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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-09
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1890
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Ergebet täglich SV, Uhr. Kttacliill u,d Lr-kdUi«» Johaanelgass« 8. -Prrchkuadr« der Kedartion. vormittag« 10—12 Uhr. kachmittag« 5—6 Uhr. S»«>h»r der skr die nichfts,l,ea»e k«»»er deftt««1en Insrrste «n vachcntagr« dt» S Uhr Nachmltia««, „La«»- un» Aestt««cn früh »i« '/,0 Uhr. 2n den Filialen für Ins.-Ännalimr: Ott« kle»«'« Sartim. («lsrr» Hahn). UaiversitätSsttaße I, Laut« Lasche, Racharinenstr. 1« pari, und LSuigSptatz 7, «ur bi» ,2 Uhr. EMr.TllMatt SlbonnementSpreis vierteljährlich 4Y, Mk inet. Bringrrtohn 5 Mk, Lurch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pt- Belegeremptar 10 Ps Tren für Extrabeil a^ea «ebüh <in Taaeblatt-Formot gesalzt! ohne Poslbesörderung 60 Mk. Mil Poslbesorderung 70 Mk. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Inserate 6 gespaltene Petitzelle 20 Pf. Grossere Schriften laut uns. Prei-verzeichnlß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hohen» Tarif. Krclamrn unter dem Red actio n-strich die lyespalt. Zeile 50 Ps., vor den F a m t l I e n n a ch r i ch t e n die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung proemunerniuto oder durch Post» Nachnahme. ^ 221. Sonnabend dm 9. August 1890. 84. Jahrgang. Zur gefälligen Geachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 1«. August, Vormittags nur bis V-v Uhr geöffnet. kxpvüMon äes I,ekpr!xer luxedluttes. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Nach der Bestimmung in tz. 44 unter g der Revidirten rechiigung bei den Ltadtverordneren-Wahle« auSge schloffen. Unter Hinweis auf diese gesetzliche Bestimmung sowie auS Anlaß der in nächster Zeit vorzunehmenden Aufstellung der Ltadtverordueten-Wahlliste für die diesjährige Er- gäazuagSwahl de« Stadtvrrordnelen-Eollegii fordern wir alle diejenigen, welch« von der obenerwähnten Bestimmung betroffen werden, hierdurch auf, ihre rückständigen Staat»- und Ge- meindeabgabea rechtzeitig zu bezahlen. Leipzig, deu 6. August l890. Der Ratb der Stadt Leipzig. Ik. 75. vr. Tröndlio. Clauß. Nathskellerverpachtung. Die kchaukwirthschaft im diesigen neuerbauteo mit Teutral» betzuua versehene» Rathhause soll aus die Zeit vom 1. Januar IM viS 81. December 1893 verpachtet werden Pachtliebhaher wolle» ihr, Gebot» in mit der Aufschrift: „RathSkrllerverpachtung bett." versehenen Briefumschlägen bi- längsten» zum L8. August 18»0 u« S Uhr Nachmittag» Rachsstelle einrrichrn. a» Di« »Lheren Bedingungen für die Verpachtung Wunen an Rach», stelle eiugesehen dez. gegen Einsendung von 80 Pfennige» bezogen, dort auch Formular« für Pachtangebote entnommen werden. Groitzsch, den 28. Jul« 1890. Der chtatztrattz. Löwe. Schröter. Wohrmugs-Vermiethung. Boa jetzt oder vom I. Oktober d». I». an ist im städtischen Grundstück Meeaaziugaffe Rr. 27 eine in der I. Etage gelegene, au- Stube, Kammer und Küche bestehend« Wohnung nebst Bodenraum gegen halbjähr liche Kündigung anderweit zu vermiethen. Mielhgesuche werden auf dem Rathhause, l. Etage, Zimmer Nr. 8 entgrgcngcnommen, wo über die VcrmietyungSbedin- gunaen und auch sonst Auskunft ertheilt wird. Leipzig, den 6. August l890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 5547. I)r. Tröndlin. Wagner. «tttm. Monat«. Versteigerung »och. den I». diese» vormittag» 10 Utzr »klangt au Amt-stelle birrsclbst »ine Partie weistcr chinesischer Seidenstoff, zugeschnillrn zu zwei HerrenjaquetS, gegen sofortige Baarzadlung öffentlich zur Bersteigerung. Leipzig, deu 7. August 1890. königliche» Hautzt-8«>-A«t. I- v- vr. Mancke, Res. Deutscher Levante-Verkehr über Hamburg seewärts. Die deutsch« Levante-Linie In Hamburg hat »inen neuen Taris stir den direkten tztüter-verkehr nach der Levante, von Hamburg seewärt-, eingesührt, welcher sich durch niedrige Frachtsätze auszeichnet. Im Interesse der Entwickelung des Exports nach der Levante werden die Betheiligten ausgesordert, der Handelskammer baldige Mittheilnna davon zu machen, welche Artikel hauptsächlich vom hie- stgen Bezirke aus Nach den einzelnen Levante-Märkten exportirt werden, welche Verpackung sich empfiehlt, und welche Anforderungen bezüglich besonderer Gewohnheiten an dortigen Plätzen von dies fettigen Exporteuren zu beachten sind. Eta Druck-Abzug de« Tarifs liegt in der Kanzlei der Handel«, kammer, Neu« Börse, Tr. X. I, zur kenntnißnahme au«. Leipzig, den 7. August 1890. Tie Handelskammer. A. Thiem«, strllv. Vorsitzender. F. Puder, II. Secr. Lord Salisbury's vede. E» fehlt niemals an Friedenskundgebungen, aber diese selbst sind recht oft ein Kennzeichen der gespannten Lage. Denn man die Ausrechtkaliung dcS Friedens unk die dadurch erzeugte Sicherheit der Lage für selbstverständlich und un zweifelhaft hielte, würde »ichl jede Miltbcilung von maß gebender Seite, über die Friedlichkeit der Lage inil größter Äusmcrksamkcil verfolgt und zum Gegenstand der öffentlichen Besprechung gemacht werden. Mi: welcher Ungeduld wird siel« die Thronrede bei Eröffnung des dciilschc» Reichstages erwartet, um danach die FriedciiSaiiSsichlc» zu bcurlheilcn! DaS Gleiche geschieht bei Eröffnung der Delegationen von Oesterreich und Ungarn. Neulich war cö ein Erlaß des Kaisers von Rußland an den kricgSininistcr v. WannowSki. welcher durch die Friedlichkeit seine» Inhaltes Aussehen erregte, heute ist eS die Rede Salisbury'» bei dem Banket im Mansionhousc, die eine noch größere FriedenSzuversichl auStrückt und sich deshalb der allgemeinen Beachtung empfiehlt Lord Salisbury bezeichnet« die europäische Lage als durch weg friedlich und um dieser Erklärung eine dem Selbstgefühl Englands schmeichelnde Bedeutung zu geben, crinncrle er daran, daß durch das Abkommen mit Deutschland gefährliche Elreitursacken zwischen zwei Nationen beseitigt worden seien, die stet» auf Friedcnsfiiß mit einander leben sollten. Diese Auffassung de« Sachvcrbalis wäre sebr schätzenSwertb, wenn sie mit deu Ihatsachcn übercinstimmte, aber Lord Salisbury ungen kann sich nicht verhehlen» daß die bulgarische von großer Tragweite ist, wie dir wiederholten Kund Rußland» der Türkei gegenüber bezeugen und die Aufregung in Griechenland und Serbien. E« besteht überhaupt gegen wärtig eine tiefe Gährung in der Türkei unter den Bekennern der verschiedenen Formen de» christlichen Glauben», der Zug nach Beherrschung durch die mächtigste der christlich-orienta lischen Stichen, durch die ariechisch-kalbolische, trilt immer ent- 'chicdenrr hervor und gleichzeitig die Abwehr von Seiten der Führer der übrigen ReligionSgesellschasten, insbesondere auch der armenischen. Die Kämpfe in Erzerum und in Kum Kapu stehen mit einander in ursächlichein Zusammcn- ange und da» politische Moment spielt dabei eine ervorragende Nolle. Wie die Polen ihre Erzbischöfe auch zugleich als ihre politischen Führer betrachten, so weisen die Armenier ihren Patriarchen gleichfalls die politische Führung zu. In Erzerum haben sie dem geistlichen Ober haupt einen schweren Borwurf daran» gemacht, daß er die Durchsuchung der Katbedrale nach Waffen geschehen ließ, und in Kum Kapu wollten die Armenier öffentlich feststellen, daß ibr Patriarch nicht den erforderlichen Eifer answende, ui» die armenischen Interessen dem Sultan gegenüber r» ver treten. Die Armenier scheinen in der Tkar vom Sultan als llnterthanen zweiten Range- betrachtet zu werden, denn die Klagen derselben wegen Vernachlässigung und Unterdrückung ind alten Dalum», und diese» Thema ist oft im englischen Parlament verhandelt Worten. Da» .Journal de St. PclcrS- bourg- giebt der türkischen Regierung zu bedenken, daß sie gewiß den begründeten Forderungen de» friedlichen Tbrile» der armenischen Bevölkerung, die sich stet» durch ihre Treue fegen die Türkei ausgezeichnet hätten, entsprechen werde. Diese Ermahnung au» russischem Munde kann zwar nicht al» eine aufrichtige und selbstlose angesehen werden, aber sie trifft diesmal ausnahmsweise da» Richtige. Die armenische Bewegung ist offenbar tiefgehend und ernst uud trägt wesentlich dazu bei, die Schwierigkeiten, mit welchen der Sultan zu kämpfen hat, zu vermehren. Der Sultan ist gewiß von den besten Absichten beseelt, aber da» Regierungssystem trägt die Schuld, daß der Sultan über den wahren Stand der Dinge in seinem weit ausgedehnten Reiche nur sehr unvollkommen unterrichtet ist. Er ist von dem guten Willen und der Fähigkeit seiner Stellvertreter, der Pascha», in den Provinzen abhängig, und daß diese Vertretung viel zu wün- ^en übrig läßt, zeigt die sprichwörtliche Bedeutung dcS orte» Pascha-Winbschast. Dieser ernsten Angelegenheiten hat Salisbury in seiner Rede keine Erwähnung gelhan, und doch sind sie wobl »eignet, die allgemeine Aufmerksamkeit zu beschäftigen. Die Türkei befindet sich gegenwärtig in einer Krisis, welche haupt sächlich in dem Streit der kirchlichen Würdenträger um die Herrschaft zu Tage tritt. Dieser Streit ist aber nur ein Zeichen der herrschenden Verwirrung, die wahren Ursachen derselben sind politischer Natur, und eS scheint in der Tbat, daß die Grundlagen, auf welchen die staatliche Existenz der Türkei bisher ruhte, ihre Widerstandsfähigkeit verloren haben. Der ganze Staat kracht in allen Fugen, und selbst die unzweifelhaft guten Absichten Abdul Hamid » scheinen de» drohenden Zusammenbruch nicht aufhaltc» zu könne». Es ist nicht nötbig, daß die Bewegung in der Türkei zum.Kriege 'übrt, aber sie wird wenigsten» die Kraft aller friedliebenden krcgicrnngcn in Anspruch nehmen, um die Krisis zu einer gefahrlosen Lösung zu bringen. Man erkennt daran», daß der politische Himmel denn doch nicht ganz so wolkenlos ist, wie ihn Lord Salisbury dargcstellt dal. Auch de» Abkommens mit Frankreich hat Lord Salisbury in seiner FriedcnSrcte »ichl gedacht, wir sind in dieser Be jiebung auf die Mittbeistmgcn beschränkt, die Fergussvn im lnterchause gemacht bat. Danach hat England nickt die Ab sicht, Sierra Leone an Frankreick abzutreten. Damit ist zwar nicht viel gesagt, aber e» ist dock angcdcutet, daß England bei dem Abkommen mit Frankreich seine Interesse» gewährt habe. Lord Salisbury bat aber das cnglisch-französifckc Ab kommen doch indirect gestreift, indem er die in Egypten bestehende» Verhältnisse erörterte. Dieser Dheil seiner Rebe erscheint besonders bemerkenSwertb, weil er an Frankreich reichtet ist. Lord Salisbury erklärte, daß Egypten stetige Fortschritte mache, sowobl in finanzieller wie in anderer Beziehung, und man hätte danach erwarten sollen, daß er die Räumung Egypten» als nahe bevorstehend ankündiacn würde Statt dessen bat er aber den Satz damit geschlossen, daß Egypten die britische Verwaltung, der eS alle Reformen vcr danke, noch nickt cnlbcbren könne. Vielleicht enthält das Abkommen zwischen England und Frankreich einen ans die Zukunft EgvptenS bezüglichen Abschnitt, etwa in dem Sinne, daß eS England überlassen bleiben müsse, den Zcilpnnel rer Räumung Egyptens zu bestimmen. Bei den großen Vortheilen, welche Frankreich durch das Abkommen er hält, wäre ein solche» Zuaeständniß sebr erklärlich, wenn e» auch nur al» eine Form des Verzicht» Frank reich» aufzufasscn wäre, ferner die Räumung EgvptenS von England zn verlangen. Die Türkei ist sich der Wichtig keit des gegenwärtigen Augenblick» für die Zukunft Egypten» wohl bewußt gewesen, deshalb hat sic die Räumung EgvptenS in neuester Zeit bei der englischen Regierung durch RgWin Pascha so eifrig betreiben lassen, aber, wie die Rede SanS- bury's zeigt, ohne Erfolg. Trotz der scheinbaren politischen Windstille, welche seit etwa einem Monat in Europa herrscht, sind dock gerade in dieser Zeit sehr wichtige Entscheidungen getroffen worden, welche die Grundlage für eine ganz neue Enlwickclnng der europäischen Verhällnisse bilden. Die Reise Kaiser Wilhelm s »ach Petersburg hat jedenfalls politische Bedeutung, sonst würde ikn der Reichskanzler nicht dahin begleite». Der Brennpunkt aller Veränderungen, welche demnächst in inler nationaler Beziehung bcvorsteben, ist die Türkei, und die Zn kunft Bulgariens ist der wichtigste Slreilpnnct, welcher zur Entscheidung drängt Noch ist Prinz Ferdinand nickt nach Sofia znrückgckchrt, »nd was weiter geschehen wird, ist dem Uneingeweihten vorläufig verschlossen Lord Salisbury hat die europäische Lage für durchweg friedlich erklärt, und wir wollen hoffen, daß er Recht behält. * Leipzig, 9. August. * Der Entwurf de« Bürgerlichen Gesetzbuch«, soll dem Vernehmen nach einer Wohl noch in diesem Iabrc zusammenlrelcntcn neuen Eoni Mission bchusS der cnd giftigen Feststellung dcS Entwurfs üocrwicsen werden. An dieser Commission werden Mitglieder der ersten, welche de» Entwurf hrrgestellt hat, maßgebenden Antheil haben, wie denn auch einer der Redactoren desselben in der neuen Eonimissio» Grneralreferenl werden dürfte. Außerdem werden ihr eine Anzahl bisher an dem Werke noch nicht bctheiligt gewesener namhafter Juristen, ferner ReichStagSmilglieder und andere Bertrerer der verschiedenen socialen Intereffenkreise angeboren Jedenfalls wird da« große Gesetzgebung-Werk auf der Basis de- ersten EommissionSentwurfS und mit der Absicht, eS möglichst rasch zu fordern, weiter geführt werden. * Der au» dem Ertrage der Getreide- und Vieh- ,ölle für da» ElatSjahr 1589.90 auf Preußen ent- allende Antheil ist auf 62 364 92 t .« ermittelt worden. -t.a- von verbleiben gesetzmäßig 15 Millionen der StaatScasse, der Rest im Betrage von 47 364 921 .-e wird nach der lex Ilnene an die Eommunalvcrbände überwiesen. Nach einer gcmein- ämcn Bekanntmachung der Minister de- Innern und der Finanzen ist diese letztere Summe in der Weise vcrlhcilt, daß auf Ostpreußen 2 680 659 ^c, auf Westpreußcn I 988 593 .< auf die Stadt Berlin 3 364 579 auf Brandenburg 3 784 105 auf Pommern 2 569 176 .4, auf Posen 2 370 503 auf Schlesien 6 043 443 auf Sachsen 4 701 649 -1. auf SchleSwig-Holstein 2 696 030 aus Hannover 4 091 081 auf Westfalen 3 305 632 .§, aus Hessen-Nassau 2 774 029 .-e, aus Rheinland 6 891 287 -L und auf die Hohcnzollernschen Lande l04 155 entfallen. * In Hamburger, mit den colonialen Angelegenheiten ver trauten Kreisen wird angenommen, daß die Ernennung de» gegenwärtig in Deutschland auf Urlaub befindlichen, mit den afrikanischen Verhältnissen so vertrauten bayerischen Land- erichtSrathsZimmerer zum Gouverneur von Kamerun «versteht. * Der ReichStagSabgeordnete Graf Adelmann ist zum Vorstand der fürstlichen KammergutSverwallung in Sigma ringen ernannt worden. Da der Graf diese Stellung zu nächst nur provisorisch übernimmt, dürste vorerst eine Wahl nicht in Frage kommen. Dagegen steht eine solche für den württembergischen Landtag bevor. Der Landtags abgeordnete für Tuttlingen, Posthalter Ehninger, Mitglied der Linken, berw. der Volkspartei, ist vor einigen Tagen durch ein junge» Pferd aus dem Gefährt geschleudert worden und alsbald gestorben. Die Wahl wird dadurch ein besondere» Interesse erhalten, daß ohne Zweifel die VcrwaltunaSreform, insbesondere die Leben-länglichkeit der OrtSvorsteycr, den Haupty-ff für die Wahlagitation abgcben wird. Die BolkS- partei bat jetzt durch den Mund ihre» Führers, ReickSlagö- abgeordnelen Payer, angekündigt, daß sie im Herbst einen Petition-sturm gegen da» zuletzt genannte, für die würt- tembergische VcrwaltungSorgaiiisation bisher wesentliche Iw stitut rinleiten wird. . * Die Note, welche dir serbische Regierung unter dem 30. Juli an ihren Gesandten m Konstantinopel ge richtet bat, um in Angelegenheit der Ermordung dcS EonsulS in Pristina von der Pforte Genugthuung zu erhalten, lautet: Herr GesandterI In Beantwortung Ihres Schreiben- vom 20. d. M., mit welchem Sie mir die Note der ottomanische» Regierung übermittelt haben, beehre ich mich Folgende» zu erwidern. AnS dieser Note ist zu ersehen, daß Se. Excellenz Said Paicha nicht gesonnen ist, uns irgend weiche Geniiglhuung für den an unserin Coniul in Pristina verübten Meuchelmord zu geben, sondern daß er bei seinen ursprünglichen Ausführungen verbleibt, daß nctmllch dieser Mord eine That der Prtvalrache sei, weSbalb die bobe Psorle nicht Willen- ist, SatiSsaction und materielle Sckadlos- haltung der Wiltwe de- Ermordeten zu erlhetlen, da in der Ve» zangenheit auch kein Präcedenzsall vorlieat. Sobald Sie, Herr Ge» andler, diesen Brief erhallen, bemühen Sie sich neuerdings zu Sr. Exc. Said Pascha, und Sie werden ihm eine neue Note einhändigen, worin unser Verlangen tn kategorischer Form auSgedrückt wird. Htefür möge Ihnen al- Material die Untersuchung über diesen Meuchelmord dienen, welche unleugbar bestätigt, wie die locale» Behörden von Pristina bet diesem Verbreche» eine große Rolle spielten, da sie die fanatischen Arnaute» gegen de» ermordete» Consut gehetzt haben. Zugleich werden Sie eine Audienz bei Sr. Maieilät dem Sultan ansuchen, um an seine bekannten humane» Gesicht« zu appelliren, damit er nicht nur un- die ver langte Genugthuung verschlissen möge, sondern auch die Seuszer einer armen Witlwe erhöre, welcher die bestialische» Arnaute» ihre» Ernährer vor den Augen de- MutessarisS und unweit de- Consulais selbst geraubt habe». Erwähnen Sie bei dieser Gelegenheit, das, die königlich serbische Regierung al- Theit der Genugihuung für die verletzte Ehre der serbischen Flagge jenen milliairi,chc» Loiiduct zu betrachten bereit sei, der den Leichnam des Ermordeikn bis zur türkischen Grenze geleitete. Wie Sie sehen, ist unsere Regierung zu Allein bereit, was die Würde des serbischen StaaieS wahrt und gleich, zeitig die guten Beziehungen zwischen Serbien und der Pforte z» erhallen geeignet ist. Genehmigen St» rc. General Sava Gruitsch. ^ * Da» „Journal de Bruxelles" berichtet au» Ostende, daß der Verein der Arbeiter und de» Schutzes der Lehrlinge i» Ostende nach der königlichen Villa durch die Post folgende Adresse an Kaiser Wilhelm geschickt habe: „Mre! Seit dem Tage, da Ew kaiserliche Majestät mit Seiner H»ND>rit dem Papste Leo XIIl. in die Berlbeidigmig der Arbeiter- sache sich theilend, den ersten socialen Longres, »ach Berti» bernie» haben, hat die Arbeilerwelt ihre Augen ans ihren i»nge» »nd hoch herzigen Verteidiger gehest,t und begleitet ihn überall mit ihren Gebeien »nd ihren Wunsche». Seien Sie, Sire, also nicht erstaunt, wenn die Mitglieder de« Verein- der Arbeiter und de» Schutzes der jungen Lehrlinge von Ostende die Ge'egenheil Ihres hohe» Besuches bei ihrem geliebten .ilöiiig, dessen natürliche Füriorge die Arbeiter- börsc soeben geichasscn Hai, ergreife», Eurer komglcchen Majestät den Willkomm,i, in Ihrer Vcilersladi bielen und Ilme» im Namen der gesammie» Arbeiter des belgische» Valeriaudes die Geüihle des grostte» Vertrauens »nd der größten Ergebenkeil a»»drücke». 7ire. mochte der Allmachiige, der Urheber und der Erhalter der Geiellichaii, der Vater und das Muster des Arbeiters, der Ihrer Weislieii uud Ihrer Obhut de» schönsten Thron und die edelste Mission anverlranl hat, welche ein gerechter »nd christlicher Fürst aus Erden Iiossen kann, Tie noch lange der Liehe Ihre« Volkes und dem Vesten der Mensch heit erhallen, und möchte.seine Hand Sie leiten in der glückliche» Losung des soeiale» Prvl'lei'i-, bis zu dem Puncie, daß eines Tages die dankbare Geschichte Sie mit dem Titel Kaiser der Arbeiter bezeichne» kann Geraden Tie, Sire, diese ebenso einsache wie auf richtige Unndgebnna der Gefühle der Artieilerbevolteriing ro» Ostende »nd Belgien, welche, in Ihrem Namen den Seiner Heiligkeit des Papstes Leo XIII. und Hr. Majestät Leopold II mit vereimgend auf Sie hofft, für Sie betet Imd mit Ehrfurcht und Liebe ausrufl E« lebe der Kaiser der ArbeiterI" Beim Galadincr am Sonnabend Abend wurde, wie scsion kurz erwähnt, der Bischof von Brügge durch den König von Belgien dem Kaiser vorgcstcllt. woraus dieser folgende Worte zum Bischof sprach, für deren Aulbcnlicität das „Journal de Bruxelles" cinstetzt: „Monseigneur, ich bin glücklich. Gelegenheit zu babcn, Ihnen zu sagen, welche Hobe Genuglduung ich empfinde über die Adresse, die ein Arbeiter verein dieser Stadl mir geschickt hat, und ich benutze diesen Umstand, Ihnen zu erkläre», daß ich in vollkommener Ucber- einstimmung der Ansichten und Principien mit Sr. Heiligkeit Leo XIU. in Sachen der Arbeiterfrage mich befinde" * Kaiser Wilhelm sprach, wie die „Allgemeine Zeitung" au» Ostende meldet, dem König der Belgier bei der Frllb- stückStafcl am Sonntag seine feste Zuversicht in eine lang- ährige FriedenSda-uer auS. * DaS französisch-britische Abkommen wird nur in einem Tbcile der Pariser Presse besprochen. Die Mcbr zahl der Blätter will die Veröffentlichung dcS Wortlaute» abwarten. Der „DempS" sagt, die öffentliche Meinung werte taö Ucbercinkommen betreffs Madagaskar» befriedigt aus ncbmcn. Nibol habe jedenfalls einen klaren Blick für Frank reich» Interessen bewiesen, was am besten aus der Bankelrcte Lord EaliSbury'S bcrvorgehe. Die „France" entnimmt an» der Bankctrede, daß nickt alle Streitpnncle zwischen Frank reich und England beseitigt seien „Paris" bemerkt, da» Ab kommen sei zwar kein diplomatischer Triumph, aber eS sei nicht nngünlkig für Frankreich. Der französische Minister ralb beschloß im Principe, in der nächsten Kaniinerscssion einen Gesetzentwurf über den Bau einer Bahn durch die Sabara vorzulcgen.t * Die Begrüßung de» Kaiser» seitens der Londoner Presse albmet den Don herzlicher Sympathie. Wir heben folgende Proben hervor: „Zu günstigem Zeitpunkt", so lautet der Gruß der „TimeS", .trifft der deuische Kaiser in England ein Ter deulsch-enjzsstche Vertrag, das jüngste Zeugniß der ausrichtigen Freundschati der beiden Länder, welche stets Verbündete sein sollten, ist vom Parla ment genehmigt ivordcn. Ter Kaiser wird reiche Anerkennung für den versöhnlichen Geist, tn welchem die Verhandlungen deutschericits gesükrl wurde», finden. Wir verstehen den Monarchen >ctzt bester als vordem und ein völliger Wandet in der öffentlichen Meinung hat sich vollzogen. Er hat alle Borurtheile eulwassnet und das nicht am wenigsten durch seine freimüthig ausgesprochene Bewunderung zweier eminent britischen Einrichtungen, unserer Fkoile und unseres EolonialweienS. Als der Kaiser zum ersten Male England besuchte, schwebte noch daS tragische Ende seine- Vatcr-s Alle» vor. Tie Gedanken verweilten mehr bei der Vergangenheit, al- bet der Zukunft. Ter mächtige Minister hat abgedankt und die Prophezeiungen über den Charakter des Kaiser- erwiesen sich als Irrig. ES ist verfrüht, ein endgiltiaeS Urlheii über die innere Politik zu fällen. Aber die Anzeichen sind günstig." Die „Morning Post" schreibt: „ES giebi eine Nasse eng- tischer Radikaler, welche nicht weiter sehen, al« ihre Nasenspitze reicht, und an den deutsche» Kaiser den Maßstab ihrer eigenen Natur »»legen. Diese Leutchen verinögen in seiner Freundschaft ür England nur die reine Selbstsucht zu erblicken, indem er Eng» la»d benutzen will, um die Kastanien für ihn auS dem Feuer zu holen. Gegen solche Aniiahnie iss eine Verlheidigniig überflüssig. Wenn der nächste große europäische Krieg ausbricht, so vermag kaum eine Feder die riesenhaften Schrecken desselben zu beschreibe». Iy». wenn möglich, z» verineiden. dazu ist einerseits nölkig, das heimische Schwert z» schärfen, dann aber auch das Wohlwollen und die Stimpatdik deigenigen z» besitzen, welche doS Schluß,worl in diese» immense» Dingen zu sprechen haben. Tie Valm, welche sich der Kaiser Wilhelm vorgezeichnet bat, ist aller Achtung werlb, während sie eine heilsame Warnung bildet für diesenigen, welche unsere Armee und Flotte auShungern mochten. Wen» der Ve- Herrscher Deutschlands keine» Stein unumgedreht lassen darf, um den Frieden z» erhalte», so ist eS gewiß, daß Großbritannien mit weit geringerer Descnsivkrasl und größerem z» verlbeidigenden Gebiet nicht die Zeichen der Zeit vernachlässigen dar!. Der Geist, von welchem der »lasser beseelt ist, ist der einzige, welcher die Größe einer Nation erhält. Indem wir ihn wiederum an unterem Gestade bewillkommnen, bewillkommnen wir den wahrste» Ausleger der einzig wahren Friedenspolitik der Nationen." „Große Veränderungen", bemerkt der „Dativ Telegraph", „habe» sich zwischen dem erste» und dem zweite» Besuch Kaiser Wilhelm s i» England ereignet. Die Rollen aber, welche der Kaiser bei diesen Ereignissen gespielt Hai, beweise», daß derselbe ein Staat-smaiiii und kt» Soldat, ei» Menichenireund und ein Politiker, vor Allem aber „jeder Zoll ein König" ist. Deutschland war anfänglich überrascht, daß es der Leitung jenes mächtige» Genius, welcher seine Einheit geschaffen und geseslct hatte, euiralhen konnte Bald aber enldeckie cs, daß seine Aiigel>>gk»lieit unter der persönliche» Aussicht des Kaisers in nicht weniger feste» und einsichtigen Händen waren und sowobl der inneren wie der auswärtigen Politik ei» »euer und höchst volksihüiiilicher Impuls gegeben war. In ganz Europa wird der deiilich-englische Vertrag als das Präludium eines iiisorinellen, aber stichhaltige» deulsch-rnglsschen Bündnisses ausgeiaßt, und ob gleich England aus klar daliegenden Gründen abgeneigt ist, mit aus wärtigen Machte» Vertrage abzuschiießen, welche es verwickeln köitiilen, belrachlet es seine letzige» Beziehungen zu Deiiiichland als i» jeder Beziehung befriedigend und erfreulich. Der Gedanke, das; die völlige Herzlichkeit dieser Bezielmnge» in bedeutendem Maste der Initiative des denlichen Kaisers z» verdanke» ist, mach! den Empfang des besrenndelen Monarchen seiten- deS britischen Volkes zu einem »m so begeisterteren." „Bei den, kurzen Besuche de- Kaiser- werden sich die Gedanke» der Engländer", meinl die „Dailv New«", „unvermeidlich dem kürzlich abgeschlossenen deutsch-englischen Vertrag zmvende». Obgleich es tu TeuNchlaiid wie in Großbritannien unversöhnliche Gegner des AbkommenS giebi, so dal doch die große Mehrheit beider Nationen de» Vertrag herzlich ziisiimmeiid begrüßt, indem er schalienhasle und wirre Aniprüche regelte. ES ist kein Geheimnis;, Laß der Kain r England gern zum Eintritt in den Dreibund veranlaßt Halle Das gehl aber über seine Kräfte. AlS Oberhaupt de- deutschen Reiche , als Sviiverain einer durch besondere Bande u»S nahestehenden Nation wird der Gast Ihrer Ma;estät nicht nur herzlich, ioiidern begeistert bewillkommnet. „Daill, Ehronicle" dagegen hat den nach seiner Meinung unverdauliche» deutsch-englische» Vertrag noch nicht verwunden: „Der dentsche Kaiser kann sich jedenfalls auf die höilicke Gaii- srenndschail unseres Souverän,« und die Achtung derjenige», welche 'ihn zn begrüße» haben, verlassen. Eine» volksibnmlichen tzbaralier kann sein Empfang nicht habe». Ein Besuch i» OSborne ist nicht derselbe wie in Windsor oder im Buckiiigbani Palast Die Freund schaft Teuischlands ist gerade so wünschciiswerlb für »ns wie die ;eder anderen europäischen Macht, aber nur »m einen nickt zu hoben Preis. Einige behaupten, daß der Besuch die Bande zwischen Deutschland noch enger gestalte» werde. Lord Snlisburh bat uns vcrilcheil. daß wir keine Verpflichtungen eingegaiigei, sind. Es giebt aber Eiiipernändiiisse, welche zu Verpflichtungen juble», denen man sich i» einer bedeutsame» Stunde schwer entziehe» kau». Wird irgend Jemand sagen, das, wir Vorlhcilc von einer Politik habe», die Tenlichland »ns zum Frennde, aber Rußland und Frankreich un» zu Feinde» mache» würde?" * lieber den Act der Verzichtlcistnng Eelman'S erkält die „Vos'ischc Zeitung" noch folgende »ädere Mittbeilnng: * Loiidv», 7. August. Der Evrrespondenl der „Times ' in Bucnos-AureS sagt in seiner Trahliiielduiig von gestern Abend: Ich war soeben Zeuge einer in der Geschichte der argentinische» Republik bessvielloien Teene, der Vcrzichlteistiing aut de» Präsideiiteiiposie» durch ei ne Botjchast an die Kamin, rn Sobald es bekannt geworden war, daß Eclmann seine Demission
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