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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-29
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1890
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Erschei«t täglich früh SV, Uhr. und Lrprdtti«» Joh«anr-gaff« 8. Lprrchkiindrli der lirdaclion: Bormiltag« 10—18 Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. fftr H, Mt«g»d« 6,,8-a»«»e »»chl sich di« Ridoctis» mcht d«r»»»läh. «»i,«d»e srr für sie »ich«s«l,e»»r N»»«er »,ftt»«»e« J«ser«tr «« W-chrntagcn »ts L Uhr Nochmttt«,», a« San»-un» Krftlase« frü h »«»',» Uhr. In -rn Filialen für Ins.-Annatimr: vn« Ule»« « Tarit«. < Alfer» Hahn), Univeffität-strah« 1, Laut» Laich«, Katharinen str. 23 pari, and Königtplatz 7, nur bis V.K Uhr. 'chÜW'CMebliitt Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abon«eme«tSprets vierteljährlich «»/, Mk. tncl. Bringerlohn ü Mk., dnrch di« Post bezogen 6 Dck Jede einzelne Nummer Ul) M. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extradeil aaeu lin Tagcblatt^onnat gesalzt» ohne Poslbesördening 60 Mk. mit Postliesürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Pctitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut ans. Preisverzeichntß. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach höherrn Tarif. Nrelamrn unter demRedactionsstrich dt« Sgespalt. ZetleSOPs., vor den Familiennach richten die Sgespaitene Zeile 40 Pi. Inserate sind stets an di« Expedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegebene Zahlung praeunm« rnnäo oder durch Post» Nachnahme. ^ US. Donnerstag dm 29. Mai 1890. 8-t. Jahrgang. «WS«»» Amtliche Bekanntmachungen. LirsöMverpachtuilg. Die an den fiScaltschen Stroben des Vauvenvalterribezirks Leipzig im lausenden Jahr« anstehenden Hirsche» sollen im Wege des schriftlichen Angebots unter den bei den Unterzeichneten Be hörden, sowie den Herren Amtsstraßenmeister» Uerer in Lctpztg- fttohlts, Huv in Lri-ztg-Rciidntt;, I'lnu in i»o»»c»vi»z u»d 1-luckner in Leipzig, tngleichen bei sämmtlichcn Straßenwürtcru einzusehenden Bedingungen meistbietend verpachtet werden. Schriftliche Angebote, welche sich aus eine oder »ithrere der in Frage kommenden Sttaßenabtheiluiigen oder Unternblhcilungen erstrecken und zu welchen Formulare bet sLmmtlichen obengenannten Stellen unentgeltlich in Empfang genommen werden können, sind verschlossen und mit der Aufschrift „Pachtgrbot aus Hirsche»" spätestens bis Donnerstag, den S. Juni d. A. bei der mitunterzetchneten Banvrrwalterri (Bahnhofftraße 17, ll.) etnzureichen. Die Eröffnung der «ingeaangenen Angebote erfolgt Sonnabend, den 7. Z»n> d. I.. Borniittags 10 Udr im Saal« de« Schndmacher-Jnnungshauses bierstlbsl jSchloß- gaffe 10), wozu die Bieter hierdurch eingeladen werden. Die Entschließung über die Annahme der abgegebenen Gebote, sowie die Auswahl unter den Bietern bleibt Vorbehalten, es wird aber, tvenn in dieser Beziehung Bedenken nicht vorliegen, der Zu schlag bereits tn dem vorgedachten Termine erfolgen. Für diesen Fall ist sofort Zahlung zu leiste». Insoweit der Zuschlag im Termine nicht stattsindet, bieibe» die Bieter bis »um 11. Juni d. I. an ihre Gebote gebunden und sind diejenigen Gebote, welche bi« dahin nicht beantwortet sein werden, atS adgelehat zu betrachten. Leipzl», am L7. Mai 18S0. Getchiillsloral-Vkrmjclljung. Im Universttätsgrunöstnckc Universität-straße Nr. ü Ist die Hälfte de« von der Firma Ernst Görs ermiethcten «rschästSloralS, welches gethrift vermiethet werden soll, noch frei. Hieraus Reflecttrende wolle» sich an da- unterzeichnet« Rent amt wenden. Leipzig, am LS. Mai 1890. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Lekanntmachung. Die Maurer» und Zimmerarbeiten bet der beabsichtigten Erneuerung de« KirchengebLudeS zu Leutzsch werden hiermit aus- geschrieben. BlanquetS sind bei Herrn Baumeister ^Itenckorft in Leipzig, Turnerstrabe 18, gegen 00 Abschreibegebiihr zu ent- nehmen und bis zum Ablauf de« 7. Juni auSgrsüllt an den mit- Unterzeichnete» Pfarrer -bzugeben. Auswahl unter den Bewerber» bleibt Vorbehalten. Leutzsch, den 28. Mai 1890. Der KtrchenvorstanV. vr. L. tieboockerniuau, Pfarrer Üiiu-Ärtlll, in Höchster Nähe de) Pabnlioss und ker Hartliwaldung ickön gelegen, hat billig zu verkaufen Ver SiaStrali, zn Zwenkau. 6rauerei-ver!rauf. Am 84. Juni d. I. Bormittags '.1 Uhr soll im Fankbänel'schrn tüasthofe zu Rödiit; das Weyrauch'sche Brauereigrnndstück, Fol. 8 des Grundbuchs für Hohndors, mit Schneidemühle und dazu ge- hörigen Feldern, Wiesen und Teichen, sowie mit den znm Betriebe der Brauerei gehörigen Anlagen und Geräthschasten, nach Ausweis de- Flurbuchs 4 Acker 249 ÜR umfassend, und ferner das 1 Acker 190 l-R. umfassende Feldgrunostück, Fol. >23 de- Grundbuchs für Röblitz, von welchen das crstere einschließlich der zum Betriebe der Brauerei gehörigen Anlagen und Geräthschasten aus 48,672 ^ll 60 und das letztere aus 1660 et gewürdert worden ist, versteigert werde». »önigl. Amtsgericht Lichtenstrin, am 10. Mai 1890. Geyter. Der procesr paniha. Das Urtheil im Proceß Panitza steht unmittelbar zu er warten; der Staatsanwalt hat bereits seine Anträge gestellt, rS bleibt also nur noch der Verthcidigung das Wort, dann fällt die Entscheidung. Der Antrag des Staatsanwalts lautet gegen den Hanptaiigcklagtcn Panitza und gegen die Mit angeklagten Arnandow und Nizvw auf Todesstrafe, gegen die übrigen Angeklagten find Freiheitsstrafen beantragt. Im Ganzen baden die Verhandlungen den gehegten Erwartungen nicht entsprochen. Das Streben der Angeklagten war nicht sowohl darauf gerichtet, der Wahrheit zum Siege zu verhelfen, als sich von der Anklage zu entlasten und dafür Andere zu ver dächtigen. Besonders lebhaft trat die Absicht hervor, Stambulow und andere Mitglieder der Regierung der Anwendung un- crtaubter Mittel, wie Zeugenbeeinflussung, zn bezichtigen. Die Belastungszeugen sollen nach der Angabe der Haupt- angeklagtcn Zusicherungen von Geldbelobnungen und von Stelle,, im Staatsdienste erhallen habe» für den Fall, das; sie im Interesse der öffentlichen Anklage anSsaac». Rizow aber so wenig wie Kolubkow vermochte» ihre Bekauptungen zu beweisen, und auch Kisso scheint die Beschuldigungen, welche Panitza gegen ibn erhebt, entkräftet zu haben. Immerhin bleibt der Eindruck, daß bei dem Proceß nicht Alle- in Ordnung ist, daß mancher Schuldige geschont wird auS Rücksicht auf feine Stellung und auf seine Fädig keiten für dieselbe, der eigentlich auf die Anklagebank gekörte Diese Meinung ist namentlich über den Obersten Kissow, den früheren Commandanten von Sofia, verbreitet, den Paniha al- den Hauptschuldigen darzustcllen bcmübt ist. DaS Auftreten Panitza'S vor dem .Kriegsgericht ist völlig unwürdiges; er scheint daS ganze Verfahren als eine Komödie zu betrachten, der er nach Belieben diese oder jene Wendung geben kann. Die Hauptsache, welche Rolle die russischen Beamten und Ossiciere als Urheber oder Mit schuldige an der Verschwörung gespielt haben, tritt bei den Verhandlungen wenig oder gar nicht zur Erscheinung, weil Panitza jede Verbindung Rußland« mit dem Compiot von vornherein in Abrede gestellt bat und weil Kolubkow die Sache so darstellt, als ob die chiffrirte Correspontcnz, welche ihn als Verschwörer erscheinen läßt, lediglich geschäftlichen Zwecken gedient habe. Unter solchen Umständen ist man ans die Mitlheilungen angewiesen, welche nach Beendigung de« VerfabrenS vorauS- ^chtlich in dir Oefsenllichkeit dringen werden, falls nicht die Regierung Ursache hat, da« gegenwärtige vertuschungssysteni auch für die Folgezeit aufrecht zu erhalten. Sehr bcklagen»- werlh ist, daß durch den Proceß da- Urtbeil über die sittliche und politische Reife der Bulgaren tief yerabgeftimmt wird. Es wäre eine sehr wohlfeile Art, den Ernst der Sache dadurch abzuschwächen, daß man Panitza und seine Mitschuldigen als Opfer der Verführung hinstcllte und ihnen deshalb eine »iilkrre Bcurtbcilung zu Thcil werden ließe, denn damit würde man zugleich die ElitwickelungSfähigkeil de- bulgari- ckicu Volkes und seinen sittlichen Wertb in Frage stellen, .stack« den Erfahrungen, welche Bulgarien seit der Ver- chwöning gegen den Fürsten Alexander gemacht bat, ffl die Möglichkeit bloßer Verführung mit vollständigem Erfolg aiiSgeschloffcn. Ein höherer Officicr in der verantwort lichen Stellung Panitza'S muß sich dessen bewußt sein, daß nach einem Aufstande, welcher sein Ziel erreicht, die Selbstständigkeit Bulgariens nicht mehr zu retten ist, und daß Rußland dann die Waffen in die Hände bekommt, deren cS bedarf, um Bulgarien unter seine Botmäßigkeit zu bringen. ES ist also der vollständige Mangel an Patriotismus der Angeklagten, welcher die Verschwörung Panitza'S überhaupt ermöglicht bat. Panitza ist kein bul garischer sondern ei» russischer Ofsicier, seine Stellung bat iür ibn nicht den Werth eines Ehrenpostens, sondern sie dient ibm nur als Handhabe zur Erlangung eine- höheren Grade-, den er im Dienste Rußland- schneller erreichen zu können laubte als im Dienste seines Vaterlandes. Von diesem ktandpuncle suchen die Angeklagten auch die Rolle der Be lastungszeugen und der Negierung zu erklären. Sie sollen alle in dem Lichte erscheinen, als ob ibnen Privatvortheile höher ständen als die Treue gegen den Staat, welchem sie angeboren, und der Wunsch, die Unabhängigkeit Bulgarien» zu bewahren und zu befestigen. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß Panitza und seine Mitschuldigen nur einige wenige Auswüchse eines im Ucbrigen gesunden StaaiSkörpcrS sein mögen, aber man kommt Über den Eindruck nicht hinweg, daß sich in der bul garischen Armee noch viele derartige Subjecte befinden, denen cS nur an Gelegenheit fehlt, ihre bösen Leidenschaften zu bethätigen. Wir haben in dieser Beziehung einen anderen Proceß als Material zum Beweise der Nichtigkeit dieser Bermuthung zu Hand. Wir brauchen bloS daran zu erinnern, daß es die Zöglinge der Cadcttenschnle in Sofia waren, welche den Fürsten Alexander in der Nacht an- dem Bette holten. Und zwar geschah daS Unerhörte unmittelbar nach kriegerischen Erfolgen, welche jede andere Armee zur Ver götterung ibrcS Fürsten geführt baden würde. In Bulgarien begnügt man sich damit, den Fürsten auf die Schulter zu nehmen uns unter Iubclgeschrei davon zu tragen. Dann aber geht man hin und vcrräth den Fürsten. So ist cS Alexander, so ist cS Ferdinand ergangen, und daS Ende bleibt »och abzuwartcii. Einen sehr wohlthuenden Gegensatz zu deu Erfahrungen, welche man mit der bulgarischen Armee geinacht hat, bildet die bulgarische Volksvertretung. In dieser bat der bulgarische Patriotismus eine feste und sichere Stätte gesunde». Die Anhänger Zankow'S haben sehr bald ge sehen, daß sie dort »ichlS auSzurichlcn vermögen und habe» danach ihre Haltung eingerichtet. Aber man darf nicht außer Acht lasse», daß dabei auch die materiellen Interessen in Betracht kommcn. So lange Handel und Wandel, Landwirtbschast und besonder« Viehzucht blüben, bat der bulgarische Patriotismus leichte« Spiel, in vollem Glanze zu strahlen, was nicht auSscblicßt, daß auch die innerste HcrzcnSmcinnng damit übereinstimmt. Aber der bulgarische Volksvertreter will auch eine» Erfolg seiner Bemühungen scheu, wen» er viele Meilen weit auf schlechten Wegen nach Tirnowa gekommen ist, um dort sein Mandat auSzuübcn. DaS Interregnum unter den« nicht anerkannten Fürsten Ferdinand dauert ibm schon etwas zu lange, er will die Früchte seiner Bemühungen ernten und wenigstens die Unabhängigkeit von der Türkei erringen. DaS ist sckr schön gedacht und gewollt, aber schwer ausgefi'ihrt, und wen» dann wlchcr Berratb an der bulgarischen Sacke hinzutrilt, wie ibn der Proceß Panitza bedeutet, dann komnit wobl auch diesem oder jenem bulgarischen Abgeordneten, der eö ebrlick meint mit seinem Valerlande, der Zweifel, ob Bulgarien noch zu retten ist vor der russischen Begehrlichkeit. Nur so lange wird die bulgarische Unabbängigkcit bestehen, als die Mcbr- zabl der Vulgaren ihre Vertbcidiguna als heilige Pflicht betrachtet. Leute wie Panitza schädigen die bulgarische Freiheit und Unabhängigkeit schwerer als alle russischen Ränke. * Leipzig, 29. Mai. * Wie cS heißt, tritt demnächst in Berlin eine Commission zur Bcrathung deS Entwurfs eines neuen Militair- strafgesetzes zusammen. In derselben, welche aus höheren Lssiciercn und Militair-Iustizbeamlen sänimtlicher deutschen ArmcccorpS besteht, wird Bayern durch die Herren Berg, Generalmajor »nd Eommandeur der 8. Insantcric Brigade, und Grimm, Oberauditeur, vertreten, welche Beide schon von München abgcreist sind. * Eine größere Anzahl berufsmäßiger Consular Acmter in Europa »nd Ost-Asien hat eine Neubesetzung erfahren. I» Ehina ist der zur Erledigung gelangte General- consul-Poste» i» Sbanghai dem Grueral-Consul, LcgationS- Ratk I)r. Stübcl verliehen worden, welcher von seinem bis herigen Posten in Kopenhagen seit einiger Zeit zur Ver waltung deS Konsulats in Apia entsandt ist. Sodann sind die Eonsulpostcn in Tientsin und Eanton ihre» bisherigen Gereuten, de» Vice Consuln Freiherr» von Seckendorfs und Budler, übertragen worden. Zum Eonsul in Hongkong ist der bisherige Vice Consul daselbst EoatcS ernannt. De» Posten in Kopenhagen bat der Wirkliche LegationS Rath General Eonsul Schöll, bisher in Havre, erhalten. Nach folger deS Letzteren in Havre wird der bisherige Vice Eonsul in Kopenhagen von Fader du Faur. Ferner ist der Eousul von Vary von Messina nach Madrid versetzt worden Ten Eonsulposten in Messina übernimmt der bisherige Erste Vice Eonsul bei dem Gcneral-Eonsulat in Konstantinopcl, v Hart mann Endlich sind die Vice-Eonsulate in Nizza unk Rotterdam den Vice Eonsuln Freiherrn von Brück bezw. Kürwitz über tragen worden. * Der Rücktritt deS OberbofmarschallS v. Liebenau soll nach der „Nationalzcitung" mit Veranstaltungen zu- sainmenbänge», welche bei der jüngsten Anwesenheit des Kaiser- in Elbing zu dessen Empfang, namentlich durch die Werftarbeiter, getroffen worden, während solche nicht den ReisedlSpositioncn deS Kaiser- entsprachen und sich daber als vergeblich erwiesen. Als dem damaligen Prinzen Wilbetm zuerst ein Hofstaat gebildet wurde, trat der damalige Major v. Liebenau vom 1. Garderegiment zu Fuß an kessen Spitze. Derselbe war seitdem stet- in der Umgebung de» Kaiser- ge blieben und nach der Thronbesteigung zur Leitung deS Obcr- hosmarschallamtS berufen worden. — Von andercr Seite wird der „Nalionalzettung" berichtet: Der Rücktritt de- Oberhof- und HailSmarschallS v. Liebenau von seinem Posten ist bereits lhatsächtich erfolgt. Am Freitag bat der selbe sich von den Beamten seine- Ressort- verabschiedet und in einer Ansprache bcrvorgehoden, daß er seine» Abschied ge nommen, weil cS ihm nicht geglückt sei, die von ihm geplante Reorganisation in der Verwaltung durchzuführen. * Bekanntlich haben sich die drei Hansestädte ver einigt, in Ausführung deS ReichSgesctzcS über die Invalidi- tätS- und Altersversicherung eine gemeinsame hanseatische Versicherungsanstalt mit dem Sitze in Lübecks» er richten. Zum Director dieser Versicherungsanstalt ist Stadt- director Gebhardt von Bremerhaven auScrscben. Gebhardt ist Mitglied de- Reichstages, gehört der nationalliberalen Partei an und bat bei den vcrbandlun^en. welche zur Schaffung de« AllerSversichcrunaSgeseye« führten, eine rege und ersprießliche Tbätigkeil entfaltet. Die Wahl kann als eine besonders glückliche angesehen werde», da sie eine voll ständige Durchführung der wohlwollenden und für den socialen Frieden so bedeutungsvollen Absichten de- Gesetzgebers für die drei Städte verbürgt. * Der Prinzregent hak nach Bamberg folgendes Handschreiben ergeben lassen: „Herr Dompropst vr. v. Strätz! Mit aufrichtigem Bedauern habe Ich die Kunde von dem Ableben de« Erzbischofs Friedrich von Schreiber vernommen. Den Verblichenen schmückien die schönsten und reichsten Tugenden; er war ein Kirchenftirsi von tiefer Früminig- keit, von unablLßiger Sorge für die ihm anvertraute Lrzdiöcese, von treuer Anhänglichkeit und Ergebenheit. Ich habe drnseibc» stet« in besonderem Maße aescbötzt und werde Ihn» immerdar ein freuudliche» und dankbare- Andenken bewahre». Indem Ich Sir und da- ge- sammte Domcapitei Meine« wärmsten Beileid» versichere, bin Ich mit huldvollen Gesinnungen Wien, den 24. Mai 1890. Ihr sehr geneigter Luitpold, Prinzregent von Bayern." * Verschiedene Zeitungen haben die Nachricht gebracht, der Stattbalter von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlobc, werde sich nach Bel fort begeben, um dort den Präsidenten der Republik, Herrn Carnot, bei seiner Anwesenheit an der Grenze amtlich zu begrüßen. Diese Nachricht ist uubegrüudet, denn seit der »n Jahre 1877 erfolgte» Begrüßung des Deutschen Kaiser« in Metz durch den derzeitige» sranzöfischen Botschafter, Vicomte Gontaud - Biron, ist, aus Grund eines Einverständnisses zwischen Deutschland und Frankreich, von derartigen Begrüßungen beiderseits Abstand genommen worden. * Die deutsch-böhmische AuSgleichScommission lebnle alle Anträge der Iungczccben betreffs deS Sckulaus- wandcS ab und »ahm einen Znsatzanlrag Schwarzenbergs an, mit welchem sich Scharschmid im Namen der Deutsche» einverstanden erklärte. Im Lause der Beratbung coiislalirtc Plcner, eS sei wohl richtig, daß Rieger sich eine Amcndirung der Ausgleichsvorlagen im Landtage gelegentlich der Wiener Conscrenz Vorbehalten bade, in der Nacbconsercnz bällcn sich jedoch sämnitliche Parteien dabi» geeinigt, im Landtage nur dann Aenderiingen zuzuslimmen, wenn dieselben im Einver nehmen Illler Parteien beschlossen würden. * Auf die direclen Vorstellungen deS monteiiegriiiischen Ministers Vukovich bei dem Sultan hat Letzterer die Ent schcidung deS KriegSratbcS, welcher sich gegen die von Montenegro erbetene Schiffbarmachung des BoyanaslusseS ausgesprochen batte, umgestoßen und ei» Hrade erlasse», welches den Haupitheil des montenegrinischen Plane«, betreffend die Rcgnlirung des DrinaslusseS und deS KirnflusseS, sowie die Schiffbarmachung des BoyanaslusseS, aber nicht bis zum Meere, gcnebmigt. Der Sultan theilte dies in einem Hand schreiben dem Fürsten Nikita mit. — Gelegentlich de« Em pfanges bei dem englischen Botschafter erklärte der Finanz minister Aaob Pascha, daß die Gerüchte von seinem bevor siebenden Rücktritte jeglicher Begründung entbehrten. * Ueber den neuen de »tsch-schweizerischen Nieder lassungövertrag, welcher in den nächsten Tagen unter zeichnet werten wird, tbcilt der Berner „Bund" Folgendes mit: Art. 1 bleibt wörtlich sortbesteke». Derselbe lautet: „Die Deutschen sind in jedem Eantone der Eidgenossenschaft in Bezug ans Person und Eigenihum auf dem nämlichen Fuße und aus die näm- liche Weise auszimehmen und z» behandeln, wie es die Angehörigen der anderen Eantone sind oder noch werden sollten. Sie könne» insbesondere in der Schweiz ab- und zugeben und sich daselbst dauernd oder zeitweilig aushalien, wenn sie de» Gesetzen und Polizei- Verordnungen »achleben. Jede Art von Gewerbe und Handel, welche den Angehörigen der verschiedene» Eantone erlaubt ist, wird es au gleiche Weise auch den Deutschen sein, und zwar ohne daß ihnen eine pecnniäre oder sonstige Mehrleistung auserlegt werden darf." Art. 2, deni Deutschland bekanntlich vorübergehend eine neue Deutung zu gebe» versuchte, hatte im alten Vertrag folgenden Ein gang: „Um in der Schweiz Wohnsitz zu nehmen, oder sich dort niederzuiassen, müssen die Deutschen rc. Jetzt heißt es ungefähr: Um die Wohlthaten des Art. l anrusen zu können, müssen die Deutschen mit einem Jmmalriculationsschcin verleben sein, welcher von der dkntschen Griandtschast in Bern auSziisteNen ist und die Ctaatsongchürigkeit und den guten Leumund de? Inhabers zu be zeugen hat. Teulschland wünschte dieses Snstem der Jmmalri- culationSscheine einzusiihren und die Schweiz konnlc nicht? dagegen haben, weil es natürlich Teutschland zuslchl, die Bedingungen sesl- ziistellen, unter welchen es sich für seine Angehörige» ei» Recht zur Niederlassung in anderen Staaten sichern will. Zudem hatte» wir das Snstem der Jmmatriculationsscheine schon mit Frankreich vereinbart. Daß die Schweiz aber auch Deutsche wie andere Ausländer ohne Jmmatricniaiionsichkine, überhanvl ohne Papiere, onsiikhinen kan», ist ein Hohcitsrecht, das sie nicht in Frage stellen lässt. Daher konnie dasselbe i» einem internationalen Vertrage nicht besonder? siivulirt werden. Daß e« eine selbstverständliche Voraussetzung auch de? neuen Vertrages mit Deutschland bildet, geht übrigens anS der Erklärung im Zusatzvrotokoll hervor, nach welcher das Zusatzvrolokoll von I88l de« alte» Vertrage- auch in Zukunst in »rast bleiben wird. Diele- Protokoll enthält die Aussührung des Art. 7 des alten Vertrages betreffend die Wiederaufnahme ausgrwiesrner Individuen, auch der jentgen, wetch« keinerlei Schriften besitzen oder die Nattonalilät ver loren haben sollten. Artikel 3 wurde aus dem alten Vertrag herübergenommen und hat folgenden Wortlaut: „Die Schweizer werden in Deutschland unter der im Art. 2 des gegenwärtigen Vertrages enldaltenen Voraussetzung die nämlichen Rechte und Vortheile genießen, wie sie Art. 1 des gegenwärtigen Vertrages den Deutschen in der Schweiz zusichert", Hetmatbschein und Leu- mundSzeugniß, weiche durch die cantonalen Regierungen zu legali- siren sind, vertreten die Stelle der Jmmatriculationsscheine für die Schweizer. Die Abweichungen de« neuen VertragS-TrxteS von dem allen werten sich erst bcurlbeilen lassen, wenn man den voll ständigen Wortlaut vor sich hat. * lieber die Gründung der katholischen llnivcrsitat nF reib» rg in der Ächweiz wird der .Neuen Züricher Zeitung" geschrieben: „Sie glaube» vielleicht, daß zur Eröffnung einer solchen Anstalt, welche der Stadt Freiburg eine halbe Million und dem Staat eine unbestimmte Zahl von Millionen kostet, eine von Fachmännern lange und wohl erwogene Organisation, daß alle iiöthigen Statute» und Rcglemciste ausgearbeitet, daß überhanpt für ein so großes Unternehmen alle Vorbereitungen getroffen, alle betheiligten idreise zu Ratbe gezogen worden seien und daß dieselben gewußt hätten, wozu sic sich verpflichten und waS sie von der neuen Anstalt er- warten könnten, schließlich, daß die nöthigen Hilfsmittel gesichert und von Seilen der Behörde die Finonzsrane gründlich sludirt worden et. Nichts von alledem ist geschehen. Die Bolschaft de» Staats- ratbS verlangte vom Große» Rath« einen Eredit von dritthalb Millionen und über alle andern Fragen sagte sie nicht«. Sie be- schränkte sich darauf, zn bemerken, Lay die Frage der Universität Fretdurg schon drei Jahrhunderte alt sei n»d daß die Errichtung einer solchen Anstalt eine Quelle der Wohlfahrt für Stadt und Canto» sein werde. Man wußte dergestalt gar nicht, was man wollle. daß man bei der Eröffnung der Anstalt und die erste Zeit nachher Stadl aus Stadl abwandern mußte, um die nöthigen Räumlichkeiten für die einzelnen Vorlesungen zu suchen, denn ein besonderes Gebäude für die Universität giebt e« nicht. Einige Professoren, die nur einen oder zwei und drei Zuhörer haben, lesen des sich zn Hause. Plan hat auch Professoren ernannt, die ur Stunde noch nicht wissen, wa- sie unterrichten sollen, noch was ie an Gehalt beziehen werden." * Ter französische Botschafter in Berlin, Herbette, ist zu vierzekutägigem Aufcntbalt in Paris eingelrosfcn. * Nach dem „l'roswd» iniliurirv" Nr. 983 vom 5. April 1890 wird die Deutsch-Französische Grenze wieder, wie eS vor dem Kriege von l 870/71 der Fall war, durch einen kahlen Landstreisen von 2 m Breite bezeichnet werden. Zu diesem Zwecke habe man neue Grenzzeichcn gesetzt und Holze auf jeder Seite derselben das Gelände I in >reit ab. * Die Neufundländer Lage nimmt eine beunruhi gende Wendung an. Der französische Geschwader-Befeblv- baber ließ eine Compagnie Seesoldalen in der Saint George Bucht am sogenauntcn „französischen Strande" lande», welche die englischen Fischer mit gcwailsamcr Vertreibung bedrohen. DaS Recht Frankreichs zu diesem Vorgehen wird nirgend« angefochtkn, doch wolle» die Neufundländer sich nicht fügen. DaS französische Geschwader hat de» Befehl, Zusammenstöße zu vermcitkli, jedoä> die Rechte der sranzvstscbc» Fischer zu chütze» Dieser Schutz kann leicht Blutvergießen erfordern, i» welchem Falle die Lage der englischen Sccstreilkräslc in den Nensundlandgewässern eine sehr schwierige werden dürfte. * AuS süddeutschen Schützcnkrrise» wird der „Post" geschrieben: Es ist ausgefallen, daß an dem jüngst in Rom abgehalleiien erste» italienische» Natioiialschieyen deutsche Schützen ich nicht belbeiltgt habe»; es scheint also angezeigt, die Gründe für dies Fernbleiben ausznsühre», um nicht etwa die Meinung Platz greisen zu lassen, ,S sei eben Abneigung der deutschen Schützen Schuld gewesen. Es hat nämlich in der Thai, und zwar gerade in Siidvenlschland, von wo sn die Enlscrining nicht allzu groß ist, Neigung bestanden, da? Schießen in Rom z» beinchen: worum das aber nicht geschehen ist, dcisiir liege» gewichiige Gründe ver schiedener Art vor, die jedoch, Ivie schon oben gesagt, mit einer Ab neigung nichts zu ihn» habe». Seit 1862 findet alle drei Jabre das deutsche Bnndesschieße» statt, nur l87l wnrde dasselbe auf ei» Jahr hinanL-geschobeii. Das; das X. Buiidesschiesten in diesem Jahre in Berlin ahgel altrn wer den solle, wurde vor drei Jahre» in Franks,irl schon geplant und im vorigen Jahre bestimmt festgesetzt. Tie? Schieße» verspricht sebr roßartia z« werden »nd allieilige Theilnalime, besonder? nnch in rttddenlichlciiid z» sinden. Wer es von süddeutschen Schützen nur möglich machen kann, wird im Jiill nach Berlin zum BiuideSschießen gehen. Dazu gehört al-er ersten? Zeit >,»d zweitens ei» ziemlich aut gespickter Gcldbeulel. Ilm jedoch nun gleich zwei so große Schieße» in einem Jahre mitznmache», mnßle sich Jemand einer ganz n»ad- hängiaen Stellung ersreuen und mit Gliick?gütern sehr reiß, gesegnet sein; oas letztere trifft aber wohl nur hei eine,» kleinen Brnchlheii zu. Im Uehrige» konnte für deulschr Schutzen, ohne uiisereii ita lienischen Schuvenbriidern zn nahe zu treten, die Wahl zwischen Rom und Berlin nicht schwer werden. Hallen die italienischen Schutzen ihr Natlonalschicßen auf daS nächste Jahr hina»?geschvhe», so hätte sicher eine Anzahl deutscher Schützen an demselhc» Tlieil genommen. In dem Zniamiilensallcit beider Schieße» ist der Hanpigiund de« Fernbleiben? zu suchen. Trotzdem wäre am Ende doch noch ei» Hänstei» deutscher Schützen gen Rom gezogen, wenn nicht weitere Umstande hindernd in den Weg getreten wären. Zunächst ist für Bekcinistwerde» der Abhaltung deS Nalional- schießens in Rom sehr nvnig geschehen. Erst in elster Slnnde, d. I,. am >0. Avril, konnte beiipielsweiie das Eentral-Orga» der dcuiitiieil Schützen der Vorstand de - Deutschen Schützeiibliiide? Inder -chühcii- zeiluug die Vvrtheite bekannt machen, welche die italienische Ver waltung den deutschen Schütze» zu gewähren gewillt war. Die Einladung znm Schießen ist überhaupt in Schutzcnlrcise» nur stellen weise und sehr spät bekannt geworden. Etwas eigenlhümlich Hai dann auch berührt, baß der erst in allerletzter Zeit versandten, in italienischer Sprache abgesnßlen Schieß- ordnung Uebersekungen in sranzösischer Sprache beigegcbcn waren, waS wenigstens für Elsaß geschehen ist. Die Schicßoroniing selbst war so aiisgestellt, daß sie für fremde Schüben, insbesondere sür deutsche, wenig Anregendes bieten konnte. Für die meisten Schieße», besonders sür die doch als vornehmstes gellen müssende ,.<iar» ftc-nl,-" war daS ilalienilche Armcegcwehr, allstem Veiterli Modell 1870 oder 1882, vorgeschriebe». Daneben nab eS Revolverschieße», Rachlschießc» bei elektrischem Licht n. s. w. Unter den vier Partien, in welche da? Schießen eilige»,eilt war, befand sich »nr eine, bei der alle Gewehre zugelasie» waren, doch war auch hier die von den allermeisten deulfche» Schützen gcsührle Bisireiiirichtung nicht gestattet. Ta? italienische Naiionalschießen war, kurz gesagt, in der Haupt sache ei» national.militairüche? Schießen, wie es z. B auch die Schweizersclneße» sind und wie cs dort zu der Miiilairoeisassnng paßt. In keltischen Schützenkreisen ist man schon sc» langer Zeit von dem seinerzeit gehegten ideale» Oiedanken gänzlich zurück- gekommen, die reguläre Armee dnrch Sclnitzeneorv? ersttzen oder nnch nur verstärken zu wollen: nickst einmal geschickte Schützen sür die Armee ouszubilden, bildet ma» sich heule mehr ein: gehören doch sicher nenn Zehntel aller deutsche» Schützen so alle» Jahr gänge» an, daß ihre Verwcndnng vor dem Feinde nick'l gut mehr denkbar ist. Hier und da, auch noch in de» letzten Jahren, ver einzelt ausgetauchte Vorschläge, aus de» dentsckicn Sckuitzcnstälide» da« Arineegewehr und militairisches Schieße» einzusührc» bezw. zu- zulaffen, baden kaum Beachtung, viel wenigcr AnNai- z gesunden. In Len deutschen Lchützenvereinen wird fast ausschließlich das sein«
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