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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-03
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1890
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L«»r. Utk.» rar« so oA«Lvr. »»»«> LI » ttan«, «i s. v. s. L k. 0. L k. r. u. s. «. s. »»»r. > ti. .«. >» > u. : tk. U.L » t». > 1. > ».Lpä)1i» ) S. » U. > k. -v.-tse 1«s. , 6. I ». ) I». ) «. ;«. r k. » u. c. i. o r. >. n«. o r. i t» o r. a » ». o <». s d, l-vlon. p»r Sblt^tl -,.v.»tt«S>iL k. I v äo. »v. U. k. «rschei»t täglich früh e»/, Uhr. Nrdtttt«« ««d Lrpkittio« Johamwrgass« 8. Aprrchftoaiiku der Urdaction: vormittag« 10-1« Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. Annahme »er fiir tztr atchftfalgeu»» Nnmmrr heftimxtte» -gerate a« Wochentage« »t» » >hr Nachmittag«. «uTaan-ua» Festtag« sr» h »i«Uhr. In den Filiair« fiir 2ns.-Ilnnah«e: Ltt« Slemm's Lartt«. (Alfrr» Hah»), Unweriität-^raß« 1, Kathariuenstr. 14 pari. und König-Platz 7, «nr bk '/^ ttDlgcr.Tagtblatt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, Kandels- «nd GeschSstsverkehr. AbonnementAzrreiA vierteljährlich 4t/, Mk. incl. Brlnaerlohn b Mt, durch die Post bezogen 6 Pkk. Jede einzelne Nummer M Pf. Belegereinplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblattsormat gefalzt) ahne Postbeiördernag 60 Mk. Mit Postbefördernag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Pelitzrile L0 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer». Ztffernsatz nach hüherin Tarif. tirclamen unter dem RedactionSstrtch die «aespalt. geil« bO Pf . vor den Familie nnach richten die Sgeipaltene geile 40 Pf. Inierate sind stet» an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben.l Zahlung praeouweran'io oder durch Post- Nachnahme. 184. Donnerstag den 3. Juli 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekaimtmachung. Die Zinsen der gfre-e'schen Stiftung ,ur Belohnung Ireurr und unbescholtener Dienstboten, welche mindesten« 20 Jahr« hindurch bei einer oder doch nur zwei Herrschaften in kiesiger Stadt im Dienste gestanden haben, sind am 30. August d». I». in Beträgen von mindesten» SO zu vertheilen. Empfang-berechtigt sind nur wirkliche Dienstboten, d. k>. solche, welche zur ausschließlichen Leistung häuslicher Dienste gedungen stad und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost haben. Bewerbungen sind bi» zum Sl. Juli d». I». unter Bei fügung von Zeugnissen der Dienstherrschaften bei uns anzu bringen. Spatere Anmeldungen, sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche aus obiger Stiftung bereit» einmal belohnt worden sind, können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, den 24. Juni 1898. D«r Skath^ der Stadt Leipzig. Krur vr. Georgi. rumbiegel. ^ Lekanntmachullg. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 2S. bi» 2S. diese- Monat- im Argand- brenuer bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum da» 18,5fache der Leuchtkraft der deutsche» Normal kerze vou 58 Millimeter Flammenhöhe. Da» sffecifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 8,446. Leipzig, am 38. Juni 1898. De- SkathS Deputation zu den Gasanstalten. Ausschreibung. Die nachstehend bezeichneten Lieferungen und Arbeiten für den Erweiterungsbau der Leipziger Wasserwerke werden zur Verdingung ausgeschrieben:* 1) Liefernag von 80« Stück Hydranten. 2) Lieferung von «8« Schiebern von 1VV bi- I««« m»i» Durchmesser, im angenähertra Ge Wichte vou 84 Tonaen. 3) Die Legung und Dichtung vou Gu-rö-ren, unter Umstanden mit Ausführung der HauSanschlüsse. ». 5278 lsd. Weier Rohr vou 856 bi« 1888 mm Durchmesser nebst zugehörigem Formguß im Ge wicht« von rund 2782 Tonnen, einschließlich Ein binden der zugehörigen Schieber und Hydranten, d. 48 388 lsd. Meter Rohr von 188 bis 558 mm Durchmesser nebst zugehörigem Formguß im Ge Wichte von rund 2855 Tonnen, einschließlich Ein binden der zugehörigen Schieber und Hydranten. «. 38 288 lfd. Meter Rohr von 186 bis 688 mm Durchmesser uebst zugehörigem Formguß im Ge Wichte von rund 1989 Tonnen, einschließlich Ein binden der zugehörigen Schieber und Hydranten. 4) Der Dan eine- Hoehbehalter- ti» Alurhöhe von 8«tt« nutzbare« Inhalt. Die Bedingungen und Zeichnungen liegen auf der Ge schäft-stelle für den Erweiterungsbau der Leipziger Wasser werke, ThomaSkirchbof 18, in Leipzig zur Ansicht der Be werber auf und können von dort durch den bauleitcnden Ingenieur, Herrn A. Thte«, gegen Erlegung von 1,5 je für die Angebote unter 2 und 3 und von 3 --k je für die Angebote unter I und 4 bezogen werden. Schluß der Angebotsannahme ist der 15. Juli d.I., Bor- mittag« 18 Uhr. Leipzig, den 23. 2uni 1898. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lmdner. Lekaimtmachung. Wegen SchleußrnbaueS wird auf die Dauer der Arbeiten die Hivetnaundorfer Straße auf der Strecke zwischen der Rudolphstraße bis zu der Unter sührung der Verbindungsbahn für den gelammten Fährverkehr und auf der Strecke vou der Verbindungsbahn bi» zu der Eilenburaer Bahn für den dnrchgehenden Fährverkehr Freitag, den ü. Juli dS. IS., an gesperrt. von Der Verkehr von und nach Zweinaundorf wird während dieser Zeit auf die Gartenstraße und den Stünzer Weg verwiesen. Leipzig, den 2. Juli 1898. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Henttig. Gefunden oder al» herrenlos «»gemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. bi« 30. Inns 1890 folgende, Gegenstände: eine ««ldene D«»e«»tzr mit Kette, ein goldener und ein anderer Klemmer, zwei goldene Herren-Ringe, et« Lpern- Ola», zwei goldene znsammengehenkelte Medaillon», ein ein- zelae» oergl., eine vernickelte desecte Taschenuhr mit Kette, «in goldener Ohrring, mehrere Armbänder, drei verschiedene Brache», eia» silberne Brill«, eine Kette, au» vier auSgesüaten Silbermünzen bestehend, ein Fächer, ein Ligarren^Ltui-, drei verschiedene Bücher, ein Geldbetrag von LS Mart, eine Anzahl Ventel und Portemonnaie« mit 17 Mark 98 Pfg., IS Mark 1» Psg. und geringeren Beträgen, einige Spazier- stöcke, mehrere Regen, und Sonnenschirme, ein Pocket mit Posamenten, drei Schürzen, ein Paar Herren-Handschuhe, ein Tnch mit Stickerei, drei verschiedene Achselkragen, ein Frauen- montel, ein Paar Stiefeletten, ein Handkoffer mit div. Puppen- Effecten, eine Peitsche, zwei Packet Kupfer-Draht, ein Dutzend Wagenkapstln, ein dreiräderiger Kinderwagen, ein Fäßchen Schmierseife, ein Kalbfell, einige Schlüssel. Die unbekannten Eigenthümer dieser Gegenstände werden hier, durch ausaesordert, sich zur Empfangnahm, derselben in unserem Commiffariat rechtzeitig zu melden, andernsall« darüber »ach tz 239 de» V. G -B anderweit verfügt werbe» wird. Gleichzeitig fordern wir auch Dieseniaen, welcke im April, Mat und Jnni vorigen IahrrS Fundgegen,tSnde bei »u« abgegeben habe», deren Eigenthümer nicht z» ermitteln gewesen sind, aus, diese t^ge,stände zuruckzufordern, andernfalls auch hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird LetpPg, am 1. Juli 1890. D«» Pvit»eia«t der Stadt Leipzig. ' B^tschuatd-r. «l. Bekanntmachung. Den Herren Einsendern von Concurrenxentwürsen für di« zu erbauende Andreaükirche wird hierdurch bekannt gegeben, daß die Zeichnungen nebst den anderen Unterlagen zur Abholung in unserer Kirchencxpedition, Arndlstraße 30k, Part., berrit liegen, woselbst auch da» nunmehr im Druck fertiggestelltc Protokoll des Preisgerichte» sämmtlichen Interessenten zur Verfügung steht. Leipzig, den 1. Juli 1890. Der Kirchrnvorstaud der AiidrcaSgemeiad«. tteduwnon, Ps. Der gegen den Grubenarbeiter, früheren Bäckermeister Adolf Hamann au» Schraplau, zuletzt in Leipzig, unterm 11. Juni 1890 erlassene Steckbrief ist erledigt. v. L3/90. Eislebcn, de» 1. Juli 1890. Königliche» AmtS-Nertcht. Von der Lalkanhalbinsel. Bulgarien und Serbien sind die Brennvuncte der gegen wärtigen Bewegung auf der Balkanhalbinscl; daS eine befindet sich in gutem Einvernehmen mit Oesterreich- Ungarn, daS andere steht ihm feindlich gegenüber trotz aller gegentheiligen Versicherungen, welche die Erklärungen Kalnoky'S hervorgerufen baden. DaS Streben Bulgarien- ist darauf gerichtet, entweder die Anerkennung seines Fürsten zil erreichen oder sich von der Türkei unabhängig zu machen. Die Note, in welcher die bulgarische Negierung der türkischen diese Absicht ausgesprochen hat, ist ebenso sachlich als energisch gehalten und eS scheint, daß die Negierung in Sofia damit ,br letztes Wort gesagt hat. Es kann der bulga rischen Regierung daS Zeugniß nicht versagt werden, daß sie in dem Streben, das Land frei und unabhängig zu machen, das Mögliche geleistet hat, daß sie auch nach dem Rücktritt des Fürsten Alexander Alles be rücksichtigt hat, was zur Aufrcchthaltung der bestehenden Ver hältnisse dienen konnte. ES war das Zeichen tüchtiger Lebens kraft, daß die Bulgaren zur Wahl eine- neuen Fürsten schritten und daß sie trotz der nicht erfolgten Bestätigung bei ihm auSgeharrt und an il»n festgebaltcn baben. Da trat aber ein unvorhergesehener Zwischenfall ein, die Verschwörung Panitza'S. Er zeigte, daß eS besonders in der Armee Viele giebt, die mit der Nnfcrtigkeit des Staate« unzufrieden sind und eine Aenderung des bestehenden Zustandes berbciwiinschcn, wenn sie sich auch von Dem, was Nachfolgen könnte, keine klar: Vorstellung gemacht baben. Die Verschwörung wurde ent deckt. den Tbeilncbmern wurde der Proceß gemacht und selbst die Freigesprocbencn Lande« verwiesen, weis sie immerhin ge fährliche« Material für weitere Verschwörungen bilden konnte». ES besteht ein Zusammenhang zwischen dem Proceß Paniya und der Note an die türkische Regierung, welche für den Fall der ferneren Verweigerung der Anerkennung des Fürsten mit der UnabhängigkeilSerklärung droht. Es bestehen auch noch sonstige Bcschwcrdcpuncle, besonders die Mißhand lung der Bulgaren in Macedonien, wesche an der Ausübung ihres Glaubens verhindert werden, aber die Hauptbeschwerdc betrifft die völlige Gleichgiltigkeit der Türkei Bulgarien gegen über, durch welche das Lchnsoerhällniß zur inhaltlosen Form herabgedrückt wird. Wenn die Bulgaren Tribut an die Türkei zahle», so glauben sie sich dadurch auch ein Anrecht auf ihren Schutz erworben zu haben. Diesen Schutz leistet die Türkei nickt, und deshalb soll jetzt die Unabhängigkeits erklär,ing erfolgen. Mit tiefer Erklärung tritt Bulgarien in ein neues staats rechtliches Verhältniß; der Berliner Frieden-Vertrag kennt nur einen Vasallenstaat Bulgarien, und der Fürst ciiicS solchen bedurfte natürlich der Bestätigung des Lehnsherrn und der Unterzeichner dcS Berliner Vertrages. Anders ist eS in einem unabhängigen Staate, der kümmert sich in dieser Beziehung so wenig uin die Türkei wie um die Unterzeichner dcS Berliner Vertrages. Freilich ist auch daS gegenwärtige tbatsächliche Verhältniß dasselbe, denn Fürst Ferdinand regiert Bulgarien, obwohl er weder von der Türkei, noch von den europäischen Mächten anerkannt ist. Als Fürst eines unabhängigen Staates bedarf er aber dieser Anerkennung überhaupt nicht. Es fragt sich deshalb, ob nicht Rußland gegen die UnadhängigkcitSerklärung Wider spruch erheben wird und welche Verwickelungen sich sonst daraus ergeben werden. Die bulgarische Regierung ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß eS so, wie es bisher gegangen, nicht Weiler gehen kann. Bulgarien bat seine Lebensfähigkeit nach allen Richtungen bin erwiesen und will deshalb auch die Früchte seiner Arbeit in Ruhe genießen. Unter den heutigen Verhältnissen kann jeden Augenblick eine neue Verschwörung auSbrechen, und stet- unter dem Drucke solcher Bewegung zu leben, mag in der Thal auf die Dauer unerträglich sein. ES ist mit Sicherheit anzunchmen, daß die Türkei auch in Zukunst in ihrer Unthätigkeit verharren wird, sie wird die Initiative den europäischen Mächten überlassen und höchstens gegen die UnabhängigkeitSerklärung Widerspruch erheben. Die allein richtige Antwort einer starken Regierung auf die bulgarische Note wäre die militairische Besetzung de« Lande«; nur durch Aufbietung der bewaffneten Macht läßt sich ein widersetzlicher Vasall in seine Schranken weisen. Aber ist denn Bulgarien Vasall der Türkei im eigentlichen Sinne? Schon vor dieser Frage muß ihre Thatkraft Halt machen. Auch Rumänien und Serbien haben sich einst von der Türkei unabhängig erklärt, aber unter Zustimmung Europas, während die UnabhängigkeitSerklärung Bulgariens niemals die Zustimmung Rußlands finden wird. Jedenfalls stehen wir vor neuen aufregenden Ereignissen. Es ist nicht anzu- nchmen, daß Rußland aus der UnabhängigkeitSerklärung Bul gariens einen Kriegsfall machen wird, aber zu einem diplo matischen Gedankenaustausch wird sie sicher fuhren. In den Delegationen ist diese Angelegenheit nicht zur Sprache ge kommen, obwohl eS nabe liegt, daß die bulgarische Regierung auS ihrer Absicht Oesterreich-Ungarn gegenüber kein Geheimnis? gemacht hat. Eine amtliche Behandlung dieser Sache wäre aber ebenso schwierig als nutzlos gewesen, und deswegen bat die österreichisch ungarische Regierung darauf lieber Verzicht geleistet. Wie sehr sich aber die Zeiten geändert habe», acyt au» der Thatsache hervor» daß Rußland keinen Schritt gethan hat, um die Erschießung Panitza'S zu verhindern, man hat sich dort an den Gedanken gewohnt, wenigsten» äußerlich Bul garien sich selbst zu überlassen, wen» auch unter der Hand Alles geschehen mag, um den russischen Einfluß in Bulgarien aufrecht zu erhalten. Die UnabhängigkeitSerklärung Bulgariens ist ein wichtiger und entscheidender Schritt auf dem Wege der selbstständigen Entwickelung der Balkanstaaten, welcher Oesterreich-Ungarn stets da« Wort geredet hat. Umsomehr tritt aber in Serbien daS Streben zu Tage, den russischen Einfluß dort zum herrschenden zu machen. Die Pensioniruna des RectorS der Belgrader Hochschule, welcher bei einem Festmahl zu Ehren König Milan s an diesen eine Ansprache gehalten hatte, ist ei» deutlicher Beweis, daß die radikale Strömung in Serbien wirklich die Oberband hat. König Milan hatte bei jenem Festmahl seine Abneigung gegen diese Strömung zu erkennen gegeben und erklärt, daß er sein Recht als Vater und Ver treter der Dynastie stets geltend machen werde. Da« bat die Herren von der Regentschaft und vom Ministerium ver letzt, und der unglückliche Rector hat dafür büßen müssen. In Wien ist man aber aufs Neue darüber belehrt worden, was man von serbischen Ergebenheits-Versicherungen zu halten hat. * Leipzig, 3. Juli. * Der BundeSrath wird nach der Verabschiedung de- Reichstage- nur noch eine, höchsten« zwei Sitzungen abballen und dann Ferien mache». Es sind noch einige VerwaltungS angelcacnbeiten zu erledigen und namentlich wird über NeickS- tagsbcschlüsse Entscheidung zu treffen sein. Der BundeSrath wird in diesem Sommer seine Arbeiten voraussichtlich etwas später wieder ausnchmen, als in den Vorjahren. * Die Neuerungen persönlicher und organisatorischer Art, welche soeben in der amtlichen Leitung unserer colo nialen Angelegenheiten vorgenommcn worden, waren, wie wir höre», bereits seit längerer Zeit beschlossen, so daß man sie mit Unrecht mit den neuesten Vorgängen aus diesem Gebiet, wie dem Abkommen mit England, in Verbindung bringen würde. * Der Krieg-minister von Berdy tritt uniilittelbar nach der Vertagung des Reichstags einen Urlaub, welchen der Kaiser ihm bereits vor seiner Abreise ertheilt hat, und zwar bis zum 17. August, an. Der Minister bezieht sich mit seiner Gattin, welche schwer erkrankt war und sich jetzt in der Ne- convaleScciiz befindet, zunächst nach Salzburg. * Die Frankfurter Blätter veröffentlichen folgende- Abschiedswort deS Finanzministers Miguel: In den wenigen Tagen meines diesmaligen Aufenthalt- in Frankfurt ist eS mir unmöglich gewesen, mich von allen Freunden und Bekannten pet-sönlich zu verabschieden. Ich din daher zu meinem Bedauern gcnötbigt, dies auf diesem Wege zu thun, indem ich um freundliche Entschuldigung mit Rück sicht auf den Drang der Umstände bitte. Bewegten Herzens und mit den innigsten Wünschen für daS weitere Gedeihen und die wachsende Blüthe unserer Stadt rufe ich der ge sammtc» Bürgerschaft ein herzliches Lebewohl zu und bitte, mir auch in Zukunft daS Wohlwollen und die freundliche Ge sinnung zu dewahrcn, von welchen ich während der letzten zehn Jahre so viele Beweise empfangen habe. Frankfurt a. M., den 30. Juni 1890. I. Miguel. * * e> * Während der letzte» Tage haben in Oesterreich dies seits der Leitha mehrfach Neuwahlen zu Landtagen stattgefunden. Die Ergebnisse derselben ändern wenig oder nicht- an der bisherigen Zusammensetzung der betreffenden Landtage, wenigstens so wci: die Tcutschlibcralcn dabei be- thriligt sind. Nur die Altczeche» haben bei de» Wahlen der Landgemeinden in Mähren eine herbe Niederlage erlitten, indem sie sechs Sitze an die czechischc Bauernpartei verloren, welche letztere indessen nicht mit der jungczcckischen Partei zu verwechseln ist. Auch einer der mährischen Allczcchcn führer, Hofratb Mezck, fiel durch. Ferner haben bei den Landtag-Wahlen in den mährischen Slädtebezirken und Handelskammern die Deutschen drei Sitze gewonnen, bei den schlesischen Landgemeindcwahlrn verloren die Deutsch liberalen zwei Sitze; bei den Landtag-Wahlen in den steicr märkischen Städten und Handelskammern ist das Verbältniß wie bisher geblieben. * Die von österreichisch-officiöser Seite dementirte, von dem „Pesti Naplo" dem Dementi gegenüber dennoch aus recht erhaltenen Mittheilungcn des letzteren über die ge meinsame Neise des Deutschen Kaisers Wilhelm II. und des Erzherzogs Karl Ludwig nach Rußland hatten Folgendes besagt: „Die Reise des Erzherzog« Karl Ludwig nach Rußland wird nicht, wie der ursprüngliche Plan lautete, im Monat Juli statifinden. Erzherzog Karl Ludwig wird diese Reise, welch, den Zweck hat. den Zar zu besuchen und an den großen Manövern der russischen Armee cheilzunehmen, nur in Gesellschaft des deutschen Kaisers im Monat August machen. Der Reiseplan wird daher von den betreffenden beiden LbersthofmeisterLmtern derartig festgestellt, daß der deutsche Kaiser wührend der ganzen Zeit feines Aufenthaltes in Nuß- land in der Gesellschaft des Bruders und osficiellen Vertreters de« Kaiser« Franz Joseph verbleiben wird. Es wird als eine Thatsache von höchster politischer Bedeutung angesehen, daß der deutsche Kaiser, welcher allerdings nicht tn formeller Beziehung, aber desto mehr in allen Fragen von prineipieller Wichtigkeit sein eigener Minister de« Auswärtigen ist, aus dem üblichen diplo- mattschen Wege seinen besonderen persönlichen Wunsch kundgegeben hat, di« ganze Zett der Reise und des Aufenthalte« in Rußland mit dem Erzherzog Karl Ludwig zusammenbleiben zu können. Der deutsche Kaiser Hot mit der vollständigsten, von ihm bekannten energischen Offenheit kundgegeben, daß die Gründe seiner persön- lichen Bitte darin bestehen, daß er den festen Entschluß hat, in der öffentlichen Meinung nicht den mindesten Zweifel mehr iiber dt« vollständig» Identität der friedliebendsten politischen Absichten, welche die beiden intim verbündeten Mächte Rußland gegenüber hegen, fernerhin aufkommen zu lasten. Dieser Wunsch des deutschen Kmser« wird von kompetentester Seite ausdrücklich dahin inler- prettrt, daß der Monarch de« mit Oesterreich - Ungarn verbündeten Deutschen Reiche« gegenüber allen vergeblichen Versuchen einer irrthumlichen, wenn auch nur momentanen Austastung mit der größten Klarheit »nd Offenheit al» eine gänzlich unveränderliche Tlmliockie auch in der öffentlichen Meinung festgcstellt wissen will: bei der weitestgehenden Rücksichtnahme auf die parallelen und gemeinsamen >etzigen Beziehungen zu Rußland müssen die beiden verbündeten Machte in allem, was die aetive Verteidigung und Ausrrchterhaltung de« Frieden« betrifft, als eine ,.chploni»ti<»l Volon (diplomatische Einbett) von »wes Großmächten angesehen werden, von denen beide ln der vollsten sonveratnen Unabhängig, kett handeln, aber tn dem Moment der Vertheidigung und Aus. rechterbaltnng des Frieden« stet« einheitlich verbunden sind »nd bleiben." * Die russische RegicrunA hat die Einziehung aller baltische» Archiv« und dl« Ueberführung derselben in Packeten von je 38 Pfund nach Moskau angeordnct. Die vandalische Maßregel trifft besonder- schmerzlich die Stadt archivc zu Reval und Riga, sowie das herzogliche Archiv zu Mit au. Nur Acten, die jünger sind als vom Jahre 1808, bleiben zurück. * AuS Petersburg wird der »Kölnischen Zeitung" unter dem 25. Juni geschrieben: Da« Abkommen zwischen England und Deutschland hat hier sichtlich verstimmt; nicht allein die Presse, sondern auch die politischen »reise vermögen ihre schlechte Laune über dasselbe nickt zu verbergen. Der Grund hierfür ist darin zu suche», daß man in Rußland eine Annäherung zwischen England und Deutschland sehr ungern siebt, daß man in der Beseitigung der zwischen leiden Ländern bestehenden Strcilpnncte ei» Symptom siir diese Annähe- rang erblickt »nd befürchtet, daß England, wenn auch nicht formell dem Dreibund beigetrcten, doch tn ein sehr enges Verhältniß zu demselben getreten sei. Tie russische Presse hat es sich offenbar zur Ausgabe gestellt, bei den beiden vertragschließende» Theilen Mißtrauen gegen den andern zu erwecken. Die meisten Blätter werfen England vor, daß es einen ganz unwürdigen Handel mit Deutschland eingegangcn fei, sie apprlliren an das Rationalgcsnhl des englischen Parlaments, damit dasselbe diesem schmachvollen Abkonimen seine Genehnligung versage. Den Engländern wird vorgehalten, daß sie schon jetzt vor der jungen Colonialpolitik des Deutschen Reichs die Segel gestrichen n»d dabei noch europäisches Gebiet preisgegeben balle». Andere Zeitungen wiederum, darunler der „Grasbdanin", suchen nachzuweife», daß Teulscktaiid iich von England habe dilpiien lasse» und seine wichtigsten, mit schweren Lpscrn erworbenen Positionen in Osiasrila den habsüchtigen Briten um einen viel zu geringen Preis überlasse» habe. * A»S K onstantinopcl,. 28. Juni, wird der „Allge meinen Zeitung" geschrieben: Die hier bekannt gewordene» spärlichen Mitthelliingen über in Erzerum stattgcsundenc Ruhestörungen lassen erkennen, das; es sich dabei um ein locales Ereignis, bandelt, dem eine tiefere jhmptvmatische Bedeutung nicht iniieivolint. Allem Anscheine »ach baden di« Armenier angesaiige». Ter Sachverhalt wird so dar- gestellt, daß die Behörde aus Grund einer an sie ergangenen Anzeige, nach welcher in einer armenischen Kirche mit daran grenzender Schule Waffen und Pulver bergesiellt würden, in icnc» Lertlichkeiten durch türkilche Beamte habe Nachforschungen anstellen lasse». Tiefes Eindringen von Mohammedanern in christliche Eultussiälleii habe die Armenier in Ausregung versetzt »nd aus zusaiitiileiigesirünilen Hausen sei aus die Turle» geschossen worden, und zwar mit Revolvern. Als dann Polizei hcrbcikain. wurde auch aus dicse ans den Fenstern gefeuert. Es gab schliestlich aus beiden Seiten Todte und Verwundete, die Mehrzahl aus Seiten der Armenier. Tie Angelegenheit, die ja a» sich sehr beklagenswerth ist, ist wie alle armenischen Dinge hier »nd von hier aus durch den Telegraphen sehr ailigebauschi worden vis zu dem Umfange einer regelrechten Revolution. Diese mir zu Tbeil gewordenen Mitihcilnnge», denen ich verinöge ihres Ursprungs Glaube» beimesie» kann, stellen die Sachlage wie geschildert dar. DaS hindert indessen nicht, Laß ihr eine tiefere Bedeutung iniiewohnt. Armenien ist ein vieliimstrittenes Interessengebiet, insbesondere stehe» hier Rußland und England aus der Wacht, das letztere noch mit schärferem Auge als das Zaren reich. Es ist hier nicht der Ort zn nnteriuchcii, ob zwischen dem hochkirchlichen und dem ariiieiitschen Enlliis wirklich der po:i den Engländern stets betonte Zusammenhang besteht, so bas; man in England eine Art Verpflichtung zu habe» glaubt, sich der „Armen:.:" anzuiichmen. Thatsache ist, daß ei» lebhaftes und durch c.enie- nische bezahlte ComitöS geschürtes Interesse für die Armenier in englitchen hochkirchlichen Kreisen besteht und daß daraus sich bei geeignetem Anlässe für das Ministerium Verlegenheiten er geben können. Wäre dem nicht so, so batke die berüchtigte Asiaire dcS Kurden Mnita Be» niemals die vssenlliche Meinung i» tsng- land in solchem Maße haben beschäftigen könne», wie es »halsächlich der Fall gewesen, das Ministerium Salisbury i» unangenehiner Weise belästigend. Es ist kaum zu bezweifeln, das; auch die Vor gänge von Erzeruin in England wieder lebhaften Widerhall suchen werden. Das ist der eine Grund, weshalb sie besondere Beachtung verdienen. Der andere steht in Zusammenhang mit den rückständigen Zahlungen der Pforte ans die Kriegsentschädigung. Mehr als einmal ftt davon die Rede gewesen, dast unter Umstände» Rußland das Gebiet von Erzen»» al-Z ein Fauftpsand bebalie» könne oder würde. Die Meinungen über die Berechtigung dazu geben wesentlich aus einander; indessen es ist schon Manches im Orient gegen das Recht geschehen, und wer weiß, was geschieht, wenn irgend ein sogenannter „Bolkswille" i» jener Gegend eines Tages zn Aeußerungen gebracht wird, welche direct an Rußlands Wohlwollen sich wenden. Ru», die Dinge sind nicht so weil, aber iinmerlnn verdient diese neue Aeußerung der „armenischen Frage" — soiern von einer solchen überhaupt die Rede sein kann — volle Beachtung, wie alle Fragen, wo eS sich um einen Gegensatz zwischen Christen und Mohamme danern handelt. * Der „GauloiS" will wissen, baff man sich in diploma tischen Kreisen Berlins erzähle, ei» Secbündniß zwischen Italien, Deutschland und England sei dem Abschlüsse nahe. Eö solle sich hierbei nin die gegenseitige Unterstützung genannter Mächte in allen Streitfällen mit anderen Staaten bandeln, die den ihrigen entgegengesetzte maritime »nd coloniale Interesse» bättcn. Der Urheber dieses Planes sei Lord Sali« bury. Nach den Bedingungen dcö Abkommens sollten die beiden an einem Streite nicht bcthciligtcn Mächte bei jedem Zwiste der drillen Macht als Schiedsrichter zur Schlichtung dcS Streites fuiigircn. Der Bcrirag solle vor allen Tinge» diesen schiedsrichterlichen Ebarakter haben und keine militai rischen Abmachungen enthalten. * Am l. Juli hat die in London zilsaiiimengctretcne Internationale Fischereiconsercn; ihre Thatigkeit bc gönnen. Eö ist die- die erste Bcranstaltung ihrer Art, welche von der britischen Gesellschaft zum Schutze der nationalen Fischerei deS Vereinigte» Königreichs mit Unterstützung de« Foreign Office und deS Board of Trade ins Leben gerufen ist. Obwohl lediglich privaten EbaraklcrS, wird diese Eon fcrenz dennoch von fast allen an den Fragen der Hochsee fischerei intcrcssirtcn Staaten beschickt werden, »nd gerade ihr privater Charakter gestattet dicse Vereinigung, ohne allzu große Aengstlichkeit den Problemen auf den Leib zu rücken, welche den permanenten Oucll von internationalen Streitigkeiten im Rahmen dcS Hochseefischerei Betriebes bilde», wie namentlich der Fragen, bclrcff'end die Fang und Schonzeit der Fische und ihrer Brut. TaS Eonferciizprogramin ist übrigen« ein scharf umgrenztes und schließt die Erörterung aller solcher Fragen von vonibcrein a»S, wclckc nicht ausschließlich da« Problem der Pflege, Entwickelung und eventuell Schonung der exterritorialen, d. t>. der allgemeine» Bcsisckung zugäng lichen Fischgründe, im woblverstaiidcucn Interesse des Fischerei gewcrbcS selbst, zum Gegenstände baben. Die Verhandlungen der Confcren; werden in dem Palais der berühmlcn Londoner Fischcrailde stattsinden. » Lord Salisbury, im Oberhause von Lord Rescberry interpellirt, erNärte, der englisch - deutsche Bertrag werde in wenigen Tagen unterzeichnet werden: dann werde ei» Ratisicatloiisanlrag beim Parlament cingcbracht werde - Die Rechte Deutschlands aus Helgoland seien ui: beschränkt, und es sei kein Versuch gemacht Horde«.
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