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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-15
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1890
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«rfch«r»t t«s«ch früh 6'/, Uhr. Letiti«» »od LrPehiti», Ioh<mue«g«fft 8. SPrkchk»adnl der Uedartiou. Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. ,o, M^r sich >nn»H»e »er kkr «tr «Lchft»»l,r»»« Nummer »efttmmte« Aoferato «« Wochentage« »iS 2 Uhr Nachmtttn,«. an Sann- un» Aeftlagc« früh »ts '/,S Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Ännahme: vtt« «e«W a Sorti«. (Alfre» Hahn). Universitätsnroß« 1, L«utS Lischt, Kathartneustr. II pari, und Söa1g«platz 7, nur bi- >/,L Uhr. m MrTagtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Mo»neme«tSpr«iD vierteljährlich 4»/, Mk iucl. Brtngerlohn 5 Mk , durch die Post bezogen 6 MI. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt» «hue Poslbesörderiing 60 Mk. «tt Postbesürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Gröber» Schriften laut uns. Preisverzeichnis, Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif- Kerlamen unter dem Redactton-strtch di« «aespalt. Zeile SO Pf , vor den Familiennach richten die Kgespaitene Zeile 40 Pf. Inserat» sind siet- an die GxpeSitton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.' Zahlung praeounieruniio oder durch Post nachnahme. M. Sonntag den 15. Juni 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mttt»och, de« 18. I««t L8VO, Abend» «'/, Uhr, t« Saale der vormaligen Handelsbörse am Slaschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht de» Finanzausschusses über Gewährung eine« Betrages zu den Kosten der Feier de- 25jahrigen Be stehens des BriaadeverbandeS freiwilliger Feuerwehren der Umgegend Leipzigs. II. Bericht de« Stiftung«- und bez. Finanzausschusses über verschiedene StiflunoSrcchnungen. Hl. Bericht de» LöschauSfchusse« über Nachverwilligungen in Betreff de» Feuerlöschwesen- zum Haushaltplane von Alt-Leiprig und denjenigen der am 1. Januar 1890 einverlrivten Vororte. IV. Bericht de« GaS- und OekonomieauSschusseS über: «r. Einlegung von Gasrohren in die neuangelegte, durch da- Grundstück de- Herrn Grob in Leipzig- Eutritzsch führende Straße; 1». Berbefferung der GaS- beleuchtungSanlagen in der Mahlniann- und Brand- vorwerkstraße; c. Einlegung von Gasrohren in der LöSnigrr, Moltke-, Sidonien- und Tauchaer Straße. V. Bericht de« Schul- und BerfaffungsauSschussrS über Abänderung des über die Vereinigung des Schulbezirks der Schulgemeinde Lößnig mit dem Schulbezirke der Stadt Leipzig getroffenen UebcreinkommenS. VI. Bericht des Oekonoinie- und Finanzausschusses über: Legung von Granitplatten in die Fußwege der Kirch ftraßc iu Leiprig-VolkmarSdorf. VH. Bericht de« L)ekonomieauSschuffeS über: a. Anlage der Tieseslraße in Leiprig-Reudniy auf dem Grundstücke des Herrn Heinrich Dictz; I». Fußwegregulirung au der 10. Bezirksschule m der Schwarzenberg- und FricciuS- ftraßc iu Leipzig-Reudnitz; c. Rückäußerung d«S Rathc« zu Anträgen de« Collegiums zu Conto 38 des dicS- zähriaen HauSbaltplane« uud Herstellung der Fußwege der Tauchaer Straße. Vm. Bericht d«S BauauSschusseS über: ». Einlegung der Waffcrrohrleituug in der Dolzstraße von der Kreuzung der Platostraße bis zur FriedhosSgrenze; d. Nach- verwilligung für Herstellung einer telegraphischen Vcr bindung vom Hochreservoir bei Probstheida nach dem Stadthausr re.; c. Einrichtung eine« Lager- und ProbirplatzrS in Lindenau für die Borräthe der Stadt- Wasserkunst; ä. telegraphische Verbindung der zu dem Betriebe de- Wasserwerke« in Plagwitz-Lindenau gehörigen Geschäftsstelle ebenso wie derienigen in Alt- Leipzig mit den Hochbehältern und Betriebsanlagen; v. Herstellung einer Verbindung voa dem Wasserrohr strange der Steigcleitung der Connewitzer Brtriebs- aulage nach dem Rohrstrange der Leipziger Südstraße rc.; s. Eingabe deS LocalvereinS zu Reudnitz wegen Ein- führuug der Wasserleitung in diesen Stadtthril; u. Erneuerung der an der Stephanstraße stehenden EinfrirdigungSmauer der Nicolaischult. IX. Bericht de« Bau-, Oekonomic- und Finanzausschusses über den Antrag wegen Unterlassung von Areal- Versteigerungen in nächster Zukunft. Bekanntmachung. Die von un« am 30. -lpril und 6. Juni d. I. auf den Abbruch versteigerten, zum Nonnenmühlgebäude (Harkortstraße Nr. 2) und dem Grundstücke Harkortstraße Nr. 4 gehörigen Baulichkeiten haben wir den betreffenden Höchstbietern zuge- chlagen und entlassen daher in Gemäßheit der Vrrsteigeruug»- bedingungcn die übrigen Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, am 11. Juni 1890. D«r Äath der Stadt Leipzig. Id. 3137. vr. Georgi. Liudner. Bekanntmachung. Die Herstellung einer neuen Seltenste IU. Elaste in dem BabnbofSgästiben an Stelle der abzudrechenden defecten Schleußt daselbst, zwischen der Wintergartenstraße nnd der Grenze de» Dresdener Bahnhofes soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,50 welche eventuell in Briefmarken einzusendcn sind, entnommen werden. Bezügliche Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift „Schlenstennneban in» BahnhofSaäHchen" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 30. Juni 1890 Nach mittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 9. Juni 1890. Id. 3142 De» Rath» der Stadt Leipzig Strasteubau-Deputation. Holz-Äuction. Im Universitäts-Holze bei Liebertwolkwitz sollen Mittwoch, »en 28. Juni »s». IS., von vormittag» 10 Uhr an 273 eichene Klötze von 1067 am Mitteuslark« und 2-9 m Lange, 16w»ißbukp«ne - - 14-37 - . . 3-7 - - 4 rothbuchene - - 16-23 . . . 3-8 . . 4 linden» . - 30-51 ... 3-5 - - uub 4 birkene . . 19-36 - . . 4-4,5- - aueston-weise verkauft werden. Kauflustige werden ersucht, zu der angegebenen Zeit auf dem Kahlschlage am langen Wege der UniversitSts-Waldung sich »inzufindeu. Die geordneten An zahlungen sin» sofort «ach »e« Zuschlag« zu »ewirtr«. Leipzig, am 10. Juni 1890. U»i»ersitäts-Rrnta«t. Gebhardt. Oeffentliche Verdingung. Die baulichen Herstellungen im Garntsou-Lazareth zu Leipzig, als I. Maurerarbeiten, veranschlagt auf rund 1594 ^l, II. Anstreicherarbeiten, - - » 2818 - III Steinsetzerarbeitrn, - - » 1274 - sollen in össentlicher Ausschreitung verdangen werden. Verschlossene, mit genauer Bezeichnung de« BerdingungSgegen stände« versehene Angebote sind portofrei vir znm 2». Juni o. vormittag» 1» Uhr im GeschöftSzimmer de« Unterzeichneten Lazareth« einzureichea, zu welcher Zeit die Eröffnung derselben stattfinden wird. Tie Ber. dingung-unterlogen können ebendaselbst eingesehen und gegen Sr- siaituna von 0,40 X entnommen werden. Zuschlag-srist 14 Tage. L«iz»t», ain 10. Juni 1890. Königliche» Garntsou-Lazareth Brennholz-Auction. Mittwoch, den l8. Juni diese« Jahre«, sollen von Borwittag» tt Uhr an in dem an der Harkortstrast« unter Nr. 4 hier gelegenen sogenannten Schwägrichen'- chen Gartengrundstücke 38 Hausen Abraum- resp. Schlagreisig unter den iin Termine noch bekannt zu gebenden Bedingungen gegen sofortige Baarzahluug an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft im vorgenannten Grundstücke. Leipzig, am 13. Juni 1890. De» Rath» Baudepntatio«. Die internationale Stellung des Papstes. Als der Papst vor einiger Zeit eine große Anzahl italienischer Pilger einpsing und diese in höchst bedenklicher Weise gegen die italienische Regierung aufreizte, wiesen wir auf die Nolh- wendigkcit hin, daß die italienische Negierung diesem Treiben cZl Ente mache und der agitatorischen Thätigkeit deS Papstes Schranke» setze. Seitdem ist ein Ereignis; eingetrete», welche- die päpstlichen Ränke noch in einem weit schlimmeren Lichte erscheinen läßt und auch andere Mächte nötbigte, sich gegen die politischen Wühlereien desPapstcö sicher zu stelle». Der Papst bat niemals ei» Gebeimniß daraus gemacht, daß er die Wiederaus richtung deS Kirchenstaates austrcbt. Man könnte diesen ob» mächtigen Wunsch unbeachtet lassen, wenn er nicht in einer Form geltend gemacht würde, welche den Frieden gefährdet, das ist aber geschehen, wie die Enthüllungen deS italienischen Abgeord neten ToScanelli bezeugen. Von dieser Seite sind um so weniger unrichtige Mittbeilungen zu erwarten, weil ToScanelli bisher rin eifriger Parteigänger deS Papstes war und über Alles, waS im Vatican geschah und geplant wurde, genau unterrichtet ist. Man kennt die Gründe nicht, welche ToSca- nclli zum Abfall von der Sache deS Papste« veranlaßt baden, die Vermutbung drängt sich aber auf, daß er cS mit seinen Pflichten als italienischer Volksvertreter nicht ferner vereinbar gehalten hat, der Sache des Papstes zu dienen. So wenig auch ein solcher Gesinnungswechsel den einpsiehlt, welcher ibn durchmacht, so nt doch da« Gewicht der Gründe nicht zu unterschätzen, welche ibn berbeigefübrt baden. In der von ToScanelli veröffentlichlen Schrift wird mit aetbeilt, daß die StaatSkanzlci de« Papstes geheime In structionen an die Nunlialuren erließ, um die LoSlösung Italiens vom Dreibund zu begünstige» und daß Cardinal Lavigeric im Jahre 1887 die bereits angebahnte Aussöhnung zwischen dem Papst und deni Königreich Italien durch die Drohung einer Trennung deS französischen Episkopat« vom Papste und durch die Erregung der Hoffnung Kmtertrieb, daß ein nabe bevorstehender Krieg Frankreichs gegen den Dreibund die Wiederherstellung der weltlichen Macht teS Papste- zur Folge baden werde. ES fragt sich, ob eS nicht im Interesse des Dreibundes liegt, gegen derartige päpstliche Ränke vereint und mit der größten Entschiedenheit vorzugeben Die Macht deSPapsttbumS beruht auf dem Einfluß, welchen die Organisation von Episkopat und CleruS in der ganzen Well ausübt, diese Organisation wird aber zugleich in voli- tischrr Beziehung auSgebeutet und in der verwerflichsten Weise mißbraucht. Es ist eine bekannte Tbatsache, daß der Krieg deS Jahre« 1870 wesentlich aus die Umtriebe PiuS' IX zurückzufübren ist, der Sieg Frankreichs über Deutschland sollte zugleich der Macht deS PapstthumS neuen Aufschwung geben unk ihm durch den Primat de« Papstes und seine Unfehlbar kcit in Glauben«sacken den höchsten Grad moralischen Ein slusseS auf die ganze katholische Christenheit verschaffen. Dieser Einfluß hat sich trotz der Niederlage Frankreichs dennoch allmälig gestaltet, das Papstthum bat kaum je zuvor eine so allseitig wirkende geistliche Macht in Händen gehabt wie heute. Die anfangs , besonder- in Deutschland so heftig bekämpfte Unfehlbarkeit ist heute überall als Glaubenssatz anerkannt, und die Altkatholiken, welche an dem Standpuncl fcsthaltcn wollten, wie er vor dem Jahre 1870 als richtig und maßgeberd angesehen wurde, sind heute auch staatsrechtlich zur Secle berabgewürdigt. Der Papst wird bei internationalen Streitfragen als Schiedsrichter angerufen und seine Ent scheidung bat da« Gewicht höchster Unparteilichkeit. Man vergleiche damit die Bemühungen, Zwietracht zu säe» Europa, auf daß die päpstliche Gewalt wiederum mit Welt lichem Besitz auSzcstattct und auch äußerlich zu einer politischen gemacht werde, und man wird erkenne», daß das Papstthum eine fortdauernde Gefahr für den Weltfrieden und zwar die größte Gefahr darstellt. ES ist beim AuSbruch deS kirchenpolitischen Kampfes Deutschland stet« auf die ungesunde und politisch höchst an fechtbare Stellung der CentrumSpartei im deutschen Reichs tage und im preußischen Landtage hingewiesen worden, man hat mit Recht hrrvorgehobrn, daß die Vermischung religiöser und politischer Interessen dem StaatSinlcreffe direct zuwiter- laufe, und dennoch bat sich ein Zustand herausgebildet, welcher da« Centrum zur Ausschlag gebenden Partei im deutschen Reichstage gemacht hat. Die Militairvorlage hat nur in in dem Falle Aussicht angenommen zu werden, wenn daS Cen trum ihr keine Zustimmung ertheilt. Auf allen Katholiken Versammlungen ist die Dirderberstcllimg der weltlichen Mackt deS Papstes als eiserner Programmpunct scstgehalten und von den Mitgliedern des CcnlrnniS als durchaus berechtigt anerkannt worden, und dennoch ist eS augenfällig, daß die weltliche Macht de« Papste« nur unter der Voraussetzung möglick ist. daß Deutschland in seine ehemalige Obnniacht und Zerrissenheit zurlicisiiill. Winklhorst hat sich noch in der letzten Sitzung der Militaircoinmission mit seinem deutschen Patriotismus drapirt, er bat cS für unmöglich erklärt, die deutschen Brüder mangelhaft ausgerüstet in den Krieg ziehen »n lassen. Und dennoch begeistert er sich auf allen Kalbo- likenvrrsaninilungcn für die Wiederherstellung der wclllickcn Macht de« Papstes! Welcher Widerspruch! Der Papst Würde r« mit dem höchsten Jubel begrüßen, wenn er durch eiueu Sieg Frankreichs io die Lage versetzt würde, wieder da« politische Oberhaupt de« ehemaligen Kirchenstaate« zu werden, und dennoch hat er vor einigen Jahren seine Autorität der Centruni-partei gegenüber geltend gemacht, damit sie da« Septennat annehme. Wohin man da- Auge wendet, nicht« al« Widersprüche. . Derselbe Papst, der als Schiedsrichter in dem Streite wischen Deutschland und Spanien wegen der Carolinen- msrln waltete, hatte mit dem französischen Botschafter bereits seine Abreise nach Frankreich verabredet, und diese Abreise wurde nur durch die Erklärung CriSpi'S ver eitelt, daß der Vatican im Falle der Ausführung deS ! ZlaneS besetzt und zum StaatSeigcnthum erklärt werden würde. So schreibt ToScanelli in seiner Broschüre. ToS- canelli theilt un« durch alle seine Enthüllungen nicht« Neues mit, sondern er bestätigt nur daS, waS überall bekannt ist, wenn auch die Richtigkeit bisher nicht actcn- mäßig belegt war. Aber die -schrift To-canelli'S hat trotzdem einen bedeutenden politischen Werth, weil sie durch ihre Quasi-Enthüllungen die Welt daran erinnert, WaS sic vom Papstthum zu erwarten hat. Da« Papst thum hat nack Lage der heutigen Verhältnisse nur eine kirchliche Berechtigung, daS ganze politische Beiwerk »st eine Usurpation, ein Mißbrauch der kirchlichen Gewalt, der aus die Dauer von den Großmächten nicht geduldet werden kann. Wenn daS bisher noch geschehe» ist, so hat da« seinen Grund nur in tbatsächlichen Bcsitzvcrbällnisscii und in histo rischen Uchcrlicfcruiigcn. In Oesterreich-Ungarn ist die Macht de« PapstthumS beispielsweise noch beule so groß, daß sie den ehr böslichen und liebenswürdigen Kaiser Fra»; Ivsepk ver hindert bat, den ibm abgestaltetc» Besuch de« König« Humbcrt zu erwidern. Die Aendrrung wird vielleicht »och lange aus ich warten lassen, aber eintrclen wird sic bestimmt. Leipzig, 15. Juni. * Der Kaiser hat, wie schon kurz erwähnt, an den Großherzog Friedrich von Baden solgcudcs Allerhöchste Schreiben gerichtet: „Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter, Bruder und Onkel! Aus dem Berichte de« CdesS de« GencralstabcS Meiner Armee crfabrc Ich mit lebhafter Genugtlniung, in wie hohem Maße Euere Königliche Hoheit und Höchstderen Regierung mitgewirkt habe» zur schnellen Ausführung der sur die Sicherheit de« Reiche« so hochhedcutsamc» neu erössnctcn Eisenbahn. Deutsche Willenskraft und deutsche Ingenieur- kuiist haben sich, durch Euere Königliche Hoheit gefördert, bei der Uebcrwindung der vielen Schwierigkeiten, die sich dem Baue cntgegenslcUtrn, rin berrlicheS Zeugniß ausgestellt Euerer Koiiiglicken Hoheit und Höchstderen Regierung sage Ich für diesen neuen Beweis der Fürsorge für die Interesse» de« Reiche« den wärmsten Dank und wünsche aufrichtig, daß diese Eisenbahn, erbaut zur Gewährleistung deS Friedens und der nachbarlichen Rechte, in hohem Maße auch LaS Gedeihen deS badische» Landes fördern möge. Ich verbleibe mit der Versickerung wahrer Hochachtung und Freundschast Euerer Königlichen Hoheit freundwilligcr Vetter, Bruder und Neffe Wilhelm. Neues Palais, 7. Juni l890." * Ter. Generalstabsarzt der Armee und Dircctor der militairärztlichen BiltungSanstalten von Co!er bat neuer dingS Bestimmungen erlassen über die Ausnaoiue in die medicinisch-chirurgischc Akademie für da« Mili tair, sowie da« medic,nisch-chirurgische Friedrich WilbelmS-Institut, in welchen er die noch vielfach verbreitete Ansickl, daß die »lilitairärztlichc» Bildung- anstaltcn besonders dazu geeignet seien, de» Söhnen ganz unbemittelter Ellern daS Studium der Mcdicin zu er möglichen, als irrig bezeichnet. Die Studirenden dieser Anstalten bedürfen vielmeor seiten« ihrer Eltern nicht unbedeutender Mittel, welche schon bei der Aufnahme sicher gestellt werden müssen. Als vorzugsweise geeignet für die Aufnahme in die militairischen BildungS- anstaltcn bezeichnet der Generalstabsarzt solche körperlich wie geistig gut bcaniagtc und mit entsprechende» Schiilkenntiiisseii ausgcstaltcle junge Männer, welche i» der Faiiiilie eine gute häusliche Erziehung genossen baden und auf dieser Grundlage durch ihre gcsamniie Persönlichkeit befähigt sind, nach ihrer Beförderung zum SanirätSofficier in de» ihnen überwiesenen, in mannigfacher Beziehung verschiedenartigen Dienststellungen dem erwählten Stande gemäß tactvoll und sicher aufzutretti, Jungen Männern, welche» diese Grundlage fehlt, ist die Laus bahn als SanitätSofficier zu widerralhen, weil sie ohne die selbe selbst bei wissenschaftlicher Tüchtigkeit 'dennoch in ihrem beruflichen Wirken vielfache Schwierigkeiten kaum überwinden können und häufig Enttäuschungen auSgesetzt sind * Der preußische CultuSminisler hat an sämmtliche Provinzialschulcollcgien einen Erlaß gerichtet, wonach er zur Sicherung des Bedarf« an Lehrkräften ,n den nächsten Jahren bestimmt, daß bis auf Weitere- allen Scminaranwärtern, sie mögen die Prüfung bei einem Seminar oder einer königlichen Präparandcnanstalt abgelegt haben, die gewünschte seminaristische Ausbildung gewährt werde. Zu diesem Zwecke bat er ebenfalls bi« auf Weiteres gestattet, daß bei ledem Schullehrer-Seminar und bei jeder königlichen Präparanteuanstalt über die etatsmäßige Zahl von Zög lingen hinaus zehn Zöglinge, eventuell im Epler-iat, cingeffelll werden. * Uebrr die Zustände in der deutsch-freisinnigen Partei wird der auf derSeite der ehemalige»Scccssionistci, stehenden „Weser-Zeitung" nach dem „Ausgleich" au« Berlin geschrieben: „Da- Geschehene entspricht im Allgemeinen den Erwartungen Zu einer Avothrose ber unverbrüchlichen Einheit der Partei, wie sie hier »nd da vcriucht wird, liesert die angenoinmene AuSgleichs- sormel zwar kaum ergiebiges Material und ebenso »liffllch sieht eS mit der Behauptung, daß cs in dein Conslicl schliesilich weder Sieger noch Besiegte gegeben habe. Thatsache ist, dass die gegen Richter vollzogenen Auslchnßwahle» umgestostr» uud durch eine« Modus ersetzt worden sind, der den Ansprüchen des gekränkten Führer« wenigsten« bis zur Hälfte des Weges enigeaeiikominl, vielleicht auch »och über die Hälfte hinaus: denn da der Porsitz im Ticbcne» Aurschuß auch in Zulunst Eugen Richter verbleiben und der an seine Stelle gewählte Schräder, wenn auch mit gleichen, ab- wechselnd zu übende» Befugnisse» zum Stellvertreter des miß. liebig gewordenen Vorsitzenden hinabrückt, io kann da« Uriheil darüber, wer hier der gebende und wer der einpi'a»gende Tbcil ist, nicht schwanken. Immerhin war die Lage zur Zeit nicht darnach angethan, Spaltungen tm liberalen Lager auf die leichte Achsel zu nehmen. Im Uebrigen wird sich Niemand darüber tün chen, daß der jetzt erreichte Frieden ln seiner Dauer lediglich davon abhängt, ob und wie weit die bewegenden Ursachen, die zu der üngsten Krisis führten, aus dem inneren Leben der Partei vcr- chwinden. Daß iu dieser Hinsicht weilgehcnde Hoffnungen nicht am stütze sind, weiß jeder, der Personen und Dinge kennt. Gleichwvbl könnte «in nutzbringender Ueberickuß aus dem Borgeialleueu zurück- bleiben, insofern bei der Keieyenheit die Grenze sichtbar geworden ist, bi« zu welcher die persönliche Eigenart sich über gleichberechtigte Meinungen hinwegtetzen darf. Wird diese Grenze trotz der jetzigen Erfahrungen auch künftig überschritten, so wird man auch im Lande in den Kreisen der Partei vielleicht anders urtheilen als jetzt, wo der Lonslict in einer Form zu Tage trat, welche den adwehrendcu Thril vtelsacb als de» aiigreiseuden erscheinen lassen konnte. Tie Vorgänge bet jener Wahl der Vorsitzenden des Stebener-Ausschuffcs ind bis heute noch nicht genügend aufgeklärt. Ta auch die Ber- landlunaen des CcnIralcomitSs vertrauliche bleiben sollen, wird das Dunkel sich kaum lichten, obwohl gerade die Erklärungen der Haupt- räger des Streites viel wichtiger zur Beurtheilung deS jetzt ge- chloffenen Friedens wären, als die für diesen selbst gefundene äußerliche Formel." * In dem am Freilag erschienenen Berichte der Matrikel- Commission deS Herrenhauses wird im Abschnitt Wahlperioden der auf Präsentation von Städte» bcrusencii Mitglieder mitaetkeilt: „Berlin: vr. v. Forckenbeck: Anfang der Wahlperiode 20. November 1878, Scklu^20. No vember 1902." Hiernach scheint die erneute Wahl Forcken- bcck'ö zum Oberbürgermeister der Hauptstadt die aller höchste Bestätigung erhalten zu haben, oder der Verfasser deS Bericht« der Matrikel Commissio» bat derselbe» vorgegriffc». Anderstils hieß eS, Forckenbeck werde seines Alters wegen zurücktrclcn und Baumbach ^ebenfalls ein dcutschfreisiuniger Abgeordneter) sei zu seinem Nachfolger auScrsehen. Auch Nickcrl wird als Nachfolger genannt. * Aus Mannheim wird gemeldet: Gelegentlich einer Audienz, melche in neuester Zeit unser Großherzog einem hiesigen Beamten gewährte, hat sich unser Landessürst i» höchst bedauernder und mißbilligender Weise über die antisemitischen Vers anim tu ngen, welche in jüngster Zeit m unserer unmittelbaren Umgebung stattgesunden habe», und über die Ziele der antisemitische» Partei, weiche sich mit Unrecht eine conier- vative zu nennen wage, ausgelprocken Unser Großherzog betonte dabei, daß aus seine persönliche Anregung hin die «rache bei der großhcrzoglichen Regierung zum Gegenstände von Beraikungen geinacht worden sei und versicherte, daß seine Regierung dieser Be wegung in unserem Bateriande ihre volle Aufmerksamkeit scheute uud »öihigenialls die geeignete» Maßregeln zum Schutze des Friedens unter den Confessio»«, ergreift» werde Wir wollen hier aus drücklich anfügeu, daß der Großherzog den betreffenden Herr» er mächtigt Hai, diese seine Aeußerunge» auch in wcilcren Kreisen be kannt zu geben. ch ^ G * In großer Notb befindet sich schon seit längerer Zeit das Schulwesen der deutsch cvangeltscbcn Colo- nisten gemeinden Galiziens und zum Thcil auch der Bukowina. In beiden Krvnländern leben etwa 51 oo«> Eva» gclischc Angsb. und Helv. Consession, die sich unter einer Gesammlbcvölkcriing von <>>/» Millionen Polen und Rlitbciicil nahezu ganz verliere» und nur in einigen Gegenden gedrängter auslreien. Die Evangelischen dieser Länder bilde» beule 27 Psarrgemcindcn, 9 t Schulgemeinde» »nd etwa 30 kleine Nebciigciuei»den. Nur eine einzige Geincindc, Biala init Lipnik, reicht bis in die Zeit der Reformation zurück; vier evange lische Statlgciiicindcii. Krakau, Iaroslau, Lemberg nnd ZajcSzczyki, mögen iin 17 oder in der erste» Hälfte des l8. Jahrhunderts entstanden sein; die übrigen Gemeinden ver danken Josef ll. ihr Dasein Dieser Fürst siedelte etwa 12 000 Eolonistcn in de» verschiedenste» Theiftn Galizien« an »nd bc- günstigle sie auf verschiedene Weise. Fast in allen Gemeinden wurde gleich nach der Ansietlnng auch eine Schule errichtet, während damals auf dein stachen Lande unter Polen und Rlitbcnen die Schulen noch selten waren. Infolge der neuen Scbnlgesengebung ist aber von den Polen und Rutbcncil der frühere Vorsprung der evangelischen Gemeinten überholt worden; das evangelische Schulwesen in Galizien steht heute hinter den Leistungen der polnischen und rulbenischen Schulen schon erheblich zurück, und dieses Zurückslchcn muß immer größer werde», wenn die Notblagc nicht behoben wird. Die evangelischen Gemeinden haben bei dem beste» Willen und ber größten Opferbereilschast nicht die Kraft, den Anfor derungen, welche da« Schulwesen unserer Tage an sic stellt, gerecht zu werden. Die Hälfte der evangelischen Lehrer erhält kaum 200 fl. Gehalt; nur in den größeren Genieinden werden 250 fl., ausnahmsweise auch 300 fl. gewäbrt. Die katholische» Lehrer an den öffentlichen Schulen empfingen aber inindcstcuö 300 fl. Infolge der geringe» Besoldung macht sich in den evangelischen Gcniciiidcn ein großer Mangel an definitiv anstcUungSsähigen Lehrkräften, ein Hincindra'igen von An- Hilfslehrern oknc genügende Vorbildung und ein immer weitere« Zurückbleiben der evangelischen ><r>chulcn hinter den von der neuen Schulgcsctzgcbnng geforderten Leistungen der Volksschule bemerkbar. Bon den 102 evangelischen Lehrern sind nur 85 definitiv angestellt und sechs an- ftcllungSfähig, die übrigen sind AuShilfSlcbrer. Von den angestclltcn Lehrern hat übrigens kaum der fünfte Thcil seminaristische Vorbildung und ein nach dem neuen Schul gesetz erworbenes LchrbesähigunaSzeugniß. Nicht unmöglich ist cS, daß die Schulbehörde» verschiedene evangelische Privat- Volksschulen der ungenügenden Leistungen wegen schließen werden, so daß dann die deutschen Kinder in die benachbarten polnischen und rutbenischc» VollSschnle» geben müssen. Für die zahlreiche» kleineren Gemeinden bedeutet die Schließung ihrer Schulen ja nicht« Anderes, als ihre eigene Auf lösung und Vernichtung. Nur die Schule hält die evangelische Gemeinde zusammen. Schon die nächste Generation würde dem evangelischen Bekeniitniß »nd dem Deutschthum verloren geben. Sollen die evangelischen Ge meinten sich aufrecht erhalten, so ist eine Erhöhung und Sicherstellung der Lebrerdotation und die Heranziehung eine« Lrhrcrstandc-, der die Lücken au-süllen und das gesunkene Schulwesen wieder heben könnte, dringend »öth!g. Der Gustav Adolf-Verein, der i» den leplcn l5 Jahre» l5 Ge meinden mit SchuldotationSsondS von je lOOO sl. beschenkt bat, wird sich vielleicht veranlaßt sehen, noch größere Opfer sür Galizien zu bringen. Auch die deutschen Schulvereine zu Wien und Berlin würden in der Lage sein, das deutsche Schulwesen daselbst neck reichlicher zu iiniclftiitzeii, als c« jetzt schon geschehen ist. * Nach der Volkszählung vom l. Januar 1888 lebten im Fürsten thum Bulgarien einschließlich Ostrumcltcn 2215 Deutsche Es sink karnnier nickt blos die au« dem Deutschen Reiche stammenden Bewohner deutscher Zunge zu verstehen, sondern auch die österreichischen und Schweizer
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