Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-03
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3S4V / legun, für '»sin. 1888 —1 SSV, Bericht der R«cha»»-»prtf«r-1 Entladung der Oberfechtschnle" nimmt Namen- der Ober, scchtschul« Herr Max Jänsch dal Wort. Derselbe erläutert die einzelnen Posten de» Jahresberichts, welcher mit einer Einnahme von I 85ttöl,10 ^il abschlietzt, während die Ausgaben 25478,76 de- trugen. Zur Verfügung der Hauptversammlung stehen 81) 256,60 »4 > Hieraus giebt Herr Mtttelstraß-Berlin den Revisiansbericht für das abgelauseae Äejchasts,atzr. Tie Eatlastung der Lbersechtschule wird 1 hieraus einstimmig ausgesprochen. Mit ein« cvmpletr» Schlaszttnmerrtnrichtnna imponirt da» Han» ! ine« traulichen KueiMÜbche» bringt sich A. Schütz, mit einem Barthel in Empfehlung. Boa der hochangeseheaea Finna Friedrich ch Liack« liege» An den zweiten Punct der Tag Haushaltsplanes für 1890/8 „Feststellung d»S welcher in Einnahme und Ausgabe mit 60 866M >1 abichtreßt, knüpft sich besonder- betreffs der BeretnSabzeichen und Sammelkirchen eine längere Besprechung. Ein vorliegendes neues Modell für Sammelkirchen wird viel- seitig für praktisch erachtet. Ei» Antrag des Brrbandes Hessen- Cassel, durch die Obersechtschul« musikalische Sammelkirchen zu beschaffen, wurde abgelehnt, dagegen soll es den einzelnen Ver- bänden überlasten bleiben, nach Bedürfnis» musikalische Sammeltverke anzusck-affen. wenn die Beschaffung ohne Inanspruchnahme bereit» gesammelter Gelder erfolgt. Auch der Titel .Leitung" nahm längere Zeit in Anspruch. Bon einigen Rednern wurde empfohlen, die Zeitung an einen Unternehmer zu vergeben-, hier- gegen wandten sich im Besonderen die Herren Srtzepsandt, Seifert, Jänsch, Ribot n. A.; die Bersammlnng erklärte sich mit großer Ptehrheil für Beibehaltung de- jetzigen BerfahrrnS und der bis- herigea Druckerei. Beim Titel „Drucksachen" toird der Antrag des BerbandeS Gotha, diejenigen Berbände und Fechtschulen im VereinS- organ stets nanchast zu machen, welchr trotz vielfacher Anssorderungen mit ihrer IahreSrechnung in der vorgeschriebenrn Zeit im Rückstände bleiben, nach eingehender Begründung abgelehut. Ter Antrag de« BerbandeS Staßfurt, „die Verhandlungen der Hauptversammlung sind thunlichst auf einen Tag zu beschränken . fand Anuahvrr. Ter weitere Antrag des BerbandeS Staßfurt: Bei der ordentlichen Entlassung sind die Waisen mit eine» neuen ConfirmationSanzug, dem letzten Sonnlagsanzug und einem neuen Wochrnanzug, der bei den Knaben thun lichst aus den erwählten Berus Rücksicht zu uchmcn hat, auszurüsten, wurde der Oberiechtschule zur Erwägung überwiesen. Bei der „Urbersicht über die Vermögenslage" richtete Herr Mittelstraß-Berlin die Anfrage an die Oberfechtschule, wann dir für Magdeburg zurüctgelegten 200 000 dem Waisen hause überwiesen würden und was für Schritte gethan seien, um die Eorporatiousrechte für das Magdeburger Waisenhaus zu erlangen. Herr Jänsch beantwortete Namens der Lbersechtschule diese Frage dahin, daß ein diesbezüglicher Antrag von dem Bor slande des Waisenhauses zu geschehen habe, daß aber keinerlei Aus sicht vorhanden sei, die Korperschastsrechte auf Grund der Anträge der Fechtschule zu erlangen; die thatsächliche Ueberweisung der für Atagdeburg zurückgestelltcn 200 000 könne aber nach deu B«> schlüffen der Hanptversammlung nur nach Erlauguug der Körverlchastsrechte erfolgen. Den dritten Punct der Tagesordnung, Antrag de» Borftandet de- 1l. ReichowaisenhauseS zu Magdeburg auf Er weiterung und Umbau, begründet im Namen der Lbersechtschule Herr Jänsch. Derselbe führt die Mängel an, welche sich im Hause der Zeit a» dem Waisenhaus« sichtbar gemacht haben, wie die Feuchtigkeit einiger Raume, die ungenügenden Schlaf-, Arbeit», und Kellerräumlichkeiten u. dgl.; ferner sei die Schaffung eine» größeren Versammlungsraumes zu Andachten, Feierlichkeiten u. s. w erforderlich Ein Umbau würde etwa 14 000>t erfordern, deshalb sei der Waisenhausvorstand wie auch die Lbersechtschule der Ansicht, daß ein Erweiterungsbau, der sich etwa aus 80000 stellen würde, dem Umbau vorzuziehen sei. ES würde dadurch die Möglichkeit geschaffen werden, 70 oder 75 Zöglinge aufnehmcn zu können und so den Wünschen vieler, namentlich der norddeutschen Berbände, Rechnung getragen. /Eine Zeichnung de» Neubaues lag der Ber- fammlung vor.i An die Errichtung eines vierte» Waisenhauses sei bei den vorhandene» und in nächster Zukunft zu erwartenden Geld Mitteln vorläufig nicht zu denke» und die Verhandlungen mit dem l. Reichswaisenhaiise in Hahr um Ausnahme einer größeren Anzahl von Kinder» seien gescheitert. Aus allen diesen Gründen bitte er um Annahme des Antrages. Gegen die Ausführungen de» Herrn Jänsch wenden sich die Herren Nenn er-München Namens der süddeutsche» Verbünde und Andröe-Broniberg, welche nament lich betone», daß cs Grundsatz der Reichssechlschule beim Bau der Waisenhäuser gewesen sei, die Anzahl der auszuuehmenden Kinder nicht zu hoch zu bcinessen. Herr Ri bot-Schwabach nimmt einen ver »tttlelnde» Slandpunct ein und ersucht um reifliche Erwägung der Frage, während die Herren Binding-Berlin und Strasburg Berlin gegen den Antrag sprechen, ebenso Herr Lehrer Appel- Tempelhos, der vom pädagogischen Slandpunct« auS den Unterschied zwischen „Erziehung^ und Beaufsichtigung" hervorhebt und vor Ausnahme einer größeren Anzahl Kinder warnt. Der Vorsitzende der Lbersechtschule, Herr H. Nadcrmann, ersucht dringend, den Vor schlügen ans einen Erweiterungsbau zuzustinuneu. Nach weitere» Auseinandersetzungen, in welchen sich Ribot« Schwabach einen warmen Appell an die Fechter von Nord und Süd zum treuen Festbaltrn nn die nationale Sache richtet und für den Erweiterungs bau spricht, während andere Abgeordnete sich gegen denselben er klären, zieht Herr Naderman» Namens der Lbersechtschule den Antrag zurück. Den Antrag des Verbände-; Bromberg: „Da- IV. deutsche Reichswaisenhans im Osten der preußischen Monarchie", und sofern sich nicht giinsligere»A'.:Ssichten bieten, dasselbe in der Stadt Bromberg zu errichte», wird von Herr» Andröe-Brom berg begründet; es sei der Wunsch der dortigen Fechter, im Oste», woselbst das Polentbum starl vertrete» sei, es» Denkmal deutscher Kraft und Liebe zu errichten. Es würde möglich sein, im Jahre 18!N mit dem Ban vvrzugehen. Herr Jänsch erklärt, daß es vor läufig nicht möglich sei, an de» Bau eines vierten Waisenhauses bcranzuireteii, die Mittel hierzu seien nicht vorhanden. Ter Antrag Brombera wird abgelehut und beschlossen, denselben der nächsten Hauptversammlung zur nvchniallgcn Becathung zu überlassen. Leinenwaaren in vielleitigster, für da- SastwirthSgewerb« paffender Ausführung auS. Tapeten führt die Firma Ernst Voigt in geschmackvollen j Mustern vor, Drucksachen die Firma Mertig L Gr Übel. Di» technische Ablbeilung fetzt tn einem Sonderroum» die Deutsch« ! Continental-GaS-Gksellschaft in Dessau fort. I Bisher hat man in Teutichiand die GaSkockapparat« meistens nur neben den gewöhnlichen Küchenherden, gleichsam al- Aushilfe benutzt. Indessen hat die ausschließliche Benutzung de« Gase- für den Küchen gebrauch in England, Dänemark, Frankreich und anderen Ländern, begünstigt durch die dortigen Gewohnheiten und Verhält, nifse, weitgehende Verbreitung gesunden. Erst setzt beginnt man in Deutschland sich von dem Borurthetie loSzumachen, daß da- Kochen mit GaS ein «heucrer Luxus sei, und ist auch hier seit mehreren Jahren ei» allgemeineres Interesse für die Gasfeuerung erweckt worden. Tie Deutsche Coniineniai-ÄaS-Gefellschast in Dessau hat durch die Eonstructiv» neuer geschloffener GaS-Herde, (Vas-Koch- und Bratösen, sowie neuer Brenner ganz wesenUich zur Einiührung dieser Einrichtung beizutragen versucht. Der dabei er- zielte Erfolg und die Nachfrage veranloßte sie, jetzt noch größere! Gas-Htrde für de» Gebrauch von großen HauShaltnngen, Restau rationen und Hotel- zu bauen, welche den weitgehendsten Ansorbe, rungen an Grüße und Leistungsfähigkeit genügen und in ihrer äußeren Ausstattung jeder Küche zur Zierde gereichen. Davon kan» I sich ,»der Besucher der Ausstellung überzeugen. Wie zur Ausnutzung der Heizkrast d«S Gase« in neuer Zelt eine Reihe von technischen Apparaten erfunden und construirt wurde, welch» dar GaS einer erweiterten Verwendung zu gewerblichen und wirthschasllichen Zwecken zuiühren soll, so wurde auch daraus Bedacht genommen, di« Leuchtsählgkeit de- GaseS mittelst sinnreicher Mittel n verstärken. Wie überraschend großartig die- gelingt, daS zeigt ich wieder recht deutlich aus der Ausstellung, woselbst da« von F, W, Dan»hauser-Leipzig vorgcsührtc GaSglühlicht in feinen bellweißen Flammen beredter als jeder Prospect von einer auf dem Gebiete der GaSauSnntzung errungenen großartigen Erfindung spricht. Tas Gas-Glühlicht ist eine Erfindung des österreichischen Chemiker-; kW. Carl Auer, Ritter von Wcisbach i» Wien. Seine große, in so kurzer Zeit erfolgte Verbreitung erklärt sich durch die seine Ber- brcnnung begleitende» ökonomische» und sanitären Vorzüge. ES! zeigt ei» ruhiges, mildes, dem Auge wohlthuendes Licht von einer 1 dem elektrischen Bogenlicht ähnlichen Farbe, vermindert die Hitzc- enlwickelnng wie da» Flackern und Rußen der Flamme und fördert I eine bedeutende GaSerlparniß. Die intensive Leuchtkraft des Gtüh- iichts wird durch das Verbrennen eines imprägnirten Gewebe-, das netzartig und glockenförmig über der Flamme hängt, erzeugt. vermischtes. permanente Ausstellung von rvtrtkschaftS- «nd bonsiimartt^kl« für das (dastwi rtkögewcrbe. IV. " Im vierten Zimmer der Ausstellung ist dte Firma F. B. Seile durch eine reichkaltige Mustercolleciio» ihrer Porzellan-, Stringui- nnd seinen Thonwaaren vertreten. In dem darauffolgenden Raum weiß LoniS Perl mann in einer sehr gefihmackvoN und übersicht lich ausgeleglen Gruppe von Stahl- und Kurzwaare» alle feine Lpecialiläien vorzusühren. Höchst praktisch erscheint die hier ein czerelhle paieniirle Vorlege-Tischgabel, wie auch der neue Flaschen Schank Apparat, welch' letzterer den Zweck Hai. Flüssigkeiten, nament lich alle Roihwrine, die stark adgesetzt haben, ohne Erschütterung aus der Flasche in Glasern abzngießen. In das aaslronoinische Gebiet dagegen schlägt die von der Conserven-Fabrik von John Richardson ch C o-Braunsckiwelg eingenommene Abthcilung mit ihren Dosen voll Gemiise-Conserven und conservirten Früchten, mit ihren „Pickles", „Lances", ,La»iS", „SoupS" und „Paste» Von der Hosmiisikatienhandlung Hans Licht-Leipzig kommt rin hochelegantes Pianino zur Echan Aus dem reich afsvrtirlcn Magazin der Firma Prößdorf Koch Nachf-Leipzig sind eine größere Anzahl von Apparaten ldas gedachte Han» liefert alle Sorte» Spül-, Füll-, Kork- und Verkapsel-MlifchtiieiO ausgestellt worden So südrt diese Firma u. A einen selbsttliätige», bermetisch verschlossenen Flaschensüll apvarat, weicher vermöge seiner rigenartigen Constriiction die im Biere besindliclf« Kohlensäure demselben vollständig erbaltrn läßt. Von Emil Tbevdvr Glitzner in Firma I. G. Glitzner- Leipzig, »reich' letztere eine uinsangreiche Feigenkaffee-Fabrik mit Taiiivlbetrieb unterhalt, ist eine iebr inslrnctive Collection von den Erzeugnissen diese» Betrieb» ausgestellt. Die Feige zeigt sich vom rohen Naturprodukt in alle» Röststadien bis zum fertigen Kaffee, welcher bekannttich feiner Billigkeit (lü) per Psund) und feine» Wohlgeschmäcke« wegen viel Beliebtheit gewinnt. Ebenso liegen von Geschwister Eichelbau in Porzellanwaaren aus. Eine imposante und vielseitige Gruppe von Bi-lenchlungSgegen ständen ist der Firma Karl Schröder ä Co - Leipzig z» danken; in Form »nd Material gleich gediegen, machen diese Kronen. Leuchter „nd Lampen den günstigsten Eindruck Weiter begegnet dann der Beschauer der Ausstellung der Erzeugnisse der Ersten Leipziger Glasbuchstabeusabrit M Schulz. de» herrliche» Urnslall- und Glaswaarro der heimischen woblbekannlen Finna Wilhelm Scfiiedi »nd den Automaten von G Stöber, die nach dem übliche» Ei» Wurf Cigarren, Ligaretten, Cbocvlade, Eau deCoiogne, Postkarlen und Blliniknsträußchen spenden Hier an diesem Platze bringt auch Wil Helm k» mpf seinen preisgekrönten Aepselwei» zur Empfehlung Aus dem Wandelgana befinde» sich neu» Bierdruck-Apparat« lmittelst Lust-, Wasserdruck and Sohleasöurel von Rodert Lang«. Leipzia-Rrudnitz ausgestellt, ebenso Bn praktischer Lontroldadn für Vierleitiingen; außerdem fehl» eS nicht au mannigfachen «nhnischn, Cinrickitnngen für das Gastwirtd-gewerbe, zugleich ist der Geldichrank, ein wichtige« Jnventarltück de- GasiwirthS, durch Hermann Fischer auSgestevt, verirrten. » — Berlin, i. Juni. Zur Mittagstafel waren die kaiserlichen Majestäten gestern mit der Herzogin Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein-Sonderburg-GlückSburg »nd dem Herzoge Ernst Günther von Schleswig-Holstein im Neuen Palais vereint. Nach der Tafel arbeitete Se. Majestät mit dem StaalSsecretair Freihcrrn von Marschall und mit dem StaatSsecrelair im NeichSmarinc-Amt Conlre-Admiral Hollmann und dem AdmiralilatSrath Dietrich. Zur Abend tafel hatten die kaiserlichen Majestäten Ihre Hoheit die Herzogin Adelheid zu Schleswig-Holstein und Se. Hoheit den Herzog Albert zu Schlcswig-Holstein-Sonderbura-Giucksburg geladen. Heule Bormittag begrüßten die kaiserlichen Maje stäten Ihre königlichen Hoheiten den Prinzen und die Prinzessin Heinrich im Neuen Palais. Um 11'/? Uhr nahm Se. Maicstät die Militair MonalS Rapporte entgegen und empfing den General Atjntanlen weiland Kaiser Wilhelm'- l, Fürsten Anton Radziwill, welcher mit einer Einladung zur Mittags tasel beehrt wurde. - Berlin, l. Juni. Die für die neue Hoftracht vom Kaiser erlassenen Bestimmungen sind von der Wart burg unter dem Dalum dcö I. Mai erlassen und liegen nun mehr im Wortlaut vor, der hier folgt: ES ist Mein Wunsch, daß in dem Leben an Meinem Hofe in Beziehung aus die Trachten die schönen Sitten und Gebräuche früherer Zeit wiederum zur Geltung gelange»; Zu dem End« bestimme Ich, was folgt: I. Für die Civil.Beamten: 1) Alle Kategorien von Civil-Beamtrn sollen befugt sein zur gestickten Uniform: a. bei großer Gala, im königlichen Schlöffe zu Berlin, den dortige» königlichen und prinzlichen Residenzen, im Stadtschlvffe zu Potsdam »nd im Neuen Palais bei Potsdam fortan Kniehosen von weißem Kasimir mit bezogene» Knöpfen, weiße seidene Strümpfe und Schuhe mit blanken Schnallen nebst Degen in weißer Scheide zu tragen; außerhalb der vorgenannten Schlösser und Palais jedoch, bei Festlichkeiten tn anderen Schlössern, sowie im Freien, wenn es nick» etwa für jeden besonderen Fall ander« be sohlen wird, Beinkleider von der Farbe des UnisvrmrockeS mit Gold- beziehiingSweiie Silberlressen anzuiegen; d. zu halber Gala überall die langen Beinkleider von der Farbe der Uniform mit Gold- be- zichungswcise Silbertreffen zu tragen. 2> Sämmllichen Civilbeantten soll gestattet sein, bei befohlener Hoftrauer für die ganze Zeit derselben in den vorstehend I» ge nannten königlichen und prinzlichen Residenzen a. zur großen Gala: Kniehhvsen von schwarzem Kasimir, schwarze seidene Sirünrpse und Schuhe mit schwarzen bezw. blanken Schnallen (je nach der Ab- stnsung der Trauer», nebst Degen mit schwarzer bezw. weißer Scheide (je nach der Abstufung der Trauer); d. zur halbe» Gala die Beinkleider von der Farbe der Uniform mir Gold- bezw. Silbertresse» zu tragen. 8) Diejenigen Civilbeamten, welchen der blaue UniformSfrack zu- stebt, solle» besugt sein, zur klBnen Uniform bei Festlichkeiten in den unler In genannte» königlichen Schlössern und Residenzen ebenfalls Kniehosen von schwarzen, Kasimir, schwarze seidene Strüinpse und Schuhe mit schwarzen Schleifen, oder auch enganschließende, bis zum Knöchel reichende Beinkleider (Oollanw) zu tragen. Bei allen andere» Gelegenheiten, sofern nicht ein besonderer Besohl für den einzelne» Fall ergeht, verbleibt es, wie bisher, bei Len langen schwarzen Bein Neidern zum kleinen Unisormssrack. U. Für die ohne Uniform bei Hofe erscheinenden Herren: l) Die ohne Uniform bei Hofe erscheinenden Herren sollen sngi sein, bei vorgeschriebener Gala kn königlichen Schlosse Berlin, den dortigen königlichen und prinzlichen Residenzen, Stadlschiosse zu Potsdam und im Neuen Palais zu Potsdam an statt des schwarzen Fracks ein schwarzes, einreihiges, vorn abge slocheneS Hoskleid von schwarzem Tuch mit Kragen und Klappen von schwarzem AtlaS, ohne Patten, welche unten bis auf den halben Unterleib reicht, sowie weiße Halsbinde, dazu als Unterkleid Knie. Hosen von schwarzem Kasimir, schwarze seidene Strümpfe und Schuhe mit blanken Schnallen, dreieckigen Hui ohne Feder, sowie Degen zu tragen. Auch soll eS gestattet jein, da» eben beschriebene Hoskleid ganz von schwarzem Alias zu tragen, wie auch statt der Kniekosen und schwarzen seidene» Strüinpse enganschließende, bi» zum Knöchel reichende Beinkleider (Loilnnt-O anzuiegen. 2i Bei vorgeschriebener kleiner Uniiorm sollen diese Herren befugt sein, in de» oben genannte» königlichen »nd prinzlichen Residenzen zum Ichwarzen Frack die vorgeschriebe»«,, Unterkleider z» tragen; vei allen anderen Gelegenheiten sind, wie bisher, zum schwarze» Frack die langen schwarze» Beinkleider anznlege». Das Staat» Ministerium und Eie, der Minister des königlichen Haus.-S, habe» da» hiernach Erforderliche zu veranlasse», »m diese Meine Be sliiiimunge» zur Kenniniß der davon betroffenen Personen zu bringen. gez. Wilhelm U." — Naumburg, 1.Juni. DaSlncsigeBürgcrschützcn corPS wird in der nächsten Zeit sei» 400jährige- Be sie Ke» feiern und damit die Ausführung eine- großen bisto rischen FcstzugcS verbinden, der einerseits die Entwickelung des SchützcuwcscnS von den ältesten Zeiten bi- auf »»scrc Tage, andererseits den Hussilcnsübrer Procop und seine kriege rische» Schaarcn, wie anchAGcstaltcii an- der Bürgerschasl jener Zeit (BicrlelSincister Wolf re.) darstcUcn soll. Tie Schützengcscllschast hat unter ihrer jetzigen Leitung — wie die von ibr nn vorige» Jabrc veranstalteten Volksfeste beweise» — einen Aufschwung genommen, der zu dem Wnnsche und der Hoffnung berechtigt, daß auch ibr heurige- Fest in jeder Hinsicht einen wohlgelungenen Verlaus nehmen werde — Au- Brüssel, 28. Mai, wird der „Frankfurter Zeitung' geschrieben: Die Sanct-Gnido-Processson hat am Pfingstsonntage in unserer Vorstadt Anderlccht in althergebrachter Weis« statlqesunLen Pferde-Processi»» nennt das Volk die sehr alte Feier, welche be- »u im mit einem Umgänge UM htz> >ltzi 1470 hnnnmmm Pser(Arche er schließt, in wel^ da heiligaZprochene, zu »«. storbene Prälat begraben liegt. Sa net Guido (-» Bit»«, Veit) behütet das Vieh vor Krankheiten, daher riehen alljährlich Tausende von Bauern der Umgegend zur Proeession In die Stadt. Die stark knochigen Pferd« sind mit bunten Fähnchen seltsam ausgeputzt. Die Retter haben daS best« Gewand ungezogen und trogen seiden« Mützen, ebenfalls mit Kunden Bändern geschmückt. Langsam, Schritt aus Schritt, reiten die Bauern um die Kirche, von welcher belgische und päpstliche Fahnen berniederwehen. Unter dem Portale steht der Pfarrer und segnet die barhäuptig Borüberretten den im Namen de» heiligen Guido, der uns durch Placat« an der Kirche bezeichnet wird als „Patron cie In oommuun ot protoeteur »ptcual <iu dLtail, gu'il präsorvo cte ta ärnentorio et <Ie« mala- «Üea coolLt-ieusoa." Die Reiter schwingen Keine dreieckige Fähn chen, auf denen ein« Inschrist sich befindet: „8. VVvoo. pntroon texeo ckev roocten lovp «u aielct« van't eso tot ^ixlerleekt." Der Umzug, in weichem zum Theil sehr alte kostbare Standarten, ahnen und Reliquienschrrtt»» getragen werden, dauert fast 1'/, tunde. Die Theilnehmer verlieren sich nach dem Schluffe der eigenartigen Feier in den Kaeipen der Umgegend, um zu Ehren des Festes dem nationalen Biere, dem sauersüßen Faro> und Lcnnbic fleißig zuznsprechen: die Kinder vergnügen sich aus den Mallemoolen (Carrouffels) und Schummeln (Schaukeln) de« eben eröffneten Psingst- jahrmarkicS mit seinen tausenderlei immer alten und immer noch neuen AnziehungSpuncten. — Exotische Könige. Seit dir Eultur von ihrem großen Herde Europa aus in die entlegensten Winkel unsere- Planeten dringt, werden die Fürstlein, welche daselbst Hausen, von eben dein Reise- sicher ergriffen, weiche- ja auch bei unS mit dem ersten Beginn de» Lenze» epidemisch zu sein pflegt. DaS Ziel ihrer Sehnsucht ist zumeist Europa, seine Hauptstädte, di« Residenzen seiner Fürsten; die Sehens- Würdigkeiten, welche hier geboten werden, die Gastlichkeit, welche herrscht, müssen einen mächtigen Reiz auSüben, da sich die exotischen Herr schasten deswegen den oft nicht geringen Mühseligkeiten ibrcr kolossalen Reisen auSsetzen. Ebenso müssen sie mit den Ergebnissen derselben durchaus zufrieden sein, denn augenblicklich veracht kaum ein Jahr, ohne daß Europa von dem Besuche solcher exotische» Majestät beglückt wird. Die Eindrücke, welche sie zurücklassen, sind allerdings schwer zu vereinbaren mit der Würde, welche sie vertreten. Man denke nur an den Schah und Katakana niit dem ganzen Troß von Absonderlichkeiten, welche vo» den Höfe» Europas bei diesen werihen Besuchen in den Kauf genommen werden mußten. Die Anschauungen und Gewohnheiten, mit welchen man bei dieser Gelegenheit bekannt wurde, überraschten nicht weniger als die Koste», welche die Ausnahme der exotischen Herrschaften zu verursachen pflegt. Als Cetewapo, der Exkönig des Zululandes, den Hos der Königin Victoria in London besuchte, wurden für ihn und seine drei Begleiter zum Frühstück regelmäßig sünszehn Pfund Beefsteak servirt. Eine» Tage-; ließ die Kaffenimajestät den Genossen sagen, sie möchten immerhin mit dem Essen beginnen. AIS Cetewapo dann eine Bierteistunde später erschien, fand er nur noch ein halbes Psnnd Fleisch für sich, die übrigen vierzehn und ein halbe» waren inzwischen in einer geradezu sabclhaiten Geschwindigkeit verspeist worden. Cetewapo war wüthend; man mußte ihm sofort eine neue Portion herbeischaffen, da er sonst aller Ge sittung zum Trotz eine regelrechte Schlägerei mit seinen Häuptlingen begonnen hätte. DaS saftig gebratene Beefsteak, welches man ihm eiligst austrug, ließ allerdings seinen Groll ebenso schnell verrauchen. Vo» der ganzen europäischen Cultur, welche der Kasfernherrschcr in London kenne» lernte, interessirte ihn übrigens nicht-; so sehr wie die englische Küche. Diese schwarze Majestät besaß einen Sinn für Feinschmcckerei, der geradezu erstaunlich war. Dabei begnügte er sich jedoch nicht mit den zierlichen Portionen, wie sic in den großen Restaurants der vornehmen Welt aus die Tafel konimcn, sondern verlangte seine LieblingSgerichie in möglichst unbeschränkter Quantität. Wie kostspielig für den britischen Hof dieser Besuch gewesen sein muß, erhellt schon daraus, daß Cetewapo allein während der Fahrt von der Capsladt bis Madeira laut osfieiellen Angaben die Kleinigkeit von achthundert Psnnd seinsten Beessteakslcisches verzehrt hat. Die Art und Weise, wie diese exotischen Königlein die Cultur auf sich elnwirke» lassen, nimmt sich oftmals überaus ergötzlich auS. Schon daheim in ihren Residenzen kommen Beispiele vor, welche die LachmuSkeln der Reisenden in Bewegung setzen. Einer der origi neusten Rachäffer europäischer Cultur war vor Allem Kaiser Soulonqne von Haiti. Er hatte vernommen, daß die Großen der Erd« einen Kreis von Würdenträgern um sich haben, welche berühmte Namen sübren. Dieses Beispiel ließ ihn nicht schlafen, und da ihm gleichfalls die Würze der Tafel über Alles ging, ernannte er seine beiden Günstlinge zmn Herzog von Limonade und zum Grasen von Compvt. Die russischen Pelze imponirtcn ihm derart, daß er sofort seine Garde in eine Lieferung, welch« er sich aus Petersburg verschrieb, stecken ließ. Seitdem konnte er kein größeres Vergnügen, als sein tapferes Regiment in dieser neuen Tracht zu besichtigen. Man denke sich, welche Schweißtropfen die Armen bei dem Klima Haitis, welches am liebste» überhaupt keine Kleidung zuläßt, haben vergießen müssen! Eines TageS machte Se. Majestät die Wahr- »chinung, daß den Bärcmnützcn seiner Garde, damit sie Ihatsächiich europaübttlich seien, noch immer die Cocarden fehlten. Sofort befahl er seinem HofmarschaU, welcher den kulinarischen Namen „Marquis von Ananas" führt, dieselben zu beschaffen. Ter Hosbeamle war in größter Verlegenheit; bei aller Nachäffung von Cultur und Bildung hatte Kaiser Soulouque nämlich Momente, wo es ihm nicht daraus ankam, dieselben zu verleugnen. Aus dieser Noth befreite den Marquis ein Franzose, der Lberküchenmeister des Hofes von Haiti. Er schniit nämlich von den Blechbüchsen, in welchen sich die präier- virten Früchte, Fische und sonsiiqen Delicatessen befinden, die Medaillen mit de» Aufschriften ab und ließ dieselben an die Bärenmützen heften. Se. Majestät war überglücklich. Ein hoher europäischer Gast, welcher kurze Zeit daraus »ach Haiti kam und zur Truppenschau geladen war, las hocherslaunt beim Vorbeimärsche der Gardisten, ans welche der Kaiser nicht wenig stolz war, folgende Inschriften: „Junge Erbsen, Spargclköpse, Krebsichwänze, GanSlcber-Pastcte . lleberhaupt bilden die Reick,e der exotischen Fürsten ein nicht zu unterschätzende» Absatz gebiet für gewisse Tbcilc der europäischen Industrien. Die abgelegten Kleidungsstücke de» Cnliurmeiischcn waiider» augenblicklich in größter Menge dorthin, »in Preise zu erzielen, an welche Niemand glauben würde, wenn sic nicht vollkommen bestätigt wären. Die Beherrscher der Nikobaren-Jnscl» zeigen eine uns kaum begreifliche Vorliebe für alte Hüte; ganze SchisfSladungen davon sind bereits dorthin gesegclt. In Afrika bewundert man vorzugsweise mit beaehrlichen Augen das Kleidungsstück, welche» in gewissen zimperlichen Kreisen unserer guten Gesellschaft für „unaussprechlich" gilt. Da ist allerdings die Sehnsucht begreiflich, welche die exotischen Königleiu danach empfinden, die Länder, in welchen solche Herrlich keiten ersteben, durch höchsteigene Anschauung kennen zu lernen. Nichts ist nun köstlicher als die Art und Weise, aus weich« sie sich mit unserer Cultur abfinden. Wie König Kalakauain einem öffent liche» Tanzlocale Wien» sich nach den Rbpihmen der Musik gedreht hat, dürste noch in Aller Erinnerung sein. Ein noch peinlicherer Vorfall hat sich vor einigen Jahren in Spanien zugetragcn. Der samose König von Dahomey, eben der. welcher kürzlich in das Jenseits hinübergegangen, war in Madrid und wurde mit aller Zu vorkommenheit, welche der gute Ton vorschreibt, bewirthet. Man veranstaltete seinetwegen Paraden, man führte ihn in die Oper, in das Ballet. Tie exotische Majestät aber zeigte nicht das mindeste Interesse für alle diese Maßnahmen: es war kein Zweifel, daß er sich langweilte, daß er in den Erwartungen, welche er für seinen Anseisthali am ManzanarcS gehegt hatte, getäuscht worden. Man sondirte ihn also in Bezug aus seine Wünfche, war aber nicht wenig entsetzt, als er erklärte, daß er cigeittlich nur nach Madrid gekommen sei, um eine — Revolution z» sehen. Der Prinz vo» Korea war Tichatza» dtes« ARo»»rch »och sei« groß« SorNei« fttr unsere Gepflogenheiten, indem setoe Staatsschuld z» «t»er geradezu beängstigenden Höhe angewachsen ist. Sein HairptglLubrger Ist Mr. Epreckter, der calisornilch« Zuckerköuig, welcher so geschickt in seine» Finanzoperationen mit diesem Könige der Sandwichsinsel» war, daß er eigentlich mit vollem Rechte als Herrscher derselben gellen kann Mr. «preckler aber, ein Amerikaner von echtem Schrot »nd Korn, zieht das Lebe» in seinem schmucken Hanse zu San Francisco sogar den Annehmlichkrilen vor, welch« in dem bisherigen Palast« Kalakaua'S zu Honolulu heimisch sein sollen- Andererseits wirft bet aller Beleckt- heit von der Cultur die Art und Weise, wie dies« Herrschaften sich die Bekanntschaft mit derselben verschaffen, echt aewalthaberisch. Be- sonder» muffen die arme» Unterthanen de» Schah« vo» Persien unter der Reiseliebhaberei ihre» Monarchen schwer leiden, lim ihnen allerhand zweifelhast« Neuerungen an« dem Abendland« z» über mitteln, erzwingt er von ihnen Steuern, die ebenso barbarisch wie originell sind. Er kündigt den Reichsten unter ihnen seinen Besuch an, wa- so viel bedeutet, wie daß sie ihm bei dieser Gelegenheit schenken müssen, wa« ihm gefällt. Noch ursprünglicher bekundete der kürzlich verstorbene Sultan von Zanzibar sein Interesse für da« Wohl der Unterthanen. ES fand wieder einmal einer jener Lonslicte statt, wie sie hier durch dir Beleidigung der Angehörigen eine- europüischen Staate- aus der Tagesordnung stehen. Diesmal hatte John Bull unter den WuthauSbrüchen de« PöbelS von Zanzibar zu leiden gehabt, und der englische Eonsul fordert« sehr nachdrücklich eine SchadloShaltuag der Betreffenden, widrigenfalls ein Bombardement der Residenz zu erwarten sei. Der Sultan sann «ine» Sxgenblick schweigend nach. Dann fragt« er den englischen Cousnl, wie thenrr die» militairisch« Unternehmen seinem Staat« wohl zu stehen käme. So und so viel» Millionen", erwidert dieser im Vollbewnßtsein der Macht, welche er vertritt. „Run denn", sagt Sr. Majestät, „so antworten Sie Ihrer Königin: wenn sie mir die Hälft« dieser Lumme giebt, bin ich bereit, selbst di« Stadt Zanzibar in Grund und Boden schießen zu lasten." Äian sieht also, trotz aller Besuch« in Europa bleiben dies« exotische« Könige bezüglich der Humanität tn den metsten Fällen aus einem recht niedrigen Niveau. DaS hindert jedoch keine-wege-, daß man die Unarten, deren sie sich, sogar während ihre- Aufenthaltes bet unS, befleißigen, nicht allffn, wie das noch nach den Grundsätzen der Gast freundschaft hingehen mag, sich gefallen läßt — nein, man staunt sie an, man bewundert sie und ahmt sie möglichen Falle- sogar nach. Besonder» zeichnet sich die Gesellschaft von London und Paris darin aus. Eine recht lehrreiche Anekdote beweist das. Die Prinzessin von Joinville schwannt für alle» Exotische etwa in demselben Maße, wie sonst augenblicklich die Gesellschaft von Paris für JedwedeS, waS aus Rußland stammt. Diese Manie der hohen Aristokratin artete derart aus, daß sie ansing, sich und ihre Familie damit lächerlich zu machen. Eine- Tages kam ihr Bruder, der eine weite Reise in di« Kolonien gemacht hatte, zurück und stattete ihr seinen Besuch ab. — „Was hast Do mir mitgebracht?" fragte sie nach der Begrüßung. — „Etwa-, meine Theure, wa« Dir absolut Vergnügen bereiten wird l" — „Da bin ich neugierig! WaS mag da» sein?" — Da» vollständige Originalcostüm einer exotischen Fürstin!" — Die Prinzessin war entzückt und meinte, sie wolle es auf dem nächsten Costümball anlegen. Ihr Bruder griff lächelnd in die Tasche und zog «in Collier und zwei Bracelet-, sehr originell auS Muscheln gearbeitet, hervor. Glückstrahlend ries die Prinzessin: „Wie reizend I Und daS Andere?" — „DaS ist Alle-1" — Tie Prinzessin erröthete bis über die Schläfe«. Sie verzichtete daraus, als orkanische Königin auf den Costümball zu gehen, und soll außerdem von ihrer exotischen Manie um ein Be trächtliches geheilt sein. Georg von Blrud. in Pari», und da er sab, daß es zum guten Ton gehöre, wenn ein Fürst Orden austheilc, beschloß er, gleichfalls dieser Sitte des Abend landes nachzttkoiiiinen. Er ließ also eine Menge von Tecorationcn Herstellen, welche in ziemlich großen mit allerhand Inschriften und Arabesken verzierten Ringen bestände». Aber die asialüche Hoheit war äußerst unwillig, als sie sah, daß diese Tecoration nicht, wie sie eS eigentlich erwartet, in der — Nase getragen wurde, und sie konnte eS absolut nicht begreifen, daß man an dieser Sitte kein Woblgcsallen finde. Der Sultan von Zanzibar war in London innerhalb eines Flor» von jungen Damen der höchsten Aristokratie. Sie zeigten sich entzückt von seinem linkischen Benehme» und bewunderten >ede Unart, welche sie einem Europäer niemals verzeihe» würden. Auch der Sultan befand sich in bester Stimmung, Ein großer Damen freund, wußte er diese» nicht bester zu bethälige». als indem er auS einer mächtige» Düte einen Bonbon nach dem andern nakm, welchen er den göttlichen „HouriS" böchsleigenhändig in den Mund steckt». Eine dicler Damen bevorzugte er zusehends, den» sie konnte kaum jo viele Bonbons verschlucken, wie Seine Majestät ihr mit nicht enden wollender Galanterie zulheilie. Im Triumphe ihrer Eitelkeit ließ die Dame durch de» gleichfalls anwescnden Dolmetsch sragen, welche Reize sic denn besitzen müsse, um in so hohem Grade die Aufmerk jamkeit de» sremden Monarchen zu erregen. Die schnelle Antwort de» Sultans lautete ebenso drastisch wie deutlich: „Sie erhielt deshalb so viele Bonbons, weil ihr Mund noch einmal so groß ist all derjenige der klebrigen." Nichtsdestoweniger muß man die Geflissenheit anerkennen, mit welcher di« exotischen Königleia sich mit unserer Cnltnr vertrant mache« Kalakaua ist sogar Mitglied einer Freimaurer-Log« geworden. Literatur. ASrft vtSmarck, sei« Letzen »ntz sein Wirken, von Hermann Jahnke. Reich illustrirt von ersten deutschen Künstlern, l. Lieferung zu 50 -H. Berlin 5V. Paul Kittel. 1890. — Die gewaltige Gestalt des eisernen Kanzlers hat bereits eine ganz eigene, sehr umfangreich« Literatur hervorgcrufen. Ta» In- und Ausland beschäftigt sich unausgesetzt mit diesem größten Staat», man» unseres Jahrhundert-. Wie groß aber auch die Zahl der Bismarckschriften sein möge, eine Lebensbeschreibung, die geeignet wäre ein wirkliches, echtes Volksbuch zu bilden, findet man noch immer nicht darunter. Nach dem, wa- die Durchsicht der vorliegenden ersten Lieferung d«S Jahnke'schrn, aus 14 Lieferungen berechneten BirmarckvuchS lehil, dürfte dies ein solches Volksbuch werden. Zwar beschäftigt sich die erste Lieferung naturgemäß nur mit der Jugendzeit de- Helden und gelangt in ihrer Schilderung bi» zum Berichte über seinen Aufenthalt >n der Ile. Plamann'schcn Erziehungsanstalt und im Gymnasium znm grauen Kloster, aber dennoch sieht man schon auS diesem, übrigens hochinteressanten Anfang«, wie liebevoll sich der Verfasser in die Geschicke BiSniarck'S vertieft und mit wie warnten Herztönen er sie zu erzählen weiß. Die beigegebenen Illustrationen greifen »um Theil schon weiter und geben dadurch einen Begriff von der Vollwichtigkeit Dessen, waS aus der Seit« der Biid-AuSftattung dieses BiSmarck-BuchcS geboten werden soll. VV. Naturalismus, Nihilismus, Idealismus in der russischen Dichtung von Erwin Bauer. Berlin, Bering von HanS Lüsie» öder. Seit Dostojewski im Jahr« 1886 seinen Roman .Verbrechen und Sühne" erscheinen ließ, seit Tolstoi'- „Macht der Finsternis" und anderes mehr auS dem Laude deS Wuiki zu un« herübcrdrang, habe» die deutschen Zolaisten «in ununterbrochenes Frcutengeschrci übe« den russischen, realistischen Roman und die russische Literatur der Gegenwart überhaupt angestimmt. Sie hatten wieder ein goldene- Kalb mehr, um daS sie in ihrer Wüstenei tanzen konnten. DaS vorliegende Werk Bauer'«, da« mit einer wohlthuenden Wärme und jenem sittlichen Ernste geschrieben ist, der zu überzeugen weih, bringt nun den Beweis, daß eS in der Tbai nur Götzen sind, denen man tt» Deutschland Altäre bereiten möchte. Was beherrscht diese vielgepriesene, russische Literatur? Ter trostlose Pessimismus, der Nihilismus, der aller Sittlichkeit Hohn spricht, sind ihre Triebfedern. Bauer zeigt in seinem Werke, das man als eine kurzgesaßte Geschichte der literarischen Entwickelung Rußlands anschen kann, daß dieser Gott und die Welt verachtende Pessimismus und Nihilismus auS der Enttvickelfingsgeschichte Ruß lands heraus geboren, und Erscheinungen sind, welche lediglich mit den russischen Culturzuständen in Zusammenhang stehen. Wenn die deulschcn Naturalisten unS diesen Pessimismus und Noturaii-mnS. mag er nun sentimental oder cynisch geartet sein, als Borbiid hinstellen, so versuchen sie unS da» Reis einer entarteten Cultur aus ^»pfropfen und eine Zwittcrliteratur zu schaffen, die nicht lange von Bestand sein wird. Sie entspricht nicht dem Charakter de« deutschen Volke». DaS Buch ist geeignet, die Ueberschätzungen, welche der jungrussischen Literatur in Deutschland zu Theil geworden sind, ans das richtige Maß der Werthschätzung zurückzuiühreu. Die einzelnen Capitel: „Deutschland und die russische Literatur", die „Natürliche Schule" und die .Literatur der Anklage", „Ter Demokrat von Jaßnaja Poljäna", „Fcodor Dostojewski und die jungrussischen Naturalisten", „Iwan Ssergejewitsch Aksakow", „Alexei Tolstoi" u. s. w., die mit Portrait» der Häuptlinge der jungrussischen Literatur versehen sind, gebe» »in Gesainmlbild der inneren Entwickelung Rußland» und seines derzeitigen geistige» ZustandcS, das wohl geeignet ist, viele der Illusionen zu zerstören, welche die literarischen Parteigänger Rußlands bei unS erweckt haben. L- kr. * * * Elektrotechnische Zeitschrist. Centralblatt für Elektrotechnik. Organ des Elektrotechnischen BereinS. XI. Jahrgang, Heft 19. Bcrlag von Julius Springer in Berlin und R. Lldenbourg in München. Zeitschrist für tzte Portrsentle-, Letzer- «nd Gatanterir- wiiarrntzranche. vnchtzintzer untz Eartonnagenfatzriknntr», Tapisserie- un» Bijonteriewaarensatzrikation. Erscheint am 15. jeden Monats mit zadlreichen Abbildungen der neuesten Moden »nd Erfindungen. V. Jahrgang- Nr. 1. Redaktion und Berlag: Franz Meyer in Leipzig-GoijliS. Die Feuerspritze. Zeitschrift für daS deutsch« Feueriöschwescn. Organ des Landesverbandes sächsischer Feuerwehren, deS Feuer- wehrverbandcs für den Regierungsbezirk Cassel und des Braun- schweigischcn FeuerwehrverbandeS, 17. Jahrgang, Nr. 20. Er scheint wöchentlich, Verantwortlicher Redacleur: Th. Kellerbaucr in Chemnitz, Verlag von F. A. Körner in Leipzig. Zcitschrift für Drechsler. Elsriil»einura»r«re uu» tzolztz»«»- tzauer. OsficielleS Organ des Verbände» deutscher Drechsler- Innungen und Fachgenoffen, ferner deS Verein» selbständiger Bildhauer Berlins, sowie des Verein» zur Unterhaltung einer denlschen Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer in LeiSnig, XIII. Jahrgang, Nr. 9. Unter Mitwirkung bewährter Fach männer herausgegeben von L A, Martin, Drechslermeister »nd Eisenbeingraveur in Leipzig. — Commissionair für den Buch handel: C, Fr. Fleischer in Leipzig. Der Trichtneuschauer. Fachzeitschrift für dl« Jntercffcnirn der Fieiich- und Trichinenschau. OsficielleS Organ de» Lo»de»verbandes fächsischer Dr>chsnensck>auer. Erscheint am 1. und 15. jeden Monat» Nr 10. Redakteur uud Berieger: Richard Retßmüller in DieLettz^tzliottzrke« tzei Epitze«ieu und ansteckende« Krank- beiten überhaupt. Ett» Mahnruf an Allel Bon Ad. RojSe (Berlin, Sauernheimer'S Verlagsbuchhandlung.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder