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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-07
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1890
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rrd,:cUon n»d Erprdition Iobannesgaffe 8. LpsrüilUiiiülli drr Urdactum: Vormittags 10—12 Uhr. NachmiltagS 5—8 llhr. «», tl« »!!!«)->« »ch« ßch tu aik»«cr,«> «»» »«r»o>»ttch. riniiahmc »er für »1e mtchftf»I«e«re Xummrr besttmmtr« A«ker«te an Ssckieiiiagen bi« !t Uhr Nachmittags, au So»» uuü Festtage« früh btS /,v Uhr. 2>i dru Filialrn für 3ns.-Ännahme: Li«« tttcuim'S Sarttm. (Alfrr» Hahn), UnivrrsltälSsMiß« 1/ Louis Löscht, Lathariaeustr, 14 pari, und König-Platz 7, uur bi» Uhr. NbonnementSpretS vierteljährlich 4»/, Mk, iacl. Bttnaerlohn 5 Mb, durch die Post bezogen 6 Mk, Jede einzelne Nummer 20 PH Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörverung 60 Mk. »tt Postbef-rdarmig 70 Mk. Inskratr 6«spaltene Petitzeile 20 Pf. GrStzere Schriften laut uns, Preisverzeichnis. Tabellarischer». Ziffernlatz »ach hühermTarif, Lrrlamea unter dem Redactiau-strich die sgeipalt. Zeüeü0Pf,»ord«»F»«tlt»a nach richten dir i>aesvaI^eLL ÜEÜe ^0 Äs. Inserate sind stets an dt« GrtzeSiltou zu lenden. — Rabatt wir» nützt gegeben, Zahlung prnsonenemxio oder durch Post» aachnah««. ^ M. Donnerstag dm 7. August 1890. 8L Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachuug. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir die Verbreiterung der Mahlniannstraße nach Maßgabe dcS Plane- I. L, V. Ko. auf 1b na beschlossen. Solches machen wir hierdurch auf Grund von 8- 22 de- RezulaliveS, die neuen städtischen Anbaue und die Rrgulirung der Straßen betreffend, vom 15, November 186? mit dem Bemerken öffentlich bekannt, daß der bezcichnete Plan im Bureau unserer Tiefdauverwaltung vom Tage der Veröffent lichung dieser Bekanntmachung an vier Wochen zu Jeder manns Einsicht anSliegt, und daß Widersprüche gegen den selben innerhalb vorstehend angegebener Frist schriftlich bei unS anzubringen sind. Nach Ablauf dieser Frist eingebrachte Widersprüche werden als versäumt betrachtet und haben demgemäß keinen Anspruch auf Berücksichtigung, Leipzig, den 1. August I8S0. Der Rath der Stadt Leipzig. Io, 4091. vr. Tröndlin. vr. Redlich. Bekanntmachung. Die Ausführung einer gewölbten Sähleu-e in der Borna'schen Straße und von Thonrohrsehleutze« in der Kurze-, Karl- und Querstraße der Gemeinde Connewitz soll an einen U»lcr»cbmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, 2, Stock werk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingrsrhen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Bettage von 1 welibe ev, in Briefmarken cinzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lchlcusicnbau in der Borua'sehea-, Kurze-, Karl- u»d Querstraße in Lsnnewitz betr." rersehen ebendaselbst und zwar bi» zum 15. August l8SV Nachmittags 5 Uhr einzureichcn. Der Rath behält sich daö Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 30. Juli 18S0. Ib 4284 De» Rath« der Stadt Leipzig Straßenbau Deputation. In Gemäßheit der tztz, 2 und 7 de» Regulativs für GaS robrleitunge» und GaSbcleuchlungSanlagen in Privatgrund stücken vvi» 2, März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempnermeister Herr 1?mil Hartman«, Ranslädler Slciiiweg Nr. 25, zur Uebernabme solchcx Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 3l. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Wols X, 4500. Wolfram. Gewölbe-Vermiethung. Im städtische» HauSgrundstück ThoneaSzzä'ßeheu Nr. st ist das links vom HauScinzangc befindliche DcrkaufS- gewülbc mit einem daran aniloßrnden kleinen Comptoir- ramn rom I. Qetober d. IS. an gegen halbjährliche jiuiidlguug anderweit zu verueiethe». Mieibaesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr, 8, cntgegengeiionimcn, woselbst über die Ber- mielblingödediilgungen und auch sonst Auskunft erthcilt wird Leipzig, den 4, 'August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I» 5644. Or. Tröndlin. Krumbiegel. Gesucht wird der am 5. April 1852 zu HcrmSdors geborene Hand arbeiter Georg Franz Wende, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalteu ist. Leipzig, am 26. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) F, N, III, 52 d. Hentschel. Wendt. Bei dein Kaiserlichen Postamte 10 hier, Hospitalstraße Nr. 4, 6, 8, lagern etwa a, 660 Ir» gebrauchtes Seidenpapier, b, 840 !>» alte Bücherdeckel, e, 11000 Ablieserungsscheine und verschiede«« Papiere geringerer Grüße, il, 5l150 Icc- alte Bücher auS dem Betriebsdienste und c, 2100 st» veralteke, zum Theil eingebundene, geruckte Bücher, Ferner sind bei der Kaiserlichen Lber-Postdircction hier vor banden etwa t, 7500 beschriebene Druckformularr, p, 5 000 ün Telegrapkenstteisen auf Holzkernen, b, 5 7oo loc ivuslige Papiere ans dem Lelegraphen-BetriebSdienste Diese Bestände, welche bei den bezetchneten Stellen zur Ansicht bereit liegen, sollen im Ganze» nach den einzelnen Sotten an die Meistbietenden veräußert werden. Tie Abnalmie der Bestände hat bei den Lagerstellen zu erfolgen Etwaige Beförderungskosten hat der Abnehmer zu bestreiten. Das Gewicht der volz lerne in den Trlegraphen-Etreffen wird nicht in Abzug gebracht. Tie unlcr c, n und b ausgesührten Gegenstände werden unter der Bedingung der sofortigen Vernichtung, weiche im Beisein eines Postbcanilc» zn geschehen hat, verkauft. Besondere Kosten entstehen durch die pvnieilige Ueberwachung de» Uernichtuugsversahren- für den Käufer nicht, Angebote mit Angabe der Preise für je 100 lczx der einzelnen Gattungen sind bis zum 1. September dss. J-. an die Kaiserliche Ober Postdireclivn hierjclbst einzujenden. Leipzig, 4, August 189». Der Katserliche Vtzer-Posttztrector. In Berttetung Lalame. Ocutschland und Rußland. Unter allen europäischen Großmächten ist Rußland vielleicht diejenige, welche am schwerste» zu bebandeln ist. Diese» Vcr bällmß lrill um so klarer hervor, wenn wir »ns daran erinnern, Laß zwischen Rußland und Deutschland seit langer Zeit stets jriedltchk Beziehungen hestanden haben, wahrend Deutschland im Lause dieses Jahrhunderts mit Frankreich schon zwei Mal Krieg geführt hat. Daß Frankreich unS grollt wegen der vor 20 Jahren erlittenen Niederlagen und wegen des Verlustes von Elsaß-Lothringen, läßt sich verstehen, wenn eS auch für beide Theil wünschciiSwcrth wäre, daß diese Empfindung endlich einer ruhigen Betrachtung der Sachlage wiche. Warum aber Rußland stets zwischen Freundlichkeit und argwöhnischer Gesinnung gegen Deutschland schwankt, dafür ist kein annehmbarer Grund zu finden, cS sei denn die Neigung, dem vorhandenen Unbehagen über getäuschte Hoff nungen auch dem daran gänzlich Schuldlosen fühlbar zu machen. Man darf ohne Uebertreibung sagen, daß Deutsch land mit der größten Geduld alle Launen Rußlands ertragen hat, wie man es etwa nervös reizbaren Personen gegenüber zu thun pflegt, um zwecklose Ausbrüche der Leidenschaft zu verhindern. Hat es doch sogar schon während der RegiernngS- zeit Wilhelm'» II. nicht an Verstimmungen zwischen Rußland und Deutschland gefehlt, wie die lange Verzögerung des Gegenbesuchs Kaiser Alexander'- 'III, in Berlin nach dem Antrittsbesuch Kaiser Wilhelm'- bewiesen bat. Seitdem scheint daö gute Einvernehmen keine Störung mehr erlitten zu haben, weunaleich noch nicht volle Klarbrit darüber herrscht, ob eS Deutschland nicht von Rußland übel gedeutet wird, daß es in der Angelegenheit des Prinzen Ferdinand von Coburg keinen Schritt gethan hat, um sie zur Entscheidung zu bringen. An ZcitungSstimmen bat cS nicht gefehlt, welche den Zweck hatten, Kaiser Wilhelm N. zur Dazwischcnkunft zu veranlassen. Man hat auch dieNachricht vcr- brettel, daß die demnächst bevorstehende Reise Kaiser Wilhelm's nach Sl. Petersburg bestimmt sei. eine größere politische An näherung beider Machte berbeizuführcn, die natürlich nur auf Kosten der Festigkeit des Dreibundes möglich wäre, aber eine solche Veränderung der Lage stände mit der auswärtigen Politik Deutschlands in so unvereinbarem Gegensätze, daß sie nur als das Hirngespinnst an Stoffmangcl leidender Jour nalisten angesehen werden kann. Wir rechnen dabin besonders den oft erwäynten Artikel dcr „Hamburger Nachrichten", welcher Deutschland davor warnt, sich in Abhängigkeit von Oesterreich-Ilngarn zu begeben. In gutem Einvernehmen mit Rußland zu bleiben, ist der Rath, welchen Kaiser Wilhelm I. seinem Enkel und Nach folger noch auf dem Sterbebette ertheilt hat, und Kaiser Wilhelm II, hat eS sich angelegen sein lasten, den Rath seines sterbenden Großvaters zu befolgen. Aber diese- gute Ein- vernehmen kann niemals auf Kosten unserer BundeSpslichteu gegen Oesterreich-Ungarn und Italien bewabrt werden. Vor die Alternative gestellt, die Wünsche Rußlands zu erfüllen oder am Dreibund scstzubalten, kann die Entscheidung Deutsch land- niemals zweifelhaft sein, Rußland wird aber auch ein solche- Verlangen niemals stellen, weil eS dcr Ablehnung des selben unter allen Umständen sicher ist. Lange Zeit hat dcr Satz als unanfechtbar gegolten, daß die Souveräne zweier Großmächte mit einander persönlich im srcuudschasllichsken Verkehr stehen könnten, obnc daß dieses Vcrhällniß irgendwie auf die politischen Beziehungen der beiden von ihnen vertretenen Staaten Einfluß zu haben brauche. Der Satz ist in dieser Allgemeinheit stets unrichtig gewesen, denn die persönlichen Beziehungen dcr Herrscher haben immer ihre Rückwirkung auch auf da- beiderseitige politische Verhältnis; geäußert. Aber in einer Zeit, in welcher die politische Spannung einen so hohen Grad er reicht bat, wie in der unsrigen, ist er grundfalsch geworden. Die leiseste Verstimmung in politischer Beziehung yal aus das persönliche Verhältnis; der Kaiser von Rußland »nd Deutsch land sofort ihre Wirkung geäußert, und wenn eine persönliche Erkaltung zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef, oder zwischen Kaiser Wilhelm und König Humbcrl cinlräle, so wäre das ein sichere- Kennzeichen dafür, daß dcr Drei buiid in Gefahr schwebt. Nie zuvor babe» die persönlichen Beziehungen dcr Herrscher dcr europäischen Graßmächlc in gleichem Maße die Bedeutung eine- Gradmessers für das gegenseitige politische Verbältiiiß gehabt, als ,» dcr Gegen wart, »nd Kaffer Wilhelm II, hat diese Praxis zu höherer Entwickelung gebracht, als irgend ein Herrscher vor ihm. ^ ES ist freilich unmöglich, besuchende Spannungen völlig unbeachtet zu lassen, aber Kaiser Wilhelm hat durch die aiiSzeichnende Behandlung, welche er de» französische» Dele gieren zum Arbcilerschutz-Congrcß erwiesen hat, insbesondere dem Senator InleS Simon, gezeigt, daß er den besten Willen hat, mit Frankreich eben,» in gutem Einver nehmen zu leben, wie mit den übrigen europäischen Groß mächten, Solche Aufmerksamkeiten mögen anfangs nicht die Beachtnng finde», welche ibnen zukoinmt, als Dropse», die den Stein auSböblen, lb»n sic gewiß ibre Wirkung, Es ist zu beklagen, daß Kaiser Wilhelm bei Eröffnung dcS inlcr nationalen mcdicinischcn CongresseS in Berlin nicht persönlich anwesend war, aber die Reden der Minister von Bvctticher und von Gvßlcr werden jedenfalls aus die Theiliichmer deü CongresseS, auch auf die französischen, ihren versöhnlichen Eindruck nicht verfehlt haben, Kaiser Wilbelm hat auch dem Sultan einen Besuch abaestattet und steht mit ihm heute noch in den freundschasllichsten Beziehungen, die auch vor deni Besuche bestanden. Es ist nicht anznnehmcn, daß Kaiser Alexander von Rußland sich dadurch verletzt oder auch nur unangenehm berührt gefühlt bat, denn Rußland lebt seit zwöls Jahren mit dcr Türkei im Frieden und bat von dieser Macht stets daö freundschaftlichste Ent aegcnkomnien erfahren, Dcr Sultan bat auch schon wieder- holt den Wunsch einer persönliche» Zusauinienkunst mit dem Zaren zu erkennen gegeben, und wenn sie bisher nicht statt- gesunden hat. so tragen allein nur Nebensachen die Schuld. ES besteht allerdings ein Unterschied in den persönlichen Be gegnungen der Sonveraine, sie zerfallen in solche, bei welchen da- Znfammkiittkffen persönlicher und politischer Beweggründe selbstverständlich ist, und in solche, bei welchen daS Gcgcnlbcil von vornherein vorausgesetzt werden muß. In die letztere Kategorie gehören die Begegnungen t:S deutschen Kaisers mit den Königen von Dänemark! Schweden, Belgien und Griechen land nicht minder wie die mit dem Sultan. Deutschland kann voraussichtlich niemals in die Lage kommen, mit einem dcr genannten Staaten rin Bündniß zu schließen oder in einen Krieg verwickelt zu werden Alle diese Be gegnungen fallen unter den gemeinsamen Begriff der un politischen Um so schwerer aber fällt das persönliche Moment bei denjenigen Staaten ins Gewicht, bei welchen der politische Hintergrund nach dcr Sachlage selbstverständlich ist Und »liier dielen Staaten ist da» heikelste Veil.ällniß dasjenige zwischen Deutschland und Rußland, weil Rußland von Deutschland thatsachliche Freundschaftsbeweise ,u erwarten scheint, welche ohne Verletzung bestehender Verpflichtungen nicht gewährt werden können. Die russische Freundschaft ist leider nicht vcrständnißvoll und uneigennützig genug, um die Sachlage leidenschaftslos und unbefangen bcurtheilen zu können, DaS deutsch-österreichische Bündniß gewährt die Hilfe Deutsch land- lediglich einem Oesterreich, welches von Rußland an gegriffen wird, Rußland scheint zu wünschen, daß wir ihm Oesterreich gegenüber freie Hand taffen, so weil gehl aber die deutsche Freundschaft nicht. * Leipzig, 7. August. * Zufolge einer Mlidcilung der britischen Regierung im Oberhaus« hat die Bill, betreffend daS deutsch-englische Abkommen, die Sanction dcr Königin erhalten. Die llebergabe Helgolands ist für Sonnabend, den 9. d,, estgcsctzt, die britischen Functionaire rüsten sich ^»r Abreise; und allem Anschein nach wird dcr Kaiser, wenn Sc. Majestät auf dcr Rückkehr von England Helgoland berührt, die Insel bereits in deulschcin Besitze finden. Die „Post" meldet auS Helgoland unter dem 4. d. Mk-,: Gestern ist bestimmte Nachricht hier eingctrosscn, daß nächsten Sonnabend, den 9 August, die Uebergabe Helgoland- stattfindet und daß die englischen Beamten, besonders der Oovervor und blazxisttlrre (Poiizeiniinister), fettig sein müssen, um an demselben Tage mit einem englischen Kriegsschiff soriacbracht zu werben. Man hegt hier die Bcrmuthung, daß die llebergabe deschleunigi und aus einen so frühen Termin verlegt ist, damit Se, Majestät aus seiner Rückfahrt von England die Insel schon in deutschem Besitz vorsindet und so ohne weitere Etiauetten^chwierigketten dieselbe besuchen und sich im neuenvvrbenen deutschen Land begrüßen lassen kann. Jedenfalls hasst und wünscht man dieS hier allgemein, und ein allseitig freudiger und begeisterter Encpsang wäre Sr, Majestät hier sicher. Während ein englisches Schiff kommen wird, um die Beamte» nach England zu dringen, wird ein anderes die „Ammunition«" (alle England gehörigen beweglichen Gegenstände), soweit sie in ihrem Besitz verbleibe», nach Großbritannien zurückschaffeii; und überall beginnt man jetzt, besonders im GouverneinenISgebäude, in großer Eile einzupacken. Daneben geht die Badesaison ihren ruhigen Gang: gestern, als am Sonntag, kämen circa 500 Personen an. Unter den heutigen Umständen hat wohl — wenigstens als Curiosum — auch folgende kleine Notiz über die hierarchische Zugehörigkeit Helgolands einige- Interesse. Wir entnehmen sie einem Briese an die „Kölnische Volkszeitung": Vor einige» Jahren wurde bei der römischen Pünitenziarie an. gesragt, wo ein aus Helgoland weilender katholischer Priester die Jurisdietion zum Beichthören holen müßte. Ans genanntem Eiland hatte sich zu Winterszeiten nur ei» Katholik, besser eine Katholikin, eine Magd aus Tirol, ansgehallen. Im Sommer nun geschah es, daß dort ein katholischer Priester mit einer A»;adl Katholiken zur Benntzung der Bader zuianiineniraf. Die Kalholike» wvllleii die Anwecenheii des Priesters zur Beiriedigung ihres religiösen Be dürsnisse sich zu Nutze» machen, was den Priester bezüglich der Spendung des Bußsacramentes in Verlegenheit setzte. In Münster »nd Osnabrück fand die bischöfliche Behörde sich nicht zuständig, der Priester wandte sich daher direct nach Rom »nd bekam durch Per Mittelung dcr Pvnilenziarie die gewnnichtrn Vollmachten. * Ter deutsche Botschafter Graf v, Hatzseldt und dcr Obcr-Ccremonicnmeister Graf v. Eulcnburg haben sich nach London begeben und kehre» am Donnerstag nach CowcS zurück * „Freiwillig-gouvcrncincntal" scheint die Richtung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" auch unter dcr „Aera Caprivi" zu sei». DaS aenaiinte Blatt bringt heute die folgende, sicherlich inspirirlc N'ole: Befremdlicher Weise nehmen deulsche Blätter, welche als pvliiisch- crnsthaste zu gelten den Anspruch erheben, von einem Artiket der Neuen Zürcher Zeitung" Notiz, in welchem Jemand, der mit den oslasrikanische» Verhältnissen wvht vertraut und an den dortigen Unlernehmungen betheiligt" sein will, eine „Entstehungs geschichte" des den tsch-engiis che» Vertrages entwirft, deren Einzelheiten zwar recht sensationell sein mögen, aber derartig absurd klingen, um Jedem mit politischem Blicke Bewaffnete» sofort erkennen zu lassen, daß man es mit grundlosem, lhü ri ch lein K lat j ch zu thun hat, dcr einer ernsthasten Berücksichtigu » g »icht würdig ist. Nachdem aber deulsche Blatter sich herbeigelaisc» haben, dieser „Geschichte", wenn auch mit der Miene des Zweiseis, Ausnahme in ihre Spalten zu gewähren, erscheint es angczeigt, die selbe jo zu charaklerisiren, wie sic cs verdient. * lieber den Stand der Vorbereitungen zur Schul resorm-Enqncte in Preußen erhält die „Tägliche Rund schau" folgende Milthciiiingen: Die Bvrbcrciiungen im Eullusniinistcrium zu den Verhandlungen über die Schulreform nehmen ihren Fortgang, Es wird Alles so eingerichtet, daß unmittelbar nach der Rückkehr des Ministers ftr, von Goßler von seiner Urlaubsreife die Beralhnngen beginnen können. Der Eröffnung-termin für die Besprechungen bleibt jar die Mitte dcs September bestehen. Mit dem Bekannlwerden der Angelegenheit hat sich die Thcilnahine weiterer Kreise für die Schulreform wesentlich gesteigert, und als neues Moment kann hervvrgehoben werde», daß namhafte In. genieure, Vorsteher chemischer Institute, Tireclvrcn landwirlh. schasllicher Anstalten und Besitzer großer Fabriken angegnngen werden sollen, nm über bestimmte, ihnen vorgelcgle Fragen sich zu äußern, Tic Eingliederung de- nalurwissenschalllicksen UnterrichlS in den auszustellcndcn neuen Lehrplan vvllziebt siel, angeinchcinlich anf Kosten allpkilologischer Uebungen, die in dem Maße eine Ein- schränkung erfahren, als für Phlffik, Ehemie und Matheinalik ein größerer Spielraum gewonnen werden soll. Der Geschichtsunterricht wird so gedacht, daß die Kcnntniß der vaterländische» Geschichle i» den Vordergrund tritt, und eben iolche Brrucksickilignng ivli der Erd- künde zu Theil werden, die dadurch eine wirksamere Pflege erhält, daß die Unterweisungen über Gebiet« zurncktrelcn, die in Anlehnung an die biblische Geschichte bisher einen zu drcilen Raum einnahinen. Die Unterrichlsverwaltung will mit eigenen Vorschlägen zu durchgreifender Umgestaltung des alten Lehrplans der VertrauenSmänner-Ver. sammlung nach den verschiedenen Richtungen hin entgegenkonimen, um hierdurch die Verhandlungen zu vereinfachen, die in acht bis zehn Tagen, wie geplant ist, z» Ende geführt werden können, Ter llnterrichisnnnister soll beabsichtige», den Sitzungen beizuwvhnen und an de» Beraihungen sich zu betheiligen, die in den Räumen dcs Cultusministcriums schon darum vor sich gebe» werde», weil eine Fülle von Material sich angesammelt, dessen Uebersühruna in ein anderes Gebäude unlhunlich sein würde, Tie Regierung stellt etwa sechs Vertreter, die fünf verschiedenen VerwaltungSzwcigen zu- gehören. Außer den Commissaren deS Luitusinlnfflernims, sowie des Kriegs- und Finanzministeriums wird neben dem Ministerium des Innern auch da« Landivirtlis'chastsinniffterium vertreten sein, * In Hannover ist der Bearünder und Letter de« »atio nalen ArbciterbundeS, Heinrich MajefSky, Ende voriger Woche gestorben und am Montag unter Thcilnahine aller Bcv'ölkcrungSkrcise, der städtischen Behörden, zahlreicher bürger sicher Vereine re, beerdigt worden. Der Name de» Be» storbene» wird i» der Geschichte der Arbcilerbcivegiing unserer Zeit eine» bervorraaenken Platz erhalten, linier schwierigen Verhältnissen war Maicjskh vor einigen Jahren daran ge gangen, eine kleine Schaar nationalaesinutrr Arbeiter um sich u vereinigen und durch engeren Zusammenschluß widerstand»- räflig gegen die unerhörte Bedrückung zu machen, mittelst deren die Sociakdemokratie jede auderwerte Organisation de- ArbeilerthumS zu bindern oder im Keime zu ersticken strebt. Es war kein Leichte-, die ersten Hundert Arbeiter usammenzubringen, die den Math haben wollten, diesem Druck sich au-zusetzcn. Dann aber wuchs die Schaar usehendS und bereit» bei den letzten Wablen konnte ic die Frage einer ' selbstständigen, staat-freundlichen Arbeiter - Candidatur erörtern, der man nach wie vor in bürgerlichen Kreisen dcr Stadt Sympathie entgegenbringt, und die vielleicht später einmal das beste Mittel bietet, Hannover von der sociatdemokratischen Vertretung zu erlösen. Ist dcr schlichte Arbeiter, der diese Bewegung eingcleilet, nuiiniehr auch gestorben, so hat sein Werk doch sicherlich Be täub. Sein Aiideiiken wird von Allen geehrt werden, die den Kampf gegen die Socialdemokratie dahin verstehen, daß der Arbeiter zur Erkennlniß seiner wirklichen Interesse» und zur Freibeit befördert werden soll, dieselben in Gemeinschaft inil den wirklichen Freunden deü Arbeiterstandes zu vertreten. * Von jder Mosel, 5. August, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Die Nachricht, daß sich außer Windthor st, Bischof Korn in und Fürst Löwen ft ein auch der Freiherr Felix v. Los, wohnhaft aus hem Gute Terporten bei Goch, nach Mainz zu einer gemein- samen Besprechung begeben haben, deren Hauplgegenstand nahe- liegend die Frage bilden wird, welchen Ton man aus der Co- blenzer Katholikenversammlung anschlägt, läßt die Fried- serligkeii wenig Gute« hoffen. Gehört doch Herr v, LoS seiner ganze» Vergangenheit nach zu den Unversöhnlichste» der Unver- öhnlichen. Wie er seinerzeit im Jahre 1866 als Landralh des Kreises Cleve durch schier unbegreifliche Aeußrrungen, deren Auf richtigkeit leider nicht wohl angezweifelt werden konnte, eS dahin brach!«, schleunigst sich außer Thatigkeit gesetzt zu seben, so bat derselbe in der Folgezeit bei viele» Gelegenheiten, zumal in de» Versammlungen deS Rheinischen Bauernvereins, stets sich vor jedem Schimmer von StaatStrcundlichkeit oder Mäßigung peinlich gehütet. Seine Sprache und Ausdrucksweise wurden dabei oft so bedenklich erregt und hesiia, daß man seine Parteigenoffen sehr wohl verstand, wen» diese ein stärkeres Hervortreten seiner Persönlichkeit ans Rück sichten der Klugheit weder zu wünschen noch zu begünstige» schienen. So ist denn auch Herr v. Loö zu einer parlamentarischen Thätig- keit trotz seiner Rednergabe bisher nicht gelangt; vielleicht sagte er sich selbst, daß es der Partei nützlicher sei, wenn er im Hinter grund« rastlos thatig blieb, alS wenn er sich mit an die Spitze der Partei im Landiage stellte. Wenn nun heule die anerkannten Urheber und Leiter der Haltung des Cenlrums dazu übergeben, Herrn von Los zu engeren Berathunge» heraiizuzichen, so bedeutet dieser Schritt, wenn nicht das Erstarken, so dock, daS Andrängen der Richtung, welcher von Loö angehört. Vielleicht liegt die Sache auch so, das, es der Heranziehung auch der erbittertsten Kämpser »nd Rufer iin Streite bedarf, »m den« Parteileben «eue» Auf schwung zu verleihe» und der lrotz Allem drohende» Allersscknvache tu deu Reibe» dcr Anhänger zu begegnen. Eapla» Dasbach in Trier, der sur di« südliche Halste der Rheinprovinz daffelbe ist, was von Loö seit 2ü Iabre» iür die nördliche, gelangte, gewis, nicht von »ngesähr, erst im vorigen Jahre zur Ehre eines Abgeordnete», zu welcher er in der heißeste» Siunde des Kampses mit nicht zngelassen und berufen ivorden Die Weissagung, er werde im Landiage ein „schreckliche« Kind" für die Seine» werde», ist denn auch richtig in Erfüllung gegangen. Doch davon abgesehen, bedauerlich ist und bleibt es allemal, ivrnii die Festigung eines doch auch »ach dcr Gegner Gesiändniss« ungebahnten Frieden- Lurch Heißsporne, die sich bisher mehr oder weniger vor dcr Lessenilichkeii der Zurückhaltung befleißigten, durchkreuzt und vereitelt wird. Man braucht das ,uiigsle Hervvrirelcii dcs Herrn v, Loö nicht gar zu ernst und bedenklich auszuiiehine» und kann doch angesichts drr neuen Machenschaften, deren Ergebnisse nicht gar lang werden, aus sich warten lasse», ähnlich wie Ruodi i» Schiller's Tel! klagend fragen: Wann wird Ruhe werden im Lande?! * Bei den hessischen Landtac;Swablcn wurden die bisherige» Vertreter DarmstadtS, Oberbürgermeister Ohly und Bankier Wolfskeßl, wicdergewälflt. Die sonst ans dein Großderzoglh»»! vorliegenden Wahircsnltalc ergeben keine Veränderung in den Parlcwcrhällnisscn dcr Zlvcilcn Kammer. » * * * Prinz Ferdinand von Coburg, der zum Besuche seines Bruders, des Prinzen Philipp, »ach Ungarn abgcreist ist, wird bei dcmsclbe» einige Tage verweile». Wie da» „K, K Telegraphen-Corrcsponbenz-Piircan" iniltheill, wird Prinz Ferdinand noch vor dem l l, August, dem Jahrestage seines Regierungsantrittes, in Bulgarien ciiilreffeii Die Meldungen, daß die UiiabhängigkcilScrklärnng Bulgariens von dem Prinzen nach seiner Rückkehr beabsichtigt sei, werden nach derselben Oucllc als völlig grundlos bezeichnet, * Als die Acte der Brüsseler Antisclavcrei-Con- ferenz Ende Juni unterzeichnet werden sollte, weigerten sich bekanntlich die Vertreter Holland- und der Türkei, daö Schriftstück zu vollziehen. Die Pforte hat das jetzt nach geholt und vorige Woche die Unterschrift in Brüssel vollziehen lassen; nun ist die Regierung im Haag die einzige, welche ihren Widerspruch ciusrechl erhält. Obwohl die Intcrcsscnlcn in Holland »och not höchstem Nachdruck daran arbeiten, die Regierung auf ibrcm jetzige» Standpnncle zu erhalten und unter allen Umständen ibre Zustimmung zur Erbebung von Einsubrzöllen i» da» Congo Gebiet zu versagen, ist man in dcr diplomatischen Well dock, überzeugt, daß auch Holland vor Ablauf der bewilligten sechs Monate sich den anderen Mächte» in der Unterzeichnung der von ihm »lilbcralheiicn Acte anschlicßt. * Wie der „Patriote" millheilt, äußerte Kaiser Wilhelm gegenüber dem Bischof von Brügge, er befinde sich in Betreff dcr Arbeiterfrage mit dem Papste in principiellcr Uebcrcinstiinmnng. * Tic Rachricht verschiedener Blätter hinsichtlich einer be vorstehenden Zusammenkunft deS Kaisers Wilhelm mit dem Könige Hnmbcrt von Italien ist »ach einer Depesche an» Rom durchaus unbegründet. * Während der Ruhepause des englischen Parla ments von Mitte August bis Ende November wird sich vorauSsichlsich eine ziemlich durchgreifende Umbildung de» Cab inet s vollziehen. Ein parlaiiienlarischcr Mitarbeiter der „Sunday Tones" ist in der Lage, schon hcntc Angaben über die »eue Zusammensetzung des Ministeriums zu geben. Dcr -Herzog von Ruiland und Lord Cranbrook scheiden an dern Cabinet auS. Erstcrer wird als Kanzler de- Herzog- thuniö Lancaster durch Lord Cadogan. den gegenwärtigen Gcheimsiegkl Bewabrcr, letzterer als Präsident de» Gebeimcii Ralbcs durch Mr, Smilb ersetzt, dcr die Pairswürte erhält und den Titel Lord Heule» annilnutt, M'r. Balsour wird Erster Lord des Schatzamt» »nd Leiter de- UntcrhaujeS. Den irischen Obersecrelairpoften erhält Mr,
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