* | MM; ■'. '..’UQfHMMMMitj |Mj||nMMH 4 4 4 1- Bildfatz von Hellmut Weißenborn in Leipzig auch bringen nicht immer Vielheit und Kompliziertheit der Elemente eine formale Steigerung mit fich. Wenn anfangs gefagt wurde, daß der Entwurf fchon im Sinne des typo- graphifchen Materials abgefaßt fein muß, fo foll das nicht ausfchließen, daß fich das erftgewollte Bild nicht noch während der Arbeit am Setz- kaften verändern dürfe. Die Vielgeftaltigkeit des Materials ift außer ordentlich groß, und immer und immer wieder laffen fich neuartige Kom- pofitionen zufammenftellen, felbft wenn man längft geglaubt hatte, die Grenzen der Variationsmöglichkeit überfchritten zu haben. Das Arbeiten mit dem Material felbft ift der befte Helfer; es bringt neue Anregung und belebt die Phantafie, falls fie zu ermüden drohte. Vergeffen wir jedoch zum Schluß nicht, auch die Grenzen diefer Arbeits weife zu erkennen, und überfchätzen wir nicht ihre praktifche Bedeutung. Bleiben wir uns bewußt, daß das Typenbild vorwiegend dekorativ und nicht illuftrativ eingeftellt fein muß. Im Zufammenklang mit der Schrift, beim Plakat, Inferat und im Buchfchmuck können treffliche Löfungen gefunden werden, die auch in der Praxis von Bedeutung find. Verfuchen wir jedoch die Intimität unfrer Arbeit zu bewahren und nicht in Gebiete einzudringen, die andern Techniken gehören. Hellmut Weißenborn, Leipzig (Zu diefem Thema laffen wir noch einige Zeilen eines Kollegen folgen, die fich mit den Ausführungen des »Maler-Schriftftellers« Rudolf Engel- Hardt in der »Zeitfchrift« befaffen. Die Schriftleitung.) In einem Auffatz: »Elementare Typographie heute — was morgen?« (»Zeitfchrift« Nr. 35) find die Worte zu lefen: »Der Formenfchatz der elementaren Typographie: Grotesk, Linie, geometrifche Fläche, ift fehr bald erfchöpft; die ganze Richtung ift gedankenarm, verftandeskühl, in haltsleer. Die Erftarrung in einem ungewollten Schematismus ift heute bereits eingetreten. Die Setzer verliehen ganz einfach die neuen Abfichten nicht und huldigen einem Formalismus, der fich in der Nachäffung einiger Äußerlichkeiten erfchöpft. Auch fehlen die Meifterleiftungen, die auch der Bewunderung fpäterer Zeiten lieber find. Der grundfätzliche Fehlfchlag liegt in der falfchen Einftellung. Die Funktion der Druckfache ift nicht allein jene, gelefen zu werden, denn dann genügte fchließlich die Schrift allein, und jede Linie wäre überflüffig. Die Druckfache hat hingegen oft die Aufgabe, durch fich felbft Beachtung zu finden; dazu bedarf es des Bildes, der Farbe, des Schmuckes.« Dazu möchte ich bemerken, daß es nicht an dem Formenfchatz der elementaren Typographie liegt, wenn die Druckfachen nicht gut geftaltet werden. Auch im Bildfatz ift derfelbe elementare Formenfchatz zu finden, dem man doch angefichts der bisher in unfern »Typographifchen Mitteilungen« gezeigten Sätze einen eignen Reiz nicht abfprechen kann. Gewiß: reine elementareTypographie ift das nicht mehr, wenn man darunter ganz einfaches Arbeiten verlieht. Aber davon find wir in der Praxis doch fchon längft abgekommen, weil mit der betont einfachen Geftaltung, wie wir fie ja auch fchon in vielen fchönen Beifpielen in unfern »Typographifchen Mitteilungen« vorliegen hatten, eine befondere Raffineffe verbunden ift, die etwa verglichen werden kann mit einer auffallend hübfehen Frau, die fich abfichtlich ganz einfach, aber gediegen kleidet. Das ift doch auch das Wefentliche bei der neuen Satz- geftaltung: einfache, geometrifche Formen und werkgeredite Anwendung, darin follten die Erzeugniffe unfrer »Kunft« unter allen Umftänden Gipfel- leiftungen erreichen. Waldemar Woltersberg, Kötzf&ienbroda