lypographische Mitteilungen V tijpo 1 Zeitschrift des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker Berlin 30.Jahrgang Januar 1933 Ständige Beilagen Die EÜltWUrfstechnik Der Phototypograph Das Fachschulwesen Der Sprachwart Im Kampf um neue Gestaltungsfragen Der neue, dreißigste Jahrgang unserer „Typographischen Mitteilungen” beginnt mit einem inhaltsreichen Spezialheft, das durch die weiter unten näher gekennzeichneten Umstände erforderlich wurde. Die Leser der „Typographischen Mitteilungen” werden beim Studium desTextes erkennen, daß ihnen eine Fülle von Anregungen geboten wird, die nicht ohne merkbare Folgen für das berufliche Schaffen bleiben dürfte. Auch das neu eingeführte Kurzwort „Typo” imTitel der „Typographischen Mitteilungen”, für das sich die Kreisvorsitzenden in ihrer Mehrzahl entschieden, dürfte bei den Lesern keinen Widerspruch finden. Allezeit sind die „Typo” als offizielles Organ des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker ein treuer Vorkämpfer in der Bildungsarbeit der Gehilfenschaft gewesen. Sie werden es auch fernerhin sein: weniger zurückschauend, aber immer vorwärts weisend! Im Kampf um neue Gestaltungsfragen in der Typographie ist der Bildungsverband in seinen „Typogra phischen Mitteilungen” seit dem denkwürdigen Oktoberheft des Jahres 1925, in dem die Anfänge der elementaren Typo graphie gezeigt wurden, vorangegangen, und der Vorstand des Bildungsverbandes will auch jetzt wieder Führer sein, da sich die Meinung festzusetzen beginnt, daß die Typographie von heute auf einem toten Punkt angekommen sei. Deshalb entschloß er sich zu einer Umfrage, die folgende vier Fragen umfaßt: 1. Sind Sie der Auffassung, daß die sachliche typographische Gestaltung zum Stillstand gekommen ist? Wenn ja, auf welche Ursachen führen Sie diesen Stillstand zurück? 2. Wie sehen Sie die Weiterentwicklung der Typographie in bezug auf Form und Schrift? 3. Halten Sie die Grotesk als Schrift des modernen typographischen Ausdrucks für überwunden? 4. Glauben Sie an eine stärkere Anwendung der Fraktur in der kommenden Zeit? Der Vorstand des Bildungsverbandes wandte sich an hervorragende Fachgenossen: an führende Männer der Graphik, an Typogestalter, an Schriftkünstler, an Berufspädagogen, an Buchkünstler und an Akzidenzsetzer vom Kasten, um eine mög lichst erschöpfende Antwort auf diese vier Fragen zu erhalten. Sechsundfünfzig Aufforderungen ergingen an die Fachwelt und an ihre Freunde; fünfundvierzig Antworten auf die Umfrage sind ein Ergebnis, das erfreulich genannt werden darf. Einige Ablehnungen erfolgten aus den verschiedensten Gründen, darunter Verhinderung durch Krankheit, Bedenken wegen der Stellung der Betreffenden, Abneigung gegen das Eintreten in die öffentliche Diskussion über dieses Thema, grundsätzliche Gegnerschaft gegen theoretische Erörterungen über die Typographie und dergleichen mehr. Soweit Bedenken gegen die Diskussion zur ablehnenden Haltung führten, bedauern wir aufrichtig diesen Standpunkt. Gerade von einer aufrichtigen und mutigen Stellungnahme, von einem Bekenntnis zu irgendeiner „Richtung” in der Typographie ist eine wesentliche Befruchtung des typographischen Schaffens zu erhoffen; denn: Auf die Umfrage antworteten: Seite 2 4 5 6 6 8 8 9 10 10 Professor Moholy-Nagy, Berlin Seite 11 Fachoberlehrer Heinrich Schulze, Berlin 11 Oberstudiendirektor Paul Renner, München 11 Fachlehrer Heinrich Grote, Leipzig 12 Kollege Werner Köhler, Gießen 12 Professor Hugo Steiner-Prag, Leipzig 13 Kollege Wilhelm Lesemann, Bielefeld 13 Kollege Karl Rothe, Dresden 14 Kollege Ewald Rönisch, Görlitz 15 Professor Rudolf Koch, Offenbach a. M. 15 Kollege Josef Mueck, München Kollege Philipp Albinus, Frankfurt a. M. Kollege Alfred Adolf, Liegnitz Gewerbeoberlehrer Jakob Erbar, Köln Mergenthaler-Setzmaschinenfabrik, Berlin Kollege Anton Meder, Karlsruhe Kollege Otto Schwachenwalde. Stettin Kollege Richard Mahlo, Königsberg i. Pr. Schriftgießerei Ludwig & Mayer. Frankfuit a. M Kollege M.Heckmans. Aachen