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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-06
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1890
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Erscheint täglich ftÄ 6'/. bell, eesrsts in leommvo / ILS« m»n palvsr uuwr j «rstLudunz ,s uvck Xdenä« Wanst unck kn c nckrt pl»xt«l Dtuei >r «u unst ««, nun cki« llolr- u »» vorLdrs w >vr, stas» inec virtzsauio Litt j^aiir xleied l^nazpo hsäosto »1 LiUl'lle. stis Lilddsilun lv«r-O»»»I» !M«r 2UM sink! lu-d. Aueh stim« Xuflxrvvitki-nui; vostured jsst 2 ILstixo bliuSj tfmclcnnzl-lleseltä stc/n»-« a. öck x«n. stas» Ibr o ^«zpou Lotrei et ä 4 .öl u. « »Uns L1S,8Ner »rruxer 2 ?»vlcs Ihnen nur Ml!! tteu) ein über anst vsearatorir ;rx 1887. Ni, iod niekt xvu ikrirstinakv, i klaxo dekr-vil rn Litte!» Uber rieht 2 Kaeleet« lSvkval»«,« cur cxe^en I'ofk » ied in I-eipriz t«I Odeausttius ostorum um viii r-OombiuLtiull re Prosen Lr >. rrUor, neloker :so« rur ki-oioo jol^itrtoer, 9 lioll 8SLU8 11sL! üM»rten»tr. 12. »I, 8>>stf>I»dr 8. Uhr. Lrdartisn und Lrprdttion Jobaunesgaff» 8. S-rkchgundrn -rr iirdaclion: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. 8»r Xi «»Nß«»« M^»I Ikch »* * N«»«N»u «ch« »«rb,»dtuj. «n»^»e »er s»r »te nSchftkalsende Nuw«rr »rstt««1en Inserate an Wochrntaarn »t» L Udr Nachmtlta,«. an Sann- uns Keftta,rnfrüh bis' ,S Uhr. In -rn Filistrn für Zns.-^nnahmr: L«1a Klenim'S Sartlm. tAlsrr» Hahn), Universitätsstraße 1, Laut» Lösche, Kakharineustr. 23 »ert. und König-Platz 7, nur bi« ',8 Uhr. riWMMgtlllillt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4>, Mk tacl. Bringerlodn 5 Mi., Lurch die Post bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nummer 20 Pj. Belegexemplar lO Pf. Gebubre» iur Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbeiorderung 60 Mi. Mit Poslbesördernug 70 Ml Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Krützere Schritten laut uns. Pretsverzeichniß. Tabellarischeru. Ziffernsatz nach hoher,» Paris. Urltauikn unter dem Redactionsstrich die 4gejp«lt. Zette bOPs., vor denFamiliennacdrichten die Ogespallen« Zeile 40 Pt. Inserate sind stets an die VzDedrtioU zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.' Zahlung prneiuuuerLvsto oder durch Post« uachnahme. ^ 157. Freitag den 6. Juni 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Auf Antrag der Handelskammer hier haben wir beschlossen, von jetzt ab in jedem Jahre hier 2 Specialmärkte für Borsten und zwar in der Zeit von Montag bis Sonnabend nach dem Sonntage Jnvoeavit und vom letzten Montage im Juni bis zu dem daraus folgenden Sonnabende abhalten zu lassen und bringen dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis;, daß der nächste Borstcnmarkt am 30. Juni d. I. beginnen und am 8. Juli d. I. endigen wird. Leipzig, den 4. Juni 1890. Der Ratb der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Hennig. Ltkanntiiilichung. Da den in unserem Regulative, die Beleuchtung der Treppen und Hose in bewohnten Gebäuden betreffend, vom 9. Juni 1885 enthaltenen Bestimmungen, namentlich in den neuen Stadttheilen, noch nicht allenthalben gehörig nach- gcganae» wird, so bringen wir dasselbe nachstehend anderweit zur öffentlichen Krnniniß. Leipzig, den 29. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig, t -. SINN. vr. Georgi. Hennig. Me,«lativ. hie Beleucht«», der Treppen und VSfe tu he»»tz«ten Gediudrn betreffen». §. 1. I» alle» im hiesigen Stadtbezirke gelegenen Gebinden, in denen sich Wohnungen, Arbeitsstätten oder andere zum Aufenthalt von Menschen dienend« LocalilLten befinden, find die zu diesen führenden Räume, also namentlich HauSfiuren, Höfe, Treppen und nach dem Treppen bause durch Thüren nicht abgeschlossene Corridore, so weit nicht etwa die betreffenden Gebäude bei Abwesendcit der Bewohner gegen die Straße dauernd verschlossen gehalten werden, von Beginn der Dunkel heit an bi« zur Schließung de« HauseS, in ledem Falle aber bis 10 Uhr Abend« mit hinreichender und feuersicherer Beleuchtung zu versehen. 8. 2. Der ZeUpuuet de« Begier»« der Dunkelheit richtet sich sowohl nach da Ia-rrSzeit. al« je nach da Beschaffenheit der betreffenden OatLchbett; in jedem Falle hat spätestens mit dem Beginne der Beleuchtung der betreffenden Straße auch die Beleuchtung der in 8- 1 gedachte» Miamlichkeiten zu beginnen. 8, 3. «tnmUchkrttrn da in 8 1 gedachten Art, welch« zufolge ihrer Anlage dtrectr« Tage-licht Lderdanpt nicht oder nicht in genügender Weise erhalten, sind auch wührend der Tageszeit zu erleuchte». 8. 4. Verantwortlich für die Erfüllung vorgedachter Vorschriften sind die betreffenden HauSeigenibümer, bez. deren Stellvertreter, Grund- stücksvenvalta und Ca>tellane öffentlicher Gebäude, und zwar auch dann, wenn etwa von diesen die Ausführung der Beleuchtung anderen Person«, namentlich den Melbern, übertrage» worden ist, 8- 5. Vauachttsffgungen der Vorschriften in 8 l, 2 und 3 werden in jedem einzelnen Falle mit Geldstrafe bis zn M oder Vast bis zu 14 Tagen bestraft. 8. 6. Gegeuwtrtige« Regulativ tritt am l. Oktober 1885 in Kraft. Leipzig, den 9. Juni 1885. Ter Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Lekanntniachnng. Di« u«le««ag, Srgänrang und Verbreitrrunq deS Aa-wegS aus der südlichen Seite deS Jo haaniSplatzeS soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst eingeschen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 ^s, welche eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Auffchrist /,Futzwegherstellung aus der südlichen Strotze dcS IovanniSplatzeS" versehen ebendaselbst und zwar bis zuni 16. Juni l890 Nach mittags 5 Uhr einzurcichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehuen. Leipzig, den 28. Mai 1890. DeS RatbS der Stadt Leipzig Id. 2862. Stratzenbau-Deputation. Lekamitmliljiung. Die Neu- bez. llmpflastcrung dcr Gustav Adolpb-Straßc zwischen der Leibniz- und Waltstraßr, mit Ausschluß der auf dem Funkenburg-Arcal gelegenen Strecke der Gustav Adolph Straße, mit Setzlackengutzsteine» soll an einen Unter nehmer-in Accord verdungen werten. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in »nserer Tiefbau-Bcrwaltung, Rathbaus, 2. Stockwerk, Zimmer Dir. I t auS und können daselbst cingescdcn oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werten. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit dcr Ansschrift „Pflasterung dcr Gustav Rdolvd Strafte" versehen cbciitasclbit und zwar bis zum I>>. Juni 1890 Nach mittags 5 Ubr cinziireichen. Ter Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehuen. Leipzig, den 27. Mai >890. Des Raths der Stadt Leivztg Id. 2488. Stratzenbau Deputation. Lckailutlilachulig. Hierdurch bringen wir zur öffcnllichen Kenntniß, daß wir beschlossen haben, die westlich der Hchen Straße aus dem Areal der Heintze'schen Erben gelegene Strecke der Braustraßc in Leiprig-GohliS in das Eigenthum der Stadtgemeindc und in die Unterbaltung durch dieselbe zu übernehmen. Leipzig, den 30. Mai 189". Der Ratb der Stadt Leipzig kd. KTTS. Vr. Georgi. M. Lekanntmachung. Das 0. Stück de- diesjährigen (besetz- und Ver ordnungsblattes sür das Königreich Sachsen ist bei unS emaegangen und wird bis zum 21. dS. MtS. auf dem Ralhhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auS- hängen. Dasselbe enthält: Nr. 33. Gesetz, die Abänderung mehrerer Bestimmungen der Armenordnung für das Königreich Sachsen vom 22. Octobcr 1840 betreffend; vom 30. April 1890. Nr. 34. Berordnuna, das Verbot deS Verkaufs und des An kaufs von Verbandwatte betreffend; vom 6. Mai 1890. Nr. 35. Bekanntmachung, die Postordnung vom 8. März 1879 betreffend; vom 7. Mai >890. Nr. 36. Verordn»! ! wegen Veröffentlichung einer von dem LandtagSau'schusse zu Verwaltung der Staats schulden unicr dem 23. dieses Monats erlassenen Bekanntmachung, vom 23. Mai 1890. Nr. 37. Bekanntmachung, die Gegenzeichnung der neu auS- zugebcndcn StaalSschuldcncaffcnscheiiie der Anleihe vom 2. Januar 1867 betreffend; vom 23. Mai l890. Leipzig, am 4. Juni 1890. Der Nath dcr Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Krumbicgel. Die Eröffnung der Delegationen. Die Delegationen der Parlamente Oesterreichs und Ungarn-, welche in diesem Jahre in Pest tagen, treten unter so fried lichen Anzeichen zusammen, wie seit langer Zeit nicht ge schehen ist. Die Besorgnisse, welche eine Reihe von Jahren hindurch den Absichten Rußlands galten, sind verstummt, die militairischen Vorbereitungen dieser Macht haben ibren drobenden Charakter verloren und Oesterreich-Ungarn blickt der Zukunst ohne schwere Sorgen entgegen. Fürst Czarto rvSki, der Vorsitzende der österreichischen Delegation, hat in seiner kurzen Ansprache den dcr Lage angemessenen Ton in der glücklichsten Weise getroffen. Wenn er mit dem Wunsche für die Währung des AnsebenS und der Vertheidigungs- fähigkeit dcr Monarchie auch den Wunsch auf Erbaltung eines gefestigten Friedens aussprcchc, so bandele er im Sinne dessen, der von höchster Stelle auS die Politik dcS Reiches mit Weiser Mäßigung und seltener Pflichttreue leite. Zu vcrsichtlichcr, ruhiger und besonnener kann man unter den bestehenden Verhältnissen kaum zu einer Versammlung reden, deren Hauptzweck ist, dcr Regierung die Mittel zur Aufrechtbaltung dcr internationalen Stellung einer Großmacht zu gewähren. Man erkennt daraus, daß die Beziehungen zu Rußland wieder normal geworden sind und daß kein Grund vorliegt, außerordentliche Änstrengnngen zur Abwendung einer dem Reiche drohenden Gefahr zu machen. Die Mehrsordcrung von 2>/r Millionen Gulden für da- KriegSl'ndgcl entspricht der friedliche» Lage, sic ist so un bedeutend, daß ihre anstandslose Bewilligung keinem Zweifel unterliegt. ES liegt in der Natur dcr Verhältnisse, daß die Delega tionen ihre Aufmerksamkeit stets in erster Linie aus die Balkanhatl'insel richten. Dort herrscht zwar niemals Ruhe in dem Sinne, wie wir das Wort verstehen, aber gegenwärtig ist kein Anlaß zu einer besonders ungünstigen Beurtbeilung der dortigen Zustände vorhanden. Daö wichtigste Ereignis; der Gegenwart auf dcr Balkanbalbinsel, dcr Proccs; Paniha, hat einen Ausgang genommen, welcher hinter den gehegten schlimmen Erwartungen weit zurückbleibt. Tie angebliche russische Verschwörung zum Sturze des Prinzen Ferdinand ist zu einem höchst ungeschickt angefaßten und betriebenen Unternehmen rusammengcschrumpft, dessen Bedeutung in gar keinem Verhältnis; zn dem darüber erhobenen Lärm sicht, und dcr angebliche Anschlag auf den Prinzen Fcrdi nand in Bcllowa kann erst Anspruch auf Glaudwürtiglcit erheben, wenn die Meldung von amtlicher Seite bestätigt wird. DaS halbamtliche Wiener „Frcmdenblatt" bat den AuSgang deS Processcs Panitza als einen neuen Beweis sür die Lebenskraft und EntwickeliingSfäbigkeit Bulgariens an erkannt, welche Alles, was ibm Schaden bringen könnte, aus- scheitet. DaS stimmt mit dem günstigen Urtbcil überein, welches die Gcsamiiitregicrung Oesterreich-Ungarns schon wiederholt über Bulgarien geäußert hat und läßt erkennen, daß Oesterreich Ungarn an diesem Standpunctc unter allen Umständen sestzuhallen entschlossen ist. Bon Serbien muß man sagen, daß die Regentschaft sehr vorsichtig verfährt, obwohl über ihre eigentlichen Absichten nicht hinreichende Klarheit zn gewinnen ist. DaS Berbältniß Serbiens zu Bulgarien bat wiederholt zu Mißdeutungen bulgarischerscitS Anlaß geboten, und wenn die von Serbien crthciltc Auskunft über die Bedeutung von Triippcubcwegiiugen an dcr Grenze auch stet- wahrscheinlich klang, so ist doch da durch daS Verhältnis; zwischen beiden Nachbarn noch kein freundschaftliches geworden. In Rumänien bat die Hinneigung zum Dreibund, welche in den; früheren Minister Carp einen so bcrcklcn Anwalt gefunden bat, zwar den Unwillen Rußlands erreg;, cs sebll dieser Macht aber an Mitteln, um dieser Neigung eine aurcre Richtung zu geben, cS sei denn die Gewalt, und deren An wendung liegt nick't in der Absicht Rußlands. Endlich ist die Gefahr, welche der Aufstand Kretas geraume Zeit hindurch verursacht-hat, durch die Klugheit und Geschick lichkeit Sck'akir Pasck'a'S abgcwcndct worden, so daß heule dcr politische Himmel der Balkanhall'iuscl heilerer erscheint als seit langer Zeit. Dadurch erhält die DelcaatioiiSsessioii ihr Geprägt und daS isi auch ein uug-wohnlich friedliches Man würde sich aber doch täuschen, wenn man anncbmcn wollte, daß diese Wendung allein auf die Rechnung Rußlands zu schreiben ist. Rußlands Absichten sind bekannt und »»Wandel bar, aber ibre Durchführung bängt von Vorbcringiiugcii ab, deren Erfüllung augenblicklich nicht möglich erschein! Das Frietcnshcllwcrk, welches der Dreibund bildet, ist so scsi unk widerstaiidSsäbig, daß selbst ein Bündnis; zwischen Rußland und Frankreich nicht auSrcicht, um de» Frieden mit Anouit't auf Sieg brechen »u können Diese Ucbcrzeugung isi Rußland mit wachsender Klarheit zu eigen geworden, und es isi ibm auch nicht entgangen, daß FrankreicvS Ziele niemals mit den russischen übereinsiimmen können, daS Bündnis; der beite» Großmächte könnte nur ein vorübergehendes sein, und ob Rußland sich dcS SiczcS freue» könnte, bliebe immerhin zweiselhast. Abgesehen davon hat sich aber auch da- FriedenSbedürfoiß rankreichS in neuester Zeit stärker kundgegeben als seit langer jeit. Die inneren Angelegenheiten nehmen dort die öffentliche lufmcrksamkeit in so hohem Maße in Anspruch, daß der Gedanke an einen Krieg mit zweifelhaftem AuSaange mehr und mehr an Boden verliert. Die Annäherung Italiens an Frankreich ist von diesem freudig begrüßt worden, was nur in dem Sinne aufgefaßt werden kan», daß die Festigkeit dcS Friedens dadurch erhöbt erscheint. Die französische KriegS- partci, welche Italien vom Dreibund löse» und zu einem Bündniß mit Frankreich verlocken möchte, kommt dabei nicht in Betracht, denn diese Partei ist mit dem Falle Boulanger'S zum Schweigen verurthcilt. Frankreich bat zudem in letzter Zeit auf dem Gebiete der Eolcniatpolitik Erfahrungen ge macht, die eS zu einer großen Action in Europa nicht cr- muthigen können. Am Senegal wie in Tvnkin ist der fran zösische Einfluß im Niedergang und eS macht sich da« Be- dürfniß geltend, eine leistungsfähigere Eolonialarmee zu organisiren. Italien hat auch nach Rußland bin vermittelnd zu wirken gesucht und damit wenigstens einen Scheinerfolg errungen. Wenn man die Rede EriSpi'S vom 30. Mai liest und wenn man sich dabei dcr Aufnahme erinnert, welche dcr italienische .Kronprinz in Rußland, insbesondere in St. Petersburg er fahren hat, so könnte man zu bcr Meinung gelangen, daß eS kaum vertrautere Freunde giebt als Rußland und Italien. Diese Freundschaft dauert aber nur so lange, als Rußland eS in seinem Interesse erachtet, den Friedensfreund zu spielen, sobald die Lage gespannt wird, hören die beiderseitigen FreundschastSverffcherungen aus. Das Bleibende in den inter nationalen Verhältnissen der europäischen Großmächte ist allein der Dreibund. Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien sind durch Friedensliebe und Jntereffen-Gemcinschaft gleicher Weise darauf angewiesen, an dem geschloffenen Bunde sest- zuhalten, und sie haben aus dem Verlaus der Zeit, welche seit dem Bestehen deS Bündnisses verflossen ist, ersehen, daß sic damit sich selbst und dem europäischen Frieden den wcrtb- vollsten Dienst erwiesen haben. Der gegenwärtige Zustand wirb natürlich nicht ewig dauern, unvorhergesehene Zufälle haben schon oft die anscheinend festesten Verhältnisse aufgelöst, aber vorläufig ist der Dreibund der Hort des europäischen Frieden-, eine Wahrheit, an welche uns der Zusammentritt der Delegationen in Pest in höherem Maße erinnert, als eS der gewöhnliche Lauf der Dinge mit sich bringt. * * ^ * lieber die Verhandlungen selbst berichtet WolssS Telegraphisches Bureau: Die österreichische Delegation wählte mit 2l von 41 abgegebenen Stimmen Fürst Georg E zartorySki zum Prä sidenten. 15 Stimmen waren sür Eblumeckp abgegeben worben. Abi HauSwirtb wurde einstimmig zum Vicepräsidciiien ge wählt. In der Rede, mit welcher Fürst EzartorySki sei» Amt als Präsident antrat, bemerktc derselbe, die Delegation wisse, wenn sie mit dem Wunsche sür die Wahrung des AnsebenS und dcr VcrlbeidigungS - Fähigkeit dcr Monarchie auch den Wunsch sür Erhaltung des gefestigten Friedens anSsprcche, so handle sic im Sinne dessen, der von höchster Stelle aus die Politik dcS Reiches mit weiser Mäßigung und seltener Pflichttreue teile. Dcr Präsiden» schloß mit einem begeistert aufgeuoinmeucn dreifachen Hoch aus de» Kaiser. Graf .Kalnoly legte sodann das gcmcinfam Budget vor und lheilic mit, daß dcr Kaiser die Delegation am 7. t. M. Mittags emptangen werde — Die ungarische Delegation wählte ciiislimmig Graf Ludwig DiSza rum Präsidenten, Gras Franz Zick'y zum Vicepräfitciiten Graf Lutwig DiSza hielt eine 'Ansprache, in welcher er hercdt aus führte, die Delegation dürfe die Vorlage» der aemeinsame» Regierung nicht ausschließlich vom siiianziellen GcsichtSpunct bcurlheilen, sondern »lüssc sich die Sicherheit des DbroneS und des Staate« vor Augen halten; die Organisirung dcr Wehrkraft müsse mit derjenigen der übricze» europäischen Großmächte Schritt halten. DiSza schlotz mit Segen« wünschen für den König und daS Vaterland. (Stürmische Eljcnruse.) In dem den Delegationen zugegangenen Veranschlage de« gemeinsamen Budgets beantragt das Ministerium des Aeußern die Aendcrung dcS General EonsulatS zweiter Elaste zu Tanger in eine« erster Elaste und zwar behufs dircclcr Beglaubigung bei dem Sultan von Marokko, ferner die Vcr Wandlung des Honorar-EoiisulatS zu Batum in ei» cffcctivcs EonsularamI von gleicher Raiigsluse und zwar wegen der steigende» Bedeutung BalumS für den Handel »ach Süd rußlaud und dem Kaukasus. Dcr im Budget crhol-eiic Mehransxruch für die kiplomalische Vertretung in Sofia wird mil dcr in den letzte» Jabrcn ciiigetrclencii stetigen und raschen Entwickelung des bulgarischen StaalSwcsciiS in poli lischer und volkswirthschasllichcr Hinsicht begründe!. DaS außerordentliche HccreScrfordcruiß weist u. A. aus 2 Millionen Gulden zur Fortsetzung der Beschaffung von Rcpclirgcwchrcii und Carahiiicrn, 2>/r Millionen als erste Rate zur Einführung des rauchlose» Pulver«, woiür in« gestimmt I l 400 000 sl. verlang! werten ; ferner l Million rür Verstärkung dcr Armiruiig fester Plätze durch neue Ge schütze, I Million zur Hebung dcr Widerstandsfähigkeit der beide» galizisihen Festungen, 88!» 53 t fl zur Umwandlung der leichte» Batterien aller EorpSarlillcric Regimenter i» schwere, und 695 100 st. sür Eomplclirnng von 27 Jnsaiilcric Regimentern ans den normalen Friekciisstant. DaS außer ortcnlliche Marinccrfordcrniß cnlhäll 510 000 sl als zweite Rate sür den Ranimkrcuzcr >80000 st als zweite Rate sür den Tonaumcnitor I »nd 4" 000 fl. als erste R,ttc sür de» Donaumonitor II. Dag Minister»»» des Aeußern vcr langt die Erhöhung dcS DiSpositionSsondS aus de» Betrag von 600 000 sl. Der sür da« rauchlose Pulver geforderte Eredit wird von dem KriegSministerium mit dem Hinweis auf die durch geführten Versuche motivirt, welche ergeben hätten, daß 0! n allen Anstand zur Erzeugung des neuen Prävarais im Großen geschritten werden könne, und daß die Errichlnug einer neuen ärariscbc» Fabrik zur Erzeugung dieses Pulver »nabwciSlich sei Sollte sich eine Beschleunigung derAibcile» als »othwe ndlg Herausstellen, so würde dcr nächsten Delcgalion ein Nachtrazscredit vorgclcgt werden. Leipziq, 6. Juni. * Die vereinigten Ausschüsse dcS BundeSralbS sür Handel »nd Verkehr, sür Eisenl-abnen, Post mir Telegraphen und sür Justizwescn traten am Mittwoch zu einer Sitzung zusammen. * Die Vorlage wegen Ausbesserung der Gehälter der Reichsbeamte» dürste bereits auf die Tagesordnung dcr dieSwöchentlichen Plenarsitzung deS Bundes rat HS gesetzt und dann den zuständigen Ausschüssen überwiesen werden. Trotzdem die Vortage, wie die- in der Natur dcr Sache liegt, recht umsangreichc und tctaillirle Darlegungen und Be stimmungen enthalten soll, so wird doch der baldigen Erledigung derselben im BundeSralhe enlgegengesehen werden könne», da sicherlich vor dcr tesiniliven FestlleUung eine Vcr- tändigung zwischen den verbündeten Regierungen über die wichtigsten und grundlegenden Puncte slattgesunden haben dürste. ES beißt, daß die Aufbesserungen bis zu der GeballS- luse von 6000 erfolgen und ähnlich, wie in Preußen, »och Stellenzulagen vorgcschlagcn werden sollen. Eine besondere Denkschrift soll über die Principien Aufklärung geben, welche bei dcr Aufstellung deS Entwurfs als maß gebend erachtet worden sind. * In einem Artikel „Fürst BiSmarck im Parla ment", welcher anscheinend die Auffassung deS Fürsten BiSmarck wicdergicbt, sagen die „Hamburger Nach richten": Ebenso wenig, wie Fürst Bismarck Partelpolltlk getrieben bat, die sein -»künstiges Verhallen im Neichsiage prSiudictre» konnte, hat er aber auch persönliche Pvlilik getrieben, deren „Veilheidigung" ihn letzt zur Opposition bewegen könnte. Er hat stets nur vaterländische Politik gemacht, und da diele von der jetzigen Negierung fortgesetzt wird, so besieht für den Fürsten Bis- inarck kein Anlaß, der Negierung Widerstand zu bereiten. Kein ernnhaster Politiker, der dem Wirken und Schaffen des Fürsten mit Einsicht und Unbefangenheit gesolgt ist, der die Motive desselben erkannt und gewürdigt hat, wird aus den abgeschinacklen »nd unhaltbaren lNedanken kommen, der Fürs! werde sich mit siih selbst dadurch l» Widerspruch setzen, dass er seine eigene Politik des Staats- Wohles, nun sie durch andere Männer sortgefiihrl wird, bekample. »ein verständiger Mensch kann erwarten, dag ein Mann wie Fürst Bismarck, der so lange Jahre hindurch der Sffentlicken Beobachtung blobgkilandkn hat, dieselben Eledanken befehden werde, von denen alle Welt weiß, dah sie die seinigen sind, daß er sie noch vor Jahresfrist amtlich vertreten bat, wie sie jetzt von dem dem Fürsten Bismarck iumpaihilchen Herrn von Caprivi vertreten werden. Wenn Fürst Bismarck in das parlamenlarüche Leben eintrete» sattle, so wird das Gewicht seines Wortes der Negierung und ihren Anforderungen zu Gute kommen. Dadurch wurde freilich nicht ausgeschlossen sein, dah der Fürst mit derselben Unbeiaugendeit »11S Ausrichtigkeit, die ihm bei Beitrelung der Vorlagen vor den Parla menten eigen war, seine Meinung äußern würde, falls irgendeine zur Berathung stehend« Maßregel nach seiner Auffassung dem ösjeni- lichen Interest, nicht entspräche. Wenn z. B. die „Freisinnige Zeitung'' i» einem Artikel die Lage, in der sich der Fürst ,n> Neichs- tage befinden würde, bespricht, und dabei sagt, Fürst Bismarck werde beispielsweise bei der Interpellation über de» schweizeri sche» Niederlassung-Vertrag und die französische Paß- Pflicht Gelegenheit haben, seine Ansicht zn äußer», da beide Maß nahme», die Kündigung jenes Vertrages und die Einführung der Pastpslicht, Ausstusse des persönlichen Willens gerade des Fürsten Vismai ck gewesen seien, so ist dazu zu bemerken, daß Fürst Bismarck aller Wahricheinlichkeit nach de» Erwartungen des Nichlerstchen Blattes ulsprvche» habe» wurde, und zivar mit dem>enigen größeren Maße von Freiheit, das dem Abgeordneten Fürsten Bismarck im Vergleich mit dein verantwortlichen, durch amtliche Nücksichlen gebundenen Fürsten Bismarck zusiände Fürst Bismarck würde, iveun er sich z B in einer Neichslagsdebalie über den Schweizer Niederlaffungs- oerirag zu belbeiligen gehabt batte, es jedenfalls tür sein Necht „nd teil»- Pslichl gebellten baden, dieselben Genchtspnucte gellend zu mache», die er zu verireten gehabt haben winde, wenn er »och slanzler gewesen Ware, und die sich dahin zujamniensasten lassen, daß ein Nieder- iajiuiigsperlrag mit der Schweiz vor Allein so beschaffe» sein muß, daß seine von Frankreich anzusprecheude Anwendung aus Elsaß-Loibringe» die dortigen Polizeivrqane nicht genire» kann, ebenso wurde er wob! bewiese» haben, daß die Behauptung, die En'üllung der Zwecke der Fremdenpolizci sür den Elsaß sei auch mit dein alle», vom Fürsten Bismarck gekündigten Vertrage möglich gewe'en, aus lliikeuuliiiß der beffeheuden Verpflichtungen oder aut Neigung zu sophistischer, an Illohalilal grenzender Interpretation Frankreich gegenüber berubl. Wichen die Anichauungen des Fürsten Bismarck aber in einer solchen Einzelsrage von denjenigen der zur Zeit im Amte stehende» Negieruugsverlreler ab, so wurde es einmal nur dem öffentlichen Wohle entsprechen, wenn die Ansicht des Fürsten Bismarck gehört würde, zweiten- aber würde das Gebiet der Fragen, in denen Fürst Bismarck nach seiner beste» Ueberzeugung und nach seiner reichen Erfahrung sich verpflichtet ballen -müßte, eine Anssasiiing z» vertreten, die von der,enigen der Negierung abwiche, doch unendlich viel kleiner sein, als das Giüsttt der,eiligen Angelegenheiten, in denen der Fürst der Negie rung mit dem volle» Schwergewicht seiner perlönlichen Auto rität zur Seite zu stehen vermöchte zum Wohle des Vater- la che- I» leinein Falle aber dürste Fürst Bismar k sich als Lppvsitivnsman» suhlen: seine abweichende Ansicht winde 'ich als rem sachlich immer nur aus de» vorliegenden Gegenstand beschranken. Dem Fürsten Bismarck sind die parlameiilarischen Beralbnnge» nichts als Erinillrluiigkn des sür Neich und Staat Nützlichen. Es gicbl sür ib» weder Sieger noch Besiegte bei einer wichen Be ralbuiig, sondern nur Mkinnngsperichieöenkeiten die im Zitterest,- de - Staates ihre bestmögliche Begleichung zn finde» haben lieber dieie Verständigung hinaus erislirl jiir den Fürsten kein Festballen an Gegenlatzen. Z»m „Gegner" wurde er wobt nur bei perlen llchen Angriffe» ani ilm werden. Der Fürst ist von Jugend ani gewohnt, jeden Schlag, der ihn trisjl, zurückzugeben; er bat tem ganzes Lebe» so zn sage» ans der Mensur »»gebracht und mag »mb den Hieb sür die beste Parade halten. Daß ein solcher Monn nicht stillschweigcn würde, iveiiii parlameiilarische Angriffe gegen ilm statt- ianden, ist lediglich selbstverständlich. Tie Verantwortung tnr derartige Aiiseiiiaiiderstnuttgen aber würde nicht den Fürsten lressen. der sicherlich nicht die Abs,etil bat, sie herbcizusührcii, sondern die- iciiige», die den Fürsten angreisen. * Die Al'stiinitiiiiig zweiter Lesung liker die Spe regelt er vor! a ge bat am Mittwoch zn vorgerückter Stunde im vrenstistl c:> Ahgeordnctcnl-aiisc sl.rttgcfiiiitk» »nt zur Annahme bei einzelnen Artikel durch eine coiiseivativ-iialioiiällil'cräle M o, Heu gegen daS Eeittrum, dem nalürltch wieder einige Demi 1- neiiimiigc Zuzug lcistclen, geführt. DaS Bolum der eome, vaiiv iiaiwttalttl'cralcn Mehrheit war nur ei» eventuelle. , bleibt daS Centrinn bei semer ablehnenden Haltung, so ,0 das Gesetz gefallen. Es wirb entweder so gut wie cinilinini g angenommen oder nahezu einstimmig abgelelmt »nb bnin allen Fährlicbkeilen, einer späteren Wiederaufnahme View gegeben Durch die Daliit des Herrn Windtborsi, der wes mal die gewohnte glückliche Hand vermiffc» liest, ist baS Ecntrnm in eine sehr verfahrene nnl-eh.rglist'e Stellung czerathe» Es muß entweder selbst genehmige:!, was c« vorher 1» den stärksten Anskrucken verurtßeiit batte, oder bic Zu wendung an die katholische Kirche fabre» lasse» Der Rückzug an« dieser unglücklichen Positiv» wird de» Part,, o'stiibar jetzt sehr schwierig. Sic war wieder einmal päpstlicher als der Pav'i »nd bat wätzrent dieser ganzen Bcrall'iingcn ebenso viel Leidenschaft und.stainnlnst wie die ander» großen Parteien üricdeiisttcdc und Eittgegeiikouiiucu dewiesen. Sw trägt dr«
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