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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006081
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900608
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-08
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- Jahr1890
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1890
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1. Keilne W LchMl Ä-kdkIt «Ä A«?M Nr. ISS, Imins i>r» 8. Zm18SS. Vie Pnppenspiele und ihre Geschichte. Boa Theodor Ebner. Wandrr« einmal, lieber Leser, ruhig beobachtend durch da« Gewühl von Messe und Jabrmarkt, und arradr da, wo Hanswurst, der immrrlustigc, seine» Wohnsitz auf» geschlagen, wo da« Geklapper seiner Pritsche ober sein Angstaeschrei mitten heran« au« vielstimmigen Lachen und Jubel ertönt, wirst Du Deine Schritte hemmen, und Dich langsam durcharbeitr» müffen durch die Menge Derer, die mit Aug und Ohr an der einfachen und mit den schmuck losesten a-ecorationrn geschmückten Schaubühne stehen bleiben. Uud vielleicht wenn Du wieder einmal an einem solchen Puppentheater vorüber kommst, wirst Du dann nicht nur ge zwungen stehen bleiben, sondern in Gedanken an da«, wa« einmal sie und ihre Leistungen unserem Bolle gewesen, in Erinnerung daran, daß eine unserer gewaltigsten deutschen Dichtungen, Goethe'« -saust" einem solchen Puppenspirl ihr Entstehen verdankte, Dich gerne eine kurze Zeit lang von ihnen belustigen und erfreuen lassen. Di« Blüthe dieser deutschen Puppenspiele stebt im innigsten Zusammenhang mit der Geschichte unsere« deutschen Drama«; wir bemerken gerade zu einer Zeit, wo unsere dramatische Literatur sehr im Argen lag, wo überhaupt alle« geistige Leben in Deutschland erstorben schien, unter dem Druck de« dreißigjährigen Kriege«, daß da« Volk am meisten durch die Marionetten und Puppenspicle einigermaßen Ersatz fand für da«, wa« die Vergangenheit geboten batte. Bi« »ur Reformation und bi« zum dreißigjährigen Kriege hatte sich da- Drama au« seinen ersten Ansänaen Hera»« zu einer immerhin bemerkenSwerthen Stufe entwickelt. Diese ersten Anfänge lagen allerdings weit zurück; mimische Spiele, Mummereien, auch Puppenspiele finden wir schon in der vorchristlichen Zeit und Spuren solcher altheidnischen dra matischen Vorgänge, wie die Austreibung de« Winter« durch den Sommer, von der auch Sebastian Frank zu erzählen weiß, finden sich henke noch in manchen Gegenden unsere« deutschen Vaterlandes. Ader erst in den kirchlichen Schau spielen de« 12. Jahrhunderts erblicken wir die Ansätze zu dem eigentlichen Drama, wenn man von den allerdings noch älteren lateinisch geschriebene« Dramen der Nonne Hro-witha von Gander-Heim absehen will. Imäi nannte man diese Spiele in Deutschland, mMeri» in Frankreich, und hatte sie Passion und br auch hier die Sprache liehen und die Schaubühne bildete zumeist der Platz vor dem Hochaltar in der Kirche. Erst da« 14. Jahrhundert hat solche «stücke in deutscher Sprache aufzuweisen, und dadurch er hielten auch zugleich statt der Geistlichen die Laien da« Amt der schauspielerischen Darstellung. Dieselbe knüpfte sich freilich auch jetzt immer noch an die Feier kirchlicher Feste, allein den Schauplatz batte man au« der Kirche herllu« auf den Markt platz oder sonst einen freien Platz, wo man eine künstliche Bühne errichten konnte, verlegt. Auch inhaltlich standen diese Stücke, deren eine« wir heute noch in den Oberammcrgauer Passionsspielen besitzen, immer noch ganz auf kirchlichem Boden. Neben der PassionS- lind Osterzeit wurden namentlich auch Weihnachten, Mariä Verkündigung, Lichtmeß, Himmelfahrt gefeiert, und au« der Angabe, daß die Zahl der bei solchen Spielen mitwirkenden Personen manchmal mehrere Hundert betrug, läßt sich auch erklären, daß die Spiele manchmal mehrere Tage dauerten. Bald machten indessen diesen kirchlichen Spielen die Fast- nacht-spicler, deren derbe Gestalten die alltägliche Wirklichkeit in Wort und Spiel repräsentieren, den Rang streitig, und als auf Anregung der Humanisten auch deutsche Nachdich tungen von lateinischen und griechischen Comodien neben selbstständigen Nachahmungen derselben gedichtet und auf geführt wurden, trat da« geistliche Schauspiel mehr und mehr in den Hintergrund, denn ihm hatte von Anfang an da« komische Element gefehlt, da« nun immer mehr seine Rechte forderte, ohne Rücksicht auf den weltliche» Inhalt eine« Stücke« zu nehmen. Diese« komische Element brachte nun freilich auch einen frischen und lebensvollen Aufschwung i» die dramatischen Spiele; hatte einst eine« derselbe», da« Stück von den tborichten und klugen Jungfrauen, aus einen deutschen Fürsten eine so mächtige Wirkung gehabt, daß er in Schwcr- muth verfiel, so waren nun die Gestalten, als deren Haupt schöpfer wir den biederen Hans Sachs nennen können, gewiß durch ihre Natürlichkeit, durch ikr derbe«, naive« Wesen weit entfernt von einer solchen Wirkung. Aber auch dieser Aufschwung erlahmte, und eine hier eingreifende Er scheinung weist uns zurück auf den Wohl größten drama tischen Dichter, auf Shakespeare, und mit dem Inhalt der Stücke, welche die unter dem Namen der „englischen Comö- dianten" in Deutschland bekannten Schauspiclertruppe» mit sich brachten, vorwärts auf die Puppenspicle. Ihre Stücke, in denen allen menschlichen Greuelthaten ein breiter Spiel raum gewährt war, welche die Aufregung des zuschaucnden Volkes aufs Höchste steigern mußten, boten außerdem auch durch den nunmehr allüberall auftrrtenden englischen Clown, den man in Deutschland auf den niederländischen Namen -Pickelbering" taufte, dem Publicum und seiner Schaulust " selbst lutver gießen über Deutschland dahinzog, da mochte man die nun immer mehr hervorlretenden Marionetten freudig als Ersatz begrüßen. Auch die Anfänge dieser Puppenspicle lassen sich in Deutsch- ' " :rfc' heidnischen Zeit cit die Puppen dir Hau«aöttrr versinn- e sich dir erste christliche Zeit von ihnen l, und diese Hau»götzen lebten so» einen der bildlicht, so konnte noch nicht trennen, Ehrenplatz auf dem Kamin einnehmend" unter allerhand christ lichen Namen noch eine Zeit lang fort. Man gab diesen Figürchen zweierlei Namen: Kobold und Tatermann, und mit beiden Namen findet man die Puppen genannt, die beim wirklichen Puppenspiel an Drähten gezogen wurden. Bon einem deutsche» Dichter, Hugo von Trinil crg, wissen wir au« seinem bekannten Lehrgedicht .Der Renner", daß die hcrum- zicheodrn Gaukler und Jongleur« de« lS. Jahrbundrrt« der gleichen Figuren bei sich halte», und daß sie dieselben, wenn sie ihre Vorstellungen gaben, unter dem Mantel hervorzvgeo, und Grimassen schneiden ließen, um Lachen zu erregen. Ein andere« Wort aber für denselhen Gegenstand weist uu« aus eiu heute noch da und dort in Schwaben gehörte« Wort hin. Tocha oder Doch» nannte mau im lO. bi« l2. Jahrhundert die Marionetten, und im lZ. Jabrhundert nannte man die Puppenspicle schon Tollen- oder Dokkrspiel. Die weitere Ausbildung derselben blieb freilich dann den Ländern romanischer Zunge, namentlich Italien und Frank reich Vorbehalten. Vornehmlich Italien leistete hierin Be deutendes, und wenn wir au- dem Munde de« Beroardier Baldi 1589 die Klage vernehmen, daß dir Automaten nun zu bloßen Kindrrspielzwecken hcrabgesunken, und nur in den Händen ungebildeter Gaukler sich befinden, so können wir daraus entnehmen, in welch' hoher Blüthe in diesem Lande schon dir Puppenspicle gestanden hatten. Die Beliebtheit, deren sie sich gerade dort von jeher erfreuten, läßt sich leicht au« dem italienischen Charakter erklären, und von hier au«, wo sie nicht nur beim Volke, sondern auch in den Kreisen der Vornehmen gerne gesehene Gäste waren, fanden sie ihren Weg nach Frankreich. Dort wurden sic denn auch Mario netten, d. h. Klein Mariechen genannt, wa« wiederum auf die Heiligenbilder hinweist. Ludwig XIV. freilich, al« er im Jahre 1647 nach Dieppe, dem Hauptplatz dieser Puppenspicle kam, nahm solche- Aergcrniß an diesem heidnischen Spektakel, daß er die theatralischen Vorstellungen von der Kanzel herab verbieten ließ. Dieselben dauerten indessen trotzdem fort, und namentlich Jean Briochö in Pari« war e«, der den Puppeu- spielen einen bedeutenden Ruhm verschaffte. In Deutschland war namentlich Faust da« Lieblingsstück der Puppentheater. Die Gelegenheit zu allerhand Zaubereien, die hier dem Puppenspieler gegeben war, der Reiz, den e« für ihn und die Zuschauer batte, die finsteren Mächte in ihrer ganzen teuflischen Gewalt auf die Bühne zu bringen, machte neben dem tieftragischrn Motiv, da« in dem Stucke selbst lag, und dessen sich dir Volksdichtung so erfolgreich be mächtigte, dieselbe zu einem vorzüglich beliebten und be handelten Gegenstand, wie der dramatischen Dichtung über- »aupt, so namentlich auch die Puppenspicle. Dafür zeugen die verschiedenartige» Bearbeitungen, die wir von diesem Gegenstand für da« Marionettentheater besitzen, dafür nament lich auch der Umstand, daß e« nicht genügend schien, den Doctor Faust bis an sein schreckliche« Ende zu begleiten, und die Kunde von demselben mit tiefem Schrecken zu vernehmen, sondern, daß sich der immer schaffende und poetisch gestaltende BolkSgeist auch der Person seine« Diener« Christof Waaner'S bemächtigte, um in einer eigenen Tragödie dessen Schicksal nach Fausten« Tod und sein Ende, das natürlich demjenigen seines Herrn ähnlich war, zu behandeln. Aetmlich erging eS dem durch Mozart berühmt gewordenen Don Juan, dessen Person, gleichfalls wie die des Faust eine istorische, von der Phantasie und dem Aberglauben de« ZolkcS in« Ungeheuerliche verzerrt, dem Puppenspieler und dem Comödianten überhaupt eine höchst willkommene sein mußte. Auch bei ihm ein Verzicht aus jede Seligkeit nach dem Erdrnlcben, da« WaS bei Faust einem »ngczähmlen Wissensdurst entspringt, wo der menschliche Geist in über mächtigem Drange die Schranken niedcrrcißt, die göttliche Weisheit zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt aus- gcrichlel, da ist e« von Do» Juan ein frivoles Spiel mit allem Heiligen, ein frevelhaftes Höhnen und Spotten auf Gotte« Gnade und Huld, und eine lästerliche Sucht, sich im Schlamm der Sünde und de« Genusses bis zum Ueberdruß und Ekel zu wälzen! So finden wir auch hier mannigfache Bearbeitungen desselben Stoff«, die alle wie auch bei Faust, neben manchen trivialen und drei «getretenen Spuren und neben all' den Spaßen und Witzen HanSwurstS, großartige Gedanken in wirksamer AuS'"' ES ginge über wollten wir versuchen, des Näheren auf dru Inhalt dieser, sowie anderer, die mannigfachsten Persönlichkeiten aus Dichtung und Geschickte, einzugeben. Unser Zweck war ja nur, de» Leser einmal wieder aufzumuntcrn, der Vergangenheit zu ge denken. und ihre Ueberrcste, wie sich dieselben bis in die Gegen wart hinein erhalten haben, als eine Erinnerung an die Kind heit unsere« Volke« zu betrachten, die unserer Pietät und Lieve immer würdig bleiben wird. -Picreiyering lauste, vem Puvucum unv seiner «Lcha reichliche Nahrung, und als der dreißigjährige Krieg, eines der gewaltigsten Schauspiele von Mord und Blu gießen über Deutschland dahinzog, da mochte man die land bi« io die graue Borzert zurück verfolgen. Hatten in tUung berittener tscyntzieure uno i. tsaroe-tragoner vegleilki und überall große« Aussehen erregte, nahm leinen Weg durch -nicken- und zzossäoer-Allee über den Lützowptap, die Maaßen- e, Nollendorsplatz, Bülow-, Port- und Bellealliancestraße nach Astronomisches. * Auf dem astrophysikalischen Observatorium zu Potsdam sind neue und wichtige Entdeckungen in Bezug auf die Doppelstcrne gemacht worden. Bisher waren nur ziemlich lange Umlaufszeiten derselben um ihren gemeinsamen Schwcr- punct bekannt, die nicht unter 25,7 Jahren (bei dem Sterne 42 im Haar der Berenice) betrugen, wen» man von der unsicheren Umlaufszeit (7 oder 14 Jahre) de« Sterne« Delta im Füllen und von den veränderlichen Sternen der Algolgruppe absehen will. Auf jenem Observatorium ist nun der Nach weis geliefert worden, daß der Helle Stern Spica oder Alpda «n der Jungfrau, der jetzt nach 1'/« Uhr früh untergcht, sich in der kurzen Zeit von 4 Tagen mit einem unjichtbaren Begleiter um den gemeinsamen Schwerpunkt bewegt. Einen Bericht über diese unerwartete Entdeckung hat Prof. Vogel durch Herrn Auwcr« der Berliner Akademie der Wissen schaften vorgrlegt. Die Entdeckung geschah durch sprctro graphische Ausnadmrn, welche der directen Beobachtung mittelst der Fcrnröhre weil überlegen find. Da« Spectrum dieses Sterne« zeigte breite verwaschene Wafferstofslinien, und zwei photographische Aufnahmen desselben im April 1889 batten eine ungewöhnlich starke Verschiebung dieser Linien geaen Violett hin ergeben, während eine dritte Auf- nabme, nur zwei Tage nach der zweiten, eine starke Ver schiebung gegen Roth hin zeigte. Diese Tbatsache er forderte Klarstellung, und al« sich im vergangenen April günstige Gelegenheiten dazu boten, wurden dieselben sorgfältig au-genutzt und führten zu dem oben angegebenen Ergebnisse. Die llmlausszcit beträgt 4 Tage 0 St. 18 Min. und die größte Geschwindigkeit in der GesichtSlinie zur Erde ist 12 Meilen. Wird letztere al« Bahngeschwindigkeit (bekannt lich für 1 Secunde gittia) angesehen, so steht der Stern vom Schwerpunkte seine« System« 660 000 Meilen entfernt. Befindet sich sein Begleiter in gleicher Entfernung vom Sckiwerpunct, so ist dir Masse jede« der beiden Körper etwa« größer al« die unserer Sonne. Der Begleiter wird schwer sich auch in den mächtigsten Instrumenten jemals sichtbar sein. Pros. Vogel bemerkt anschließend an diese Angabe», daß zahlreiche in Potsdam bei Rigcl oder Beta im Orion ange teilte Beobachtungen ebenfalls eine periodische Bewegung als wahrscheinlich ergeben haben, daß aber der Betrag dieser Acnderung so klein ist, daß er auS den vorliegenden Beob achtungen nicht mit Sicherheit bestimmt werden kann. Leitung Vermischtes. --- AuS Berlin, 6. Juni, wird gemeldet: Vor dem Kaiser fand heule Vormittag ausvdem Tei»pe>- hoser Felde eine Separat-Vorslellung der Somali-Karawane mit ihren Kameelcn, Straußen, Pferden und Antilope» statt. Schon in früher Stunde brach die Karawane vom Bahnhof Bellevue aus; 26 Eingeborene de« Somali-Lande«, 18 Männer, 4 Frauen, 1 Mädchen und 3 Knaben, befanden sich im Zuge; sie führte» 5 Reildromedare. 8 Somalipserde, 6 Strauße und ein» Heerde ost- asrikanischer Schafe und Ziegen mit; ihre Gcräthschasten und Oriainal-Hütte» folgten in Möbelwagen. Der Zug, der von einer Abtheilung berittener Schutzleute und 1. Gardc-Dragonee begleitet war und uk ^ ' dt» Brücken straße, Nollendorsplatz, dem Tempelhoser Felde, wo alSdald nach dem Eintreffen der Truppe am Saum der Haide ein naturgetreue« Laaer aufgeschlagen wurde und Alle« erwartungsvoll der Ankunft de-Kaiser« entgegensah. Pünktlich zur festgesetzten Stund« traf der Kaiser vor dem Lager der Somalis ein und ließ sich sofort von Herrn v. Schirp, nachdem dessen Söhn- che» dem Kaiser einen Blumenstrauß überreicht batte, genaue Mit- theilungen über die Karawane machen Da« ausgestellte Programm führte zunächst da« Leben mid Treiben in einem Somali-Lager vor; da wurden Schmiede- und Flechtarbeiten auSgesührt, Krieg»- und HochzeitStänze kamen zur Anfsührung und ihre Künste im Bogen schießen und Lanzenwerfen zeigten dana die Somali«. Ein Reiten aus den Krieg«- und Renn-Dromedarcn, eine GesechtSseene zu Fuß und ein Reiteracfecht zwischen acht Soinali-Leuten bildeten de» weiteren Verlaus der Schaustellung, welcher der Kaiser mit größter Aufmerlsamkcit folgte. Al« die Vorstellung beendet war, sagte der Kaiser: „Ich danke Jbnen, lieber Schirp, für die interessante Bor- sührung." Und zu diesem und Herrn Menge«, welcher die Truppe nach Europa geführt, gewandt, äußerte der Kaiser: „Sagen Sie den Leuten, daß e» mir sehr gut gefallen hat, und daß ich wünsche, e« möchte ihnen auch bei uns in Deutschland gut gefallen. Sagen Cie ihn«» aber auch, baß sie nach Rückkehr in ihre Heimatb stet« gute und freundschaftliche Beziehungen init unseren deutschen Landsleuten pflegen mögen." Dann kehrte der Kaiser zu den Truppen zurück. Als die letzten derselben da« Feld geräumt hatten, rüsteten auch die Somali-Neger zum Ausbruch, und in derselben Richtung und unter der gleichen Begleitung ging der Z»g nach dem Schauplatz bei Bellevue zurück. --- AuS FriedrichSruh. Die Abgesandten de« Bürger Verein« zu Charlottcuburg, die Herren Professor Ist- Fr. Diclerici, Direktor Ist-. I. F. Holtz »nd Rcnlicr W. Prcußc, haben am DonncrStag dem Fürsten Bismarck die mit viele» Tausend Unterschriften bedeckte, künstlerisch ge stattete Dank- unk ErgebenbeilS-Adressc de« Vereins Person lich übercicht. ES wird darüber berichtet: Gegen 1 tibr in FriedrichSruh angelcingt, wurden die Ge nannten zunächst von Herrn Ur. Lhrysander empsanacn und sodann vom Fürsten willkommen geheißen Herr Professor Tieterici ent wickelte dem Fürsten, welcher außerordentlich wohl auSsah, die Ent stehungsgeschichte der Dankadresse; Herr Ur. Holtz verla« dieselbe und Herr Preuße überreichte da« Original, die Erläuterungen zu de» Zeichnungen hinzusilgeud. Der Fürst dankte aus« Herzlichste mit etwa folgende» Worten: „Sie haben mir eine große Freuoe bereitet, indem Sie mir die Empfindungen Ihrer Mitbürger z»m Ausdruck brachten. Gern habe ich immer Chartoitcnburg besucht. Jetzt vor zwei Jabren eitle ich fast täglich, allerdings mit tieser Wehmuth in« Herzen, dorthin an das Krankenbett de« hochselige» Kaisers Friedrich Was von mir geleistet ist, muß in, Wesentlichen aus meinen aller- gnädigsten Herrn, den hochscligen Kaiser Wilhelm und seine Armee zurückgesührt werden. Nur für einen kleinen Tbeil haben meine schwachen Mäste zu Deutschlands Erhebung und Deutschland« Ein- heit beigetragcn. Immerhin ist die von Ihnen mir kundgethane Gesinnung so vieler Eharlvltcnburgcr Bürger gleichsam eine Onillnng für mein lange Jahre hindurch erstrebtes Ziel. Nachdem das Be wußtsein von der Einheit und Macht Deutschlands in allen deutschen Herzen Raum gewonnen hat, ist das ein sicherer Grund für die Weitcrentwickelung unsere« theurcn Vaterlandes. Sage» Sir Ihren Mitbürgern, baß ich von dem Ausdruck ihrer Gesinnung tief er griffen und reich belohnt bin für Alles, wa« ich erstrebt habe/ Mit kräftigem Händedruck an jede« Mitglied der Abordnung fügt« der Fürst hinzu: „Nunmehr bitte ich Sie, sich'« bequem zu machen und hier a» meiner Lene, im Kreise meiner Gäste und meiner Zamilie, Platz zu nehmen, um mit mir zu frühstücken " E« folgte Gaste amvk'rnd waren. In seiner bekannten Gastfreundschaft leitete der Fürst sosort die ungezwungenste Unterhaltung ein. welche sich aus de» inannigsaltiasten Gebieten bewegte Forsteuitur, Ackerbau, Zollverdaltniss«, ruistsche Natursludten wurden erörtert, und al« die Deputation die Besorgniß aussprach, zu lange de« Fürsten Zeit in Anipruch zu nehmen, nölhiate derselbe zum Bleibe» Bald wirbelten Tadakswolken gemüthtich in dir Lust de« Speisesaal«, der Fürst hatte seine Pfeile in Brand geletzt und so flogen die Minuten dahin, bis endlich die Herren idren Dank dem Fürsten und den Seiniae» entboten. Ter Fürst geleitete die Scheidenden bi« zum «utaana des Schlosse«, besaht eine sachkundige Führung durch den PaiP in welchem er ihnen eine Stunde später begegnete und mit Händedruck nochmal« de» Eharloltenbnrger Abgesandten glückliche Heimreise wünschte. Sein schlichte« Gcsädrt entführt» den großen Deutschen mit seinem Jugendgenosseu in die Walde«still». — Die Bergbahn Heidelberg — Schloß — Molkencur. AuS Heidelberg wird uu« geschrieben: Mit der Bahn nach dem Heidelberger Schloß — da« Ningt seltsam! Aber in unserer eiligen Zeit war e« vvranSzuseheu, daß auch nach diesem, jährlich von Tausenden besuchten Punet einmal irgend ein Glei« gelegt werde. Dt» Ingenieure Gebr. Leserenz in Heidelberg waren e«, die mit dem glücklichen Projekt einer comdinirlen Drahtseil- und Zahnradbahn nach dem Schloß und dem oberhalb desselben gelegenen herrischen AuSsichlrpnncl Molkrucur hervortralen und e« in erstaunlich kurzer Zeit zur Ausführung brachten Den steilen Berg hinan ist die 489 w lange, di« »u 43" Steigung ausweisknde Bahnlinie aag-legt. Bnlang« ist sie bi« zur Station Schloß durch einen 116» langen, in die Felsen de« Schloßverac» gesprengten Tunnel, weiter oben unter freiem Himmel durch prächtigen Kastanienwald bi« zur Molkencur geführt. In kurzen Zwischenräumen fahre» di» eleganten, schräg »ach der Streck» gebaute» Wagen auf und nieder und bringen de» Reisenden bi« zu dem Eingang-lhor in den schattigen Echtoß- park, oder bi« hinaus auf die waldige Höhe, wo er einen herrlichen Ueberblick über da« Schloß, über kladt und Fluß, die Berge de« Odeiuvalüe« und die Nheinebenr mit ihren Städten und Dörfern gewinnt. Ein großer Borihetl für den Reisenden besteht darin, daß er unmittelbar vom Bahnhof an« mittelst der Pferdebahn nach der AuSgangSstation Roßmarkt (in 7 Minuten) gelangen kann. Die Bergiahit bis zur Molkeneur nimmt «I Minuten in Anspruch. So ist ihm die Möglichkeit geboten, in eirco einer Viertelstunde mitte» in Heidelberg« prächtige Bergwett zu gelangen, und wenn er auch nur anderthalb Stunde» zur Versagung hat, behaglich und ohne Ermüdung dem CehenSwerthesten von KIt-Hc reichen Besuch abzuslatten. -Heidelberg einen genuß- Vileratur. Friedrich vlrrftäcker» „AuSqrwühlte Werke", neu durch gesehen und herauSgegeben von Dietrich Theben (Jeua, Her- mann Coslenoblel, nehmen ihren regelmäßigen Fortgang. Sv- eben sind der l l. und 12. Band auSgegeben worden, enthalten: Band I I den Roman „Der Erbe", Stand 12 „Im Busch. Heimliche und nnheimtiche Geschichten". Mit diesen Bänden ist die erste Serie des llnteritehinenS vollständig geworden; Herausgeber »nd Berleger haben Alle« gellian, da« Werk zu einem möglichst schönen uud voll- komme»»» zn gestatte». Die seilend« Hand de« Herausgeber« ist bei sorgfältiger Durchsicht unichwer zu erkennen: er hat aber der Eigenart Grrüäcker'S mit verslandntßvoller Pietät Rechnung getrogen und sich gerade dadurch al« der berufene Bearbeiter de« heute noch ebenso wie vor Jahrzehnten beliebten und berühmten Erzähler« au«, gewiesen Berdtensl de« Verleger« ist die ausgezeichnete Au«stattu,ig de« Werke«: schöner, klarer Druck, vorzügliche«, holzfreie« Papier, eine mit künstlerischem Geschmack auSgesührt» Einbanddecke in reichem Farben- »nd Golddruck Zugleich ist der Preis 2,75 -X für den starken, in siebensarbigc Jrisdruckdecke gebundenen Band) ein geradezu außergewöhnlich niedriger und hierdurch die Anschaffung der Ausgabe auw dem wenigst Bemittelten ermöglicht. — Die ziveite Serie von aleichsall« 12 Bände», mit welcher da« Unternehmen abschließt, soll per ersten uninittelbar und ohne jede Unterbrechung folgen; dieselbe bringt ». A. den spaiinenden und aiißkrvrdcnlllch farbenreichen chilenischen Roma» „Unter den Pebukuchen", den ergreifenden nilstratljchkn Roman „Die beiden Sträflinge", ferner die packenden Roman» „General Franco" und „Sennor Aguila", „Im Eckfenster", „Blau Wasser" u. s. w. " Stricht «brr die Frequenz i« Asyl für «Lnniiche Obbachlofc. Thalstraße Nr. 28. In der Zeit vom 31. Mai bi« 7. Juni 1890. Nacht vom Vorge- sprochen Aufge- nominell Zurück- gcwst-se,, 3>.Mai zum 1. Juni 26 22 4 l. Juni - 2. 2? 26 1 2. - - 18 18 — 3. - - 4 23 23 — 4. - - - 17 17 — k>. - - ti. - I? 16 I 0. - - 7. -> .... 20 19 1 148 141 ? Stricht «brr die Frequenz im Asyl für «»eibliche Obdachlose FriedrichSslraße Nr. 1? In der Zeit vom Borge- sprochen Ausjic- NVlNMkN Zurück- gewiest-n 1. bi« 31. Mai 1890 5? 54 ! ^ empfiehlt in dem Hcmptartikel des Tages den M«MM» eine hervorragend schöne Auswahl ganz neuer Muster. Eine große Anzahl dieser neuen Muster ist für L-vipnig ausschließlich engagirt.
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