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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-04
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1890
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* 1 Nkdarlion und Expedition JohanneSgasse 8. Apirchliuiidrn der Nrdariion: Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. kiu t>« Ruckqod« ktnack-adl-r M-ncilcrtvte macht sich die Adedaction nicht verdmbixch. Annahme der für dir nächstfolgende Nummer bestimmte» Inserate a» Wochentage» bis 3 Ubr Nachmittags. a»L»»»- und Arsttagr»srüh bis' ,0 Uhr. Zu den Filialen für Ziis.-Ännal»ne: ktto ÜlkMUt S Sorttm. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 1, Louis Lösche, Aatharinenstr. 14 pari, und Kömgsplatz 7, nur bis ,3 Uhr. AbonnemeutspretS vierteljährlich 4^, Mk. inet. Bringertotm 5 Mk, durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 80 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblait-Jormat gesalzt» ohne Ponbeiördcrung 60 Mk. »lit Poslbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schritten laut uns. Preisverzeichnih. Tabellarischer». Ziffer,isap »ach höherm Tarif. Kerlamen unter dem Redactionsnrich die 4gespalt. Zeile 50P'., vor den Fa in i l ie n » a ch r>chte >r die «lgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die t^rpedition zn sende». — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung i>raouui»''riri»l>> oder durch Post- nachnahme. 216. Montag den 4. August 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die sogen. Reserve-Droschken betr. Die Revision und polizeiliche Abstempelung der zum Droschkendienst zu verwendenden sogen. Reservewage» soll in der Zeit vom 18 biS mit 23. August d. I. vorgenommen werden. Die Besitzer derartiger Wagen werden daher hiermit auf- gesordcrt, letztere während des gedachten Zeitraumes Vormittags von O biS II Ubr vor dem Polizeikausc am Naschmarkt vorzufahren. Wenn bezüglich dieser Rcscrvcwagcn auch nickt die gewöhnlichen Ansprüche wie bei den regelrecht im Betriebe befindlichen Droschken gemacht werden, so müssen doch auch diese Wagen mit unversehrten, reinlichen Ausschlägen versehen sein und sich in gut lackirtem Zustande befinden. Nach den, 23 August d. I. sind andere Nescrvewagen, als die mit vorschriftsmäßigem neuen Stempel versehenen, im Droschkcnbctriebc nicht weiter zu verwende» und baden diejenigen Droschkcnbesitzcr, welche dieser Bestimmung zu- widerbandeln, außer der sofortigen Außerbetriebsetzung der betr. (Geschirre ihre Bestrafung mit Geld bis zu 30 evcnt. Hast, zu gewärtigen. Leipzig, am t. August 1890. DaS Polizeiamt der Ttadt Leipzig. 0.R.3642. Brctschneider. Ausschreibung. Für den Erweiterungsbau dcö Krankenhauses zu St. Jacob hiersclbst sollen die Zimmerarbciten vergeben werten. Die ArbeilSverzcichnisse unv Bedingungen können in dem Bauburcau dcS Sieckenhauses am Windmüklcnwcg gegen Vergütung von t für ein Doppclexcmplar entnommen und die Zeichnungen daselbst eingeschcn werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „VrlvcitcrunqSbau im Llrankcnhause, Zimmcrarbeitou", bis zum l t. August cr. Nachmittags 5 Ubr bei unserer Hoch- bauvcrwaltuiig, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer 5 porto frei einzurcichcn. Wir behalten uns die Auswahl unter den Bewerbern bezw. die Theilung'der Arbeiten, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 30. Juli 1890. Der Ratk der Ltadt Leipzig. In. 5542. vr. Tröndlin. Lcndner. Obliverpachluug. Die diesjährige Obstnutzung im Schwägrichen'schen Garten, Harkortstraße Nr. 4, soll am Montag, de» 1. August dsS. IS., Vormittags 10 Mir, im Hose unserer Marstallvcrwaltuiig, JobanneSplatz Nr. 10, durch unsere Oekonomieinspcction an den Meistbietenden ver pachtet werden. Tic Pachtbedingungen werden vor dem Beginn der Ver steigerung bekannt gemacht werden. Lcipzcg, am 3l. Juli 1890. Der Rath der Ltadt Leipzig. Id. 4336. vr. Tröndlin. Lcndner. Gewölbt-Vermitthnng. In dem der Etadtgemeinde Leipzig gehörigen HauS- grundstück UniversitatSstrastc Rr. 20 ist ein neu- vorzzerickteteS kleines BerkausSgrwölde mit daran anstoßendem Zimmer sofort gegen halbjährliche Kündigung oder gegen bcS zum 31. Deecmber 1804 lausenden bontract anderweit zu vrrmicthe». Mictbgesuche werden auf dem Rathbausc, l. Etage, Zimmer Nr. 8, entgcgengenommen, woselbst auch jede etwa gewünschte Auskunft crtheilt wird. ' Leipzig, den t. August 1890. Der Stath der Stadt Leipzig. In. 3870. vr. Tröndlin. Krumbiegel. Gefunden oder als herrenlos angcmeldct resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. bis 31. vorige» Monats folgende Gegenstände: ein goldener Klemmer, ein goldener Manscheltenkiwpf, mehrere Ringe, darunter 2 Trauringe, 3 verschiedene Broschen, mehrere Armbänder, eine silberne Ulirkette, 8 Leihhausscheine, eine Rolle Notenhefle, ein kleiner Oläusigcr Revolver, Geldbeträge vvn 20 und 10 .cki, mehrere Portemonnaies und Beutel mit 10 33 H, lb .X 00 3 ./< 2 ^ und geringeren Beträge», 3 Tpazicrstückc, mehrere Sonnen- und Regenschirme, ei» Packet Wolle, et» Paar Glacehandschuhe, ei» Sommcrüberzichcr, ein Rohrstuhl, eine eiserne Wagenstemmleisle und mehrere Schlüffel. Die unbekannten Eigenthümer dieser Gegenstände werden hier durch aufgefordert, sich zur Empfangnahme derselben in unserem Kommissariat rechtzeitig zu melden, andernfalls darüber nach 8- 239 des B. G.-B. anderweit verfügt werden wird. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im April, Mai und Juni vor. Js. Fundgegenstände bei »ns abgegeben haben, deren Eigenthümer nicht zu ermitteln gewesen sind, auf, diese Gegenstände zilnichusordcrn, andernfalls auch hierüber de» Rechten gemäß ver- pigt werden wird. Leipzig, am 1. August 1890. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Conturs-ilerfahren. Ueber das Vermögen des Schuhwaarensabrikanten Hermann Bock zu WtijzrnsclS ist heute Mittag 18 Uhr das Loncurs- Bersahren eröffnet und der offene Arrest erlassen. Konkursverwalter: Kaufmann Franckc hierselbst. Anncelde» und Anzetgesrist bis zum tr. September 1800. Erste Gläubigerversammlicng am 2». «»»»,« 1800. vormitta,« 11 Ubr. Prüsunasterinin anc 2S. September 1800. vormittags 10 Uhr. Wertze>set». den 1. August 1890. stoi«t«liches Amtsgericht» Abttzl. 1. Bekanntmachung. Wegen Verlegung der Geschäftsräume de- Krankcnversicherungs- amtes von West,trage Nr. 30 »ach Nicolaikirchhof Nr. 2 bleiben die Expeditionen des Krankeilversicherungsamles Dienstag, den 5. August d. geschlossen. Leipzig, am 1. August 1890. Das UrankciiversichcrungSamt der Stadt Leipzig- vr. Schmid. Herzog. Leipzig, 4. August. * DieZahlen, welche wir an andererTtelle über die NeichS- einnahmen im ersten Quartal des EtatSjahc^S 1890/91 mittheilen konnten, zeigen, daß auch im laufend» Jahre der ReickSbauSbalt eine günstige Gestalt zu erhalten scheint. Nach den kürzlich veröffentlichten Zablcn über den vorjährigen RcickShauSbalt Kat der letztere bekanntlich mit einem den EtatSanscklag überschreitenden Uebcrscbnß von 73,5 Millionen Ucbcrweisungcn an die Einzclstaaten und ciiicnc solchen von 2,3 Millionen der dem Reiche verbleibenden Einnabmc» abgeschlossen. Zu dem crstcrcn Ergcbniß batten namentlich die Zölle mit 79 Millionen und die Börscnsteuer mit nahezu 13,5 Millionen bcigctrage», während die Vcr- brauckSabgabe von Branntwein mit 19 Millionen hinter dem EtatSanschlag zurückgcdticben war. In dem lausenden Jahre wird wahrscheinlich insoscr» eine Aendcrung in den das Ergcbniß günstig beeinflussenden Factorcn ein- treten, alö die Börscnsteuer, wenn nicht ganz unvor hergesehene Ereignisse ciiitrcten sollte», den diesjährigen Etat bei weitem nicht in demselben Maße überschreiten wird. Sie hat im ersten O.uartal 4,6 Millionen gebracht und würde unter Zugrundelegung derselben Verhältnisse im ganzen Jahre einen Ertrag von >8,5 Millionen abwerscn. DaS würde, da sie mit >4,8 Millionen in den Etat eingestellt ist, einen Ucbcrschuß von noch nicht 4 Millionen ergeben. Auch ge winnt eS den Anschein, als ob in dem lausenden Jahre die Zölle, von denen bekanntlich die feste Summe von 13>» Mill. dem Reiche verbleibt, nickt soviel mebr cinbringcn würden, als im Vorjahre, wenngleich immer noch bedeutend mehr als im Etat vorgcscben ist. Die Jstcinnabmc an Zöllen betrug für das erste Quartal I890/9I 8» Millionen. Für das ganz: Jahr sind im Etat 285,5 Millionen vorgesehen. Bei gleicher Einnahme würde man demnach aus einen llebcrschuß von nabe,« 35 Millionen rechne» könne». Ob diese Voraussetzung jedoch zutreffend ist, wird sich erst zeigen muffen. Tic Tabaksteuer dürfte sich auf der EtatSböhe halten. Dagegen wird wahr schcinlich der Ausfall bei der VcrbrauchSabgabc von Brannt wein in diesem Jabre nicht so groß sein, wie im vorigen, wenngleich cr immerhin »och nach den vorliegenden Zahlen auf 7 bis 8 Millionen geschätzt werden muß. Ganz so günstig wie im Vorjahre dürste sich demnach der Ucbcrschuß der Ucberweisungcn an die Einzelstaatcn diesmal nickt gestalten, wenngleich cr immer noch ein ziemlich ansehnlicher bleiben dürfte. Von den dem Reiche verbleibenden Einiiabmcn batten im Vorjahre die Zuckcrmaterialstcucr, die Salzstcucr und Brausteucr einen günstigen, die VcrbrauchSabgabc von Zucker und die Maischbottich und die Branntweinmatcrialsteucr einen ungünstige» Abschluß gesunden. Diesmal dürste» die letzteren beiden Steuer» wohl einen Ucbcrschuß über de» Etat- ansatz ergeben, während von de» anderen kann, zu befürchten ist, daß eine derselben wesentlich hinter dem Ansatz zurück bleiben wird. Rechnet man hinzu, daß die Weckselstempcl- stcucr wiederum nahezu eine Million mebr einbringen dürfte und die Erträge aus der Post- und Telegraphen, sowie Eiscnbabiiciivcrwaltung auch in diesem Jahre ganz beträcht liche Mehreinnahmen in Aussicht stellen, so kann man auch schon jetzt, obwohl erst baS erste Quartal des EtatSjabrcS verflossen ist, zu dem Schluffe kommen, daß die Rcichsein- nahmen im lausenden Jahre sich günstig gestalte» werden, daß indessen diesmal die den Einzelstaatcn zusließcnden Ein nahmen nicht ganz so große Ueberschüffe aufweisen Werden, wie im Vorjahre, während, wenn nicht die Mehrausgaben eine gar zu beträchtliche Höbe erreichen, der dem Reiche ver bleibende Ueberschuß sich vielleicht noch etwas größer als im Vorjahre gestalten könnte. * In fünf RcichStagSwahlkreisen stehen Neu-, resp. Ersatzwahlen bevor. In Schrimni Schroda hat der Pole .Herr v. Gracve sein Mandat nicdergelegt; Kaiserslautern ist durch die Ernennung Migucl'S zum Finanzniinistcr erledigt; in Uelzen Lüchow starb der Welfe Gras BernStorff, in Eolmar der Elsässer Charles Grad und in Böckum endlich scheint der Freiherr von Schorlemer-Alst sein Mandat niederlegcn zu wolle» Tie nationalliberalc Partei ist besonders in Kaisers lautern und Bochum interessirt; in Kaiserslautern ist der Gutsbesitzer Brunk ausgestellt worden, in Bochum müssen sich die Verbältiiisse »och klären. Früher war Bochum in national- liberalem Besitz. * JnFolge Allerhöchster Cabinets-Ordre vom 2l. November 1889 wird die 4. EScadron dcS I. Badischen Leib-Dra- goncr-RegimentS Nr. 2» zum 1. Oktober 1890 von Durlach nach Karlsruhe verlegt. * Wir tbeiltc» gestern mit, daß denjenigen schlesischen Kriegervcreinen, welche nicht zum allgemeinen deutschen Kriegerverbandc gehören, nicht gestattet werden soll, an den Kaiscrparaden theilzunchme» Die Meldung ist früher be stritten worden, weil einen, Verein, der wegen Maßregelung seines Vorsitzenden durch den Bundesvorstand aus dem Verein auSgcschicdcn war. trotzdem vom Oberbofmarschallamte mit- getbcilt sein sollte, daß seiner Bcthciliaung an der Kaiser- varade nichts im Wege stände, gleichwohl hat nun der Vor stand dcS Provinzial Krieger-VerbaiideS für Schlesien den Vorständen der KreiS-Kricacr-Berbände und Bezirke mit- getkeilt, daß an den bevorstehenden Kaiscrparaden bei Breslau und Lirgnitz nur solche Militairvcrcine tkeilnchmcn dürfen, welche dem Deutschen Kriegerbunde ooer einer seiner Unter- abthrilunaen angeboren. Aus diesem Grunde mußten bereit« mehrere Vereine, die sich gemeldet batten, von der Theilnabme ausgeschlossen werden. Besonder« werden dadurch die Special- vereine von früheren Angehörige» einzelner Regimenter be troffen, welche meist keinem größeren Verbände aiigehören. Diese Maßregel dürste vielfach Verstimmung erregen. * Nach einer Petersburger Meldung der „Politischen Eorrespondenz" wird der Großherzog Ludwig von Hessen infolge einer Einladung de« Zaren den bevor stehenden russischen HccreSmanöoern bei Narwa beiwohnen. Der Großherzog, dessen Ankunft in Petersburg für den 7. August erwartet wird, dürfte einen Monat lang in Ruß land verweilen. * Nachdem der Kanzler zu Kamerun Graf M. Pfeil eine Zeit lang den Gouverneur daselbst vertreten bat, ist dem gegenwärtigen commiffarischen Rcichscommiffar von Togo, Consnl v. Puttkamcr, die Vertretung dcS Gouverneurs von Kamerun übertragen Worten und der BezirkSamtmaiui Vr. KrabbeS zu Victoria an der AmbaSbai im Kamerun gebiet zum stellvertretenden ReichScommiffar in Togo ernannt worden. Der im Auswärtige» Amte seit einiger Zeit be schäsligte Regierung« Assessor Leist ist dem Gouvernement in Kamerun attachirt worden. * Zur Judensrage bcz. der geplanten Ausweisung der Juden auS Rußland liege» beute verschiedene Mittbciliingeii vor: Im englischen Obcrhause fragte Lord Meatb die Negierung, ob cS wahr sei, daß i» Rußland ei» Eticl cr lasten wurde, welche« dcu Juden verbiete, Land z» besitze» oder zu bewirtbschastcn, und ferner, wenn es so wäre, ob die Regierung Schritte ergreifen würde, »m eine Massen - ciiiwandcrung verarmter russischer Juden in Eng land zu Verbinder». Lord Salisbury antwortete, die Regierung besitze keine Nachricht, welche die crwäbiite Angabe bestätigen könnte, und cr babc keinen Grund für die An »abmc, daß jüdische Auswanderer nach England kommen würden. Die von Lord Mcark angeregte wirtbschastliche Frage könne cr nickt erörtern, so lange kein Grund dafür vorhanden sei. Die „Dailn News" pro lest irten entschieden gegen etwaige gesetzliche Maßregeln zum Zweck der Ausschließung armer Juden au« England. „Ein Gesetz gegen die Zulassung von Juden in England würde zum Mindesten den General Jguaticw und seine Maigesetze tbeilwcise rechtfertigen." I» der Sitzung de« amerikani i ck c u Repräse >, ta »le» bause S stellte Baker, Mitglied für New Lfork, de» Antrag, der Eongreß der Vereinigten Staaten wolle erklären, er protestirt im Name» der Menschlichkeit gegen die Inkraftsetzung der Erlasse von 1882 gegen die Juden in Rußland, und cr ersucht de» Präsidenten, an die russische Regierung eine Botschaft zu richte» dcS Inhalt«, die Vereinigte» Staaten legten ibrcn achlnngSvollc», aber crnslcn Protest gegen die geplante Maßregel ein. — Herr Baker hat gut protcstircii. Die Ameritaner naben ibre Paupcrbill, »ach welcher sic Unbemittelten den Eingang in die Republik über Haupt verschließen, gleichviel ob diese Christen oder Jude» sind. Sie werden also die russischen Juden nickt aiifiicbme». ES bleibt daher nur Oesterreich und Deutschland übrig, (lsanz abgesehen von den nationalen Interessen sind diese Länder nickt im Stande drei Millionen arme Leute, die nichts gelernt haben und nichts können und die sich niemals dein Volke assimilirc», anszunchmcii. Waö daher aus den russischen Juden werden soll, das weiß nur der Zar. * Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht folgendes an den Ministerpräsidenten Grafen Taasse gerichtete Hand schreiben de« Kaiser«: „Lieber Gras Taasse! Mit tiefbewegtem Herzen habe Ich bei dem freudigen Alllasse der Vermählung Meiner geliebten Tochter Erzherzogin Marie Valerie i» de» Glückwünsche» und Huldigungen aus allen Theile» der Monarchie die erhebendste» Beweise jener lieoevollen Theilnahme erhallen, mit welcher Meine getreue» Völker seit jeher die Geschicke Meines Hause» begleiten. Indem Ich sür diese, in den mannigsailigsteii Forme» erfolgte» Kund gebungen uinvandclbarer Treue und Anhänglichkeil alle» daran betheiligten Körperschaften und einzelnen Persöulichkeite» Meine», der Kaiserin und Unserer geliebten Kinder innigsten Dank ausspreche, gereicht es Mir zur besonderen Befriedigung, auch dies mal wie schon bei frühere» Anläßen eine Reihe Stillungen und Widmungen aller Art an dem Freudenfeste Meine» Hause» geknüpft zu sehe» und dem Verinählnngstage Meiner Tochter dnrch Werke der Wohtthätigkeit und Näckmenliebe, welche hinfort Ihren Name» tragen solle», für alle steile» ein gesegnetes Aiibenkeii gesichert zu wissen. Ich beauftrage Sie, diesen Unseren Dank zur allgemeinen Kenntnis! zu bringen." Das „Pcstcr Amtsblatt" veröffentlicht ein gleiches kaiser licheS Dankschreiben an den ungarischen Premierminister Szapary. * Ein altczechischcS Provinzblatt meldet, daß die beiden Führer de« historischen Adels, Prinz Karl von Schwarzen berg und Richard Graf Clam aus dem politische» Leben scheiden wollen. Der „Hlas Naroda" befürchtet hiervon eine verhängnißvolle Constellation im czechischcn Parlcilebc». * Der „Figaro" bringt die Nachricht, daß in Paris eine neue nihilistische Verschwörung entdeckt worden sei und zwei in sie verwickelte sranzösischc Stabsossieicrc Selbstmord begangen bättcn. Bestätigung dieser Nacknickt wird abzuwartcn sein Auch die im Monat Mai t. I. >» Paris verhafteten russischen Nihilisten wurden zuerst wegen Verschwörung verfolgt, aber die Anklage ließ sich nicht aus- recht erhalten und man begnügte sich deshalb, sieben der An geklagten wegen Herstellung und Besitze« von Sprengstoffen und Bomben zu drei- bis fünfjähriger Hast zu verurtheilcn. * Der Pariser „GauloiS" weiß folgende Geschichte zu erzählen: Der HandelSmin ister Julius Roche kam vor einige» Tage» in dem vssiciclltn Wagen des Ministeriums, Kutscher und Bedienler mit der dreifarbigen Cocarde, am Thore des Schloßlhurnies von Blncennes an. Der wachthabende Unlerossicier, weichem der Lakai zugeriisen hatte: „Wagen des Ministers!" wußte nicht, mit welchen Ehren er den Minister zu cmpsange» habe: allein dieser ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken, sonder» ging aus ihn zu und fragte ihn: ,Hst kein Osseter hier?" - „Nein, mein Herr." - „Wie kommt es, daß kein Officier ii» Fort ist?" — „Es glebt keine» Osffcier, der im Fort unausgesetzt Dienst hat und dem Fort be sonders zugetheilt ist. Zwei Lssictere sind hier abwechselnd mit de», Platzdienst betraut. Heute, Sonntag, haben sie Urlaub." — „Was ist denn das eigentlich: Platzdienst? -?" .... „Welcher Osffcier hat Dienst?" — „Ich glaube, der Lieutenant Remspachcr."— „Thetlen Sie ihm meine Anwesenheit mit." — Ei» Soldat wird nach dem Lieutenant Remipacher ausgesandt, der zehn Minuten später athemlos angelauken kommt. - „Wo waren Sie ?" sragt der Minister. ,Zu Haus». Mit welchem Rechte nehmen Sie mich ins Verhör. Wer sind Sie?" — „Ich bin der Handelsminister. Wie kommt es, daß Sie nicht aus Ihrem Posten waren?" Der Officier, der sich seine- Rechtes wohl bewußt ist, bemerkt dem Mtntster höflich, aber sehr entschieden, daß er nur von seinem Vor gesetzten Befehle zu erhalten Hobe. Andererseits wäre der Minister inkognito gekommen, und da lauteten die Vorschriften, daß dem Mit glied« der Regierung nicht nur keine mititairischen Ehren zu erweisen wären, sondern daß ihm sogar der Besuch des Forts unieriagt sei. Ta Herr Roche nur deshalb »ach Vinceniies gekommen war, so drohte er dem Osffcier, er werde sich beim Krieg-minister beschweren, und der Lieutenant kleß sich endlich bcrbei, dein Handelsminlstrr einen Unter- osffcier als Führer mitzugeben. Herr Roche wollte, daß der Lleute- nant selbst ihn begleite; allein dieser wollte in seinen Zuaesländniffen nicht Wetter gehe» mid ließ den Minister stehen. T«r Lsficitr wurde von allen seinen Vorgesetzte» für strafwürdig erachtet und auch General Barbe, Ptatzcommandant von Vincennes, ihellte diese Ansicht, indem er dem Lieutenant Remipacher einen viertägigen Arrest diclirie, weil er den General nickt davon verständigt Hane, daß der V'andelsminister im Fori wäre. Eine» vniciöse» Note der Pariser Blätter zufolge hat der Festiliigsevmmailtant General Barbe den Lieutenant Rem- spacker, der cS »»lerlatfe» balle, ibn, wie cs seine Pflicht war, von der Anwesenden de« Ministers zu verständigen, aus eigenem Antriebe bestraft. Der Handelsminister, den General Barbe Tags darauf um Entschuldigung für de» unliebsamen Vorfall bat, drang sogar in de» Feflniigsconimandanien von Viiiccnnc«, daß cr keinen Bericht an den Kricgüminstcr senden möge. * Fürst Ferdinand von Bulgarien sollte, nach Wiener Meldungen, am Sonntag früh a»S Schtatming zu kurzem Aufenthalte in Wien ci»I>cffc». Dann sollte cr sich zn seinem Bruder Philipp nack Ungar» begeben und fpätestciiS am 12. August nach Sofia znrückkebren. * Die „TimeS" crbält von ibrcm 'Wiener Corrcspon- dentcn eine Nackrickl, die nur mit allem Vorbehalt aus genommen werke» kann. Danach soll während der letzten Tage zwischen Berlin und Wien ei» lebhafter Depeschen- wcchsel wegen Bulgarien« gepflogen worden sem „Mulb- maßlich" würde versucht werke», eine für Rußland und Oesterreich gleich befriedigende Veistäiidigung bcrbeizusübren. Der Zar soll anfängliche Einwendungen gegen eine etwaige Wabt de« Prinzen Waldemar von Dänemark zum Bulgaricnsürstcn zurückgezogen baben. * Wie die „Agcnee re Coiistaniincple" meldet, beißt cS in dem gestern von der Pforte an ibre ausländischen Vertreter gesandten Schreiben: Am letzten Sonntag wäbreiid dcS Gottesdienste« i» der arincnischeu Kirche i» Kui» Kap» babe ei» Individuum einen Slnbl bestiegen, eine von Grob beilen und 'Albernheiten strotzende Rede begonnen und zwei Revolverschüsse aus den Priester, der gegen diese« Verhallen ciilgcschritte» sei, abgegeben 'Andere Individuell bättcn Messer gezogen, die bcrbcicilenken Soldaten, Gendarmen und Pol zei agenten mit Steinen geworsen und von Waffen Gebrauch gemacht Einige Soldaten seien sckwcr verwundet und zwei Armenier durch Gewehrschüsse gelobtet worden. Gleichzeitig sei gegen einen Wachtposten an der Hauptwachc des Bosporus ei» Schuß abgcfcucrt worden. Dock babe der Zwischenfall leinen größeren Umfang angenommen. Die Rädelsführer seien verhaftet und da« im Scraskierat eingesetzte Gericht sei mit der Untersuchung der Angelegenheit betraut. — Die Berat« für die bulgarischen Bischöfe sollen morgen ausgcfertigt werden " Ein belle« Schlaglicht aus die Gestaltung und Macht dcS Räubert bum« in K lei nasie» wirst die Schilderung, welche der Ingenieur trr analolcschen Eisenbahn, von Gerson, in einem Briefe an« Kleinasieu über die Vorgänge bei seiner Gefangennahme giebl. Den Brief druckt da« „Bndap. Tagebl." ab. Danach sind die Räuber gut organisirl und besser bewaffnet al« die Soldaten des Sultan«. Sic unter halten einen ausgezeichneten Knndschasierdiensi und haben cS besonder« ans die bei den Babnbaulc» angesleiNcn Ingenieure abgcscbc», die sie genau nn 'Auge bcbalie» nur übe» deren Lebensgewobnbeiien sie sich gut unterrichtet zeigen. 'Ans die Vorstellungen Gcrson's, daß die Babngc'sellschasl da« ver langte Lösegcld von >.'>»»« Pfund nickt zablcn werde, sagten die Räuber mit voller Zuversicht: „Dann wird der Sultan zablcn." Da« Löscgeld wurde, wie berichtet in, erlegt und Gerso» darauf sofort sreigelaisen Schleck'l ist derselbe wabrend seiner Gcsangeiischast von den Räubern nicht behandelt worden. * Die Lage in Buenos 'Anre« verwickelt sich von 'Neuem Die Bewegung gegen Eelman ist mi 'Wachsen: zahl reiche bisherige Rcgieinngsanbängcr schließen sich der Be wegung a» Die Haiitelsstockulig dauert an. Cclman hat ci» Manifest erlasse», in welchem cr hauptsächlich seine eigenen Verdienste preist und ans diejenige», welche ihn während der Krisi« unterstützlen, den Segen Gotte« berabfleht. Der Präsident schreibt die letzte» UmwälzuiigS- versiiche der Partei-Ehrsucht der Stadlpoliiiker von Bucno«- Ayrcö zu, welche die ganze Nepnblik beherrschen wollten. Da« Manifest macht einen humoristischcn Eindruck. Socialdtiiuiknitisllits. * Al« Verfasser dcS in der „Sächsischen Arbeiterzeitung" gegen die socialdcmokratische Parteileitung er schienenen Artikel« wird Iw. Vruno 'Wille genannt. Iw. Wille ist seit kurzem Sprecher der Berliner freireligiösen Gemeinde und bat bisher lauin als Anhänger der radiealen Strömung i» der Sociatremokratie gegolten. Indes; bandelt c« sich bei seinem Proteste wvbl auch nickt um eine Stellungnahme gegen den gemäßigte» Inhalt der bekannten Fractionskunt gcibiingcii, sondern »i» eine Einrede gegen die autoritative lind fast antolratischc Form, i» welcher der Abgcertnetc Bebel seinen Staiitpniirt bezw. denjenigen der Fraclions- mckrhcit in der Partei z» dem allein geltende» zu erbeben versuchte. Die Magdeburger „Volk«st>mme" bat sich ja eben falls gegen die Fraction erklärt, weil diese terroristisch und nndeiiiokralisch vcrfabrc: die Magdeburger Soeialdcmolraten gelte» als relativ gemäßigt. Dem Vernebinen »ach stehen noch weitere persönliche 'AiiSciilaiidcrsctznngcii bezw. von der Partei zu bchankclnde 'Angriffe gegen Bebel bevor, welchem ein scbr cigentbümlichc« Verhallen gegen mehrere Parlei- gciioffcn vorgewors'cn wird. * UebrigeiiS nimmt dem „Berliner VolkSblalt" der Ver leger der „Sächsische» Arbeiterzeitung" Herma»» S>hö»- se!d das 'Wort und plaudert da reckst hübsche Geheimnisse auS der socialkciiiokraliick'»» Partei an«. 'Wen» bisher die Lcnte, denen die bcnlige Socialdcmokratic neck' der Ausdruck idealer Bestrebungen war, glaubten, daß in diesem Partci- verbandc die Uneigennützigkeil mir die Liebe zu re» Gcnoffen unter de» Führern erster unk zweiter Ordnung irgend eine Rolle spiele, so haben sic sich gründlich geirrt Alles waS al« ii» Interesse der Partei liegend von Führern »nter Brand schatzung der großen Masse» in« Leben acrnsen wurtc^ ist Privat»,,tcrnkkmcii: Herr Sck'önselk. der Verleger der „Säch sischen Arbeiterzeitung", versickert da«, und irgend ein Ein wand wird hiergegen nickt erbeben Her» Schönscld sagt: Sämm tlicke zur Zeit bestehende und der seeialdcniokratischcii Partei dienende Blätter sind P r i v a t n n t e r n c b in e » und sein »Freund Liebknecht werde wvbl zngcbcil müssen, daß die derzeitigen Besitzer der „Sächsischen Arbeiterzeitung" schlechte Spcculautc» seien, weil sic sonst wohl weniger scharf
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