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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-24
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1890
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Erschet«1 täglich ftüh SV. Uhr. U,ß«ti«n und Lrpedition JohanurSgafl« 8. -Prechüun-kn der Urdnrtion: vormittag« 10—12 Uhr. iktachmtttagS 5—S Uhr. »«, N» NI«««», r<r>g,l-n»ler Mimitercht, »,«t Ich »>, Ne»»ct>«a i»»I v«rd>lldl>ä. Ami«h«t »er für die nüchftf«l,e«de N«««rr »eftimmtrn An«, rate an W«chentanen dt« 8 Uhr Nachmittag». und Krfttagensrüh dt» /,» Uhr. In drn ^lialrn für Iiis.-^nnatimr: Ott« »lr««'« V-rttm. t«lfrr» H«»n). Univ,rsität«slrah» 1, Laut« Lasche» t«thart»«str. 14 Part, und KSutg»pla- 7, nur bi« /,L Uhr. riWM TligMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Aborr«eme«t-pr»i- vierteljilhrlich «»/, MI. tacl. Brtngerlohn 5 Mk., durch dt» Post drzogeuüMk. J«d« einzeln» Nnmn« SO Pß Velegrrrmplar 10 Pf. Gebühren für Extrabetl,g», <tu Tageblatt-Format aefalzti ahne Bostbesörderung SO Mt. «tt Postvesörderung 70 Mt. Inseratr 6 gespaltene Petitzeile Größer« Schriften laut uns. Pr»t«verz«t> La bellarischer u. Ztsfernsatz nach hühennl Lerlamen nnkr demNedarttonSstrkch dt« «««Ipnlt. ZeileVOPf., vor den Famtliiunackrtcht»» dt« «gespaltene Zeile «0 Pf. Inserat« siud stet« au ^i« OrpedMO t» sende». — Rabatt wird nicht gegeben- Zahlung prueuuwerunä» oder durch Post» Nachnahme. ^ 287. Kreitagtz den 24. October 1890. 8i. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Abänderung des Tarifs für den Norddeutsch- Serbischen Eisenbahn-verband. Nach einer der Handelskammer zugeganaencn Mittheiluna besteht die Absicht, den Tarif für den Norddeuffch^Serbischen Eisenbahn- verband umzurechnen und dabei diejenigen Artikel- und AuSnadine- Frachtsätze, welche überhaupt nicht oder doch nur in ganz beschränktem Umfange »ur Anwendung gekommen sind, zu streichen. Tie Handel», kammer ist deshalb um eine Mittheilung darüber ersucht, 1) für welche Artikel und für welche Stationen de» Bezirk» die Erstellung von Artikel- bez. Ausnahme-Frachtsätzeu noch er forderlich erscheint. 8) ob für bisher nicht aufgenommene Artikel ob« Stationen de» Bezirks ein Brdürsniß zur Erstellung direkter Tarife vorliegt, 8) ob auf Erweiterung de» Norddeutsch^erblscheu Verband»- Tartfe» auf serbische Binnenstativnen Werth gelegt wird und auf welche. Die Bethetligten werden hierdurch aufgefordert, ihre Wünscht in den angegebenen Richtungen baldmöglichst und längsten- bis zum 80. V. M. schriftlich ans der Kanzlei der Handelskammer, Neue Börse, Tr. L, I., anzubrtuaeu. Leipzig, den 22. October 1890. Tie Handelskammer. A Thieme, Vorsitzender. vr. Mensel, I. Srcr. Die Lage in Ostafrika. E» ist leider unzweifelhaft» daß sich da» gute Einvernehmen zwischen Deutschen und Engländern» welche» durch da» deutsch englische Abkommen vom l. Juli angestrcbt wurde» noch immer nicht gestaltet hat »nd daß wahrscheinlich ein solche» überhaupt in absehbarer Zeit nicht zu Stande kommen wird. Wir lassen bei Beurtbeiluna der gegenwärtigen Verhältnisse die Ernwrdung von Küntzel und Genossen außer Betracht, weil diese wesentlich auf Rechnung der Abtretung von Witu an England zu setzen ist. Verschweigen wollen wir aber nicht, daß die Vergeltung der Cchandthat von Seiten Eng lands ziemlich lässig betrieben wirb. Eine ebenfalls Witu betreffende Angelegenheit ist die Uebertragung de» Privat- besitze» der Witu-Gesellschaft im Gebiete von Witu an die drutsch-ostasrikanische Gesellschaft. Die Engländer sehen daü Verbleiben der Deutschen in Witu auch in der Eigenschaft als Privatbesitzer nicht gern, mid eS bleibt abzuwarten, Welchen Ausgang diese Sache nehmen wird. Weit wichtiger al» diese beiden Angelegenheiten ist aber der Streit in der Sclavenfrage, welcher im vorigen Monat ganz plötzlich auSbrach und das so mühsam erkämpfte An sehen Deutschlands an der Ostküstc Afrikas zu erschüttern be stimmt war. Der „ReichSanzeigcr" hat jetzt die Corrcspondenz zwischen dem deutschen und dem englischen Gcneralconsul in Zanzibar über diese Angelegenheit veröffentlicht*) und dadurch den bisherigen Thatsachcn, welche für den Mangel Englands an Entgegenkommen Deutschland gegenüber sprechen', eine neue sehr schwer wiegende hinzugefügt. Der Araber Soliman ben Nasr hatte sich nach seiner Rückkehr aus Europa über zeugt, daß an der deutschen Ostküste das Dccrct des Sultans von Zanzibar, welches die Veräußerung von Sclavcn ver bietet, beachtet wurde, während in Zanzibar selbst sich Niemand darum kümmerte. Diesem die Interessen seiner Landsleute schädigenden Zustande suchte Soliman ben NaSr ein Ende zu bereiten, indem er den Stationöchef in Bagamoyo um Erlaß einer Proclamation bat, welche den Landbesitzern in Baga moyo und Umgegend gestattet, ihre Sclavcn wieder in Besitz zu nehmen, und den Sclavenbcsitzcrn erlaubt, ihre Sclaven an die Bewohner von Bagamoyo zu verkaufen. Der Stationschcf ging auf die Sache nicht ein, sondern nahm den ihm überreichten Entwurf der Proclamation einfach zu den Acten. Trotzdem ist eine gleichlautende Proclamation später in Bagamoyo verbreitet worden und hat die bekannten Folgen herbeigeführt. Die naheliegende Erklärung für die Verbreitung der Proclamation war der Wunsch der Macht haber in Zanzibar, den Commisiar des Deutschen Reiche- für das Küstengebiet zur Veröffentlichung des Decrets des Sultans in diesem Gebiete zu veranlassen, weil dann die angedrohte Uebersiedelung der Araber von Zanzibar nach der Küste zwecklos wurde. Dagegen lag eS im Interesse der Deutschen, die Urheber des Anschlages zu ermitteln, welcher die Deutschen als Begünstiger des SclavcnhandelS erscheinen ließ. Nichts war natürlicher, als daß der deutsche General konsul in Zanzibar den englischen Gcneralconsul daselbst, welcher an seine College» die Frage gerichtet hatte, ob die Proclamation mit Wissen und Willen der deutschen Behörden in Bagamoyo verbreitet worden sei, ersuchte, ihm die Per sonen namhaft zu machen, welche ihm die bezügliche Nachricht aus Bagamoyo zukommcn ließen, damit er gegen sie straf rechtlich einschretten könne. Die Nachricht betagte, daß die Proclamation in Bagamoyo amtlich veröffentlicht worden sei. Die Antwort des englischen GeneralconsulS Evan Smith lautete ganz wider Erwarten, daß er ohne besondere In struction nicht in der Lage sei, die Namen seiner Gewährs männer anzuaeben. Die gleiche Ablehnung erfuhr das Er suchen, den ^TimcS"-Corrcspondenten zu nennen, welcher die lügenhaften Depeschen über diese Angelegenheit nach London gerichtet hatte. Aus dem Schweigen, welches der „Reichsanzeiger" über die weitere Entwickelung der Angelegenheit beobachtet, geht Aenberung in den Anschauungen de- englischen General consulS über die fragliche Sache gedeutet werden könnte. Herr EvanS kann sich deshalb nicht darüber betlagen, daß man ihn selbst für drn Eorrespondenten der „TimeS" hält, welcher die falschen Nachrichten nach London telegraphirt hat. Bekanntlich haben sich die Hoffnungen, welche dce Engländer auf das Abkommen mit Deutschland gesetzt hatten, in keiner Weise erfüllt. DaS englische Protcctorat über Zanzibar bat sich bisher als unwirksam erwiesen, um den englischen Einfluß in Ostafrika zu heben. ES be steht vielmehr die Befürchtung, daß' der Handel und Verkehr, welcher in Zanzibar seinen Mittelpunkt bat, sich nach der deutschen Ostkuste ziehen wird, wo alle Dor- *) Steh« den wortlnnt «» «»derer Stelle. D. R. bedingungen für eine gedeihlich« Entwickelung der Zukunft vorhanden sind Mag auch für kurze Zeit durch die eng lischen Ränke eine gewisse Verwirrung erzeugt worden sein, dir wahre Sachlage wird doch bald genug überall bekannt werden, und die Vergleichung der Zustande in Zanzibar mit denen in der gegenüberliegenden Küste wird ergeben, wo die Zukunft dcS Lande» liegt. Den Engländern ist bisher nur eins gelungen, sich in Ostafrika gründlich verhaßt zu machen. Ist es nicht eine Blaniage für da» reiche England, daß nicht einmal die für den Dampfer auf dem Victoria Nyanza nöthigen 5000 Psd. Sterl. zusammengebracht worden sind, und daß Stanley diesen Mißerfolg öffentlich cingesteben muß. während er die deutsche Thatkraft und Rührigkeit anerkennt? Nun, die genannten deutschen Eigenschaften werden dafür Sorge trage», daß auch der nichtswürdigt Anschlag von Bagamoyo ohne nachtheilige Folge» für den Fortgang der deutschen Colonisation in Ostafrika bleiben wird. Am 27. October kehrt Major von Wissmann nach Ostafrika zurück, um die Zustände, welche er dort geschaffen hat, aufrecht zu erhalten und zu befestigen, und eS wird auch ' 7,.!. . — ätions- r- „ - (stand freundschaftliche Beziebung zu pflegen, auf deutscher Seite noch so stark sein, so kann eS uns doch nicht hindern, die jenigen Umtriebe aufzudecken, welche da» Zustandekommen eines guten beiderseitigen Einvernehmen» hindern. Die Ver öffentlichung des „ReichSanzcigerS" thut dar, daß man auch auf Seite der RcichSregicrung die Nachsicht für England nicht aus die Spitze zu treiben geneigt ist, e» ist deshalb auch ganz in der Ordnung, daß ör. Peter« drn Anschlag, welchen der Leiter der englischen Expedition nach Uganda, Jackson, auf seine Freiheit gemacht hat, öffentlich gebrandmarkt hat. Erst wenn die Engländer einschen, daß sie den Deutschen gegenüber stets den Kürzeren ziehen, besonder- aber, wenn sie sich illoyaler Mittel bedienen, um ihre Inter essen zu fördern, wird sich ein Weg finden lasten, welcher das friedliche Nebeneinandergehen von Deutschen und Engländern in Ostafrika ermöglicht. Vorläufig ist dazu noch wenig Aussicht vorhanden, denn England erträgt es nicht, aus einer herrschenden Stellung in einem fremden Welttheil durch eine andere Nation verdrängt zu werden, welche erst eben angefangen Hat, in den Wettbewerb auf colonialem Gebiete mit andern Nationen einzutrcten, die sich langer Erfahrungen als Colonisten rühmen können. Deutschland will England nicht aus Afrika verdrängen, zur Ausführung einer solchen Absicht würden ihm auch Wr nöthigen Mittel fehlen, aber cs will als gleichberechtigter Be werber neben England seine Interessen wabrnehmen, und daran wird eS sich durch keine Ränke und durch keine klein lichen Kunstgriffe der Engländer hindern lassen. England mag seine Virtuosität als Colonialmacht in Afrika beweisen, Deutschland hindert eS daran nicht. * Leipzig, 24. October. * Für den Empfang des König- der Belgier in Berlin sind folgende Allerhöchste Bestimmungen ge troffen: Tie Ankunft Sr. Majestät deS König» der Belgier erfolgt am 28. d». Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr in Potsdam, wozu großer militairischer Empfang befohlen worden ist. Zur Aufwartung und zum Ehrendienst sind commanoirt: Lcneral-Adiulant, General der Eavallerie Freiherr von LoS, commandirender General de» VIII. Armec-Corps, Oberstlieutenant von Bachmayr, Eommandeur de» Kurmärtischen Dragoner-Regiment» Nr. 14, Major Graf von Schmettau, voin Großen Gcneralstabe, Militair-Attachü bei der Gesandtschaft in Brüssel. Der Ehrendienst meldet sich am 28. dieses Monats früh 8 Uhr auf dem Tentral-Bahnhöfe in Köln, woselbst Seine Majestät der König der Belgier einen kaiserlichen Sonderzug besteigt und in diesem die Fahrt nach Pots dam fortsekt. Beim Eintressen de» Sondcrzuge» in Potsdam wird der hohe Gast durch Se. Majestät den Kaiser empfangen werden. Zum Empfang versammeln sich die Prinzen deS königlichen Hause» mit ihren Adiutanten, die in Berlin und Potsdam garntsontrenden Prinzen aus souveränen Häusern und der Commandant von Pots dam. Eine Compagnie des Garde-JSger-Bataillon» mit der Fahne und de» Hornisten des Bataillon» wird al» Ehrenwache aus dem Bahnsteig ausgestellt; die dtrrcteu Vorgesetzten sind zugegen, der Wagen der Majestäten wird durch eine vor dem Bahnhofe auf- gestellte Escadron mit dem Trompetercorps deS Regiments der Gardes du CorpS eScortirt, welche zur Hälft« vor, »ur Hälfte hinter dem Wagen der Majestäten rettet. Im Hofe de» königl. Stadt- schlosses, woselbst Se. Majestät der König der Belgier Wohnung nimmt, ist eine Compagnie de» 1. Garde-RegimentS z. F. als 2. Ehrenwache aufgestellt, welche auch die erforderlichen Ehrenposten stellt. Bon deu birecten Borgesetzten de» Regiment» ist nur der Regiments- und Bataillons-Commandeur zugegen. Ebendaselbst sind versammelt die Generalität und die Osficiercorps der Garnison. Aus dem Wege vom Bahnhof zum Schloß bilden die Fußtruppen der Garnison Potsdam Spalier. Da» G-rde-Jäger-Bataillon zunächst dem Bahnhof, da» 1. Garde-Regiment z. F. zunächst dem Schloß. Anzug: Parade-Anzug mit Ordensbändern, bei schlechtem Wetter mit ungezogenen Mänteln, die Truppen mit Gepäck und ausgcpflanzten Seitengewehren; da» 1. Garde-Regiment z. F. in Grenadtermützen.— Um 8'/, Uhr, nach der Galatafel im Neuen Palai», findet aus der Mopke in Potsdam großer Zapfenstreich der gesammten Musik- re. Corps der Truppen de» Gardecorps (ausschließlich de» Königin Augusta-Garde^Arenadier-Regiment» Nr. 4) statt. * Wie verlautet, sollen bezüglich der Thronfolge im Fürstenthum Lippe zwischen ten nächstberechtigten Agnaten bereits diesseits AuSglecchSverhandlungen eröffnet und in der Schwebe sein, die eine Abfindung der Biesterfeldischen Linie durch da« fürstliche Hau« Schaumburg-Lippe und zu Gunsten des letzteren bezwecken. * Die Reise des württembelgischen Kriegsministers v. Steinheil nach Berlin ist in erster Linie durch die Molt ke frier hervorgeruse«; Herr v. Steinheil wird dem die Glückwünsche des König« Armeecorp» Überbringer,. Zu gleicher Zeit wird der Minister bei seinem Aufenthalt an der Erledigung einer Reihe militairischer Fragen tbcilnehmen, welche mit dem allerdings noch nicht in allernächster Zeit bevorstehenden Rücktritt de» jetzigen CorpScommandcurS v. AlvenSleben zusammenhängen. Mit der Führung de« Armeecorps wird, wir bereit- berichtet, Gcncrallicutenant v. Wölckern betraut werden. Damit diesem bevorstehenden Provisorium ein endgiltiaer Zustand folge, gilt eS eben, einige Personalfragen zu regeln, wobei der Krieg-minister Mit wirken wird. * Wie da» altdeutsche Element in Elsaß-Lothringen gewachsen ist, geht au« folgenden Angaben »ur Genüge her vor. Bon der Civilbevölkerung de« Obrreliaft waren 187b 79««, 1880 12KK2, 1885 aber 19 075 Altdeutsche: die Alt deutschen in der Civilbevölkerung de- Unterelsaß zählten 1875 l4 842, 1880 90 872, 1885 aber 4l Sll Köpfe; in Lolhrmgen stieg die Zahl der Altdeutschen von 15 995 im Jahre 1875 auf 93 482 im Jahre 1880 und auf 49 98« im Jahre 1885. In der Civilbevölkerung de» ganzen Reichslande» zählte man 1875 38 743, 1880 7? Olk, 1885 aber 110 972 Altdeutsche. In Straßburg allein lebten 1875 lOS53, 1880 22 919 und 1885 90 010 Altdeutsche; in Mülhausen gab es in drei Jahren 9071, 6462 und 10 354 Altdeutsche. In Metz zählte man 1875 5899. 1880 14 190 und 1885 17 196 Altdeutsche der Civilbevölkerung. Die nächste Volkszählung am 1. December 1890 wird wahrscheinlich abermals ein starke« Steigen der altdeutschen Civilbevölkerung in Elsaß-Lothringen (aus wahrscheinlich t95 000—140 000 Köpfe) ergeben, so daß mit Einschluß deö 68 000 Mann starken MilitairS dann über 200 000 Altdeutsche d. i. rin reichliches Achtel der Gesammt- bevölkcrung, im RerchSlande vorhanden sein werden. . * . * Die deutsch-böhmische AuSgleichScommission hat bei der Berathung de» Paragraphen der Vorlage, betreffend den LandeSculturrath, AbänderungSanträge, welche von den Iungczechcn al» MinvritätSvotc» angcmeldct waren, abgelehnt, und den Paragraph 6 in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. * Je näher die auf Ende de» Jahre» 1890 festgesetzte Volkszählung in Oesterreich heranrückt, desto eifriger sind die c^eckischen Führer, um die in Böhmen, Mahren und Schlesien wohnenden Slawen auf die Bedeutung und Wichtigkeit dieser Zählung aufmerksam zu machen. Vor Allem soll gezeigt und nachgewiescn werden, daß eS ein geschlossenes dentstlicS Sprachgebiet in den drei Kronländcrn nicht gebe, daß alle Bezirke mebr oder weniger gemischt seien. In den Orten an der Sprachgrenze, sowie in allen deutschen Städten und Dörfern, in denen deachtcnSwertbe czcchische Minder- beiten leben, werden in den nächsten Wochen von czeclnscher Seite Vorträge über die Volkszählung gcbalten werde», >. B. in Bohmisch-Leipa, Trauten«», Arnan, Bodcnbach, Aussig, Leitmeritz, Theresienstadt, Trebnitz, Bilin, Teplitz, Dux, Brüx, Kommolan, Postelbcrg, Manetin, Bergrcichcn- ftein, Schüttenhofen, Winterberg. Pracbatitz, BudweiS und Neuhaus. Besonder« soll da» Czcchcntbum in Reichenberg bearbeitet werden, um die größte deutsche Stadt Böhmens al« sprachlich gemischt erscheinen zu lassen. In allen diesen Orten werden sich die czrchischcn Wandcrredner an die czechischcn Handwerksgehilfen und Handwerksmeister, an die czechischen Dienstboten und Arbeiter wenden »nd ihnen ans Herz legen, ja darauf zu seben, daß als ihre Umgangssprache nicht deutsch, sondern czcchisch in die Listen eingetragen werde. Die an der Sprachgrenze wohnenden Deutschen, welche auch der anderen Landessprache kundig sind und kein deutsches Stanimcöbewußtsein haben (ihre Zahl ist glücklicherweise in der Abnahme begriffen), hofft man in da« czcchische Lager ziehe» zu können. So glaubt man, daß die Zahl der Czechcn nicht mehr 62>/« Proccnt wie 1880, sondern fast »/-, der Gesammteinwohnerzabl Böhmens betragen werde. Leicht kann sich diese Hoffnung erfüllen. Auf deutscher Seite geschieht noch gar nicht-, um die Bevölkerung an der Sprach grenze und die deutschen Minderbeilcn in den czcchisckcn Städten über die Bedeutung der Volkszählung aufzuklaren. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß die deutschen Minoritäten in zahlreichen Orten, infolge des Mangels jeder Unterstützung ihrer StammeSgenossen, wie 1880 ihr Dolkötbum und die deutsche Umgangssprache verleugnen werden, um sich geschäftlich nicht geschädigt zu seben. Das gilt ganz besonders von den Deutschen in Naudnitz, Königiiibof, Iosefstadt, Königgrätz, Kuttenberg, NcuhauS, Tau» und Trebnitz. * Der deutsche Botschafter General v. Schweinitz in Petersburg ist dahin zurückgckchrt. * Die serbische Regierung beauftragte ihren Gesandten in Konstantinozrel, in der Angelegenheit der Kirchen sperrung im Einvernehmen mit dem russischen Bot schafter vorzugehen. * Am neunzigsten Geburtstage de» Grafen Moltke wird an den Gestaden de« Bosporus eine ebenso schöne wie sinnige Feierlichkeit zu Ehren des greisen Feld- marschallS stattsinden. ES ist bekannt, daß der damalige Hauptmann von Moltke von König Friedrich Wilhelm IIi. mit mehreren anderen preußischen Off,eieren nach der Türkei entsandt wurde, um dort als Instrukteur der oSmanischcn Armee zu wirken. In die Zeit seine» Aufenthalte« in der Türkei fällt die Schlacht bei Nisib, in welcher die Türken von Mehemed Ali aufs Haupt geschlagen wurden, allerdings ohne Schuld Moltke'S, dessen Rath von dem türkischen Ober befehlshaber nicht befolgt worden war. Trotz dcS ungünstigen Ausganges der Schlacht sind die Verdienste unvergessen, welche der preußische Hauptmann den Osmanen auch bei diesem Anlaß geleistet. Anläßlich des bevorstehenden 90. Geburtstages Moltke'« hat nun der Sultan Befehl gegeben, nach den Veteranen au« jenem vor 51 Jahren stalkgehadten Treffen Officieren. Am Geburtstage Moltke'S sollen diese Siebzehn und diejenigen, welche etwa noch ausfindig gemacht werden, im Palast aus Kosten des Padiscyah bcwirthet werden. Nach dem Mahle soll dann ein jeder au» der Hand de» Sultan« ein Geschenk erhalten als ein Andenken an die Feier zu Ehren Moltke'S. * In Brüssel war bekanntlich eine sehr stark hervor tretende Meinungsverschiedenheit zwischen dem Rector der dortigen Universität vr. Philippson und den Studirenden entstanden, die von verschiedenen Berichterstattern a»f die deutsche Nationalität de» Rector- zurückgeführt wurde. Un liebsame Sccnen waren vorgekommen, so daß man annehmen mußte, eS ginge dort Alle- drunter und drüber. Es ist daher sehr erfreulich, daß der Rector Philippson jetzt selbst das Wort nimmt und in einer Zuschrift an die „Nationalzeitung" die Angelegenheit, indem er einen Brief genannter Zeitung richtig stellt, klarlegt. Nach dieser Zuschrift ist nicht Bürgermeister Bul», sondern der Rector ganz allein von dem ComilS der Studenten nicht citirt, sondern böslich ein geladen worden, als ihr Rector in einer allgemeinen Studenten- vrrsammluna sich Uber seine Stellung zu der Frage der Frei heit der Wissenschaft auSzusprrchen. Er sagte zu, nachdem er seine schriftliche Garantie verlangt und erhalten batte, daß er in der Versammlung keinerlei Unannehmlichkeit zu er fahren haben würde. Al» er rintrat, von dem ComitS ge leitet, erhob sich Alle« von de» Si»e« und entblößte da« Haupt. Der Rector erklärte in seiner Rede von vornherein' daß er nur von seinen Eollrgen sich abhängig fühlte, sich der Jurisdiction der Studenten nicht unterwürfe und nur ge kommen wäre, um einem der Universität schädlichen Mißver ständnisse ein Ende zu bereiten. Seine Erklärung über sein Benehmen in der Angelegenheit de« vr. DwclShauver« machte so befriedigenden Eindruck, daß von derselben öffentlich nicht mehr die Rede ist. Daß er sich von dem „Verdachte", mit Deutschland zu sympathisiren, zu reinigen gesucht babr, sei durchaus unrichtig. Er habe seine Eigenschaft al» Deutscher nie verleugnet, und zu oft in Revuen wie in seinen Vor lesungen die in Brussel gegen Deutschland herrschenden Vorurthril« zu zerstreuen sich bemübt, um eine solche Anklage nur begreifen zu können. Nicht der Präsident der Versammlung, sondern einige Mitglieder derselben intcrpellirten ihn wegen seiner Stellung zu der Inter vention der Polizei. Er antwortete, daß er an derselben vollständig unschuldig sei, weigerte sich aber, öffentlich das Verfahren dcS Bürgermeister«, der zugleich der Vor sitzende de« Senate» ist, zu verurtheilen. Der Präsident der Versammlung, Herr Advocat Bandcrvclde, gab ihm völlig Recht. ES erhoben sich einzelne Proteste, aber der Präsident hielt die Ruhe aufrecht. Sodann verließ der Rector nicht „durch eine Hinterlhür", sondern auf ebcu demselben Wege, auf -dem er gekommen, und von zwei Mitgliedern des Präsidiums geleitet, den Saal. Inzwischen haben di« Vor lesungen begonnen, wobei Vr. Philippson jcdeSmal von seinen Schülern mit einstimmigem und demonstrativem Applaus empfangen wird. * Die „Nisorma" sagt über die Begegnung de» Reichs kanzlers v. Caprivi mit dem Ministerpräsidenten CriSpi, dieselbe werde beweisen, daß die Beziehungen der beiden Länder und ibrcr Minister noch ebenso herzlich seien wie zu der Zeit, als der Fürst v. ViSmarck deutscher Reichs kanzler gewcjen. Das intime Bcrbältniß sei den Ereignissen entsprechend, welche zu der Einigung der beiden großen Völker geführt hätten, und enthalte nichts, waö Andere verletzen könnte. * Wie der „Politischen Corrcspondenz" von ihrem vati« canischen Berichterstatter ans Rom gemeldet wird, fährt die preußische Regierung fort, beim heiligen Stuhle für die Er nennung deS Prinzen Radziwill zum Bischof von Straßbnrg mit großen, Nachdruck cinzutreten. Da der elsässische Klerus i» seinen Wünschen bezüglich der Neubesetzung de» genannten BiStbumS getheilt ist, muß die Wahrschein lichkeit, daß die von Berlin a»ö befürwortete Candidatur durchdringt, ins Auge gefaßt werden. * Der durch den Tod dcS englischen Geistlichen Henry White vacant gewordene Posten eines Caplan« des eng lischen Unterhauses ist dem Erzdcchanten Farrar an geboren und von diesem aceeptirt worben. Da« Amt ist kein sekr schwierige«. Der Caplan hat täglich beim Beginn der Sitzung den Sprecher in den Sitzungssaal zn begleiten und dort da« Gebet zn verlesen, das vor unendlichen Jahren ver faßt wurde und nur im Mannscript vorbanden ist. ES ist nie gedruckt worden und außer den Abgeordneten, die beim Gebet anwesend sind, kennt Niemand den Inhalt desselben, da während de» Gebetes alle Zuhörer-Tribünen verschlossen sind. Erst wenn das Unterhaus seine Andacht verrichtet hat, tritt die Ocffcnllichkcit der Verhandlungen ein. Beim amtlichen Kirchendienst deS Unterhauses in der St. Margaretha-Kirche, die dem Abgeordnelenhause gegenüber in unmittelbarer Nähe der Wcstminsterabtci liegt, bat der Caplan den Sprecher, der dann in seiner Galarobe erscheint, ru begleiten, aber solche Gelegenheiten sind äußerst selten. Der letzte solcher Kirchcn- besnche fand vor drei Jahren anläßlich des Jubiläums der Königin statt, wo das ganze Unterhaus in corporo sich in dem GottcShause einfand. Das mit dem Posten de» CaplanS verbundene Iahrcsgehalt von 400 Pfund Sterling wird also sehr leicht verdient. Militairisches. * Berlin, 22. October. Da» Osficiercorps de» Leib« Garde-Husaren-RegimentS in Potsdam hatte gestern die Ehr« des Besuchs de- Kaiser-. Der Allerhöchste Besuch war zu Ehren de- Prinzen Arthur von Großbritannien und Irland, Herzogs von Lonnaught, ungesagt. Las Osficiercorps de» Regiments nebst einigen Reserveossicieren und dem Commandeur de» 3. Garde. Ulanen-Regiments, Oberst-Lieutenant von Nickisch-Rosenegk, ver sammelte sich unter Führung dcS Brigade-LommandeurS Oberst Vvn Michaelis im Vorgarten dcS Casino». Kurz vor der fest« Grasen von KÜnctow^tröm, sowie gleichzeitig der Herzog von Connaught in der Uniform der Zieten - Husaren, deren Chef derselbe bekanntlich ist, mit seinem englischen Adju- tonten ein. Kaum hatte die Begrüßung der hohen Herrschaften stattgefundcn, al» vunct 6 Uhr Se. Majestät der Kaiser, welcher den dunkelvlauen, goldverschnllrtcn Pelz seiner Leib-Garde.Husaren an- gelegt hatte, vom Neuen Palais her, in Begleitung der Flügel- Adjutanten Oberstlieutenant von Kessel und Major von Hülsen, in das Casino einfuhr und von dem Brigade-Lommandeur Oberst von Michaeli«, dem Major von Moßner, der den beurlaubten RcgimentS- Commaiideur von Gottberg vertrat, sowie dem gesammten Officier- corp» ehrfurchtsvoll empfangen wurde. Se. Majestät begrüßte zunächst seine hohen Anverwandten und die Officierr nach- einander durch Handschlag, worauf die Herrschaften sich in die Cäsinoräume begaben, um dort da» Mahl etnzunehmen. Die Unterhaltung bei demselben war leb" der Mitte deS Essen- erhob an sein G!a» »nd sprach, nachdem auch die sämnttlichen Anwesen! Er fühle theurru An- seine» "Leib-Garde-Husaren- Regiment» empfangen könne; er preise Se. königlich« Hoheit den Herzog von Connaught al» einen tüchtigen, erfahrenen englischen Ossicter und General, sei aber überzeugt, daß Hüchstderselbe, obgleich englischer Soldat, «inen ebenso tüchtigen preußischen Officier abgebe, »nd es freue ihn, daß sein Großl-ater ihn, den Herzog, zum Chef de» so schönen und ruhmreichen Husaren- Regiment» von Zieten ernannt habe, welche» den Namen seine- berühmten General» bisher stet» mit Ehren getragen habe. Er fordere die Herren auf, auf da» Wohl de» erlauchten Gaste» zu trinken. Nachdem der Hochruf dreimal unter dem Tufch de« Troinpetercorp» durch die Räume verhallt war, erhob der Herzog sein Glas zu dankender Erwiderung: Er dank dem Kaffer für die anerkennenden Worte, die Seine Majestät soeben zu ihm gesprochen; er könne nur versichern, daß er sie schöne Uniform der Zieten- Husaren mit Borliebe trage, und daß er sich freue, in diesen schönen Räumen so herzlich empfangen zu fein. Ter Herzog streifte noch vergangene Zeiten tm Andenken an den Hochseltgen Kaiser Wtlbelm l. und schloß mit einem Hoch ans S». Majestät drn Dentschr» Kaiser, war lebhaft und kameradschaftlich. In sich der Kaiser, klopfte mit dem Messer .. .. chdem auch dir sämnttlichen Anwesenden sich von ihren Sidcn erhoben hatten, ungefähr Folgende»: sich sehr geehrt, daß er einen englischen Prinzen und ther verwandten in diesen trauten Räumen seine» Leib-Garde-
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