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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-09
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1890
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41z»» «V. Uhr. Krt«cft«u mit LrPr-tN«u Johmmrsgaff« 8. LPnch-»a-r« der Vedaction. vornüttag« 10—12 Uhr. «achmttta-s 5—S Uhr. »iHiüL.» »t«l »ä»Ma-7 «MI«»«, »er ffir »te «»»«er »eftt«»tn, J«»erat« a» «-chent,,e» Kt» » Uhr N»ch«ta»,«, anL,««-un» Keftta,e» srfitz »U'/,» Uhr. 3n -ea Filialen fiir Ins.-Annahme: ktt« Ule»«'» Tertt». (Alfre» Hahn), kathartueuftr. 14 hart, und k«utg«platz 7, »nr bi« '/.3 Uhr. ripMerTaMa Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. EOörtltleeuleulPhßkeiP vierteljährlich 4^/, Mk. incl. Vrinaerlohn b Mk., durch dir Poff bezogru 6 Lik. Jede einzeln« Nnnnner SO Ps. Beiegeremplar 10 Pf. Gebühr«» für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt! »har Postvetörderuag tzo Mk. «tt Postbesürderung 70 Mk- Inserate Saespalteoe Brtitzeile 20 Pf. Gr«hrrr Schriften l«tt nns. Preisverzeichnis^ Labellarijcher». Ziffern satz nach Hähern, Tarif. tleclaniea «trr de»R»d»ct1»»«strich di« «aespalt. ZeU»S0Ps„v»r den Familien na chrrchte a die Sgefpaltear Zeile 40 P». Inserat» find stet» an die Er-eöltirn zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.! Zahlung praavnmarninio oder durch Post. Nachnahme. M. Mittwoch dm 9. Juli 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Atadtbibliothek. Zn der alljährlich vorznnehmenden Musterung der Stadtbkbliothek sind all« ausaeliehenr» Bücher diesmal in der Woche vom 7. »iS rum 12. Juli an die Bibliothek tnrückiultefern- NeuauSleihungen siudea vom 31. Juli an statt. vr. Wust«aun. Nächtliche Beschäftigung von Arbeiterinnen in Fabriken. . Mt Rücksicht auf die Verhandlungen über den Gesetzentwurf, die Abänderung der Gewerbeordnung betr., hat das König!. Ministerium de» Innern die Handelskammer angewiesen, darüber zu berichten bez. sich gutachtlich zu äußern, in welchen Fabrikation-zweigen ihres Bezirks die nächtliche Beschäftigung von Arbeiterinnen bisher üblich mar, ferner darüber, ob, bez. für welche Fabrikationszweige Umstände vorliege», di« eine fernere Zulassung der Nachtarbeit weiblicher Personen über sechzehn Jahren ersorderlich machen, und von welchen durch die Rücksicht auf Gesundheit und Sittlichkeit gebotenen Be dingungen die Zulassung etwa abhängig zu machen sein würde. Dieienigen Arbeitgeber, weiche dabei belheUigt sind, werden hier durch ersucht, ihre Angaben und Borschläge bis »um 15. d. M. schriftlich bei der Kanzlei der Handelskammer, Nene Börse, Trespe L, I., einznreichen. Leipzig, den 7. Juli 1890. Die Handelskammer. A. Thieme, stell». Bors, vr. Gensel, S. Bekanntmachung. Nachdem di« kranken- und Begräbniß-Laffe der Mechaniker und Optiker zu Leipzig (e. H.) in ihrer am 28. Juni dieses Jahres statt- gefundenen außerordentlichen Generalversammlung mit dem 8. Juli 1890 ihre Auslösung beschlossen hat, nimmt die Unterzeichnete Casse Veranlassung, die Herren Arbeitgeber darauf hiuzuweisen, daß vor- sichcrungspflichtige Mitglieder dieser Lasse noch der Vorschrift des KrankenversicherungS-Gesetzes binnen 3 Lagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, mittelst deS vorgeschriedeuen Formulars zur Anmeldung zu bringen sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten di« Rachtheil« der 50 und 8l deS angezogenen Gesetzes in Kraft. Leipzig, am 9. Juli 1890. Die vrtskra«ke«ca ikencafse ffir Leipzig m Alotzrt Brockhaus, BvzZztzender. ««» Umgegend. St. Torgan, den 30. Juni Oesterreich-Ungarn und da« Heil der Zukunft im Bunde mit Frankreich und in der Verwirklichung irrrdentistischer Phantasiegebilde sucht. Aber diese Strömung zeichnet sich mehr durch laute Kundgebungen auS, als durch Zahl und Bedeutung der Anhänger, und eS ist daS eine nationale Eigenthümlichkeit, mit der wir rechnen müssen, ohne daß wir uns dadurch die Freude am Bündniß mit Italien brauchen verbittern zu lasten. Hat doch Italien selbst mit Räubern zu kämpfen, die seine Sicherheit gefährden und seinen Ruf schädigen, und mit dem Vatican, welcher sich die systematische Störung des inneren Friedens angelegen sein läßt. Im Ganzen und Großen können wir sagen, daß die maßgebenden Kreise Italiens mit ganzer Seele dem Dreibund zugethan sind und daß sie ihn als eine Lebensbedingung Italiens betrachten. Bon großer moralischer Wirkung ist auch die Bcthriligung der amerikanischen Schützen am X. deutschen BundeSschicßen. Die Sympathien, welche unS von dieser Seite zukommen, sind eingcgeben von der Achtung und Bewunderung, welche nnS stclS von den Amerikanern rnern entgegen gebracht worden Einheit erkämpft haben. ES Di« VstAfteruug der Turnrrftratze, sowie der IlljvlllIzlv» Letdztgerftratze innerhalb des Orts, mit Kopf, sinnen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im hiesigen Gemeinde- amt, Hauptstraße Nr. 45 aus und können daselbst cingcsehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Bettag« von 0,50 welche eventuell in Briefmarken einzusendcn sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind verschlossen und portofrei, mit ent- sprechender Aufschrift versehen, ebendaselbst und zwar bis zum 17. dieses Monats, Nachmittags 5 Uhr, einznreichen. Ter Gemeinderath behält sich die Ablehnung sämmtlicher An- geböte bez. die Theilung der Arbeiten vor. Schönefeld, 7. Juli 1890. Der Gemeinderath. Lorenz. Bekanntmachung. In unserem Procnrenreaister ist unter Nr. 21 als Prokurist der dem Kaufmann Wilhelm Eduard Stephan zu Torgau gehörigen, unter Nr. 290 des Firmenregisters eingetragenen Firma: Eduard Stephan in Torgau der Kaufmann Eugen Braune in Torgau zufolge Verfügung vom 30. Juni 1890 eingetragen worden. königliche« Amtsgericht. Das X. deutsche Bundesschießen. ES ist daS erste Mal, daß bei einem deutschen Bundcs- schießen der Gedanke deS Dreibundes unter den Theilnehmern lebendig zum Ausdruck kommt. Wir haben zwar unsere österreichischen Bundesgenossen schon vor sechs Jahren bei dem VIll. deutschen Bundesschießen in Leipzig begrüßt und unö ibrcr Theilnahmc an demselben herzlich gefreut, aber die österreichischen Schützen traten doch nicht in dem Maße bcrvor, daß daS Fest dadurch seinen Stempel erbielt. Waren wir doch so wenig auf eine besondere Verherrlichung der österreichischen Schützen gefaßt, daß nicht einmal die öster reichische Nationalhymne von dem beim Festmahl wirkenden Orchester vorbereitet war und daß erst daran erinnert werden mußte, daß „Deutschland, Deutschland über Alles" nach der selben Melodie gesungen wird, wie „Gott erhalte Franz den Kaiser". Beim gegenwärtigen BundeSschießcn in Berlin war man um so besser auf den Empfang der Gäste aus Oesterreich- Iliigarn und aus Italien vorbereitet. Der Vertreter deS Festausschusses begrüßte sogar die italienischen Schützen in ibrcr Muttersprache, und zwischen den deutschen und den ungarischen Schützen gestaltete sich schnell ein freundschaft liches Verhältniß, welches keinen Mißlon duldete. ES waren nicht allein schützenbrüderliche, sondern politische Reden, welche denn Festmahl am Sonntag von dem italienischen Ab- gcordneten Adaroli und dem ungarischen Oberschützcnmeistcr r. SzavoSzt gehalten wurden. Beide erklärten cS für unzweifel haft, daß in der Stunde der Gefahr Deutschland und Italien cincr- stils und Deutschland und Oesterreich-Ungarn andererseits Schulter an Schulter kämpfen würden. Die Presse Italiens wie Lesterreich-UngarnS hat die Verbrüderung der Schützen Deutschlands, Italiens und Oesterreich-UngarnS mit Jubel begrüßt und durch die Aufmerksamkeit, welche sie dem BundeS- schießen in Berlin zugewandt hat, dem Feste selbst eine erhöhte Bedeutung gegeben. DaS X. deutsche BundeSschießcn «rill damit aus dem Rahmen eines PrivatunternrhinenS heraus, der Zug der Zeit hat sich seiner bemächtigt, um den vorhandenen starken Empfindungen für den Dreibund Ausdruck zu verleihen. Die politische Bedeutung war von den Ver anstaltern de« Festes nicht beabsichtigt, sie ist nicht künstlich bineingetragen worden, sondern sie hat sich au» der Natur der Verhältii.sse von selbst ergeben. Diese Vorgänge bleiben natürlich im Ausland«, besonder« in Frankreich und Rußland nicht unbeachtet; beide Mächte eiiincbmen darau«, wie stark da- Kriedcn«bedürsniß in Mitteleuropa ist, und sie müssen daraus wohl oder Übel den l Schluß rieben, daß der Dreibund täglich an Festigkeit und l Dauerhaftigkeit gewinnt. Wir wissen ja leider, daß eS i, I. Italien eine Strömung girbt, welche daS Bündniß mi, Deutschland nicht minder heftig verwirft wie das mit sind, seit wir unsere liegt in dieser auf sich selbst und auf die eigene Kraft gestellten Bevölkerung etwas, dem wir unsere Hoch achtung nicht versagen können, und wenn sie sich zu unö hingezogcn sühll^ so kommt daS daher, weil sie in uns eine dem eigenen Wesen verwandte Seite entdeckt hal. Sind wir doch außerdem stammverwandt und beruht doch die Bliitbe Nordamerikas auf der Vermischung des angel sächsischen und des deutschen Elements. Fehlt uns auch der «roßartige Unternehmungsgeist der Amerikaner, ihre bimmel- türmcndc Tbatkrast, so besitzen wir dafür eine maßvolle, zähe Ausdauer, durch welche wir dem amerikanischen Unternehmungs geist veruünslige Schranken anweisen und ihn daran erinnern, daß man die Zukunft nicht auf der Zerstörung der Gegen wart aufbauen darf. DaS X. deutsche BundeSschießcn gewährt der Welt den Beweis, welche Macht, Recht und Wahrheit noch heutigen Tages besitzen. Deutschland gilt den friedliebenden Vitlttr,, Europas als der Hort, welchem sic unter allen Umständen vertrauen können, und selbst Amerika giebt uns aus freien Stücken das gleiche Zeugniß. Daß diese Gesinnung vorhan den ist, wissen wir längst, aber eS ist von großer Wichtigkeit für die weitere Entwickelung de« FriedenSgcdankcnS, daß sich seine Bekenner persönlich berühren und ihre Empfindungen von Mund zu Mund auStauschen können. Solide gemeinsam verlebte fröhliche und festliche Tage unter einander im Leben fernstehenden Gesinnungsgenossen verschiedener Nationen prägen sich tief in das Gcdächtniß ein und wirken frucht bringend fort durch die Mitthcilung deS Erlebten in der Hcimatd. Wie viele Vorurtbeile werden dadurch beseitigt, welche neue und richtige Anschauungen bilden sich heraus an Stelle der bisher gehegten falschen. Es ist nicht nökbig, daß das Gesammlbild dadurch vortheilhafter wird, die Wahrheit ist .aber unklaren und unrichtigen Vorstellungen stets vor- zuzichen. Unsere Bundesgenossen werden von den Festtage» in Berlin die Uederzeugung mit nach Hause nehmen, daß sic auf uns in Freud »ud Leid rechnen können, und daß wir die Treue und Zuneigung, die man uns entgegendringt, stets mit gleicher Münze zu zahlen bereit sind. Ungünstige Vorurtbeile über unbekannte Personen sind der Gestaltung freundschaftlicher Verhältnisse stctö am hinderlichsten und deshalb hat derDreibund noch heute mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, obwohl der Gcdaiikc.wclcher ibm zu Grunde liegt, schon lieute überall siegreich durchgcdrungcn ist. DaS X. deutsche Bundesschießen ist ei» sehr wcrthvolleS Mittel, um die etwa noch bestehende» Jrr- tkümer zu berichtigen und DaS, was durch gemeinsame Inter essen und gleichartige Gcsiuiiungen politisch zusammcngcbört, einander so nahe zu bringen, wie cS die Natur der Sache erheischt. Jetzt handelt cS sich noch um den Dreibund, wenn dieser aber seine Bestimmung erfüllt bat, werden sich auch noch andere Wege zur Ausbreitung der Völkerverbrüderung finden, sogar nach Richtungen hin, wo man unS heute noch feindlich gcgcnübersteht. * Leipzig, 9. Juli. * lieber die ferneren Rciscdispositionen bes Kaisers hört man, daß Se. Majestät Ende Juli nach Wilhelms haven zurückkebren, dort Vorträge entgegenziinebmen und dann nach England zu reisen gedenkt; die Ankunft in CoweS (ans der Insel Wight) steht am 3. oder 4. August z» erwarten. Bon England wird dem Vernehmen »ach Se. Majestät auf 5—6 Tage nach Berlin zurückkehrcn und dann die Reise nach Rußland antreten. * Der Reichskanzler von Caprivi wird auf jeden Sonimcriirlaub verzichten, um sich mit allen Zweigen seines Amtsbereiches genau bekannt zu machen. Mit ihm bleibt der Finanzministcr vr. Miquel in Berlin, während die übrigen Minister allesammt so ihre Sommerreiscn antreten werden, daß bis zum Herbst hin immer nur vier Minister anwesend sind. . * Zu dem Gerüchte über den Rücktritt deS preußischen CultuSministerS Herrn v. Goßler gesellen sich aufs Neue Gerüchte über den bevorstehenden Rücktritt des Ministers v. Maybach. In Bezug auf den Letzteren wird dem „Ham burgcr Eorrcspondent" geschrieben: Früher hat cs geheißen, der Widerstand des Herrn v. Maybach gegen Anforderungen des Generolstabes in dieser Richtung habe seine Stellung erschüttert. DaS war noch zur Zeit des Fürsten Bismarcks Diese Seite der Frage könnte erledigt scheinen. Auf der anderen Seile aber ist schon damals behauptet worden, es bestehe der Wunsch, nicht die technische Verwaltung der preußischen StaatS- eisenbabnen, sondern die Ausnutzung des deulschen Eisenbahnnetzes im Interesse der Landesvertheidiguug unter militairischc Leitung zu stellen. Ob Herr v Maybach die au» einer solchen Regelung der Verhältnisse entstehende Einschränkung seiner Eompetenz mit der Bitte um Entlassung beantworten würde, können wir nicht de- urtheilen. Voraussichtlich würde Alle» von den Modalitäten ab- hängen, unter denen diese« Prosect zur Ausführung gebracht werde» soll. Bor der Hand kann man die Gerüchte von dein Rücktritt Maybach » unberücksichtigt lasten Weitere Aenderungen im Bestände des preußischen CtaalsniinisteriumS liegen freilich keineswegs außer halb des Gebiets der Möglichkeit. Wie man uns aus Berlin be- richtet, wurde in dortigen parlamentarischen kreise» kürzlich, aber außer dtrectem Zusammenhang mit der Person d«S Herrn v. May- lxich eine sehr ausfällige Bemerkung cvlportirt, die vvn einer mit den Stimmungen in Regterungskreisen verttanttn Stelle aus- ging und die in der Hauptsache lautete, daß der Eine oder der Andere der ictzigen Minister sich keineswegs an sein Porteseuille klammere. * Die „Münchner Neuesten Nachrichten* haben aus eine Anfrage an den ReichScommissar von Wissmann über besten RücktrittSgesuch von diesem auf dem Drabtwege die Antwort rrbalten, daß er „vorläufig nur Urlaub" bade. Aus diesem ausweichenden Bescheide deS ReickScom- mistars ist unschwer zu ersehen, daß er selber nicht in der Lage ist, den Mitthcilungen über seinen beabsichtigten Rück tritt zu widersprechen. * Der „Reichs- und Staats-Anzeiger* schreibt in seinem nichtamtlichen Theil: In Ausführung deS Artikels 2l deS unterm 5./9. Mai zwischen dem Deuts che» Reick und der Actien-Gesellschaft „Deutsche Ost-Asrika-Linie" abgeschlossenen Vertrags über Einrichtung und Betrieb einer regelmäßigen deutschen Postdampfc «Verbindung mit Ost-Afrika wird die erste vorläufige Fahrt ans dcrHaupt- linie Hamburg—Delaaoadai am 23. Juli von Hamburg aus angctreten werden. Ä»f dieser Fahrt werden die Hafenorte Rotterdam, Lissabon, Neapel, Port Said, Suez, Aden, Zan zibar, Dar-eS Salaam, Lindi und Mozambique aiigelcilifcn. Der endgiltigc Fahrplan wird demnächst durch das Amts blatt veröffentlicht werden. Die Posldampscr der genannten Linie werden die Briefpoft auö Deutschland in Neapel auf- ueb»ie» Aus die Bricssendungen nach sämmtlichcii Anlaus- häfen finden die Taxen und sonstigen Bestimmungen dcö Wclt- postvcrlrageö Anwendung. Wegen Einrichtung eines Post- packetaustauschcS mit Ost-Afrika durch Vermittelung der deutschen Postdampfer wird weitere Verfügung ergehen. * In der „Rhein- und Rubrzcilung" veröffentlicht Herr vr. Franz Giesc in Neuß a. Rh. folgende aus verläßlicher Information bcruhcndeMittbeilunaen über die Abstammung de« preußischen FinanzministerS: Die Miquels stamiucn auS Frankreich und zwar, wie die spanische Forin des NainenS (Miquäl — Michael) zeigt, aus den Pyrenäen oder wenigstens aus der angrenzenden Gegend. Sie waren schon gegen 17G! in Münster angesiedelt. Nach der Darstellung des Fräuleins Mina iWilhelmine) Miguel waren die Vorfaliren Hugenotten, welche 1il88 ihre sranzösjsche Heimath verließe», znerst sich in de» Niederlanden anshieltcii, daselbst wieder zum Kailwlieismns über- traten und dann endgiliig nach Münster überjiedettew Dort trat schon der Ururgroßvaler des jetzigen Ministers in bischcffliche Kriegs dienste, ihm soigicn seine Söhne und seine Enkel. Letztere ivaren zwei. Von ihnen bekleidete Anton Miguel die Stellung eines Fechtmeisters bei der „Hochsnrsttichcn Lcibgardencoinpagme", wäbrend Franz Miquel zu jener Zeit Lieutenant im Infanterie-Regiment von Wartcnslebeii war. Dieser, später zum Hanptmanii avaneirt, ist der Großvater deS Ministers. Franz Miquel war zweimal verheirathct. Ter ersten, nach kurzer Zeit durch den Tod der Frau gelösten Ehe entstammte als einzige» Kind der 1784 geborene Vater des Ministers, welcher, gleichwie sein Sohn, d-n Namen Johannes sübrie. Johannes Miguel sludirte Mediein und ließ sich später in Neuenhaus, in der damals hannoversche» Grafschaft Bentheim, als Arzt nieder. I» Folge seiner Ehe mit einer Protestantin, sowie seiner eigenen religiösen Anlchanniyz gemäß trat er zum Protestantismus über. Mil diesem liebertritt ist die ganze Familie Miquel wieder protestaniiich geworden, denn die sechs, der zweiten Ebc des Hauptinanns Franz Miquel entstammende» Kinder starben sämmtlich okne Nachkomme». Der 1857 als Geichästssührcr der Aschcndvrss'sche» Bttchliandlnng gestorbene Franz Wilhelm Miquel, die 1867 gestorbene Wilhelmiiie und der 1882 gestorbene Kutastercvntroleur Matthias Miquel blieben unverheirathct und die Ehe des 1865 als Bäckermeister in Anisler dam gestorbenen Ludwig Miquel war kinderlos. Fräulein Wilhel inine Miquel war ihrer Zeit wohl die inlerestantcste Dame, welche Münster aufzuweise» hatie. Sie besaß, ausschließlich durch Selbst unterricht, ei» umfassendes historisches Wissen. „Dante Mina" war von de» Kindern ans der zweiten Ehe des Hauvtmauiis Miquel auch die einzige, deren Verhältnis! zur Familie des älteren Halbbruders stets ganz ungetrübt biieb. Denn die Mnnsterichen Brüder konnte» den Traditionen der Familie und der Heimath gemäss es den Neue» Häuser Miqueis nie ganz verzeihe», daß sie so „incarnirt vrenßisch" waren. Jn ier- essant ist folgender Vorfall ans dem Leben des Hauptinanns Miquel: Er, ein Sfficier von großer Befähigung, sollte leine seltene Ausnahme in der Münslerschen Armee bei einem Bürgerlichen! zum Major besör> dert werde». Ta, bei einer Parade, welche in Gegenwart des Fürst biichvfs, eines österreichischen Erzherzogs und Bruders der vor Kurzem hingerichlele» Königin vvn Frankreich Marie Antoinette, stattland, „reitet ihn", wie er später selbst sich ausdrnckle, „der Teusel des Widerspruchs" und er läßt die Mustk die Marseillaise spiele». Da war eS mit dem Avancement freilich zu Ende, wie ihm der Re giinentsinhaber General von Wartenslcbcn am folgenden Tage mit Iheiite. Bei der »rcnßischen Lecnpation wurde er mit voilein Olehalt pensionirt. Die Genialität der Kinder ihres „Janus" wußte „Tante Mina" ihrer eigenen Natur gemäß vollauf zu würdigen. Dies be- trauerte sie stets den Tod ihres älteren Neffen, eines Historikers »nd Philosophen von eminenter Begabung, Verfasser mehrerer werlhvvller Einzelschritte», welcher als Gymnasiallehrer in Anrich in jngendlichcin Aller verstarb — ein Opfer zu angestrengter Geistesarbeit. * Der »iinmcbr in vollem Umfange bekannt gewordene Gesetzentwurf über dicVcrwaltungsresorm in Württem berg enthält in nur sehr bescheidenem Maße Verbesserungen und findet daher kühle Ausnahme. Die Vortkcile, welche den Gemeinden auf der einen Seite zugestanden werden, werden durch anderweitige Bestimmungen, durch Einschränkungen mancher Art nahezu ausgcwogcn. Die Forderung aus Ab schafsuna der LcbeiiSläiiglichkeit deS Orisvorstcbcrs ist in dem Entwürfe nicht berücksichtigt, doch bietet der Entwurf wenigstens Bestimmungen zu leichterer Amlsciitsetzung »n brauchbarer Lrlsvorstehcr, indem ein neuer Discipliiiarhof für Körperschaftöbcamtc constituirt wird. DaS Bcst.ilignngs recht der Regierung gegenüber den OrtSvorstekcrwablcn soll wesentlich erweitert werden, der Obmann des BürgeranS- schlisse« nicht mehr direct, sondern indircct, die Wahlperiode der Mitglieder des BürgeransschusscS von zwei auf vier Jahre erweitert werden. Erfreulich ist die Neuerung, durch welche größeren Gemeinden die Anstellung besoldeter Gemeinde räthe ermöglicht wird. * Bezüglich der Kriegergräber um Metz macht das Gouvernement der Festung Metz Folgende« bekannt: Die Gräber selbst werden zwar aus Mitteln der Landesverwol- tnng durch staatlich angestelltc Wärter überwacht und in Stand ge halten, di« aus kosten von Privaten oder Eorpvralionrn hergestellien Grabzierden können jedoch aus staatlichen Mitteln nicht »nlerhalten bezw. wiederhcrgestellt werden. Um aber die Angehörigen re. der Gefallenen in den Stand zn setzen, dergleichen Grabzierden restau rirrn zu lassen, ist das Gouvernement bereit, die Herstcllungs- bedürftigkeit den Betreffenden unmittelbar initzuibeilen Hn dickem Zweck ersucht das Gouvernement, da vielfach die Angehörige» nicht zu ermitteln sind, an welche die »othwendige» Mittbeilungen zu richten mären, alle diejenige», welche für fernere Unterhaltung der Grabzierden eintrete» wollen, ihre Adresse» an den Platzma;or in Metz, Major Alken, mitzutheilen. * Daß in der letzten Zeit noch weitere russische Truppcnzusammenziebiiligcn in Polen stattgesundjii haben müsse», geht aus Angaben hervor, welche ein Warschauer Eorrespoaident der „Reichsivehr" über den Stank der jetzt unter dem Eommaudo des GeurralS Gnrko in Polen befindlichen Truppe« macht. Nach diesen Angaben beläuft sich der Stand in Polen auf 202 Bataillone Fnß- trnppcn, l35 Schwadronen Cavallcrie, 410 bespannte OH- sck'ütze, 13 Artilleriepark» und 20 Reserve-BataillonS-Eadres. Es erzieht sich somit eine Truppenmcnge, wie sie in Friedens zeiten wohl noch nie unter einem eiuzrgen General vereinigt gewesen. * Wie aus Petersburg berichtet wird, hat General Jgnaticw kürzlich dir rzechische Colonie besucht und eS bei diesem Anlässe nicht verschmäht, indem er die Eolonie deshalb belobte, weil sic zurrst den orthodoxen Glauben an genommen, die Mitglieder derselben zu weiterem Ucbertrilie zur ortbodoxen Kirche auszumuntern. Sein Auftreten blieb auch nicht ohne Erfolg, denn nunmehr ist auch der an« einigen 70 Personen bestehende Rest der Colonie, der bisher nicht der orthodoxen Kirche gehörte, zn dieser übergelrclcn. * AuS Paris, ü. Juli, wird der „Vossischcn Zeitung" geschrieben: Ter gestrige Tag bezeichnet eine Aendernng deS Verhält nisses zwischen Frankreich und Tunesien. Bisher war dieses Land immer als Anstand behandelt worden. Jetzt wird diestr Schein nickt mehr aufrecht erhallen. Die Kammer hat den Er zeugnissen der Regentschast die zollfreie Einfuhr in Frankreich ui- gesianden und damit ausgesprochen, daß sie Tunesien als eine» Tlieii Frankreichs betrachte. Bis zur vollkommenen Gleichstellung mit den Departements Algeriens oder gar des Festlandes ist immer noch ein weiter Weg, aber das gestern angenommene Zollgesetz bedeutet jeden falls ein kräftigere» Betonen der Besitzrrchte Frankreichs in Tu nesien. Der bekannte Abgeordnete Dreyfns, der de» Rrvanchekrieg ohne Aufschub will, fragte den Minister des Auswärtigen, ob nicht geheime Abmachungen mit England und Italien Frankreich verbieten, tunesische Waaren zollfrei zuzulaffen. Herr Ribvt Ibat in der Antwort auf diese Frage einige deinerkenswcrtke Aenßcrnngen. „Tie Regierung", sagte er, „geht in der Verthcidigung der sranzö- sischen Interessen immer bis an die äußerste Grenze der Rechte Frankreichs, aber niemals über sie hinaus. Sie qiebt dieses Beispiel auch anderen Länder» und wird von ihnen, sie ist dessen sicher, die- ielbe Achtung durchsetzen." AlS DreysuS weiter fragte: „Und i» Zanzibar, welche Entschädigung werden Sie da erbalten?" fuhr zqcrr Ribot fort: „Ich werde eine Frage, in welcher es sich »in Rechte Frankreichs handelt, nicht zu einer Frage des Feilschen» und der Entschädigungen verkleinern. Ehe wir von Tausch und Ersatz sprechen, fordern wir, daß man die Rechte Frankreichs achte. Das ist vor allen Dingen eine Frage der Würde. Wir werben die» ohne Gewalt, ohne bitter« Worte, mit Höflichkeit, aber gleich zeitig mit der Festigkeit erreichen, welche für un» eine Pflicht «st, wenn Frankreichs Interessen in Frage kommen." Diese Sprache des Herrn Ribot läßt mit Sicherheit darauf schließen, daß die Unterhandlungen mit England wegen der Anerkennung der Schutzherrschast über Zanzibar auf gutem Wege sind, da der vor sichtige Minister des Auswärtigen andernfalls nicht mit solcher Be stimmtheit erklärt hätte, daß man Frankreichs Rechte achten werde. DaS Zollgesetz beweist, daß die gegenwärtige Regierung nicht mehr, wie ihre Vorgängerinnen seit 1881, Bedenken trägt, ihre endaiitigo Herrschaft über Tunesien laut zu verkünden. Bis jetzt hatie^inän eine gewisse Sehe», die Aufmerksamkeit Europas auf die Tbaliache der Lauernden und abündcrlichc» Besitzergreifung ohne Noih hinzu- lenken. Mau glaubte Italien die Rücklicht zu schuide», sich in Tunesien bivs als zeitweilige lZeschüycr und Verwalter zu ge- bcrden. Jetzt wird diese Rücksicht fallen gelaffrn. Italic» soll sich daran gewöbiien, Tunesien als Besiandthcil Frankreichs anzusehen, den inan nur losreißen kan», wenn man in einem Kriege aus Leben und Tod Frankreich kampsiinfühig gemacht hat. Das ist der Sinn der neuesten Aendernng in der Haltung Frankreichs zu Tunesien. * Der StaatSsccretair des Innern Matthews erklärte in Beantwortung einer Anfrage im englischen Unterbausc, die Zcitungömeldliiigen über die unter der Londoner Schutz Mannschaft auSgcbrochcncn Unruhen seien sehr über trieben. Nur 39 junge uncrsabrene Polizisten batten sich ani Sonnabend in der Bowstrcet-Station einer Insub ordination schuldig gemacht, dieselben seien bttttc entlassen worden. Die alten erfahrenen Polizisten dagegen betrugen sich würdig der Traditionen der Londoner Schutzmaiinschask. llcdrigcns seien von dein Chef der Polizei die umsastcndslcn Maßregeln getrosten, daß die Polizei der aesammtcn Stadt die ihr obliegende» Pflichten im vollste» Maße erfülle. — Der Erste Lord des Schatzes, Smith, erklärte, die südliche Grenze deS Walsischbasi-GebirteS sei leider nicht genau dcfinirt, cS seien daher zwischen den Behörde» des Caplandcü und de» deulschen Behörden >m Damaralandc Erörterungen darüber entstanden, ob eine gewisse Landstreckc, die als Wasscrstalion für die Straßen von der Küste nach dem Jnlandc wichtig erscheine, in die Grenze des Walfischhay- Gebietcs cinbcgrisfcil sei. Ei» Versuch, die bestehenden Meinungsverschiedenheiten durch eine gemeinsame Evinmission zu regeln, sei scblgeschlagen. Da der englische und der deutsche Commistar fick nicht geeinigt hätten, seien in dem englisch-deutschen Abkomme» Bestimmungen enthalten, um die Angelegenheit einem Schiedssprüche zu unterbreiten. (Wiederh.) * Wie schon inilgetheitl, verweigerte» die Mann schaften de« 2. Bataillons des englischen Garde- Grenadier Regiments in der Wcllinaton-Cascrnc bei dem Signal zum Sammeln am Montag früh den Gehorsam. HaS Signal war gegeben worden, um eine Revision der Tornister der Mannschaften durch die Officierc vorncbmen zu lasten. Die Soldaten schlossen sich in ihren Stuben ein. Nach einer Berathnng mehrerer GcncralstabSofstcicrc mit dem Oberst des Regiments wurde von der Revision der Tornister abgesehen, der Oberst ließ aber die Mannschaften i» Reibe und Glied antreten und machte ihnen Vorstellungen wegen ihres Verhallen«. Diese Vorstellungen wurden mil Pfeifen und Schreien beantwortet. Gerüchtweise verlautet, das Regiment werde zum Dienste außerhalb Englands verwendet werden. * An einer am 22. Juli in London stattsindcndcn inter nationalen parlamentarischen Confcrenz über die AbrüstungSsrage beabsichtigen, wie dem „Hambiirgischcn Corrcspviidcntc»" berichtet wird, auch einige Mitglieder der freisinnigen Partei Tbcil zu nehme». „Natürlich!" — so bemerkt dazu da« genannte Blatt — „die Herren dürfen nicht scblen, wenn cS sich um ein aussichtslose- Unternehmen handelt." * In den beide» Häusern der spanischen Cortes wurde am Montag ei» königliches Dccrcl verlesen, welches die Sitzungen derselben suatzciidirl. * Der amcrikänische SchatzamtSsecretair W indom hat den Generalarzt Hamilton beauftragt, dem Berliner medicinischc» Congr es sc beizuwohnen Der General arzt soll zugleich alle europäischen AuswandcrungSbäsen be suche» und über die hygicinischcii Vorkehrungen, weiche daselbst für die Auswanderer getroffen sind, berichten.
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