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Die Entwurfstechnik
- Bandzählung
- 1933
- Erscheinungsdatum
- 1933
- Signatur
- Z. 4. 6055-30.1933
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512046972-193300002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512046972-19330000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512046972-19330000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Bandzählung
- 2, Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Die Entwurfstechnik
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Die Entwurfstedinilt aonnDOD Berufspädagogische Beilage zu den Typographischen Mitteilungen Februarheft 1933 Dieses ist die erste Übung unsers nun mehr beginnenden Lehrganges. Sie zeigt sich in aller Einfachheit und wird man chem geübten Zeichner ein geringschätzi ges Lächeln abnötigen. Sie ist aber bewußt an den Anfang gestellt, weil Sinn und Ziel richtung unsrer Arbeit mit ihr eindringlich umrissen werden sollen. Ein Reißbrett oder eine rechtwinklige Sperrholzplatte im ungefähren Format 50:35 cm muß zur Stelle sein. Ebenso ein für wenige Pfennige erhältliches Metallineal und ein kleiner Zelluloidwinkel. Ein Blatt Papier wird mit Reißbrettstiften rechtwinklig auf das Reiß brett geheftet und nun das obige Schema in vierfacher Größe, daß heißt doppelter Höhe, mit dem Bleistift sauber übertragen. Halt! Einige Schnellhasen haben nicht nur die Umrandung gezogen, sondern auch schon einen Teil der Linien nadi Augen maß (!) eingefügt. So geht das nun doch nicht. Die Räume müssen natürlich außer halb der Umrandung zunächst abgesteckt werden. Das macht man am vorteilhafte sten mit einem kleinen feststellbarenZirkel mit Schraubengewinde. Jetzt geht es schon besser. Keiner lasse sich diese notwendige Trainingsarbeit verdrießen. Das Hand gelenk wird allmählich locker, die Augen beginnen schärfer zu beobachten. Wir sehen auf dem Vorlagenbeispiel klar faßbare Raumunterschiede. Die Gesamt gruppe der Linien steht in der optischen Mitte. Der an Umfang größere Teil der weiten Linien ist durch einen klaren Zwischenraum von dem kleineren Teil der engen Linien getrennt. Straff ziehen die Linien quer über die Fläche, an beiden Außenseiten über die schmalen Weißkan ten hinweg Bindung suchend. Nun, war die Aufgabe wirklich so leicht ? Wir wollen prüfen. Die Aufgabe ist gut gelöst, wenn die Raumverhältnisse richtig getroffen sind und die Linienzwischenräume nicht nur genau abgesteckt wurden, sondern der Bleistift die feinen Zirkelpunkte durch eine sehr dünne, aber auf festem Fuße stehende Linie verbunden hat. Schlimm ist es aller dings um die Linien bestellt. Wie Pflug scharspuren ziehen sie über das Papier. Bei dem Bleistift übrigens kein Wunder. Fort mit ihm in die Westentasche. Unser Bleistift muß hart und scldank sein. Vor allem immer gut angespitzt. Einen Zenti meter etwa soll die Bleimine aus dem Holzgehäuse ragen. Neben dem Zeichen brett liegt ein kleines Stückchen feines Schmirgelpapier, mit dem die Spitze von Zeit zu Zeit in Ordnung gehalten wird. Zum Schutz der Spitze nach dem Gebrauch bediene man sich einer Metallhülse. Diese Angaben mögen zunächst genügen. Wie appetitlich wirkt es, wenn der fertige Ent wurf auf einem Papier steht, das nicht durch grobe Fingereindrücke malträtiert ist, und auf dem der Radiergummi mög lichst wenig inTätigkeit zu treten brauchte! Wohin nun mit dem Erstergebnis unsrer Versuche? Bitte, nicht in eine beliebige Schublade, sondern in die für diese und alle anderen Entwürfe bestimmte Mappe. Wir trennen uns von der ersten Aufgabe mit dem Vorsatz, uns in puncto Sauber keit bei allen zukünftigen Arbeiten nicht übertreffen zu lassen. Vom typographischen Entwerfer wird viel verlangt. Er soll nicht nur seine veränder- tenWerkgesetze kennen, sondern auch die der anderen Berufe. Zeitliche und vergan gene Formsprachen muß er zu deuten ver stehen. Für ihn besteht leicht die Gefahr der akademischen Beeinflussung. Biblio- phileWeisheit,historischeVerklammerung mit der vorwurfsvollen Gebärde: „Sieh, was haben wir verloren”, sowie das Blend werk der Reklame benebeln seine Denk- weise.Mit gesundem Empfinden und steter Beobachtungsbereitschaft findet sich leicht der rechte Weg auch ohne diese schmerz haften Belastungen. Schauen wir uns die vier untenstehenden Beispiele an. Wir sehen den gleichen Buchstaben in unter schiedlichem Raume. Versuchen wir es einmal mit einer bildlichen Erklärung. Im Beispiel 1 können wir an eine Miets kaserne denken. Wirtschaftlicher Eigen nutz beengte den Eintritt von Luft und Sonne gar zu sehr. Uber dem Ganzen liegt zerstreutes, ertrinkendes und darum grau dämmerndes Licht. Hier könnten wir weit ausholen. Menschliche Raffsucht, beson ders auchhäßlicheEitelkeit gehören eigent lich mit zum Bilde. Ferner vollgestopfte Inseratenseiten mit klobigen Schriftgraden und andere naheliegende berufliche Dinge. Aber wir wollen beim Hause bleiben. Hand ans Werk! Weg mit den angebauten Schup pen und Kehrichtecken. Herunter mit den lächerlichen Stuckornamenten derFassade aus glorreicher Zeit. Siehe da! Erstaunlich gewandelt grüßt uns dasHaus im nächsten Beispiel. Fast kennen wir es nicht wieder. Könnten wir doch so mandie sonstigen Fassaden auf diese Art abklopfen; das wäre ein Gewinn. — Die Großstadt wächst in das Grüne. Seht, wie die Häuschen an der Peripherie im Sonnenlichte strahlen! Eindrucksvoll wird die Helligkeit durch leichte und tiefe Schatten gesteigert. Bei spiel 3 hat unsere besondere Sympathie. - Wir leben nicht in Wölkenkuckucksheim und beugen uns gern einem notwendigen Zwange, vorausgesetzt daß er uns Raum zum Atmen läßt. Links vom Hause bleibt der Weitblick, die Erwartung. Ist es ein Schild mit der Aufschrift: „Hier ist ein Bauplatz zu vermieten”, dann beschere uns der Himmel einen guten Nachbarn. So könnte Beispiel 4 durch sparsame Bei gaben lebendigster Ausdruck unserer Zeit bleiben. — Diese einfachenübungen wollen wir jetzt mit Fleiß fortsetzen, und zwar in dreifacher Höhe. Zur weiteren Ergänzung unserer Materialien und Geräte benötigen wir mattes schwarzes Papier, eine kleine Schere und ein scharfes Messer oder eine Rasierklinge mit Halter. Außerdem eine Tube Klebstoff. Die eigene Phantasie soll jetzt inTätigkeit treten. Andere Buchstaben und Formen mit Rundungen und Schrä gungen bekommen ihren Platz. Das Zeich nen mitTusche oder Farben kann zunächst ganz wegfallen. Alle Formen sollen sauber ausgeschnitten und aufgeklebt werden. Vor der endgültigen Festlegung des Gesamt eindrucks wollen wir mit den Augen die einzelnen Fronten abtasten und prüfen. 4
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