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Das Schiff
- Bandzählung
- 1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Signatur
- Z. 4. 6055-27.1930
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-193000009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19300000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Bemerkung
- Ohne Heft 2
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1, Januar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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Die Schallplatte in der Kunst Vor Jahren noch hätte wohl kaum ein Mensch daran gedacht, daß Tagespresse und Zeitschriften einmal ihr Interesse der Schallplatte zuwenden würden. Wir neig ten dazu, die Musik- oder Sprechplatte so wie alle maschinellen Künste (Film .Photo graphie usw.) zwar als technische Kuriosa anzustaunen, keineswegs sie jedoch nach künstlerischen Gesichtspunkten zu beur teilen. Und in der Tat, was wir da auf der Schallplatte zu hören bekamen, war nicht gerade dazu angetan, eine künstlerische Begeisterung für diese Erfindung in uns zu erwecken. Ein mehr oder minder miß tönendes Gekrächz schallte uns entgegen; wir mußten zufrieden sein, wenn wir den Rhythmus des Musikstückes aufnehmen, oder wenn wir ein scheinbar undefinier bares Geräusch schließlich als Stimme eines menschlichen Kehlkopfes erkennen konnten. Von einer Klangreinheit oder -Schönheit konnte nicht die Rede sein. Es ist merkwürdig, daß es der Schallplatten industrie in all den langenjahren bis etwa igqö nicht gelungen ist, eine hochwertige Qualitätsware herzustellen. An Verbesse rungen wurde zwar ständig gearbeitet, aber diese packten, von heutiger Warte aus gesehen, das Problem nicht im Kern an. Da begann 1923 der Rundfunk seine überraschend schnelle Weltgeltung anzu treten, er wurde der Retter und Förderer der Schallplatte. Das heißt, zuerst schien das Gegenteil der Fallzu werdender Platte schien im Rundfunk ein übermächtiger Konkurrent und Erdrücker etstehen zu wollen. Es hat daher auch nicht an vor eiligen Pessimisten gefehlt,die den Platten konzernen den baldigen Untergang pro phezeit haben. Wirklich waren diese vor die Wahl gestellt, entweder vom Rund funk verdrängt zu werden oder ihre Fabri kation von Grund auf umzustellen. Sie entschieden sich für die letztere Möglich keit, das Ausland (Amerika) ging auf die sem Weg voran, die deutschen Betriebe folgten. Heute ist klar nachgewiesen, daß die Plattenindustrie dem Rundfunk nicht nur eine technische, sondern, durch die ständig eingerichteten Schallplattenkon zerte an den einzelnen Sendern, auch eine wirtschaftliche Förderung verdankt. In kei nem Jahr hat z. B. der Weihnachtsabsatz eine derartige Rekordziffer erreicht wie im vorigen. Die moderne Plattenherstel lung bezeichnen wir heute mit dem Be griff der sogenannten Raumtonaufnahme und verstehen darunter jene Aufnahme unmittelbar im akustischen Konzertsaal, in der Kirche, im Opernhaus; ein Ver fahren, dessen Methode man erfolgreich vom Rundfunk übernahm. Die ungeheure Vervollkommnung, die in den Ausdrucks möglichkeiten dadurch erreicht wurde, leuchtet ohne weiteres ein: Die Stimme des Sängers im bisherigen engen Auf- nahmezimmerchen lief sich tot, klang ge preßt, unpersönlich und wesenlos. Die Raumtonaufnahme dagegen setzte uns in den Stand, durch die Weite des Saals das gesamte Klangvolumen zu erfassen. Jetzt erst wurde es möglich, eine Beethovensche Symphonie,die so ungeheure Forderungen an den Klangkörper stellt,das tiefgrabende Spiel einer Konzertorgel, das zu seiner Wirkung die Größe undErhabenheit not wendig erfordert, Chöre, aufrauschend ans Mystische, gegenwartsnah wiederzu geben. Diese Platten, deren Klänge aus der Weite des Aufnahmeraums gewaltig brausend in unseindringen, lösen ein ganz eigenes musikalisches Ergriffensein aus, wie wir es in dieser Art beim wirklichen Hören im Konzert nicht empfinden wür den. Die Schallplattenmusik ist heute eine Kunstart für sich geworden, d. h. sie strebt nicht mehr danach, Klänge möglichst na turgetreu einfach zu kopieren, sondern sie sucht eine eigene Klangfarbe, ein eigenes musikalisches Empfinden hervorzubrin gen. Und ich glaube, das ist ihr heute zu einem großen Teil bereits gelungen. Es ist hier ein Prozeß vor sich gegangen, dem wir in ähnlicher Weise in der Photographie begegnen: Auch ihr letztes Ziel war ur sprünglich, eine möglichst gute Kopie der Wirklichkeit geben zu wollen. Dann be gann sie, sich ihren eigenen Stil zu bilden, Stilleben und künstlerische Gruppen nach ihren Gesetzen aufzustellen. Und wenn wir heute eine künstlerisch einwandfreie Aufnahme etwa einer modernen Heiligen gruppe anschauen, vermag diesesBild auf uns, den Menschen des 20. Jahrhunderts, denselben Eindruck der Geistigkeit aus zustrahlen, den eine Madonnenplastik auf den mittelalterlichen Menschen ausgeübt hat. Wir kennen für diesen eigenen Stil bei der Schallplatte sowohl als bei der Photographie den modernen Begriff der »Geistigkeit der Technik«. Mit diesem Wort von der »Geistigkeit der Technik« sind wir heute über die Auffassung von Frank Thieß hinausgelangt, der vor etwa sieben Jahren in einem geistvollen Buche: »Das Gesicht des Jahrhunderts«, Kultur und Technik als unvereinbare, als ewig feindliche Pole dargelegt hatte. Die Tech nik hat einen neuen Weg künstlerischer Offenbarung geschaffen, die Schallplatte marschiert seit der Umstellung ihresVer- fahrens in der Reihe ihrer ersten Pioniere. Seit jener Zeit, so dürfen wir mit Hans Lebede sagen, ist die Platte sozusagen presse- oder literaturfähig geworden. Dr. Herbert Leisegang, Berlin Deutsche Wörter einst und jetzt DieWörter einer Sprache sind gleich Mün zen, die häufig von einem andersdenken den Geschlechte umgeprägt werden. Viele verlieren sich im Laufe der Zeiten aus dem lebendigen Verkehr und bleiben als Alter tümer zurück in alten Handschriften und Büchern. In einer langen, wilden Kriegs zeiterscheinen schlechte Münzen undWör- ter in Menge, die guten, voll gewichtigen nehmen ab in erschreckender Weise. Wie sehr haben solche Zeiten den Schatz unsrer Muttersprache zerrüttet! Manche Wörter gehen in die Fremde und bleiben ganz dort oder kehren auch wieder, aber so ver ändert, daß ihnen niemand die deutsche Geburt mehr ansieht. Andere sind aus der Fremde gekommen und in unserm Ver kehr geblieben. Von diesen sind viele, die in ältester Zeit herüberkamen, fo vollstän dig deutsch geworden, daß nur der Ge lehrte sie als Ausländer zu erkennen ver mag. Die Sprache weiß von manchem Worte zu erzählen, das eine merkwürdige Laufbahn gemacht hat. Der jetzt so vornehme »Mar schall« (französisch mardchal) ist von Ge burt ein deutscher »Pferdeknecht«; denn »mar« ist wie in Mar-stall und Mar-burg soviel wie »march« oder »maere« (Pferd), und »Schall« ist aus »Schalk« entstanden, was in der alten Sprache einen »Knecht« bedeutete. Der »Schalk« von heutzutage hat von dem einfachen, ehrlichen Knechte nichts mehr an sich. Er ift in schlechten Ruf gekommen, man traut ihm nicht mehr. Noch übler berufen istder»Schalksknecht«, obgleich er seinen Ursprung der überflüs sigen Zusammensetzung zweier an sich ganz unverfänglicher Wörter verdankt. Unser »Knecht« aber ist auch herunterge kommen ; denn in der altenSprache konnte auch ein junger Mann von Adel so hei ßen, wie noch jetzt der englische »knight« ein Ritter ist. Wenn wir heute jemand in neckischer Weise einen Schelm nennen, so wird er sich kaum beleidigt fühlen; in früherer Zeit aber hatte das Wort eine ganz andere Bedeutung. Es stammt her von »schälen«, d. h. abhäuten, die Haut abziehen, und bezeichnete in erster Linie den Abdecker oder Schinder, später den Scharfrichter und seineGehilfen. »Dumm«, im Mittelalter »tumb«, hieß nur »uner fahren«, wie die jungen Leute sind, und »schlecht« (sieht) hatte fast dieselbe Be deutung wie heutzutage »gut«; diese Be deutung hat sich noch in der Redensart »schlecht und recht« erhalten. Ein »herab lassendes« Wesen, wie wir heute sagen, war früher »niederträchtig«, womit wir heute etwas ganz anderes bezeichnen, und unser heutiges »elend«, womit wir den Begriff des Mitleids verbinden, war ur sprünglich nur in der Bedeutung »fremd« gebraucht. An die Stelle des mittelalter lichen »Minne« ist mit der Zeit »Liebe« getreten, das im Gegensatz zu »Leid« stand und lediglich »Freude« bedeutete. In der Bezeichnung der Personen hat sich das gute Wort »Mann« durch alle Jahr hunderte gehalten; heute heißt es noch: »Ein Mann, ein Wort.« »Kerl«, auch ein sehr gutes Wort, in dem Namen »Karl« enthalten (der daher immer mit K geschrie ben werden sollte), läßt sich auf hoch deutsch nicht gern einer nennen, während das Volk das alte, gute Wort noch ehrt. »Kerl« wird bei den Siebenbürgen-Sach sen der Bräutigam genannt, und das alt- bayerische Bauernmädchen spricht vom Liebhaber nicht nur als von einem »guten Kerl«, sondern schlankweg vom »Kerl«. »Herr«, mit »herrschen« verwandt, heißt eigentlich »Gebieter«. Nach und nach ist das Wort zum bedeutungslosen Titel ge worden. »Der Herr« ist eine Bezeichnung Gottes. Das dem »Frau« entsprechende
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