cavallerie, die Städter zur Infanterie au-gehoben werden müssen. Der dritte Jahr gang bildet jetzt die Quelle für den Ersatz der Unlerofficiere, durw Beseitigung desselben kommt diese Quelle in Wegfall. E» sei außer Zweifel, daß eine dreijährige AuSbilduna gründ licher ist als eine zweijährige, wie komme man überhaupt zu der Illusion, daß unser deutscher DurchschnittSrrcrut. um dasselbe leisten zu können wie unsere Nachbarn, nur zweier Jahr« zur Ausbildung bedürft, während diese drei, beziehung»- weise fünf Jahre dazu nöthig hätten? Die Ausbildung »m Schießen sei auch nur durch mehrjährige Uebung so zu er reichen, wie sie für da» Gefecht erforderlich ist. Wir müssen den Mann erziehen für die Stunde der Gefahr, für die Selbstständigkeit, die un» in der Schlackt nicht im Stich läßt, wo die Führer an vielen Stellen bald fehlen werden, für die ZukunstSschlacht, die den wohlthätigen Schleier de- Pulver- vampfeS nickt mehr kenne und welcke Nerven erfordert, die »o stahlen eS nur rin Mittel gicbt, die Gewöhnung zur Manneszucht, und diese koste Zeit. , CS laßt sich noch nicht übersehen, welche Folgen die Mit- tbeilungen de» Kriegsministers aus den weiteren Fortgang der Verhandlungen über die Militairvorlage haben werden, aber so viel ist schon jetzt unverkennbar, daß manche Mitglieder der Commission dadurch stutzig geworden sind. An maß gebender Stelle ist offenbar die Erwägung entscheidend gewesen, daß wir eine außerordentliche Anstrengung machen müssen, um der steten Steigerung der Wehrkraft unserer Nachbarn in Ost und West eine Schranke zu setzen. Durch die vollständige Durchführung der allgemeinen Wchrpflickt, da- heißt durch die thatsächliche Ausbildung aller diensttauglichen Leute thun wir einen Schritt, welchen un» die Franzosen nicht nachmachen können, obwohl ja bei ihnen die allgemeine Wehrpflicht auf dem Papiere bereits besteht. Sie können eS deshalb nicht, weil sie nicht so viel dienfttauglicke Leute haben wie wir und weil sie im Puncte der DlscipUn hinter uns von jeher zurück gestanden haben. Es ist leider unverkennbar, daß damit wieder eine neue, sehr erhebliche Steigerung der Militair- last eintreten wird, aber dann ist auch da- Ziel erreicht, da» nicht mehr weiter gesteckt werden kann. Die Franzosen haben bisher auf unS burcy ihre mililairischen Maßregeln einen fortdauernden moralischen Druck auSgeübt, das ist ein Zustand, der allniälig unerträglich wird, eS muß dem ein Ende gemacht werden, unsere nnlitairische Uebcrleaenheit muß ihnen so klar vor Auge» gestellt werden, daß sie den Wettstreit, unS in irgend einer Beziehung üdertreffcn zu wollen, als aussichtslos ausgeben und sich mit ihrer gegenwärtigen Lage zufrieden geben. Die Aushungerungspolitik der Franzosen trotz aller friedlichen Versicherungen ist mit Händen zu greisen, sie zählen un» jeden Soldaten, jede» Gewehr, jede Kanone, jedes Pferd nach und glauben uns schon halb besiegt zu haben, wenn die Vergleichung ein Mehr zu ihren Gunsten aufweist. Dem kann nur eine große durchgreifende Maßregel ein Ende machen, und bei näherer Betrachtung deS in Aus sicht gestellten OrganisationSplaneS wird man sicherlich zu dcr Uoberzeugung gelangen, daß die- der einzige Weg ist, um zu einem dauernden Frieden zu kommen. * Ltipzist, 24. Mai. * Bei der bevorstehenden Reise de» Kaiser« nach Rußland wird derselbe, wie a»S Berlin verlautet, von dem Reichskanzler von Caprivi begleitet sein. * Der RcichScommissar Major Wissmann hat den »Hamburger Nachrichten" zufolge telcgraphirt, daß er End« Juni in Berlin eintreffen werde. * In Betreff einer Ehrengabe für Fürst Bismarck wird auS Stockholm vom 20. Mai gefchrieben: Line Anzahl verschiedenen Gesellschast-classen angehörender Per sonen, sowohl tm Reichstage wie außerhalb desselben, beabsichtigt dem aus dem Staatsdienste geschiedenen deutsche» Reichskanzler Fürsten Bismarck eine Ehrengabe »u überreichen, weiche auS einer großen Photographie des Standbildes deS berühmten schwedischen Reichskanzler- Axel Oxenstjerna besteht, zu dessen Bewunderern auch der große deutsche Staatsmann sich zählt. Tie Arbeit ist von dem Photographen Capitain Gösta Florman auS- geführt. Das Bild aiebt genau den Bronzrton de- Stand- biideS vorm hiesigen Ritterhause wieder. An der rechten Ober seite des ein Meter hohen Bildet, in einem herrlichen, gotd und schwarz gehaltenen Rahmen, ist Orenstjerna'S Wappen in Farben angebracht, an der unteren Seit» veS Bilde» liest man aus einer goldenen Platte in schwarzer Schrift: „Dem größten StaatSmanne Dentfchlands zur Erinnerung an den größten Staatsmann Schwedens." Di« Tafel ist tm Lesettmmer der ersten Kammer de« Reichstages ausgestellt und dem Publicum zugänglich gemacht. Jeder, der sich sür den Fürsten Bismarck inleresiin, kann eine dort ausgeleqle Adresse unterzeichnen und sich an den Kosten der Gab« brthelligen. Die Adresse, welch« zugleich mit dem Ehrengeschenk überreicht werden soll, ist in deutscher Sprache abgesaßt und hat folgenden Wortlaut: An Seine Durchlaucht den Fürsten Bismarck. Dt» Unterzeichneten, schwedische Bürger, erbitten sich hiermit die Ehre, als einen Zoll ihrer Bewunderung Ew. Durchlaucht die bei- gelegte Photographie de» von der Ritterschast und dem Adel Schwedens rrnchteten und am 10. März in Stockholm feierlich ent hüllten Standbtloe- des früheren Reichskanzlers Schweden«, General- aouverneurs in Pommern, Direktor t'avüerü« Lvaugelwi Grasen Axel Oxenstjerna, überliefern zu dürfen. Stockholm, im Mai !890. Angesicht« solcher Anerkennung, welche Fürst BiSmarck im Ausland findet, ist eS doppelt schmerzlich und beschämend, daß sein Wirken und seine Verdienste im eigenen Baterlandc so vielfach bekrittelt und mit dem schnödesten Undank gelohnt werden. * Zur Beseitigung von Zweifeln darüber, ob die nach 8- 4, Ziffer 2 der Bekanntmachung vom 5. Juli 1889, be treffend die Prüfung der Zahnarzt«, bchusS Zulassung zur Prüfung nachzuweisende mindestens einjährige praktische Thätigkeit bei einer zahnärztlichen höheren Lehranstalt oder einem approbirten Zahnarzte auch innerhalb de» nack Ziffer 3 erforderlichen zahnärztlichen Studiums von mindestens vier Halbjahren auf einer deutschen Universität auSgeübt werden darf, hat der Bundesrath sich dahin ausgesprochen, daß diese praktische Thätigkeit außerhalb der vorgcschricbencn Studienzeit stattfindrn muß. * Uebrr die Beseitigung de« Adg. Richter als Vorsitzenden de« engeren Ausschusses der deutschsreisiunigen Partei schreibt seine „Freisinnige Zeitung": Durchaus willkürlich und falsch ist die «»nähme, als ob die Mehrheit der freisinnigen Fraktionen einen Wechsel im Vorsitz des engeren An-schusses gewünscht Hütte. Die 74 Abgeordneten dcr beiden Fractionen sind an den, ganzen Vorgang bis auf sechs durch- aus unbetheiltgt. Dieselben waren fast sümmtlich von der Nachricht de» vollzogenen Wechsel» überaus überrascht. Ada Richter ist auch in keiner Weis« berechtigt, anzanehmen. daß er in ver neuen Reichs. tags-Fraetton weniger Vertrauen oder Unterstützung begegnen würde als in der früheren. Eher wäre aus dem bisherigen Brriauf der Fractiovssitznngen da» Geaentheit zu folgern. Ebenso falsch ist dir Annahme, als ob der Wechsel im Vorsitz des engeren AusichusscS sür die Parteileitung, Gefchüslsltitung und überhaupt sür die lausende Geschäslssührung tn der Partei irgend welch« thatsachiich« Bedeutung hätte. Tie Besngnisse de» Vorsitzenden de» Siebener-Ausschuss,: beschränken sich ans dt» Ltnladnng zu den Sitzungen de« Siebener-Ausschusses und das Präsidim» bei de» Gttznagen tn denselben. Der Ausschuß tritt in der Regel »nr z«m Zweck von Geldbewilligungen zusammen. In der laafrudeo Geschäfts- ührung der Partei tritt nicht die mindeste Arndernna et». Adg. iiichter behält als „Geschäftssührer" d«S Ausschusses di« vom orrnalcn Vorsitz ganz unabhängige GeschästSieitung genau in dem- elben Umsang, wie er dieselbe in den lebten Iah«» stet» ««»grübt bat. Seine Nichtwiederwahl als Vorsitzender bedeutet dt« Ent- fernung nicht auS einer Arbeitsstellnng, ader allerdings auS einer Ehrenstellung der Partei, dem rlazigro Amt eine» Vorsitzenden, welche» Adg. Richter in der freisinnigen Partei bisher bekleidet hat. Ob diese von sechs Abgeordneten bewirkte Entfernung auS dem Amt den Wünschen der Ärsammtpariei entsprochen hat, teht dahin. Jedenfalls wird der Vorgang den Aba. Richter in der Erfüllung seiner Pflichten der Partei gegenüber eben so wenig be irren, wie früher ähnliche Vorgänge. Daß eS nicht bedeutungslos sein kann, wenn ein Politiker wie Herr Richter von einer „Ehrenstellung" innerhalb einer Partei entfernt wird, liegt auf der Hand. E« ist auch glicht anzunehmen. daß die sechs Herren, welche eS im Gegen satz zu den fünf anderen Mitgliedern de- Au-schusseS be wirkten, nicht auf entsprechenden Rückhalt innerhalb dcr " artei rechnen sollten. — Die deutschfreistnnige „Liberale orrespondenz" schreibt denn auch: Bettest« der Beweggründe, welche die Mehrheit de« Dreizehn er- Ausschusses dazu bestimmt haben, an di« Stelle der Herren Richter und Rickert die Herren Schräder und Zell« zu wählen, hat die „Liberale Correspondenz" eine Vermuthung geäußert, welch« die .Freisinnige Zeilung" mit dfr ihr eigenen Höflichkeit als eine „ten- -enziöse Entstellung de« Vorganges" bezeichnet. Die .^Liberale Korrespondenz" ist in diesem Puncle besser unterrichtet al« die „Frei- sinnige Zeitung". Nach unseren Wahrnehmungen findet da« Bor- gehen der Mehrheit des Dreizehner-Ansschusse- auch durchaus die Billigung der Mehrheit der freisinnigen LandtagS- und Reichstags-Abgeordneten. * Ueder die Audienz der ReichStagSabgeordnetrn vr. Petri und Baron Zorn v. Bulach beim Reichskanzler, die dieselben, wie bereits gemeldet, »ackaesucht, um ihm die Wünsche der elsaß-lothringischen Bevölkerung bezüglich de« PaßzwangtS vorzutragen, wird der „Straßburger Post" aus Berlin noch weiter geschrieben: Herr v. Laprivi hat die genannten Abgeordneten am 19. Mal empfangen, und beide Herren sind des Lobes voll über die ebenso offene und sreiniüthige al- rücksichtsvoll« und persönlich liebens würdige Art, in welcher der höchste Beamte de» Reiches sie aus genommen hat. Dcr Reichskanzler hörte die Auseinandersetzungen der Vertreter Elsaß-LothringenS mit der größten Aufmerksaintcit an und verrieth Lurch die Zwischcnsragen, welche er stellte, und durch die Antwort, die er gab, daß er mit der Lage im Reichsland« und mit den Verhältnissen und Persönlichkeiten dajclbst völlig vertraut ist. Gutem Vernehmen nach betont» der Reichskanzler in der Unterredung da» besondere Wohlwollen, welches er der gedeihliche» Entwickelung der Verhältnisse im Reichsland» entgegenbnnge. tn welchem er ja auch, wenngleich nur kurz» Zeit, einmal gewirkt Hab«. (Diese Be merkung bezieht sich daraus, daß der jetzige Reichskanzler dom Herbst 1882 biS zum Frühjahr 1883, in welchem er als Nachfolger Stosch'S den Oberbefehl über die Marine übernahm, «IS General-Lieutenant und Commandeur der 30. Division in Metz gestanden hat.) Der Reichskanzler bemerkte dann im Weiteren, daß er persönlich der Paßmaßregei keine besondere Sympathie entgegenttagk, daß es ader sich bei einer so einschneidenden Verfügung nicht lediglich um innere Verhältnisse handele. Die Paßverordnung sei seiner Zeit nicht er- lassen worden, um Elsaß-Lolhringen zu schädigen oder die Elsaß- Lothringer zu „vexiren", sondern um Agitationen gegenüber, deren Tragweite leicht zu gefährlichen Verwickelungen hätten führen könne», einen festen Damm zur Erhaltung de« Frieden- auszurichten. Wenn man sich das vergegenwärtige, so werde man leicht einsehen, daß die Aufhebung einer so ungewöhnlichen und einschneidenden Maß regel eine ebenso ernste Sache sei, alS seiner Zeit die Einführung eS gewesen. Internationale Rücksichten von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ließen denn auch die Aushebung der Paßmayregei zur Zeit noch als nicht wohl thunlich erscheinen. Es werde den Elsaß- Lothringern aber auch wohl in erster Linie daraus ankommen, daß die Unzuttägltchkeilen und die stellenweise vorgckommenen Härten wrgfielen. In dieser Beziehung sei er zu Zugeständnissen gerne bereit und glaub« versprechen zu können, daß die rücksichtsvolle und wohlwollende Handhabung der Paßverordimng, weiche seit einiger Zeit bereit» emgetteten und auch von der eisaß-lolhringischen Be völkerung bereits dankbar anerkannt worden sei, auch in Zukunft geübt werden solle. ES liege in seiner Intention, daß in allen geeigneten Fällen soviel Mild« bewiesen werde, al» mit dem Zwecke brr Verordnungen überhaupt verträglich sei. Die Abgeordneten dankten dem Reichskanzler für feine Aufklärungen und wurden auf da- Freundlichste von ihm entlassen. * Der braunschweigische Landtag genehmigte das Gesetz, betreffend die Einführung der obligatorischen Krankenversicherung für alle in dcr Land- und Forstwirthschast beschäftigten Personen. » * * * In der deutsch-böhmischen Ausgleich» commission erklärte Plcner namens der deutschen Abgeordneten, dieselben würden alle gegenwärtigen »nd künftigen Vorlagen als intc- grirendcn Bcstandtheil deS gesamnttcn AuöalcichSwerkS ansehen, waS mit der successiven Erledigung der Vorlagen vollkommen verträglich sei; ferner daß die rasche Erledigung der gegen wärtigen Vorlagen Aufgabe dcr Landtagssession wäre; endlich daß die deutschen Abgeordneten ihren Verpflichtungen voll kommen entsprechen wurden, ader auch von der Gegenpartei erwarteten, daß sie ihrerseits ihren Verpflichtungen stricte Nachkommen werde. Nach dcr Erklärung Plcner'S protestirte Trojan gegen die Sanctioniruna der Ausgleich-Vorlagen, ehe nicht sämmtliche den Ausgleich vetreffcnden Abmachungen die Genehmigung deS Landtag« gesunden hätten. Fürst Schwarzen berg, Rieger und Graf Clam-Martinitz schlossen sich der von Plcner geäußerten Auffassung bezüglich der succefsivcn Er ledigung der Vorlagen vollkommen an. Bei der Abstimmung wurden die von den Iungczcchen gestellten Anträge aus Ver tagung abgelehnt. Für diesclocn sliinnttc» außer den Iung- czeche» nur Trojan, Kvicala, Skarda und thcilweise auch Fisera. Dir nächste Sitzung, zu welcher dcr Statthalter eiu- geladen ist, findet morgen statt. * Dcr neuerdings in die russische Armee wieder ein gereihte GenrralTschernajeff wurde in früheren Jahren »n diplomatischen Dienste verwendet und war längere Zeit Generalconsul in Belgrad. Im Iabre 1864 erhielt er die Leitung de» Feldzuge» nach Taschkent und übernahm, uack- dem er sich als einer der rührigsten Führer der panslawisti- schcn Partei bekannt gemacht hatte, in dein serbisch-türkischen Feldzüge >876 den Obrrdesehl über da« serbische Heer, wobei er indessen keine Lorbeeren geerntet hat. In dem darauf folgenden russisch-türkischen Kriege wurde er nicht verwendet. * Nach einer Mittheilung de- französischen Bot schafter» Hrrbette werden dem internationalen Acrzte-Con^reß in Berlin als Vertreter de» sran- zösischen Mnitair-Sanität-wesen nachstehend« Höher»
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