Typographische Mitteilungen typ ii G Zeitschrift des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, Berlin 30. Jahrgang Juni 1933 Ständige Beilagen Die Entwurfstechnik Der Phototypograph Das Fachschulwesen Der Sprachwart „Die Hauptsache ist, daß man ein großes Wollen habe und Geschick und Beharrlichkeit besitze, es auszuführen; alles übrige ist gleichgültig.” Diese Worte Goethes sollten jedem, der an einem Lehrgang, ganz gleich welcher Art, teilnimmt, als Leitgedanke dienen. Be harrlichkeit und fester Wille sind eben die Dinge, die den nach Bildung strebenden Menschen zum Erfolg führen. Jeder Fortschritt im menschlichen Leben muß im harten Kampfe ums Dasein errungen werden. Arbeit für den Nehmenden, Arbeit für den Gebenden bedeutet stets die Durchführung eines Lehrganges; wenn die Teilnehmer bis zum Abschluß durch halten, werden sie einen Fortschritt für sich buchen können, und der Leiter hat in seiner Tätigkeit Befriedigung gefunden. Leider ist aber sehr häufig die betrübliche Tatsache festzustellen: Zu Beginn eines Lehrganges stürzen sich die Teilnehmer mit einem wahren Feuereifer in die Arbeit, der wirklich nachahmenswert wäre; doch mit der Zunahme der Schwierigkeiten läßt die Beharrlichkeit nach, bis zum Schluß nur noch ein kleines Häuflein Unentwegter durchhält. Für einen Lehrgang im Plattenschneiden, ganz gleich ob in Linol oder Blei, ist es gut, wenn die Teilnehmer über einige Übung im Zeichnen ver fügen; denn zum Plattenschneiden gehören nun einmal zeichnerische Fähigkeiten; je mehr man im Zeichnen geübt ist, desto besser ist man imstande, im Plattenschnitt Gutes zu leisten. Um den Lehrgang nicht langweilig zu gestalten, hat möglichst jeder Teilnehmer am Kursus ein anderes Motiv zu bearbeiten, das aber doch nach einer bestimmten Richtung gegliedert sein muß. Die in diesem Heft gezeigten Übungsbeispiele geben Arbeiten aus einem Lehrgang im Linolschneiden wieder, dessen Aufbau nachstehend beschrieben werden soll. Als erste Arbeiten wurden einfache geometrische Figuren gewählt, die ausschließlich aus geraden Linien bestanden. Zuerst zeigt sich bei den Kursusteilnehmern ganz selbstverständlich eine gewisse Unsicherheit in der Führung des Stichels. Aber eine Freude an diesen ersten Arbeiten wird deutlich erkennbar, wenn selbst den einfachen Arbeiten eine gewisse dekorative Wirkung gegeben wird, die durch Zuhilfenahme einer zweiten Farbe noch erheblich gesteigert werden kann. Die nächste Folge war dann der Übergang zur Kurve in der Form des Kreisbogens, der für die Kursusteilnehmer neue Schwierigkeiten brachte. Die Stichelführung verlangt jetzt eine schärfere Beobachtung, der Kreisbogen zwingt zur genaueren Arbeit. Aus den anfänglichen Flächenmustern werden später in sich abgeschlossene Ornamente entwickelt, die als neutrale Schmuck stücke für solche Drucksachen Verwendung finden können, die für die Kartonagenherstellung dienen. Die Seele des Buchdrucks ist und bleibt aber die Schrift. Es ist deshalb natürlich, daß das Schneiden von Schriftzeichen und -zeilen in ausgiebigem Maße geübt werden muß. Die leichteste Art, Schrift darzustellen, ist für den Plattenschneider die negative Schrift. Man beginne mit den einfachsten Schriftformen und gehe später zu den gotischen und lateinischen Schriften über. StfUUtt Inhalt dieses Heftes: Seite 1+G Aufruf Seite 160 Mein Zauberstab ... 1+7 Der Linolschnitt 161 Phototypograph 6 1+8 Der Erfinder des Linolschnittes 161 Aus alten Autotypien 150 „Tif”- Linolschnittmesser 162 Photomontage und Urheberrecht 150 Vorteilhaftes Bleischneiden 163 Entwurfstechnik 6 152 Beispiele mit Schnitten 165 Fachschulwesen 6 159 Verflachung der Typographie ? 167 Berichte aus den Ortsgruppen 160 Ausgleichen der Schriften 168 Eingänge und Besprechungen