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Das Schiff
- Bandzählung
- 1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-26.1929
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19290000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 3, März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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DAS SCHIFF BEIBLATT DER TYPOGRAPHISCHEN MITTEILUNGEN DRITTES HEFT / BERLIN, MÄRZ 1929 • SCHRIFTLEITUNG: ERNST PRECZANG, BERLIN SW61, DREIBUNDSTRASSE 9 Cag i)es Buches m 23. März, dem Todestage Goethes, follen wir ihn be gehen, den »Tag des deut- fchenBuches« — undeskann gar nicht anders fein, als daß wir, die »Techniker« des Bu ches, dabei in der vorderften Reihe zu flehen haben. Was die Erfindung Gutenbergs für das Buch, für die Verbreitung geiftigen Lebens, für die Kultur des Volkes zu bedeuten hatte und hat, liegt fo klar zutage, daß niemand darüber im Zweifel fein kann. Aber es ift nicht nur die enge technifche Verbun denheit unfers Berufes mit dem Buch, das uns zu fiarker Anteilnahme an diefer Veranftaltung zwingt. Auch das Bewußtfein, Pioniere im geiftigen, im kulturellen Fort- fchritt der Arbeiterklaffe zu fein, mahnt uns, auch bei diefer Gelegenheit unfern Mann zu ftellen und nicht nur dem Buche im allgemeinen, fondern befonders auch dem Buche des Arbeiters, des Proletariers, das Feld zu be reiten. Wir wollen nicht nur »Hände« fein! Wir wollen nicht nur den Geift materialifieren, der uns in Geftalt von Manufkripten an den Setzkaften bannt und den Drucker in Bewegung fetzt, ohne nach unferm eigenen inneren Leben zu fragen. Wir wollen uns nicht dar an genügen laffen, acht Stunden des Tages mechanifch einem fremden, einem oft uns fogar feindlichen Geilte zu dienen, weil wirtfchaftliche Machtverhältniffe uns dazu zwingen — wir wollen unfer eigenes Menfchtum betonen, indem wir den Büchern, die aus unferm Geift heraus entftanden, jene Wege bahnen, die zu frucht barem Wirken in aufnahmebereiten Seelen führen. Der »Tag des deutfchen Buches« foll nach dem löblichen Willen feiner Veranftalter der geiftigen Verflachung des Volkes entgegenwirken; er foll »ge wiffen ungeiftigen Ausfchreitungen und Erfcheinungen auf dem Gebiete des Sports und des Filmwefens durch Stärkung der geiftigen Kultur begegnen«. Das kann natürlich nur da durch gefchehen, daß dem guten, dem wertvollen Buche wieder größere Verbreitung und Geltung verfchafft wird. Es hieße den Kopf in den Sand flecken, wenn wir nicht fehen wollten, daß die »geiftige Verflachung« Geh auch auf beträchtliche Teile der Arbeiterfchaft erftreckt, und daß es auch unter den »Technikern« des Buches noch eine ganze Reihe von Menfdien gibt, die weiter keine Beziehung zum Buche haben, als daß fie es eben fetzen oder drucken. Diefe Tatfache der immer noch weit verbreiteten geiftigen Abftinenz, daneben die vielfache Beliebtheit armfeliger Schundliteratur auch unter dem Proletariat erweifen Geh nicht nur als kulturelle Mängel, fie find auch fchwereHemmniffe im politifchen und wirt- fchaftlichen Befreiungskämpfe der Arbeiterfchaft. Nur eine felbftändig denkende, geiftig hochftehende, durch kultivierte Volksmehrheit wird die Umwandlung des kapitaliftifchen Gefellfchaftsfyftems in ein fozialifiertes Gemeinwefen erreichen, ausbauen und fefthalten kön nen. Der Wege zur Kultur gibt es viele. Zum wichtigften, bedeutfamften Mittel wurde das Buch; denn es fleht dem Geifthungrigen zu jeder Stunde bereit. Ob Tag oder Nacht — du brauchft es nur vom Brett zu nehmen, und esgibt dir, wonach du verlangft. Die innere Bereicherung, die uns jedes gute Buch verfchafft, wirkt fich - oft un bewußt — in Wefen und Taten des Lefenden und Ler nenden aus. Sitzen wir Buchdrucker nicht an der Quelle? Schon unfre Tätigkeit verbindet uns, wie gefagt, leicht mit dem Buch. Und unfer Bildungsverband hat für alle eine Brücke zum Buch gefchlagen, die doch wahrlich bequem zu begehen ift: er fchuf die Büchergilde Guten berg. Sie hat in gut vier Jahren mehr als fiebzig Werke herausgegeben und nahezu fechzigtaufend Bücher freunde in fich vereint. Nicht nur Buchdrucker. Etwa die Hälfte der organiGerten Kollegen Deutfchlands ge hört ihr an. Etwa jeder zweite Mann ift noch zu gewinnen! Wäre es nicht eine fchöne Aufgabe für den »Tag des Buches«, diefe »zweiten Männer« einzureihen in die große Kulturgemeinfchaft der Werktätigen, die aus dem erobernden Geifte der Arbeiterfchaft geboren wurde und freudevoll weiterftrebt, dem Arbeiter das Buch des Arbeiters zu geben? Denn darauf kommt es an: daß wir unfer Buch erhalten, und daß auch der »Tag des Buches« durchftrömt werde von dem Geiftwillen der Klaffe, die um die Gegenwart kämpft und mit allen Kräften an der Zukunft baut. Brot! ist unfer Ruf im gewerkfchaftlichen Kampfe. Brot und Muße und Recht! Aber wer darf fich feiner leiblichen Sattheit freuen, wenn fein geiftiges, fein feelifches Leben in den Niederungen gefühls- und gedankenarmer Alltäglichkeit dahinvegetiert und die höchften, die geiftigen Freuden meidet? Diefe Verede lung der Freude will der Tag des Budies. Und nichts anderes will die Büchergilde Gutenberg, die heute auch den letzten ruft.
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