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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-20
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1890
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Erscheint täglich früh SV, Uhr Lrdaction und Lrpkdttiou Johaunesgaffe 8. Sprechstunden der Urdartion: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—g Uhr. 8<r ti» NN0»»d» ei»«e1a«d>er v!»»ulcr<»r« »«chl sich »k Ned»cl,on nicht »erbiatUch. »«nähme »er für »te nSchftfolgcnd» Nummer Bestimmten Inserate an Wachentagen »iS 3 Uhr Nachmittag», an Sann- und Festtagen früh bis.v Uhr. In de» Filialen für 2ns.-^»nal>mr: Otto klemm » Eartim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, Louis Lösche, Satharinenstr. 14 pari, und König-Platz 7, nur bi« ' .3 Uhr. ripnatrNagtl>latt Anzeiger. Organ für Politik, 8-calgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Ä^vimeWentchvreiD vierteljährlich 4»/, Mk. tacl. Brtnaerlohn 5 ML, durch di« V bezogru S Mk. Jede einzelne Nummer L0 Belegerrmpiar 10 Pf. Belegerrmp hren für l Tageblatt-st Extrabeilag«« ormat «ebü ahne Postbeförderung mit Postbeförderung 70 Mt. Inserate Saespaltene Petitzrile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer». Ziffernsatz nach höherm Tarif Nerlameu unter dem Rrdaction-strich die äaespalt. ZeileSOPs., vor den Familien Nachricht«» die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind siet« an die Erhedttta« z» lenden. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung praeumneranilo oder durch Post« Nachnahme. ^ 293. Montag den 20. Oktober 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Anmeldung r«r KtrchenvorffandS.Mnhl tu der Parochie St. Petri. Für die nach Ablauf der gesetzlichen Wahlperiode Ende dieses JahreS aus dem. PelerSkirchcnvorstandr ausscheidenden Herren: Hofbaumeister Otto Brückwald, AmtSgerichtSrath Wilheln, Kranichfeld, Privatmann Kranz Leuthier, Commerzienratl, Juliuü Meißner, Schuldircctor Traugott Reimer, Kaufmann Ferdinand Bruno Telle und Baumeister Daniel Gottlob Vogel, die inSgesammt wieder wählbar sind, soll durch die Peterskirchengemeinde eine Neuwahl stattfindcn. Srnnmbercchtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der PetcrSkirchenparochie wohnhaften Männer evangelisch- lutherischen Bekenntnisses, welche daS 25. Lebensjahr vollendet haben, verheirathet oder nicht, „mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes, oder unehrbaren Lebenswandel, öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde, oder endlich nach dem Kirchengesetze vom 1. December 1876 infolge Versäumniß der Trauung, Taufe oder Confirmation durch'die Kirchcninspection ausgeschlossen sind". Wer sein Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl auS- üben will, hat sich zufolge gesetzlicher Bestimmung zunächst mündlich oder schriftlich dazu anzumelden. Die mündliche« Anmeldungen werden Sonntag, den SU. Oktober d. I., von 11 bis 1 Uhr und Montag, den 27. Oktober, von 9 bis 5 Uhr in dem nordöstliche« Beichtbause der PeterSVirche (Eingang der höheren Mädchenschule gegenüber) entgegen genommen. Bei schriftlichen Anmeldungen, welche während der obengenannten Tage, sowie schon vorher auch in der Amts wohnung des Pfarrers 0. Hartung (Albertstraße Nr. 38,1.) abgegeben werden können, muß genau angegebcn werden: 1) Vor« und Zuname, 2) Stand und Gewerbe, 3) Geburtstag und Jahr, 4) die Wohnung. Wir fordern die stimmberechtigten Glieder unserer Ge meinde herzlich und dringend auf. sich an der bevorstehenden Wahl zahlreich zu betheiligcn und damit sie dies können, die Anmeldung in der bezeichneten Weise bis spätestens Montag, den 27. Oktober, Nachmittags 5 Uhr bewirken zu wollen. Zur PetrrSkirchen-Parochie gehören die folgenden Straßen und Plätze' Lampestraße Nr. 3—13 (von der Albcrtstr. bis zur Sido- nienstraße), Liebigstratze, .55 LöSmger «traße (v. d. Sophien u. 2-52 (von: Bayerischen -.straße bis an die Körnerftr.), Platz bis an die Körnerstr.), Lutzowilraße, Braustrabe, Mozartstraße Earolinenstraße, Nurnberger Straße (v. Bave- Schi,°»i«°- w-gj. Döseoer Weg. Schletterstraße, Dufourstraße, Schleußiger Weg (bis zur Mahl Elisenstraße Nr. 1—67 und mannstraße), 2—52 (von der Albertstr. Schwägrichenstraße, bis zur Körnerstr ), Sidonienstraße, Emilienstraße, Simsonstraße (mit Ausnahme Ferdinand Rhode-Straße (von von Nr. 1), der Berthovenstr. biS zum Sophienplatz, Albertstraße, Bauhofstraße, Bruderstraße, Bayerischer Platz, Bayerische Straße Nr. 1- Schleußiger Weg), Floßplatz. Friedrichstraße, Fürstenstraße, Glockenstraßr, Grassistraße (v. d. Beethoven straße bi« z. Schleuß. Weg), Sophienstraße, Stephanstraße (Nr. 14 Li« mit Nr. 22), Thalstraße Nr. 14—38 und 19—35 (von der Liebigstr. LiS zur Linden- u. Seeburg straße), Havdnstraße, ' Webergässe, Hohe Straße, Windmühlrnstraße Nr. 41—49 IohanniS-Ällee, und 34—56 (von d. Turner- Körnerplah, straße u. Emilienstr. bis zum Körnerstraße (die ungeraden Bayerischen Platz), Nrn. 1—61), Windmühlenweg, Kohlenstraße, Zeitzer Straße. Leipzig, den 18. Oktober 1890. Der Ktrchenvorstand r« St. lpetrt. v. Hartung, Pfarrer. Bekanntmachung. »««naben», »en 85. Oktober a. von vormittag IS Uhr an solle« i« Geschäftszimmer »e« Proviant-Amte» Lei»;tg-Plemcnv«rg, Thurmhaus 2. Stock — I ?»rt>e Logrenlllelo unck Xokrmebl öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzablung ver- steige» werdrn. Leipzig, am 16. Oktober 1890. königliches Proviant-Amt. Lekanntmachung. In der EoncurSsach« über den Nachlaß de« verstorbenen kauf mann« Oskar koervtng zu Torga« soll in drin am 17. Teeember 18V« vormittag» IS Uhr anstehenden PrüfnngStermin über den verkauf der zur LoucurS- maffe gehörigen ideellen Grundstücksanthrtl« verhandelt werden. Torgau, den 15. Oktober 1890. Oer Gericht»schretber »e» Königltche« Amtsgericht». Licke, Aktuar. Lekanntmachung. Die diesjährige MichaeltSmeffe endigt mit dem 18. Oktober An diesem Tage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der inneren Stadt bis 4 Uhr Nachmittags voll- tändig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgens des 19. Oktober zu entfernen. Die auf dem AugnstuSplatze und auf den öffent lichen Wegen und Plätzen der Vorstadt befindlichen Buken und Stände sind bis Abends 8 Uhr des l8. Oktober zu räumen und in der Zeit vom 20. bis 23. Oktober, jedoch lediglich während der Tagesstunden von 6 Uhr Morgens bis 7 Ubr Abends abzubrechen und wcgzuschaffen. Vor dem 20. Oktober darf mit dem Abbruche der Buden und Stände auf dem AugustuSplatzr nicht begonnen werden. Dagegen ist rS gestaltet, Buden und Stände auf dem Noßplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, srüker, jedoch nicht am Sonntage den 19. Oktober, abzu brechen und weazuschaffen, dafern nicht dadurch Störung deS Verkehrs oder BcnachtbeiliHung des Geschäfts in den stehen- bleibenden Buden herbeigefnbrt wird. Es bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden auf dem Roßplatze und Königsplatze, sowie diejenigen Stände daselbst, an welchen nur Lebensmittel feilgeboten werde», noch am 19. October geöffnet zu hatten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, inglcichen die Caroussels und Zelte sind bis Abends 10 Uhr des 2l. October, diejenigen Buden aber, rücksichttich deren daS Eingraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht erthcilt worden ist, bis längstens den 25. October Abends 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geld strafe bis zu 150 oder entsprechender Haft geahndet werden. UebrigenS haben Säumige auch die ObrigkeitS wegen z» verfügende Beseitigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, den 17. October 1890 Der Rath der Stadt Leipzig. Oe. Georgi. Leistner. Lekannlmachung. Die Lieferuim von 8Ytt Tausend Lchlenstenstetne« zn den im Iah/e 1891 «aSznfi'ihrendcn städtischen Schleuß:«- bauten soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingeschen, beziehentlich gegen Entrichtung der Gebühren von 0,50 -6, welche even tuell in Briefmarken einrusciidcn sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lieferung von Lchleußensteinen" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 30. October 1890 Nachmittags 5 Ubr einzurcichen. Der Nath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchnen. Leipzig, den 13. October 1890. Id. 5755. DrS NathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Kottksmdn SWefklii. auf welcher die im Jahre 1869 und 70 verstorbenen erwachsenen Personen beerdigt sind, soll dcninächst in Angriff genommen werden. Diejenigen, welche verfallene Gräber wieder lösen wollen, haben sich bi« zum 20. Novembcr a. 0. in der PfarramtSerpedition zu melde» Tlc «ottesackerverwaltung. k. Schmidt. Leipzig, 20. October. * Vor Kurzem hat ein freisinniger Schriftsteller in einer Betrachtung über die „neue Opposition" von der Möglichkeit gesprochen, daß die mit dem Gange der Dinge unzufriedenen Industriellen, welche bisher >m Lager der Mittelparteien gestanden, schließlich in die freisinnige Partei gedrängt werden könnten. Herr Richter scheint an dieser Perspective Gefallen zu finden. Die „Freisinnige Zeitung leitartikelt über die „zunehmende Uebcrlastung der Industrie in der sehr wenig verhüllten Absicht, bisher auf Seiten der Regierung siebende Industrielle gegen dieselbe aufzubringen Die finanziellen Wirkungen der Arbeiterschutzgesetzgebung.die Inva liditätS- und Altersversicherung, die Reform der Einkommen und der Gewerbesteuer, das Alle- treffe vorwiegend oder au« schließlich die Industrie, während im Uebrigen die Wirth schaslSpolitik unverändert so eingerichtet bleibe, daß die Agrarier den Rahm abschöpften. Nun hat bekanntlich keine Partei lauter als die freisinnige eine gerechtere Vcrtheilung der Steuerlast — Entlastung der ärmeren und stärkere Heranziehung der reicheren Volksschichten — gefordert und daS Gebiet der direkten Steuern als die einzig zulässige Basis für eine derartige Reform bezeichnet. Vor Allem aber ist keine Partei eifriger, als dir freisinnige, daran bedacht gewesen, in maßloser PopularitätShascherei in die Arbeiterschutzvorlage der Regierungen diejenigen Uebcr- treibungcn cinziisllgcn, welche recht eigentlich die Mißstimmung unter den industriellen Arbeitgebern hervorgerufen haben. Die „Freist Ztg." erklärt jetzt, keineswegs jede Einwendung gegen einzelne Bestimmungen der Arbeiterschutznovelle von vornherein für unberechtigt zu erachten; die sorgsame Er wägung aller Einzelheiten bleibe Vorbehalten. Da- klingt sebr schön, wird aber gegenüber der Notbwendigkeit, auf die Socialdcmokratie wegen deren unentbehrlicher Hilfe bei den Wahlen Rücksicht zu nehmen, auf die Haltung der freisinnigen Partei in den demnächstigen weiteren Beratbungen schwerlich einen bedeutenden Einfluß üben. Wertbvoller würde es de» Industriellen, welche Herr Richter einfangrn will, jedenfalls sein, wenn er sich etwa- klarer, als es der fragliche Artikel der „Freisinnigen Zeitung" thut, über die Frage des Zoll- schutzeS ausspräche. Einstweilen liegt die Sache so, daß die Freisinnigen da« Meiste von der bevorstehenden Neubclastung der Industrie selbst gefordert, daneben aber alles Mögliche gethan haben, ihr di« Lortheile de« Zollschutzr« zu nehmen. * Di« „Kreuzzeitung" brachte vor einigen Tagen eine Ausführung, in welcher festgestellt wurde, daß die Jesuiten in Deutschland wieder thätiz seien. Die „Germania" bestritt die«. Heute nun behauptet da- "A, dgß^s^gar in W.derspruch der „Germania . ne? abgchalte» Deutschland großartige I esu' t e nm »ss o " °^ mehr werden. Mehr könne mau doch wohl " ^ Ks tz auf- d!, .-mch L,-!w- --s> Auch sei in Tie Sache war allgemcm bekannt md-s-n waren NÄLÄS m». daß da« Jesuilcngesetz im wesentlichen auf dem Papier sie, . besteLt oder ausacboben wird. Wir dürfen wobt erwarten, daß die „Germania" unS gerade im Interesse ihrer lcsmt.schcn Freunde nicht zu weiteren Aufklärungen provoc>rt' ra eS dann den Behörden nicht mcbr möglich sem w^dk. „e,n Aug zu-udrücken". Auf die Dauer haltbar ist der gegenwärtig Zustand - daß das Gesetz weder -"gewendet noch ausi gehoben wird - allerdings auch kaum. Gerade deshalb sagten wir, wir begriffen nickt, weshalb man sich hüben und drüben über die Sache so aufrcge." * Bei der heute vollzogenen Ersatzwahl eines . - geordneten zum preußischen Abgeordnetenbause für den Wahlkreis 3 Potsdam sPrenzlau. Angermunde) an Stelle des verstorbenen Abgeordneten von Wedell-Malchow wurde Re gierungSrath von Busch (Magdeburg) einstimmig gewählt. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erfährt auS zuverlässiger Quelle, daß in den betheiligten dlesseitiaen ReffortS die Vorstudien zur Neuordnung der handels politischen Beziehungen Deutschland« u"d/)ksi*^ reich-UngarnS mit Elfer betrieben werden und daß nach dem mutbmaßlich baldigen Abschluß derselben, wabrsckemlich schon im nächsten Monat, in Wien gemeinsame Besprechungen beginnen werden. ^ ^ * In entschiedenem Gegensatz zu dem Bestreben der „Freisinnige» Zeitung", ihre Partcigenosscn nn Voran« »ur Opposition gegen di- im Landtag erwarteten R .form- Borlagen zu verpflichten, bringt die ebeizfalls deutsch freisinnige „Kieler Zeitung" abermals einen durchaus ent gegenkommenden Artikel, dessen Schluß lautet: Jedenfalls geht man in Preußen einer wichtigen Landtags- Session entgegen, zumal im engsten Zusammenhänge mit der Steuer- resvrm die Landgemcindeordnung und das Schulgesetz stehen. Man sieht, das frisches Leben in die preußische Regierung gekommen ist, und wo Leben ist und Sweben, da wird auch hoffentlich Blühen und Gedeihen nicht fehlen. Finanzminister Miguel aber kann gewiß sein, daß die große Mehrheit des Volkes und der Parteien so aut aus der Rechten wie auch aus der Linken seine Vorschläge ohne Voreingenommenheit mit Ernst und Wohlwollen prüfen werden. * In der Sonnabend-Sitzung der böhmischen Aus gleichS-Commission legte Scharschmid den Standpunkt der Deutschen dar. Mattusch stellte, um den Deutschen gegenüber Entgegenkommen zn beweisen, den Antrag, die Commission möge die Ansicht aussprechen, daß die Bcrathung über den Landesculturrath schleunigst zu beenden sei. Vor der Ab stimmung zog Graf Clam Martiniy seinen Antrag, nach der Beratbung der Vorlage über Len LandeSculmrrath die Wahl organisation de« nicht sideicommissariscken Großgrundbesitzes zu berathen, zurück. Hierauf wurden die Anträge der Inng- czechen mit allen gegen ihre eigenen Stimmen abgelchnt, ebenso der Antrag SchmeykalS, die Berathung des Gesetz entwurfes über den Landesculturrath binnen längstens aait Tagen zu beendigen und alsdann den Gesetzentwurf über die Bildung von Kurien zu berathen, mit allen gegen die Stimmen der Deutschen. Der Antrag Mattusch wurde darauf an genommen; gegen denselben stimmten die Iungczechen und der Abgeordnete Trojan. * DaS Garnisonsgericht Banjaluka hat, wie ein Agramer Blatt meldet, in Folge einer au« Agram erhaltenen Privat anzeige gegen jene sieben Unterofsiciere die Untersuckung eingeleitet, welche dem Bischof Stroßmayer anläßlich seineS Bischofs - Jubiläum- telegraphisch gratulirt halten. Mittlerweile langte auch vom Kricgsmmisterium in Banjaluka der Auftrag ein, die Angelegenheit zu untersuchen und darüber eingehend zu referiren. Die Affaire fand darin ihren Ab- schluß, daß zwei Zugsführer je 2l Tage Einzel-Arrest und fünf Feldwebel je 30 Tage einfachen Arrest erhielten. Sämmt liche Berurtheilte werden überdies nach Abbüßung ihrer Strafe anderen Regimentern zugetheilt. * In verschiedenen russischen Provinzstädtcn, in welchen die Polizei Len Befehl erhalten hatte, die Juden auszuweisen, ist dieser Befehl, der „Kölnischen Heilung" nifolge, neuerding« mit der Weisung widerrufen worden: die Juden könnten vorläufig wohnen bleiben, bis daö neue Iudenacsetz hirrübcr entsckeiden würde. Für den gesammten Grcnzbezirk, in einer Breite von 50 Wcrst von der Grc„;e wurden jedoch die erlassenen Ausweisungsbefehle nickt widerrufen. » > ? ^ Matin" zufolge wird der Krieg-minister Freycinct demnächst einen Gesetzentwurf, di- Auflassung der westlickcn Rinvwalle von Pari« betreffend, in der Kammer einbrinacn. Wie verlautet, wird die Marine-Infanterie gemäß de». Ent- Wurfe über die Colonialarmee dem Kriegsministerium unter- stellt werden. .. * Die Aussichten auf Herbeiführung einer Verständigung zwischen England und Portugal erfcheinen durck den Amtsantritt de« neuen portugiesischen CabinetS insofern gestärli. als der ,-tz.ge Premier off,ciell erklärt hat, er werde sick di- H-rstellung de« alten Einvernehmen« mit der lanaiähria ver- bundeten Macht vor Allem angelegen sein lasten. Lissabon ^ Provinzen de« lusitanischcn Königreichs haben die Erklärungen de« neuen EabinrtSckess offenbar einen günstigen ^'°bruck hergebracht; alle Welt ist frob, au- der Wochen- lang h,„geschleppten Regierungskrise endlich h-rauSg-kommen ^ Oppositionsmackern von Bern wissen, wenn sie aus bloßem Geist de« Wider- spruch« dem fetzigen Eabinet da« Leben unnöthiger Weise er- chweren wollten. Nicht ganz so zufrieden scheinen aewifse englische Kreise mit der Einsetzung und dem ersten erfolgreichen Debüt des neuen Ministerium- in Portugal zu sein. Sie ftrchten augenscheinlich, waS die besonnenen portugiesischen Politiker Ionen und wünschen, einen Ausgleich der beiderseitigen Re gierungen in einer da« portugiesische Nationalgefühl schonen den Form. Die jetzigen Leiter deS portugiesischen Staates dabei, durch ibre ersten Regierung-Handlungen dargethan, paß sie ein offenes Auge für die Schwierigkeiten ihrer Aus gabe besitzen. Sie wollen den erregten Gemüthern zunächst Hcit gönnen, sich zu beruhigen, und dann erst sich über die weiter z» ergreifenden Maßnahmen schlüssig machen; Zeit gewinn ist sur sie gleichbedeutend mit Machtgewinn. La- scheint aber den colonialen Heißspornen, welche in Eng land die Ausnutzung der Zugeständnisse de« noch nicht rati- icirten Vertrages forciren möchten, nicht zu paffen. * Der rumänische Ministerrath hat die Ergänzung deS CabinetS bis zum Zusammentritt de« Parlament- vertagt. Die Krise scheint doch ernster zu sein, als man annahm, wenn auch die Nachricht von der gänzlichen Umgestaltung des CabinetS unbegründet ist. ES sollen der gegenwärtig erledigte Posten deS UnterrichtsministerS und daS infolge der Er nennung des IustizministerS Nosetti zum Bankgouverneur erledigte Portefeuille neu besetzt werden. * Nach in Paris ringegangenen Nachrichten au» Sant Jago de Chile hat daS dortige Ministerium in Folge eine« ConslictS mit den Kammern seine Demission gegeben. Marine. erlin, 18. October. S. M. Panzerschiff „Deutsch land", Commandant Capitain z. S. Oldekop, ist am 18. d. M. in Southampton einaetroffen und beabsichtigt am 19. d. M. mit dem Uebungsgcschwader nach Gibraltar die Reise fortzusctzcn. * Berlin, 18. October. S. M. Kanonenboot „Iltis", Commandant Corvetten-Capitain Ascher, ist am 17.!d. M. in Weihaiwei angekommcn und beabsichtigt am 18. October d. I. nach Nagasaki in See zu gehen. * Livorno, 18. October. Da» von Gaeta nach Spezzia ab- gegangene Torpedoboot Nr. 105 ist an seinem Bestimmungsort nicht angclangt. Verschiedene zu dem Torpedoboote gehörige Gegen stände sind am Strande gesunden worden; man befurchtet, daß die ganze Mannschaft bei dem heftigen Sturme, welcher am 16. d. M. herrschte, umgckommen ist. Militairisches. 8?X. Unlängst ist die Behauptung ausgestellt worden, daß eS in der Absicht liege, bei der Feldartillerie allmSlig von den Gußstahl- zu den Brouzegeschützen überzugehen. Diese Be- Häuptling entbehrt der Begründung. Es mag sein, daß in militairischen Kreisen hier und da die Ansicht besteht, die Bronze verdiene -als Material für Feldgeschütze den Vorzug vor Gußstahl. Anhänger der Bronze hat eS stets gegeben und wird eS voraussicht lich stelS gSben, aber ihre Ansicht wird an den entscheidenden Stellen der Militairverwaltung nicht getheilt. Hier besteht vielmehr kein Zweifel darüber, daß der Gußstahl nach wie vor da» beste Geschütz»,atcrial auch für die Feldartillerie abgtebt. Entbehren daher jene Angaben der thatsächlichen Unterlage, so wird die Frage um so berechtigter, welche Wirkung mit derselben erzielt ist. Es kann darüber kein Zweifel sein, daß diese eine nach allen Richtungen unerfreuliche ist. Dies gilt keineswegs allein oder auch nur vorzugsweise von den Interessen der betheiligten Privatindustrie, sondern vornehmlich von den Interessen deS Reiches und Staates. Es kann unter diesem Gesichtspunkte nur al« in hohem Grade unerwünscht erscheinen, wenn die falsche Vorstellung erweckt wird, als sei die deutsche Feldartillcrie nicht mit den, vor züglichsten Material ausgerüstet. Die- gilt sowohl gegenüber dein Jnlande als gegenüber dem AuSlande. In der That hat denn auch die ausländische, insonderheit die französische, Presse sich jener Mit- theilungcn bereits bemächtigt. Unbegründete Notizen der bezeichneten Art sino daher unter jedem Gesichtspunkte bedauerlich und werden in der Folge besser unterbleiben. * Wien, 18. October. Der Erzherzog Franz Ferdinand von Este, Oberst des Husaren-Regiment- Nr. 9, ist zum Comman- dantcn desselben ernannt worden. * Die russische Negierung hat 400 Maschinen zur Erzeugung von Lebelgcwehren In Frankreich erworben und die Apparate sind bereits an das KriegSministerium in St. Petertburg abgeliefert worden. Es wird jetzt in Paris bestätigt, daß das Lebelgewehr endgillig für russische Infanterie angenommen worden ist. Musik. -0- Leipzig, 19. October. Mit dem gestrigen Tage trat der Pester'sche Tilettanlen-Orchesterverein zum ersten Male in die Oeffentlichkeit und zwar unter den denkbar günstigsten Auspicien. Der junge Verein, an dessen Spitze der in unserer Stadt als Lehrer deS Clavier- und Cellospiel« wohlbekannt« und geschätzte Herr Alfred Bester steht, brachte in seinem ersten Concerte mehrere Stücke für Streichorchester zu Gehör, denen ein von Herrn L. Geldbeutel mit geschmackvoller Pointirung gesprochener, aus der gewandten Feder Lrome^SchwieningS stammender Prolog voranging. Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß der Geige al- dem seelenvolliten Haus- und Familieninstrumnite neuerdings eine größere Beachtung als bisher zutheil wird, und die jungen Männer, aus denen sich der neue Verein recruttrt, entwickelten eine recht tüchtige Fertigkeit auf ihren Instrumenten, die für die Zukunft das Beste hoffen läßt, zumal „Lust und Liebe, dir Fittiae zu großen Thaten" nirgends »u fehlen schienen. Tie Vorträge umfaßten durchaus Stücke für Saiteninstrumente: darunter Grieg's poesievollen „Frühling", den berühmten Walzer von R. Bolkmann und rin hübsches, durch genaue Kenntniß der Klangmittel und durch liebenS- würdige Melodik ausgezeichneter Stimmungsbild „Abenddämmerung" von Ä. Peslrr; der Mittelsak dieses Stücke- (in X ilur) hat unS be- sonders gefallen. Krug'S „Liebcsnovelle" für Streichorchester und Harfe, ei» wohlklingende«, nicht überall ursprünglich, aber immer gefällige« Stück, schloß die Orchcstervorträge ab. Alle Stücke waren recht gut vorbereitet, die Klangwirkung eine überraschend schöne, die Intonation war meist tadellos. Herr Bester bewährte sich als vor- trefflich gebildeter, talentvoller Musiker in seiner Dovpeleigenschaft als Dirigent und Componist. Einen stürmischen Erfolg errangen zwei Hallenser Gäste: die Opernsängerin Frl. B. Prosky und der Horscnvirtuos Herr R. Bester. Frl. Prosky sang die große Arie der Agathe, in der sie feuriges Temperament, »ine (von ein paar vorübergehenden Intonation-fchwankungen abgesehen) tadellose Ge- iangstechnik, sowie große und weittragende Stimmmittel entfaltete; die Lieder gelangen der Sängerin sehr gut: warme Empfindung und lebensvoller Ausdruck charakterisirten sie. Tie Elavierbegleitiing führte das Vereinsmitglied Herr Dehmski aus. Bedeutende Vir tualität entwickelte Herr R. Bester im Bortrag einer Phantasie von
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