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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-13
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1890
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Erscheint tSgNch früh «'/, Uhr. Kr-iltioil u»d Lrprdilioa Johann eöqasse 8. Fprräiknndrn -rr Nrdaciion: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. ßv t«e »t»^lMd«»r »»cht sich t,e ükdact»» «tchl »rrttätlich Antnihmc Srr fßr tzte »ilchftsvlgend« Nu««rr -nserste a» Smhculage« »I« » Uhr Nachmittag», an S«»»- und Fcfttaacu früh hi« '/,S Uhr. Zu den Filialen für 2ns.-2lnoahme. Ltta «lrmin'S Sortim. (Alfred Hahn). Untversttätssttaß« 1, L««t» Laiche, Kochariuenstr. 14 pari, und König-Platz 7, nnr bi» '/,S Uhr. MMr Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ^ 225. Mittwoch den 13. August 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Geffenlliche Bekanntmachung, den Berkapf keimfreier Kindermilch bete. Dom 1. Juli dieses Jahre- an wird in folgenden Apotheken: Kreuz-Apotheke, hier, Bayerische Straße 2, Albert-Apotheke, hier, Emilienstraße 1, Apotheke »um weitzen Adler, hier, Hainstraße v, Kurprinz-Apotheke, hier, Sternwartenstraße 12. Linden-Apotbeke, hier, Wcststraße 41, Homöopathische Eentral-Apotheke, hier, ThomaS- kirchhof 12, Neue Börsen Apotheke, hier, Hallesche Straße 12, Hirsch-Apotheke, hier, Grimmaischer Steinweg 28, Löwen-Apotheke, hier, Grimmaischc Straße 22, Mohren-Apotheke, hier, Entritzscher Straße 1, Naastädter Apotheke, hier, Ranstädter Steinweg 27, Lonnen-Apotheke, hier, Südplatz 1, SalomontS-Apothere, hier, Grimmaische Str. 17, Germania-Apotheke, hier, Promenadenstraße 11, Königl. Johannis»Apotheke in Leipzig - Reudnitz, Leipziger Straße 28, Kronen-Apotheke, Leipzig-Gohlis, Falken Apotheke, Leipzia-Neuschönefeld, Ost-Avotpeke in Leipzig-Anger-Crottendorf, Wurzcuer Straße 3. St. Geop<z-Apotheke, Leipzig-Neustadt, Schiller-Apotheke, Leipzig-Gohlis, gegen vorherige Bestellung keimfreie Milch zur Ernährung von Säuglingen nach dem Soxhlet'schcn Verfahren und nach besonderen ärztlichen Anweisungen hrrgcstellt und zu dem Preise von 8 -f für die Flasche, ausschließlich de» GlascS, käuflich geliefert werden. Bei der Bestellung ist der LrbenS-Monat, in welchem da zu ernährende Kind steht, anzuaeben. Die Lieferung der Milch erfolgt von dem der Bestellung folgenden Tage am Dem PuklicuiO wird diese Einrichtung hiermit bekannt gemacht und zur Benutzung empfohlen. Leipzig, am 4. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4403. vr. Tröndlin. Krippendorff 'st Gewölbe-Vermiethung. Das im Erdgeschosse deS StockbauseS am Rasch markt« links neben dem Burgkeller-Dnrchgangr gelegene, mit GaSbeleuchtnnaScinrichtung versehene BrrkaufSgewölbe ist von, I. Oktober dS. IS. an gegen eiuhalbjahrltche Kündigung anderweit zu vcr mielben. Miethgesuche werden auf dem Rathhaust, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, cntgegcngenommcn, auch sind daselbst die DerinictbungSbcdingungeii zu erfahren. Leipzig, den 9. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. l». 5648. vr. Tröndlin. Wagner. Sie Lonn- und Festtagsruhe der Arbeiter und die Beschäftigung von Arbeiterinnen in Fabriken u. s. w. Da» Königliche Ministerium de» Innern hat unter Bezugnahme aus den gegenwärtig dem Reichstage zur Beschlußfassung vorliegenden Gesetz-Enlwurf, die Abänderung der Gewerbeordnung betr., die uiuerzeichnete Kammer angewiesen, sich über folgende Puncte gut- achtlich zu äußern. 1) Ist cs möglich, a. den Arbeitern für jeden Sonn« und Festtag mindesten- 30, für das Weihnachts«, Oster« und Pfingstsest 60 und in sonstigen Fällen für 2 aufeinanderfolgende Sonn« und Festtage 48 Stunden Ruhe zu gewähren? b. Diese Ruhezeit am vorhcrgeheiwen Werktage frühestens um 6, spätestens um 12 Uhr Abends beginnen zu lassen? v. Die Arbeiter, welche bei den unten mit f bezeichne»«» Arbeiten länger als 3 Stunden an Sonn« und Festtagen beschäftigt werden, an jedein dritten Sonntage oder Fest tage volle 36 Stunden oder an jedein zweiten Sonntage oder Festtage volle 18 oder 24 Stunden von der Arbeit frei ^u lassen? 2) Erscheint es ausführbar, an Sonn- und Festtagen a. die Berlaufsstellen von Nachmittags 1 Uhr an ganz zu schließen? d. Die Beschäftigung in den übrigen Handelsgewerben au 3 Stunden einzuschränken? 3) L. Wie viel verhrirathotc Frauen sind ln Fabriken oder Gruben als Arbeiterinnen beschäftigt? d. Welche Folgen würde die gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit der verheiratheten Frauen auf 10 Stunden haben, wenn die Arbeitszeit der übrigen erwachsenen Arbeiterinnen auf 11 Stunden firirt wird? c. Stehen Bedenken entgegen, eine 1'/,stüiidige Mittagspause für Arbeiterinnen über 16 Jahre, welch« ein Hautioescn zu besorgen haben, der Regel noch und vorbelialtlich der andenvnien Normirung der Pausen durch di« höhere Ber waltnngSbehörde einzuiühren? 4) a Für welcht Fabrikot,on«zweige ltrgt ein Bedürfniß vor, wegen außergewöhnlicher Häufung der Arbeit in regel« mätzig wtederkehrenden Zeiten oder bei unregelmäßiger verstärkter Nachfrage die Beschäftigung der Arbeiterinnen über 11 Stunden täglich auszudchnen? b. Genügt diesem Bedürfniß die Verlängerung der täglichen Arbeitszeit um 1 Stund« und für höchstens 40 Tag« im Kalenderjahr? Aus Grund dieser Verordnung werdrn hierdurch olle vetheiligien «sucht, schriftliche Aeußernngen über die obigen Fragen bis späteste«» zu« tk. d. M. an di« Kanzlei der Handelskaminer, Reue BSrsr, Tr. «, I„ gelangen zu lassen, Leipzig, de» 8. August 1890. Die Handelskammer. Alfred Lhiem«, stell». Vorsitzender. F. Puder, II. Srcr. k Arbeiten zur Reinigung «nd Instandhaltung, durch welche der regelmäßig« Fortgang de« etgenen oder eines fremden Betriebes bedingt ist, sowie Arbeiten, von welchen die Wiederaufnahme des rollen werktäglichen Betriebes abhängig ist; Arbeiten, welche zur Verholung de« Verderbens von Rohstoffen »der de» Mißlingen» von Arbettserzrugniffen erforderlich stad. Bekanntmachung. Da» 24. Stück de- diesjährigen SteichSgese-blatte- , bei uns eingegangcn und wird bis rum U. September d. I. aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich au«- hängen. Dasselbe enthält: Nr. 1913. Gesetz, betreffend die Gcwrrbegrricht«. Dom 29. Juli 1890. Leipzig, den 11. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 5776. vr. Tröndlin. Wagner. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 4. biS ltt. August dsS. I. im Argand- brenner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum da» 18,4 fache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammcnhöhe. Das specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,447. Leipzig, am ll. August 1890. DeS RathS Deputation zu den Gasanstalten. Marokko. Marokko ist seit langer Zeit der Schauplatz von Auf ständen, der Sultan ist nur dem Namen nach der Beherrscher dcS Landes, in Wahrheit schwebt er fortwährend in der Ge fahr, daß ihm die Zügel der Regierung entgleiten werdrn. Tie Soldaten dcS Sultans waren schon lange im Nachtheil gegen die Aufrührer, erst vor.Kurzem ist "der Sohn deS Sultans in einer blutigen Schlacht geschlagen worden und hat mit Noth und Muhe daS Leben gerettet. Jetzt wird von einem neuen Siege der Aufständischen berichtet, nach welchem über lOO Gefangene getödtet und der Sohn deS Gouverneurs gefoltert und enthauptet wurde. Da- geschieht zu einer Zeit, in welcher große Massen von Kabylen d,e spanische Festung Melilla mit Erstürmung und Vernichtung bedrohen. Spanien hat die Krcnzercorvette „Colon" ab gesandt, um den spanischen Gesandten von Tanger nach Rabat zu führen, damit er persönlich mit dem Sultan ver handle und ihn zum Eingreifen veranlasse. Damit wird eS aber gute Wege haben, denn der Sultan ist in großer Be drängniß und weiß sich selbst kaum zu helfen. Es wird also der spanischen Regierung nicht« übrig bleiben, als die Cache selbst in die Hand zu nehmen und den Kabvlen spanische Truppen enlgcgenzuschickrn. Die Nachrichten über Marokko schließen mit der Meldung, daß auch die französische Regie ruug ihre Militairpostcn an der algerisch-marokkanischen Grenze verstärkte, uni die Kabylcnstämme in Schach zu Hallen. Nun liegen zwar die Dinge in Marokko nicht so, daß die siegreichen Aufständischen demnächst vor der Hauptstadt de« Landes erscheine» werden, um den Sultan zu cnttbronen, sie beschränken sich vielmehr auf Strriszüge, durch welche sie daS Land fortgesetzt bcunrubigen, aber jeder Erfolg, den sie davon tragen, schädigt daS Ansehen dcS Sultans und bedeutet für ihn einen Machtvcrliist, er ist gcnöthigt, alle Kräfte an;» spannen, um sein schwer erschüttertes Ansehen wieder herzu stellen und seine Stellung zu befestigen. Gelingt cS ihm, die Aufständischen an irgend einem Puncte zu schlagen, dann ist der frühere Zustand, der ja niemals miiftergiltig war, wieder erreicht und eS kann wieder eine Zcitlang i» der alten Weise fortgewirtbschaftct werden. So hat sich aber auch die Ent Wickelung in Tunis vollzogen, bis cS eines Tage« den Fran zosen gut dünkte, die Verlegenheiten dcS VcyS von Tunis zum eigenen Vortbcil zu verwerthen und daS Land unter französischen Schutz zu stellen. Es ist bekannt, welche Be wegung dieses Vorgehen Frankreichs i» Italien entfesselt hat und wie wenig daran fehlte, daß sich daran« ernste inter nationale Verwickelungen ergaben. Der Sturm hat sich allmälig wieder beruhigt, aber daS Mißtrauen besteht fort, daß Frankreich dasselbe, waS eS in Tunis gethan hat, in Marokko wiederholen werde. ' Die Gelegenheit dazu scheint gegenwärtig günstiger als je zuvor. Die Aufregung, welche unter den Kabylen herrscht, läßt daS Schlimmste befürchten. Die »lohammedanischcii Stämme sind sanatisirt. Die Bewegung, welche ihre Glaubens genossen in Südafrika erfaßt bat, wirkt bis auf die Bewohner der Nordküste Afrikas sort, und cS haben sich erst vor Kurzem Anzeichen gezeigt, welche beweisen, daß auch Algier von dieser Bewegung nicht frei geblieben ist. Der Mabdi bat sogleich bei seinem ersten Auftreten verkündet, daß «r die Fremden vertreiben »nd die Weltherrschaft der Mohammedaner ans richten wolle. Seine Abgesandten haben den Machtbereich des Mabdi über Berber »nd Dongola ausgebreitet, und vor einiger Zeit ist auch ein Mahdisten-Gcncral in Obcregypte» erschiene». Omar Saleh hat zwar im Kampfe mit de» von Engländern geführten Egyplcrn sein Ende gefunden, aber die Vernichtung seines Heeres ist nickt gleichbedeutend mit der Beseitigung de« Gedanken« der Weltherrschaft dcS Mahdi, die Mohammedaner in Afrika halten an diesem Gedanken niit großer Zähigkeit fest und werden noch öfter versuchen, ihn zur AuSführungzu bringen. Die Kabylen in Marokko werden in ihrem Vergeben gegen die marokkanische Regierung jedenfalls auch noch durch andere Gründe bestimmt, und die Raub- und Mordlust gekört sicher in erster Linie dazu, aber wenn diese Leidenschaften besser in Schranken gebalten würden, dann wären sie nicht stet- bereit, hervorzubrechen, ein kräftiger Sultan würde die rebellischen Stämme züchtigen, daß ihnen die Lust zu weiteren Aufständen vergeben würde. Da eS an einem solchen Sultan fehlt, so hat die Bewegung einen gefährlichen Charakter an genommen, welcher nicht nur dem Sultan da- Leben schwer macht, sondern ihn auch vor die Möglichkeit fremder Ein mischung stellt, wir sie schon früher wiederholt staltgesimden bat Spanien hat eine ernste Veranlassung, gegen die Auf ständischen energisch vorzuzehen und wird gewiß nickt lange zögern, um dem Sultan den ganzen Ernst der Lage zum Be wußtsein zu bringen. Der Streit zwischen Spanien und den vor Melilla liegenden Kabylen ist eine Privatangelegenbeit, die mit der Feindschaft dieser Stämme gegen die Regierung de« Sultan« nicht« zu thnn bat, aber der Sultan würde nur der Lage entsprechend handeln, wenn er dir Sache Spanien« in diesem Falle ^n der seinigen machte. Er würde dadurch Frankreich jeden Vorwand zur Einmischung entziebrn, welche- bei der Untbätigkeit de- Sultan« leicht zu der Auffassung gelange» könnte, daß eS die nöthigen Schritte zum Schutze seiner Interessen in dem an Algier grenzenden Tbeil Marokko- unabhängig von dem thun müsse, was etwa der Sultan für n»«° H" daß N'° chließunaen, daß cS nicht auf d ff Einung ist SSi»»' ML.' italienischen Interessensphäre gehört. In Bezug a.,1^. wird dies- Anschauung M^arttg >a^ Ansprüche auf Marokko durch seine siegreichen Kampsc n diesem Lande erworben, während Frankreich durch seine l-'' griffe in die Verhältnisse diese« «-'»deö immer nur d ^r- stcllung erweckt hat. daß eS anderen besser bercchtiglen - c werben, um den maßgebenden Einfluß '» ?"°^d>e ablaufen wollte. ES war vor c.mgen 2abren dav°n d'e N-d? Frankreich sich mit Spanien m den besitz Marokkos m d^ Wessl .b-Üen woll,- daß der westlich- Tl-e.l Frank reich der östliche Spanien zufiele, aber die öffentliche Meinung Europa« wollte von einer solchen Tbnlung nichts "A"'. . Marokko scheint bestimmt, die öffentliche Aufmerksamkeit in der nächsten Zukunft sehr lebbast zu beschäftigen und daran trägt die Schuld lediglich der Zwischenfall von Melilla D e inneren-KLinpsc, welche der Sultan gegen ausjtandiichcflamme zu führen hat, sind nicht so wichtig, daß sie da« allgemein Interesse zu erregen vermöchten, sie mußten denn eine folcke Bedeutung gewinnen, daß die Herrschaft bcS SuttanS dadurch gefährdet würde. DaS ,st trotz der augenblicklich ^ur diesen ungünstigen Lage auch jetzt kaum der Fall, sonst wurde die spanische Regierung eS nicht der Mühe wertb halten, sick mit dem Sultan wegen Melilla« in« Einvernehmen zu setzen. Der Grund der allgemeinen Aufmerksamkeit ist lediglich die Spannung, mit welcher die Haltung Frankreich« beobachtet wird Italien hat seit dem Bekanntwcrden de« deutsch englischen Abkommens wegen Afrika« die Befürchtung gcbegt, daß Frankreich die Schutzberrschast über Tunis in die Jnnesion de« Lande« verwandeln könne, Frankreich« Handlung-Weife hat diese Befürchtungen bisher nicht gerechtfertigt, aber viel leicht hätte Italien mehr Grund, der Entwickelung der marokkanischer Verhältnisse seine Aufmerksamkeit zuzuwendcn. Angesichts vollzogener Thatsachen haben Bcsürchlungcu keine Berechtigung mehr. Leipzig, 13. August. * Zu den jüngsten Reise« de« Kaiser« bemerkt die „Kölnische Zeitung": Der alte Satz, daß die Bedeutung eines Ereignisses den Näher stehenden erst dlirch den Eindruck zum Bewußtsein kommt, den das selbe in der Ferne macht, zeigt sich auch in der Beurtheilung der Reisen dcS Kaisers. Ihm selbst war es z» Ohren gekommen, daß seine zahlreichen Reisen Erstaunen und nicht immer Billigung in der Bevölkerung hervorgeruscn halten. Deshalb beionte er neu lich, daß er in seiner Jugend in Folge der Rücksichtnahme aus die Wünsche seines Großvaters nicht dasjenige Maß von Anschauung sremdcr Böller und Verhältnisse gewonnen habe, welches ihm für den Beherrscher eines großen Reiches »olhwcndig erscheine, und daß er deshalb die- jetzt nachzuholen suche. Neben dieser gewiß all gemeinem Verständnisse und allseitiger Zustimmung begegnenden Begründung jener Reisen tritt aber aus den Beruhten über die Ausnahme des deutschen Herrschers im Auslände immcr klarer die große volitische Bedriilung desselben hervor. Will auch der Kaiser aus ihnen keine sürnilichcn Bündnisse schließen, so ist doch ihre Bedeutung sur die Ausrechterhallung deü Friedens und die gerechte Beurtheilung der dentichen Politik im Ausland« nicht ge ringer anzujchlagen. Wenn wir sehen, wie die Borurthcile der Engländer gegen den strammen inilitairischcn Herrscher des deutsckien Bolkes vor der Würde und Einfachheit seiner Ericheinung dahin- schwinden: wen» Böller wie die Norweger »nd Belgier, von denen die ganze Entwicklung des neuen »läclitigen Reiches in der Mille unseres WelllhcilS ungünstig bcurtheilt oder »lit großer Zurückhaltung beobachtet wurde, dem Träger seiner Krone begeistert zuiubeln, so ist das von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Das Verständniß für die ruhige Würde der deutschen Politik, die Niemanden und besonders die kleinen Nachbarn nicht in ihren Rechten kränke», aber die Machtstellung des Deutschen Reiches unter allen Umständen ausrecht erhalten will, wächst bei diesen Völkern durch den Besuch des Kaisers in »ine», solche» Maße, daß die Hauptabsicht dieser Politik, die Erhaltung des Friedens, dadurch eine wesentliche Unter- stüpung erhält. Und wie die Wcrthschätzung des dem,che» Volkes durch diese Reisen gefördert wird, so wird durch sic auch der Werth und die Bedeutung der monarchischen Institution in rin helleres Licht gerückt. Wenn einer der mächtigsten Monarchen der Erde zeigt, wie unser Kaiser dieses durch die Thassache seiner Stellung- nähme zur Socialpolitik gethan hat, daß die Beförderung des Wodle« der minder Begüterten ihm Herzenssache ist und für eine der Hauptaufgaben seiner RegierungSthätigkeit gilt, wenn er dann durch seine unermüdliche Thätigkeit auch aus Reisen beweist und auch den fremden Völkern klar vor Annen führt, daß er seinen Berus ernst nimmt und von der Fülle der ihm dnrch seine ange borene Stellung auferlegten Pflichten erfüllt ist, so muß daS au die Hochholtung der monarchischen Institution in hervorragendem Maße einwirken. Bessere Kenntnis, des deutsche» Wesens im Aus- lande, Stärkung der deutschen Friedenspolitik und de« monarchischen Gedanken« überhaupt sind daher Ergebnisse der Kaiserreisc, die den Deutschen erst Nor werden aus den, Eindruck«, den sie bei den anderen Völkern machen. Um so freudiger wird deshalb da- deutsche - ^ AÜ" bei seiner jetzigen Rückkehr begrüßen, wo Zwischen Ge,lade betteten wird, nachdem er zuletzt dle lüngste Erwerbung des Deutschen Reichs besucht hat. Die Kaiser- Vslnoland wird auch dazu beitragen, dar zuerst allgemein durch Colonialkiimmer zum Tbeil etwa« A",uh> h s„„bj^n Gcnugthuung über diese neueste Erwerbung wieder überall zum Durchbruch zu bringen. Cie bedeutet Erinnerung an die frühere Fremd- -Ä deutschem Gebiet,, sie ermöglicht erst eine kräftige Seemacht zum Schutze „nierer ward,» sriedlichem Wege is, unser junger Monarch das ge- !in Meb^ d.'?« "7den versprechen mußte, nämlich ihn umwll ^ > --?!?. 5" 3"del der fremden Völker - "" der Jubel der neuen »nd alten Deutschen an ""cm Ei-^,emen »tönt is». so wird auch das dcuische Volk ,hn b«, seiner Rückkehr von Helgoland mit Jubel empsangcn. Deeem^ 5 Turchsithrung der für den ^ 0. In Aussicht genommenen Volkszählung werden e.fngst gefordert. Bekanntlich ist die Beschaffung de« a^L V'^ vertragen worL ° U statistischen Bureaux der Sinzrlregierungen sind denn auch sei, dem endgilt,gen Beschluss« de« BundeSralbs über die Veran staltuug der Volkszählung in emsiger Thätigkeit. Vor Kurze», Abonnementspreis vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegepinpiar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Forinat g-'.i-u ohne Postdeiördernng 60 Mk. «tt Postbefördrrung 70 Mk. Insenüe «gespaltene Betitzeile SO Pf. Größer« Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Zisfrrnsatz nach höherm Tarif tlerlamen unter demRedactionSstrich dir Sgespalt. Zeil»50Pf,vor den Familien Nachrichten die 6grspaltrne Zeile 40 Pt. Inserate sind stet« an di« Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumeranäo oder durch Post nachnahme. hat da« preußische statistische Bureau dcnLocalbehörden, welchen die Leitung de« ZählgeschästcS übertragen ist, die für die DolkS- äbluiig bestimmten Zählpapicrc übersandt. Die Localbehördcn >abcn demnach reichlich Zeit, für dcnDecember ihre Maßnahmen zu treffen. Die letzteren werden jedoch, auch wenn sie auf das Sorgfältigste auSö,carbeitct werden, nicht die volle erwartete Wirkung erzielen können, wenn nicht jede einzelne HauSkaltung bei der Abwickelung deS ZähIungSgeschästeS soviel al- möglich mitwirkt. Cö kann deshalb den HauShaltungSvorständen nicht zeitig und nicht dringend genug an« Herz gelegt werden, ihre Angaben mit der größten Sorgfalt in die Zählkarten cinzutragen. Die Auslbeilung der ZahlungSsormulare an die Haushaltungen wird in den letzten Tagen des November erfolgen. Die näheren Angaben zur Ausfüllung werden sich auf den Formularen selbst befinden. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „In inländischen und ausländischen Blättern fand die Nachricht vielfache Verbreitung, daß mehrere fremde Souveraine den diesjährigen dcutschenManövern beiwohnen würden. Wie wir von zuständiger Seite in Erfahrung gebracht haben, trifft die- nnr für den Kaiser von Oesterreich zu, der ich an den Manövern in Schlesien beiheiligen wird. WaS die weiteren Gerüchte angebt, welche den Besuch des König« der Belgier »nd des Königs von Schweden für die deutschen Manöver in Aussicht stelle», so ist weder ein dabingchentcr Wunsch von den betreffenden Souverainen geäußert, noch diesseits nahegelegt worden." * Der „Täglichen Rundschau" wird mitgetbeilt, daß eine ansehnliche Zahl von Schriftstücken gesammelt sind, die thcilS direct von der Kaiserin Augusta herrühren, tbeil« an dieselbe gerichtet waren. Tie Sammlung soll veröffentlicht werde», sobald sie einigermaßen vollständig »st. Es heißt in dieser Milthcilung über die Wirksamkeit der verstorbenen Kaiserin: Die Verehrer der edlen Fürstin, die sich angelegen sein lassen, ihr ein literarisches Denkmal zu setzen, gewinne» nach dem ihnen vorliegenden Material die Ueberzcugung, daß der Einfluß der Kaiserin überaus bedeutend gewesen ist; er habe sich zwar am wenigsten in politischer Hinsicht geäußert, aber er sei den Humanitäts- besirei'ungcn der Zeit in weitem Umfang« entgegengekommen, und nicht blo« gebe sich dies in der Errichtung von Krankenhäusern wie sonstige» Wohlthätigkeitsanstalten zu erkenne«, sondern die Förderung edler Beslrebunac» durch die Kaiserin erstrecke sich zugleich aus missenichastliche Untersuchungen der verschiedensten Art, welche die Fürstin unter ihren Schutz genommen habe. Sie ist dabei immer geräuschlos vorgrgangen. so daß in vielen Fällen für die große " wohin sich ihr Interesse war die stille Be- Menge gar nicht mehr erkennbar wurde, wohin sich ihr für geistige Strömungen gewandt hatte. Sie war d»e schützerin mannigfacher naturwissenschaftlicher, wie statistischer, a> jchichtlicher und religionsphilosophischrr Studien. Sie verstand si> ihre Schützlinge Dnarzuschüss« aufzubrinaen, die manchen deutschen Gelehrten in den Stand setzten, durch Reisen in dnS Ausland sein Wisse» zu erweitern, und zugleich ließ sie sich angelegen sein, den unter ihrrn Schutz gestellten Studenten ihr Fortkommen durch An stellung bei Hochschulen und sonstigen gelehrten Anstalten zu sichern. Im (tzanzrn ist bisher viel zu wenig bekannt geworden, was Alles im Einzelnen die Fürstin zur Hebung des geistigen Lebens wie zur Entsernnng leiblichen NothstandeS geleistet hat. Bon ganz beson- derein Interesse bleibt ihr Bestreben, bei ihren Liebe-werte» von allem Coiisesstonelleii abzusehen. ES liegen Beweisstücke dafür vor, daß sie ihr religiöses Empsindcn zu einer Höhe emporzuhcbcn verstand, von der auS die besondere consessionclle Stellung des Einzelnen gar nicht mehr in Betracht kam. Die Kaiserin war Humanistin in des Wortes edelster Bedeutung, und sie lebte der Ueberzeugung, in dem Absehen von jedweder religiöser Sonder- richtung läge die sicherste kkwähr sür die Anbahnung einer die ge- sammle Menschheit befriedigenden Religiosität. Dobe» hielt sich die Fürstin frei von jeder Verzchwommenheit in den Ansichten, denn sie räumte jeder ihr Recht ein und war nur bemüht, das Gemeinsame zusammenzusasscn, um zu einheitlichen Vorstellungen sich durch- zuarbeilen. So darf man es denn mit Freuden begrüßen, daß uns bei der geplanten Veröffentlichung nichts von dem verloren gehen wird. waS die Kaiserin erstrebt und geleistet bat. Man wird diese» Veröffentlichungen auf allen Seiten mit Freuden entgegcnsebe», denn die bisher kundgewordencn Proben tragen da« Gepräge eine« edlen und im hoben Maße selbstlosen Charakter- wie eine« tiefschauenden Geiste«. Und da« um so mebr, da die Kaiserin Augusta zu denjenigen Frauen gekörte, die ihr ganze« Wesen nur nn allervertrautestcn Kreise erschließen. * Fürst Bismarck sandte von Kissingen aus an den bekannte», in Kopenhagen wohnhaften deutschen Journalisten Mar Bcwer, den Verfasser de« vor einigen Tagen in Dresden erschienen Buche«: „Gedanken über Bismarck", folgende«, cigcnkändig Unterzeichnete Schreiben: „Ihre mir am 2. d. Mt«, übersandte Schrift habe ich mit Interesse ge lesen, wie deren Borgängerinnen, und bitte Sie, für Ihre wohlwollende Beurtheilung meiner Thätigkeit meinen ver bindlichsten Dank entgrgrnzunehmen. Kissingen, 8. August, v. BiSmarck." * Von dem Vorsitzenden de« „Reich-treuen Verein« der Landwirthc des Kreise- Uelzen" geht der „National- liberalen Corrcspondenz" eine Erklärung zu, der in Bezug ans einen früheren Bericht au« dem Kreise Uelzen zu ei» nehmen ist, daß dieser konservative Verein zu einer Vor besprechung über die Candidatur sieben Nationalliberalc geladen hatte, und daß drei von de» Eingrladenen an der Vorbesprechung auch Theil nahmen. Indessen fand die Vor besprechung, in welcher die Candidatur Estorff überhaupt erst auflailchte, am 27. Juli Mittag«, die (Generalversammlung de« conscrvativen Verein«, in welcher die Candidatur pro- clamirt wurde, am 27. Juli Abends statt. In der Zwischenzeit konnten vielleicht noch einige Nationalliberale in Uelzen selbst von der Absicht der Conservativen Kenntnis; erlangen. Unmöglich war eS natürlich, die für die Ent scheidung in Caiididatcnsragen zuständigen, in dem weiten ReichStaaSwablkrciS Uelzen-Lüchow verstreut wohnenden nationalliberale» Vertrauensmänner davon zu unterrichten, ge schweige denn zu einer Stellungnabme ru veranlassen. Die Proclamirung der Candidatur Estorff kam also den länd lichen Vertrauensmännern, an« deren Mitte wir unseren ersten Bericht erhielten, vollkommen überraschend. Für diese verträgt auch der erhobene Borwurf, daß die Conservativen einseitig vorgrgangen, keine Einschränkung, am wenigsten jetzt, nachdem da« ausfällig rasche Verfahren vom Mittag zum Abend de« 27. Juli festgcstellt ist. * Der preußische Minister für Landwirthschaft hat die sämmtlichcn königlichen Regierungen mittelst RescriptS vom 6 August d. I. veranlaßt, binnen 8 Wochen anzuzeigen, ob und in welchem Umsange die „Nonne" in ihren Bezirken in t^efabr probender Menge ausgetreten ist In dem zu er stattenden Bericht sollen auch die nicht im Besitz dcS Staates befindlichen Waldungen berücksichtigt werden.
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