Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-21
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kr-action und Lrprdition IohanneSgasse 8. Sprechliundtn drr Urdartion: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. gar tl» «lackaadk emailaadier Manulcripte macht sich tu Redactian nicht verbindlich. Annahme her skr die nächstfolgende Nummer brstininitcn Inf ernte au Wochentagen bt» 3 Uhr Nachmittags, a»Sonn- »nd Festtagen früh bis' .0 Uhr. 3n üru /ilialrn für 3iis.-Ä»naI>nir: Ltt« Alrnim's Sortim. i-lksrcv Hahn), UniversitätSstraß« I, LoniS Löscht, Aatharinenstr. 14 pari, »»d König-Platz 7, «ur bis ' ,3 Uhr. cimmer Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AbonnementSpreiS vierteljährlich «>/, Mk. nick. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 0 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Pß Belegexemplar 10 Ps. Sebühren für Extrabeilage» ltn Tagebtatt-Format gefalzt) obtie PoslbesSrderung 60 Mt. mit Postbefürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer». Ziffernsay nach höherm Tarif. Nrclamen unter dem Red actio nSstr ich die «gespült. Zeile 50 Pf., vor den Familien Nachrichten die Ogespallene Zeile 40 Pt. Inserate sind stets an die ((ppedittoN,» jenden. — Rabatt wirb nicht gegeben., Zahlung l>rae»u»>'>rn»-Io oder durch Post« Nachnahme. 291. Dienstag den 21. Octobcr 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Letmilntmachiing. Das 29. Stück des diesjährigen NetchSgesetzblattcS ist bei uns eingegrngen und wird bis rum I». dkvvcrnbcr dS. IS. auf dem Ralhhauösaale zur Einsichtnahme öffentlich auSkängen. Dasselbe enthält: Nr. 1918. Allerhöchster Erlast, betr di« Errichtung eines EotoniatratbS. Vom 10. Oktober 1890. Leipzig, den 17. Oktober 1890. Der Nntb der Ltadt Leipriq. Vr. Gcorgi. Pücker. Ltkunnllnachuilg. Mit Rücksicht auf die vorzunchmcnde Rvhrenverlegung der hiesigen unterirdischen Stadt-Tclcgraphrnleitung wird die Blürdcrstrnste für den Fährverkehr vom 2l. d. M. ab auf die Tauer dieser Arbeiten dergestalt gesperrt, dast das Befahren dieser Straße nur in der Richtung vom Blücherplatz nach der Eutritzschcr Straße zulässig ist. Leipzig, am 20. Oktober 1890. Dcr Nath der Stadt Leipzig. Id. 589Ü. Ur. Georgi. Wirtbgen. Lelraillltmachllilg. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen DonncrStag, den 2« Aerober 1880, Vvrxnittagtz von 8 Nlrr an i>n Stadtbanse allhicr, versckiedene Betten, Ävascke, Kleidungsstücke, Mvbcl, Haus- und Kücücugcräthe rc. öffentlich ver steigert werden. Leipzig, am 18. Octobcr 1890. DaS Armenamt. Hentschel. Artus. Diebstaills-Üelratttttmachttttg. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein goldener Siegelring mit rothem Stein und darin ein gravirtein Wappen, sowie ein Sparbuch über 87 .<« Einlage beim Kaufmann Thürichen, am 12. d. M.; 2) ein schwarzledernes Portemonnaie mit 1t 00 in eine», Zehnmarkstück rc. und ein LeihhanSschein 1.1t. 0. 39 055 über einen für 5 ./t versetzten Winter-Paletot, am 11. d. M.; 3) 10 Stück silberne Aaffeeliissel, " bezw. ,,t'. I' " gez., sowie et» großer Schöpf- u»V 0 Stück Spctsclüsscl von Argentan, am 1. d. M.; 4) ein ziemlich neuer Nrgrnschiri» mit schwarzseidenem Bezug und den darin eingewirkten Zeichen: ...1. Ktrabcss", „Oarniitie", mit braunem gebogenen Stab, et» Lpazirrstock von weißem Kaffee baumholz mit eingeschnitzter Schlangensigur am Griss und Nickel Plättchen mit der Gravirung: „Kasscebaum, Ceylon", ein neuer brauner steifer stilzhut, im Futter gez.: L 0. Uabixx, 5Vwn" und „k. ZVitrlvbon", T-oifucip;", am 15. d. M.; 5) ei» Lominrriibrrzirher von schwarzem Stofs mit schmalen grünen Streifen und schwarzem, silbergran gestreiftem Futter und Sammetkragen, sowie ein weicher brauner Fikzhut, am 12. d. M.; 6) rin Sommcrnbcrzirhcr von schwarzgraucm Buckskin mit schwarzem, halbseidenem Futter, überzogenen Knöpfen und Leder- henket mit dcr Firma: „E. Kühling Leipzig", in den letzten 14 Tagen; 7) 31 bis 36 Aisten Oigarrcn, ä. 100 Stück enthaltend, vom 11. bis 12. d. M.: 8) 1150 Stück ikigarren, tbeils unverpackt und thcils in Kistchen zu 100 Stück init der Antichrist: „Unoua-t Ilias 8t. b»ir" und „8t. kvlix lirasil" bezw. in Kistchc» zu 50 Stück mit der Auf, schritt: „(kosta Iii>a Ilabamm", vom 14. bis 15. d. M.; 9) 4 Stück Tauben, 2 jüngere und 2 ältere, mit weißem »nd b'.aiigrauem Gefieder und langen bewachsene» Krallen, am 15. d. M.; 10, dir Hülste cincs ausgrschlachtctc» Lchwrinrs, vor circa 3 Wochen; 11) ein kupferner Plattenrand, zu einem Kochherd gehörig, vom stark, 1.00 IN lang und 01 om breit, am 12. d. M.; 12) eine größere Partie Mctall-Buchstabr» lsoge». Accidenz satz) im Laufe der letzten Woche; 13) ein Loninirrübcrzieher von olivgrünen« Stofs mit blauem Eainmetkragen (darauf 2 Rostflecke), einer Reihe Perlmnttcrknöpse init verdeckter Batterie, Stosshcnkcl und dunklem, gelbgcstrelftcm Futter, vom 18. bis 10. d. M.; >4) eine filbrrnr Ohiindernhr mit Abbildung eines Pferdes ans der Rückseite und anhängender Haarkrtte mit goldenen Be- schlagen, am 18. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäler sind ungesäumt bei unserer Criminal Ablheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 19. October 1890. Tas Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Vretschneider. D. Jum Beginn der französischen Üannnerfcfsion. Die Bcrbandlungcn des französischen Parlaments beginnen unter günstigen Anzeichen. Dcr Rücktritt dcS Finanzministers Noiivicr, welcher bereits nnvcrmcivlich erschien, ist ei» über wundener Standpunkt, nachdem die von Rouvicr vorge- schlagene Eingangssteucr für pharmaceutische Artikel vom Ministerratb gebilligt und von dcr Budgetcommission ange nommen worden ist. Durch diese Steuer wird nicht nur das (Gleichgewicht im Budget bergestcllt, sondern noch einUeberschust von 4>/r Millionen erzielt, dcr zur Herabsetzung dcr SpiritnS- stcncr verwendet werden kann. Dcr HandclSministcr hat die Eonscguen; dcr dem Schutzzoll zugcncigtcn allgemeinen Strö mung durch die Vorlage eines neuen Zolltarifs gezogen. Der Daris entspricht den Sätzen, welche die HandelSrälbe be sä,losten bal-en, wird also voraussichtlich die Genebmigung der Mehrheit erkalten. Durch diese beiden Maßregeln wird die Lage sehr vereinfacht, langwierige und zwecklose Er örterungen werden abgeschnitten, die Regierung bat selbst die Initiative in Dingen ergriffen, welche von früheren Ministerien nur zu oft dem Befinden dcr -Kammern einbeimgestellt wurden und dadurch einen Beweis ihrer RegierungSsäbiakeit gegeben TaS von Eonstanö gegebene Beispiel bat auch die Tbatkrast dcr übrigen Minister angeregt und dadurch der Negierung einen (Krad von Festigkeit verlieben, Uber welche sie lange nicht verfügt bat. Die Stetigkeit dcr Regierung ist die Bedingung für die fernere gedeihliche Entwickelung Frankreichs, die keineswegs auf der Zahl und Schlagfertigkeit der Soldaten, auf der Beschaffenheit der Waffen und der Festungen beruht. Frank reich ist bisher noch nicht zur Ruhe gekommen, eS bat an dcr Unfertigkcit seiner inneren Zustände gelitten und sich deshalb nack, einer Veränderung scincr Lage gesehnt. Nur die Partci- lrriligkeitcn konnten einem Boulanger die Operationsbasis ür seine staat-gcsährlichen Pläne liefern und den Wunsch nach neuem KriegSrubm lebendig erkalten. DaS war eS auch, waS den Hoffnungen dcr Prätendenten stelS neue Nahrung gab, sie spcculirte» auf die Leidenschaften der Franzosen, die dann am gefährlichsten sind, wenn die inneren Zustände keine Gewähr für ihre Lebensfähigkeit geben. Man batte sich in Frankreich schon daran gewöhnt, den Ministerwechscl als eine Art von Sport zu betrachten und in diesem unablässigen Wechsel dcr Personen Schadloshaltnng für deren RcgicrungS- unsähigkcil zu sticken. Gaur frei von den Fehlern der Vergangenheit ist die Republik dcS 4 September auch beute nicht, den» die Ent büllnngen Mcrmaix' über Boulanger hatten der Skandalsucht neue Kräfte »»geführt »nd dir Erwartung erregt, daß Freycinct den Ränken der Bvulangistcn werde weiche» müssen. In dieser Beziehung ist ein Umschwung cingctretcn, die Ent hüllungen haben das Interesse verloren, nachdem man zu der Ucbcrzcuguttg gelangt ist, daß die ganze Gesellschaft einander wcrth ist und daß weiteres Eingehen aus die Sacke nur immer neue Erbärmlichkeiten zu Tage fördern kann. Außer dem sind die Boutangisten, die cs sich etwa doch nicht ver sagen können, den Skandal in die Kammer zu tragen, daraus vorbereitet, daß sie Gcfabr laufen, unter Anklage gestellt zu werden. Ter BoulangiSmuS hat das Gute gehabt, daß er die Franzosen darüber aufgeklärt bat, wohin sic treiben, wenn ie die Sache derartiger Leute unterstützen, und es scheint, daß sie den Geschmack daran verloren haben, um so mehr, als auch ein großer Thcil dcr bisherigen Anhänger der Monarchie die Fruchtlosigkeit ihrer Bemühungen cingcsehcn haben und jetzt entschlossen scheinen, sich offen der Republik anzuschließen. Boulanger hat die Sache der Monarchie in seinen Sturz verwickelt, nachdem bekannt geworden ist, in welche nahen Beziehungen der Graz von Paris zu ihm getreten war. Dag solche Leute nicht an die .Spitze Frankreichs treten können, um ihm die frühere über mächtige Stellung in Europa wieder zu erwerben, haben die Franzosen emgesehen, und diese Einsicht bat sie zu dem Streben geführt, die bestehenden Einrichtungen zu be festigen. Die Beilegung der Meinungsverschiedenheit im Schooße des Ministeriums hat sehr viel dazu bcigekragen, die vor Kurzem noch schwankend erscheinende Lage in Frank reich zu befestige» und die Hoffnungen dcr Feinde von Ruhe und Ordnung pcrabzustimmen. ES gebt daraus hervor, daß die Pcrsonenfragcn in der fraiizösischcn Republik endlich hinter den thatsäcklichcn Bedürfnissen zuriickzutrctcn beginnen, nnv daS ist ein erheblicher Fortschritt. Aengstlickc Gc- mütbcr könnten die Sache so anffassen, daß die Kriegs gefahr durch die Gesundung dcr Verhältnisse in Frankreich erhöht würde, wir glauben jedoch, daß diese Befürchtung unbegründet ist. Wer nach langen vergeblichen Bemühungen endlich in den Besitz der großen Güter Ruhe und Ordnung gelangt ist, hat kaum die Neigung, sic leichtsinnig aufS Spiel zu setzen, durch daS Streben nach einem Zustande, für dessen Erreichung nicht die geringste Sicherheit vorhanden ist. Der Rückcrwerb von Elsaß Lothringen würde, wenn er wirklich zu erlangen ist, so ungeheuere Opfer nötdig machen, daß dcr Gewinn damit in keinem Berhältniß stände, und dcr maßgebende Thcil dcr französischen Bevölkerung hat sich längst in die neuen Verhältnisse hincingcsundcn. WaS Gefahr bringt, ist allein das Geschrei von Leuten, welche sich den Anschein geben, als ob dcr Patriotismus ihr ausschließliches Eigcntbum sei. Die Patriotcnliga ist verschwunden, seitdem sie Boulanger zu ihrem Beschützer erwählt hatte, und gerade dieser Vorgang zeigt, daß in Frankreich die Fähigkeit für richtige Abwägung dcr wahren Interessen des Landes noch nickt verloren gegangen ist. Alles, waS besteht, ist verbesserungsfähig, also sind auch die revnblikanischen Einrichtungen in Frankreich so geartet, daß Reformen vielfach am Platze sein würden. Aber daS Streben, den Senat abruschaffen, entspricht gewiß nicht den Interessen der französische» Republik. Dcr Antrag dcS Ab geordneten Hubbart, den Senat durch da« Allgemeine «Ltimmrcckt wählen zu lassen, hat nur den Zweck, diese Körperschaft überflüssig zu machen. Eine erste Kammer, die unter denselben Bedingungen gewählt wird wie die zweite, verliert dadurch ihren conscrvativcn Charakter, sie erscheint lediglich als ein Thcil dcr andern Kammer, der getrennt vom Ganze» seine Wirksamkeit übt. DaS Zweikammersystem beruht aber darauf, daß die conscr vativcn Bcstandtbeilc der Bevölkerung die allzu schnelle Bewegung des Fortschritts in Schranken halten sollen. Im Senat müssen demgemäß bestimmte Kategorien Sitz »nd Stimme haben, welche durch ihre Stellung Gewicht auS- übcn oder durch ihre» Besitz. Eine solche Körperschaft ist kein Hemmiiiß für die Entwickelung, sondern sie sorgt dafür, daß die historische Bedeutung gewisser Einrichtungen ihr Reckt behalt und daß nickt Theorien über das wirkliche Leben die Oberhand erhalten. Der Ministerratb hat be schlossen, die Dringlichkeit für den Antrag Hubbart abzu« lehnen, und er hat damit gezeigt, daß er volles Verständnis, sür de» Wcrtb dcr bestehenden Einrichtungen besitzt. Dcr RadicaliSmnS rüttelt schon seit langer Zeit an dem franzö sischen Senat, eS ist ihm aber bisher nicht gelungen, sein Ziel zu erreiche», und eS würde auch sicherlich für Frankreich kein Glück sein, wenn eS dabin käme. Gegenwärtig ist dazu keine Aussicht vorhanden, weil die staatScrhaltenden Kräfte in Frankreich sich seit längerer Zeit zu erfolgreicher Thälig kcit aufgeschwungen haben. » Leipzig, 21. October. * Ter „Schwäbische Merkur" tbcilt, wie er binzufügt, an- sicherer Quelle mit, daß an maßgebender Stelle nichts be kannt von der Berufung dcS Fürsten Hermann von Hohenlohe-Langenburg zum Präsidenten des Colon ial- raths ist. * Die „Ienaische Zeitung" bringt folgende Auslassung: Vor kurzer Zeit wurde uns die seltsame Mlltbellung gcniacht, das, die Pcrionen, welche in Reval um Sitze zu den Tribünen »achgeincht batlen. um den deutschen Kaiser bei seiner Landung in Rußland z» begrüßen, einen Revers uiiierichrciben Mußten, durch den sie sich verpflichteten, den Kaiser nicht init Hurrahrusen z» be- grüßen. Obwohl die MOtheilung von einem in Rußland ansgssigen v'rrn gemach» wurde, welcher laut seiner Angabe selbst »inen der- artigen Schein hatte unterschreiben müssen, nahmen wir doch von der Veröffentlichung der Mitiheiinng Abstand, weil wir trotz der Äenninih, daß man russisckerleits kühl bio ans Herz hinan, wenn nicht gar in feindieliger Stimmung der Anlunft unseres Kaisers entaegcnsah, anznnelnnen geneigt waren, es liege irgend ein Mis;- verjtändnisi vor. Nunmehr wird »ns die Angabe unseres Gewährs mannes von anderer Seile durch folgende Miltheilung bestätigt: ,Bei dem Empiang unseres Kaisers in Reval sind, wie leb von Augenzeugen erfahren, unglaubliche Tinge voraesalle». Die Inhaber von Tribünenbillel- haben sich verpflichten müsse», nicht Hurrah zu rufen, und ist daher dcr Empfang sehr still gewesen. Das Gepäck des Kaisers ist viermal aus- und ciugelaoe» worden und haben es die Zollbeamte» partout revidire» wollen. Erst in Folge Ein- chrciien» des Großfürsten Wladimir wurde cs sreigelasien.'' * Das preußische SlaalSmiiiisterium bat bereits de» Wortlaut der Entwürfe des Bol kSschulgesetzcS und der Landgemeinde Ordnung cndgillig fcstgcstcllt. * Die „Neue Züricher Zeitung" nimmt Notiz von dcr jüngst in Oesterreich mehrfach ausgesprochenen Ahsickt, die HabSburg wieder für den Besitz des Kaiserhauses zu erwerben, und deutet auch au, daß die Verwirklichung dieser Absicht diesmal nickt unmöglich wäre. Zugleich bestreitet aber das Blatt die Behauptung, als ob eine solche Erwerbung »otbwcndig wäre, nm die Burg vor dem völligen Verfalle retten. Es sei vielmehr gerade im Verlause der letzten Dcccnnicn von Seile der Schweizer Behörden für die Erhaltung dcr Burg mehr gelüan worden als in srühcrcr Zeit. Auch ist die „Nene Züricher Zeitung" dcr Ansicht, daß die Hadsburg, obwohl das Kaiserhaus nach ihr den Namen nibrt, dock keineswegs die Bedeutung einer Hanptfcsle der Habsburger Halle, die sich viel häufiger auf dem Stein zu Baden und ans der Burg Knbnrg ausl'ieltcii. Die Habs- bürg sei nur ein befestigter strategischer Stützpunkt gewesen, und deshalb seien auch »ach Eroberung dcS Aargan durch Bern im Iabrc lt>3 die Mauern der Burg lheitwciic ab gebrochen worden, um fürden Fat! eines Rückschlages die Oester reicher dieser festen Stellung zu dcrauben. Seit dem Anfang des Jahrhunderts habe die Regierung des Eantons Aar gau alle Mittel aufgcwendct, nm den historisch denk würdigen Bau vor dem Verfall zu retten, und in den Jahren 1800 und 1807 wurden die Tachstüble erneuert, die Mauern verputzt, die Treppen erweitert und die Räume auögebcssert. Eine umfassendere Renovation sür den Kosten betrag von 10,000 Francs ist für das nächste Iabr projeetirt. Dian dürfe sich aber keine Illusionen mache», daß dafür etwaö Schönes geschaffen werden sönnc, da die ganze Burg dock nur eine Halbrninc sei und ganz neu ausgebant werden müßte, waö aber die CantvnSrcgiernng nickt im Stande sei. Die „Neue Züricher Zeitung" meint schließlich, daß, wenn keine Opposition auS dem Volke entstehe, tic Aargaucr Be hörden bereit wäre», auf den Wunsch einer Erwerbung der HabSburg sür daö österreichische Kaiserhaus ciuzugchcn, wenn dafür die richtige Form gesunken werden lönne. * Die Nackrickt dcö „Populo", daß die Zusammenkunft Caprivi'S mit CriSpi am 23. October in Genna statt- sindcn werde, findet in diplomatischen Kreisen zu Berlin keinen Glauben. Man nimmt vielmehr an, daß Caprivi erst nach dcr Moltkefcicr, an dcr er fick jedenfalls bclhciligen wird, und vor Zusammentritt dcS Landtages, also voraus sichtlich Anfang November, nach Lberitalicn z»m Besuche CriSpi'S reise» wird. Die Reise wird übrigens nur sehr kurze Zeit in Anspruch nehmen können, da Herr v. Caprivi im höchsten Grade mit Arbeit überlastet ist und zu den Land- tagSarbeiten auf alle Fälle wieder zurück sei» will. * Ter vatikanische Eorrcspvndcnl dcr „Politischen Corrc- spcndenz" schreibt a»S Rom, io. Octobcr: Mehrere Erzbischöfe und Bischöfe aus Irland sind vom Papste »ach Rain berufen worden. Se. Heiligkeit liegt den Wunsch, sich von de» vornehmsten Vertretern der katholische» Hierarchie in Irland über die allgemeine Lage auf dieser Insel, über die poli tischen und wirlkschastli-chen Zustände derselbe» eingehende» n»d unmittelbaren Bericht erstatten zu lassen. Es kann Niemandem unbekannt sein, daß diese Zustände andauernd ziemlich kritischer Statur sind. Ter Papst wird, daS läßt sich voraussehen, auch dies- mal, wie bei alle» früheren Anlässen, den irischen Kirchenfürsten gegenüber seine Rathschläge im Sinne der Borsicht, der Mäßigung »nd des TacteS erneuern. Tie kürzlich anfgelanchle Nachrichi, daß der Erzbischof von Dublin, Migr. Walsh, demnächst den Eardinals- pnrpur erhalte» soll, wird in vaticanischen Kreise» nicht bestätigt ES ist allerdings richtig, daß England >» Iolge des Todes des EardinalS Ncwman, sowie dcr »»heilbaren Krankheit des EcirdinalS Howard an jenem iniltelbarcn Eiilslnsse, den es im h. Cardinals- collcgiunl auszuübe» vermochte, weienNiche Einbuße erlitten Hai, so daß die Wahrscheinlichkeit der Schaffung eines Ersatzes hierfür sehr nahe liegt. Es dari den» auch in der Thal fast als gewiß gellen, daß der Papst in nächster Zeit eine», der englischen Krone unter stehenden Prälaten die Earbinalswürde ertheilcn wird, daß aber die Wahl ans einen irländischen Kircheiiiürsteii satten sollte, muß nach den Millheilungcn iinterrichtetcr Kreise als ziemlich zweifelhaft an gesehen werden. * Die Bestimmungen dcr niederländischen Ver sassung sür den Fall einer RegicrungSnnfähigkcit des Königs lauten: Art. 38: „Wenn die Ehess der Ministerien in gemeinschasl'Ichcr Bcralhung der Meinung sind, daß der König nicht inebr im Stande ist, die Regierung wahrzunehmen, so melden sie dicien Beinnd dem Staatsrath und ersuchen ihn, innerhalb einer bcilimmten Frist sein Gutachten cibzugeben." Ar». 39: „Bleiben sie »ach Ablaut der be stimmten Frist bei ihrem Urikeil, da»» rufen sie die Geiieralstaaten zn einer gcineinfchafllichcil Sitzung zninmmen, um denielben unter Vorlage des Gutachtens des SlaatsrntheS, wenn dies schon ahg«. geben ist, über de» anhäiizzigrii stall Bericht zu erstatten." Art. 40: „Sind die Geiie.atstaalcn in vereinigter Sitzung der Meinung, daß der in Art. 38 vorgesehene Fall (Unicilssgkeit des Königs zur Re- gierung) eingetrelen ist, so erklären sie dies durch einen Beichluß, welcher voin Präsidenten der Ersten Kammer, der bet einer gemein- iamrn Sitzung die Verhandlungen leitet, verkündet wird Und am Tage der Verkündigung in Wirkung tritt." Art. 45 bestimmt, wie bis zur Einsetzling einer rndgilligen Regentschast sür die Wahr nehmung der Regierung gesorgt werde» soll. Ter Staatsralh übt bis dabin die königliche Macklbeingniß ans, aber er ist verpslichtet, innerhalb eines Monats nach Besitzergreifung der königlichen Gewalt den Generalstaatc» einen die Einsetzung einer Regentschast betreffenden Antrag zu unterbreiten, * Ueber den Conslict zwischen der Pforte und dem ökumenischen Patriarchat schreibt man den „Ham kurzer Nachrichten" auS Wien: Anfang August des JahrcS gab der griechische ökumenische Patriarch, Dionysia« V., vor der Heiligen Shnvde und dein Laien- raihe zu konsianlinopei seine Temiiiion und versländigle von dieirm Schritte die Pforte durch ein Schreibe» an den Großvezier, dessen Wortlaut den maßgebenden türkischen Kressen io bedenklich erschien, daß die betressende Publication den griechischen Zeitungen ini lürkiichen Reich« behördlich untersagt wurde. I» der Thal enthielt jenes Schreiben einen geharnsschte» Protest gegen die Verletzungen der uralten Principten der griechisch-orthodoxen Kirche im türkischen Reiche n»d insbesondere gegen die Eriheilung der Berathe an die bulgarssch-maceboniichen Biichöse. Ausdrücklich erklärte der Patriarch, er lege seine Würde nieder, well er die Verantwortung für die schwere» Folgen, welche sich ans der snstematischen Unterdrückung der ortbodme» Kirche ergebe» würben, nicht tragen wolle und könne. Gleickizeilig mit dem Protestschreiben des Patriarchen empfing der Grvßlezier eine von sämmllichen Mitglieder» der Heiligen Synode und des Laienralbes „nlerzeickmete Zuschrift, in welcher dieselben ibre v 'lle Uebereinstimmuiig mit dem Vorgehen deS Patriarchen zum Ausdrucke brachten. Tie Pstuie ihrerseits sann nun ans Mittel nnd Wege, um eine,, offenen Eoi'.sllet mit dem OrthodoxiSmnS zu vermeide». Ter Großvesscr ließ erklären, es liege kein Grund sür den Rücktritt deS Patriarchen vor, »nd beschied Tionyiio« V. zu sich. Letzterer weigerte sich jedoch zu erscheinen, und sandte an seiner Stelle den Metropoliten von Heraslea, GermanvS. Dieser, rin hervorragendes Mitglied der Heiligen - T»»ode, batte eine sehr türmiiche Unterredung mit dem Großvezier, welche sich hauptsächlich nm die Verathe für die lmlgariich»meedv»iiche» Bischisse drehte. Ter Metropolit Germanos blieb dabei, daß die Psorte kein Recht besitze, die Beratbe auszusotgen. Es gebe nur eine griechisch-orilw- dore Kirche im türkischen Reiche, die große Synode vom Jabre 1872 babe allsgesproche», daß die bulgarischen Kleriker Schis matiker seien, und die Psorte selbst könne von ihrem Standpuncte mir bann eine bulgarische Kirche im türkischen Reiche anerkennen, wenn sie den bulgarischen Priestern die Aenderung dcr prieslerlicheii Tracht vorschieibe und in den Beratheu ausdrück lich erwähne, daß dieselben für »ich! orthodoxe Bischöfe ausgestellt seien. Ter Großvezier betonte, daß die Erfüllung dieser Be- di'ngungkn nicht möglich sei, daß es schon vor dem letzten rnsstsch- türkiiche» Kriege bulgarische Bischöfe gegeben habe, daß die Möchte die Anssolgung der Beratbe billigen, und fragte den Metropoliten, was denn die Griechisch Orthodoxen eigentlich zn tbun gedächten. Germanos erwiderte: „Wir werden die Unterstützung aller orlho- boxen cilitokepliale» Kirchen anrnfcii lind die erste unter den ortho doxen Kirchen, die Kirche von Konsianlinopei, in den „Zustand dcr Verfolgung" erklären." Mit der feierliche» Versicherung, das ökiimeuiiche Patriarchat werde die Entscheidungen der Pforte nicht hiniiehiiien, schied der Metrvvotit von dem Großvezier. Seither bat die Pforte wiederholt versucht, einen Ausgleich mit dein Patriarchate zn erzielen und Tionysios zn»» Zurücknehmen seiner Temiiiion zu bestimme». Ta es außer der Angelegenheit der bul- garijchc» Bischöfe noch andere Beichwerdepuncte der Griechijch- Lrtlivdvxe» gieöt, wie besspietsweiie in Bezug auf das staatliche Anssickitsrecht über die griechsscheii Schiiten in der Türkei, so möchte die Pi'vrte durch Eoneessionen >» dieier Richtung die erregten Ge- »mtber beschwichtigen Einstweilen scheint jedoch in der Heiligen Shnvde »nd dem Laienrathe das kampilustige Element z» über- wiegen: denn die eben erst vom Patriarchate verfügte Schließung iämmllichcr griechischen Kirchen in der Türkei ist »in nnlrügiicheS Anzeichen, daß man mit der Anssührnng der Drohung des Metro politen Germanos, die griechijck' orthodoxe Kirche von Konstantinopel in den .,Zustand der Verivlgiing" zn erklären, bereits begonnen hat. Tiefe Maßregel ist eine ungewöhnliche und läßt sich als das äußerste legale Kauihfiniitel bezeichnen. Es wird damit gewissermaßen in die Zeiten der Ebristenverfolgniigen ziirückgegriffe», der Gottesdienst wird nunmehr geheim begangen, die Geistlichen lege» Zeichen der Trauer an — kurz überall »m türkischen Reiche, wo griechlsch-ortbvdoxe Ebnsteii wohne», wird verkündet, daß die heilige orthodoxe Kirche und der Tbrvn des lOkiimciiikerS in Konsiantinvpcl in ihrer Existenz bedroht seien. Tie Botschaft, daß der Lrthodoxis- mns in größterO'esahr schwebe, ergebt auch an alle übrigen autokephalen Kirchen, die, wenngleich selbstständig, doch durch geheiligte Bande der Tradition mit Konslaiitinopel i» Fühlung Neben. I» Rußland, Griechenland, Serbien, Rumänien n. i. w., sowie in der ganzen Tiaspvra werden die Gläubigen anigeiordert, für den bedrängten Srtbodoxisnins ,u beten und zn wirken. Daß ein solcher Stand dcr Tinge auch die Gefahr politischer Verwickelungen in sich schließt, bedari wohl nicht erst des Nachwciies. I» Alben veriolgt man die Vorgänge in Konstantliiovel schon lange mi! geipanntestcr Aufmerk samkeit und die griechischen Blätter der Diaspora, welche durch keinerlei Rücksichten ani die türkische Ecninr gebunden sind, machen kein Hehl daraus, daß sie von dem Palriarchatsconslicte die Wieder belebung der vrienlaliiche» Frage erhoffe». Erwägt man, daß die Haltung der Armenier und ihres Patriarchates gleichfalls keine solche iß, die Beruhigung erweckt, i» kann man nur wünichen, daß cs den vereinten Bemühunge» der Psorte und der europäische» Tiplomatie in Konstantinopel bald getingen möge, den Patriarchatsstreit und damit Len Keim ernsterer Verwickelungen ans dcr Wett zu schaffen. * Dcr Gcncralgonvcrncur von Caiiada, Lord Stanley os Preston, stielt am II. d. M. in Halifax eine Rede, in welcher er sagte, England erkenne die thatsächliche Unabhängigkeit CanadaS an. DaS Band, welches Canada mit Großbritannien verknüpfe, sei zum großen Thcile Gefühlssache; er hoffe jedoch, daß das Band niemals gebrochen würde. Bei thatsäcblichcr Unabhängigkeit, geschützt durch die große Armee des Mutterlandes, könne Eanada in Frieden und Wohlfahrt leben. Lstlüttitüpolilisches. * Eine Erörterung über die Umwandlung von „GesellschastS- colonicn" in „Kroiicolviiicn" i» der „Eolonial-Zciluna" kommt bctrests derDentsch - Ljlasrika »ijchen01 esetlschnstzu folgendem Ergebniß: „Wenn die Umwandlung der miltelbaren Schutzgebiete i» un mittelbare erfolgt, io bandelt es sich darum, baß die Ausübung dcr Hvheilsrechle, welche de» Eolonlalgeicllichastkii übertragen, wieder aiis das Reich übergeht, welches dann diese Rechte durch kaiserliche Beamle ausüben lässt. Tabei kann eS sich »nr um die wesentlichen Hoheilsrechle, wie Polizei-, stinanzgewalt n, s. w., handeln, während ein Bedenlc» nicht bettcht, daß den Gesellschaften sonstige Rechte, wie z. B. das GriindcrwerbungS-Monopol der Neu-Guinea-Eom- pngnie, belassen werde». Bei Uiittvaiidlung der Deutsch-Lstasrikanischen Gesellschaft wird sich insofern eine Schwierigkeit ergeben, cits die Gesellschaft durch Vertrag vom 28. April 18K8 vom Sultan von Zanzibar die Ver- waltiing der unter der Hobest deS Sultans stehende», anf dem stestlande befindlichen Bcsitznngen aus fünfzig Jahre gepachtet hat. Tie Gesellschaft erlangt iiisotge dieses Vertrages das Recht, die dem Sultan über dicie Territorien znsleheiide öffentliche Gewalt t» dessen Namen und unter dessen Flagge, sowie unter Wahrung jeiner Svuveratneläisrechte anszniiben. Bekanntlich soll nun nach dem deutsch-engliichen Uebcreinkommen vvm l. Juli 18!X) der Sultan von Zanzibar durch Vermittelung Englands veranlaßt werden, die sämmllichen Hoheilsrechle über seine Besitzungen auf dem stestlande an das Temichc Reich gegen Entschädigung ab- zutrclkn. Wenn, wie nickst zn bezweifeln, diese Abtretung er- 'vbst, so erscheint das Reich i» Bezug auf de» Vertrag voin 28. Avril 1888 als Rechtsnachfolger des Sultans von Zanzibar gegenüber der Teuiich-Lslasrikausschen Geiellichast. Es ist selbst verständlich, daß das Reich die Re bte, welche die Gestllichosl auS dem Vertrage erworben bat, resvecliren wird, zumal eS sich silr die Geiellichast bei Abschluß keS Vertrages banplsächlich darum klandctte, an» den Zöllen, aus deren Erhebung cm Wesentlichen sich die Ver- wailung des betreffenden Gebiets beschränkte, finanzielle Vortheile zu erlangen. Andererfciks liegt es i» der Natur dcr Dinge, daß der Uebergang der SouverainelälSrechle des SnitanS aus da- Reich die Sachlage ganz weienllich iimgestalteit wird, und daß, wenn Lstnsriia in eine Kroncoiviiie »»lgrwandctt wird, am allerwenigsten iin Küsteiigebieie der Teutich-Lslairilansschen Geiellichast die Aus übung der öffentlichen Gewalt überlassen werden kann. Unter diesen Umständen bietet sich vielleicht «in sowohl de»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite