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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-27
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1890
- Autor
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T- Srfch-i«t ttglich frwh 6V, 2L > dtllN Mse * per L.VI ' sunt '»ttor- >c»l» > »dree« 6r»«k- r. Da, e-n »a »"X. v«»k>>e l unä lesoel» >»6nsi» eritsu- »^>X. !»» k>»- i-«ledt» U«»m»l >ll «ia» nlti'dü- koräsi-r külbutt «nur» «tlluer »»»rk» »ärie-u e«k al« - »»>« ;ro«1«u niuxeu «o> pvr >««>u>r» >»u v,Lö d. Xa>» ^d«u<l» °ZS Trave" ri New- üusinsta >ampscr vmoiith Rmpftr üampser l-Mait- „Luart .«vi,,- d li»>»U k«»r«ce>i « »n«d l>» »u» k»r «tn« - k>»t», m änek w»cdt« »läl rn «edltt»- »ot>c->»r« r ,. »«ein 8» »leN « ^ por Mo» x«ir « »>e«» ei d,a»« ttrn»e»n ?r»«kr. 8ottrui>r t»t äi» « «vlii-t ; »väee» >«L »tos 0^. Me »d »ll-m »oNs-tt», ä» eie-» Z M»r>i«o »»<» »>ed «-L, ^ r »La»»» v.t»e<^» >k»u» »»- r»«m d»- «««dttt». !»» Uhr. Lrö«tt«v und L»PE«u Jvha»ne«gaff» 8. APrechkiaikn drr Lktartim. «MMttlag« 10-12 Uhr. Nachmittag« ö—« Uhr. W» m« »»«—»« «-»»«orw- »ch« »« »k «-»»Lo» Mch, ^r»,»»«ch Ami««»«« »er str »«, »Lchsts»lge«»e Nummer beftimmte« A,lernt« nn W-chent«^« »t» 8 Nhr NachmMn«». anE**»- >«ä Festtage» früh kt»'Uhr. I» öe« Fftiaftn ftir Ius.-Ännahmr: vtt» Klemm'« Lartlm. (Vllsretz P»-u>. Unuvriuü!-Illüst« 1, Louis Lösch«, Knlharlneustr. 23 pari, und König-Platz 7, «ur bis /,» Uhr. UchMcrIagMM ^ 147. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di« Herstellung des GalrohrnetzeS demnächst in Angriff B< „ für den Ort Stötteritz soll demnächst in Angriff genommen werden. Wir ersuchen hierdurch diejenigen Bewohner von Stötteritz, welche GaS zu BeleuchtungSzweckcn oder zum Heizen und »lochen, »um Motorenbetrieb u. s. w. abnehmen wollen, dir «forderliche Anmeldung »iS zum Lv. Hunt dS. I». entweder im Bureau der städtischer» Gasanstalten L«tpzig» Rittrrstraße 1», oder im Gemeindeamte zu Stötteritz zu bewirken. Bei rechtzeitigen Anmeldungen tritt eine Ermäßigung der Aulagrkosten dadurch rin, daß da- erforderliche Anschlutzstüik im vauptrohr unentgeltlich geliefert wird. Sowohl die Herstellung der Anlagen al» auch die GaS- lieferung erfolgt unter den für die Stadt Leipzig geltende» Bedingungen. Leipzig, 23. Mai 1890. Die Deputation d«S StathS der Stadt Leiuziq zu den Ga-nnstalte». Gkschäftslocal-Vermiettiuny. 5fm UnlvcrsitälSurun»itü«te Univerfitärsstraß« Sir. b ist dl« Hälfte de- von der Firma Ernst Görs ermtethetea «eschättsloeal», welches getheilt vermiechet werden soll, noch frei. Hierauf Reflectlrende wollen sich au das Unterzeichnete Reut- amt wenden. Leipzig, am 23. Mai 1890. UnitzersitätS-Urutamt. , Gebhardt. Kirschen-Verpachtung. Die die-stibrigen Kirschnutzungen an den stskalische» Straßen des Bauverwallereibezirks Borna sollen im Weae de- schnfüichen Angebot« unter den bei den Unterzeichneten Behörden, sowie den Herren Amtsstoaßenmristern Fehrrnann in Frohbnrg, Neubert in Groitzsch, Haußmann in Borna, Bibi in LobstSb« und iäinmtlteben Etrauenwärtcrn einzusehenden Bedingungungen meistbietend ver pachtet werden. Schrtstlichr -lugedote sind bi« spätesten- TiruStag. deu 8. A«nt 18»«. portofrei an di« Königliche Bauvrrwalterei Borna (LobstLdtrr. straße 10 8, II.) einznreichen. Gedruckte Formulare zu den Angeboten können daselbst, sowie bei den genannten Amt-straßenmeistern und sämmliichru Straßenwtirtrrn unentgeltlich in Empfang genommen werden. Die Bekanntgabe der eingegangenen Höchstgebote, zu welcher die Bieter hierdurch einaeladen werden, findet statt: bezüglich der Bezirke der AmtSstraßenmeister Fehrmaun, Haustmaiin und Vidl MtNwoch, den 4. )»ni vormittags 10 Uhr, in deu Parterrelocolitäten deS GasthoseS „zum äiminerhsf" in Vorna, bezüglich de- Bezirks des AmtSstraßenmeisterS Neubert Donnerstag, den 5. ^uni Lktstst. Nachmittags 4 Uhr, in den Lokalitäten der I. Etage des Gasthai,sc» „zum Kronprinz in Groitzsch. Die Enlichließung über die Annahme der abgegebenen Gebote, sowie die Auswahl unter den Bieten, bleibt vordehaltru; jedoch soll, sofern Bedenken dagegen nicht vorliegen, der Zuschlag bereit« in dem vorgedachten Termin- gegen sofortige Bezahlung des Pachtgeldes erfolgen. Insoweit der Zuschlag im Termine nicht erfolgt, dl eiben die Bieter bi« zum 9. Juni 1890 an ihre Gebote gebunden. Diejenigen Bewerber, welche bis dahin ohne Nachricht geblieben sind, haben ihr, Gebote ats abgelehnt zu betrachte». Könt,«ich- Ltrajzrn- ,»,v Königliche Vauvermalteret Waffcrbau-Bnspcctto» Leipzig. vorna, am 23. Mai 1890. Leipzig, 27. Mai. * Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, welcher seit einigen Tagen in Biaritz Aufenthalt genommen bat, wird, wie geschrieben wird, in diesem Sommer, cniem ärztlichen Raihe folgend, überhaupt sein Land nicht betreten. Als wirksamste Linderung der heftigen neuralgischen schmerzen, von denen der Fürst belästigt wirk, bat sich die Seeluft erwiesen. Deshalb will der Grrßl,erzog demnächst eine mehrmonatige Seereise antreten; dieselbe geht zunächst von Bordeaux nach der Küste von Marotkv und vcn hier nach der Bretagne. Bei günstiger Witterung ist auch ei» mehrwöchiger Besuch der norwegischen Küste ins Auge gefaßt. AIS Arzt wird den Großhcrzog der Mariiicstabsarzt lw. Brunhosf begleiten. Die Großherzoqin Anastasia wird ihren Gemahl ans der Seereise begleiten, dagegen sind die großherzoglicben Kinder, welche während des Winters bei de» Eltern in Ea»»c« weilten, augenblicklich aus der Rückreise nach Mecklenburg begriffen. * Wie der „Hamburger Corrcspondcnt" aus sehr sicherer Quelle erfährt, wird Fürst Bismarck in der zweiten Hälfte des Monats Juni einer Einladung der LordS Loudonderry und Rosedery Folge leistend, sich nach England begeben und voraussichtlich einen Aufenthalt von sechs Wochen daselbst ncbmcii. Auf der Reise und für den Aufenthalt in England wird ihn seine Gemahlin begleiten. Graf Herbert Bismarck wird gleich nach Pfingsten nach FriedrichSruh zurückkehren. * Die Bereinigung »ur Ehrung des Fürsten Bis marck in München erlaßt rin Rundschreiben mit der Bitte, zur Unterstützung ihrer Bestrebungen der Bereinigung b »- treten. 3n dem Schreiben beißt eS: „Nachdem Fürst Qtto von Bismarck nach einer an Bedeutung und Erfolgen uner reichten Fülle deS Schaffens au« dem Reichs- »nd StaatS dienfte auSgeschieden ist, haben in München Männer ver schiedener Berufskrcise und politischer Parteien eine Ber einigung zu dem Zwecke gebildet, de n treuen kaiserlichen Berather, dem Schöpfer deS Deutschen Reiches, dem Erhalter deS Friedens, dem Freunde Bayerns ein Denkmal zu setze». Auf den Hoben, die den Starnberger See umgeben, soll ru seinen Ehren ein Hain geschaffen werden, darin ein Dhnrm würdig deS großen ManneS, dessen Namen er tragen wird, ein Denkmal baverischen Dankes, wie ein Zeichen ewiger Gemeinschaft von Nord und Süd im Deutschen Reiche Das Protectorat hat Seine königliche Hoheit der Prinzregcnl übernommen, und die Genehmigung zur Vornahme einer Laminlung in Bayern ist vom Mraistcrium des Innern bereits ertheilt worden." Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. vierteljährlich 4»), LN. iscl. «rinaerloh- v «k.. dich dt. «»« bezogen 6 Mk Jede rinzel»« N»»«« ») PL Belegerempl« 10 Pf- G-ba^rensllr »xtrodeN»»«» «tt Vostdefordern», 70 Vit. Inserate 6 gespaltene Größer, Schriften lont ! Tabellarischer». Zister»stch »ach höher» 1 ktellLmen unter dein RehactiouSstrich dt« Saejpolt. Zeit« bO Pf»oe d» F o «t l t« » » » ck r «M t» » dt« «gespalten« Zeil« 49 «. In lernt« sind stet« a» dt« Gepe«tttO »u send«». — Rabatt »trd »tcht ««gebe»-! Zahlung prnonninarnmia oder durch Pop« Dienstag den 27. Mai 1890. 84. Jahrgang. * Die Meldung, daß der ReichScommiffar, Major Wiss- mann, in den nächsten Monaten nach Deutschland HU kommen beabsichtigt, findet in der Thatsachr ihre Bestätigung, daß Se. Majestät der Kaiser unterm 2t. d. demselben einen drei monatig»» Urlaub «rtbeikt und den Thef Vr. Schmidt mit seiner Vertretung beauftragt hat. * S. M. Fahrzeug .Loreley", Eommandant Corvetten- Eapitain v. Henk, ist am 24. d. M. in Pera, S. M Kanonen boot .IltiS", Eommandant Eorvetten-Eapitain Ascher, am 24. d. M. in Yokohama eingekrofscn. * Die kürzlich dem Geheimen Regierung-rath Profrfsor vr. Echriblrr gewordene Orden»au»zeichnung dringt man der „Post" zufolge mit den bedeutenden Verdiensten desselben um die Erfindung de» rauchlosen Pulver» in Zusammenhang. Kurz nach Annah»,e d«< letzteren war derselbe bereit« durch die Ernennung zum Geh. Regierung-rath auSgkzeichnel worden. * Der Vertreter de- Rei> Abg. von Brthma Mandat nirdergelegt. wie bereit- gemeldet, am vonaen D,eu«tag die Ungültigkeit« erklärung de- Mandat« beschlossen, aber sich noch dir Prü fung eines Gegenprotcste« vorbeyalten. Die Neuwahl ist auf den 3. Juni anbcraumt worden. * Im Lager der deutschsrrisinnigcu Partei brodelt eS au« Anlaß der bekannten Maßregelung de» Abg. Eugen Richter wie in einem Hexenkessel. Der Abg. Professor Birchow hat gegen die jüngsten Beschlüsse d«S Drcizihner- AuSschusseS der deulsch-sreisinniaen Partei Protest eingelegt. Die freisinnige Zeitung" meldet zu dieser Angelegenheit: Der Abg. Professor Birchow hat den Abg. Freibrrrn v. Slauffenbera ersucht, die Legalität der Wahlen des Drci- zrhner-AuSschuffe« der Entscheidung sämmtlicher deutschfrei sinniger Abgeordneten des Landtags und des Reichstag« zu unterbreiten und zu diesem Zwecke da« aus diesen Abgeord- netcn bestehende Centralcomits aus den 9. Juni nach Berlin auf sämmt- oahlen. Die rlich auf dir Seite von Eugen Richter. So schreibt die „Franks. Ztg": Bon diesem GesichtSpunct an« wird mon aber auch die Meinung, al- werde sich innerhalb der Partei ein Zersetzungsproceh voll- ziehen, bei dem die Link« mit Züchter de» Kürzeren ziehen werde, für «ine hohl« Illusion haiten müssen. Eine Spaltung wird nur eintreten, w,un die Partei dei der Entscheidung über die Militair- Vorlage auteinandergkht, sie wird dann unoermeidlich setn, sich ober nicht in der Art vollziehen, wie rechtsstehende Blätter sie aus tdr«m Herzenswunsch heran« ankilndigeu, sondern genau so wie 1874 bei der Entscheidung über da« erste Septennat. Es war «ine Minderheit, die damals von der Partei sich trennte und eine eigene Gruppe zu bilden suchte, die Mehrheit blieb, was sie gewesen war. Diese Minderheit schrumpfte schon nach ivenigen Jahren zu einer kleinen Zahl „Wiidcr" zusammen, von denen die letzten bei dem NationalUberali-'mu» Unterkunft fanden, die Partei aber behauptete sich a»f dem alten Programm. Das gleiche Schicksal wie einst die Gruppe Löwe würde eine neue Secession haben, denn die Stimmung unter den frrisinntge»:Wah>ern neigt sich heute der Mililairvortage gegenüber, wi, bereits zahlreiche öffentlich« Kund- gedungen beweisen, noch entschiedener der Opposition zu, al« vor sechzehn Jahren. Wenn die Herren Hänel, Rickcrt und Genossen also wirklich ein Opportunftätstünzlein wagen wollen, so mögen sic überzeugt sein, die Wähler werden ihnen ebenso kräftig aus der- selben Tonart auffpielen, ivie den Herren Eartelbrüdern am 20. Fe> bruar 1890. Nicht ohne Interesse sind auch die Bemerkungen der „Volks-Zeitung", welche sonst Herrn Richter nicht grün ist; sic sagt: „Auf dem politischen Gebiete steht Richter bergehoch über den Hänel, Rickert und Forckenbeck, sowohl wa« Arbeitslust und Arbeits kraft, als auch was Kenntnisse, al« auch endlich und namenttich was Gcadheil und Rücksichtslosigkeit der Ueberzeugung anbetrifft. Die Vernachlässigung ihrer parlamentarischen Pflichten, welche sich Hänel und Forckenbeck nun schon seit langen Jahren zu Schulde» kommen lasten, ist längst zum öffentlichen Seandale geworden, und die übertriebene Geschäftigkeit, mit welcher Rickcrt dieses Manko zu decken sucht, indem er im Reichs, und Landtage mit leerer Redseligkeit und i,nzureüpend-r Sachkenntnis, über alle und »och einige Dinge red«! hat ihn «benfo lange znm Gegenstand« heiteren Wohlwollens f. alle Gegner der freisinnigen Partei ge mocht. Augenblicklich vertritt diese« edle Kleeblatt nun gar »och eine allcrunterltzänigstc Lstod'l - Slrümpfelei, di«, wenn sie in der frei sinnigen Partei wirklich die Herrschaft erlangte, derselben den tragt komischste» Untergang sichern würde, den le eine Partei gefunden hat. Mag sich also Alles, wa- in der freisinnigen Partei noch lebendig ist, zu einem energischen Halt ausroffe» und die politische Iulrigue, weicher Richter zuin Opfer fallen soll, noch ihrem ersten Erfolge so auf den Kopf lchlagen, daß sic sich nicht wi " heben wagt." — „Ein- aufven Kops geben" — gebern nämlich, sagt Herr Grlllenberger im Reichstage! * Die Stellung deS sächsischen Ministers v. Neust in dem Consticte zwischen den beiden Staaten Oesterreich und Preußen ist bekannt. Er war der eifrigste, aber nicht geschickteste Vertreter und Anwalt der Mittclstaaten; unab lässig ivar er bemüht, Preußens aus zeitgemäße Reform der BundeSverfaffung zielende Bestrebungen zu durchkreuzen und jedes Anwachsen der Macht deS verhaßten Nachbarn zu ver eiteln Mehr als die Minister der anderen Mittclstaaten erwartete er für diese daS Heil in einem engen Anschluß an Oesterreich, dessen Waffenbrüderschaft mit dem bis dahin eng verbundenen Preußen bereit» in« Anfänge des Jahres I8t',t'> der Auslösung stark entgegengina. Schon Anfangs März erwog man in Wien die Aufstellung einer Nork- armee gegen Preußen und einer Südarmee gegen Italien. Graf Meusdorfs, der Leiter der auswärtigen Politik Oesterreichs in dieser Zeit, sprach sich entschieden gegen jede Rüstung als voreilig in diesem Zeitpunct und des halb für Oesterreichs Interessen schädlich aus. vkme bei den militairischen Autoritäten Gehör zu finden Um so ent schiedenere Wirkung hatte dagegen folgende von Herrn v. Brust eiligst nach Wien berichtete Tharsache. Bei einem Mittagsesse» in der Sächsischen Gesandtschaft zu Berlin — so erzählt v. Sybrl in dem vierten Bande seines Buches „Die Begründung de« Deutschen Reiche« durch Wilhelm l." — hatte die Gesandtin Gräfin Hohentbal die Naivelät, den neben ihr sitzenden preußischen Ministerpräsitenlen kurzweg zu fragen: Sagen Sie mir doch, Excellcuz, ist cs wirtlich wahr, daß Sie Oesterreich bekriegen und Sachsen erobern wollen? Bismarck erwiderte mit größter Freundlichkeit: Ganz gewiß ist da« wahr, «bcuerstc Gräfin; vom ersten Tage meines Ministeriums an habe ich keinen andern Gedanken gebabt, unsere Kanonen find heule gegossen, und Sir sollen bald sehen, wie sie der österreichischen Artillerie überlege» sind. Entsetzlich! rief die zwei Besitzungen, auf welche soll ich mich Plichten r Gut in Böhmen, oder «ms mein Schloß de, Leipzig? an Sic mir glauben wollen, antwortete Bismarck, reisen nicht nach Böhmen; eben dort, und wenn ich nicht irre. >de in der Nähe Ihre« GoteS werden wir dir Ocstcrrcicher Dame; aber, fuhr sie fort, dann geben Sie mir eine» FreundeSratb, da Sie einmal in offenherziger Laune sind, ich habe auf mein Wenn Sic Hie gerade in der Nähe Ihre« wmes wcrven wir vir ^ c,icrrc,wrr schlagen : Sie könnten dort also schreckliche Abenteuer erleben. Geben Sir ruhig nach Sachsen; bei Leipzig wird nichts vor fallen, und Sie werden nicht einmal durch Einquartierung belästigt werden, denn Ihr Schloß sTnauthein liegt an keiner Etappenstraße. — AlS bald nachher Bismarck von anderen Diplomaten über diese Aeußerungrn brsorglich interpellirt wurde, lachte er. daß man von der Verspottung einer un- vasscnden Frage Notiz nähme. Herr von Beust aber nahm, m Erinnerung an seine langlährige Feindseligkeit gegen Preußens Politik, die Sache äußerst ernsthaft, sandte die wichtige Enthüllung nach Wien, ries Oesterreichs mächtige» Schutz an und erklärte, daß, wenn Oesterreich jetzt rüste, sämmtliche Mittclstaaten fest zu ihm stehen, andernfalls aber der Freundschaft Oesterreichs für immer den Rücken kehren würden. Auf die Entschließungen der militairischen Kreise in Wien blieb die M ittheilung Beusi'S nicht ohne Einfluß, die Truppen in Böhmen, Mahren und Westgalizien wurden wesentlich verstärkt, so daß binnen Kurzem von drei Seite» 89 009 Mann in Schlesien einbrechen konnten, wo damal- nur 25 999 Mann in immobilem Stande und in den gewöhn lichen FriedenSgarnisonen vertheilt waren. * Seitens des bekannte» TbierhändlerS Carl Hagenbeck in Hamburg ist eine», dortigen Blatte ein Brief zur Verfügung gestellt worden, den jener von seinem Vertreter in Baga- mojo, ä. cl. l. Mai, erhalten hat. Wir entnehmen diesem Briese folgende Mitlheilunaen: „Emin Pascha ist am 26. April von Bagamojo in voller Gesund» heit in daS Innere abgeqanaeu. Er hat öM Träger und 100 Sol daten bei sich, welch« sammllich mit Waffen versehen sind. Di» Tauer der Expedition ist auf drei Jahre berechnet. Einin will von Stanley nicht« wissen; er ist deutsch »nd will nur für Deutschland arbeiten. Stanley hätte Emm gern durch ganz Europa geführt, um mit ihm zu prunken, aber all' seine Mühen sind umsonst geweien. Emin war nach seiner Wiederherstellung in Bagamoso siel« gesund und munter; ich habe mich mit ihm mehrmal» stundenlang unterhalten. Emin ist in da« Innere unter allgemeinem Jubel und Kanonen- schüssen von Bagamojo abinarschin. Sänuntliche Deutsche haben wm da« Geleit biS zum Fluß gegeben Bagamoso ist >etzt völlig wieder ausgebaut und bietet nncn viel schöneren Anblick al« früher brr. Wir haben sogar Straßenbeleuchtung und erste»en uu« einer Sinnlichkeit, di»' man früher gar nicht kannte. Di» Schlvarzeu grüßen die Deutschen mit „Guten Morgen M gleichviel ob eS Morgen« oder Abend« ist. Reich-commissar Wissmann ist bei Allen beliebt, er versteht es sehr gut, niit den Leuten umzugehen." * Ueder den böbmischcn Ausgleich schreibt die „Nene Freie Presse" vom 24. Mai: Es scheint, daß man sich auch bereit» im RegierungSIager keiner Täuschung über das Schicksal de- böhmische» Ausgleichs hingiebt, und der Er kenntniß der Lage entspringen die folgenden trübseligen Be trachlungen, welche ei» osficiöseS Blatt heute anstellt: „Es ist überaus traurig", schreibt dasselbe, „eingestehcn zu müssen, daß die Hoffnungen, tvelche durch den Zusammentritt deS böhmischen Landtags «nd das Erscheine» der Deutschen in demselben erweckt wurden, nach kaum einwöchentlicber Thälig- keit sehr erheblich bcrabgcstimmt sind. Der wüikendc An sturm der Jungczechcn allein und ihre Verschleppungs- Manöver würden uns um da» Gelingen deS AnSgleichS- wcrkeS nicht bange machen; wenn aber auch von solchen Männern, deren Besonnenheit und guten Willen wir nicht einen Augenblick bezweifeln wollen, SGwicrigkcitcn ge macht werden, die eigentlich im Wcsen der Sache gar nicht begründet sind, dann könnte allerdings daS baldige Zustande kommen deS Ausgleichs in Frage gestellt sein." Ucber die Lage in Prag liegt uns daS solgende Telegramm unseres Berichterstatters vor: Prag, 24. Mai. ES unterliegt keine,« Zwelsel mehr, daß der Ausgleich als ge- scheitert zu bemachten ist, denn wenn selbst die Commisivn da» Gesetz über den Landesschulrath zu Ende bccalhcn und cs dem Plenum deS Landtages vorlegen sollte, so wird doch nicht einmal dieieS Geictz erledigt werden, weil die Iungczcchen entschlosien sind, die Zeit bis zum Beginne der Delegationen mit der Genern.-Teiatte in, Plcnnm ouSzusüllen. Man kann positiv behaupten, daß die Altezel^n, mit Ausnahme ihrer drei Fiibrer Iw. Rirger. Iw. Matlujch und Zeilhammer und einiger weniger antere, Abgeordneten, den Ausgleich entschieden ablehnen Wie wir hören, sand gestern eine Sitzung des attezechischen Club« statt, in welwer direct die Frage auigewvrsen wurde, lver von den Anwesenden sin den Ausgleich stimmen wolle, und c« erhoben sich im Ga",en nur sechs Mitglieder de« CiubS, der geuie noch einige fünfzig Mitglieder zählt. Damit ersch-Int der Ausgleich begraben. * AnS London wird vom 23. Mai geschrieben: Mit seiner endlos gehässigen Hetzerei gegen die Landgier der deutschen und die charakterlose Nachgiebigkeit der englischen Regierung hat Stanley endlich den Premierminister Lord Salisbury selbst in den Harnisch gebracht. Auf dein Bankett der Schneidergildc in der City zahlte er Stanley in seiner eigenen Münze, nidem er ihm deutlich zu verstehen gab, daß er in die Luft kinein schwatze. Solange seine Kritik nur für seine eigene persönliche Ansicht gelte. ,ci nichts dagegen cinzuwcnden; da da» Publicum aber leicht zum Glauben ver leitet werden könne, daß Stanley hinter die Conlissen schaue und RegicrungSgeheimnisse vcrrathe, um die Briten zu erschrecken, müsse er da-Publicum vor solchen Schlüffen warnen. Die Regie rung bade nicht- preisgegeben,aus dem cinsachcnGrundc, weil sie kein Abkommen getroffen. Bis jetzt habe nur ein Ideenaustausch stattgkfunden; vielleicht werde eS Überhaupt »ich» zu einer Vereinbarung kommen; jedenfalls würde eine solche für die dabei bclhciligtc» Parteien, die Handelsgesellschaften und die Missionen, anncbmbar sein müssen, und vor alle» Dingen sei erst England selbst und das Parlament zu Rathc zu ziehen, ehe man sich auf die Uebernahme diese- ungeheuren Gebiete» und der damit verbundenen Verantwortlichkeit einlasftn könne. Salisbury macht dabei den Grundsatz geltend, der in der afghanischen Frage den Ausschlag für England» Nachgiebigkeit gab. England sei eine Seemacht und solange es sich »ur mn maritime, der Flotte zugängliche Besitzungen bandele, brauche kein Brite sich graue Haare wachsen zu lasten. Anders aber ge stalte die Sachlage sich bei Ländern, die von der See aus erst in drei Monaten erreichbar seien. Er erinnere nur an den Zug nach Khartum, dessen Erfolg nicht gerade glänzend gewesen. Damit bat denn Lord Salisbury wiederum senie Gabe, den beißen EdauvliiismnS seiner LanbSlente mit sarkastischen Worten ab zukühlen, bewährt. Diese Abkühlung koinmt ger»de im gegen« wärtigen Augenblick, da Sir Percy Anderson "on Berlin zeit weilig bierber zurückaekebrt ist. besonder« erwünscht. Die zahlreichen hiesigen Nimmersatt in afrikanischem Erwerb möchten die Hände der Regierung binden, eh« Sir Percy sich wieder nach Berlin brgiebt, daher der Ansturm, der gestern im Unterbaust gegen den UnterftaatSftcretair des Leußern, Sir I. Fergnsson, erfolgte. Die Parlameuts-Mitgnrder Beckelt, Buchanan. Munro - Ferguson, Bethel, Campbell, Barttelot und andere machten t>e großafrikanische Tßroric gegen Deutschland geltend, so wie sie Stanley mit der Ost- afrikanischen Gesellschaft im Rücken predigt; aber der Untcr- atssccretair widerlegte sie in sehr glücklicher und kräftiger eise. * DerMinistervrästdent Trikupi« brachte in der Kammer in Athen einen Gesetzentwurf ein, nach welchem ein« neue hellenische Schifffahrt»-Gesellschaft gegründet werden soll mit einem Capital von 35 Millionen. Die Gesellschaft soll vom Staat unterstützt werden. Die bedeutendsten griechischen Banken Werden sich daran betheiligcn. Man bofst durch diese Gesell schaft den griechischen Handel zu Heden. * Die Polizei entdeckte in Chicago heute ein Attentat» durch welche« beabsichtigt wurde, da» Denkmal im Haymarket zu zerstören, welches zur Erinnerung an die während der anarchistischen Unruhen umgekonimcnen Polizisten und Bürger errichtet wurde. Glücklicherweise war die Explosion nicht er folgt. da der Regen die Zündschnur der mit bOprocentigem Nitroglycerin gefüllten Buchse verlöscht halte. Marine. * Wilhelmshaven, 2t. Mai. Heute Nachmittag > ,4 Uhr hat der 799 Mann starke Ablösungstransport für die Schiffe deS KreuzergcschwaderS „Leipzig" »nd „Sophie" unter Führung dcS Eapitain-LicutenantS v. Usedom mit dem Llvyddanipfer „»Kronprinz Friedrich Wilbclm" den hiesigen Hasen verlassen und ist nach Sinaapore in See gegangen. Am Vormittag ließ der Chef der Marincstalion der Nordsee, Exccllrnz Vice Admiral v. Paschen, sämmtliche zum Transport gehörende» Officiere und Mannschaften vor dem Dampfer noch einmal antreten nnd verabschiedete sich von denselben in einer kurzen ermuthigendcn Ansprache, die mit einem Hoch auf Sc. Majestät den Kaiser schloß. Von den Officieren nahm der Admiral persönlich durch kräftigen Hände druck Abschied. Die Abfahrt dcS TranSportdampscrS war von der Einwohnerschaft begleitet, wie sie nicht herz licher und wärmer gedacht werden kann und so recht die innigen Beziehungen erkennen ließ, in welchen Wilhelmshaven mit allen Kreisen seiner Bevölleruna zur Marine steht Während das Schiff in der Kammerschlcuse lag und ans daS Ocffnen der Thorc wartete, hatte sich fast die ganze Stadt nach der Hafeneinfahrt begeben, um den Mannschaften taö Geleit zu geben. Die Scheidenden standen in dickten Gruppen an Deck nnd über die Reeling gelehnt und cs entspann sich zwischen ihnen und dein Publicum noch in aller Geschwindigkeit ein kleiner Ane-laufet' von Liebesgabe» in Form von Bier und Cigarren, was noch zu mancherlei heiteren Scenen Anlaß gab. Da» MusikcorpS der 2. Matrvsen- division batte sich am .Kai ausgestellt nnd spickte lustige Märsche, die immerhin zur Ueberwinkung der beklommenen Slimmnna, in der siel' Alle befanden, bciaetragen haben mögen. AIS sich der Dampfer endlich in Bewcgung setzte, enterte die Besatzung des im Hasen liegenden Artillcrie- schnlschifscS „Mars" aus nnd brachte» den scheidenden Kameraden ein kräftiges Hurrah auS, welches von diesen erwidert wurde. Langsam glitt da» Schiss durch die Schleuse, die Musik spielte das einfache, aber zu Herzen gebende Volkslied „Muß i den», muß i denn znm Städlelcin hinaus": aus Wiedersehen »nd glücklichcjReise, rief es hinüber und herüber nnd unter beständigem Hurrah, Tücher- nnd Mützcnschwenke» erreichte das Schiff die Rhede, Wo eS alsbald schnellere Fahrt ansnahm. Das Publicum gab ibni das Geleite bis znm äußersten .Kopse der Mole. Den» stillen Beobachter entging eS nicht, daS manche heiße Thränc der Gattin, der Mutter und der Braut dem scheiden den Schisse nachgcweint wurde. Ei» so.ckicr Abschied hat, trotz dcS stets die Oberband behaltenden HuniorS des See manns, selbst für de» llnbetbeiligten etwas lies zu Herzen Gehendes uno ein solches Bild prägt ffch ebenso danernö dem Gedächtnis; ein, wie der Ruf- glückliche Reise, Wieder>ehen! auf ^lles Tl>:n!tr. * Leivzig, 26. Mai. Ludwig Fulda'S Lustspiel „Die wilde Jagd" ging gestc.n wieder neucinstudirt in Scene; das Stück ist über viele Bühnen gegangen: sein Grundgedanlc ist zeitgemäß und glücklich, wenn auch Ein zelnes nickt obne Gewaltsamkeit für dciisrlöcn zurecht gemacht ist. So ist der Professor, der Tag »nd Nacht arbeitet, um ein tüchtiges Werk zu schaffen, doch nicht zu den wilden Jägern zu rechnen, zu denen der Dichter ihn gelegentlich zahlt. Das Lnitsvikl ist ein Lnsispiet in Epigrammen — darin zeigt sich des Verfassers eigentliche Begabung und von diesen a» die rechte Stelle gesetzten Schlagwörtcrn hängt die gute Wirkung mclircrcr Srcnc» ab Im Ucbrigcn ist die Eharakter- zcichnung etwas schabioncnkast und bietet die Darstellung leine Ausgaben von bleibendem Wcrthe. Frl Knblmann spielte gestern als Gast die Rolle der Malerin Melanie Dalberg nnd brachte die wechselnden Gc- nintbsstiminnngen derselben in Liebe, Streit und Versöhnung verstäntnißvoll zum Ausdruck. Namentlich gelang ihr die große Schlußsccne des dritten Actes, der leidenschaftliche Aus bruch der Entrüstung über den Einbruck de» Gatten in ihre Sckiiblädcn nnd Briefgeheimnisse nnd der Verzweiflung über den Undank, mit dem belohnt wurde, was sie aus besterAbsicht und inniger Liebe getban Hier zeigte ihr Organ eine markige Kraft und wir zweifeln nickt, tag in bcldciikaftcn Rollen, dem cigcnllickcn Fackc der Darstellerin, dies Organ die großen Momeiuc der Handlung in entsprechender Weise tragen wird. Was wir an dieser Melanie aussetzeii möchten, ist der Mangel eine« künstlerisch-phantastischen Zuge»; nicht nur muß von den Huldigungen der Welt bei dieser jungen Dame etwa» mebr abgefärbt haben, auch die Künstlerin muß durch kleine LBianecn sich etwa» schärfer von den anderen bürgerlichen Mädchen unterscheiden Freilich, der Dichter giebt dafür wenig Hand haben und die Darstellung muß ans eigenen Mitteln manches ergänzen. Herr Geidner gab dem lw Max Weip.echt etwa» naiv- durschiloses, was dcm jungen Gelehrten gut zu Gesichte stand, t !!,
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