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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-22
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1890
- Autor
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Erschein täglich früh 6V, Uhr. ilr-arlioi, und Lrprdltiou JohanneSgaffe 8. Apskchstundrii drr Urdactiou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. -tir tie KUS,-dr nn,es»ndtkr v!nnuicttvt« »acht Sch du tNrdaclion mLt »erdiaticch. Annahme »er für die nächstfolgende Nnmuier defttmmten Inserate an Wachentagen bt» 3 Uhr Nachmittag», an Sonn- und Festtagen früh bis '/,v Uhr. 3n drn Filialrn für Ins.-Äunalfme: Ott« Ulrniin'S Sortti». (Alfred Hahn). Universitäten-ciße 1, Lo»is Lösche, Aatharinenstr. 14 pari. und KönigSplatz 7, nnr bis ' .8 Uhr. Wip-iger.Tageblatt Anzeiger. Organ fSr Politik,Localgeschichte,Handels^MGeWWerW. Adormemerlt-prsi- ^ viettrljährlich 4»/, Mk. tncl. vrinaerlohn 5 Mi.. durch dl« Post bezogen 8 Mt. Jede einzelne Nummer A) W. Belegeremplav 10 Pf. Gebühren für Lxirabellaae» (tu Laaeblott-Formal gesalzt! ahne Postbeiörderung SO Ml. «tt Postbeförderuug 70 Ml. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellottschern. Ziffernfa» nach höherm Tarif. Reklamen unter demRedactioasstrich di» Laespalt. ZetlekOPf.,vordenyam«lienu°chricht,a di» Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung praeunirieratläo oder durch Post» nachnahm«. 293. Mittwoch den 22. Oktober 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die t« Alt-Leipzig nntergebrachten Ziehkinder betreffend. Freitag, den 24. Oktober 18SV, SkachmittagS 2 Uhr soll im Kaisers««!» der Centralhalle zu Leipzig die ärztliche Untersuchung aller bet fremde« Personen in Alt-Leipzig (regen ein festgesetztes Ziehgeld untergebrachten, noch nicht schulpfUchttgen auffcr- ehelicyen Kinder ftattfindcn. Die Ziehmütter, welche in der Lage sein müssen, über Namen, Geburtsort und Alter der außerehelichen Eltern, sowie des Kindes selbst, bezüglich der Ellern auch über deren Stand Auskunft zu geben, werden hierdurch aufgefordert, jene Kinder am eiiigaiigserwähnlcn Tage dem Ziehkinderarztc Herrn vr. mvä. Taube unter Vorzeigung deS Zieh- bez. ControlbucheS vorzustellen. Unrntschuldlgtcö Außenbleiben ver»trkt ««- nachfichtlich die Berechtigung rum Halten von Ziehkindern. Leipzig, den 15. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ (Armenamt.) Hentschel. Hsr. Wegen der Freitag, den 24. dieses Monats, stattfindrnden allgemeinen ärztlichen Untersuchung der in All-Leipzig unter- ebrachten Ziehkinder fällt die übliche Anmeldung von Zich- indern für diesen Tag aus. Die nächste Anmeldung wird wegen des auf den Freitag in nächster Woche fallenden Ne- ormation-fcsteS auf Donnerstag, den ritt, diese- MoaatS, von Nachmittags 4—>/,6 Uhr festgesetzt. Leipzig, den 2t. October 1890. Der Ratk der Stadt Leipzig. Armen-Amt. IVb. Nr. 1537. Hentschel Hsr. Degen Reinigung der Geschäftsräume bleibt die Tpareassen- Vrpevttion, Grenzstraße Nr. 2, am Sonnabend» den 25. October dieses JahrcS, geschlossen. Für diesen Tag gekündigte Beträge können schon am Freitag Vormittag abgehoben werden. Leipzig-Reudnitz, 21. October 1690. Sparkasse in der Parochte SchSnrfeld zu Reudnitz. Robert Licbert, Director. Aufgebot. In Sachen betreffend die Reaulirung deS Nachlasses des am 17. November 1866 zu Halle a. S. verstorbenen Tantor und Lehrer einer. Christian Hkinrtcki Graese handelt es sich, nachdem sein am 26. August ezsci. errichtetes und am 22. November ej»ä. pudti eirtes Testament hinsichtlich der Erbeseinsetzung hinfällig geworden ist, um Ermittelung seiner gesetzlichen Erben. AlS solche sind von dem bellellten Nachlassslegrr die Kinder und Kindeökindcr der fünf, sämmtlich vor dem Erblasser verstorbenen Geschwister desselben ermittelt. Diese Geschwister waren folgende: I. der Tischlermeister und Hausbesitzer Johann Earl Graese zu Klein-Crosti«, II. die Wittwe des Handarbeiters Johann Christian Bretschneider, Johanne Rosine geborene Graese zu Crcuma, III. der Hausbesitzer und Zimmcrmaun Christian Gottlob Graese zu Tiesensee, IV. der Schuhmacher Christian Friedrich Graese zu Eilenburg, V. der Hausbesitzer und Maurer Friedrich Wilhelm Graese zu Groß-Crostitz, und haben folgende Kinder, bezw. Kindeskinder hinter lassen und zwar: . r» I.: 1) die geschiedene Heffter, Berlha Amalie geb. Graese, derwittwet gewesene Grohmaun in Lobendau in Böhmen; . . zu II.: 1) den Zimmermann Christian Friedrich Brekischnrider kn Bitterfeld, 2) die verehelichte Johanne Mlhelmlne Weller geb. Brett- schneider zu Hohenfelde bei Hamburg, 6) den Maurer Christian Wilhelm Brettschneider, welcher am 9. Juli 1871 z» Zschortau mit Hinterlassung eines Sohnes, de- Pionier Friedrich Eduard Brettschneider, verstorben ist, 4) die verehelichte Grumbach, Johanne Friederike geb. Brett schneider in Amerika, St die verehelichte Schernitz, Johanne Rosine geb. Brettschnetder in Möckern, 0) die verehelichte Tischler Kittler, Johanne Christiane geb Brettschneider in Zschortau, 7) den Steinsetzer Christian Ernst Brettschneider zu Weißcnborn bei Freiburg t./S.; zu ILI.: 1) den Brenner Friedrich Wilhelm Graese, am 9. Mal 1884 zu Cletzen mit Hinterlassung folgender fünf minderjährigen Kinder: Anna Emilie, Friedrich Otto, Bertha Emma, Bertha Lina, Jda Martha, verstorben, 2) die verehelicht« Häder, Marie Friederike geb. Graese zu Delitzsch, den Handarbeiter Christian Friedrich Graese, am 18. Juni 1885 mit Hinterlassung einer minderjährigen Tochter Selnia Jda, zu Leipzig, verstorben, 4) Friedrich August Graese zu Leipzig (Stand nicht bekannt), 5) Carl Heinrich Graese (desgleichen), am 3. März 1875 Döbernitz mit Hinterlassung von zwei minderjährigen Kindern: Friedrich Paul, Friedrich Hermann, verstorben, 0>) die verehelichte Heinhold, Emilie geb. Graese zu Dehlitz bei Weißen,'elS 7) Friedrich Ernst Graese zu Badrina bei Trensitz (Stand nicht bekannt), 8) Friedrich Hermann Graese in Hohenroda bei Delitzsch (des gleichen), 9) Karl Ferdinand Graese in Tiesensee (desgleichen); zu IV.: I) den Handarbeiter Carl Heinrich Graese in Eilenburg; 1» V.: 1) die Ehefrau des Schneiders Älingner, Johanne Auguste ge borene Graese zu Leipzig, 2) die Ehefrau des Schneidermeister» Saalbach, Wilhelmine Marie geb. Graese z» Badrina bei Delitzsch, 3) den Maurer Wilhelm Ernst Graese in Klcin-Crostitz, 4) die Ehefrau des Lchuhinacheriueisters Schüßler, Wilhelmine Emilie geb. Graese i» Tcliusch, 5) den Schuhwaarenhändler Wilhelm Robert Graese in Cincinnati Alle diejenigen, welche nähere oder gleich nahe Erbaniprüch« au den Nachlaß des Cantor Graese erheben, werden ausgesordert, sich spätestens in dem auf de» ». Februar 1801. Vorm. Iv'/, Uhr an Gerichisstelle, Zimmer 27, aiiberanmien Termine zu meiden und zu legitimsten, widrigeii'alls die Eröbe'cheinigiing für die vorstehend bezeichnten Erben aiisgeslelll weröcu wird. Halle a. S., Len 3. October 1690. Königliches Amtsgericht, Adttzlg. UI. zu Bekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom tri 1»tS II». dieses MonatS im Araand- brenner bei 2,5 Millimeter Truck und l59 Litern stünd lichem Consum das l9,0sache der Leuchtkraft der deutsche» Normalkerze von 50 Millimeter Flammcnböbc. DaS specisische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,448. Leipzig, am 20. Oktober 1890. DeS StathS Deputation zu de« Gasanstalten. Bavern gebLtiaen Arbeiter» hier i n B a habe, well vor ^er ^eschließmia -me in rectit enthaltene Vorschrift nicht erfüllt Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 29. vor. Monat-, den Schneider Johann Franz Löffler betreffend, durch dessen freiwillige Gestellung Leipzig, am 14. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. -- (Arnrenanet.) N. V., 13631c. Hentschel. Feiler.- Zur parlamentarischen Bage. >1,6. Berlin, 20. October. Es steht jetzt fest, daß der preußische Landtag Mitte nächsten Monats einberufen wird. Auch ist mit Sichcrbcit anzunebnien, daß demselben alsbald das ganze große gesetzgeberische Material vorgelegt wird, welches für diese wictstige Session angckündigt worden: die Gesetzentwürfe zur Steuerreform, zur Lanbgemeinde- ordnung, zur Regelung des VvlkSschnlwcsenS. Wir stehen damit vor einer so arbeitsreichen und bedeutungsvollen Session, wie sie seit Jahrzehnten in Preußen nicht dagewcsen. Es sind in der That die wichtigsten Grundlagen deS ganzen Staatslebens, an die jetzt die umaestaltende und verbessernde Hand angelegt werden soll. Wir baden den Eindruck, daß das Reformwerk im Lande und auch in der Volksvertretung einen günstig vorbereiteten Boten findet und damit sich alle Aussichten auf ein positives Ergcbniß eröffnen. Denn auch die erwarteten Gesetzentwürfe gegen wärtig nur in sehr dürftigen Umrissen bekannt sind, so weiß man doch, daß sic längst und allgemein empfundenen Miß ständen abbelfcn wollen, den Forderungen der Gcrcckstigkeit, der praktischen Zweckmäßigkeit und der thatsächliche» Bedürf nisse entsprechen, und man darf zu der gegenwärtigen Regierung auch das Vertrauen haben, daß ihre Vorschläge keinerlei Ueber- trcibungen und Ucberstürzungcn enthalte», sondern von dem Streben auSgeheu, die Gegensätze möglichst auSzualeichen, die bestehenden und historisch gewordenen Zustände thunlichst zu schonen, daß sic, soweit cs der Zweck der Reform zuläßt, keine unnöthigc NcucrungSsucht treiben, sondern eben nur unhalt bar, ungerecht oder unzweckmäßig gewordenen Verhältnissen abhclfen wolle». Die Rcformgcsetzgebiing wird gewiß nickt de» Stempel einer einseitigen Parleirichtung tragen, und darum wird man auch hoffen dürfen, daß alle Parteien in der Volksvertretung sachlich und unbefangen den Vorschlägen gegenübcrtretcn werden. Die Zusammensetzung des gegen wärligcn Abgeordnetenhauses ist so günstig, daß man auf die Verständigung einer großen Mehrheit mit der Staats rcgierung mit gutem Grund hoffen darf. Bei der Schwierig keit und dem großen Umfang deS ru bewältigenden Stoffes läßt cs sich freilich jetzt noch nicht übersehen, ob diese ganze Gesetzgebung in einer einzigen Session zu Stande kommt. Der Vorzug einer längeren Legislaturperiode tritt jetzt wieder klar hervor; hätten wir noch dreijährige GcsctzgebungSpcriodcn, so ständen wir gleich wieder vor Wahlen und die Rücksicht auf diese könnte die sachliche und ruhige Behandlung der Reform nicht fördern. Herr I)r. Banmbach bat vor seiner Wahl zum Ober bürgermeistcr in Danzig erklärt, daß er seine parlamentarische Thätigkeit cinschränkcn und selbst an die Niederlegnng deö Mandats denken werde, sobald sich die Unzuträalichkcit seiner Beibehaltung ergeben sollte. — In Folge dieser Erklärung bezweifelt man, ob Herr Baumbach ferner in der Lage sein werde, sein Amt als zweiter Bicepräsident des Reichs tages fortruführen. ^ Bekanntlich ist der Reichstag bis zum 13. November vertagt. Es wird indessen in parlamentarischen Kreisen sehr bezweifelt, ob das Plenum au jenem Tag wirklich bereits zulamnientrelcn wird; vielmehr wird erwartet, daß sich der Wiederbeginn der Session noch etwa- weiter hinausziehen werde. Die Arbeiterschutzcommission tritt bekanntlich am 4. November wieder zusammen. Sic ist aber noch so weit im Rückstand mit ihren Arbeiten, daß eS sehr erwünscht wäre, wenn ihr daS Plenum deS Reichstages noch etwas länger freie Zeit gewährte. Vor Neujahr wird der Reichs tag doch nicht in die Lage kommen, sich wieder mit dem Gesetz zu beschäftigen. Leipzig, 22. October. * DaS nächste Hofereizniß wird nach einer Meldung der „Post" der neunzigjährige Geburtstag des Gcncral- FeldinarschallS Grafen Mollkc sein. Für diesen Tag Kat der Kaiser dem Grafen Moltke ein Ehrung zugedacht, wie sie noch niemals einem Preußen erwiesen worden ist und an der die commandircnden Generale, auch die Großherzöge von Hessen und Baden, theilnehmen werden. * In einer Reihe rheinischer und westfälischer S lädt wurden am letzten Sonntag Volksversammlungen zum Einspruch gegen da» Irsuitengesetz arrangirt; am nächsten Sonntag sollen andere folgen. Tie bekannte Resolution wurde natürlich einstimmig beschlossen; die Trabt ricuer sind die Abgg. Pleß, FuckS, Trimbor» ». a. Tic ganz Sacke ist vollkommen künstlich gemacht; die Versammlungen sind dürftig besucht und von einer urwüchsigen Bewegung im katholischen Volk in dieser Frage ist nichts zu bemerken. Dir vom preußischrnMinlster fürHsndrlundGewttt ^ ^. verschiedensten wirtbschaf-^ sind von den ordnung-novelle rmgefoidertr ^ ^ Sich- bctbeiligten Behörden m S^Ä^n werden gegenwärtig zu- tung unterzogen worden. Dieselbe jh„m Wortlaute der sammengestellt, und, ^ " ^ rdnungSnovellc niedergrsctzien ?"K WLZN'-'M-'"«"""""" daß drr bayerische «er- n anläßlich einer Annen- schlossen« Ehe eines au« ayern „ungiltig .erkannt dem bayerischen vermach«- Reichs-C1vilstandsaese§ Verehelichung kann Vorschrift des bayerischen Veimalhsr ch ... ^ine Annen- allensallS dl- Folj,« b-ben. daß--?" Grund dM» unterstützUngS-Ansprüche zu erheb s . bezüglichen Formaltlllt ?wk "solche Entscheidung erlassen. 1" ,7^ RedltÄgchung^ vÄ'e" halten unters Es ist aber auch bedauerlich sienug, ^ . Unter, chiedenheit de» Heimathsrechte« in Deutschland natürliche Un^ ttitzungSansprüche unerfüllt bleiben; °^1"70 tn dlel-r «ezieh ng Reservatrechte" anerkannt wurden, sah man dreS alS einen tteoer .»nq«-. nicht als einen für die Dauer besttmmten ZustanL an. ökachdem 20 Jahre darüber hiiigeaangcn smd und von der Fre züaiakeit ein immer wachsender Gebrauch gemacht worden thöie man in Bayern sehr wohl daran, die Beseitlnuna der in die,er Hinsicht noch bestehenden Verschiedenheiten ernstlich in Envägung ^^Von dem Werke „Fürst Bismarck als Volks- wirth", dargestellt von Heinrich von PosZ'nger, wird dieser Tage der zweite Band erscheinen. Er umfaßt die Zeit von der Uebernadme des Handelsministerium» durch den ehemaligen Kanzler (September 1880) bi« Lum Jahre 1884 einschließlich. Das Buch zerfällt m zwei Dhe.le. Zunächst giebt der Verfasser eine frisische llebersicht der w,rth- schastlichcn Bestrebungen deS Fürsten in der gedachten Zcilperwdc; ,odann läßt er denselben selbst sprechen, da» heißt eS folgen in chronologischer Neiheiisolae seine einschlägigen bedeutsameren Reden, vertraulichen Gespräche und Correspondenzcn. Am Schlüsse der Einleitung benwrkl Poschinger: „Faßt man die Betrachtungen, ru welchen B>S- arck'S wirtbschaftlichcS Vorgehen nach der Nehcrnahme de in Handelsministeriums Anlaß giebt, zusammen, so gelangt man zu dem Schlüsse, daß die abstracto, Theorien einer bestimmten volkswirthschaftlichcil Doctrin ihm auch fürderhin nicht als Leitstern dienten. Mit dem Motto „Mein Sinn ist auf daS rein Praktische gerichtet"vertrug sich weder die Theorie dcö luEr t'airo „och der Standpunct der Agrarier oder jener der reinen StaatSsocialistcn. Die Theorien der Bolkswirthschaft konnten für seine Entschließungen nur insofern Anwendung finden, als sic sich auf daS Maß und die Bedingunaen der vorhandenen Zu stände zurücksübren ließen, und so kam es, daß, um nur einen Gegensatz hcrvorruhcben, heute die Agrarier seinen Reden Beifall zollen, wahrend ein anderes Mal seine Auslastungen als rein frcibändlerisck bezeichnet werden, z. B. die gerade in unseren Tagen recht lesenswcrthen NcichStagSreten über den NormalarbcitStag und die Arbeitszeit der Kinder und Frauen, jsciue der vorhandenen Schullchrcn wird darum dereinst Bismarck als den Ihrigen beanspruchen können, er ging überall seinen eigenen Weg. Er war Realpolitiker im vollsten Sinne des Wortes." * Trotz mancher fchlgcscklagenen Versuche bemühen sich die Polen in Posen und Westpreußcn immer wieder, die evangelischen und gut deutsch gesinnten Masuren, welche in der Stärke von etwa 320 000 Köpfen im Süden der Provinz Ostpreußen wohnen und eine polnische Mundart reden, in das national-polnische Fahrwasser zu lenken und der preußischen Regierung auch dort Schwierigkeiten zu be reiten, wo bisher Deutsche und Slawen in völliger Eintracht lebten. Die Polen sehen nämlick zu ihrer Ueberraschung, daß das jetzt noch 210 Geviertineilen große masurische Sprach gebiet allmalig kleiner wird, daß die Deutschen in diese», Gebiete immer zahlreicher werden und an Einstuß gewinnen daß die deutsche Sprache, infolge des deutschen Unterrichts, immer größere Fortschritte macht, und daß die Masuren ain dem besten Wege sind, wie die Wenden und Littbauer ein zweisprachige« Volk zu werden und mit der Zeit im dentschen VolkSthum aufzugehen. Durch Ansiedelung von katholischen Polen im Masurenlandc, durch Gewinnung der Masuren für den katholischen Glauben und durch Herausgabe polnisch- masurischer Zelt»,,gen bat man versucht, die evangelischen Masuren dem deusichen Einflüsse zu entziehen und der pol- Nischen Bewegung dienstbar zu machen, glü-tticherwrise bisher fast ohne allen Erfolg. Neuerdings bemühen sich nun die polnischen Führer, auf da- katholische Ermeland, da» die Krosc BraunSberg Heilsberg. Rössel und Allenstein umfaßt und ,m Süden reichlich 42 000 polnische Katholiken aufwcist, in den KrciS ihrer Agitation einzubczichen. In Allenstein wurden ein oder zwei polnische Zeitungen bcrauSgrgeben; das für Westprcußen hat sich in rin solche« ur Wrltprcunen und da« Ermeland verwandelt; damit ^ Element Führer erhalte, sucht man polnische Rechtsanwälte und Aerzte zur Niederlassung im südlichen n/BÄ,"? ^ reutschen ultramontano, Blätter erb^>» diese polnische Agitation nicht sehr Umständen rin bisher ganz »xbrsach erwähnte Antrag Bayerns kein " der Viebeinfubr an» Oester r^ich-Ungar» groxe re Städte hat folgende» Wort Ter Bundesrath wolle unter theilweiser Abänderung des Be cbluffe» vom 27. Jmtt 187V beschließen, daß dir Landesregierungen ,7m-t»tiat werden, dir Einfuhr von lebendem Rindvieh au» Oester- reich-lliigarn in größere Stützte, welche öffentliche Schlachthäuser besitzen unter drr Bedingung zu gestatte», daß die Thiere ») an der Grenze' mit Ursprung», und GesundheitSzeuanib versehen sein müsse», b) beim Eintritt in da» deutsche Gebiet durch beamtete Tbierärzte untersucht und gesund befunden worden sind, o) direct und ohne Umladung bi» zu ihrem Bestimmungrotte mit der Eisen- bahn übergesübrt, ck) daselbst alsbald geschlachtet, bis dahin aber von anderem Bieh getrennt gehalten werden und au» dem Schlacht. ,ofe nicht lebend entfernt werden dürfen. Die Begründung lautet: Die hohen Yleischprrise im ganzen Land«, insbesondere in den größeren Städten, haben schon vor einiger Zeit Veranlassung ge- eben, über die für die VolkSrrnährung hochwichtige Frage der Zleischtheuerung und über die eine Ermäßigung der Fleischpreise rmüglichenden Maßnahmen eingehende Erhebungen zu pflege». Hierbei hat sich ergeben, daß namentlich drr ungenügenbe Vorrath an Schlachtvieh aus dein platten Lande und der zu geringe Zulricb von Schlachtwaare zu den Schlachtviehmärkten der größeren Städte als ein hauptsächlicher Grund sür die brstedenden hohen Vieh- und Aeischpretse zu erachten ist. Inzwischen ist vielfach eine wettere Steigerung der Flelschpreise einactreten. Diese hart empfundenen Verhältnisse lassen für absehbare Zelt eine Besserung kaum envartcn, da die schlechten Futterernten der Jahre 1887 und 1888 die Land- wlrthe gezwungen haben, ihren Viehbestand beträchtlich zu verringern, und da in den letzten Jahren noch nicht so viel Bieh nachgeschafft werden konnte, um den bestehenden Bedarf an Schlachtvieh decken zu kömien. Hierzu kommt, daß auch schon in den früheren Jahren mit besseren Futterrrnten mehrfach über Mangel an Schlacht- Vieh geklagt wurde und an die Regierung Wünsch« gelangten, daß Schlachtvieh au» Oesterreich. Ungarn in die größeren Städte etngesührt werden dürfte. Diese Wünsche haben sich in neuerer Zeit so vielfach wiederholt und so dringlich geltend gemacht, daß sich die bayerisch« Regierung der Be» p,Achtung nicht entschlagen kann, auf baldige Abhilfe Bedacht zu nehmen. Auch mag in Bettacht kommen, daß in Folge der allgemeinen Steigerung der Flelschpreise insbesondere in den niedere» Volksschichten eine Unzufriedenheit zu Tage tritt, der zu steuern dringend geboten erscheint. Um nun eine ausreichende Zufuhr von Schlachtvieh in die größeren Städte herbrizufübren, wodurch auch eine günstige Rückwirkung auf die kleineren Städte und Orte erzielt werde» dürfte, wird eS sich zunächst empfehlen, aus den von der bayerischen Negierung schon im Jahre 1879 im BundeSrath ein- gebrachten und durq vorstehenden Antrag wieder aufgenominenen Vorschlag zurückzukommen. Ans diesem Wege wird voiauSsichtlich eine Minderung der Fletschprelse erzielt, jedenfalls aber einer weiteren Steigerung der Fleischpretse vorgebeugt werden können. Was die Zulässigkeit der beantragten Maßnahmen anlangt, so dürste dieselbe vom seuchenpollzeiltchcn Standpunct« zu bejahe» sei», denn durch die im Antrag« unter lut. u bis <i vorgesehene» Cautelen ist eine Gefahr der Einschleppung von Seuchen auS Oesterreich-Ungarn aus- «schlosse». UeberdieS darf noch hervorgehoben werde», daß die Verhältnisse, welche seiner Zeit zu dem BundesrathSdefchlusse vom 27. Juni 1879 geführt haben, in der Zwischenzeit auf Seite Oesterreichs sich unbesttittenermaßen wesentlich gebessert haben. * Der Crntral-AuSsckuß der romanischen National- Partei in Ungarn und Siebenbürgen hat für den 27. und 28. October eine romanische Conserenz nach Hcrmann- tadt einbcriifrn. Die Einladung betont, cS möchten die Be zirke um so sicherer Delezirte entsenden, als die politische jage eine ernste Berathung erheischte, der sich die Vertrauens männer der romanischen Nationalpartei nicht entziehen könnten. Der Eentral-Auöschuß werde dieser Versammlung über seine bisherige Thätigkeit Bericht erstatten und folgendes Programm entwickeln: l) Auflösung der Union Siebenbürgens und Ungarn-; 2) Gebrauch der romanischen Sprache in der Ber- waltung und Justiz in allen Bezirken, welche von Romanen bewohnt werben: 3) Anstellung romanischer Beamten in diesen Bezirken; nur solche Romanen sollen als Beamte verwendet werden, welche die Gewohnheiten der Romane» kennen; 4) Revision des Nationalitäten-GeseheS. Die Zahl der zur romänischen Conserenz geladenen Delegirten beträgt 123; die Berathung wird öffentlich sein, und eS wird die Versamm lung vom Advocalcu Raliu mit einer Rede eröffnet werde». Der Verfasser deS Programms erklärte dem Berichterstatter des „Budapeffi .Pirlap", daß die Einzelheiten dieses Pro gramm» erst in einer vertraulichen Borconsercnr in Hermann stadl endgiltig fcstaestcllt werden sollte». Die Romanen würden sich hüten, solche Gegenstände in Berathung zu ziehen, welche sie mit den LandeSgeseyen in Colliston bringen könnten. Es sei immerhin möglich, daß auch der Gedanke der Ver söhnung und Annäherung angeregt werden wird, aber nur unter gewissen Bedingungen. Schritte sollen unternommen werden, daß nur solche Personen in da« Abgeordnetenhaus entsendet werden, welkye die Ideen der Nationalpartei vertreten. Jetzt gebe cs solche Vertreter nicht, trotzdem in 23 Comitaten die Romänen an Zahl und Grundbesitz die Majorität besitzen. Zu diesen Auslassungen bemerkt da» gemäßigte ungarische Blatt „Ncmzet": „Diese Punkte lassen sich von ungarischer Seite nicht einmal diScutircu, denn die ungarische Nation wird in die Auflösung der Union, die Zerstückelung Ungarns in NationalilätSzonen und in die Beeinträchtigung der magyarischen Staatssprache nie einwilligeii. Bei einem solchen Programm ist eine Annäherung der Romänen und ein Aus gleich, von dem die Urheber der Versammlung träumen, rein unmöglich." * In der Montagssitzung der französischen Drpu- tirtenkanlmer verlangte Goussot (Boulangist), wie wir, das gestrigeTelegramm ergänzend, hier erwähnen, die Regierung über dir Maßregeln zu intrrpelliren, welche sie gegen dir boulangistisckc Agitation zu ergreifen beabsichtige Die Kammer beschloß die sofortige Verbantlung dieser Interpellation. Goussot begehrte hierauf die Einleitung gerichtlicher Verfolgung gegen seine Partei, damit die Thatsachen aufgeklärt würden. Minister ConstanS erwiderte, es handle sicy um Acte» welche bereits durch den Staat-gerichtShof und durch die überwiegende Mehrheit der Franzosen vrrurtheilt seien. Die Negierung werde keine neuen Schritte unternehmen, welche nur Den jenigen nützen würden, die sie begehren. Wenn neue straf bare Versuche unternommen würden, werde dir Negierung wissen, was sie zu thun habe. Deroulede (Boulangtst) er widerte mit heftigen Ausfällen gegen den Minister, worauf ihm der Präsident die Censur ertholte. Unter anhaltendem Lärm der Boulangisten wurde schließlich die einfache Tages ordnung angenommen. * Nach dem bi- jetzt vorliegenden Ergebniß der belgischen Conimunalwahlen scheint eine merkliche Veränderung de« Besitzstandes nicht eingetreten zu sein; jede der beiden Parteien, die liberale wie die katholische, rechnet sich den Sieg zu. * Die englische Regierung benachrichtigte die Ver treter de. auswärtigen Mackte, daß sie die braNlianische Republik ailcrtaiiiil »uo den englischen Schiffen den Befehl ertbeilt habe, die Flagge der brasilianischen Republik zu grüße».
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