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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-25
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1890
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Erscheint täglich Uhr. Ltö«rti«« »o- Llprdttiou Iohanuesgasse 8. Lprkchftoodrn drr UrdariiLa: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. - - ^ ^ «„«»me »er für die nächftsnlgcutzc »nwmcr 3eftt»«tr» -«irrste «, «achrittagn, »is 3 Uhr «achmttt«,». «»Len»-««» Sefttage« srSH »ts/,» Uhr. Z, -rn /Uialrn für Ins.-^nnahmr: ktta stlr««'s vartim. i«lsrr» H«tzn), UniversitStsstraße 1, Laut« Lösche» H-thartueustr. 14 pari, und KöniaSpla- 7, uur bi« ,3 Uhr. 'lipügcrTagtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nud Geschäftsverkehr. Elbonnement-prets vierteljährlich 4»/, Mk. iacl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen g Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-,Format gefalzt» ahne Postbesörderuug 60 Mk. Mit Postbesörderuug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis;. Tabellarischer». Ztsfrrnsah nach höherm Tarif. Lerlamrn ontar demRidactiouSstrich die 4gespalt. '..vordenFamtlten nach richten kgespal^t» Zeile 40 Ä. skt« au di« GrprSltton zu Rabatt wird nicht gegeben.) Zahlung praenuwsravcko oder Lurch Post- ULchmlhmr. Inserat« find senden. — Zahlung xnm 176. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Sffeutliche« Hebammrn-Priifnngcn finden nicht »en 27. «n» 28. Juni ». senden» Sonnaben», »en 28., und l Nachmitta»« Montag, »en SO. Juni a. «. / S—S Uhr liatt. Leipzig, den S4. Juni 1890. Die Direktion »er K. S. Hcbammen-Schule. Prof, vr. Zweifel. Die Pohlen» und Petroleum-Lieferung ist vergeben. Leipzig, den 23. Juni 1890. Hanptsportelcaffen - Verwaltung de« Königlichen Amtsgerichts. Bekanntmachung. neuen Friedhofe ist vom zum 1. Juli au den Unter- Die Todtengräberitrlle auf unserem neuen IS. Juli d. I. ab anderweitig zu besetzen. Bewerber wollen ihre Gesuche bi» zum 1. zeichneten gelangen lasten. Leipzig-Reudnitz, am 18. Juni 1890. Der «ottesaSer-vorftan». Ed. Rausch, Pastor. teuer Zuiummung ocs ^sulians erzotgenoe ueve englischen ProtcctoratS über Zanzibar daS englisch Memmen über die Unabhängigkeit ZanzibarS ir rührt werde. DaS wäre also die Anwendung Zur Frage der Schuhherrschast über Zanzibar. Die englische Regierung hat jetzt die Form gefunden, um über taS englisch-französische Abkommen vom 10. März 1862 dinwegzukommen, durch welches sich beide Staaten verpflichtet habe», die Unabhängigkeit der Sultane von MaScat und H-nzibar zu achten. Fergusson erklärte im englischen Unter baust, die Regierung sei nicht der Ansicht, daß durch die mit reUer Zustimmung des SüttanS erfolgende Uebernahme des englisch-französische ibarS irgendwie be- lso die^lnwendung der RechtS- nzcl volenti non fit injuria auf den vorliegenden Fall, auf tcn die Regel aber paßt wie die Faust aufs Auge. Den» s»en auS dem Worte Zustimmung ergiebt sich, daß nicht Seyid Ri cs war, welcher die Engländer um dir Uebernahme der Lckutzherrschast gebeten. Hot» sondern daß er nur sein Einver- k-ndmß mit den chm kundgegebenen Absichten der Engländer er klärt bat. Wie sich der ganze Vorgang abgespielt hat, ist rerläufig noch nicht bekannt, da aber der gegenwärtige Sultan ken Zanzibar nach dem Ausspruch Wissmann'S ein Mann ist, von dem für Geld alles zu erreichen ist, so liegt eS sehr »che, auf welche Weise die Engländer seine Zustimmung zur Übernahme der Schutzherrschaft gewonnen haben. Wen» das sie Art ist, wie die Engländer die Unabhängigkeit auswär- lizer Fürsten achten, dann haben sie freilich besondere Vor stellungen von internationalen RechtSverbältniffcn, u.id wenn sie damit durchdringen, so haben sie eS nicht der Sache zu t-nlen, die sie vertreten, sondern einer Verkettung von Um stünden, die eS ihnen möglich macht, sich mit Verachtung der L'yungen deS Völkerrechts über vorhandene Verträge hin vkgiiisctzen. Fergusson trat im Untcrhause mit großer ^u rcrsichl aus, eS scheint also, daß eS der englischen Negierung gklungen ist, die Zustimmung der französischen zur Ueber iubme des Protektorats über Zanzibar ru erlangen. Damit ist aber die Angelegenheit noch keineswegs erledigt, tmn die öffentliche Meinung Frankreichs scheint den Fall -ärmlich ernst aufzufaffen, wie die unmittelbar aus die .Interpellation Dcloncle'S gefolgte Interpellation Brifson'S bkzcugt. Briffon wünscht zu erfahren, was seit 1886 rergegangen, in welchem Jahre der Beitritt Deutschlands zu trr britisch-französischen Uebereinkunst von, 10. März 1862 »folgt ist, und wie nian von der Begrenzung der Gebiete im Innern Afrikas zur Besitznahme des Küstengebietes gelangt sei. Ibi>2 habe Frankreich Zugeständnisse gemacht, denn Zanzibar sii sür Frankreich ein Land der Capitulationen gewesen. In tnn deutsch-englischen Vertrage handle eS sich um das ganze (Met ZanzibarS, waS bisher reservirt gewesen sei. Ein Äusgeben ZanzibarS würde in ganz Afrika einen dem ff-nzösischen Einfluß gefährlichen Widerhall finden. AuS tiefen Erklärungen ist ersichtlich, daß man in Frankreich t» britisch-französischen Uebereinkunst vom 10. März 1862 mit ihrer Ergänzung vom 27. November 1886 eine ganz andere Bedeutung beimißt, als in England. Die englische iiiegierung erkennt diesem Vertrage beute nur noch den Vertb eines Stück PapiereS zu, dessen Inhalt in die heutigen kcrbältnisse nicht mehr paßt, während die Franzosen tci> Vertrag als die Basis ihres Einflusses auf Zanzibar Ictrachten, der nicht ohne zwingende Gründe aufgegcbcn »»den dürfe. laden scheint. Die gcsammte Entwickelung der deutschen und cnzlisckcn Colonisation in Ost- und Centralafrika, wie sie sch in den letzten fünf Jahren gestaltet hat, ist an Frankreich zirmlich spurlos vorüber gegangen, eS ist den Franzosen nicht cinzefallcn, sich in die Vertragsverhaltnissc der deutsch-ost- -mk-nischcn Gesellschaft mit dem Sultan von Zanzibar ein- nimischen, ebenso wenig hat sich Frankreich gerührt, als die uzlische Regierung dem Sultan Seyid Ehalifa seine Grau samkeiten verwies. An der Blockade der Küste zum Zweck der Verbinderung der SclavcnauSfnhr und Waffeneinfuhr Kat sich Frankreich zwar nur widerwillig betheiliat, aber eS bat darin nicht die zunehmende Auslö>ung der Regierung- «wall in Zanzibar erkannt, welche die Folge war. Frankreich chcint eS auch nicht bemerkt zu haben, daß die Siege drr deutschen Schutztrupprn über die Araber den Auslosung« krocch in Zanzibar noch weiter beschleunigt haben, so daß die Errichtung der englischen Schutzherrschaft über Zanzibar »ur den vollendeten Thatsachen den Stempel, wenn auch'den ialichen Stempel aufgedrückt hat. Erst durch daS Wort Lckutzherrschast sind die Franzosen aus ihrer Unthätigkcit -»'gerüttelt worden, und eS ist ihnen zum Bewußtsein -clommcn, welch ungeheuren Machtzuwachs das deutsch ste Abkommen den Engländern in Afrika gewährt. Frankreich denkt dabei wohl kaum an die Gegenwart und an die nächste Zukunft, denn die Erfahrungen, dir eS noch jüngst >» Nordwestasrika mit dem König von Dahomey gemacht 1«, können ihm nicht zur Ermulhiguug dienen, eine groß« Mittwoch den 25^Zuni 1890. 84. Jahrgang. Colonialaction in Afrika durchzufübrcn, außerdem befindet sich auch das herrenlose Land bereits größtcntbcilS in festen Händen. Aber Frankreich hegt Besorgnisse sür die Zukunft, cö sieht bereits im Geiste, wie England seine Macht vom Capland bis nach Untcrcgyplcn auSbrcilet, und wie eS durch Auffindung neuer Handels- und Verkehrswege zu immer größerer Macht gelangt, der Frankreich zur Sec nichts Eben bürtiges gcgeuüberzusteUcii vermag. Die Erregung in der Kammer und in der Presse Frank reichs über daS deutsch-englische Abkommen gilt ausschließlich England, dessen täglich wachsende Besitzungen in fremden Welttheilen eS schließlich allmächtig werden zu lassen drohen. Besten, nämlich an einem starken und wohlorganisirten Land Heere fehlt, und da sie überhaupt in neuerer Zeit eine ganz außerordentliche Abneianng gegen kriegerische Unternehmungen zeigen, so wird selbst daS Abkommen mit Deutschland sie nicht in den Stand setzen, die Verbindung mit dem Sudan so herzusteUen, wie eS in ihrer Absicht liegt und wie sie Stanley durch sein Unternehmen bezweckt. Eine schwache Hoffnung gewährt eS noch, daß der Vertrag noch nicht bestätigt ist und der Zustimmung der beiderseitigen Parlamente bedarf, denn die öffentliche Meinung, welche ur sprünglich dem Vertrage mit voller Zustimmung cntgcgen- kam, bat seitdem eine sehr starke Acnderung erlitten, unter deren Druck eö vielleicht gelingt, zu retten, was noch zu retten ist. An ein freundschaftliches Zusammenwirken der deutschen Colonialpolitik mit der englischen ist nach dem Ausspruch de» NeichScommiffars Wiffmann nicht zu denken, und der Wett kampf zwischen beiden Nationen wird um so heißer sein, wenn auf deutscher Seite die Empfindung die vorherrschende ift, daß die Deutschen von den Engländern bei dem Vertrage übcrvortheilt worden sind. Bei gleicher Bcrtheilung von Licht und Luft würde sich vielleicht ein moclus viveucli ge funden haben, so wie die Sachen beute stehen, ist der Kamps die Losung für Deutsche und Engländer in Afrika, nicht der Kampf »nt den Waffen, aber der Kampf um den maßgebenden Einfluß. * Leipzig, 25. Juni. * Wie man sich erinnert, erfolgte die Einladung des Zaren an unseren Kaiser zu den russischen Manövern dieses JabreS noch während deS ZarenbrsuchS in Berlin. Sie wurde mit Recht allgemein als eine Bestätigung dafür aufgefaßt, daß in dem persönlichen Verkehre der beiden Monarchen vordem vorhandene kühlere Cliuimungcn gewichen waren und der Zar mit sehr freundlichen Eindrücken von Berlin Abschied nahm. DaS gute persönliche Einvernehmen der Herrscher ist denn auch, soviel man weiß, ungetrübt geblieben, und auch in der politischen Lage hat sich ungeachtet deö KanzlerwecksclS unter Jnnchaltung deS alten Curscö nicht« zu Ungunsten geändert. Der Zar wird den Nachfolger des Fürsten Bismarck bei dem Besuche unseres Kaisers in St. Petersburg persönlich kennen lernen. Daß die Begleitung unseres Kaisers durch den Kanzler v. Caprivi nicht durch concrete politische Zwecke, Verhandlungen und Abmachungen veranlaßt ist, darf im Voraus mit Sicherheit angenommen werden. Für Herrn v. Caprivi wird eS daraus ankonimen, mit den leitenden Staatsmännern Rußlands eine persönliche Fühlung zu nehmen und einen mündlichen Meinungsaustausch zu haben. ES versteht sich von selbst, daß die persönliche Bekanntschaft mit den leitenden Ministern der dem Deutschen Reiche verbündeten Staaten nicht minder willkommen ist, und man glaubt daher in den Berliner politischen Kreisen, daß andere Zusammenkünfte des Reichs kanzlcrs ähnlicher Art alsbald Nachfolgen werden, zunächst mit dem Grafen Kalnoky. wozu schon bei der Anwesenheit deS Kaisers Franz Joseph bei den deutschen Manövern in Schlesien Gelegenheit gegeben ist. * DaS endgiltigc Abkommen zwischen England und Deutschland steht vor seinem Abschlüsse; heute wird in London zwischen dem Lord Salisbury und dem Grafen Hatzfcldt der Notenaustausch vollzogen, welcher die Grundlage bildet sür die förmliche Uebereinkunst, welche ebenfalls in den nächsten Tagen unterzeichnet werden soll, sobald die Details geregelt sind, betreffs Lerer in Berlin Verhandlungen statlfinden * Zum Empfange Wissmann'S in Berlin schreibt die (dcutsch-conscrvative) „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" vom Montag: Mit dem fahrplanmäßigen Zuge auS München ist heute früh 6 Uhr der Reichscommissar Major Wissmann, begleitet vo» dem ehemaligen Gouverneur von Bagamoyo, Suleirnan bcn Nassur, hier einoetroffen. Die frühe Morgenstunde, sowie der Umstand, daß die MorgenblStter Ma>or Wissmann'» Ankunft für Dienstag ungesagt hatten, war wohl die Veranlassung, daß nur nähere Bekannte des Reichscommissars denselben am Bahnhof empfingen, wobei Consul Bohsen Namens der Ostafrikanischen Gesellschaft dem Hcimkehrenden einen mächtigen, mit schwarz-weiß- rachem Bande gezierten Lorbeerkranz überreichte. Ji» Lause de« Vormittag« schon ist Major Wissmann vom Staats secretair des Auswärtigen Amtes empsangen worden. Zu der Freudigkeit und Herzlichkeit, mit welchen das deutsche Volk die sympathische Persönlichkeit deS Heimgekehrten begrüßt, gesellt sich daS Gefühl dankender Anerkennung für Das, was er in der vcrhältnißmäßig kurzen Zeit von kaum 14 Monaten in Ost afrika geleistet hat. Als am 3l. März v. I. Major (damals noch Hauptmann) Wissmann in Zanzibar landete, stand längs der ganzen, sich durch sechs Breitengrade erstreckenden Ostküste Afrikas, welche in die deulicheIntcressensphär« fällt, der Aufstand in Hellen Flammen. Noch am 6. Mal. als die Vorbereitungen für das Vorgehen gegen die Aufständischen bereits beendet waren, glaubte es Buschiri wagen zu dürfen, an den Reichscommissar zu schreiben, er, Buschiri, werde auch di« Deutschen, wie bisher all« Weißen, aus dem Lande hinaus jagen. Aber schon zwei Tage darauf hatte Wissmann Buschiri'« als uneinnehmbar geschildertes Laaer bet Bagamoyo erstürmt, und der Rebcllensührer flüchtet« in di« Wälder des Jnnenlandes. Am 6 Juni wurde Saadanl, der Kitz BanaHeri«, am 8. Juli Pangani, einig« Tage später Tanga durch die Schutztrupp« besetzt. Damit war die nörb- lich« Küslenregion gewonnen und gesichert, so daß Wissmann bereit« am 9. September seinen Zug in« Innere de- Landes antrrten konnte, um für den wieder auflebenden Handel und Wandel die Straßen zu sichern. Linen Tag, bevor er in Mpuapua ankam, oin 11. October, waren dort die Boten Stanley'- angelangt, welche dessen und Emia Pascha'« bevorstehend« Ankunft meldeten: Miss- 'ür deren lerade «n Har er ln Stanke: mann'« erfolggekröntes Borgehen hatte de» Forschern, für Schicksal die ganze gebildete Welt seit Jahren gebongt, gcri rechter Zeit den Weg zur Küste Mpuapua weilte, getan da» Lager Buschiri- bet Komb» gerat»« zu stiiiann in geöffnet. Wahrend Wissmann es am 19. October Frhr». v. Grovenrcuth, zu erobern und die Mafitt zu schlagen; zwar entkam auch diesmal Buschiri, aber sein Einfluß war gänzlich gebrochen. Rach seiner Rückkehr zur Küste führte Wiffmaiui die Unterwerfung Useguha'S durch, Buschiri wurde ge- sangen genommen und am 15. December standrechtlich mit dem Tvd« bestraft. Noch war der Widerstand Baua Heri s tu brechen. Dessen Buschboma MIembula, eine außerordeullich larke Position, wurde am b. Januar dieses Jahres genommen, und schon Ende desselben Monats konnte 1>r. Schmidt zur Besitz nahme des UsainbaralandeS, zu Simbodja von Mosindc und Herr Edters zu Mandara, dem mächtigen Häuptling de« Kilimandscharo. ebieteS, ausvrechen. Nachdem am 8. März bei Paiamakaa die letzten insaminiuiigcn drr Aufständischen zersprengt waren, ließ Bana Heri seine Unterwerfung anzeigen, was er kurz vor der am 2V. Mai erfolgten Abreise des Reichscommissars dadurch symbolisch bekräftigt«, daß er demselben sein Schwert überreichen ließ mit der Bitte, ihm ein anderes zu senden, das er nur noch im deutschen Dienste tragen werde. Während aus diese Weise der nördliche Theil des deutjche» Interessengebiets vollständig zur Rnde gebracht wurde, waren bereits die nöttiigen umfangreiche» Vorbereitungen getroffen worden, um zur Unterwerfung des weitabliegenden südlichen Theiles schreiten zu können. Mit überraschender Schnelligkeit vollzog Wiffmann dieselbe: am 4. Mai wurde ttilwa, der Haupisitz der Ausstäiidischen im Süden, besetzt, am 10. Mai Lindi erobert, am 14. Mai unterwarf sich als letzter der bedeutenderen Orte Mikindani: damit war die Niederwerfung deS Aufstandes vollendet, ein weites Gebiet deü afrikanischen Festlandes der Ausbeutung arabischer Sclavenhäiidler entrissen und den friedlichen Bestrebungen deutscher Cuttur eröffnet. Da« zwischen der deutsche» und eng lischen Regierung jüngst erzielte Einverständniß über die Abgrenzungen der beiderseitigen Interessensphäre» in Afrika stellt in Aussicht, daß auch der Küstenstrich dieses Gebietes, den bisher die Deutsch- Lstasrikanffche Gesellschaft nur pachtweise besah, vom Sultan von Zanzibar an Deutschland abgetreten werden wird. Daß diese, sür eine gedeihliche Entwickelung unseres colonialen Besitze« in Ostafrika so hochwichtige Bedingung, deren Erfüllung in weiter Ferne zu liegen schien, einer baldigen und glatte» Verwirklichung enigegen- geht, ist eine der erfreulichsten Folgen der Wassenihalen Wissuiami's. dessen Thalkraft eS gelungen ist, den rechtlich begründeten Ansprüche» Deiiljchlands Geltung, der Macht Deutschlands die ihr gebührende Achtung zu verschaffen. Wie früher als geographischer Forscher, hat Wiffmann nun aiS Soldat im Dienste de« Vaterlandes seinen Namen aufs Ehrenvollste cingezeichnct in die Geschichte der Erschließung des schwarzen Erd- theils sür die Cultur. Die glänzenden Erfolge, welche Wiffmann, unterstützt von einer Anzahl unserer LandSIenle, erzielte, können uns eine Bürgschaft dasstr sein, daß sich durch sein Beispiel und unter seiner Führung bereit« eine Schule von landes- und »irnschkii« kundigen Kräften herangebildet hat, deren Dkulschland bedarf, um seine Eullurarbeit in Afrika anfznnehmen. — Möge der Friede, den Wlisinann diesem Tbelle deutschen Besitzes in Asiika ciruiigen Hai, sich als ein dauernder erweisen, daS Eulturwcrk, dessen Fiindamenle er, sviveit menschliche Voraussicht reicht, fest begründet hat, empor- blühen zur Ehre und zum Ruhme des deutschen Vaterlandes! Wir wühlen mit keinem besseren Wunsche den Reichscommissar zu empsangen. * Die „Göttinger Zeitung" erinnert daran, daß bereits während deS deutsch-französischen Krieges Helgo länder dem Wunsche der Vereinigung ihrer Insel mit dem eben ncubegründcten Deutsche» Reiche Ausdruck gegeben habe». In einer vom 24. Januar 1871 datirtc» Erklärung von Helgoländern sprachen dieselben nicht nur ihre Zustimmung zu der Abfertigung auS, welche englischen EinmischnngSgelüsten damals Namens der Universität Göttingen durch deren Pro rcctor (Dove) zu Tbeil geworden war, sondern wollten in jener Zuschrift auch „daran erinnern, daß die Bewohner dieser Jnscs deutschen Stammes sind, daß unsere Sck'ul- und Kirchcusprache noch heule deutsch ist »ud daß unsere Sympa thien, wie schon oben ausgedriickt, nur unserem Stammlandc gehören. Sollte eS daher nicht auch einmal an der Zeit sein, daß sich Deutschland erinnert, daß eö noch Angehörige auf einer Insel im deutschen Occan hat? Bis jetzt sind wir noch eine englische Colonic, aber die Behandlung, welche u»S durch den Uebermuth deS englischen ColonialmunsteriuniS in maritimer Beziehung von unberechenbarer Wichtigkeit für Deutschland." Den Feinden De«tschlandS Lootscndicnste zu leisten, haben sich schon 1870 die Helgoländer geweigert. * Mit Beziehung auf die Gerüchte über Veränderungen im preußischen Ministerium macht die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" die Mittheilung, eö sei Tkatsacke, daß eine Veränderung an leitender sinanzicller Stelle als nahe bevorstehend gelte. — Der „Kölnischen Zeitung" wird zur Sache auS Berlin vom Montag geschrieben: Finanzmintster v. Scholz hat sei» Abschiedsgesuch ein gereicht. Nach Beendigung seiner Cur in Dresden hatte er vcr- Nicht, von Neuem seine Amtsgeschäsic durchzuführcn; er hatte ins besondere seine Thäiigkcit auf die Fertigstellung zur Neuregclum der Einkommensteuer gerichtet. Aber sein Augenleiden machte sici von Neuem geltend; und auf Wunsch seines Arztes sieht er sich ge nöthigi, jetzt in den völligen Ruhestand zu trete». Er hat sein«, Rücktritt bereits in der gestrigen Slaatsniinistcrialsitzung angezeigt. Heute Nachmittag ist der Reichskanzler General v. Caprivi zum Vortrag zum Kaiser gefahren. Als Nachfolger des Herrn v Scholz ist in erster Link drr Oberbürgermeister vr. Miguel tn Aussicht genommen. * AuS Cöthen wird vom Montag gemeldet: Der nattonalllberale Parteitag für das Herzogthum Anhalt, welcher gestern Nachmittag hier stattsand, war von etwa bOO—600 Personen besncht. Die öffentliche Versammlung wurde um 4 Uhr von Herrn Geh. Justtzrath Lezius eröffnet. Dmclbe richtet« eine kurze Begrüßungsansprache an die Erschienenen und enlschnldigie die Abwesenheit des Reichstagsabgeordnelen des Kreise«, Herrn Geh. Commerzienrath Oechelbäuser, der eben erst wieder von schwerer Krankheit genesen sei. Darauf ertheilte er dem Landtagsabgeordneten Herrn Pros. vr. Friedberg-Halle das Wort, der sich in einstüiidiger Rede über die Ausgaben und Ziele der nationalliberalen Partei verbreitete. Seine Ausführungen, häufig von Bravorufen unter brochen, ernteten zum Schluß stürmischen Beifall. Nach ihm sprach Herr Generalsecretair vr. Patzig ans Berlin über die Vorlagen, die gegenwärtig vom Reichstage zu erledigen sind. Belonders aus führlich behandelt« er die Militairvorlaqe, deren Nothwendigkeit er schlagend nachwieS. Nachdem der lebhafte Beifall, der auch diesem Redner zu Tbeil wnrd«, verklungen war, schloß der Vorsitzende dir öffentlich« Versammlung mit einem dreimaligen Hoch aus Se Majestät den Kaffer. Es folgte dann eine Lerfanimlung im engeren Kreise, In der die Fragen der Parteiorganisation erörtert wurden. Ter Parteitag lieferte durch seinen ganzen Verlaus den Beweis, daß die nationaltiberale Partei in Anhalt rührig auf ihrem Posten und ent schlossen ist, durch energisch« Agitation ihren Besitzstand zu wahren und zu erweitern. * Der „Reichs Anzeiger" bezeichnet die Meldung, daß gegen den Elberselder Stadtverordneten Evertz wegen Be leidigung deS LandtagSabgcordneten Frcihcrrn von Zedlitz- Neukirch von der Strafkammer Verhandlungstermin auf den lO. k. M anberaumt und daß der Strafantrag, „da Herr von Zedlitz Beamter, vom Herrn Minister von May bach gestellt sei", soweit sie sich auf die Stellung de- Straf- antragS seitens de« Herrn Ministers von Maybach bezicbt- alS unbegründet. * Vom Ministerium für Elsaß-Lothringen sind bezüg lich der Paßvslicht Bestimmungen erlassen worden, nach denen von der Paßpsticht die Eisenbabnreisenden, welche Elsaß Lothringen, ohne Aufenthalt zu nehmen, durchreisen wollen und an der Grenze eine entsprechende Fahrkarte vorzeigc», ausgenommen sind. Fahrkarten nach der Station Kehl be freien von der Paßpsticht nicht. * AuS Christiauia, 20. Juni,*meldet die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Kaiser Wilhelm « Besuch tu Ehristiauia gilt als ein offi- ciellcr bei dem Könige von Norwegen, ist also demonstrativ sür Norwegen« Selbstständigkeit. Tie Dampfboote, welche dem Kaiser ans dem Fjord enigegensahren, sollen sich in zwei Glieder ordnen. Alle diese Schiffe gehen bei der deutschen Escadre vorbei und grüße» mit ihren Flaggen. Nachdem die Flottille vor Anker gegangen ist, legt der König einen Besuch bei dem Kaiser ob und geht darauf bei dem Cmpsangspavillon wieder ans Land. Erst nachdem der König dort Platz genommen hat, steigt der Kaiser unter Kanvnensalüt ans Land. Bon den Ehrenpforten wird besonders die vor der Universität ausgezeichnet schön. Sie soll aus zwei 25 m hohen Obelisken bestehen, die durch einen Bogen verbunden sind. In Allem werden 35 Privatcorporationen mit ihren Fahnen sich zu des Koffers Ankunst einfinden. Die Reffe von hier nach dem Norden läng« Norwegen- Küste tritt der Kaiser, wie erwähnt, am 5. Juli, und zwar mit einem kleineren Gefolge an, während der übrige Theil des großen Gefolges thcilS auf Effenbahn, lheils auf dem Seewege über Kiel nach Berlin zurückkchrl. Die Fahrt Sr. Majestät erstreckt sich diesmal, wie angenommen wird, nicht bis zu den Lofoten und dem Nordeap, sondern nur bis Troutheim, von wo Ausfahrten sowohl aus dem Lande wie aus der See vor- gcnommen werden. Auf dem Wege nach Drontheim inspicirt der Kaiser die ilnn folgende Manövcrslotle. „Morgenbladeis" heutiger Meldung zufolge läßt das Storihing nach Beschluß der Präsidrnlschasl am Löwenhügcl zwei große Flaggen stangen aufpstanzen. Das Artilleric-Mustkcorps von Frederilsffadt wird, dem Vernehmen nach, bei der Ankunst der Kaiser-Eseadre ans dem Kaholm musicirea, und hier musiciri die Ariillcriemnsik aus der Festung, die zwei AkerShusischen Brigaden-MusikcorpS bezw. beim LandungSvlatze und beim Schlosse. Einige hier wohnende Deutsche haben beschlossen, den Osficieren der kaiserlichen Escadre, hiesige» Beamten u. A. ein größeres Fest zu geben. Der Tag ist noch nicht bestimmt. In Bergen haben KohlenIIeferantru Befehl erhalten, Kohlen sür die Rutsche Flotte vom 4. Juli an bereit zu hatte» Einer Nach- richt aus Hamburg vom 17. d. zufolge gingen am Tage vorher zwei Waggons mit Reisegut, sür Kaiser Wilhelm « Reise bestimmt, durch Hamburg nach Riet. Es befanden sich darin u. A. vollständige Werkzeuge für Seehunds- und Malfischsang. * Ter Papst bat am Montag Vormittag ein Con- sistoriuin abgebalten, welche«, dem herkömmlichen Gebrauch zuwider, thcilweise öffentlich war. Beim Anfang des Co» sistoriumS war eine große Anzahl Prälaten und Priester zugegen, namentlich solche aus dem Orient mit Zöglingen der maronilischen, armenischen und griechischen Seminare. Diese« außergewöhnliche Ccremonicll fand anläßlich der Präconisation des neuerwäblten maronilischen Patriarchen von Aniicckua statt. Der ncuerwählte Prälat, Msgr. Jean Hagg, batte al« seinen Vertreter den maronilischen Erzbischof von Area ge sandt, welcher vom Papste das Pallium in Empstwg uabm. Bei dieser Gelegenheit dielt der Papst eine Ansprache über die neue Wahl, in welcher er die treue Anhänglichkeit der Maro nilen an die römische Kirche bervorbob. Nachdem die Wahl deS nencn Patriarchen proclamirt worden war, dielt der Papst ein geheimes Consistorium ab, in welchem folgende Prälaten zu Cardinälen ernannt wurden: Mgr. Vanutclli, päpstlicher Nuntius zu Lissabon, Mgr. Galleäti, Erzbischof von Ravenna, Mgr. Mermillok, Bischof von Lausanne und Genf, und Mgr. DunajcwSki, Bischof von Krakau. Hierauf bat der Papst noch folgende Prälaten präconisirt: die Erzbischöfe von Otranto und Accrenza, die Bischöfe von Ripalraiisonc, Murcia, Nola, Lipari, Atri und Pcnna, Guastalla, Torlona, die Hilf« bischöse von Loreto, Correto, S. Angelo bei Lombardi und von NuSco; ferner die Bischöfe in nnrlisinü von Cidonia unk TibcriaS. Nach dem Schluß deS Consistoriums empfing der Papst die neucrnanntcn Bischöfe im Tbronsaale und übc> reichte ihnen die Insignien des Episkopal«. — In dem Consistorium hat der Papst auch de» Sussraganbisclwf der Diverse Gncsen. AndreicwicS, als Titularbischos von Pkilo melium präconisirt. Ebenso wurde der Erzbischof von Wien Grutscha präconisirt. * In der italienischen Kammer ist ein Gründlich über die Berliner Conscrcnz vertheilt worden, welches 76 Docnmcntc enthält, die sich aus die Einberufung, die Arbeite» und die Beschlüsse der Conscrcnz, sowie auf den Bericht der italienischen Delegirtcn beziehen * DaS vom Telegraphen gemeldete vereinzelte Auftreten der Cholera in Neapel erscheint von geringerem Belang, nachdem gleichzeitig der relativ gutartige Charakter der Krankheit scstgcstellt worden ist. Wenn schon in Spanien, und obendrein auf dem flachen Lande, wo die gesundheil liehen HilfS- und VorbcugungSeinrichtungen naturgemäß weit weniger entwickelt sind, als >n den großen Städten mit ihren, reichhaltigen Arsenal der von den modernsten Forschungen der Wissenschaft an die Hand gegebenen Waffe» zur Be kämpfung de« CholeragiftcS, die Seuche in relativ enge» Grenzen erhalten werden kan», so ist man vielleicht wohl »m somehr zu der Annahme befugt, daß Neapel, wo bekanntlich seit der letzten großen Choleraheimsuchung so Bedeutendes zur Gcsundlichung der Stadt, namentlich durch Zufuhr reine» TrinkwasserS, geschehen ist, diesmal den Seuchenciiifall er solgreiHcn Widerstand leisten und damit eventuell zugleich ganz Süditalicn sreibaltcn werde, zumal der vorgekommcne Einzclfall die eindringlichste Mahnung an Behörden wie Be völkcrung bildet, alle diejenigen sanitären Regeln zu bevb achten, deren Einhaltung in kritischen Zcitvrrbältnffsc» von doppelter und dreifacher Wichtigkeit wird. — Die Cholera Nachrichten auS Spanien beschränken sich auf Rcgistrirung vercinrclter Neu-Erkrankungcn, die der Annahme, daß der Krankheit ein verhältnißmaßig gelinder Charakter bewahrt bleiben werde, wenigstens nicht entgegenstchen. * Im englischen Unterbause erklärte UntcrstaatSsecretair Fergusson aus eine Anfrage, wie wir wiederhole», die Re aierung sei nicht der Ansicht, daß das seiner Zeit zwischen England und Frankreich getroffene Abkomme» über die Un abhangigkeit ZanzibarS durch eine mit voller Zustimmung des abhcingigkeit ZanzibarS durch eine mit voller Zustimmung Sultans erfolgende Uebernahme deS englischen ProtectorakS über Zanzibar irgendwie berührt werde. — Weiler erklärte Unlcrstaat-secrclair Fergusson, die Absicht Englands, das Pro tectorat über Zanzibar zu übernehmen, sei der sranzösischen Regierum» mitgetheilt worden. Dem französischen Minister
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