Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-12
- Monat1890-10
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1890
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Nrdartion und Lrprdtttou Johannesgass« 8. APrkchÜnildrn drr Nrdaction: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« ö—6 Uhr. >>e m «NUI»»te „»»elandler M»«u>crt»I» »ach« «ch du »ich« -rr»»»l>ch. Annahme her für hte nSchftfalgrnhe Nummer bestimmten Inserate an Wachciitagen bi« L Uhr Nachmittag«, an kann- »nv Arsttagen früh bi« /,V Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Ännalsme: Ott« Klemm « Sartim. tAlfrrh Hahn), UniversitätSskraß« 1, L-ut« Lüsche, Katharinens». II pari, unb König-Platz 7, nur bi« '/,S Uhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A-otrnemeutSpreiS vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Bringerloha 5 Mk., Larch dt« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 PH Belegexemplar 10 Pf. Gebühren tür Extrabell agea tia Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesördernug 60 Mk. Mit Poftbesörderung 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. «rohere Schriften laut uns. PretSverzrichniß. Tabellarischer a. Ziffernlatz nach höhen» Tarif. Nrclamen unter dem Redactioa«strich dl« «gespalt. Z«ile50Ps.,vor denFamlliennachrichtra die 6gespalten« Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet« au die Erprditton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung pruenuinsraocto oder durch Post» Nachnahme. 285. Sonntag den 12. October 1890. 8t. Jahrgang. der dazu Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach dem Einkommensteuer-Gesetze vom 2. Juli 1878 und gehörigen Ausführungs-Verordnung vom 11. October desselben Jahre« werden, au« Anlaß drr Aufstellung de« Einkommensteuer-Kataster« für da« Jahr 1891, die Haus besitzer ober deren Stellvertreter hiermit aufgefordert: die ihnen behäudigten HanSlistenformulare nach Maßgabe der darauf abgedruckten Be stimmungen auSzufüllen und binnen 8 Tagen, von deren Behändiaung ab gerechnet, bei Vermeidung einer Geldstrafe bi- zu SO Mk., entweder persönlich oder durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu er- thetlea vermögen, abzugeben, und zwar: ». die HauSlisten au« dem Stadtbezirke Alt-Leipzig im Ttadt- hause, Obstmarkt, Erdgeschoß recht-; d. dic Hau-listcu an« den Stadtbezirken Leipzig - Reudnitz, Lcipzig-Auger-Eroltendorf, Leipzig-Thonberg und Leipzig-Neu- rcndnitz im Stathhause zu Leipzig-Reudnitz; v. die HauSlisten aus de» Stadtbezirken Leipzig»Neustadt, Leipzig-Neuschönefeld, Leipzig - BolkmarSdorf und Leipzia- Sellcrhausen im Rathhaus« j« Letpjig-Bvlr- mar-dors; ck. die HauSlisten au« dem Stadtbezirk« Leipzig-Eutritzsch im dortigen Rathhause und ». die HauSlisten aus dem Stadtbezirke Leipzig-Gohli- im früheren Gemeindeamt« daselbst. Wir bemerken hierbei, daß daSKöntg« liche Finanz-Ministerium nach der Gene« ralverord nung vom 2S. Juni 1888 be stimmt hat, daß zur Vermeidung dop pelter Ausführung von Bewvynern, sowie der Weglassung von Personen, welche nach den bestehenden Vorschriften i n die HauSlisten anszunehmen sind, die Ausfüllung der HauSlisten im xniinvi» nach dem Stand« am 12. October ru aescheben bat. ES können deshalb Hauslisten dem 12. Oktober unter keinen Umstände« angenommen werden. ferner ist in obenerwähnter General- Verordnung den Gemeindebehörden zur besonderen Pflicht gemacht, aus die Ein reichung der HauSlisten innerhalb der hierfür geordneten Frist zu bestehen und Fristüberschreitungen, soweit den säu- migenHauSbefitzernntchtgewichtigeEnt- schuldtgungSgründezurSeite stehen, nach tz 71 deS Einkommensteuer-Gesetzes mit Geldstrafe annachfichtltch zu ahnden. Im Uebrigen wird auf b. 35 des angezogenen Gesetzes, wonach sowohl der Besitzer eines HauSgrund- stückS für die Stenerbeträge, welche in Folge von ihm verschuldeter, unrichtiger oder unvollstän diger Angaben dem Staate entgehen, hastet, wie auch iedeS Famtlienhaupt für die richtige Angabe aller zu seine« HauSstande ««hörigen, ein eigenes Einkommen habende» Personen, einschließlich der Astermiether und Schlafstellen« miether, verantwortlich ist, sowie darauf besonder- bingewieseu, daß die auf der letzten Seite der HauSlisten- formularc befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, l-czw. dessen Stellvertreter «nterfchrtstltch zu vollzieh«» ist. Wenn Hausbesitzer oder deren Stellvertreter HauSiisten- formulare nicht oder nur in unzureichender Zahl erhalten haben, können dergleichen auf Verlangen an obengenannten Geschäftsstellen in Empfang genommen werden. Leipzig, den 1. October 1890. Der Rath der Stadt Letpjlg. vr. Georgi. Gbhlitz. s Bekanntmachung. In neuerer Zeit sind wiederholt pneumatische Bierdruck- apparate von Gast- und Schankwirthen in Betrieb gesetzt, beziehentlich Veränderungen in dem Betriebe derartiger Apparate vorgenommen worden, ohne daß hiervon eine Än- eige an uns erstattet worden ist. Da hierdurch die AuS- iihrung der erforderlichen Ueberwachung der pneumatischen Bierdruckapparatc erschwert wird, so bringen wir die Be stimmung in Erinnerung, daß 1) bei Ausstellung und vor Inbetriebsetzung eines pneu matischen BicrdruckapparatcS, sowie 2) bei Aenderungen deS Betriebe« an schon vorhandenen p»cu»iatischen Bierdruckapparaten jcdcömal bei Vermeidung der in tz. 12 deS Regulativ- vom 21. Juni >881, die Einrichtung und Reinhaltung der pneu- matisckcn Bierdruckapparate in Leipzig betreffend, gedachten Strafen rechtzeitig bei uns Anzeige zu erstatten ist, sowie daß die Inbetriebnahme eines neuen dergleichen Apparate« nicht eher erfolgen darf, als bis durch unseren verpflichteten Revisor die regulativmäßige Aufstellung deö Apparates fcstgestellt worbe» ist. Leipzig, den 4. October 1890. Der Rath der Stadt Leiv,tg. Vr. Tröndlin. Dietrich. Wohnungs-Vermiethung. In dem der Stadtgcmeinde Leipzig gehörigen Grundstück Drübl Rr. 30 ist in der 3 Etage eine Wohnung gegen clnhalbjälirliche Kündigung sofort ander- weit zn vermiethen. Mietbgesuche werden auf dem Rathhause, l. Etage, Zim Nr. 8 entgegen genommen. Leipzig, den 8. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». S899. vr. Georgi. Wagner. Geffentüche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den IS. Oktober 1800, Abends «'/» Uhr, t« Saal« der vormaligen HandelSbörse am Raschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht de- BerfassungSauSschusseS über die Eingabe deS Herrn Rechtsanwalt- Gustav Hofmanu wegen deS Verbot« der Sbuhne'schcn Rcibesitzbadcr. II. Bericht deS OekonomieauSsckmsseS über: ». ein Ab kommen mit den Schumaim'schen Erben wegen der Straßcnbrrstellung auf einem Tbeile der Riebeckstraße iu Leipzig-Reudnitzcr Mur; d. Räumung einer Strecke der Nietzschke i» Leipzig-Sellerhausen; o. einen Ver gleich mit der Wcstendbaugescllschast bezw. deren Auf traggebern, den vr. Heine'schen Erben, wegen einer Schleußenanlaae in der Plagwitzer Straße; III. Bericht de« SchulauSschusseS über: a. die Rechnung der beiden Fortbildungsschulen für Knaben, der Fort bildungsschule für Mädchen und der Bürger» und der BezirkSschuleu rc. auf das Jahr 1887; 1>. die Rechnung de-Realgymnasiums ans das Iabr 1883; c. die Rech nung über Einnahme und Ausgabe bei der Schulcassc zu Reudnitz auf 1888; «I. die Rechnung über die r'sche Stiftung für dic Gewerbeschule zu Leipzig >S J<' orner auf da« Jahr 1888. IV. Bericht des Schul- und BauauSschusscS über Auf stcllung eine- AbcssynierbrunnenS und Abdeckung de alten gemauerten Brunnens mit Eisen im Hofe der X. Bürgerschule in Leipzig-VolkmarSdorf. V. Bericht de« GaS- und OekonomieauSschuffe« über: n. Ausführung von GaSrobrlegungcn und Beleuchtungs anlagen in verschiedenen Straßen; d. Herstellung von Beleuchtungsanlagen an der Brau-, Lützow-, Mahl- mann-Straßenbrucke und der Spießbrücke. VI. Bericht de« GaSauSschusseS über Einführung der Gas beleuchtung in dic AmtSlocale deS ehem. Thonberger Gemeindehauses. Vv. Bericht des BauauSschusscS über a 13 verschiedene Abrechnungen über a conto Stammvcrmögen aus- aeführte WafferleitungSanlagcn: d. Instandsetzung der Blitzablciteranlage der XI. Bürgerschule in Leipzig» GohliS; c. Instandsetzung der Blitzaoleiteranlage der XII. Dezirküschulc zu Leipzig-Thonberg; ck. Instand setzung der Blitzablcitcraiilagc der XVI. Bczirkssckule in Letpzig-VolkmarSdorf: s. Instandsetzung der Blitz- ablcitcranlage der XX. Bezirksschule in Leipzig-GobliS. Vlll. Bericht deö Bau-, Ockonomic- und FinanzauSscbusseS Lber: ». unentgeltliche Arealabtrctung an die Stadt zum Zwecke der Verbreiterung der Möckcrnschen Straße in Leipzig-Gohli«; Ii Entschädigung de« vom Grund stücke Nanstädler Stcinweg Nr. 25 zur Straße ab- zutrctendeu Areal«; c. Abrechnung über die im Iabrc 1887 in der Harkorlstraße auSgesübrten, einen weiteren Theil der Obstmarktrcgulirung bildenden Arbeiten; ck. einen ParcellirungSplan für die 5 zwischen Beethoven-, Mozart-, Schwägrichcn-Straße und Schleußigcr Weg gelegenen Baublocke. IX. Bericht des Bau» und OekonomieauSschusseS über Abänderung de« Bebauungsplanes Nr.Flur Leipzig-Anger-Crottendvrf betr. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die am 18. zum IS. vor. Monat» in der Gneisenau-, Gobltser, Pfaffen- dorser, Nordstratze und am Nordplatz, sowie vom IS. zum 2tt. September e. in der Gerberstraße und vom 2V. bi- mit 2tt. desselben MonatS in der Humboldt-, Lortzing-, Psaffendorser und Zöllner straße einquarliert gewesenen Truppen vom König!. 10. Infanterie-Regiment Rr. 134 kann in den nächsten Tagen bei unserem Quartier-Amte, Stadthaus, 3. Etage, Zimmer Nr. I43/l45, erhoben werden. Der den Quartierzettcl Bvnvciscnde gilt als zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 9. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. »ä XM. 11715. vr. Georgi. Lamprccht. Bekanntmachung. Dom Montag, den 13. dss. MtS. ab wird der vom Iahannapark-Fahrwege in der Nähe der Moscheleöstraßc abzweigendc und nach der Rennbahn führende Fahrweg wegen de- Baues der 2. südlichen Vorfluthschleußc auf die Dauer der Arbeiten für alle» Fahr- und Reitverkehr gesperrt. Leipzig, am 10. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 8512. vr. Georgi. Lcistner. Bekanntmachung. Don dem Unterzeichneten Armcnamte sollen Donnerstag, den 10. October d. I., Vormittag- von S Uhr an, im Stadthanse allhier, eine Partie Betten, Wäsche, Kleidungsstücke Möbel» HauS- «nd Küchengcräthe rc. öffentlich vcr steigert werden. Leipzig, am 10. October 1890. DaS Armenamt. ä. k. 446. Hentschel. Artus. Gewölbe-Bermiethung. Im städtischen Hausgrundstück ThomaSgäßchen Rr. 0 ist das links vom HauSeingange befindliche Verkauf» gewölbe mit einem daran anstoßenden kleinen Comptoir raum sofort gegen etnhalbjähritche Kündigung ander weit zu vermiethen. Mietbgesuche werden auf dem Rathbanse, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, enlgcgengenommeii, woselbst über die Ver- niietbiingSbedingungen und auch sonst Auskunft ertheilt wird. Leipzig, den 10. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 7236. vr. Georgi. Pücker. Bekanntmachung. Die Geschäftsstelle de« AichamteS bleibt wegen vor- zunehmendrr Reinigung Montag, den 13. October 18SV, geschlossen. Leipzig, am 2. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgü Freyberg. Bekanntmachung. Bertha Emma Arohne au- Hohenossig hat erstatteter Anzeige zufolg« ihr unterm 6. Juli 1882 in Srehausen ausgestelltes Dienst buch am 26. vorigen MonatS in der hiesigen Stadl verloren. Man bittet, da« Buch tm LusfindungSsalle bet der Unterzeichneten Behörde abzugeben. Leipzig, am 10. October 1890. La« Peltzeiamt der Ttadt Leipzig. V. 278. Bretschueider. Faldtx. Die Wirkungen von Lrispi's Nede. Vielleicht da- treffendste Urtheil über CriSpi'S Rede fällt das „Journal des D6balS*, welche« darin gipfelt, daß die Rede die politische Lage unverändert lasse und keinen An- haltSpunct zu Vorhersagunaen für die Zukunft biete. Immer hin hat Frankreich au« CriSpi'S Worten entnommen, daß die Freundschaft, welche Italien ihm eutgcgenbringt, nicht über höfliche Redensarten hinauSgeht und sich kaum jeinal« zu einem VerlragSverhältnisse gestalten wird. Die „Liberty ist so naiv, von Italien zu beanspruchen, daß eS präcise annehmbare Vorschläge mache, um seineu Freund schaft-Versicherungen für Frankreich einen Inhalt zu geben, und daß cS statt Interessenpolitik Principirnpolittt treiben solle. Da« Blatt hat nicht gesagt, was e« unter diesem Gegensätze versteht, aber es ist klar, daß eS den Anschluß Italien« au Frankreich al« Principienpolitik betrachtet. Natür lich rechnet die „LibertS" da« eifrige Werben Frankreichs um Rußland- Freundschaft auch unter die Principienpolitik. Mit solchen Schlagwortcn wird regelmäßig nur üble Laune und Verstimmung auSgedrückt, und eS ist den französischen Prcß- stimmen über dic Rede CriSpi'S durchweg anzumerken, daß sie in Frankreich verstimmt hat. Die Franzosen scheinen also wirklich geglaubt zu haben, daß hinter der Kundgebung von Toulon mehr zu suchen sei als der Wunsch Italiens, mit Frankreich in gutem Einverncbmen zu leben. In Oesterreich-Ungarn hat CriSpi'S Rede überall einen sehr guten Eindruck gemacht, aber aus den Aeußerungen der Presse ist zu entnehmen, daß man dort wirklich Befürchtungen gehegt hat wegen Italiens Absichten hinsichtlich des Drei- dundcS, dic „Neue Freie Presse" spricht sogar von Zweifeln, welche darüber bestanden, ob CriSpi »ach wie vor entschlossen sei, am Dreibünde fcstzuhalten, und findet die Lösung der Zweifel erst in der Florentiner Rede. Derartige Zweifel haben in Deutschland niemals bestanden, bei uns hat man auf die Mitlheilungen, welche CriSpi dem Milarbciler des „Figaro" gegenüber in den Mund gelegt worden sind, niemals Gewicht gelegt, man hat sie als da« ausgesaßt, was sie sind, als tendenziöse Verdrehungen thatsächlicher Angaben durch Erdichtung von Zusätzen, welche der Phantasie de- Interviewers entstammen. Man wußte in Deutschland stet«, daß Dynastie und Negierung in Italien mit unveränderter Gesinnung am Dreibund scsthalten, aber man fand cS unbe greiflich, daß die italienische Negierung der irrcdentistischcn Bcwcguiig so lange thatenloS gegenüber gestanden hat. Tie Wirkungen der Rede CriSpi'S zeigen sich zunächst im Auslande, und darauf war die Rede auch berechnet. Sie war eine mit großem Geräusch anackündigte und in Scene ge setzte Kundgebung für den Dreibund, die aber zugleich das Zugeständniß enthielt, daß für da- Ausland Grund vorhanden sei, den ernsten Willen Italien«, am Dreibund fcstzuhalten, in Zweifel zu ziehen. AuS der lärmenden Art, in welcher sich der JrredcntiSmuS an die Oesfentlichkcit drängte, war sowohl in Frankreich als in Oesterreich-Ungarn der Irrthum entstanden, daß dic Regierung dieses Treiben nicht ungern scye und daß sie mit Hilfe der irrcdcn» tistischen Bewegung vom Dreibund loSzukommen suche. Da ker die Enttäuschung, welche die Florentiner Rede in Frankreich hcrvorgebracht hat. In Oesterreich-Ungarn ist man in Regierungskreisen niemals der Meinung gewesen, daß in Italien ein Umschwung im Sinne eine« engen An schlusses an Frankreich bevorstebe, man wußte sehr Wohl, daß die italienische Regierung den Werth des Dreibundes kenne und die Mitgliedschaft daran nicht durch eine Politik der Vereinsamung oder der Unterordnung unter den Willen Frankreichs zu ersetzen strebe. Aber Oesterreich - Ungarn war durch da« übcrmüthige Auftreten der Irrcdciiiistcn verletzt und verlangte nach einer öffentlichen Darlegung der wahren Gesinnung der leitenden .Kreise Italiens. Diesem Verlangen hat CriSpi dnrch seine Rede in Florenz entsprochen, er hat Oesterreich - Ungarn das denkbar schmeichelhafteste Zcugniß als Vorkämpfer gegen de» Pan- ilawiSmnS ausgestellt und das Bündniß mit dieser Macht als eine unbedingte Nothwendigkcit für Italien erklärt. Ta hiti natürlich seine Wirkung aus Oesterreich-Ungarn nicht ver fehlt, die Regierung hat jetzt einen vollgiltigen Beweis dafür in Händen, daß der JrredcntiSmuS von der italienischen Regierung nicht nur nicht als berechtigte Eigcnthümlichkcit deS italienischen Volke- anerkannt, sondern vielmehr von ihr als ein krankhafter Auswuchs angesehen wird. Oesterreich - Ungarn war in dieser Beziehung sckwn durch die Schließung der Obcrdank- und Barsanti - Vereine voll ständig beruhigt, aber diese Verfügung wirkte nicht nachhaltig genug, um alle Kreise der Bevölkerung in Oesterreich-Ungarn zu durchdringen, dort bestand, wie die Kundgebungen der Presse beweisen, noch immer der Zweifel, ob hinter den irrcdentistischen Ausschreitungen nicht etwa- mehr zu suchen sei als die thörichten Bestrebungen eines nicht un beträchtlichen Tbeile« deö italienischen Volke«. Es rächte sich die bisherige Gleichgiltigkeit, welche die italienische Regierung den irredcntistischen Bestrebungen gegenüber an den Tag ge legt hatte. Die wahre Bedeutung der Rede CriSpi'S gelangt erst zu ihrer vollen Erscheinung, wenn man sich den Eindruck vergegenwärtigt» den eine solche Kundgebung von Seiten Kalnoky'S hervorbringen würde. DaS Verhältnis! Oesterreich- Ungarn- zum Dreibunde ist freilich anderer Art als da« Italiens, aber auch in Oesterreich Ungarn stiebt cs Gegner deö Bundes, sie wagen eS nur nicht, mit gleicher Dreistigkeit iu die Oeffentlichkeit zu trrteu wie die Jrrcdcntistcn. Daß die Czechcn in erster Linie zu den Gegnern de« Bunde- zu rechnen sind, ist hinreichend bekannt trotz der letzten bundcs- freundlichen Erklärungen Ricger'S. Diese Gegnerschaft hat aber nicht« zu bedeuten, weil dir Regierung mächtig genug ist, um solche abweichende Meinungen unbeachtet lassen zu können. Der Dreibund hat durch die Rede CriSpi'S nicht an Festigkeit gewonnen, aber die Rede hat ausklärend in Europa gewirkt und da wieder zum Verständniß der Thalsacken geführt, wo es verloren gegangen war, wie in Frankreich. Die Haupt- wirkung der Kundgebung CriSpi'S muß aber in Italien selbst zur Geltung kommen, dic Irredentisten müssen ent weder zur Einsicht gelangen, daß ihre Bestrebungen mit den Interessen de- italienischen Staate- unvereinbar sind, oder sie müssen, wenn ibnen diese Einsicht abgebt, ge zwungen werden, ihre irrcdentistischen Phantastereien für sich behalten. CriSpi kann sich nicht der Roth- Wendigkeit entziehen, die Zügel der Regierung straffer zu führen als bisher und dic Mittel, welche ihm die Gesetze gewähren, zu». Heile des Lande» in ihrer ganzen Schärfe gegen solche Bestrebungen in Anwendung ,u dringen, welche den Bestand des Staates gefährden. Es sind nicht die Irrc- dcntistcn allein, welche solche Abwehr nöthig mache», cS be stehe» »och andere Schäden in Ilalicn, welche die volle Energie der StaatSregicrnng beanspruchen, wenn sie unterdrückt werden sollen. Der Zustand, welcher gegenwärtig in Italic» herrscht, grenzt vielfach an Anarchie, die öffentliche Sicherbeit ist in bobcm Grade bedrobt und die Grenzen zwischen Recht und Unrecht sind bis zur Unkenntlickkeit verwischt. Die Regierung mag zunächst ihren ganzen Einfluß gebrauchen, um die Wahlen dem Bedllrfniß de« Lande- gemäß zu lenken, dann aber möge sic alle scbwächlicben Anschauungen über sogenannte politische Freiheit fahren lassen und dafür den Gesetzen zur Herrschaft über Unverstand und bösen Willen verhelfen. * asten" oltke. Leipzig, 12. October. * Die Berliner „Akademie der Wissen beabsichtigt zum neunzigsten Geburtstag de- Grafen ihrem Ehrenmitgliedc, eine Adresse zu überreichen * Wir lesen im „Bürger- und Bauernfreund": Mißtrauen gegen die Anleihen, welche das Reich und Preußen eben aufnehmen, versucht Herr Eugen Richter in seiner „Freisinnigen Zeitung" zu erregen. Es ist darauf abgesehen, die Sparer kopsscheu zu machen, ihnen die Anlage von Geld in den neuen Papieren als unsicher und bedenklich hinzustellen. Herr Richter warnt nicht geradezu vor diesen Schuldlchetncu des eigenen Landes — das wäre doch ein Bischen gesährlichl — aber er läßt zwischen den Zeilen lesen, daß man am besten die Finger davon läßt. Warum Herr Richter den Credit des Staates zu schädigen sucht, liegt auf der Hand. Er will dem Finanzmtnisier Ur. Miguel, den er mit seinem grimmigsten Hasse beehrt, Unannehmlichkeiten bereiten. Die Anleihen sind zwar von der Regierung schon bei den Bankhäusern nntergedrocht, aber wenn das Publicum sich zurückhält und die Schuldverschreibungen in den eisernen Schränken der Bank häuser bleiben» so ist das für den Finanzininister doch immer auch fatal. Wir hätten keinen Anlaß, miS nm diese kleine Privathetze deS Herr» Richter zu kilinmern, wenn die kleineren dculschfreisiiiiiigen Blätter seine „Bedenken" nicht im Lande weiter verbreitete». Wir hielten eS aber für sehr beklagenSwerth, wenn dic kleinen Capita- lislcn sich gegen die deuischen EtaatSpapiere einnehmen ließen. Tie Anlage des Geldes in unseren Staat-papieren ist die sicherste, die cs giebt. Die Sicherheit ist aber sür den Kleinbürger und den Bauern, der etwas anzulegen Hai, die Hauptsache. Wer reich ist, kann einen kleinen Theii seines Vermögens in weniger sicheren, aber hochverzinsten Papieren anlegen; er kann auf den CourSgewinn spe- culiren. Geht das ganze Capital zu Grunde, nun, so i>l ihm eben eine Specuiation fehlgeschlagcn, ein andermal kann er den Schaden wieder hereinbringen. Kleine Capitalisten aber, für die 1000 oder gar 100 ./ll schon ein Capital sind, handeln unverantwortlich gegen sich und ihre Familien, wenn sie unsichere Papiere kaufen, nur, um einen höheren Zins zu erzielen. Deshalb halten wir auch die Zeitungsartikel des Herrn Richter für gefährlich: sie reizen die Zinsbegebrlichkeit. Den Gründen, von faulen AcÜengesellschasten käme dic Abneigung der Sparer gegen die inländischen Staat-Papiere freilich zu Gute. Die versprechen hohe Dividende, zahlen sie vielleicht auch ein oder zwei Jahre, dann aber geht sehr häufm das ganze Capital oder doch der grüßte Theil davon verloren. Wir haben erst in dieser Woche wieder gesehen, wie die kleinen Leute von solchen sauberen Herren um ihr Geld beschwindelt werden. In Guben sind zwei Gründer und ihr „Direktor" zu schweren Strafen verurtheilt worden. Cie halten eine Hutfabrik unter allerhand schwindelhaften Vorspiegelungen gegründet und die Netten vielfach ganz kleine» Leuten ausgeschwatzt. Ein Beamter zahlte für seine Netten 125 und mußte sie später mit 40, 25 und zuletzt mit 19 verkaufe». Eine Ladnerin, die sich im Lause vieler Jahre mit saurem Schweiß einige Tausend Mark erspart batte, ist um ihr Geld bis aus eine Kleinigkeit gebracht Worte». Tausende in Deutschland suchen darin ihren Erwerb, daß sic uner fahrene» Leuten schlechte Papiere aushängcn. Da ist cS Pflicht jeder gewissenhaften Zeitung, die kleinen Capiialistcu immer und immer wieder zum Ankauf solider und nur solider Papiere zu mahne», nicht aber ihnen die sicheren Papiere zu verleiden. * In einem Artikel über den Lippeschen Regent- schaftSstreil schreibt dic „Vossische Ztg": .... Keincnsalls würde eine vom Fürsten eingesetzte Regent schaft aus eine künftige Entscheidung des Bundesralhs über die endgililge Tdroniolge von Einfluß sein. Wie aber die Sache im Augenblick steht, ist das Zustandekommen deS Regenttchafi-gesctzes mehr als zwciseihast, da ebenlowenig Aussicht vorhanden ist, daß die ttirsiliche Regierung, an deren Spitze ein früherer Polizcidirecior von Potsdam steht, ihren absolutistischen Siandvuncl verlassen, wie daß derzähe Necbis- sinn der Landtag-Mehrheit, die ihre westfälische Siammcsaiigchörigkeit nicht verleugnet, gebeugt werden könnte. Kommt daS Regenischaitsgesetz nicht zu Stande, so würde das Livpeschc StaatSministerium im Falle des Ableben- deS Fürsten die Regierung bi« auf Weiteres zu fübren haben, und derBundesrath alsdann unter Mitwirkung des Lippeschen Landtages beruken sein, da« Nöihige zur Herstellung geordneter Regierungszustände im Lande zu veranlassen. Wie bekannt, ist einer der Agnaten deS Fürstenhauses, nämlich Prinz Adolph, jüngster Sohn des Fürsten von Schaumburg.Lippe, der Verlobte der Prinzessin Victoria von Preußen, Schwester des Kaiser-. Unter den verschiedenen Möglichkeiten wäre diejenige, daß Prinz Adolph nach dem Tode deS Fürsten Woldemar zunächst Regent und nach dem Ableben de« geisteskranken Prinzen Alexander demnächst reaierrnderFürsi von Lipve-Teimold würde, für da» Land ver- muihlich die bei Weitem günstigste. TicLinie Schaumburg-Biester- seld, die gleichfalls Ansprüche aus den Thron erhebt, scheint zwar zu einem ernsten Kampfe mit ihrer Nebenbuhlerin entschlossen, und da sie einen früheren preußischen Iusiizminisicr zu den Ihrigen zählt, wird sie voraussichtlich in starker Rüstung auf den Kampfplatz treten. Im Lippeschen Lande aber, wie in der sonstigen össcntlichen Meinung, scheint sich die Waage der Schanmburger Linie zuzu- neigen, und >edensalls böte der Schwager des deutschen Kaisers aus dem Tbron von Lippe mebr Bürgschaften für eine zeitgemäß« Regierung deS FürstentkumS als ein Verwandter jenes preußischen JustizministcrS, drr als Typus feudaler Gesinnung den Namen
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