Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-09
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint tätlich früh 6'/, Uhr. Ukdarlion und LrprdUion IohanneSgasse 8. AprrchlliinLrii -rr Urdartion: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- ü—6 Uhr. YVr di« NUSßad« em-elaadter Lsranuicrivt« macht fich dt« Ited«Uon nicht verbindlich. Annahme der für die nächstfolgende Nnmmrr brsttmiiiten Inserate au Wochentagen bi» 3 Uhr Nachmittags. aneann-nndFrstlagrnsrühbia' ,i)llhr. In drn /ilialeii fiir I»s.-^»iinl,mr: Otto Klemm ü Lortii». tAlsrcd Hahn), Univeristälsskraße I, Louis Lösche, Katharinenslr. 14 pari, und KönigSplatz 7, mir bis ' ,S ilhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AbonnementSprei- vierteljährlich 4>/, Mk. iacl. Brinqerlohn 5 Mk., durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegereinplar 10 Pf. Gebühren tür Extrabeilage» lin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Poslbetürderung 60 Mi. mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Grober« Schriften laut uns. Prei-verzeichniü. Tabellarischer». Zisfernsatz nach höherm Tarif. Nrclamrn unter demRedactionSstrich die 4aelpalt Zeile50Pl.,vordenFamtti«n Nachrichten die bgespalten« Zeile 40 Pf. Inserate sind stet- an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung praeullweraullo oder durch Post« Nachnahme. 282. Donnerstag den 9. October 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekaimtmachung. Nach dem Einkommensteuer-Gesetze vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungs-Verordnung vom l l. October desselben Jahres werden, aus Anlaß der Aufstellung des Einkommensteuer-Katasters für daS Jahr 1891, die Haus besitzer oder deren Stellvertreter hiermit anfgeforderl: die tbncr» bekändizzten H»nuölistenfvrn,ulnre nach Maßgabe der daraus ab^edructrc» Be stimmungen auSjusüUen und binnen 8 Tagen, van deren Behandigung ab gerechnet, bei Vermeidung einer iHeldstrafe blS zu 40 Mk., entweder persönlich oder durch Persvnen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu er lheilen vermögen, abzugebcu, und zwar: a. die HauSlisten aus dem Stadtbezirke Alt-Leipzig im Stadt hause, Obstmarkt, Erdgeschoß recht», b. die HauSlisten auS den Stadtbezirken Leipzig - Reudnitz, Leipzig-Anger-Croltendorf, Leipzig Thonberg und Leipzig-Neu- reudultz im Vathhause zu Leipzig-Neudnitz; o. marsdors; die HauSlisten aus dem Stadtbezirke Leipzig-Eutritzsch im dortigen Rathbause und e. die Hauslisten aus dem Stadtbezirke Leipzig-Gohlis im frühere«» Ge mein de amte daselbst. 28ir bemerken hierbei, daß daSKönig- liche Finanz Mini stertnm nach der Gene ralverordnung von, 24. Juni 1888 be stimmt Kat, daß zur Vermeidung dop pelter Aufführung von Bewohnern, sowie der LLeglassung von Personen, welche nach den bestehenden Vorschriften in die HauSlisten auszunehmen sind, die Ausfüllung der HauSlisten In» I-nutte »ach dem Stande am 12. October zu geschehen hat. ES können deshalb Hauslisten vor dem 12, October unter keinen Umständen angenvmmeu werden. Ferner ist in obenerwähnter General verordnung den Gemeindebehörden zur besonderen Pflicht gemacht, aus die Ein reichung der HauSlisten innerhalb der hierfür geordneten Frist zu bestehen und Fristüberschreitungen, soweit den säu mige «Hausbesitzer »nicht ge wichtige Ent schuldigungsgründe zurScite st eben, nach 8-71 deS Ein kv >n,»c niste uer Gesetzes mit Geldstrafe unnachsichtlich zu ahnden. Im Uebrigen wird auf 8 -K> de« angezogcncn Gesetzes, wonach sowohl der Besitzer eine« HauSgrund- stückS für die Lteuerbeträge, welche in Folge von ihm verschuldeter, unrichtiger oder unvollstän diger Angaben dem Staate entgehen, hastet, wie auch jedes Familienkanpt für die richtige Angabe aller zu seinem HnnSstande gehörigen, ein eigenes Einkommen habenden Personen, einschließlich der Astermiether und Schlafstellen micther, vcrnntwortlich ist, sowie daraus besonders bingcwiese», daß die auf der letzten Seile der Hauslisten formulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, bezw. dessen Stellvertreter «uterschriftlich zu vollziehen ist. Wenn Hausbesitzer oder deren Stellvertreter Hauslisten- sormulare nicht oder nur in unzureichender Zahl erhalten Haben, können dergleichen auf Verlangen an obengenannte» Geschäftsstellen in Empfang genommen werden. Leipzig, den 1. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Göhlitz. vermietiiullg. Die zeither an den König!. StaalSsiscuS zu Zwecken der Steuerrcgie und als Wohnung vermiethcten Räumlich keilen im ekemul. Frankfurter ThorhauS, Frank snrter Straße Nr 26, bestellend ans I zweifenstrigen Stube, Küche und Speisekammer im Erdgeschoß, sowie 2 zwei' fcnstrigen Stuben. I einfenstrigen Stube nnd 2 dergleichen Kammern im oberen Stockwerk nebst Boden, Keller und Holz- und Koblensllluxpen, mit einen, zugehörigen kleinen Garten sind vom I. Januar k. I. ab anderweit ;n verneicthe». Miclhgcsnclle werten RathhauS, l. Stockwerk, im Zimmer Nr. 8, rntgcgengcnoinmen, wo auch über die VermicthungS bedinaungcn das Nähere zu erfahren ist. Leipzig, den 4. October 1890. Der Rath der Stadt Laivzig. Ia. 6819. vr. Tröndlin. PUcker. Erledigt bat sich die unterin 26. Juli lausenden IahrcS erlassene Be kanntmachung, den Handarbeiter Georg Franz Wendt betreffend, durch dessen Gestellung. Leipzig, am 2. October >890. Der Rath der Stadt Leipzig. X. Ii. HI. 1204. Armcnamt. Ludwig-Wolf. Wendt Ae kliilickrm « Mi! ktr, Mn ek>'kk«!aisklii für üas 10. I»sa»terit-Ncgi»ient Nr. i:l4 «sl zu vcryclic» Offerten sin» a» vie Verwaltung Sco Cousum Verein ge nannten Regiments zu richten. Uicolaigkimnastum. In der Freitag, den 10. October. Vormittag« 9 ttkir statt,lildcuden feierlichen Einweisung de- Herrn Rector Professor vr. Otto Kämmet ladet im Namen de» Lehrerkollegium- hierdurch ergebenst ein Loarector Pros, ttebdarckt. Bekanntmachung. Die für die bevorstehenden Gemeindewahlen aufgestellte Wahl liste wird von Toiiiicrütag, 2. Oktober d. I. ab, 10 Tage lang in der Vorhalle der Synagoge zur Einsicht für die Gemciudemitglieder ansliegen. Innerhalb derselben Frist kann gegen die Ausnahme oder Weg lassung eines Namens schristlicher Einspruch bei dem Unterzeichneten Vorstände erhoben werden. Gemäß §. 54 der revidirten Gemeinde-Ordnung wird VorstehendeS hicrdurch bekannt gemacht. Leipzig, den 1. October 1890. Ter Vorstand der Israelitischen ReligtonSgemetnde z» Leipzig. Italien. Die Kundgebung in Florenz, welche gestern in Gegenwart ahlreicher Abgeordneter und Senatoren stattgefunden bat, ledcutct den Abschluß einer kritischen Periode, welche Italien G den schlimmsten seit den letzten 20 Iabren rechnen kann. aS gewann eine Zeit lang den Anschein, als ob die Regie rung Ruhe und Muße genug finden würde, um sich dem Ausbau der großentheils noch sehr unfertigen inneren Einrichtungen widmen zu können, beispielsweise dem Näuber- unwrscn in der Rvmagna und auf Sicilien den GarauS zu machen und die kläglichen socialen Verhältnisse in der Romagna zu verbessern. DaS war aber eine Täuschung, denn die Parteizustände sind der Art, daß sie die Auf merksamkeit der Regierung vorzugsweise und in einem Grade in Anspruch nehmen, welche eine systematische reformirende Tbätigkcit im Innern vorläufig noch unmöglich macht. Nickt» ist bezeichnender für die Sachlage in Italien, als die Entlassung des FinanzministcrS Seiömit Doda, welche dadurch nothwendig wurde, daß er sich einer irredentistischen Kundgebung gegenüber schweigend verhielt, welche sich bei einem Festmahl in Udine ereignete. DaS Mitglied einer Regierung, welche mit Oesterreich-Ungarn verbündet ist, litt cs, daß die Unverletzlichkeit des Gebietes der verbündeten Macht in seiner Gegenwart von italienischen Staatsbürgern in Frage gestellt wurde. Wenn ein Minister so wenig Ver ständnis; für die Pflichten hat, welche ihm seine Stellung auf- erlcgk, waS soll man dann von Leuten erwarten, für welche die Politik ein unlösbares Räthsel ist? WaS in diesem Augenblick über die Beziehungen der Dynastien Savoyen und Hohenzollern geschrieben wird, ist gänzlich wcrthlvS. Welcher urtheilSfähigc Mann bat jema.S daran aerweifelt, daß die Freundschaft König Humbert's und Kaiser Wilhelm'« nicht dem Wechsel politischer Strömungen unterworfen ist, sondern auf gegenseitiger persönlicher Wcrth- schätzung und auf der Gleichartigkeit der Interessen beruht? Dem entsprechend ist auch Kaiser Wilhelm bei seiner An wesenheit in Rom und Neapel auf das Herzlichste von der Bevölkerung begrüßt worden. In dieser Beziehung ist Alles in bester Ordnung, aber daS genügt in politischer Richtung nicht, dazu gehört Verständnis; der Mehrheit des Volkes und seiner Vertreter für die Aufgaben, deren Erfüllung von den übernommenen BundeSpflicbten untrennbar ist Die Italiener sind politisch vielfach so naiv, zu glauben, daß IrredentiSmns und glühende Freundschaft für Frankreich mit dem Drei bund vereinbar sind. Gehört doch sogar der General Mcnotti Garibaldi zur Zabl dieser Naive», der es fertig brachte, am Jahrestage der Einnahme Roms eine Rede zu halten mit einem Oberdank verherrlichenden Schlußworte, während er selbst zngestehl, daß eine irredcntistische Mehrheit als Wahl ergebnis; für Italien ein Unglück sein würde. Es ist über haupt eine weit verbreitete, aber darum nicht minder falsche Anffassnng von dem Beruf der Presse, daö, was ihr nicht ins Programm paßt, entweder todt zu schweigen oder schön u färben. DaS war daS Unglück der Franzosen, das; sic im jahre 1870 einer eitlen von Selbstüberschätzung überfließendcn Presse glaubte» und sich Hals über Kopf i» einen Krieg stürzten, der nach Lage der Verhältnisse für sie einen verbängnißvollcn Verlaus nehmen mußte. In Italien herrschen gegenwärtig geradezu unglaubliche Zustände. In der unmittelbaren Nähe Noms werden an gesehene Leute, welche eine Spazierfahrt machen, von Räubern überfallen, in Palermo bewahrt der Oberbürgermeister unter Zustimmung beS SchloschanptmannS daS königliche Schloß und benutzt die für das KLnigspaar bestimmten Gegenstände deS Inventars, in andern Gegenden Italiens halten Räuber banden ganze Gebiete in Schrecken, ohne daß es der be waffneten Macht gelingt, sie zu fangen. Dabei erbebt sich im ganzen Lande eine wüste irrctcntistische Agitation, in Verbindung mit Kundgebungen der Sympathie für Frank reich, dem man in Bezug a«F Elsaß-Lothringen die gleiche Rolle zutheilt, die Italien Triest und Trient gegenüber rufallc. In Neapel wird ein Kloster entdeckt, in welchem siw 26 Nonnen im Zustande höchster Verwahrlosung vorsindcn, unv man nimmt nicht mir Unrecht an, daß diese Stätte des finstersten Fanatismus nicht die einzige ist, welche in Italic» besteht. DaS gicbt ein Gesammtbild wirthschastlicker, politischer und religio)er Mißslände, welches zu ernsten Er wägungen aufforderl. Mcn erkennt daraus, daß 20 Jahre eine viel zu kurze Zeit sind, um ein durch lange Mißrcgierung verdorbenes Volk auf den rechten Weg zurückzusiibrcn, und man tbut wohl, eine Regierung, welche mit solchen Schwierig keiten zu kämpfen hat, aus >ede mögliche Weise in ibrcm Widerstande gegen anarchische Zustande zu unterstützen, andererseits aber auch ihre Energie zu den höchsten An slrengungen anzuregen. Oesterreich-Ungarn bat den guten Willen der italienischen Regierung, den Irrcdcntisten die Wege zu weisen, wohlwollend anerkannt, obwohl die Schließung der Oberdank- und Barsati- Vereine offenbar viel zu spät erfolgt ist DaS Princip, den Parteien in Italien volle Bewegungsfreiheit zu gestalten, bat sich nicht bewährt, CriSpi ist schon rum zweiten Mal genötbigt gewesen, gegen politische Vereine jckarf vorzuzehen. Sein erster Angriff galt den Friedensfreunden, der zweite den Irredentisten. Beide politische Mißbildungen sind der italienischen Regierung aber über den Kopf gewachsen, sie haben eine Bedeutung und einen Umsang gewönne», daß sic nur noch unter Aufbietung aller Kraft zu unterdrücken sind, Bestrebungen seien in Rohnstock Gegenstand der Erörterung gewesen und dabei habe man auf deutscher Seite die Ab tretung von Trient an Italien al« di-cutabel erklärt. Ersten hat Deutschland nicht de» mindesten Beruf, sich ungefragt in diese Oesterreich und Italien allein betreffende Angelegenheit zu mische», andererseits aber ist cs selbstverständlich, daß Deutschland, gefragt, sich stets unbedingt für die volle In tegrität des österreichisch-ungarischen Gebiet« erklären würde. Deutschland Kat aber ein großes Interesse daran, das; Italien in den Stand gesetzt werke, seine als Mitglied dcö Dreibundes übernommenen Verpflichtungen vollständig zu er füllen, und deshalb ist es Deutschlands Aufgabe, die italienische Regierung in ihrem Kampfe gegen innere nnd äußere Schwierigkeiten nach Kräften zu unterstützen. Die Reichsregierung ist nicht in der Lage, sich in die inneren Angelegenheiten Italiens zu mischen, sie kann höchstens, wenn sic um Natb gefragt wird, ihre Meinung sagen und die Mittel bezeichne», welche ihr zur Beseitigung von Mißständen wirksam erscheinen. Diese Rücksichten baden die Organe der öffentlichen Meinung »ichl zu nehmen, sic dürfen sich rückhaltlos über die wahre Sachlage äußern und dadurch Gelegenheit geben, die Sache am rechten Ende anzufasscn. Wenn uns Italien weniger nabe stände, dann könnten wir ihm schließlich die Ordnung seiner An gelegenheiten selbst überlassen und »nS auf den Standpunct stellen: WaS ist unS Heknba? Da aber Italien unser Ver bündeter ist, so »cbnicn wir lebendigen Anthcil an seinem Wohl und Wehe, wir wünschen schnlicbst, das; es EriSpi und seinen GesiiinungSgcnosscn gelingen möge, über alle Schwierig keiten zu triuinphiren und Italien im Innern und »ach außen so gut zu organisiren und so widerstandsfähig zu machen, wie es die vortrefflichen Anlagen seiner Bevölkerung und die reichen Hilfsquellen de« Lande« gestatten. Möge vom 8. October für Italien eine neue Aera der gesunde» Polin schcn Enlwickclnng und deS Wohlstandes anhebcn, das ist unser innigster Wunsch. * Leipzig, 9. Lctober. * Tie vor einiger Zeit von mehreren Blättern gebrachte Nachricht, daß der Senats-Präsident des ReichSacrichtS vr. Bingner zum Vorsitzenden der neu zu bildenden Commission für Feststellung deö Entwurfs eine« Bürgerlichen Gesetzbuchs auSersehcn sei, ist, nach der „National-Zeitung", unbegründet. Es wirb in dieser Be ziehung mit einem der obersten VcrwaltnngSbcainten deS Reich« verhandelt, welcher sich auch als Jurist großen An sehens erfreut. Indessen soll derselbe nicht geneigt sein, den Auftrag anzuuehmen. * Die Nachricht von dem bevorstehenden Rücktritt deS Herrn von Wedell-PicSdorf von seiner Stellung als Minister dcö kaiserlichen HanseS wird von der „.Kreuzzeitung" als „vollständig aus der Luft gegriffen" bezeichnet. DaS Gleiche hört die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" von anderer „bestnnterrichtetcr" Seite, „ans welcher inan cS »n- begreislick findet, daß eine derartige Lesart überhaupt in die Ocssentlichkeit gebracht werden konnte". * Die „Politische Corrcspondenz" veröffentlicht eine be- merkenSwerthe Zuschrift auS Berlin, in welcher die Versuche, zwischen Deutschland und Italien ll» frieden zu säen, als ebenso unbegründet bezeichnet werbe», wie die mißglückten Anstrengungen, während de« Besuche« unseres Kaisers in Rußland Oesterreich gegen Deutsch land mißtrauisch zu machen. Den Beweis dafür werde eine demnächstige Znsaiiimcntunsl dcö Herrn von Caprivi mit Herrn CriSpi erbringen. Die Zuschrift lautet: Auf die herzliche Begegnung der beiden Kaiser in Rohnstock ist der großartige Empfang Kaiser Wilhclm's in Wien gefolgt, in welchem man hier nicht den Beweis — eines solchen bedarf cs nicht — aber einen neuen Ausdruck dafür sieht, daß das deutsch-ösle» reichische Bündnis; wie in Deutschland, so auch in Oesterreich-Ungarn tief ins Bolksbewiißtsein cingedrungcn ist. Während des Besuche« des deutschen Kaisers in Narwa betrachteten eS die Feinde Deutsch- lands und OesierreichS-Ungarns, also die Feinde der Ruhe und des Frieden- in Europa, als ihre natürliche Ausgabe, diese» Anlaß zu benutzen, um durch allerlei Ausstreuungen Mißtrauen zwischen den beiden Verbündeten zu säen. Alle in dieser Beziehung lancirten Gerüchte sind verstummt angesichts des Händedruckes von Rohnstock nnd der enthusiastischen Freude, mit der die Be völkerung Wiens den deutschen Kaiser emviange» und die auch äußerlich eine» so in die Auge» springenden Ausdruck in der prächtigen AuSjcknpiickung von Oesterreichs Hauptstadt ge sunden hat. Nun muß Tcnienige», denen die Friedens-Allianz der drei Mächte ein Dorn im Auge ist, ein anderer Popanz dienen. Man macht sich an Italien, dem cinerseitS Mißtrauen gegen seine beiden Berbündeten eingcslvßt werde» soll, und daß andererseits io dargestellt wird, als ob es nur aus den Moment warte, wo es sich von der Tripel-Allianz iosmachen könne, um reumüthig in die Arme Frankreichs zu sinken. Wenn die Franzosen jetzt so viel von den französischen Sympathie» der Italiener zu erzählen wissen, so scheinen sic dcn Empfang Kaiser Wilhelm'« in Italien, in Rom und Neapel, und die jubelnden Zurufe vergessen zu haben, mit denen König Humbert und sein großer leitender Staatsmann in Berlin begrüßt worden sind. Für die Zukunftsmusik, zu welcher die französische Presse sich aus Anlaß von Berüssentlichnngen, wie die im „Figaro" ersolgtc, bcwogc» fühlt, hat man hier nur ein mit leidiges Lächeln; man Hot sich hier lediglich gewundert, unter dem langen Artikel deS „Figaro" nicht den Namen „Albert Milland" zu lesen. Daß Ilalien keine aggressiven Pläne gegen Frankreich hegt, bedarf ebensowenig der Versicherung, wie die fried lichen Absichten Teutichlands und Oesterreich-Ungarn-. Bei den Hetzereien, deren sich die französische Presse sorlwährend Italien gegenüber befleißigt, ist eS aber nur natürlich, wenn der leitende italienische Minister die Gelegenheit der Nnwcsenhcit eines franzö sischen Journalisten benutzt, um seine friedlichen Absichten wiederholt kundzuttun. Hier gönnt man dcn Franzosen das Capital, das sie aus Viesen Versicherungen schlagen, sowie das unschuldige Vergnügen, wenn sie sich den Anschein geben, als glaubten sic ernstlich, der er fahrene Diplomat Erispi würde eS durch den „Figaro" der Welt verkünden, wenn er eine fundamentale Acnderung der Stellung Italiens in der politischen Eonstellalion Europas beabsichtigte. Dies« Versuche, Mißtraue» zwilchen den Verbündeten zu säen, müsien ebenso wie die anläßlich der Narwa-Enlrcvue unternommenen rasch hinfällig werden, bald vielleicht gerade so, wie die letzteren vor aller Wett in einem „Händedruck" wenn auch nicht der Monarchen, so doch der beiden Staatsmänner, denen Deutschlands und Italiens Geschickt anvertraul sind. * Die in Brüsseler Blättern enthaltene Meldung, der luxemburgische Minister Vr Eyschcn sei ziim Herzog von Nassau nach Königstei», bezw. Franlsurt a. M. berufen worden, ist unrichtig. Der Herzog weilt zur Zeit a»f Schloß Hobcnburg in Bayern und wird die Initia tive in dieser Angelegenheit ebenso wenig ergreifen, wie er die« im vorigen Jahre gelhan hat, zumal da er, wie schon erwähnt, von der Regentschaft nichts wissen will. * Eine Mitteilung de- Wiener „Frcmdenblatte-" weist gegenüber allerlei ungerechtfertigten Deutungen, welchen sowohl inländische wie ausländische Blätter daS Nichterscheinen der laatlichc» Fniictionäre bei dem Empfange Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm in Wien unterziehen, auf die festen her kömmlichen Normen bin, welche für dcn ctikcttcnmäßigen Empfang bei solchen Anlässen bestehen. So sei eS beispiels weise in Oesterreich-Ungarn nicht üblich, daß sich bei Ankunft fremder Souveraine die Staatsfnnctionäre an dem Empfange auf dem Bahnhöfe betheiligten; eS erschienen vielmebr nur die Spitzen der OrtSvchörden. Die obersten ^os- und StaatSfniictionäre versammelten sich in der Hofburg, woselbst die Vorstellungen stattfänden. Damit sei cS aus reichend erklärt, daß weder die gemeinsamen, noch die übrigen Minister, noch der österreichische Botschafter Graf Szechcnyk sich am Bahnhöfe eiufanden. Da ferner Se. Majestät der deutsche Kaiser sich nur zwei Stunde» in Wien aufhielt und auch riese Zeit meist außerhalb der Hofburg zubrachtr, so cblte für einen besonderen Empfang der staatlichen Functionäre elbst die materielle Zeit; desbalb war auch weder ein be- onderer Empfang der gemeinsamen, noch der anderen Minister oder des Botschafters Szechcnyi in daö Programm ausgenommen. * Bei der Landtagswahl für den Großgrundbesitz in Niederösterreich sind inögesamml liberale Candidatcn gewählt worden. * Ter in russischer Sprache erscheinende ofsiciöse „Dnjewnik WarschawSki" meldet: Wir erfahren, daß der Herr Oberpolizeimeister, welcher beschlossen hat, nicht mit Polizeimaßregeln sich zu begnügen, um Unord nungen auf den Clraßen z» beseitigen, im vorigen Monat alle Warschauer Rabbiner vorgelade» und ihnen befohlen habe, von ibnen abhängige Maßregeln zu ergreifen, damit ihre Glaubens genossen sich anständig aufsiibrten. Dieser Tage wurde in den Synagogen Warschaus eine Bekanntinachung in jüdischer Schrift ansgehängt, die, wie es scheint, das Resultat jenes BesehtS des Herrn Oberpolizeimeistcrs ist. Diese charakteristische Be kanntmachung lautet in wortgetreuer Uebersetzung folgender maßen: „Tie Bücher der heiligen Sckirist, sowie unsere ver storbenen Weisen empfehlen uns wiederholt, eingedenk zu sein der Beobachtung der Sittsamkeitsgesetze. Leider aber vergessen viele unserer Glaubensgenossen diese Vorschriften, wodurch sie allen Hebräern großen Schaden verursachen könne». Der König Salomo» lebrt »nS: „Seid bemüht, die Liebe und Gunst Gottes, sowie der Mensche» zu gewinnen." Indessen finde» sich unter unS Menschen, die »ns in den Augen der Regierung nnd der Mitbürger mit Schande bedecke». In Erwägung denen hatten wir endeSunter- chriebene» Rabbiner der Warschauer jüdischen Gemeinde »S für unsere Pflicht, unseren Glaubensgenossen die Wichtigkeit der Beobach tung der Sittjamkeil in Erinnerung zu bringen, und sind überzeugt, daß Alle, denen die Ehre und das Wohl Israels tkeuer sind, unsere Worte zu Herzen nehmen werden, deren Zweck es ist, unsere Brüder vor jedem Bösen zu bewahren »nd sic ivürdig zu machen der An erkennung der Regierung und der Mitbürger. Biele von unseren Glaubensgenossen glauben, daß, wenn sie ihren Kindern die Thora zelehrt haben, sie ihre Pflicht hinsichtlich des jungen Geschlecht- chon vollständig gelhan baden Tic Vorschriften unserer Religion legen jedem Aaler die heilige Pflicht aus, seine Kinder in Gottes furcht und Sittsamkeit z» erziehen und die örtlichen Gebräuche zu beobachten. Jeder von »nS ist verpflichtet, Alles zu thun, ivas in seiner Macht liegt, daß daS heraiiwacissende Geschlecht wisse, wie es sich in seine» Beziehungen zu Meni'cyen, die mißerbaib seines elterlichen HanseS siehe», zu verbauen bade. Während dessen giebt eS Eller», die sich überhaupt nicht »m ihre Kinder kümmern, welche ohne Aussicht, müßig, besonders an Feierlagen, wen» sie von jeder Beichasizgung in der Schule oder der Werkstatt befreit sind, sich ans den Straßen »,»vertreibe». ES muß doch Jeder wissen. Laß inüßig sich umhertrcibeiide Kinder und ebenso Erwachsene, die sich unansländig aus der Straße anssübren, un« einen Schimpf an- thun, gegen uns Abgenciglheii. sowie Haß erregen. Es ist soweit gekommen, daß die Behörden u»? warnen, damit wir, um gefahr drohenden Folgen zu entgehen, ander« bandelten. Die Sithamkeit fordert auch von uns, dag Jeder nach Möglichkeit anständig gekleidet sei, besonders außerhalb des Hauses. Bei dieser Gelegcubeit bitten und warnen wir unsere Glaubensgenossen, daß sie am bevorstehenden Neujahrsfeste sich »ichl zur Abhaltung de« Gebets „Taschiich" an die User der Weichsel begeben möge», sondern diese Ceremonie zu Hause am Brunnen vollziehen, da die Wanderung zum Flosse rn Massen Unordnung Hervorrufen kann. Tie Aclteslen der Betbäuser sollen die Bekanntmachung an Sabbath- und Feiertagen dem Volke voriesen." Es folgen die Unterschriften. * Die Gesammtzahl der vrtbvdoren Klöster in Ruß land im Jahre l887 belief sisss nach bcm Bericht des Ober- procuralcrS des Hl. SynodS ans 670, von denen 460 Möncbs- nnd 202 Nonncnllöster waren. Zn de» Mönchsklöstern ge hören 60 bischöfliche Häuser, > Kathedrale» und 230 ctats- mäßige und l75 anßerctalsmäßige, von denen die ctatSmäßigen wieder in 7 nnmittclbar dem Hl. Synod unterstehende, 45 Klöster erster Elassc, 63 zweiter und I>5 dritter Elasse zer fallen. Die Zahl der Mouche betrug 6950 Personen, die der Nonnen 6289, die der männlichen Novizen 4711, der weib lichen 16 685. Die Gcsamintzabl aller zum Klosterstandc Gehörenden, sowie der sich znm Eintritt in denselben Vor bereitenden belief sich ans lI66l Persvnen männlichen und 22 974 weiblichen Geschleckt«, zusammen 34 635 Personen. * Die „KölnischeZeitung" bezeichnet in einen, Konstan tin opelcr Bericht da« Gerücht, der Großvezier bade dem Sultan dcn unbedingten Anschluß der Türkei an den Dreibund vorgeschlagen, für falsch. Der Sultan bade dem Großvczier vorgeworsc», seine Politik neige zu sehr dem Dreibund zu, während eS für die Türkei die richtige Politik sei, sich neutral zu verhalten und mit allen Mächten Freund schaft zu pflegen Der Großvczier erwiderte, er thcile ganz die Ansicht dcS Sultans, soweit es sich um Verträge und Abmachungen bandle; er balle cS ii» Leb-ii»intcresse der Türkei indessen für notbwcndig, das Wohlwollen derjenigen Mächte zn erhalten, auf deren Unterstützung die Türkei in erster Linie bei drohender Gesakr rechnen könne Dies seien die Ccntralmächte, zuvörderst England. Einige Vorgänge der letzten Jahre haben indes; die öffentliche Meinung England- ungünstig gegen die Türkei gestimmt. Falls der Türkei Gc- fabr drobe, würde cS dadurch der englischen Regierung un möglich werden, für die Türkei in Action zu treten, wodurch in der Hauptsache der Eintritt de« Dreibundes fast aus geschlossen sei. Der Großvezier habe im Anschluß an diese Ausstellung dem Sultan Vorschläge unterbreitet, welche geeignet seien, jenen Gefahren vorzubeugcn. * Wie „Daily News" erfahren, soll der russische Bot schafter Nelidow demnächst nach Kvnstantiuopcl zurückkchren, um der Pscrte eine energische Note, betreffend Armenien, zu überreichen. Tie russische Negierung soll beabsichtigen, einen Erlaß zu publiciren, wonach türkische Armenier paßfrei in russischem Gebiete zugclasse» werte» sollen. * AuS Paris, 7. Oktober, wird berichtet: Die Einnahmen an indirecten Steuern und Monopolen im Monat September ergaben 4 500 000 FrcS. mehr als im Budget veranschlagt l jl L, 'ß ^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite