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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-13
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1890
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Urderlio« «nt Lrpkdttion JohanneSgass« 8. L»rechftunde« trr Urdarli««. Lannlltagl 10—1L Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. «»nähme »er f»r tzte «Schftf»l,r«»e Nnmme» »efttmmte« 8«j«r«tr a« tt-chentazen »t« S Uhr «achmtttan», «, L»un- u>» Feftla,rn früh bt»'/,» Uhr. 2« tk« Filialen für I»s.-^nn»hmr: vtt» Ule«» » Sartt«. («lfre» Hahn), Universitättstraß« 1, Laus» Lösche, Uatharinenstr. 14 pari, und König-Platz 7, nur bi» '/,S Uhr. 'cWgrrClMlilait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüstsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4»/» Mi. tucl. Bringerlohn ö Mk., durch di« Jede einzelne Stummer LV bezogen ü! lar 10 Pf. Gebühren für Txtrabril aa«U (in Taaebtatl-Format gefalzt) ohne Postbeföroerung 60 Mk. mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile Gröber« Schriften laut uns. Preisver^ Tabellarischer u. Ztffernsatz nach höherm Ta Ueclamen unter dem Redaction»strich die 4a»spalt. geileüOPf.,vor den Familien Nachrichten die ügefpaltene Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet» an die i-xpedttio« za senden. — Rabatt wird nicht gegeben-! Zahlung praeomuenmiio oder durch Post- aachnahm«. M. Freitag dm 13. Juni 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. die in den de« Ltadtbezirke »tnverleibten Vor orten untergebrachten Ziehkinder betreffend. Freitaq, den 21». Juni 18»«, Nachmittags 2 Uhr soll iiu Katfersaale der Eentralhalle . . zu Leipzig die ärztliche Untersuchung aller bei fremden — nicht verwandten — Personen in den der Stadt Leipzig einverleibteu Vororten gegen ei» festgesetztes Ziehgeld untergebrachteu, nvev nicht schulpflichtigen au ffe re Heli ch e » Kinder stattfinden. Die Ziehmütter, welche in der Lage sein müssen, über Namen, Geburtsort und Alter der außerehelichen Eltern, sowie der Kinder selbst, bezüglich der Eltern auch über deren Stand, Auskunft zu geben, werden hierdurch aufgeiordert, jene Kinder am eingangserwähnten Tage dem Zreykinder- arzte Herrn vr. meck Taube unter Vorzeigung des Zieh- bez. ControlbucheS vorzustellen. UnrnlschuldigtrS AnHrnblelbrn verwirkt «n» nach sichtlich dir Berechtigung zum Halten von Ziehkindern. Leipzig, dm v. Juni 18S0. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt. Hentschel. Hsr. Ausschreibung. Für den Neubau der Markthalle in Leipzig soll die Lieferung von 71» Stück guHeisernea Deckeln mit doppeltem Verschluß auf die ReinigungSschächte der Ent wässerungsanlage vergeben werden. Die Bedingungen und das ArbeitSvrrreichniß, auf Wunsch auch die Zeichnungen, können durch unsere Bauverwaltung im Banbnreau an der Windmühlengaffe, hierselbst, gegen Porto- und bcstellgeldfreir Einsendung von 0,50 für die Bedingungen und 1 für die Zeichnungen bezogen, bez. im Baubureau eingesehrn werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Markthalle — gußeiserne Deckel" bis zum 20. Juni er. Vormittags 10 Uhr im Rathhaust allhicr, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. S, portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern und die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 12. Juni 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Rülmg. In. 4109. vr. Georgi. Bekanntmachung. Tie Herstellung der TrottoirS in der Elisenstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefban-Verwaltung, NathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,50 „6, welche eventuell in Briefmarken einznsenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sink» versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirarbciten in der Elisenstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 23. Juni 1890 Nach- mittags 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 4. Juni 1890. Id. 2962. Des RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation Die Pflasterung der Elisenstraße mit Seblackenguß- steinen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingesehcn oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,50 welche eventuell in Briefmarken einzuscnden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der Elisenstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 23. Juni 1890 Nach mittags 5 Ubr einzureichen. Ter Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 4. Juni 1890. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 2962. Straßenbau Deputation. Die durch den Markthallenbau bedingten Pflasterarbeiten in der Windmühlcngasse und ans dem Roßplatze sollen an einen Unternehmer in Accord verklingen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 aus und tonnen daselbst eingesehen oder gegen Ent richtung der Gebühren im Betrage von 50 welche eventuell in Briefmarken einznsenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterarbeitcn an dcr Markthalle" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 16. Juni 1890 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 7. Juni 1890. DeS RatkS der Stadt Leipzig Id. 3063. Straßenbau-Deputation. Di« auf da- Winterhalbjahr 1880 91 für da» Königlich« Amt», gertchi hirr zu liefernd«» ca. 4500 Ctr. gute schlackrnfreie Pechftückkahl«, ca. 1000 Ltr. böhmisch« Braunkatzle, beste Oualltit, ca. 3000 Petroleum find unter den bei der Unterzeichneten Tasten stelle rinzusehendea Be- öinaungen zu vergeben. Angebote sind bi» zum LO. Juni ds». IS schriftlich anher einzu- reichen. Auswahl unter den Offerten bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 1L. Juni 1880. Ha »Ptspartrlkasscn verwalt»«,« de« Köuigltchrn A«t»,rricht »»selbst, Zimmer 101». Ans den Delegationen. Graf Kalnoky bat am Mittwoch im Ausschuß der unga rischen Delegation sür die auswärtigen Angelegenheiten Mit» »Heilungen über daS Berhältniß Oesterreich-UngarnS zu Bul garien und Serbien und zu England gemacht, welche zur Klärung dcr Lage beitragen. Den beiden erwähnten Balkan- staaten gegenüber befolgt Oesterreich-Ungarn die Politik der Zurüc^altung; Graf Kalnoky hält ein vorschnelle« Eingreifen durch Anerkennung de« Prinzen Ferdinand für unzweckmäßig und schädlich, obwohl er die große Wichtigkeit dieser Ange legenheit nicht verkennt; er ist der Meinung, daß man die Entwickelung Bulgarien« zwar aufmerksam beobachten, aber dennoch vorläufig sich selbst überlassen müsse. In dem Aus schüsse der österreichischen Delegation hatte Kalnoky auf eine Anfrage BilinSki'S über den Proceß Panitza erwidert, daß diese Verschwörung an dem bulgarischen Volke spurlos vorübergegangcn sei, sie sei jedoch nicht in Bulgarien selbst entstanden, sondern von außen hineingctragen worden. Zu der Aeußcrung BilinSki'S, daß die noch nicht erfolgte An erkennung de« Prinzen Ferdinand als die eigentliche Ursache der Verschwörung zu betrachten sei, bemerkt Kalnoky, daß die Regierung hinsichtlich der Anerkennung des Prinzen an den Berliner Vertrag gebunden sei, der jedoch kein Hinderniß für dir Anknüpfung von Handelsbeziehungen bilde. Eine Vergleichung mit den vorjährigen Erklärungen Kalnoky'S über Bulgarien läßt eine gewisse Erkaltung deö Interesses für Bulgarien erkennen, die Wohl aber nur tactische Gründe hat und nicht als eine Veränderung in dem Berhältniß Oesterreich-Ungarn« zu Bulgarien aufznsaffen ist. Im vorigen Jahre batten Verhandlungen zwischen Bulgarien und der Türkei über die Anerkennung de- Prinzen flattgefunden und die Türkei war nicht abgeneigt, den Wün schen Bulgariens zu entsprechen, aber der russische Einfluß machte sich alsbald dahin geltend, daß die Türkei die vor handene Absicht wieder fallen ließ Damals war auch eine starke Bewegung in Bulgarien, welche dir Unabhängigkeits erklärung des Lande« verlangte, falls die Türkei noch langer zögere, den Prinzen Ferdinand anznerkennen. Diese Bewegung ist im Sande verlaufen, heute spricht man nicht mehr davon und erwartet da« Heil von der Zukunft. Inzwischen hat der Proceß Panitza gezeigt, wohin der Zwitterzustand führt, in welchem sich Bulgarien seit der Wahl des Prinzen Ferdinand zum Fürsten de- Lande« befindet. Auch Serbien gegenüber war di« Stellung, welche Oester reich-Ungarn im vorigen Jahre rinnahm, weit schroffer. Damals fehlte c» nicht au Warnungen, die fast die Hcttalt von Drohungen annahmen. Heute beschränkt man sich in Oesterreich-Ungarn darauf, die Thatsache fcstzustellrn, daß die Erstarkung der radikalen Partei in Serbien den guten Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn Abbruch thue. Oesterreich- Ungarn verlangt von der Regentschaft in Serbien nur, daß sie ihre Autorität zur Niedcrhaltung der radikalen Strö mung geltend mache. Von Bedeutung erscheint auch die Erklärung Kalnoky'S im Ausschuß der österreichischen Dele gation, daß die österreichisch-ungarische Negierung Serbien zu keiner Zeit darüber in Zweitel gelassen habe, daß gute Beziehungen Serbiens zu Rußland erwünscht seien und kein feindseliges Berhältniß zu Oesterreich-Ungarn nothig machten. ES ist selbstverständlich, daß die serbische Regentschaft sehr Wohl weiß, in welchem Sinne sie diese Aenperung aufzu- fassen hat und daß damit nicht ein Verhältniß gemeint sein kann, durch welches Serbien unter Aufopferung seiner Selbst ständigkeit sich ganz und gar dem russischen Einfluß unterwirft. Vielleicht ist die Politik, welche Oesterreich-Ungarn in Serbien zur Richtschnur wählt, hauptsächlich darauf berechnet, Rußland den Beweis zu liefern, daß Oestcrreich-Ungarn sogar darauf Verzicht leistet, in Serbien den seinen Inter esse» entsprechenden Einfluß auSznüben. Je größere Zurück haltung Oesterreich-Ungarn in seiner Interessensphäre übt, zu dcr Serbien unzweifelhaft gehört, um so starker wird die Verpflichtung Rußland-, den inneren Frieden auf der Balkanhalbinsel nicht durch Einmischungen zn stören, welche Rußland noch immer als sein gutes Recht zu betrachte» scheint. Graf Kalnoky hat e« vermieden, sich über die so nahe liegenden Schwierigkeiten zu äußern, welche in Serbien durch daS eheliche Zerwürfnis, zwischen König Milan und Königin Natalie verursacht werden, in der Absicht, Rußland keinen Vorwand zu stärkerem Hervortreten zu liefern. Man ersieht auch daraus wieder, wie schwer die Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel zu behandeln sind. Rußland hat eS dahin gebracht, daß Alles, was sich auf dieses Gebiet bezieht, nur angedeutet und umgcschrieben werden kann, daß nichts bei seinem wahren Namen genannt wird, und daß man um de« lieben Frieden- Willen dort zu Dingen schweigt, die zum Himmel schreien, bloü um den Funken nicht in daS bereitstehcnde Pulverfaß zu schleudern. Graf Kalnoky hat sich endlich auch über das Verhältnis, Oesterreich-UngarnS zu England ausgesprochen. Er sagte, daß sich Oesterreich-Ungarn mit England, namentlich über den Orient nn besten Einvernehmen befinde, daß sich aber die freundschaftliche Uebereinstiiiimung beider Länder ziemlich auf alle internationalen Fragen erstrecke. Es ist da« unge fähr dasselbe, was die Vertreter Deutschlands und Italiens über daS Berhältniß der beiden Mächte zu England gesagt haben. England beobachtet eine freundliche Neutralität dem Dreibund gegenüber, behält sich aber seine Handlungsfreiheit oder eigentlich seine Freiheit, unthätig zu bleiben, vor. ES schien eine Zeit lang so, als ob der Dreibund im Kriegsfälle auf die Mitwirkung der englischen Flotte zählen könne, aber auch dieses Bündniß war stet« mit einen, Fragezeichen ver sehen, natürlich, weil die Haltung Englands von der je weiligen Regierung abhängt, nnd weil keine Gewähr dafür geleistet werden kann, daß das Ministerium Salisbury beim AuSoruch eine« Weltkriege- noch am Ruder sein wird. DaS Vcrbältniß, in welchem Oesterreich-Ungarn zu Eng land siebt, ist cjn politisch wesentlich andere« als da» Ver- hältniß Deutschland- zu England, weil sich die Interessen Vcsterreich-Ungarn« und England« im Orient berühren, waS bei Deutschland nicht der Fall ist, aber darum sind die Sympathien England« für Oesterreich-Ungarn uni keinen Deut mehr werth als diejenigen, welche England für Deutschland hegt. England« guter Wille ist nicht zu verwechseln mit seinen thatsäHlichrn Leistungen, auf die nur dann zu rechnen ist, wenn seine materiellen Interessen in Mitleidenschaft gezogen werden Wir haben gesehen, wie sich die Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel seit dem Berliner Frieden gestellt haben. England hat stet- den Mund sehr voll genommen, aber als e« sich um die Anerkennung der Bereinigung von Nord- und Südbulgarien handelte, ist England tbatenloS zur Seite getreten und hat dem übrigen Europa die Entscheidung überlassen. Alexander von Batteuverg wäre heute kein Privat mann. der in der Welt herum reiste, wenn England die Er wartungen erfüllt hätte, die Bulgarien darauf setzte: die Balkanhalbinsrl wäre überhaupt nickt die stet- offene Wunde am Leibe Europas, welche eS nicht gesunden und zu dauerndem Frieden gelangen laßt. Auf England ist inimer nur so lange zu rechnen, als dabei ein kaufmännischer Vortheil für das Insel- und Handelsvolk herausschaut, im klebrigen ist daS lind * Wort anwendbar: „Biel Geschrei und wenig Wolle.' Leipzig, 13. Juni. * Die ReisrdiSpositionen Ihrer Majestäten für den Sommer dürften nach weiterer Feststellung folgende sein. Hegen den 25. Juni reist der Kaiser über Kiel an Bord der „Hoheuzollern" nach Kopenhagen, um dem dortigen Hofe einc» Besuch abzustattcn; von da nach etwa drei Tagen nach Chcistiaiiia. wo ebenso langer Aufenthalt genommen wird. DaS größere Gefolge gebt von da zurück, und mit kleinerem setzt der Kaiser die Reise nach Norwegen fort. Dort Aufenthalt etwa bi« 25. Juli. Bon da nach Wilhelm«- bavcn und dann nach der Insel Whigt und Osbornc. Ihre Majestät die Kaiserin reist unterdessen mit ihren Kindern nach Saßnitz, um dort bis zur Rückkehr des Kaiser« nach Berlin resp. Potsdam zur großen Hcrbstparade zu ver weilen. (Nach anderen Nachrichten wird Ihre Majestät unterdessen eine Cur in EmS brauchen.) Dann erfolgt die Reise des Kaisers nach Rußland, und zwar von Kiel nach Kronstadt. Dcr Rückweg von den Manövern in Rußland wird über Kronstadt nach Swinemünde genommen In der Nähe, in Pommern, wird dcr Kaiser den Garde-Jnfanterie- übungen beiwohnen und von da über Kiel nach Flensburg gehen, wo die großen Manöver zu Wasser und zu Lande am 2. September beginnen. Dorthin wird ihn die Kaiserin be gleiten und von da mit dem Kaiser zu den Manövern in Schlesien sich begeben. Am 10. September in Breslau, in den nächsten Tagen Parade und CorpSmanöver. Zwischen den Manö vern bei BreSlau und den Exerciticn der Cavallerie-Divifion wird der Kaiser sich einige Ruhetage in Rohnstock gönnen und dann mit der Kaiserin nach Lirgnitz gehen, wohin der Kaiser von Oesterreich-Ungarn kommt. * Dem Vernehmen nach weist der im BundeSrathe. festg stellte Entwurf von Bestimmungen überdicBearbeituna der Ergebnisse der Volkszählung von 1890 auch insofern eine Aendernng gegen früher aus, als die Uebersichl über die ort-anwesende Bevölkerung in ihrer Verthcilung auf die Directivbezirkr für die Verwaltung der Zölle und gemein schaftlichen indirectcn Steuern einen Zusatz erhalten bat, welcher bezweckt, die Zahl der in der ortsanwesenden Be völkerung enthaltenen SchiffSbevölkerung in dem Freihafen gebiet von Hamburg, dem Zollausschlußgebiet von Cuxhaven und den Zollausschlußgebieten von Bremerhaven bczw. Geestemünde festzustellcn. Die Aenderung ist eine Consequenz eines früheren hierauf bezüglichen Bunbesrath-beschluffcS. * Der Bruderkrieg im deutschfreisinnigen Lager ist beigelcgt, natürlich dadurch, daß Herr Richter Sieger geblieben ist. Er ist wieder zum Vorsitzenden in dem viel besprochenen SiebencrauSschuß gewählt worden und Herr Schräder mußte als Stellvertreter an den zweiten Play rücken. Wer je bezweifelt hat, daß die ehemaligen Sccesstonistcn ruhig unter dem caudinischen Joch durchmarschiren würden, wird nun eine« Besseren belehrt, sein. S,e werden eS schwer lich noch einmal wagen, die Berechtigung von „Ausstrahlungen verschiedenartiger Temperamente" in ihrer Partei zu be haupten. Man fragt sich aber jetzt, wozu die Herren seit Wochen die politische Welt mit diesen gleichgiltigen Dingen gelangweilt haben, deren kläglichen scyließlichen AuSgang doch icder Kenner der Persönlichkeiten und Verhältnisse vorauS- sehen mußte. * In welchem Unifange die Provinzen in Preußen sich der ihnen durch da« DotationSgcsctz vom 8. Juli 1875 über tragenen Aufgabe der Fürsorge für den Ge me in de wege- und Chaussceba» uiitcrzichcn, erhellt u. A. au« dcr That sache, daß in Schlesien in einem Zeitraum von zwölf Jahren nicht weniger als 3000 üm KreiSchaussccn und Gemeinde- Wege mit Unterstützung der Provinz gebaut sind. Letztere hat dafür an Chaussee- und Wcgebaiipramien über 12,0 Millionen Mark verausgabt. * Der „Bund der*Dcutschen Nordmährens", dcr 1885 zu dem Zweck gegründet wurde, der weiteren Czechi- sirung dentsckcr Orte in den nördlichen Bezirken Mähren- Einhalt zu tyun und die deutsche Bevölkerung an dcr Sprach grenze und in den Sprachinseln von Olmütz, Wachtl und in der de« Schönhengstler Lande« nach Möglichkeit national nnd wirtksckafllich zu »»ästigen, bat vor Kurzem über seine Arbeit im Jahre 1889 Bericht erstattet. Die Zahl der BundcS- gruppen hob sich von 58 auf 6l, die Zahl der Mitglieder stieg ans Ol00. Vier weitere Bundcsgruppen werden dem nächst in Prag, Triebendorf, Wojkowitz und Pinkante in« Leben treten. Die Gesammtrinnahmen belieft» sich auf 5855 fl., die GesammtauSgaben auf 5639 fl. Der Reserve fond« erhöhte sich ans 1304 fl. Besondere Fürsorge widmete die Bundeöleitung der LehrlingSfragc. Früher wurde gar mancher deutscher Ort sprachlich gemischt, weil der Handwerkerstand meist czechische Lehrlinge und Gesellen aufnahm Jetzt bemüht sich der Bund mit Erfolg, aus den reindeutschen Gebirgsgegenden deutsche Knaben den, Hand werk zuzusühren und eine allmälige Verdeutschung der deutsch- czrchischcn Orte wieder anznbahnen Seit dem 1. Januar 1888 wurden nicht weniger als 229 Lehrlinge und 14 Gehilfen mit einem Kostenauswande von 2425 fl. bei deutschen Meistern in sprachlich gemischten Orten untrrgebracht. Die 2 i Volks- bibliotheken. die der Bund bisher ausüellte, werden fleißig benutzt; der von der Leitung herauSgegebrne deutsch-nationale Kalender hat in vielen Tausend Exemplaren Verbreitung ge funden. Daß der Bund neuerdings auch seine Tbätigkeit auf da« südliche Muhren auSdchnt, wo die Verhältnisse für dir Deutschen fast noch ungünstiger liegen, wo im Laufe dcr letzten hundert Jahre nachweislich über 60 deutsche Orte slawisirt worden sind, kann nur mit Freuden begrüßt werden. * Seit dir ungarische Regierung die Gebühr für die Namensänderungen auf 50 Kreuzer herabgesetzt hat, haben im Durchschnitt alljährlich etwa 6 — 700 Personen, meist isreaelitischen und deutschen Ursprung«, ihre Namen mit einem magyarischen Familiennamen vertauscht. Dieser Namenswechsel dauert auch beute noch fort, fast jede Woche veröffentlicht das Pester Amtsblatt eine Liste der Familien und Personen, die mit einem neuen magyarischen Namen besser vorwärts zu kommen meinen. Die 6—700 Namens änderungen sind aber den Mayaren nickt genug. „Wir brauchen massenhafte NamenSmagyrisirung!" ruft das Haupt organ der Klausenburger Chauvinisten au«. „Einzelne Magyarisirungen können die deutsche Einwanderung nicht paralystren, denn in die Hunderte geht jährlich die Zahl jener Kaufleute, Officiere und Handwerker, die aus Oester reich nach Ungarn auswandern und sich hier anfiedrla. Wir müssen Alles aufbieten, daß die Deutschen und die Juden ihre Namen magyarisiren, denn dicke kommen un« auf halbem Wege entgegen und die größte Ungcrcimtbeit wäre cs, sie zuruckzuweisen. 700 000 Juden und 1>/, Millionen Deutscher wohnen unter unS vertheilt; wenn wir diese dem Körper der magyarischen Nation einverleibcn könnten, würden wir eine ungeheuere Kraft durch sie dem Inland und Ausland gegenüber gewinnen. Auf die Alten freilich rechnen wir nicht, sic sind zu alt dazu, um sich zu ändern, aber ge winnen wir die Jungen, und aus den Kindern, wenn sie magyarische Namen und Erziehung erhalten, werden gute Magyaren! Um ein größeres Resultat mit der NamenS- magyarisirnng zu erzielen, ist cS »ott,wendig, in jeder Stadt und in jedem Comitat eine MagyarisirungSgesellschaft zu gründen. Die Sache kostet ja nichts weiter als ein wenig Mühe. Besonders müssen die unteren Volksschichten sür die Namensänderung gewonnen werden. Jetzt haben wir gute Zeit dazu, eine günstige Strömung unterstützt die Magyari- sirung. Wer weiß, wie lange es dauert. Benutzen wir die Zeit, so lange weder der Deutsche, noch der Moskowiter be stehlt, so lange wir Magyaren sein und Magyaren werden dürfen." * Im Marineausschuß der ungarischen Delegation erwiderte dcr Admiral Sterneck auf eine Anfrage, da- Ge- chwader, welches in deutsche Gewässer entsendet werden olle, werde au« den Schiffen „Kronprinz Rudolf", „Kron- »rinzessin Stefanie", ^Franz Joses" und „Tiger" bestehen. ES handele sich hierbei um eine Sache der Courtoific, da in letzter Zeit zwei Mal deutsche Kriegsschiffe in öster reichischen Häfen erschienen seien; durch Erwiderung des Besuche« werde auH einer deutscherseits ergangenen Einladung entsprochen. Auf eine weitere Anfrage erklärte Sterneck, da« rauchlose Pulver werde in der Marine bei Repetieraewehren zur Anwendung kommen; zur Ladung größerer Geschütze habe c« sich vorläufig als nicht geeignet erwiesen. (Wiederholt.) * Der „Bund" bringt eine übersichtlich« Liste der ordent lichen und außerordentlicken, vorgesehenen und zu erwartenden Ausgaben, welch« die Eidgenossenschaft nach dem Vor anschlag de« Finanzdepartements in dem Jahrzehnt von 1890 bi« 1900 auf dem Gebiete de« Bauwesen«, der Heeres verwaltung und für sonstige Bundeszwecke zu machen haben wird. An außerordentlichen MilitairauSgaven ist in der Liste die Summe von 17»/, Millionen sür kleinkalibrige Gewehre und Munition, 5 Millionen sür Zwecke der Landes- beftstiaung aufgefilhrt. Unter den Ausgaben aus dem Gebiete des Bauwesen« sind sür ein CentralvcrwaltungSgebäude 4 423 700 FrcS., sür Postgebäude 3 880 000 FrcS., für Fluß- correctionen und Straßcnbauten eine Menge Einzclposten im Gesamnttbctraae von einigen zwanzig Millionen ausgesührt. Unter den verschiedenen Ausgaben in anderen VcrwaltungS- zwcigen de« Bunde« sind sür gewerbliche unv landwirthschaft- liche Zwecke 1t Millionen, für vaterländische Altcrthümer 550 000 FrcS., zur Förderung der schweizerischen Kunst 1 100 000 FrcS. angrsetzt. Die Gesammtsummc der BnndcS- auSgabrn ist auf 57 509 540 FrcS. berechnet Dazu würden noch die jldcnfallS nicht unbeträchtlichen Kosten der Unfall- und Krankenversicherung hinzutrcten, sofern dieselbe alsBundes- einrichtung beschlossen werden wird. * Dcr „Daily Telegraph" bringt eine Fortsetzung de« Gespräche« in FrredrichSruh. Fürst Bismarck sprach ironisch von seinen warmen Freunden, die bei seinem Abgang frohlockten und jetzt im eigenen Interesse wünschten, er wäre bei lebendigem Leibe todt, sprachlos und bewegungslos; sie sprächen nickt einmal mehr von seinen Verdiensten, um nicht durch den Vergleich ihre eigenen Ansprüche auf Beförderung zu henachtheiligen. Aber er lasse sich nickt zum Schweigen vernrthcile», er könne nvck dem Vaterlande große Dienste leisten und die Friedenspropaganda in Rußland nnd Frank reich fördern. Er bezcichnctc die Beziehungen zwischen Deutsch land und Frankreich als vortrefflich, verneinte aber die Frage, ob eine Grcnzberichtigung nicht die Aussöhnung mit Frank reich möglich mache: „Wir können Gebiet nur nach verlorener Schlacht abtreten, jede Berichtigung, klein oder groß, würde de» Appetit nur anstacheln." BiSmarck hofft, die Zeit werde in Frankreich, wie gegen England wegen Waterloo-, die Erbitterung löschen. „Die Beziehungen mit Rußland sind gut; Rußland hat gegen Deutschland keinen berechtigten Groll, und wir werden nicht den geringsten Anlaß geben. Bul garien hat wenig Interesse für unS. Der Dreibund ist fester als je; er ist die verständigste Liga, die je geschlossen worden, für Alle gut. Ei» starkes Oesterreich ist zur Wahrung de« europäischen Gleichgewicht« nothwcndig, besonders für Deutsch land; es müßte geschaffen werden, wenn e« nicht existirte." Ein Krieg zwischen England und Deutschland sei undenkbar. Die afrikanische Angelegenheit sei eine kleine Geschichte. Die britische Gesellschaft habe eine halbe Million Pfund und die deutsche fast ebenso viel darin angelegt; beides zusammen käme bei dem Ausdruck eine« europäischen Krieges nicht den Kosten eine« einzigen Tage« dcr Rüstungen gleich. GeschästS- störnng »nd Entwerthung abgerechnet. SaliSvury's gemäßigte Aciißcrungen seien mehr im Geschmack der Engländer als Stanley'- bittere Aufreizungen. Zum Schluffe sprach dcr Fürst warm von Kaiser Wilhelm II. und von dcr Kaiserin Friedrich; seitdem sic Wittwe, sei an ihrem Verhalten nichts mehr auSzusctzcn. * Um die neue Verfassung in Brasilien nicht als einen bloßen Ausfluß der Dictaturgewalt crscyeinen zu lassen, beabsichtigt man, sie allerdings baldmöglichst dnrck einen Erlaß zu veröffentliche», aber aü resvrviiauin de« National- conarcsftü. Die Wahlen für ihn bleiben ans de» 15. Scp teniber und sein Zusammentritt auf den 15. November nach der ursprüngliche» Bestimmung festgesetzt Die neue Dcpn- tirtenkammer besteht auS 200 Abgcordncien, nach dcr Bcvöl- kerungSzahl der einzelnen Staaten gewäblt; der Senat aus 63 Mitgliedern, nämlich 3 für jede» Staat. TAutirtc», kammcr und Senat in vereinter Sitzung bilden den National^
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