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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-29
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1890
- Autor
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Lrd«tti«u Lr»r-M»» IohmmeSgsfi« 8. -prrchft»uden der tlrdattisn: vormülag» 10-1, Uhr. N-ch«itt»Kl 8-, Uhr. »» - « her für »tr »tchftfrlv»», N»««rr »eftt««tr» Z«»er«te »» «,che»t»,e« »t» » Uhr Nach»ttt«>», a»S»««-««» Frftt«,e»früh bt»'/,» Uhr. 2« -ru Filiale« siir 2as.-A«nahmr: ctt» »ln»«'« e-rti«. (Alfred da»«). Untversitätrsiraß« 1 Lauts Lösche, Auch-rin erste. 14 pari, und KöuiaSpIatz 7» mir bt» '/»h Uhr. KiWM TlAtlilW Anzeiger. Organ für Politik. LocalMichte. Kandels-undGcschSftSMkeh^^ Mbonnemerrtspret- diertrljährlich 4^/, Mk. incl. Vrtngrrlohn 5 Mk., durch dt« Post bezöge, 6 Mk. Jede etozela» Nummer 20 Pf. Belegerernplar 10 W. Gebühren für Extrabeil aae» (tu Tageblatt-,formal g-wlil »hnr Poilbetörderung 60 Mt. «tt Poslbeförderuag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Pelitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarisch«». Zissernsas »ach höherm Tarif. tlerlameu »uter demNedactioutstrich dir saespalt. Zette 50 Pf-, vor den Familien na chrichtra di« 6g«spalteae keile 40 Ps. Inserat« sind stets an die Oxpeditian j» sende». — Rabatt wird nicht gegeben ! Zahlung praenumenwcko oder durch Post- Nachnahme. 180. Sonntag den 29. Juni 1890. 81. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der LegitimationSkartrn zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechscl den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Nechnnng bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpeMIon äes I-elprlxer l^edlattes. Amtliche Bekanntmachungen. Veffeutliche Sitzung -er Stadtverordneten Mittwoch, de« ». Juli 1800, Abend» «'/, Ahr, t« Emale der vormaligen Handel»börse a« -kaschmarkte. Tagesordnung: I Bericht de« Finanzau«schuffe» über: Gewährung dreier Preise für die Ausstellung der hiesigen Drechsler- Innung. II. Bericht de» GaS- und BauauSschusse« über: de» Bau und Betrieb eine- »ersetzbaren Ringbrunnen« in GaS- anstatt I. III. Bericht de- Ga»- und OekonomieauDschuffr« über: Neulegung eine» Gasrohre« und Hrrau-nabme eiue» solchen auf dem Löhr'S Platze zwischen Löhr- und Nordstraße. IV. Bericht drS OekouomieauSschusseS: über Asphaltirunx von Löhr'» Platz von der Lohr» bi» zur Nordstraße. V. Bericht de- Stiftung-- und BauauSschusse« über: Ber> arößerung der Warmwafferaulage im neuen Iohanni«- vo-pital«. VI Bericht de» bchnlauSschuffr« über: «. Begründung einer besonderen Directorstelle für die 10. Bürgerschule in Leipzig-BolkmarSdors; d. Gewährung einer ein maligen Gabe von je 150 ^tk an fünf Lehrer von Altleipzig, o. Aufbesserung de- Einkommens de« Aus Wärters an der Scbule zu Leipzig-Ncufchönefeld. VH. Bericht des BauauSschusseS über: a. Einführung der Wasserleitung in Strecken der König Johannstraße und der Auenstraße; k. Ausführung von AuSbcsserungS arbeiten an der Einfriedigung der städtischen Turn balle in der Turncrstraße. VIll. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: ». Berkauf einer Arealfläche von der Parcellc Nr. 280 des Flurbuchs für Reudnitz (Nostitzstraße und Straße tz); d. unentgeltliche Arealabtretung von dem Grundstück Fol. 247 de- Grundbuchs für Gohlis zum Areale der Georgenstraße. IX. Bericht de- Bau- »nd Finanzausschusses über: ». Kosten- verwilligung wegen der obligatorischen Aufstellung von Waffermessern; 1». Inkraftsetzung der ueueu Wasser werkSordnung. X. Bericht des Bau-, Oekonomie-, Finanz- und Ver fassungSauSschufleS über: Abänderung einiger Be stimmungen der allgemeinen BerkaufSbrdingungen beim Verkaufe städtische» BauarcalS. Ausschreibung. Die nachstehend bezrichneten Lieferungen «nd Arbeiten für den Erweiterungsbau der Leipziger Wasserwerke werdm zur Verdingung ausgeschrieben: 1) Lieferung von 800 Stück Hydranten. 2) Lieferung von S80 Schiebern von 100 bt» 1000 I»II> Durchmesser, im angcnäherlcn Ge wichte von 64 Tonnen. S) Die Legung «nd Dichtnng von Gussröbren, unter Umständen mit Ausführung der HauSauschlüffe. «. 5270 lfd. Meter Rohr von 650 bis 1000 uuu Durchmesser nebst zugehörigem Formguß im Ge- Wichte von ruud 2782 Tonnen, einschließlich Ein binden der zugehörigen Schieber und Hydranten. d. 40 800 lfd. Meter Rohr von 100 bis 550 mm Durchmesser nebst zugehörigem Formguß im Ge Wichte von rund 2055 Tonnen, einschließlich Ein binden der zugehörigen Schieber und Hydranten. e. SO 200 lfd. Meter Rohr von 100 b,S 600 mm Durchmesser nebst zugehörigem Formguß im Ge wichte von rund 1900 Tonnen, einschließlich Ein binden der zugehörigen Schieber und Hydranten. <) Der Ban eine» Hochbehälter» In AlnrhShe von 8000 «I»«» nutzbarem Inhalt. Die Bedingungen und Zeichnungen liegen auf der Ge schäftsstelle für den Erweiterungsbau der Leipziger Wasser werke, ThomaSkirchhvf 18, in Leipzig zur Ansicht der Be werber auf und können von dort durch den bauleitenden I«ae»i«kr, Herrn A. Lhirm, gegen Erlegung von 1H ic für die Angebote unter 2 und S und von S je für die Angebote unter 1 und 4 bezogen werden. Schluß der AngebotSannahme ist der 15. Juli d. 9-, vor mittag» 10 Uhr. Leipzig, den 23. Äuni 1890. Der Rath brr Stabt Lrivrt«. . I)r. Georgi. Lmdner. Bekanntmachung. Wegen Umänderung der Dafferleitung-cuUagen wird dir -kicolaiftrass« vom Brühl bi« zum Nicolaikirchhofe vom Dtr»«tag be« T. Juli b. I. auf die Dauer der A beiten für de» bnrchgrhrnbr» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 28. Juni 1800. ^ . Der Rath ber Stabt Leipzig. H Dr Georgi. Hrnnig. Bekanntmachung. Durch di« Bekanntmachung vom 24. Decrmber 188» unter I Nr. 3 ist da- Regulativ, den Düngerexport in Leipzig brtr., vom 8. Januar 1882 nebst Nachtragen von der Einführung in den am 1. Januar 1890 mit der Stadt Leipzig vereinigten vormaligen Land-Gemeinden BolkmarSdors, Neustadt, Ncu- Schönefeld, Sellerhausen, Neu-Reudnitz, Thonberg, GohliS und Eutritzsch ausgenommen worden. Nach Gehör der Stadtverordneten haben wir jedoch nun mehr beschlossen, da- gedachte Regulativ nebst den Nachträgen u demselben vom 29. August, 28. September und 7. Decrmber l884, 24. April 1886, 29. September 1887 und 8. August 1889 vom 1. Juli 1800 an auch für die gedachten neuen Stadttheile in Kraft zu setzen, rdoch mit der Maßgabe, 1) daß bezüglich der Stadtbezirke Leipzig-Sellerhausen, -Thonberg, -Gohlis und -Eutritzsch, in welchen noch ausgedehnter LandwirtbschastSbetneb stattfindet, die Abfuhr de- Stalldünger- auch am Tage nachgelassen, mithin bezüglich dieser Stadtbezirke von Anwendung der Bestimmungen in A- 12 de« Düngerexport-Ncgu- lativS abgesehen werden soll; 2) daß Absatz 4 de» tz. 7 de« Düngerexport-RegulativS in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. August 1889 von der Einführung in allen am 1. Januar 1890 einverleibten Vororten ausgeschlossen bleiben und mit hin da< Düngen der Felder mit Grubenüihalt in den bet ressenden Vororten ohne die in diesem Absatz 4 enthaltene Beschränkung bis auf Weitere« gestattet werden soll. Soweit nach Vorstehendem da« Düngcr-Export-Negulativ nebst Nachträgen in den riagangSgedachten Vororten zur Ein führung gelangt, geschieht diese mit der Maßgabe, daß die Räumung der Abortgrubea und die Abfuhr de« Inhalts der selben anSschlietzlich durch die Leipziger Dünarr-Export- Actien - Gesellschaft nach dem für dr» frühere» Stadtbezirk bestehenden Tarife und unter den dieser Gesellschaft bei Er- thcilung ihrer Concesston gestellten Bedingungen zu geschehen hat. Mit Rücksicht auf die im Jahre 1888 vom vormaligen Gemeinderath zu Nen-Reudnitz dem Abfubr-Jnstitut Ocko- nomie Henze auf 20 Jahre, vom I. Mai 1888 an gerechnet, ertheilte Erlaubniß, die ihm gegebenen Aufträge zu Gruben räumung im Bezirke der nurgrnanuten Gemeind« au-führen zu dürfe», wird jedoch für den Bezirk der ehemaligen Ge meinde Neu-Reudnitz d,» „Oekonomie Heine* zum Gewerbe betriebe auch ferner bi« auf Weitere« znaelaffen; eS ist aber die genannte Gesellschaft ebenso wie in Reudnitz »ach unserer Bekanntmachung vom 29. April d. I. in Bezug auf die Art der Ausübung ihre« Gewerbe« in gleicher Weise den bestehen den gesundheit-polizeilichen Vorschriften über Grubenräumung und Dünger-Export unterworfen, wie die Leipziger Diingcr- Export-Gcscllschast. Bezüglich der Tarifbestunmun.zen gilt für die „Oekonomie Henze* auch im Stadtbezirke Nen-Reudnitz bi« zum 1. Octobcr die durch unsere Bekanntmachung vom 29. September 188? nachgelassene Erhöhung. Da« Regulativ, den Dünger-Export betreffend, vom 8. Ja n»ar 1882 und die Bekanntmachungen vom 19. Februar 1883, 29. August, 28. September und 7. Decrmber 1884, 24. April 1886, 24. September 188? und 8. August 1889 liegen in nnsercin Tünger-Export-Bureau auf dem Stadthause, sowie in unserer Nuntiatur auf dem Natbbause zu Jedermann» Ansicht au«; auch können daselbst, soweit der Borrath reicht, Exemplare des Regulativs, sowie der Bekanntmachung vom 8. August 1889 gegen eine Gebühr von 10 -s in Empfang genommen werden. Dabei wird aber im Hinblick auf di« Bekanntmachung vom 29. August 1884 bemerkt, daß die neuen Stadttheile zur Zeit bestimmten Räumungsbezirken noch nicht zugetbeilt werden und daher auch die Grubenräumungen in denselben bi« auf Weitere» an bestimmte Wochentage nicht gebunden sind, die dortigen Hausbesitzer jedoch mit der Bestellung notb- wendiger Grubenentleerunarn sich ebenfalls so einznrichtcn haben, daß die Bestellung spätesten« 8 Tacze vor Eintritt der Ueberfüllung der Grube bei der Leipziger Dünger-Export- Actien-Gcjellschaft erfolgt. Leipzig, am 24. Juni 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4251. vr. Georgi. vr. Krippendorss tt. Bekanntmachung. .... Di, -NmgM- Verordnung vom SO. M-" d.^0. a f ^ ^ ^ ^ Verbin- Schi.,«, u». Zi-»->7,ck'7!7: x °««.»--- Arbeitgeber, welche, obwohl sie cm m der vnu § Gewebe betreiben, derselben zu oen Ä-ch»^.,°w,. s- >«» der Gewerbeordnung befreit: ,,, 1) Arbeitgeber, deren Betriebe zu den Fabriken zu 2t ^ttbeügebcr! welche Mitglieder einer anderen Innung ^ sind oder auf Eirund de« 8-, 100k zu den Kosten von gleichartigen Einrichtungen einer anderen Innung bei S) U.wrrbrl.M«'«, wkich- °.S,d7L?^ ihrer Arbeitsstätte oder durch sonstige Umstande die Benutzung icner Einrichtungen unverbLltnißmaßig Befreiung von der BeitragSttlstung zu den Kosten derselben "''^'ttrÄ'ge^chtetr Anträge sind unter Angabe der Begrün- düng derselben schriftlich oder mündlich be, der unt-rzc'ch. neten Aufsichtsbehörde im Stadthause, Obstmarkt 3, ll. Ober- geschcß. Zimmer N5, anzubrinacn. lieber Beschwerden bezüglich der Gewährung oder Ber- saauna dieser Befreiung entscheidet die höhere Verwaltungs behörde unter Ausschluß des Rechtsweg« rndgiltig. Leipzig, am 28. Juni 1890. ^ ^ . Der Rat- der Stadt L-tpztg. VI. 1648. vr- Georgi. Größe!. Auf Antrag der Erben sollen die zum Nachlasse de< Gutsbesitzers ssarl Hermann Wolf in Kleinzschocher gehSriaen Parcellcn Nr. 205 des Flurbuchs sür Klctnrichochrr sammt den Gebäuden Nr. 1 Bbth. L des BrandkataslcrS für Kleinzschocher a» der Plaa- wtyrr Straße Rr. LI mit einem Flächeninhalte von 52,0 Ar und Nr. L11^ desselben Flurbuch» cm dem Lchleußtger Wege mit einem Flächeninhalte von 8,7 Ar Sonnabend, »en 12. InN 18S», BarmUtagS in dem Gasthose ,«« Aetch-verweser in ületn- tschochrr unter den im Tennine bekannt zu machenden Bedingungen an den Meistbietenden versteigert werden. LrsiehungSIustige werden hierzu mit dem Bemerken eingeladen. daß rin Fünftel der Erstehungssumm« sofort im Termine und der Nest binnen drei Monaten zahlbar ist. Leipzig, den 27. Juni 1890. Käatgltches Amtsgericht. Adthcilung V. Sectio» 5. Landgraf. Hch-Aucllon ««f Naunhokrr StaatSforstrebter. ro««er»tag. den 17. Juli btesr» Aahre», von Pormillag« 10 Uhr an sollen folgend« in den Abiheilungeu 86, 45 und 50 ausberritetr Brennhölzer, al»: 40 rm eichene Brrnnschette, 574 - kieferne - 26 - eichen« Brennknüpprl und Zacke», 305 » kieferne » 75 - eichene» Brennreisig, 284 - kiefernes - 45z Wellenhundert kiefernes Brennreisig und 32 nn eichene» Stockholz meistbietend gegen sofortige Bezahtuna und unter den vor Beginn der Auction vekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Versammlung auf dem Holzschlage an dein AmmelShatner Wege io Abtheilung 8«, unweit der Ammrlthatuer Grruz«. Zahlstelle im RatbSkeller zu Naunhof. Au-kunft ertheilt die unterzetchuet« RevierverwalMng. »Snigl. Sorstrevtrroerwaltu«, Nan«hos und Kö»igl. F«rftre«tamt v«rze», am L3. Juni 1890 Leuthold. Geißler. Wohmmgs-Vermiethnng. Im I. Stockwerk de» Hintergebäudes de» der Stadt gemeinde Leipzig gebörigrn HanSgrundstiickS UnivcrsitätS- straßc Nr. 22 ist eine kleine Wohnung vom t. Juli d«. IS. ab gegen vierteljährliche Kündigung anderweit z» vcrmictbcn. Dcietbaesuche werden auf dem Rathhause, I. Stockwerk. Zimmer Nr. 8, entgegeiigenoiiimen. Leipzig, am 25. Juni 1890. I a. 4154. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krunibicgcl. Mquel's Änfgabe. Miguel selbst bat in seiner AhschiedSrcde an die Frank furter Stadtverordnetenversammlung die Aufgabe genannt, die er sich als preußischer Finanzmiiiistcr gestellt habe. Er sagte: „Ich bin entschlossen, den Versuch zu machen, eine ge rechtere, den heutigen Verhältnissen und verschobenen socialen Zuständen entsprechendere Bcrtbcilung der Staatslasten durch- zusührcn und das preußische Finanzwesen auf dieser Basis in Einklang mit den heutigen Verhältnissen zu bringen.* Wenige, aber um so inhaltschwerere Worte. Miguel will di« Staatslasten gerechter und den Verhältnissen ent sprechender vertheilen, als dies bi« jetzt geschehen ist. Welche Fliity von Wünschen und Hoffnungen wird dadurch ent fesselt? ES ist klar, daß auch da- beste und gerechteste Steuersystem niemals Zufriedenheit schaffen wird, weil Niemand gern Steuern zahlt und die bestehenden Steuern stet« zu hoch gefunden werden. Miguel weiß sehr gut, daß auch »dm nicht gelingen wird, was bisher »och Keinem ge lungen ist, aber davon scheint er doch überzeugt zu sei», daß Verbesserungen erreichbar sind. Bei einer so bunten Steuer- karte wie sie daS Deutsche Reich aufweist, ist eS gar schwer, die Grenze zu finden, welche der Leistungsfähigkeit der Steuer zabler entspricht, ohne Ueberbürtniig ans der einen, ohne über mäßige Schonung ans der anderen Seite. Es ist eine Eigen tbümlichkcit der dwectenSteuern, daß sic als die drückendsten er scheinen, obwohl sie eS oft keineswegs sind. Eine Einkommensteuer in. Betrage von einigen Hundert Mark wird weit wider williger entrichtet als die Steuer, welche in den Preisen der Lebensmittel zum Ausdruck kommt. Und doch liegt gerade in diesen Steuern die Ungleichheit, weil sie nur bestimmte Be völkerungSclassen treffen. Miguel nennt unsere socialen Hu stände verschoben und will gerade mit Rücksicht auf diese rine gerechtere Vcrthcilung der Staatslas,cn cintreten lassen. Man könnte meinen, daß wegen diese« Au-druckS nur die Steuern gemeint sind, welche der preußische Staat seinen Angehörigen auflcgt, aber kein deutscher Staat ist in dieser Beziehung vom Reiche losgelöst zu denken, die Reichs- und StaatSstcuern bilden ein Ganze«, und der Druck der einen wird so lebhaft empfunden, wie der der ander». Miqncl'S Thätigkcit wird deshalb ,m BnndeSrath ihren Schwerpunct haben, da ist der Orl, in welchem der AuSgangSpunct für die gerechte Ver theilung der StaatSlastcn liegt. Miguel hat eS vermieden, sich über Einzelheiten zu ver breiten, etwa seine Meinung über den Plan einer Reichs emkonimensteutr auSzusprechcn, anzudeutcn, ob er die indirekten Steuern vor den direkten bevorzugt, oder »nigckebrt, rr will lediglich eine gerechtere Vcrtbeilung der StaatSlasten zu er- reichen suchen. Wir wissen nicht, ob Miguel das Riesenwerk einer Steuerreform von Grund au« zn schassen unternommen bat, wir glauben eS aber nicht. Er wird sich daraus be- schranken, da« Bestehende zu verbessern, aber er wird e« nicht übernehmen, durch Einreiher, de« in zwanzig Jahren aufgerichteten SteueraebäudcS die Gefahr einer allgemeinen Verwirrung heraufzubeschwore». Unser Steuer- system beruht auf einer Dcreiniguna dcö indirekten mit dem S'-uersystein. und zwar sind eS die Sinzrlstaaten, vor,l,g«we„e a»,gebildet haben. Große Budgetposten werden am zweckmäßigsten durch indirekte i. ^ 1'chsr und unbedingt c.ngehcn ohne Rückstände, sie haften an der Sache und nicht an der Person So wäre e« durchaus ungegründet, zu glauben, daß der neue Zolltarif abgeschaffl oder die Getrridezölle beseitigt werden !onnten. DaS wird alle« so bleiben wie eS ist, die Tabak- teuer wird ebenso forterhoben werdeu wie die Zuckersteuer und die Branntweinsteuer. Zunächst wird Miguel seine Bemühungen und schöpfe rischen Gedanken auf die gerrchtere Vertheilung der preiißischen StaatSlastcn richten, und er wird schon aus diesem Gebiete ein weites Arbeitsfeld finden, waS die ganze Kraft eines tüch tigen ManncS i» Anspruch nimmt. Noch keinem seiner Vor gänger ist daS Werk geglückt, welches er unternommen bat, aber damals waren auch die Verhältnisse ganz anderer Art wie heute, den Vorgängern fehlte die freie Bahn sür die AuSfübrung ihrer Plane, sie waren von einem höheren Willen abhängig, der sie nöthigte, seinen Wege» zu folgen. Als Herr v. Scholz in« Amt trat, entwickelte er zwar rin Finanz- irogramm, aber dabei ist eS geblieben, bis zu wirklichen Reformen ist eS nicht gekommen, und als die Gelegenheit dazu geboten war, reichte die vorhandene Kraft nicht mehr aus, die Reform der dirccte» Steuern ist noch beute ein Sommer Wunsch, an dessen Erfüllung jetzt Miguel mit frischer Kraft hcrantretcn will. ES erübrigt noch, einige Worte über die verschobenen ocialen Zustande hinziizufügen. Diese Zustände sind aller dings ein Haupthindernis! sür eine gereckte und den Ver hältnissen entsprechende Vertheilung der Staatslasten, denn die große Menge der unzufriedenen Socialdemokraten, die sich >war von ihren Führern und Parteigenossen besteuern lassen, erheben ihre Stimme am lautesten, wenn die Besteuerung der nothwendigstrn Leben-mittel auf die politische TagcS ordnung gesetzt wird. Hier beginnt Miguel ein Stück Sisyphusarbeit, womit er nur unter der Bedingung zu Stande kommen kann, daß eine durchgreifende Reform der indirecten Steuern vorgenommen wird. Da« ist natürlich ein Werk, daS sich nicht im Handumdrehen au-sühren läßt. Dazu würde vor allen Dingen gehören, daß bereits eine zweckmäßige Deckung für den Ausfall gesunden ist, aber eS wäre nicht unmAlich, daß sich Miguel auch diese Ausgabe gestellt hätte. Miguel wird sein neue« Amt am 1. Juli übernehmen, und am 8. Juli wird bereit« der Reichstag ver tagt, er wird also keine Gelegenheit finden, dort noch sein Programm zu entwickeln, obwohl ja der nähere Ort für diesen mit großer Spannung erwarteten Act daS preußische Ab geordnetenhaus ist. Man weiß überhaupt noch nicht, wie sich da« zukünftige Verhalkniß de« preußischen Finanzministers zum BundeSratbe gestalten wird, da« wird Wohl erst durch längere Bcrhandlungen eingcleitet werden. Selbst verständlich ist, daß der preußische Finanzminister mit dem CtaatSsecretair de« RcichSschatzamt« Hand in Hand geben muß und daß auch das EinverstLudniß mit den übrigen Finanzministern der Einzclstaatcn durch mündlichen Gedanken austausch geregelt werden muß. Wir waren bisher gewöhnt, den preußischen Finanzniinister mehr als einen Beamten des Reichskanzlers anzuseben, daS ist jetzt ander« geworden, jetzt solle» auch die ankern Kräfte im Ministerium Gclcaciibcit zu selbstständiger Thätigkcit sinken. Gerate Miguel ist eine solche selbstständige Natur, welche de» Druck einer mächtigen Persönlichkeit über ihm nicht ertragen würde, seine Schaffens kraft würde dann erlalnnen, »nd er würde r« vorziehcn, ins Privatleben zurückzutretkn. Von nun a» werden wir eine selbstständige Finanzpolitik haben, die sowohl in Preußen als im Reiche planmäßig zur Erscheinung treten wird. * Leipzig, 29. Juni. * Da« deutsch-englische Abkommen ist jetzt epk- abgeschlosscn worden, soweit die Cabinetlc bcidcv' Staaten dabei in Frage kommen. Die Insel Mafia ist dem deutschen Gebiete zugcsprocken worden. E« erübrigt *- nun die Zustimmung de- englifbcn Parlament« und (wegen Helgoland«) die des deutschen Reichstag«. * Die „Nationalzeitung" schreibt: „Im Reichstag ist das Gerücht verbreitet, daß der Kriegsminister General von Berdy seine Entlassung nachgcsucht habe. Die Angabe entbehrt nicht der iiincren Wahrscheinlichkeit, nachdem die Militairvorlage durch die Art, wie der KriegSniinistcr sic vertrat, für einige Zeit in Gefahr gebracht und der Agitation gegen militairische Aufwendungen ganz unnöthigcr Weise ein ergiebiger Stoff geliefert worden." (Dir ver weisen des Weiteren auf den Artikel „Zur parlamentarischen Lage*. Tie Nedaction.) * Die „Berliner Politischen Nachrichten* bemerken zu den ostasrikanischen Verhältnissen: Für den Fall, daß die Hoheit« rechte über den ost- afrikanischen Küstenstrich, wie die» im deutsch-englischen Vertrage vorgesehen ist, aus da» Tkiitsche Reich übergehen sollien, ist bereit» die Frage aufgeworfen, ob da» Gebiet in eine Kron kolonie umgewandelt werden soll oder nicht. Nach Aeußernnge», die seiten» der Regierung-Vertreter im Reich«taae gechan sind und nach sonstigen zuverlässigen Mittheilungen ist die Stimmung für die Tchöpsuiig von Kroncoionic» keineswegs günstig. Zweifelsohne liegt der schwerwiegende Theil der den Deutschen in Lstasrika ver- bliebenen Ausgaben auf wirthschosllichem Gebiete, und da wird nian doch ohne Widerspruch sagen können, daß hierfür da« Reich nicht die geeigneten Kräfte besitzt, daß vielmehr die Erfüllung dieser Auf gabe» in den kaufmännischen Händen ruhen muß. ES sind denn auch bereit» zwischen den betheiligte» Ressorts und den etnslußrcichsten Mitgliedern der Deutsch, oft afrikanischen Gesellschaft Berathungen erSssnet worden, deren wescnlltcher Zweck dahin geht, daß die Gesellschaft sich bereit erklärt, die ganze Küste zu übeniehmen, daselbst im größten Maßstabe Handel»-, Eisen- bahn- und Plantagen.Unlcrnebmlttigen zu betreiben, die eigentliche Verwaltung aber nach dein Verbilde der Neu-G»Inea-Compognie dem Reiche zu überlassen und demselben dafür, wie für die Gewäbrung de« entsprechenden Schutze», einen erheblichen Beitrag zu leisten. * Eine Anzahl Blätter brachte vor einigen Tagen eine gleichlautende Berliner Meldung, wonach der Fürst Bis marck von Berlin aus in einer politischen Angelegenheit um seinen Rath befragt worden sein sollte. Da diese Meldung zu allerlei Eombinationen bereit- Anlaß gegeben hat, be merken die „Berliner Politischen Nachrichten*, daß dieselbe falsch ist. Wer die in Betracht kommenden Persönlichkeiten kenne, von welchen allein eine solche Befragung hätte auS- gehen müssen, der werde sich auch ohne lange Ueberlegung sagen, daß diese Nachricht völlig an« der Luft gegriffen sei und jeder thatsächlichcn Unterlage entbehre. * Die Nachricht, daß ein Wechsel in der Besetzung de« StaatSsecrctariatS de« ReickSsibatzanitS bevorstebc, wird den „Berliner Politischen Nachrichten" von bestinsor- mirter Seite als jeder Begründung entbehrend bezeichnet.
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