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Das Schiff
- Bandzählung
- 1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Signatur
- Z. 4. 6055-26.1929
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19290000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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DAS SCHIFF BEIBLATT DER TYPOGRAPHISCHEN MITTEILUNGEN / HEFT 4 / APRIL 1929 SCHRIFTLEITUNG: ERNST PRECZANG / BERLIN SW 61 / DREIBUNDSTRASSE 9 ARBEITERBILDUNG UND LITERATUR • DRITTER TEIL VON KARL SCHRÖDER, BERLIN Von Beginn ihrer Organifierung an — das ift in Deutfch- land, wenn auch im kleinften Maßflab, feit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts der Fall — hat die Arbeiter klaffe Verfudie gemacht, ihre Mitglieder in befonderer, klaffenbedingter Weife zu bilden und zu erziehen. In erfler Linie war und bleibt diefe Bildung — mit Recht — eine praktifche Erziehung. Das heißt: die Praxis des Kampfes um die Befreiung der Arbeit muß begriffen werden und umgekehrt aus ihr heraus erweitertes Klaffenbewußtfein entfchleiert werden. Hierbei ift es natürlich, daß die hinzutretende theoretifche Schulung wefentlich rein politifchen, ökonomifchen und hiftori- fchen Charakters ift. (Politifch ift hier im engern Sinne gemeint; im weitern Sinne des Worts ift alles, was die auffteigende Klaffe handelt, politifch.) Lebhaftes Bildungsbedürfnis und lebhaftere Befriedi- gungdiefesBedürfniffes-nun fchon auf breiterer Grund lage — beobachten wir in den fechziger Jahren des Jahrhunderts. In diefer Epoche, in der auch noch das Bürgertum, 1848 betrogen, um feine politifche Macht- ftellung ringt, in diefer fogenannten liberalen Ara, find auch zahlreicheVerfuche gemacht worden, die Arbeiter- fchaft mit bürgerlich-liberaler Bildung zu füllen. Seit den siebziger Jahren, nachdem das Bürgertum reichsfromm geworden war, hören diefeVerfuche mehr und mehr auf oder nehmen den Charakter an, den Sozialismus in das Gefüge der Nation als Schickfalsgemeinfchaft einzu gliedern. Die Volkshochfchulen der fpäteren und auch heutigen Zeit fußen — wenn auch felbftverftändlich in etwas veränderter Weife nach dem endgültigen Sieg des Bürgertums 1919 — im ganzen auf diefem Fundament. Es find Verfchleierungsverfuche: hinwegzutäufchen über die wachfendeVerfchärfung der Klaffengegenfätze. In den achtziger Jahren, zur Zeit der Zuchthausgefetze, warfürErziehungs-undBildungsfragenimengernSinne kaum noch Raum. Die Praxis allein fpricht; dazu eine illegale Preffe, Zeitungen, Flugblätter, kleine Brofchüren. Als dann aber in den neunziger Jahren der Bann ge brochenwird, die Zahlen der Organifierten allmählich in die Hunderttaufende wachfen, als der Aufgabenkreis der Partei undGewerkfchaftenfich von felbft erweiterte, als aus den Reihen der Sozialiften felbft derWunfch nach grundlegender Schulung immer dringender wird, und als ficli auf den verfchiedenften Gebieten Äußerungen eines allem bürgerlichen Geilt und Handeln entgegen gefetzten Eigenlebens der Arbeiterklaffe zeigen; als die Frage der Bildung des eignen Nachwuchfes zum wefent- lichen Problem wird, da beginnen die Organifationen der Arbeiter eine Bildungs- und Erziehungsbewegung auf breiter Grundlage zu fchaffen. Nach den Erfahrungen, die dann im Kriege und vor allem nach dem Kriege gemacht wurden, hat diefe, heute meiftens »Kulturbewegung« genannte, fozialiftifche Bil dungsbewegung einen noch wefentlich vertiefteren und verbreiterten Charakter angenommen. Man ftand vor der Beantwortung der Frage: Warum war es nicht mög lich, bei einer fo gewaltigen zahlenmäßigen Stärke der Arbeiterklaffe — rund 20 Millionen in Deutfdiland, da von 14 Millionen Induftrieproletarier — die Macht zu erobern? Die Antwort darauf hat — wenn man auf das Wefentliche nur lieht — in allen Teilen der Arbeiter- fchaft gleich gelautet: Es lag am mangelnden Klaffen bewußtfein. Die Entwicklung des Klaffenbewußtfeins, feine Umfetzung in Taten und zugleich nicht mehr die bloße agitatorifche Erziehung zum Klaffenkampf, fon- dern die aus der Praxis heraus zu löfende Klarheit: die Erziehung im Klaffenkampf lieht im Vordergrund. Damit wurde auf der einen Seite die ungeheure und ungeheuerliche, direkte und indirekte Beeinfluffung der Arbeiter durch die fie umgebende kapitaliftifche Welt in helles Licht gerückt; auf der andern Seite wurde offen bar, daß die Erziehung und Bildung einer unter folchen Verhältniffen kämpfenden Klaffe vom gefamten Um kreis des Lebens diefer Klaffe in der Gefellfchaft aus in Angriff genommen werden muß. Alfo nicht nur hifto- rifch-ökonomifche Schulung für den engern politifchen Zweck, fondern ebenfogut —umnurBeifpielezunennen: die Jugenderziehung von Kindheit an; die körperliche Erziehung; Spiele und Feiern ufw.; alles das, was man unter dem Namen »Kultur« zufammenzufaffen gewohnt ift. Hier aber wäre es fehr verhängnisvoll — diefe Ge fahr ift ftets dringend —, von feiten der Arbeiterklaffe aus die Einzelgebiete zu verfelbftändigen, fie nicht eng- ftens einzuordnen der Praxis und Theorie der Gefamt- bildung; fie nicht mit dem Geift des ganzen Eigenfeins der Klaffe zu erfüllen. Es kann dann fehr leicht dahin
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