Suche löschen...
Das Schiff
- Bandzählung
- 1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-26.1929
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19290000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2, Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
De olle Snidergelell UON RUDOLF ZIMPELf, WISMAR Des Sünndags-Nahmiddags künn ener vor lange Johren in de An lagen üm Wismar, in de Weg’ twüfchen de fchönen Gorens, oder ok in de Feldweg’ buten de Stadt enen ollen Mann i'pazieren gähn fein, den veleLüd’unnerdeBeteiknung„de ollSnidetgefell“ kennen deden. Hei ftiinn hier bi enen Meifter in Arbeit, wier en füllen, ordentlichen Minfchen, de flitig un ahn vel Würd’ tau maken ßn Dagwark ded. In de Woch wier hei nirgends tau feihn un fet tau Hus in finn lütt Stüwken, aewer Sünndags-Nahmiddags, denn mök hei fick fin un güng ut. Hei gew wat up fin Utfeihn, hadd einen fauberen fwarten Antog an, enen groten vveiken Filzhaut up den Kopp un enen Spazierftock in de Hand, den hei nich taum Stütten brukte, den hei fwenkte as en jungen Kirl. Un dorbi wier hei all hoch in de Saebentig. Hei güng noch grad’ und fix as en jungen Minfch, fummte lif en Melodie vor fick hen un fchinte ümmer ganz taufreden un vergnäugt tau fin. Aewer in fin olles welkes Geficht, dat ümmer glatt rafiert wier, dor ftünn wat in, wat mit fin fchienbore Rauh’ und Taufredenheit nich recht ftimmen wull. Üm finenMund wieren en porFalten, de einen trurig maken künnen. Dat fchienten Tranen tau fin, de dat Hart weint, de den Weg in de Ogen nich hewwen finnen künnt. Des Sünndags-Abends befielt hei den Dag ümmer dormit, in irgend en Wirtshus en Glas Bier, enen Snaps un en Zigarr fick tau köpen un de Zeitung tau lefen. Bi dat letzt Gefchäft red’te hei öfters mit fick fülwft aewer dat, wat hei left hadd. Na, dat foll denn ja mit de Tid mannigeinen up, un meiftens de jüngeren von de Gäft hadden ehren Spijök aewer em un nennten em in’n füllen „den verrückten Ollen“. Enmal hadden em en por junge Gefellen enige lütte„Slucks“ fpan- diert, de hei ierft nich annehmen wull, dat nahften aewer doch ded. Nu würd’ de Oll gefpräkig un ick hürte em feggen: „Warum ich nich geheiratet hab’? Ah, ah, ich wollte heiraten! Pommern ift mein Heimatland, ja, ja — ich wollte einft heiraten —■ aber es ift nifcht draus jeworden; ’n Abend, die Herren!“ Un ’rut wier hei ut de Dör. De jungen Lüd’ lachten hinner em an. Sei haegten fick, dat fei den ollen Burßen dörch de fpandiertenSlucks taum Reden bröcht hadden. * [ In en gemütliche lange Bierftuw güng dat etis Sünndags-Abends 1 fidel luftig tau. An drei Difchen feten de Gäft un fpelten „Sößun- fößtig”, an twei annerDifchen würd’ fick mit Wörpelbäkers en lütten Kaem utfmeten, un wenn de Kortenfpelers bi jedes Utfpill mit de ganze Fuft up den Difch flögen, dat de Gläfer up ehr Ünnerfätz man fo klirrten, fo würd bi jedes Bäker-Umftülpen von deWörpel- fmieters up den Difch de Lärm noch gröter. Doch dat ftürte de Gäft e an en annern Difch bi den warmen Aben nich wieder in ehr Ver- gnäugen. Dat wier nämlich hüt abend de mufikalifche Eck. Dor würd’ hingen un luftige Vördräg hollen, dat dat man fon Ort hadd. ä Einer von diffe Gäft begleit’te up ’ne Gitarr fihr hübfeh de Leder, u un de Wirt, en ollen fidelen Kirl, gew an de Künftlers af un tau en rl lütten Snaps taum bellen. Dünn güng de Dör up, un de oll Snidergefell kem heriuner. Hei fett’te fick in en noch frie Eck, beftellte fick en Glas Bier, enen Sluck un ’ne Zigarr, kreg fin Hurnbrill ut de Tafdi un lef te in de Zeitung. [ r * „Kiek, dor is de oll malle Snider wedder“, flufterte an den ünnelften 3 Kortendifch en jung’ Minfch fin Mitfpelers tau. „Wili’n em wedder ’n beten taum Snacken bringen, em fragen, wer fin Brut for hunnert Johr mal weil is?“ [„ „Lat den Ollen in Rauh, ick mein, wi fpelen Korten“, wir de Ant yr wurt. ig Sei fpelten nu ok wieder. Wildeß wieren de Köpp von de Sängers von dat riekliche Drinken 39 i> en beten heit worden. J" a »Wili’n Sei nich ok en Lied taum bellen gewen, Vadder?“ frög de O ;> Gitarrfpeler den Ollen. De kek den Frager mit en eigentümlichen Blick an. Hei hadd fiet körte Tid de Zeitung henleggt un den griefen Kopp in de Hand ftütt’t, as intareffierte em dat mufikalifche Gedriew. „Ich — ich — nein, die Herren, ich habe feit 50 Jahren nicht mehr gefungen. Damals, o ja, damals konnte ich auch fingen. Jetzt geht es nicht mehr.“ Nu würden de luftigen Gäft aewer irft recht nielich un red’ten den Ollen tau, un wat dat Taureden nich farrig bröchte, dat deden en por lütte Kaems, de de Wirt em fpandierte. „De maken de Kehl fmiedig“, fäd hei. Un de olle Mann füng an tau fingen. Irft en beten zittrig, aewer bald würd de Stimm fafter. Hei hadd noch enen Tenor, de vor diffen mal fihr fchön well fin müßte. De Leder, de hei füng, kennte hier kein Minfch, fei fchienten ut längft vergah’ne Tiden un hadden alltaufam ene fchöne, fwermäudige Melodie, de taumeift in Moll komponiert wiern. De Gitarrfpeler, en gefchickter Kirl up fin In- ftrument, kreg aewer de fwierige Begleitung fihr gaud farrig. De Kortenfpelers an de beiden irften Difchen hadden all lang ihr Speien inftellt un hürten andächtig tau. Blot an den ündelften Difch würd noch wieder fpelt. Dat heit, eigentlich födderte de junge Minfch von vörhen ümmer wedder dortau up. Sin Mitfpelers wieren man mihr halw bi de Sak, fei horchten ok up den Ollen finen Gefang. „Na, Kinnings, wili’n wi fpelen oder nich!“ rep de Minfch endlich ut, de woll gor kein mufikalifch Gefäuhl hewwen müggt. „Tauhüren“, fäden de annern. Un ok ehr Spill blew liggen. — De oll Snidergefell hadd eben en fchönes Led tau End’ fungen un feg etwas angrepen ut. „Dat war dat letzte, wat ick noch weiß,“ fäd hei, „mehr kann ich nich zum beften geben.“ „Sei hewwen uns ’ne Freud’ makt“, repen de Gäft. — „Un wat for hübfehe Leder!“ fäd de Wärt. — „Sei hewwen noch ’ne fihr fchöne Stimm!“ rep en anner. Un de oll Mann, den fei vorher all nich recht för vull nahmen hadden, wier in Anfeihn liegen. Dit würd’jo nu woll den Gräunfnabel an den letzten Kortendifdi ärgern, un üm tau wiefen, dat hei nah fine Meinung ok fingen künn, füng hei an, Flotow fin Oper tau verhunzen, un brüllte los: „Mar —tha, Mar —tha, du entfehwan — deft — Mit enen Ruck un enen wütigen Blick dreiht fick de Oll nah den Sänger üm, grep hallig nah Haut un Stock un lep ut de Dör. En beten verwunnert keken em de Gäft nah, un de Wirt fäd tau den jungen Gefellen: „Sei hewwen den Ollen verdrewen. So’11 flichten Gefang müggt hei woll nich hüren.“ * En por Dag fpäder kem de oll Snidergefell taum irften Mal nich up den Klockenflag loß des Morgens in de W r erkftatt von finen Meifter. De wunnerte fick doraewer, dachte aewer, de eil Mann ded woll ok enmal tau lang flapen, un let em liggen. As hei aewer nah twei Stun’n noch nich dor wier, güng de Meifter nah dat lütt Stüwken ’ruppe, wat de Oll bewahnte. — De leg ftill un ftiew in fin Bett, dat fmalle olle Geficht wier infollen, aewer ganz taufreden feg dat ut — fo as wenn ener nah lange Unrauh endlich den Freden un de Hartensrauh funnen hadd. De Dokter würd halt, un de fäd: „Ein fchöner Tod — — von einem Schlaf in den ewigen hinüber gegangen. Herzfchlag!“ — Sin beten Habfeligkeiten würden, nahdem hei begrawen wier, an ’ne Swefterdochter von den Ollen, de in Anklam wähnte, fchickt. De Adreß von diffe Dam fünn fick in en por Breiw’, de in en olle leddem Breiwtafch wieren, de in den Ollen fin Kuffer leg. Aewer ganz unnen in denKuffer fünnen deLüd’ noch wat: en olleStettiner Zeitung von achteihnhunnertdörtig, de all muchlig rök. Man wull fei all in’n Aben Hecken, as den Meifter fin Ogen up en Stell in de Zeitung föllen un hei ganz verfiehrt vörlefte: „Heute früh fand die Hinrichtung des Dienftmädchens Martha Hiller ftatt, die vor Jahresfrift ihre Dienftherrin aus Rache vergiftete. Der Bräutigam des Mädchens, der Schneidergefelle Amandus Tefchner, der die Untat feiner Braut kaum hatte glauben wollen, wurde heute abend, wie wir hören, geifteskrank ins Irrenhaus eingeliefert.“ Für eine Mark Monatsbeitrag erhalten Sie von der Büchergilde Gutenberg jährlich vier Bücher nach eigner Wahl 11
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder