Suche löschen...
Das Schiff
- Bandzählung
- 1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-27.1930
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-193000009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19300000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Bemerkung
- Ohne Heft 2
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mas verbotene Wort Am Eingang der Geschichte der modernen Gesellschaft steht die große französische Revolution. In ihrer Vorbereitung und in allen Stadien ihrer Entwicklung spielte denn auch das ge druckte Wort eine große Rolle. Zeitungen gab es schon vor 1789, aber sie unterstanden einer strengen Zensur und waren nur für eine kleine Schicht der Bevölkerung bestimmt. In den revolutio nären Auseinandersetzungen schuf sich jeder Stand und jede politische Richtung ein besonderes Organ, eine Flut von Wochen schriften und Tageszeitungen ergoß sich über die Bevölkerung. Die Kunst des Lesens, die vor der Revolution in den ärmeren Schichten nur ganz wenig bekannt war, wurde erlernt. Wie immer war auch hier das Erwachen zu politischer Aktivität ver bunden mit einer Steigerung der kulturellen Bedürfnisse. Den Auftakt der französischen Revolution bildete die Tagung der Reichsstände. Mit ihrer Zusammenberufung stieg die Nach frage nach politischer Literatur ungemein. Wohl selten hat ein Parlament die Aufmerksamkeit eines ganzen Volkes in stärkerem Maße auf sich gezogen als diese nach ständischen Prinzipien zu sammengesetzte Versammlung, die einen Weg suchen sollte, um die heraufziehende Revolution abzuwenden, und in der doch nur die bis zur Unerträglichkeit angespannten Klassen gegensätze aufeinanderprallen konnten. Über die mit dem Zu sammentritt der Reichsstände einsetzende Lesewut schreibt Heinrich Cunow in seinem Standardwerk »Die Parteien der großen französischen Revolution und ihre Presse« unter anderem: »Jeder, der lesen konnte, auch der kleine Pariser Spießbürger, der sich bisher nur um die lokalen Ereignisse seines Bezirks gekümmert hatte, verlangte über die Beratungen der in Versailles versammelten Reichsstände und die diese beschäftigenden Fragen unterrichtet zu werden. Der Pariser Bevölkerung bemächtigte sich eine steigende wilde Lesewut und griff von dort auf die großen Provinzstädte über. Und die Pariser Buchhändler und Politiker wußten dies Lesebedürfnis zu ihrem Vorteil auszu nutzen. Sie warfen sich mit Eifer auf das Zeitungsgründen. Über all tauchten neue Blätter und Blättchen mit schönen Titeln auf, die teilweise binnen weniger Wochen bedeutende Auf lageziffern erreichten. Fast jeder Tag brachte neue Zeitungsgründungen. Vom Mai bis Ende desjahres 1789 belief sich die Zahl der allein in Paris neuerschienenen Zeitungen auf mehr als 150.« Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, daß das Format der Zeitungen damals nicht dem heutigen Zeitungsformat ent sprach. Unter den n eu aufgeschossenen Presseerzeugnissen waren viele winzige Wochenblättchen in Kleinoktav oder gar Duodez format, auch der Druck ließ in den meisten Fällen viel zu wünschen übrig. Vor dem Sturm auf die Bastille, als die Macht des König tums äußerlich noch nicht so erschüttert aussah, versuchte der Hof durch seine Organe die alte Unterdrückungspolitik gegen jedes freie Wort weiter durchzuführen. Als Brissot im April 1789 den Prospekt einer Zeitung veröffentlichte, die am Kopf das stolze Motto trug: »Eine freie Zeitung ist ein Wachtposten, der ohne Unterlaß für das Volk wacht«, verbot die Zensur sowohl den Prospekt wie die Zeitung selbst. Auch die am 5. Mai er schienene Zeitung Mirabeaus verhel wegen einer Kritik an der Finanzpolitik des Ministers Necker dem Verbot, worauf Mirabeau das Blatt unter einem andern Namen weiter erscheinen ließ. Die Pariser Bourgeoisie unterstützte Mirabeau im Kampfe gegen die Zensur, und die Regierung wagte nicht, zu weiteren Unter drückungsmaßnahmen zu greifen. Sie war bereits zu schwach dazu. Ein merkwürdiges Licht auf ihre Auffassungen von den Aufgaben derPresse wirft eine Ankündigung desGeneraldirektors des Buchhandels: der König gestatte, daß die periodischen Blätter Berichte über die Verhandlungen der Reichsstände ver öffentlichen, doch dürften sie keine Kommentare hinzufügen. Aber um solche letzten Kraftäußerungen des absterbenden Königtums kümmerte man sich bereits nicht mehr. Am 12. September erschien eine Zeitung, die nicht nur dem Adel, sondern auch den reichen Bürgern sehr unbequem war, Marats »Politisches, freies und unparteiisches Journal«, das von der fünften Nummer an den Titel annahm, der in der Geschichte der französischen Revolution eine außerordentliche Rolle spielen sollte als Sprachrohr eines glühenden Anklägers der besitzenden Klassen: »Der Volksfreund.« Im Oktober 1789 begann der Pariser Gemeinderat, in dem damals die reiche Bourgeoisie dominierte, wegen einer Kritik, die Marat in seinem Blatte geübt hatte, gegen ihn vorzugehen. Marat mußte infolge eines Haftbefehls, der gegen ihn erlassen worden war wegen »Beleidigung durch die Presse« — dies Delikt taucht damals zum erstenmal auf — .vorübergehend das Erscheinen des Blattes einstellen. Am 12. Oktober forderte ein wohlhabender Distrikt den Gemeinderat auf, die Presse, die »nur die aufrüh rerische Gesinnung und die Unordnung lehre«, streng zu über wachen. Darauf ließ der Polizeiausschuß einige Fisch- und Blumenhändlerinnen der Halle »Anstoß nehmen«: diese Damen der Halle, die wahrscheinlich selbst nidit lesen und schreiben konnten, protestierten gegen »das schmähliche Treiben der Schriftsteller, Drucker und Buchhändler«. Die »Anstoß nehmen den« Marktweiber beiderlei Geschlechts haben sich ja in un unterbrochener Reihenfolge durch diejahrhunderte fortgepflanzt. Wo engstirniges Muckertum oder politische Reaktion sie nur brauchten, waren sie immer zur Stelle. Die Buchdruckerkunst wurde selten so geschändet, wie durch den Beschluß des Pariser Gemeinderats, der den Protest dieser fünf Fisch- und Blumenhändlerinnen drucken und an allen Straßenecken anschlagen ließ. Genutzt hat es nicht viel. Auch das Kesseltreiben gegen alle revolutionäre Literatur, das die Nationalgarde auf Dekret des Gemeinderats hin durchführte, konnte das verbotene Wort nicht zum Seit weigen bringen. Es setzte sich durch, wie es sich noch über all durchgesetzt hat, wo es Ausdruck einer vorwärtsdrängenden Massenbewegung und Sprachrohr des historischen Fortschritts war. Die französische Revolution schuf dem gedruckten Wort eine gewaltige Verbreitung. Sie schuf und erweiterte damit die Basis für den kulturellen Aufstieg der breiten Volksmassen. Fritz Rück, Berlin Über die Komik der Presse Von Juljan Ejsmond. Deutsche Bearbeitung und Übertragung von Leo Koszella Beantworten wir zunächst zwei Fragen: Ist der Journalismus ein Handwerk, oder gehört er zu den Schönen Künsten? Er kann ein Handwerk sein. Jeder Journalist flickt manchmal einem Kollegen von der Feder am Zeuge, gerbt dem Autor, dessen Werke er bespricht, das Leder und feilt an den Lesern herum. Auf dem Felde des Journalismus arbeitend, sät er nicht, pflügt er nicht und schwindelt doch. Außerdem gleicht er den Vögeln des Himmels, denn der V ogel schweift umher — und der Journalist schweift umher . . . Und hier dringt der Journalismus in das Gebiet der Schönen Künste ein. Denn auch ein Journalist ist ein allseitig talentierter Künstler: Mit großer Fertigkeit spielt er auf den Nerven, und wenigstens ab und zu singt er mit dünner Stimme, besitzt hervor ragende Malertalente, die auf dem Anschwärzen des Nächsten beruhen . . . Der Journalismus ist eine Kunst, denn er hinterläßt — wie die Poesie — Erfindungen und — wie die Graphik — Stiche . . . Diese Worte kann man aber nicht auf die ganzePresseanwenden. Ich muß dies sofort unterstreichen, um Mißverständnisse zu ver meiden. Für das Gros der Presse kann man mit unwiderlegbarem Recht den einen Vergleich ziehen: Schlachtfeld. Im gigantischen, allgemeinen Existenzkampf ist die Presse ein einziges Operationsterrain, auf dem Tag und Nacht entsetzliche Kämpfe wogen, Waffen sich kreuzen und Geschoßhagel nieder fällt. Der Streit wird oft zum Kampf aller gegen alle; manchmal pflegt es ein heiliger Krieg um Ideale zu sein, und manchmal — ein Kampf bis aufs Messer. Der Journalist ist der geborene Kämpe, der mit der Feder ficht und tötet. Für den Journalisten ist es geradezu etwas Unbe greifliches, daß die Vögel, die oft so ausgezeichnete Federn be sitzen, nie mit ihnen kämpfen. Der Journalist, ein Kollege von der Feder nicht nur der Adler, sondern auch der Engel. Ein Boshafter könnte behaupten, daß der Journalist auch ein Kollege von der Feder — na, sagen wir — des Federviehes ist.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder