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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-01
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1890
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S^chktNt tckgttch «'/. Uhr. »»> Lipkttti,» SolMnnSgaff, ». Hprechiksdn» her Nrt«rti«>: ««»ttt^s 10-12 lltze. «och»W^« 5—« Uhr. ^ ^8>^A2ü»^8r »«Äö3^ ^ >«»«H»« «er ftkr tzt« n1chftf«l,rn«s N««»er 5eM»«1en Jnlrrste «» Sechnit«,e« «l« r Uhr Nachmttteg», an Eeun- »n» Krstt«,e« früh ht»'/,» Uhr. In den Filialen für Ins.-Ilnnahmr: vtt» Ale»»'« E«r1t«. («lfre« Hatz«), UnlverfitüOstrab« 1, Leut« Lösch», Kathariuenstr. 11 Port, «ad KSni-Spletz?, mir dt« '/,« Uhr. rWMr.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AbormemeratspretO vierteljährlich 4t», Mk. lucl. VAnaerloh« S VN-, dnrch dt» Post hezogenS»«. Jede einzeln« Anumrer 90 Hf. Beleg rremplar 10 Pf. Gebühre» für Eltrebetleae» sin Lageblatt-Fermat aesalzll «hn» Pvilk-e-örderung »0 Ml. «tt PostdesSrd««,, M Mt. Inserate eaespaltrne Petitzeile NO Pf. GrShe« Schnftr» lent nns. Pretsverzeichniß. Tabellarischer n. gtffernsatznech HSHrrni Torts. Leklmne« nntrr de»N»d«ctto»«krtch di« Saespalt. ZetleSOPf^verdenFamtltennach richte» Ne Sgespaftrn» Zette 4V Pf. Inserate sind stet« o» di« Grpevitteu zn sende». — Rabatt wird nicht gegeben.! Zahtung xr»«mv«roa>io oder durch Post- aechaahm«. 182. Dienstag dm t. Juli 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Bei der am heutige» Tage erfolgten planmäßige» Mn«» lonsung Leipziger Stadtschuldscheia« sind gezogen worden »o» her Aulethe de« Jahre« 18VS (Theater A uleihe) je so« Mar? Nr. 237 325 370 697 72« 759 836 1102 1121 1213 1371 1422 1477 1564 1562 1682 1953 1958 2667 2133 2166 2211 2312 2397 2438 2497 2662 2721 2825 2886 3601 3137 3248 3298 3344 3376 3499 3506 3627 3645 3762 3819, von der Anleihe de« Jahre« 1878 je 8000 Mark, I-It. X, Nr. 175, 329, je 100« Mark, I-K. L, Nr. 243 245 361 «88 1469 1S77 1684 I960 1998, je SO« Mark. I-lb. 0, Nr. 92 239 28« 164« 1088 1239 1522 1621 2132 2681 2729 2891 2934 3051 3224 3288 8588 3719 4087 4144 4188 4964 5454 5587 5613 5944 6181 6233 6406 6482 6676 6957 7253 7410, je 1l»« Mark, Ott. v, Nr. 266 576 719 1311 1350 1736 1920 1990 2299 2385 2878 3567 4104 4361 4634 4642 4951 5823 7742 7796 8036 8469 8518 8613 8619 8761 8768 9150 9383 9432 9446 9907, voa der Aulethe de« Jahre« 1888 je S000 Mark, I-It. X, Nr. 335 339, je 100« Mark, I-it. L, Nr. 124 752 1084 1530 1652 1344 2045 2697 2828 2905 3242 3819 3869 4559 4660 4906, je SO« Mark, IXt. 0, Nr. 110 875 1022 1252 1919 2100 2719 2743 3307 3962 417« 4499 4879 5921 5936 6174 6219 6592 6648 6791 7691 791« 7931 8075 8163 8181 8553 8932 9084 9480, je IO« Mark, l-lt. v, Nr. 332 984 1934 2116 2625 2682 3069 3820 3974 4223 4357 4883 5067 5154 5462 5535 605? 6110 6850 6967 703» 8264 9217 9611 9826 10103 10373 10682 I1I09 11314 11805 11834 11908 12002 12224 12388 12466 12484 12588 12657 13242 13257 13411 13483 13709 14554 14808 14815 14847. Der Nominalbetrag dieser Schuldscheine gelangt gegeu Rückgabe derselbe» orbst de» dazu gehörenden Zm-leisten und Zinsscheineo vo« SI December INO« ab, mit welchem Tage die Verzinsung der Capitale aufhört, bei unserer Stad krasse zur Auszahlung. HiernLchsi werden die Inhaber der bereit« früher auSgelooste» Schuldscheine der Aulethe de- Jahre« 1888 zu »00 Mark Nr. 9359, der Anleihe de« Jahre« 1888 je »00 Mark Nr. 16845 18877, der Anleihe de« Jahre« 1888 (Theater-Anleihe) je »0« Mark Nr. 190 461 599 632 1724 1841 2407 2811, je IS« Mark Nr. 4115V 4128 V, der Anleihe de« Jahre« 1878 zu 1000 Mark, Vit. L, Nr. 1543, je SO« Mark, Vit 6, Nr. 179t 1868 »861 3293 4302 485l 5305 5462 6148 6502 7242 7963, je IO« Mark, Vit. v, Nr. 186 444 1401 1662 1824 1874 2831 3049 8662 3991 4190 4436 4685 4715 4755 5192 5293 5111 5511 5552 5710 6013 6133 6200 6360 8852 9411 9583 Wiederholt aufgesordert, den Betrag dieser feit ihrem SlürktablungStermine von der Verzinsung auS- geschiofsenen Schuldscheine zu erheben. Der noch nicht getilgte «nd nicht eonverttrte Betrag der 4°/» Leipziger Stadtanleihe« vo» den Jahren I8Z8, I8S0 und 18UL ist «ach den De- kanntmachnngen vom II. Juni «ad I». Oktober 1887 für »I. Deeember 1887 gekündigt «nd wiederholen wir unsere Aufforderung zur Ab hebung der betreffenden Tapttalbeträge, da eine weitere Verzinsung derselben über den »I. De eember 1887 hinan« nicht stattfindet. Gleichzeitig »erden die Inhaber von den jenigen Leipziger Stadtschuldschetne« der Jahre I8S0, I8S8 und 1804, welche seiner Zeit zum Umtausch tu »V,o/o Leipziger Stadtauleihe de« Jahre« 1887 Ser. I. angemeldet und mit bez. Stempel versehen wurden, ausaesordert, diesen Umtausch baldigst bet unserer Stadtcaffe z« be wirken. Leipzig, den 80. Mai l890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. C Schulze. Lekannlmachnng. Wir haben beschlossen, an der zur Verbreiterung be stimmten Linbenauer Chaussee entlang in der Näbe deS Kubtburme- die Ablagerung von Erde rc. bis auf Weitere- zu gestatte». Die Ablagerung geschieht ohne Bergiltung und erstreckt sich nur auf tie Bnsubr von gewachsenem Boden, Bauschutt tan- Stein. Sand, Kalkmörtel und Erde bestehend), Sand, KieS und Steinknack. Ausgeschlossen sind: Kehricht, Scherben, Blcchstücke, Stroh ober Strobgeslecht, GypSstückr, Holz, Papier, Asche, Schlamm, Kohlenstaub, Ru», Glas und ahn- lieber Abraum. Wir bringen die- zur Kenntniß der Interessenten mit dem Bemerken, daß bei der Ansubre den Weisungen deS dort an- gestellten Wärter- unbedingt nachzukommen ist, insbesondere die für die Hochfluth bestimmten Durchlässe offen gehalten werden müssen. Leipzig, den 26. Juni 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. V». 3574. vr. Seor, i. Lmdner. Ausschreibung. Di« nachstehend bezrichneten Lieferungen »nd Arbeiten für den Erweiterungsbau der Leipziger Wasserwerke werdeu zur Verdingung ausgeschrieben: 1) Lieferung voa 800 Stück Hydranten. 2) Lieferung von »80 Schiebern vo» 100 bl« 1000 m»» Durchmesser, im angenäherteu Ge wichte von 64 Tonnen. 3) Die Legung und Dichtung von Guffröbren, unter Umständen mit Ausführung der HauSanschlnss«. ». 5270 lfd. Meter Rohr von 650 bis 1000 mm Durchmesser nebst zugehörigem Formguß im Ge wichte von rund 2782 Tonnen, einschließlich Ein binden der zimcbörigcn Schieber und Hvdrauten. d. 40 300 lfd. Meter Rohr von lOO bis 550 mm Durchmesser nebst zugcdörigrm Formguß im Ge wichte von rund 2055 Tonnen, einschließlich Ein binden der zugehörigen Schieber und Hydranten. e. 30 200 lfd. Meter Rohr von 100 bis 600 mm Durchmesser nebst zugehörigem Formguß im Ge wichte von rund 1909 Tonnen, einschließlich Ein binden der zugehörigen Schieber und Hydranten. 4) Der Bau eine« Hochbehälters in Flurhöhe von 8000 vk»>» nutzbare,» Inhalt. Dir Bedingungen und Zeichnungen liegen auf der Ge schäftsstelle für den Erweiterungsbau der veipriger Wasser- Ansicht der Be den baulritenden . . . dir Angebot« unter 1 und 4 l oaen werden. Schluß der AngebotSannähme ist der 15. Juli d. I, Vor mittag- 10 Uhr. Leipzig, den 23. Juni >890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lindnrr. werke, ThomaSkirchhof 18, in Leipzig zur Werber auf und können von dort durch Ingenieur, Herrn A. Thiem, gegen Erlegung von l,5 .-t je für die Angebot« unter * and 3 und von 3 je für di< Bekanntmachung. Hiermit bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß die beiden au die städtisch« Wasserleitung angeschloffrnen öffent lichen Wafferstander, und zwar: 1) in der Eilenburger Straße gegenüber der Einmündung der IohanniSallee und 2) auf dem durch die Haupt- und die Stötteritzer Straße im Stadttheile Thonberg gebildeten Dreiecke fertig gestellt und dem öftrkehrr übergeben worden sind. Leipzig, den 27. Juni 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4580. Vr. Georgi. Diebstahls - Lekanutmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) «1 Piantclsack mit 2 Schirmen, einem Schlummerkissen, einem i -ar Schuhe und einem handtaichchen mit Handarbeit, am 81. ». M.: 2) n.igesähr k»vv Stück 3im«eea-Schwäm«e tm Einzelgewicht von 10—30 k, am 23. d. M.; 3) ein Lommerüberzieher von grünlichgrauem, mrltrtem Stoff, mit schwarz-rotb-gelbgeslreiflem Arrmelsutter, drfectem Stoffhenkel, sowie ein Paar brauner Glacehandschuhe, vom 22. bis 23 d. M.; 4) ein Fraurnklrtd — Rock und Taille — blauwcth schmal gestreift, mit blauem Sammeletnsatz, ein blauer, weis,geblümter und weißgestreister litattunrack mit brauner Schleife und Spipenbefatz, ein enganliegendes Tamenjackkt von braunem gefvrisfelten wollene» Stoff mit gleichfarbigem Plüfchstehkragen, ein schwarzwovencr gehäkelter Tameukrage», mit schwarzsetdeuem Band durchzogen (inwendig der Name „Mtlhsch" eiugestickt), eine Schürze au? fchirarzseidriiem Band gefertigt, mik fchwarzsetdeuer Spitze versehen, vom 21. bi» 24. d. M.; 5) ein fast neuer Eommerüberzieher voa blau^rauem, geriestem Stofs, mil grauen Honiknöpsen, blau- und grangestreiftem AtlaSfuitcr uud Stoffhenkel mit der Firma „A. Walther, L.-Neutnitz'', ein blaulcineneS Taschkiitiich mit roth» und wetbgestreisler Kante, „X. H." ge»., am 2ä. d. M.; 6) ein hellgraue» Iackkt, graugefüttert, mit Kteinnußknüpfen und einem Kragen mit der eingcnahten Firma „IuItuS Boigl", rin braune» Iackct mit schwarzem Futter und braunen Sleinnnb- knöpfeu »nd eine blaue Hose mil Messingknüpfen, Anfang d. M.; 7) eine goldene Taincil-Vtzltndrruhr, reich aravirt, mit Fabrik- nummer 1280 und dem Zeichen: „k. 14" „84ük, sowie anhängender Nickelkrttr mit 2 Silbermünzen, eine davon mit dem Drei-Kaiser- Blldniß, ein« mit der Gravirmig „X. L ", am 16. d. M.; 8) eine Rtckrl-sshliiigrruhr mit Secuude, rSmischen Ziffern und Stahlzeigern, platter Rückseite uud der Fabriknummer 23661, am 28. d. M.; S) ein fast neue» Lchostlcder, mit blauwrißgestrrlfter Leinwand gefüttert, vom 24. b>» 27. d. M.; Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der geslohleneu Gegenstand« oder den Thäier sipd ungesäumt bet unserer Lttmtnal- Ablbeilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 30. Juni 1890. Tas Polizei-Amt «er Stadt Letpzi,. Bretschaeider. M. Mquel's Programm. Noch bevor Miguel sein neue- Amt als Finanzminister anaetreten hat, war er wiederholt bemüht, Klarheit über s-iiie Absichten zu verbreiten. Der Frankfurter Stadtverorbnclen- versammluna gegenüber faßte er sich kurz und sagte, sein Programm bestehe in einer gerechteren und den Verhältnissen entsprechenderen Vertheilung der StaalSlastcn. Bei dem AbschiedScommerS vom 28. Juni bat er sich aber bewogen gefunden, ausführlichere Ausschlüsse über daS Ziel seiner Thätiakcit zu geben. Es scheint, daß er sich dadurch zugleich den Boden für eine erfolgreiche Arbeit bereiten will, daß er dieke Andeutungen al-Saat auöstrcut, die später gute Früchte bringen soll. Miqucl begann mit der Bemerkung, daß er im Begriff stehe, sich auf einen Boden der Gegensätze, vielleicht des Kampfes, z» stellen, dennoch sei er entschlossen, baS Werk herzhaft ainugrrisen im Vertrauen auf den Kaiser, der taS Panier deS socialen Ausgleich» erhoben habe. E« ist eigentlich Voraussetzung jeder ministeriellen Tbätig keit, daß sie über den Parteien steht, und doch, wie schwer wird rS den meisten Ministern, über ihre Partei-Anschauungen binwegzukommen und lrdialich da- Ganze in- Auge >u fassen Den größeren Thril der Schuld daran tragen die Pancien, die den Minister entweder al» einen der Ihrigen betrachten oder ihn vom Partcistandpuuct au» in der schärfsten Weise bekämpfen. Für Miguel war Frankfurt in der That ein« werlhvolle Vorschule, denn dort herrscht rin sehr ausgeprägte« Partei- wrsen. Es stehen sich dort Volkspartei, Socialdemokraten und Nationalliberalt gegenüber, in der Stadtverordneten versammlung aber bat die Volk-Partei die Mehrzadl, und dennoch lenkte der Führer derselben, Sonnemann, die Auf merksamkeit seiner Mitbürger aus Miquel als den passendsten Candidaten für den erledigten Lberbürgermeisterposten. Miquel hat den von der Frankfurter Bürgerschaft auf ihn gesetzten Erwartungen entsprochen, er hat stet« über den Parteien gestanden und dadurch eine Harmonie bergeslellt, welche sich für die gedeihliche Enlwickelung Frankfurts außer ordentlich vortbeilhast erwiesen hat. Miqucl saßt sein neues Amt in dem Sinne auf, daß er der Mitwirkung Aller bedarf, um eS erfolgreich zu verwalten, er will versöhnen, nicht trennen, versammeln statt zu ver bittern. Für Miquel reicht nicht einmal die Ucberciustim- muug von Regierung und Volksvertretung aus, um die großen Dinge, welche er anllrcbt, auSzusühren, er müsse ans die Zu stimmung und daS Einverständnis! deS ganzen Volkes rechnen können. Miquel folgt dem Panier deS socialen Ausgleichs, welches der Kaiser erhoben hat, und betrachtet es als den größten Sieg, den er davon tragen kann, wenn ibm eine ge rechtere unv gleichmäßigere Vertheilung der Etaatslaffen gelingt, als sie biSbcr durch die Gesetzgebung ermöglicht wurde. Er ist sich bereit- darüber klar, daß der Schwerpunct deS Handels durch die nothwendige Entwickelung der Dinge mebr und mehr nach Berlin verlegt werden wird. und weil man dem nicht entgehen könne, so Ibue nian gut, neue Erwerbs quelle» auszusilchen, den Waarenhandcl mehr zu entwickeln, die Industrie nicht zurückznwciscn, den Hantwcrkerslano, den Mittelstand »u heben, seine höhere Ausbildung zum ->snnst- gewerbe zu fördern. Miquel bat erkannt, daß ein Haupt- aebrcchen unserer Zeit die Ansammlung deS EaxitalS in den Händen weniger ist, und daß deshalb der Eapitalmarkt das vorhandene Volksvermögen znm Schaden deS Ganzen im Uebermaße an sich zieht. Dem will Miqucl durch einen neuen Aufschwung de» Waarenhandcl» und der Industrie entgegen- wirken und den Handwerkerstand zur Vervollkommnung seiner Leistungen anreacn. E» sind dies einige Andeutungen, wie sich Miquel da» Wirken der auSgleichenden Gerechtigkeit -stellt. Aber streng genommen, gehören diese Dinge nicht in seinen GeschäflökrciS, da» sind Ausgaben, die wesentlich dein Handel-minister zufallen, und deshalb wird zunächst eine Verständigung mit diesem über die Grenzen der beiderseitigen Tbäligkcil rintrrten müssen. Wir können unS zunächst noch keine Vorstellung von dem Programm Miqnel'S machen, weil e« unS nach den vorliegen de« Andeutungen für em Finaazprogramm ru umsassend erscheint und weil wir glauben, daß ei großen Entgegen kommens von allen Seiten bedürfen wird, um Miqucl auch nur die unerläßliche Grundlage seiner Thätigkeit zu gewähren. Je ausführlicher sich der neue Finanzniinister über die Ziele seiner Arbeit vernehmen läßt, desto größer erscheinen die Schwierigkeiten, die ihm im Wege sieben. Es kann sich ja in den ersten Stadien der Amtsführung Miqnel'S nur um die Aufstellung einiger leitender GcsichiSpiincie bandeln, aber die gerechtere Vertheilung der Staaislasien ist ein so schwer desimrbarer Begriff, daß man ohne die Kenntniß der Einzel- heilen stets vor ihm al- vor einem Rätbscl sieben wird. Es scheint, daß den vom Schicksal minder Begünstigten bis zu einem gewissen Einkommen überhaupt Freiheit von direkten Steuern gewährt werden soll, aber die Bcstcucriing scheint nicht die einzige oder auch nur die Hanpisorge Miquct'S zu sein, sondern er scheint große Kreis« von Stcuerzablcrn erst zahlungsfähig machen zu wollen. DaS ist srcüich eine so verwickelte Ausgabe, dag wir sehr begierig sind, zu er fahren, wie Miqucl sich ihre Lösung denkt. Er scheint die sociale Frage von einer bisher noch nicht beachteten Seile ansafsen zu wollen, indem er dem unaufhörlichen Streben nach Lohnerhöhung und Herabsetzung der Arbeitszeit durch eine gerechtere Besteuerung ein Zzel setzen will. Dazu wird er wobl noch besondere Mittel in Bereitschaft haben, über die er sich noch nickt ausgesprochen hat, denn ohne solche würde cS ein aussichtsloses Beginnen sein. Die Art und Weise, in welcher Miquel seine Ausgabe erfaßt, bat etwas ImponircndcS, nur ei» gigantischer Geist kann sich an solche Arbeit heranwagen und zugleich ein solcher, welcher der mäch tigsten Unterstützung sicher ist. Diese Sicherheit ist vorhanden aber sic reicht nickt aus für alle Fälle. Der mächtigste Hebel im Leben ist der Erfolg, wer sich auf diesen berufen kann, hat nur halbe Arbeit, e« strömt ihm alles von selbst zu. Sobald dem neuen Finanzniinister der erste Anfang seines Werkes geglückt ist, kann er ruhig »nd ohne Schwanken fvrt- arbcitcn, aber dieser Anfang ist schwer, um so schwerer als wir an derartige Leistungen eines FinanzminislerS bisher nicht gewöhnt waren. * Leipzig, 1. Juli. * Am Sonnabend fand unter Vorsitz des Reichskanzlers Ministerpräsidenten von Caprivi, eine Sitzung deö preußischen StaatSministeriumS statt. Auch trat der BundeSrath zu einer Plenarsitzung zusammen. Vorbcr tagten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für Iustizwcscn und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwcsen und für Rechnung- Wesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuer wesen und für Handel und Verkehr. * Der StaatSsecretair deS Auswärtigen AmlS, Wirklicher Geheimer Rath Freiherr Marscharll von Bieberstein bat Berlin verlassen, »m sich dem Gefolge deS Kaisers aus dessen bevorstehender Reise nach Norwegen anzuscklicßen Während seiner Abwesenheit ist mit seiner Vertretung der stellvertretende Unter-SlaatSsecrelair, Wirklicher Geheimer LegationSrath von Holstein beauftragt. * Die Abtretung der Insel Mafia, der drittgrößten der zum Sultanat Zanzibar gehörenden Inseln, scheint das Aenßerste zu sein, was unsere Diplomatie von England bat erreichen können. Al- ba- Abkommen mit England in seinen Grundzügcn bekannt geworden war und sich sogleich bcrauö- gestcllt hatte, daß eine Vergleichung de- deutschen Textes mit dem enalisckcn manche streitige Puncke auswie», ballen sicp die in östasrika interrssirtca Gesellschaften die größte Mübe gegeben, dabiu zu wirken, daß wenigsten» Pemba oder Mafia an Deutschland arbgelreten würde. Der englische Bevoll mächtigte verweigerte hartnäckig, darauf rinzugcuen, da die beiden Inseln ebenso wie Zanzibar für die Enllur der Ge- i würznelken von großem Wcrthe sind. Pemba ist die reichere von den beiden, welche recht ungesund find, da sie viele Sümpfe und niedrige Stellen, wahre Brutstätten von MiaSmen aufwrisen. Außerdem oesitzen ste keine Häfen, keine Städte oder irgendwie bedeutende Niederlassungen unv sind wegen der Korallenriffe schwer anzufahrrn. Aber die Pflanzen welt entfaltet hier eine womöglich noch große Ueppigkeit als auf Zanzibar selbst, welches, wie die Pflanzer zu ihrem Schaden erfahren haben, für den Anbau voa Tabak und Kaffee nur wenig guten Boden bat. Mafia war stets ein besonder- beliebter Stapelplatz für die Sklavenhändler, und die englischen Blanbücker wissen oft genug von gefährlichen Expeditionen der Marinesoldaten auf diese Inseln zu erzählen. DaS Proleclorat über Mafia wird unS auch in dieser Hinsicht noch manche Erfahrungen machen lassen. Man kann wohl agen, daß seine Lage zur Küste und ihren Häfen viel un günstiger ist als die von Zanzibar und Pemba, da eS dem großen, schwer zu passirendcn Delta deS Nufidschi vorgelagert ist. ES scheint, als ob erst durch eine besondere Verwendung deS Majors v. Wissman» die Verdandlungcn darüber einen günstigen Verlaus genommen hätten. — Wenn in den Zeitungen davon die Rete ist, daß v. Wissmann nicht mehr nach Ostafrika rurückkchren werde, so ist dies vorläufig nur eine haltlose Bermulhung. Die Aufgaben, welche unserer in Ostasrika harren, sind heule noch gar nickt zu übersehen, und cS gilt als sicher, daß, wenn die staatsrecht liche Krisis überwunden, v. Wissmann wieder nach Ostasrika urllckkchren wird. * Von verschiedenen Seiten wird schon jetzt darauf auf merksam gemacht, daß der Gcneral-Fcldmarschall Gras von Mottle Sonntag, den 26. Oclober d. I., seinen neunzigsten Geburtstag feiert. Gegenwärtig siebt über die Art und Weise, wie der große Stratege diesen Tag zu begehe» gedenkt, noch gar nichts fest. Man glaubt anb^nicn ,ii dürfen, daß er iyn auf seinem TuSculum, dem im Kb<ise Schweidnitz delcgencn Gute Errisau, verleben wird. * Die diesjährige große GeneralstabSreise hat der Zeit vom l2. bis 26. v. M. in Schlesien stattgcfuudcn. Sic wurde geleitet von dem Ehef des Generalslabcs der Arinee, General der Eavalleric Grafen von Waldcrsec. Wahrend der ersten beiden Tage der Reise hielten sich die Tbeilnebmcr in Glatz aus, von da begaben sie sich mittelst SondcrznzeS nach LandcSbut, sodann zu Pferde über Ltriegau und Rcichcnbach nach Frankenstcin und von dort zurück über Ncichenbach nach Schweidnitz. Hier endete die Reise am 26. v. M. Abend-, An der Reise nahmen Thcil: der Evm- mandcur der 2. Gardc-Insanterie-Division Gencrallieutcnant von Kaitcnborn-Stachau, die Ober-Ouartiermeistcr Gcneral- lieulcnant Gras von Schliessen und Generallicutcnanl von Ziegler, sieben Abthciliingschefs und 24 Stab-oisiciere und q>,»plleute de» großen GcncralstabrS, darunter drei bavcrischc, drei sächsische und drei würltcmbcrgische GcncralstabSofficicrc. IN' !N. er * Ter in Frankfurt a. M. stattgefundenr Fest- commerS zu Ehre» Miquel» war großartig besucht. Die Spitzen der Staatsbehörden waren natürlich anwesend. In seiner Rede sagte Miquel: Er danke für die freundliche Ausnahme, die ibm Leute Abend geboten worden. Er habe nicht» getlian, a'.S in Uebereinstimmung mit den städtischen Eoueaien für die Bedürfnisse der Stadtrerwaliung gesorgt. Aber soviel Frenndschost und Wohlwollen könnte ihm. wenn er nicht gewohnt Ware, sich selbst zn kririsircn, gesäbrlich werden, während er im Begriffe stehe, aus den Boden de) KampseS, vielleicht der Gegensätze, sich zu stell,». Ich bin berufen zn einem schwierigen Unternehmen, z» einer großen schwierigen Arbeit, die n.chl so leicht und ohne. Widerspruch von Statte,> gehen wird, wie in der städtischen Verwaltung hier, wo wir das Glück hatten, in so großer dauernder Uebereinsninmung zu handeln. Dennoch ober bi» ich entschlossen, das Werk herzhaft anzugreisen. Ich vertraue a»s die Leitung und otnrsle Führung unseres erhabenen Kaisers, der daS Panier socialen Ausgleichs erhoben hat und es allem Volke voranträgt. Er hoffe ans die Gerechtigkeit der Sache und sei überzeugt, daß. wer in Deutschland ein« gerechte Sache ver- trete, schließlich auch allen Parieigegenlätzen zum Trotz die Zustim mung der verständigen Männer aller Parteien finden werde. Nicht alS Parteimann, als Vertreter einer herrschende» Parte! i» cinein constituiionelle» Staat, in einem parlamentarljchen Regiment, welches wir ja in Deutschland nicht besitzen, könne er diese Ausgabe lösen; dazu seien alte Parteien bcrusen, die besonnenen uud verständige» Männer aller verschiedenen Richtungen im SlaatSIebe». Ten» eS handelt sich darum, die Staalsiaslen gerechter zn vertheiic», gleich mäßiger, als bisher die Gesetzgebung cS gcthan Hai. ES bändelt sich darum, diejenigen Verschiebungen in den socialen Verhält« nisse» der verschiedenen Elasten mit Gerechtigkeit und Billig- keit zu berücksichtigen, weiche wir in den letzten zehn Jahren erlebt haben, und mit denselben, wie sie sich in der Gegenwart gestaltet haben, unsere Gesetzgebung in Einklang zu bringen. Wenn man an diesen Gerechtigkeitssinn aller Ciassc» in Teutschland vor Allein appeliirt, so wird man immer einen rechte» Widerhall finden. Im Ucbrige» muß man dein Slaaie, dein öffentlichen Wese» dienen bis zum Grab. Ein altes Sprich wort sagt: „Greif gutes Werk nur Herzbast an, und sollt' es nicht gelingen, so bist Du doch nicht schlechter dran". Erlassen Sie mir, heute noch einmal meine schmerztichen Gesühle bei der Trennung vo» Frankfurt und seiner lieben Bürgerschaft auSzusprechen. Ich möchte Ihnen heute an diesem frohe», gemüthiiche» Abend nicht» Trauriges Vorreden und mir selbst das Herz nicht schwerer machen. Ein Oberbürgermeister ist noch schlimmer daran als ein Anderer. Ich werde plötzlich hcrauSgerisse» aus der vollen Thätigkeit der Gemeindeverwaltung, so Vieles in Vorbereitung, so Vieles hinter uns, so Vieles noch vor uns, meinen Kops noch voll Plänen und Ideen, die ich für die Zukunft hier inS Werk zu setzen gedachte. Vielleicht wären sic Ihne» »u viel geworden. Jetzt »ruß ich mich weit schwierigeren Ausgaben zuwenden und meinen Kops gewissermaßen umdrchcn. Ich kann nicht mehr täglich sehen, was in Frankfurt geschaffen wird, kann nicht mehr die Tinge sorischrcile» sehen, nicht mehr Neues eiiileilen. Mir bleibt nur übrig, daß ich mich damft tröste, daß ich alle Jahre zurückkomme »nd sehe, wie die Stadt sich herrlich weiter entwickelt hat. Alle» Mitgliedern der Sladtvervrdiikteii-Versainiiiiung, der Stadtverwaltung »nd der Bürgerschaft habe ich zu danken: ich habe auch dem Schicksal zu danke», welches mich nach Frankfurt geführt hat. Was habe ich hier selbst Alles gelernt! Wie weit ist mein Blick geworden! Es ist gewi ffcr»,aßen dies eine groß« Borschuie gewesen: die Gemeinde- vcrwaliuiig, und ich gedenke mein ElaatsamI nach denselben Grund sätze» zu verwalten, wie ich Franksurt zu verwalten bestrebt war. Verlohnen will ich, nicht trennen, versammeln statt zu verbittern Alle Männer, die in patriotischem Sinne - Mitwirken wolle», sollen mir persönlich willkommen sein. Niemand ist mehr durchdrungen als ich, daß nicht die Regierungen allein, auch nicht die Volks vertretung allein, auch nicht die Gemeinsamkeit mit der Regierung große Tinge durchZusuhren im Stande ist, wenn nicht gerechnet werden kann aus die Zustimmung und da» EinverstLndniß des gesamintea Volkes. Tieft» werde ich suchen. Aber auch in anderer Beziehung habe ich in Frankfurt so Vieles gelernt, was ich z» verwert!»-» suchen werde bei der Lösung der weiteren Ausgabe, zu der ich lernten werde. Unsere Stadt »st eine Stadt von eigener und selbstständiger Geschichte. Tie hochselig« Kaiserin Augusts, eine Frau vv» ganz
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