Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008176
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-17
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1890
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Erscheint täglich Mh 6'/, Uhr. Ueö«rU«n und Lr»rdMo» IohauneSgasi« 8. LPrechA»«dr» irr Kriarlliu: BormtttngS 10—12 Uhr. ki»th«itt«gB ö—6 Uhr. M » —V»» de» f»r »tt »Lchftf«l»e«tz« «»»»er Keftu»«tr» Hnler»«« «» S,chr»t»«r« Ais t Uhr N«chWM«,». «<»»«- »»h-eft1»«r«frßtzht»'/,» Uhr. z» ir« /llielru für Ins.-^noahmr: ttt« Rle«« » S»rtt». (Ulsrrk UnweffnäGpras^ 1, Ksthaffaeastr. 14 pari. nnd'-Satg«pl«tz 7, »«r bi« '/,» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich <>', Mk inel. Brinqerlohn 5 Mk. durch bt« bezogen 6 Mk Jede einzelne Nummer M velegeremplor 10 Pi. Gebühren für Extradetl «ge» (In Tageblatt-Format aefalzt) ahne Posldesörderung 60 Akt. mit Postbesörderuog 70 Ml Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Grtßere Schriften I»ut »ns. Prffsverzeichniß. Tabellarischer«, Ziffern ja- nach HSHern, Tarif. Nttllnvru unter dem RedacttouSstrich bt« «aefhatt. Zelle SO Pf, vor denFamIiteuuachrlcht«» dt» Sgespalteoe Zeile 40 Pf. Inserate sind sie« an die Erpedttta» zn senden. — Rabatt wird nicht gegrbru.' Zahlung praevumerancko oder durch Post nachnahme. AS. Sonntag den 17. August 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Ktiaigllche Kaastakadmle »ad Kanftgewerdeschule ia Feipsig. «e,tnu »er Ttudten t« Wintersemester 18SE »1 ,« 2. Oetsder 18S». Tie »,,ftaea»«»te u»K KunftsseMerdeschule vermittelt »i« «u»bil»un, threr Schüler für da« »«sa«»t,ebiet »r, »eichneatzeu (,r«ptzischen) «Lnste, f,»te für sSmmtltche Kücher »r« Kunstgewerde». Verretchvitz »er L«rtr-,e «n» llet«»,en: 4. K«chfch»le für «rchttcttavtsche Kunstgrmrrde. Architektonische Formenlehre, darstellend« Geometrie und Gesifi- Ithre: Srchttekt 8»a«t> Musterzeichae», Ornameatrnlehr«, Ent. »erse» »nd Ausführung selbstständig« kuastgewerbicher Arbeiten: Architekt Schuster. Perspective »nd Schattenconstruction: Architekt Steh»«,er. ». Fachschule s»r ««»Hauerei. Orvaauaimodalliren, figürlich«« Mvdelltren »ach dem Leben »nd aiseltreu »o» Gnßarbeiteu, v«rbunden mU Aniführnng selbstständig er Kecke plastisch« Kunst und de« Kunstgewerbe-: Prof, zur Sttatzru, Bildhauer. O. Fachschule für Zeichnen an» Male«. Zeichne» nach graphischen Vorlagen: Kupserflecber Prof. Setsert and Pros. Wahu. Zeichnen nach »HP«, anatomischen Präparaten, Natnrabgüsseu und Antiken: Seschichtsmal« Wehle und Wtnter- stffa. Buchornamenttt, Entwerfe« selbstständig« Ornament« für lünftlertsch« Bnchaaestattung, für Diplome, Placatr »c.: Mal« A»«el»UUge« sind in d« Zeit vom 1b. bi« 20. September L. Nage, Rachmtttaa« von 4—b Uhr zu bewirke». Pech^. bulvvck r«v- Honrggrr. Aquarellmalerei: Prof. Werner. DecorationSmaleret, Thromalologle und landschaftliche- Staffaarzeichnen: Maler Vourset. Porzella». und Glasmalerei: Pros. Haselverger. Kupier- »nd Stahl- sicheret (Radirens: Pros. Seifert. Xylographie: Verlhotd. Luho: graphie: Scheiter. Zeichnen und Malen nach dem lebenden Mo dell und nach der Natur, ComposittonSübungen für Buchillustra- tion und Ausführung st'.bslstäiiLiger Illustrationen unter Anwendung d« für die mechanischen Reproductiontmethoden erforderlichen Technik: Dtrrtt«r. Etillehr», Kunstgeschichte und Geschichte der Kunstindustrie: Pros, vr. A. Springer. Archäologie: Pros. Or. Overbeck. Anawmie de- Menschen: Pros. vr. Altmann. Thierkunde: Pros. vr. Zürn. Anmerkung. Zn den Vorträgen der Herren Prof. vr. Springer und Prof. vr. Overbeck werden aus vorheriger Ansuchen beim unter- zeichneten Direktor der Anstalt, soweit der Platz reicht, auch HoSpt- tanten unenlgeltlich zugelassen. t» der Expedittou d« Akademie, westlich« Flügel d« Pleißenburg, Der Direktor: vr I»l«p«r. Lekrmrtmachun-. Moutust, st»a LS. d. Vr. soll «it de« Abbruch« der Brücken in der Brau-, Lützo»- und Mahl«»»»-»«-« dezonven »erden. Ja Folge d«A» »erde» di« bezeichnrten Straßen vom gedachten Zeitpnnrte ab ftir »«» gef«««te» Vu-ruerk-h« ches»rrrt. Hierbei verweisen wir auf unsere Bekanntmachung vom LS. Juli d. I., in wrlcher wegrn de« von Sonnabend, den 18. d. M., Abend«, bi« Sonntag, den 14. September d. I.» früh, andauernden Abschlag« de« Pleißenmühlgraben« die Adjacentr» aafgefordett werden, innerhalb der obenangegebrnen Zeit etwa sich nüthig machend« Au-befferungSarbritcn und Ufnbautra, soweit fi« Wt deren Herstellung verpflicht« stad, ««führe» zu lagen. Lerpzig, de» 1». Angnft t»»0. De, »er Studt Leipzig. L 5419. vr. Trüvdli». Größel. Lekanntmachung. Degen der wrouta-, de» IS. »tt. Mouut«, bramnenden Asphalt,rung der »wischen Ahr- uad Nordstraße g-Irgeven Strecke de» Löhrplatze« wird dir lrhtere vom «jtlchnetrn Tage ab für »e« sesunaueten Fährverkehr ^ ^ipzig, den 15. August 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 5S2Ü. vr. Tröadlia. Heunig. Lekanntmachnng. Zu dem Neubau einer dritten Schul« ia Lripzig-Gohli« füllen die Schmiedearbeiten, sowie die Guß« and Walzeisen-Ltefernnge» vergeben werden. Die Anaebot-formularr und Bedingungen können bei dem Herrn Architekten Hanneman« bier, An der alten Elster Nr. 10, II., gegen Erlegung der Gebühren von SO ent nommen werde», die Angebote aber sind bi« »um SA. Äugnft ZSttN, Machmittag» S Uhr, versiegelt und mit der Aufschrift: .Eisenarbeiten IÜ. Schule Lcipng-Gohli«* auf unserem Bauamte, Hochbauvrrwaltung, Raldbau« 2. Etage, Zimmer Nr. 5 abzugrben. Wir behalten un« die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung aller Angebote vor. Leipzig, den 12. August 1890. Der Siatd der Stadt Leipzig. i n. Loh Id. No. 4574. vr. Tröndli, öohse. Gesucht wird der am 27. Mai 18Sl zu Ehrang geborene Schlosser Jodann Werner, wrlcher zur Fürsorge für seine der öffentlichen Unterstützung anhrimgefallene Familie anzuhalten ist. Leipzig, am ll. August l8S0. Der Skath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) X. U. III. 1005a. Hentschel. Wendt. Lekanntmachung. Vstrgermeifter-Ltelle. Die ln Folg« Erkrankung de« bisherigen Inhaber« fr« gewordene hiesige Bürgermeister-Stelle >oll baldigst, wenn tyunlich zum I. Oktober d. I. durch Wahl aus zunächst k» Jahre neu besetzt werden. Mit derielbrn ist eine jährlich« Besoldung von 5000 ^l ohne Pension« bernbtignng verbunden Umzugskosten und Reisekosten für persönlich« Vorstellung werden nicht vergüt«. Im Lommunoldlenst erfahren« Bewerber wollen Zeuanlsse und Lebenslauf dem Unterzeichneten binnen 3 Wochen einsendc». Be werber, welche da« zn»«,te Slaats^Assessor-Mramen bestanden haben, erhalten »nt« Umständen den Vorzug. Apolda, den 8. August 1890. Der Vüraer«etftrr-Stel»«rtreter: Assessor vr. v. d. Osten. Zur internationalen Lage. Größere Anstrengungen sind nie zuvor gemacht worden, um ein« gespannte Lage in eine friedliche zu verwandeln, al» an« dem Wege zn räumen. Al« feste Grundlage für diese Bestrebungen dient der Dreibund, welcher seit seineni Be stehen fortgesetzt an Festigkeit zugenommen hat trotz aller Versuche, ihn zn sprengen oder zu lockern. Glücklicherweise stehen sowohl in Wien und Pest al- in Rom Männer an der Spitze, an deren BundeStrrue nickt zu zweifeln ist. Kaiser Franz 3osef uad König Humbcrt, wie Gras Kalnokh und Eri«pi stehen fest auf dem Boden des FriedenSbundeS, unbekümmert um irredrntislische und franiosensreundliche Umtriebe, und sie haben auch volles Berständnitz für den Werth guter Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland. Die Aufrechthaliung dieser Beziehungen ist in Berlin stets mit voller Offenheit als ein wich tiger Factor der auswärtigen Politik bezeichnet worden, und diese Politik ist hauptsächlich in der unbedingten Zurückhaltung Deutsch lands bezüglich der orientalischen Frage hervorgetreten. Ruß land hat in dieser Beziehung durchaus freie Hand, die Grenze ist lediglich durch da» drutich-Lsterrrichischr Bündniß gezogen, welches Deutschland zur Abwehr eines Angriff« Rußlands argen Oesterreich-Ungarn verpflichtet. Gin solcher Angriff lag wiederholt nicht außerhalb der Möglichkeit, zeitweise war er sogar wahrscheinlich, aber die Zeiten haben sich geändert. Rußland läßt vfsiciell den Balkanstaaten ihre EnlwickcluugS' freiheit und enthält sich aller direkten Eingriffe. Mehr ist nach Lage der Verhältnisse von Rußland nicht zu erreichen, und mehr verlangt Ocsterreich-Ungarn auch nicht im Ein- verständniß mit Italien. Diesen Uinständcn erscheint die vorliegende Kundgebung de» officiöscn Wiener „FrcmdenblatteS", de» Organs de« Aus wärtigen Amtes, von großer politischer Bedeutung, weil sic den Beweis liefert, daß die Negierung von Oesterrcich-Ungarn über die politische» Ziele der Begegnung der Kaiser Wilbclm und Alexander genau unterrichtet ist. Da- .Fremdcnblatt" erklärt, daß die persönliche Begegnung der beide» Herrscher nicht ohne Einfluß aus die friedliche Ausgestaltung der europäische» Bcrhaltniffc bleiben werde. Kaiser Mlhelm werde, waS au» den jüngsten bedeutsamen Kundgebungen teS Zaren für den Frieden hervorgcbe, mit der Uebertengniiz kcimkehren, daß auch in den maßgebenden Kreisen Rußlands Niemand an ein gcwalisamcS Eingreifen in den Gang der Weltgeschichte denke. Noch wichtiger als diese Erklärung erscheint aber der Schluß de« Artikels, welcher die Zusammen kunst deS deutschen und österreichischen Kaisers in Schlesien als die selbstverständliche Ergänznng der Kaiserbcgcgnung in Rußland betrachtet und die Ilcberzenaung auSspricht, "daß bei der zweite» Kaiscrbegegnung Re Reflexe der crstc» sich geltend machen würden. Es fehlt in diesem Artikel an jeder Andeutung über den Inhalt der bevorstehenden Abmachungen in dem nordischen Reiche, eü wird darin nur auf die jüngst bezeugte Friedens liebe deS Zaren Bezug genommen. Natürlich ist da» Schreiben de» Zaren an den Krieg-minister v. WannowSki bei Gelege» heit von dessen OfsicierS-Jubiläum gemeint, dessen wir vor Kurzem a» dieser Stelle im Sinne des Wiener „FremdenblattcS'' mit einigen Einschränkungen gedachten. Man könnte auch noch den Artikel de- „Journal de St. P^terSbourg" in die Kategorie der FriedenSknndgcbnngen ausnehmen, welcher die Enthaltung Rußlands von jeglicher Einmischung in die bulgarische Frage betont. Auch nach dem Erscheinen des Artikel» de» Wiener „FrcmdenblatteS" bleibt die Wahrscheinlichkeit bestehen, daß Rußland seine Stellung Frankreich gegenüber klarstcllcn wird, sie erhält dadurch sogar noch eine Unterstützung. Wenn Rußland jeden gewaltsamen Eingriff in den Gang der Weltgeschichte zurückweist, so muß seine Friedensliebe auch dann aufrecht erhalten bjeiben, wenn der Friede von anderer Seite gestört werden sollte, und diese Seite könnte nur Frankreich sein. Sobald Rußland die formelle Verpflichtung übernimmt, den Frieden unter keinen Umständen zu stören, so ist damit die Jsolirung Frankreich- vollendet, während Deutschland in einem Kriege mit Frankreich aus BunkeSgcnoffen zn rechnen bat. Ter Bündnißvertrag zwischen Deutschland und Italien ist zwar nicht veröffentlicht worden, aber er kann kaum einen anderen Inhalt haben, als daß beide Tbrile zur gegenseitigen Unterstützung im Falle eine-französischen Angriffs verpflichtet werden. Die Sache de» Frieden» hat in den letzten Jahren ein« werthvolle Kräftigung durch das feste Eintreten England- für dieselbe erfahren Nie zuvor »st die Interessengemeinschaft England» und Deutschland« so klar und deutlich hervor getreten, als nach dem Abschluß de» deutsch-englischen Ber trage« über die Abgreniung der beiderseitigen Interessen spharen in Afrika. England ist in hohem Grade erfreut darüber, daß ikm Dcntschland für die Befriedigung der eng lisch«» Wünsch« in Afrika leine Hindernisse bereitet hat, und e« ist glücklich, diesen Zweck aus so leichte Weise erreicht zu haben. Dir englische Freundschaft ist für un« sehr werthvoll, aber ihr Werth darf auch nicht überschätzt werden, weil ebne bindende Verträge von Dorten zu Thate» immer noch rin weiter Weg bleibt, besonders in einem Lande, in welchem die jeweilige ParlamenlSmekrheit die Entscheidung in der Hand hat. Dem sei nun, wie ihm wolle, vorläufig sind un« die Engländer sehr freundschaftlich gesinnt, und e« ist nicht anzunehmen, daß e« seine Flotte beim Aufbruch eine« Krieges gegen die deutsche verwenden wird. Der „Standard" sagt treffend, daß ein Bündniß zwischen Rußland und Deutschland nur möglich sei zum Zwecke der Aufrrchterhaltung de» Frieden». Ein solche» Bündniß scheint gegenwärtig auf dem Puncte de- Abschlüsse» zu stehen, aber aus dem sonstigen Inhalte de» „Standard"- Artikel« geht hervor, daß die englische Regierung eine Annäherung Deutschlands an Rtißland nicht niit günstigen Augen betrachtet. In dieser Beziehung ist Ocstcrreich- Ungarn weit vorurtheilSsreier, eS weiß den Wertb eine« UcbereinkommenS zwischen Rußland und Deutschland für die Aufrechtballung de» Weltfrieden« sehr wobt zu würdigen und aiebt dieser Auffassung durch da« „Fremtenblatt" Ausdruck Die gegenwärtige Reise Kaiser Wilhelm'- nach Rußland würde die Bedeutung eine« weltgeschichtlichen Ereignisses erhalten, wenn sie bestimmte und bindende Abmachungen zwischen Rußland und Deutschland zur Folge hätte im Sinne der Äufrechthaltung deS europäischen Friedens. Ter Welt- fricde beruht aus zwei Verträgen, aus den, Berliner und aus den, Frankfurter Friede». Ter Berliner Friede ist ei» so umfangreiches Aktenstück, rS werden darin so viele Ber- bällnisse geregelt, daß die Abänderung dieser oder jener Bestimmung im Laufe der Zeit unvermeidlich erscheint. Die Durchlöcherung diese« Vertrages hat denn auch an verschiedenen Stellen stattgefunden und Rußland hat sich bei dieser Arbeit durch bie Aufbebung ber Freihafenstellung Batnm« betbciligt. Auch aus der Balkaahalbioscl bat eine Veränderung statt- gesunden durch dir Bereinigung Bulgarien- mit Ostrumelie», aber so weit sie in Kraft getreten ist, unter Zustimmung Rußland-. Derartige Veränderungen werden auch noch fernerhin eintreten, ohne daß dadurch eine Gefährdung de« Friedens bedingt wäre. Die Zeiten ändern sich und dadurch auch die Verhältnisse. Aber die Grundlagen de- Berliner Frieden» sind unversehrt. Der Frankfurter Friede regelt die Besitzverdaltnisse Deutschland« und Frankreich-, und ist deshalb Abänderungen nicht unterworfen. Auf dieser Grundlage muß der Friede auch ferner bewahrt werden, und wenn Rußland dazu die Hand bietet, dann ist der Friede mehr als halb gesichert. * Leipzig, 17. August. * Ihre königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Baben hat an das Eentral-EomitS der Vereine vom Rothen Kreuz in Berlin folgende» Schreiben gcrick'.et: Ich habe mit aufrichtiger Dheilnahme den Bericht entgegen- genommen, welchen da« Eentral-Eomit« der Deutschen Vereine vom Rochen Kreuz über die Ergebnisse de» Wettbewerb« um den Preis meiner in Gott ruhenden Mutter für die Einrichtung eine» Irans- portablen Lazarett»« veröffentlicht hat. E« Hot mich mit einer wel>- müthige» Freude erfüllt, in dem Besammtbllde dieser Leistungen den vollen Beweis erbracht zu sehen, daß die Anregung der hochscllaen Naijcrin aus einen guten Boden gefallen ist und segensreiche Be strebungen gezeitigt hat. Ich danke dem Central-Coinit« von Herzen für diese werthvolle Veröffentlichung ans einem Gebiete, dessen Erschließung die nie rastende Sorge meiner Mutter bi« tn die letzte» Monate ihre« Lebens gewidmet war, und wünsch», daß eS dem Rothen Kreuze vergönnt sein möge, auf Grund der erworbenen Ersahrungen im Sinne der Heimgegangenen stet» zu weiteren und bedeutungsvolleren Zielen voranzuschreiten. Maina», 1. August 1890. ge» Luis». Großherzogin von Baden, Prinzessin von Preußen. * Nach ber amtlichen statistischen Zusammenstellung de« Ergebnisse« der ReichstagSwable» im Jabre 1890 haben von lOl45 877 wahlberechtigten Wählern bei den ersten Wahlen 7 228 542, bei de» engere» und Nachwahlen 7 298 010 abgestimmt. Die meisten Stimmen falle» mit 1 427 298 auf die Socialdemokratcn und mit 1 342 t 13 auf daö Centrum. Ferner wurden 1 l77 807 nationallibcralc Stimmen »nd 1 159 915 freisinnige Stimmen abgegeben. Tie günstigste Wabl im ganzen Deutschen Reiche, bei» Stimmen verhältnis; naw, ist diejenige de« Abgeordneten Baron Hugo Zorn von Bulach im Wahlkreise Erstcin-Molsheim. Auf denselben sielen 75,8 Proecnt aller wahlberechtigten Ein wohner seine« Wahlkreise«, während ber Durchschnitt nur 44, t Proecnt beträgt. Nächst bem genannten Abgeordnete» stcbt l>r. Hösscl in Zabern, der 65,4 Proecnt aller Wahl berechtigte» Stimmen erhielt. * In Betreff der verwaltung-rechtlichen Stellung Helgolands tycilt die „Weserzcitung", entgegen antcre» Meldungen, mit, daß die Insel einen möglichst engen An schluß an Wilhelmshaven erhallen solle Wilhelmshaven liegt nicht weiter entfernt als die schleSwigscke Küste. Der friesische Stamm, der auch in Helgoland zu Hause ist, wohnt in Wilhelmshaven so gut wie in Eiderstedt. Be ziehungen sind beidrrwärtS nicht vorhanden. In Bezug auf Militair und Marine wird Helgoland aber sicherlich niit WilbclmShavcn vcrbnndc« werden. Wenn die Eivilverwaltung dem Kreise Eiderstedt übergeben würde, wären Militair und Eivilvcrwalluna unnölhig weit von einander getrennt, jede Verstänrigung litte an der großen Entfernung und a» den schlechten Verbindungen * Am 14. August waren fünfundzwanzig Jahre verflossen, seit daö Herzogtbum Lauenburg, in welchem da- ans gedehnte Bcsiythuni de» Fürsten BiSmarck, Herzogs von Lauem bürg, FricdrichSrub belegen ist, durch die Eonvciition von Gastrin in den Besitz Preußen» überging, welche« damals an Oesterreich eine Geldentschädigung von l 875 (»»«> Tlialcr» zahlte und am 15. September I8<>5 von dem Landche» Besitz ergriff. Am 15. Scpirmber 1865 ward von BiSmarck gleich zeitig in den Grafcnstand erhoben. * AuS dem NeichSlande schreibt man der ,Magde burgischen Zeitung": Schon seil Jahren befinden sich di« Finanzen unsere» Lande« in einem derart glänzenden Zustande, daß nicht nur ganz bedeutende Schuldenposten abgetragen, sondern auch viele Millionen für Mclio- ralionen verwandt werden tonnte». Wie der neueste FinanzauSwri» ergicbt, scheint die finanzielle Lage sich für die nächste» Jahre noch gtanzender gestalten zu sollen. In Hein am l. Avril d I. abge- tchtoffenen Finanzjahr 1889 90 Hot Elsoß-Lolhringcn allein vom Reich auS den Zöllen und ReichSstcuern 1l 853 392.-«, d. h 2 5M0I7 .^1 mehr al» im Jahre zuvor, Uberwiescn erhalten. Auch die sür elsaß- lothringische Rechnung vereinnahmten Erträgnisse au« den indireeten Steuern ergebt» ei» Mehr. Da gleichfallsVle Eunwhnien aus den direeten Steuern einschließlich der Forsten und namentlich die Wclnslcuer erhödte Ertragnisse i» Aussicht Nellen, so wird »ia» nicht iehlgehen, wenn man den für da« tausend« Finanzjahr tn Aussicht stehenden Uever- chuß ans mindesten« drei Millionen Mark schützt. Dir Einnahmen werden um so höher veranschlagt werden dürfe«, all endlich einmal eine recht gute Ernte erzielt worden ist, wa« zweifellos Handel und Wandel noch beleben wird. Besonder« hervorgehoben zu werden verdient noch, daß an der elsoh-loldringtichen Grenze tm verflossenen Finanziadre fast zwei Millionen Mark Mehreinnahmen au« den Zöllen «ingegangen sind, wobei Frankreich mit der größeren Hälfte belheiligt sein büffle. Der Paßzwang kann also unmöglich den Handel mit Frankreich in dem Maße gehemmt haben, wie vielfach behauptet worden ist. * Der deutsche Botschafter Prinz Reuß ist nach Wien zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte übernommen. * Petersburg, die baltische Bahn und Esthland sehen unter dem Zeichen der bevorstehenden Ankunft deS deutschen Kaiser« und der großen Manöver, welchen derselbe beiwobnen wird. Der „Vossischen Zeitung" wird aus Petersburg geschrieben: Ant der aemächticheii baltischen Bahn, wo sonst nur di« zwischen den Eoinmersrische» und Kraßnoje Sseio hin verkehrenden Züge dem Verkehr ein schnelleres Tempo geben, herrscht seit einigen Tagen ein überaus regeS Leben, welches da- bevorstehend« vielbesprochene Ereignis; antundigt. Wer, unbekannt mit den Vorgängen, den riesig gesteigerten Perlebr ans dieser Balm von Petersburg au« beobachtet, könnte glauben, der Hoi siedle in die Osts» »Provinzen, intbesondere nach Eiibtand, über. Lange Waarenznge entführen von hier unzählig« Nisten, itanen, Körbe und goldbetreßte Bediente, welche der Bagage tolgen, machen zweifellos, daß der Absender der verschiedenartigsten AnS- tcllungSgegensiände, Weinklste» u. s. w., das Hofressort ist. In langen Zügen sehen wir prächtige Pferde und Hofkutschen zum baltischen Babnhose »leben; ihre Zahl festzustellen, war der großen Menge wegen unmöglich, und e- mag die Meldung wohl richtig sein, daß die Zahl der nach Narva beförderten Rosse de- kaiser- tichen MarstallS fast tausend betrage. Wo da» Alle« tn dem kleinen, kaum 9000 Einwohner zählenden Narva untergebracht werden wird, wo e« sogar an Wohnungen für da« kaiserliche Gefolge mangelt: Bädeker nennt nur einen Gasthvf tn Narva, und wir glauben auch nicht, daß er die Existenz anderer verschweigt. Dem Staal-seeretair Polowzow wird nun Gelegenheit geböte», seine» vom Baron Stieglitz geerbten Reichlbum zu zeigen. Zur Ausnahme der leiden Kaiser ist eine« seiner Häuser ia Narva mit ungeheurem Kostauswand fast in rin hauptstädtische« Affstokraten- hvtei uingewandelt, wie das klein« Städtchen e« noch ale sah. Den ganzen schmuck seiner Orangerien entführt« ein langer Eisenbahnzug nach Narva, und durch da« kaiserliche Hauptquartier haben viele Bewohner de« Provinzialstadtchen« wohl zuin ersten Male Gelegen heit, unter Palmen zu wandeln, deren große Zahl fast einen Hain bildet. Ter Aufmarsch der an den Manövern chrilnehmendeu Truppen begann DienStag mit dem Uebergang der baltischen Bahn in mtli- taiffsche Verwaltung. Der Waarenverkebr wurde so ziemlich ganz etngeslelll, damit allstündltch ein Milttairtrausport von Kraß»»;« jeio besürdert werden könne. Aus den« Abschnitt der Bahn bi« Narva entwickelt sich nun ein echte« UriegSdtld, dann aber nach Reval hin nimmt die Bahnlinie wieder eine höchst srtedliche Physiognomie an: statt blitzender Waffe» sieht man Blumengewinde und andere Decorationen zum Schmink der Stationsgebäude, statt der Lommando- rufe und der Soldatenlieder ertönt der Hammerschlag der emsig schmückenden Arbeiter. Selbstverständlich wird der Zug, wrlcher Kaiser Wilhelm vvm Landungsplatz tn Reval nach Narva bringt, bei keiner der fünfzehn Stationen hatten, doch dessenungeachtet legen sie ein Festkleid an, um nicht ganz hinter den End stationen nachzusteden. Da fast überall m der Näh« der Bahn- stationen Sonimersffschen liegen, so kann man fick leicht vor- stellen, welch ein bunte« Bild sich dem vorüberbrausenden kaiser lichen Gast darbielen wird. Alle zehn bis zwanzig Minuten wird der laute Gruß fröhlicher Sommerfrischler in seinen Wagen schallen. Der osficielle Empfang in Reval erhält ein weit fest licheres Gepräge, als man nach den ersten Meldungen «er- mulhcn konnte. Jedenfalls wird dl« Begrüßung von dem Empfang in Kronstadt vor zwei Jahren sich nur dadurch nnterscheiden. da» der Zar nicht anwesend ist, sondern durch den Großfürsten Wladimir und de» Generaladmiral Großfürsten Alexei vertreten wird. Letzterer conimandir» da« aus achtzehn große» Kriegsschiffen bestehende Geschwader, welches sich zum Lmvsang Kaiser Wilhelm'« aus der Rcvalcr Rhede sammelt. Dt« Schiffe nehmen in zwei Eolonnen zum Hasen bin Aufstellung, da» neue Panzerschiff „Andenken AsowS", welche« den Generaladmiral an Bord hat, nimmt die Mitte zwischen den beiden Eolonnen ein. linier dem Donner der Salutschüsse wird Kaiser Wilhelm auf einem Kutter zum Landungsplatz fahren und nach erfolgter Begrüßung durch die Spitzen der Provinz den bereit stehenden kaiserlichen Zug besteigen, um dem zweiten osficiellen Empfang auf dem Bahnhof tn Narva entgegen zu eilen. * Die Agitationen der SocIaIdemokraten in den Landdistffcten Schwedens werden fortgesetzt. Die schwedischen soffalistischcn Blätter, so wird den „Hamburger Nachffchien" geschrieben, führen genaue Listen über diejenigen Güter und Höfe, wo den Landarbeiten« ver- kürzte Arbeitszeit <1—1'?, Stunden oder erhöhter Löhn bewilligt worden ist, sowie über die Veffnminlungen von Arbeitgebern, in welchen die Forderungen vollständig verweigert oder nur theilweiie gebilligt worden sind. Im Ganzen dürften e« 60 bi« 80 Hös« und Güter sein, aus welchen die Landarbeiter Erleichterungen oder erhöhte» Lohn, theil« freiwillig, Iheil« nach vorhergegangenen Dro hungen wegen Russland sofort oder zur Erntezeit erhalten haben. Ta jedoch in Schwede» zwischen 2- und 300 000 Höfe und Güter vor handen sind, kann e« nur ein verschwindender Theil der Lnnddistffcte lei», wo die socialistiiche Agitation von Wirkung gewesen ist. In den meiste» Fälle» dürsten e« Ersülliingen der den Arbeitern kurz vor Einsührnng de» hohen schwedischen Schutzzolles auf Karn, Mehl, Butler gegebenen Versprechen sein, welche die Einräumungen veranlaßt bade». — Sowohl die sae'alistlschen Vereine als die Fachvereine in Schweden gedenken Repräsentanten znm Arbeiter- Eongreß, weicher in nächster Zeit in Cdristiania abgehalten werde» soll, abznienden. Außerdem soll in Malmö ein Fwialfftijcher Districts- Congresi abgebalte» werden, bei tvelchem man daraus binarbeiten zu wollen scheint, eine Veränderung der Eintheilung Schwedens in drei AgitattonSLislricle, welche vom letzten ioffalistischen llongreß in Stockbvlm angenommen wurde, herbeiziisühreu. Die revvlulio- naire Partei, unter Führung de« Axel Danielia» in Schonen, scheint sich namentlich dafür zu interessiren, die Stadt Gotheniurg in da« AgitalionSgebiet de« südlichen Distffcl« hineinziiziehen. Axel Da- nieison bat im vorigen Monat da» Terrain sondirt und mehrere AgilallonSvorträgr in Gslhenburg gebalten. Die Arbeilerbevölicruiig in dieser Stadt hat sich jedoch der sociaitstitclie» Einwirkung nicht« weniger als zugSnglicb gezeigt. Ta« daselbst früher heranegegebene Blatt „Proletären" lDcr Proletarier) mußte aushvren z» mcbeiiie», und den Gothenbnrgichc» Soetalisten fällt e» sogar schwer, eine kleine Summe zn,» Mieihen eines BeffaiiiniIiingSIocals zusammenzubringen. * Einer llnierredung, welche ein Mitarbeiter de« „Matin" mit bei» soeben vom Medicinischen Co»arcß inBerlin zursickgekebrle» Pariser Hospilalarzt I>r. Eharrin entnehmen wir Folgende»: Wir wurden, erzähl! kW. Charrln, sehr gut, fast zu gut aufge- nomnien. ES war übrigen« leicht voranSziisehen, daß man alle unsere Vorschläge und Miltheilimgen sür vortrefflich Hallen werde. Tie Deutschen zollten ihnen, al« wenn sie einem Losungswort folgten, ohne Prüfung und Erörterungen Beifall. Ich sage nicht, daß die Begeisterung erkünstelt war, aber wenn die Russen oder Oester- reicher sprachen, bliel'k» die Deutschen kalt; sprach aber ein Franzose, so klatschten sie lebhaft Beifall, -lei jeder Geieaenbeit »nd auch zu ungelegener Zeit zeigte» sie ibre sreiindichasiliehen Gesinnungen. Kaum halte bei Eröffnung de« EongrcsieS der Ge»eralseereiair, als er über die von den Regierungen gesandie» Abordnungen redete,
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