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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-28
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1890
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» tirdaNion und Lrvrdition IohanneSgasje 8. Sprechstiinürn drr Nrßaltion: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- ö—6 Uhr. kür die NUikA»de ein^Oanticr vinnuicripte m«tz» hch tir Ülcdaction in»! »erdintllch. «»»ahme der für die nächstf«1ar»de Rnmmcr bkf«ii»»itrn Inserate au Wochrutagc» bis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Krsttagr»irüh bis' ,9 Uhr. 3» drn /ilialrn für 3»s.-Ä»»aIiinr: Otto Alcmm'a Sortim. tAürcd Hahn), Universitätsstraße 1, Lo«iS Lösche. Kotharinenstr. 14 pari. und KönigSpiatz 7, Mir bis '/«3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MbonneureritSpret- vierteljährlick 4»/, Mk. i»ci. Brinaerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen Ü Mk. Jede einzelne Nummer 20 PH Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt» ohne Postbrsürderung 60 Mk. mit Poslbeförderung 70 Pik. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffernsay nach Höhen» Tarif. Keclamrn unter demRedactionsstrich die 4gespalt. Zeile 50 Pi., vor denFamiliennachrlchten die Sgespaltene Zeile 40 Pt. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemnneramlo oder durch Post« Nachnahme. Dienstag den 28. October 1890. 81. Jahrgang. z ii Amtliche Bekanntmachungen. Lelrlililitmliljiilltg. Don dem Unterzeichneten Armcnamte sollen DoniirrStast, den NO. ch^rtober 180V, Vormittags von O Uhr an in, Ltadtkausc hier verschiedene Gegenstände, als: Vkobcl, Vrttcn, Masche, 5tle>dnn^Sstücke, Ha»S- und Äüchengeräthe u. s. w öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 25. October 1890. DaS Arinenamt. Hentschel. Artus. Wohttttttys-Vermictssiulg. Im N. ^bercieschoft des der Slaktacmcindc gehörigen Grundstückes Brühl 4tr. NO ist eine Wobnnng, bestehend aus 6 Stuben, 5 Kammern, 1 Küche, sowie Bodenraum und eincrKellerablheiluiig, gegen eindalbjahrlichc Kündtgung sofort anderweit zu vermietben. Miethgesucke werten auf dem Rathbause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegcngenommcn, woselbst auch sonst etwa gewünschte Auskunft ertbeilt wird. Leipzig, den 23. October 1890. Der Ilath der Ttadt Leipzig. Ia 7510. Vr. Georgi. Wagner. ^'ichtenreikig-^erkauf. Donnerstag, den 30. October d. I., sollen von Vor- miktag 9—12 Uhr am Forstbause Burgaue bei Bahnhof Leutzsch ca. 1000 Bund Fichtcnreistiu, ü Bund 25 gegen sofortige Bezahlung und sofortige Abfuhr aus freier Hand abgegeben werden. Leipzig, am 27. October 1890. DeS NathS Forstdeputation. Steckbrief. Gegen den Maurer August Heinrich UHIttzsch, geboren am 11. April 184» tn Beucha bei (Ärinima, zuletzt in Hamburg, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Dieb stahls im wiederholten Riiclsalle verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Ge- sanglich abzuliescrn. Leipzig, den 24. October 1890. königliche Staats»,uvaltschaft. Martini. Diebstalfls-Sekanutmachuttg. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein schwarzscidener Tnmrn-Rtgcnschirni mit langem Elfenbein- griff mit Hake», am 22. d. M.; 2) ein schwarzer wattirter Ravmantel mit bordeauxrothem Futter und schwarzem Pelzkragen, vor ca. 3 Wochen; 3) eine silberne Eylinvrrnhr mit Secundc, ohne Goldrand und ohne den Zapfen zum Stellen deS Zeigers, am 14. d. M.; 4) ein Ti'inmcrnl'trzicher von graubraunem meiirten Stoff mit einer Reihe Hornluüpse, Keltchenheukel und braunem Futter, ein Taschentuch kV aez., am 15. d. M.; 5) ein schwarzer Sammrthllt (Capot) mit Nciherfcdcr, am 21. d. M.; 6) ein vierrädriger, braungestrichener Handwagen, mittelgroß, mit eisernem Griff an der Deichsel, vom 23. bis 24. d. M.; 7) ein Bund mit > i> Stück sogen. Persianer (schwarze Schaf- sellei, vom 2t. bis 22. d. M.; 8) ein lebendes Schwein im Werihc von 200,4(, aus dem Rücken mit blauem Punct gezeichnet, am 16. d. Ni.; 9) ein vierrädriger, uiigcsiricheiier Handwagen mit Kastenaussatz und der Firma „U. Hill«-« ", ei» schwarz- und weißgesleckter größerer Zughund, S vtänsr, 9 Oute», 2 Eapaunc, eine Truthenne, 2 Perlhühner »nd 12 junge Hühner, am 24. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal- Abihetlung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 26. October 1890 Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. W. Abänderung des Tarifs für den Norddeutsch- Serbischen Eistilbiilill-Nerblind. Nach einer der Handelskammer zugegaugenen Mittheilung besteht die Absicht, den Tarif für de» Norddeutsch-Serbische» Eilenbahn- Verband umzurechnen und dabei diejenigen Artikel- »nd Ausnahme- Frachtsätze, welche überhaupt nicht oder doch nur in ganz beschränktem Ilmsange zur Anwendung gekommen sind, zu streichen. Die Handels- tainuicr ffl deshalb um eine Mittheilung darüber eriucht, 1) für welche Artikel und für welche Stationen deS Bezirks die Erstellung von Artikel- bez. Ausnahme-Frachtsätzen »och er forderlich erscheint, L) ob für bisher nicht aufgenommenc Artikel oder Stationen deS Bezirks ein Bcdürsniß zur Erstellung dirccter Tartie vorliegt, 3) ob auf Erweiterung des Norddeutsch-Serbischen Verbands- Tarises auf serbische Binncnslationcn Werth gelegt wird und aus weiche. Die Bethciiigten werden hierdurch ausgcfordert, ihre Wünsche in den angegebenen Richtungen baldmöglichst und längstens bis zun» 3«». ö. M. schriftlich auf der Kanzlei der Handciskammcr, Neue Börse, Tr. A, l., oiizubringcn. Leipzig, den 22. October 1890. Die Haiivrlülanimcr. A. Thieme, Vorsitzender. vr. Gensel, I. Secr. Ltkanlltilllilliung. Vom 1. November d. I. an soll aui unseren TanitätSwachcn versuchsweise ein ärztlicher TagrSVirnst cmgerichict werden. Wir ersuchen daher die Herren Aerzte, welche nicht allzu weit von einer SanitätSwache entfernt wohnen und einen solche» Dienst stunden- weise übernehmen wollen, ihre Aiimelduug sehr gesällig bis zum LI. d. M. an den Unterzeichneten Vorsitzenden gelange» zu lasse», von welchem auch die Vertragsbedingungen zu beziehen sind. Ter Vorstand Seo Samariter-Vereins, vr. 4«*mu«, erster Vorsitzender. Nachwort zur Moltkeseier. WaS bei der großartigen Feier zu Ebren Moltke'S zu nächst die höchste allgemeine Bewunderung erregt, ist die körperliche Frische und Widerstandskraft des neunzigjährigen Greises. An einem kalten regnerische,l Herbstabcnd setzte er sich stundenlang, nur durch ein Zelt geschützt, den Unbilden der Witterung au- und fand auch noch Worte, um die Br» arüßungen, welche der Vorsitzende deS Ausschusses, Herr Rappo, und die Darstellerin der Germania, Fräulein Wegener, au ihn richteten, zu erwidern. Und WaS für Worte waren daS! Schmer und inhaltsvoll, der Weibe deS Augenblicks ebenso cnisprechenb wie zur Erinnerung der kommenden Ge- ckilechter au die große Begebenheit geeignet. Den Dank der Berliner Bevölkerung benuyle er zu einer Huldigung für Kaiser Wilbclin I.', der durch die Wicderausrichluna deS Deulscken Reiches den gewaltigen Aufschwung der RcichSbaupt- stadl herbeigeführt habe. Und den poetischen Gruß der Germania nahm er bin, nicht als seiner Person geltend, entern dem deutschen Batcrlandc, dem deutschen Volke ge weiht. Auch hier kehrt die Auffassung Moltke'S wieder, daß er seine großen Ersolge nicht aus eigener Krast erreicht habe, sondern als Werkzeug der Vorsehung, welche sich seiner be dient bade, um Deutschland zum Sieze über die Feinte zu führen und eS groß und einig zu machen. Der ganze Verlauf der Feier macht einen so überaus woblthucnkcn Eindruck, weil sic als der treue Ausdruck der Gefühle aller an ihr Bethciligtcn erscheint. Es ist nichts Gemachtes daran, alle- bat sich von selbst gefügt und ent wickelt, weil die Unternehmer überall aut Gesinnungsgenossen trafen, die mit vollster Hingebung den gegebenen Anregungen Folge leisteten, weil sie dadurch Gelegenheit erbielten, dem Drange ihres Herzens Genüge zu leisten. Wie ist z. B. der große Festzug entstanden'? Ta war von einer Vorbereitung nicht- zu spure», alle nölbigen Kräfte waren sofort zur Stelle, als der Gedanke aufgetauchk war; durch guten Willen, Vcr- ständniß der Aufgabe und durch den Wunsch, daö Mögliche zu leisten, kam cm Werk zu Stanke, für das unter anderen Umständen ebenso viele Wochen nölbig gewesen wären, wie hier Tage. Ursprünglich sollte die Feier einen ausschließlich militairischen Charakter tragen; der Kaiser war es in Person, welcher sie geplant und ibre Ausführung in der glänzendsten Weise gesichert batte. Aber Berlin ließ cS sich nicht nehmen, seinen großen Mitbürger auf seine Weise zu feiern, und so ist cS denn gekommen, daß die bürgerliche Feier der militai- rischcn würdig zur Seite gestellt werden tan». DaS führt uns auf daS eigentliche Wesen des Festtages. Der 90. Geburtstag Moltke'S bat keine ausschließlich mili- tairische Bedeutung, der greise Held ist dem deutschen Volke mehr als Sieger in vielen Schlachten, als Cbes des General- stades und der LandcSvcrtbcidigungS-Evminission. Moltke gilt ihm als die Verkörperung des idealen Mannes deutscher Art. Er bat den Zusammenhang mit der deutsch", Volks seele stets scstgebaltcn, ihm war es nicht darum zu thun, sich auf eine exekutive einsame Höbe zu stellen, von welcher ans er die Berührung mit dem Volke ablchntc und vermied. Aber Moltke hat auch niemals nach Vvlksgnnst gehascht, er bat sich nicht um die Popularität beworben, welche er genießt, sie ist ihm stets freiwillig dargcbrachl worben, osl sogar in einer Form, die scinem bescheidenen anspruchöloscil Wesen entgegen war. Ein Kaufmann bat den Gedanken zu dem Fcstzngc angeregt und er fand auch die zündenden Worte, weiche den Empfindungen deS Volkes Ausdruck gaben: „Das ganze deutsche Volk erbebt mit uns in duffer Stunde Herz, Stimme und Hand und ruft: Ter Gencralscldinarschall Graf von Moltke, er lebe hoch! und wieder hoch! und ewig hoch!" Welche Liebe und Verehrung für den großen Mann drängt sich in diese wenigen Worte zusammen, leine noch so wohl csetzte Rede halte DaS, was das deutsche Volk am 90. Ge- urtStage Moltke'S empfand, besser anszudrücken vermocht. Aber Moltke erfreut sich auch der unbedingten Verehrung deS Auslandes. Dasselbe Oesterreich, dem Moltke einst im böhmischen Feldzüge feindlich gegcnübcrstand, findet an scinem Ehrentage nur Worte der Anerkennung, der Ehrfurcht und Bewunderung. Die „Neue Freie Prelle" rühmt von ihm, daß sein friedliebendes mit dem Volke fühlendes Herz allen Völkern, Freunden wie Feinden Ehrfurcht und Be wunderung abringe. Glücklich sei daS deutsche Volk, daß cS seinen größten Fcldherrn ohne übermäßiges Säbelrasseln oder prahlerische Ruhmredigkeit feiern dürfe. Man be trachtet cS heute fast als selbstverständlich, daß Moltke nach so großen kriegerischen Erfolgen seine ganze Kraft, sein Dichten und Trachten der Erhaltung deS Friedens widmet, »nd daß er das schon seit 19 Jahren gethan hat. Und doch ist das bei einem großen Feldherr» etwas so Merk würdiges, so Ungewöhnliches, daß man cS nicht glauben würde, wenn eS nicht allbekannt und durch eine ganze Neihe unzweifelhafter Handlungen beglaubigt und be stätigt Ware. Moltke freut sich des Friedens etwa in dcmi'elben Sinne wie ei» Mann, der durch den Krieg die Früchte seines Fleißes und seines langjährigen StrebcnS gefährdet sieht. Eö ist ein durchaus menschlicher Trieb, daß >edcr die THLtigkcit am liebsten auöübt, zu welcher er die meiste Anlage bat. Nun kan» man getrost die ganze Welt durchgehen, und man wird keinen Strategen finden, der sich Moltke an die Seite stellen läßt, und dennoch ist cs für diesen Meister der Kriegskunst die höchste Gcnugthuung, daß sich Deutschland im Frieden der Güter freuen kann, die ihm der Krieg verschafft hat. DaS ist das Außerordentliche, daS Große an Moltke, daß er mit seinem Denken und Empfinden nicht in dem beschränkten Kreise der militairischen Anschau ungen siebt, sondern daß er Selbstlosigkeit und Unbefangen heit genug besitzt, um das Gesammlwohl zur Richtschnur seiner Handlungsweise zu wählen. Moltke sagte einst, daß Preußen durch seine Siege zum Bewußtsein über seine Leistungsfähigkeit gekommen ist. Wir können dieses Wort auch aus Moltke selbst anwendcn, indem wir sagen, daß wir durch Moltke'S Friedfertig keit zur Erkenntniß seines sittlichen WerthcS gelangt sind. Und nie zuvor ist die Größe Moltke'S so allge mein erkannt worden als an seinem 90. Geburtstage. ES war bis dabin rin verschwommene- Gefühl vorhanden, daß wir in Moltke einen Mann von unschätzbaren Eigenschaften besitzen, wir wußten, daß er der Sieger in unzählige» Schlachten war, daß er trotzdem ei» Freund de- Friedens sei, wie seine berühmten NeichötagS- redcn beweisen, aber WaS dieser Gegensatz zu bedeute» bade, darüber haben wohl bisher die Allerwcniaitcn Erwägungen angcstcllt. Am 90. Geburtstage Moltkcs traten plötzlich Urtheiie zu Tage, die in dieser Klarheit und Entschiedenheit niemals zuvor in Worte gefaßt worden waren. Man stellte Moltke mil den größten Feldherren aller Zeit aus eine Stufe »nd fand dabei, dcH er an Charaktereigenschaften alle seine Vorgänger übertriffl. Von der lebenden Generation schweigt die Rede vollständig, darüber besteht nur eine Auffassung, daß Moltke in keinem Lande seines Gleichen hat. ES ist auch damit gegangen, wie eS mit den meisten Gütern gebt, die wir haben. Wir schätzen sie nicht, weil wir ihren Besitz für sclbstverstänblich hatten. Unsere großen Männer sind meist erst nach ihrem Tode zur Geltung gekommen. Bei Moltke hat die Vorsehung eine AuSiiahiiie gemacht, sie hat ibm ein so hohes Alter gcwäbrt, daß wir ihn jetzt schon mit dem Maßstabe messe», welchen sonst erst die Geschichte an die Hand giebt. Moltke vertritt in seiner Person ei» Stück Ge schichte und zwar das ruhmreichste, das Deutschland er lebt hat. * Leipzig, 28. Oktober. * Ter „Reichs-Anzeiger" bestätigt, baß die Enquete- Commission für das höhere Unterrichtöwcscn in Preußen noch nickt zusammengctrcten ist und bemerkt: „Tic Commission selbst kann mit Rücksicht auf den nahen Zusammentritt deS Landtages erst dann einbcrufen werden, wenn die ersten Lesungen dcö Abgeordnetenhauses über die großen Ncformgesctze beendigt sind und den Rächststehcndcn die Möglichkeit gegeben ist, an den Berathungcn der Commission persönlich Tbeil zu nehmen." * In Pelplin, dem Sitze des Bischofs von Kulm, ist auf Sonntag, den 26. d. M., von einem ComitS, an dessen Spitze der Geistliche Polacbowski steht, eine Versammlung zu dem Zwecke berufen worden, einen katholischen VolkS- verein zu gründen, welcher „die dortige polnische Bevölke rung vor den verderblichen Einflüssen der Socialdemokratie bewahren und in der Bevölkerung den moralischen Geist, sowie das Gefühl der bürgerlichen Würde stärken soll". * Zur Abwesenheit des Fürsten Bismarck bei der Moltke-Feier in Berlin bemerken die „Hamburger Nachrichten": Verschiedene Blätter haben dieser Tage die Meldung des Berliner Correspondenten des Pariser „Tcmps" weiter verbreitet, der Kaiser habe Len Fürsten Bismarck eingeiaden, an der Moitke-Feier theilzunedmen. Tie Nachricht ist irrthümlich. Nndererjeiis darf man sicher sein, das, es lediglich Rücksicht aus seinen, ihm die Theiinahme an großen Festlichkeiten nicht erlaubenden Gesundheitszustand gewesen ist, welche den Fürsten abgehalten hat, aus eigenem Antriebe nach Berlin zu kommen und seinen lang- jährigen Genossen persönlich zu beglückwünschen. In den 25 Jahren ihrer gemeinsamen Thätigkeit für des Vater landes Wohl haben sich zwischen dem Fürsten Bismarck und dein Grasen Moltke »alurgemätz persönliche Beziehungen entwickelt, die ibnen gegenseitig höchnc Achtung und herzliches Wohlwollen sichern, sic eng sich Fürst Bismarck mit dem Grasen Moltke verbunden gesuhlt hat, daS bat er im Jahre 1888 nach Ztaiser Mlb-lm's Tod gezeigt, als er im Reichstage in tiefer Bewegung zu ^pltke die Worte sprach: „Des Dienstes ewig gleichgestellte Ubr !>u, uns im Gleise." Und wie der Fürst den greise» Fcidmarschall noch jetzt verebrt, wird Jedem, der die Räumlichkeiten des Friedrichsruhcr Schlosses gesehen bat, zur Vorstellung gelangt sei». Nicht weuiger als drei Bildnisse Moilke's schmücke» die Zimmer in verschiedener Gestaltung, als Büste und als Gemälde. * Die Stadt Augsburg wird demnächst ihrem neuen Ehrenbürger, dem Fürsten Bismarck, den Bürgerbrief durch eine Äbortnnng überreichen lassen. DaS Kniistivcrk besteht aus cincin den Formen des Angnstnöbruiinciiü zu Augsburg nachgebitdelen kleinen Monnnicitte, an dessen vorderem Ssckel in einem architektonisch reich verzierten Aus bau die zur Aufnahme deS Bürgerbriefes bestimmte Nolle sich befindet. Die Vorderseite des Sockels zeigt das Famiiien- wappen des Fürsten nebst dessen Wahlspruch, die Rückseite die Ansicht der Stadt Augsburg. DaS mit der Statue des AugustuS gekrönte Postament enthält die Widmung und die Jahreszahl. DaS Kunstwerk ist »ach einer Idee des städtischen BanratbeS Lcybold von dem Ingenieur Rösch entworfen worden. * Aus München war dieser Tage gemeldet worden, die Wasserwerke in Herrenchiemsee sollten nach München verlegt werden, und hieran war eine tendenziös gefärbte Betrachtung über die königlich bäuerische Cwillistc geknüpft. Demgegenüber wird in Münchener Blättern Folgen des festgestellt: Die Wasserwerke in Herrenchiemsee liegen dort völlig brach, und c« würbe daher ibre Verlegung nach München kaum ein besonderes Unglück für Herrenchiemsee sein. Dieselbe ist übrigens zur Zeit gar nicht weiter i»S Auge gefaßt, sondern lediglich einmal von der Vermögens Verwaltung König Otto'ö oberflächlich berührt worden. Tie etwa 4>/, Millionen Mark betragende tönigl. Eiviiliste hat bedeutend mehr Ausgaben, als man im Allgemeinen anninimt. Sic bestreitet die vollständige Hofhaltung des Königs, für welche der auSgesetzte Betrag von 300 000 nicht zureichend ist. Ihr werden ferner die dem Prinz Regenten zur Ver fügung gestellten 412 857 RepräscntationSgclkcr entnommen. Einen weiteren gleich Koben Betrag für seine Hofhaltung bezieht indes; der Prinz nicht, sondern bestreitet dieselbe auch sür seine Tochter, Prinzessin Therese, ganz und allein aus der ihm zu Repräsentationszwecke» zur Verfügung gestellten Summe. Dagegen fällt der Civilliste die mit bedeutenden Kosten ver bundene Unterhaltung der Hosstäbc zur Last, so ;. B- des OberhofmarscballstabeS mit 600 000 .F, der Hoftbcatcr- Jntcndan; mil 50V 000 während für Unterstützungen eine Summe von 300 000 .«k per Jahr zu entricbrcn ist. Der TilgungSplan der Schulden aus König Ludwig - II. Zeit läuft bis zum Jabre 1903. Die Einnahmen auö der Be sichtigung der Schlösser Herrenchiemsee, Neuschwanslein »nd Linberhos fallen an die Vermögensverwaltung des Königs Otto. Sie befreitet auS selben die lausenden Kosten der Schlösser, den Ausbau von Neuscbwanstein und die nicht un bedeutenden Reparaturen. Allenfalls noch verbleibende Ein nahmen werden zur Rückerstattung der von Ludwig II. aus Herrenchiemsee contrahirten Schulden verwandt. * * * * Der finnische Senat, eine durchaus aus Finnländern bestehende Behörde, crtheilte dem Herausgeber der Zeitung „Ufi Suomitar" sür den neulich veröffentlichten Ausruf zum Widerstande gegen die Russificirung eine Verwarnung. Ter betreffende Censor wurde aus zwei Mo nate seines Amtes enthoben. — Die Zahl der Auswan derer aus Finnland nach Amerika nimmt ständig u. So verließen kürzlich allein die Stadt Wasa llO Finn- änder. * Mehrere russisch-orthodoxe Missionare und Priester sollen nach Syrien entsendet werden, um der dort sich mehr und mehr ausbreitenden katholischen Propaganda cntgegenruwirkcn. Außerdem sollen in Syrien niedrere rus sische Schulen nach dem Muster der in Palästina be stehenden errichtet werden. - AuS Jassy, 2l. d. M., wird der „Neuen Freien Presse" berichtet: Tic Geheimpolizei in Rußland hat in jüngster Zeit wichtige Eriolge z» verzeichnen. Kürzlich erst siel ihr ein in Rumänien weilender Nihilist in die Hände und heute wird die Entdeckung einer »ihi Ii st üchenStaatonoten-Druckerei in Odessa gemeldet, die eine», Buchdrucker«- und Lilbographie-Besitzer in Nowi-Ticherkask gehöre» soll. Vor mehreren Monaten miethele verleide in Odessa ein in der Nädc der Alexandroweker Aatinslatton isoiirt stehendes Häuschen, das von Garrenanlage» umgeben ist, angeblich ui» daselbst vier Arbeiter zur Pflege der Anlage» nutcrzubringe». Von der artige» Arbeiten konnte» aber die Nachbarn nichts bemerke», viel mehr ließen sich die Bewobner deS Häuschens mir äußerst selten blicken. So oft sich Jemand zu denselben verirrte, stieß er auf versperrte Thüren. Kein Wunder also, daß die Polizei ihre Aufmerksamkeit auf das geheimnißvolle Häuschen lenkte und endlich zur Turchiuchung desselben sich bewogen fand. Nächtlicherweile erschien der Chef der Lrlspolizei, von bewaffneten SichcrdeitSicuten begleitet, vor dem Häiischc» und begehrte Einlaß. Ta die Inwohner oicS verweigerten, wurden die Tbüren gewaltsam geöffnet, und die Polizisten drangen i» Las Häuschen. Beim Betreten desselben feuerten die darin bcsindiichcn Personen Revolverschiissc gegen die Polizisten ab, von denen zwei Verletzungen davvnlruge». Es entwickelte sich ein Kampf, »i welchem natürlich die Polizei die Oberhand behielt. Tie Arbeiter wurden gefesselt »nd einer derselben mußte die Polizei in das Souterrain begleiten, welches hell erleuchtet war. Hier fand man alle zum Drucken von Rubelnolen er- forderlichen Utensilien, wie auch eine Menge falscher Papier- Rubel und revolutiouaire Proclaiuatioucn. Es waren Falsisicale vo» Drei-, Fünf-, Zehn-, Fünduudzwanzig- und auch Hundert- Rubclscheine», im Ganze» ungefähr 30 0>I0 Rubel. Tic Fäl schungen werden als überaus gelungen bezeichnet. Unmittelbar »ach ihrer Gefangennehinuug wurden die vier Fälscher, weiche gute Graveure zu sein scheinen, »ach Nowi-Tschcrkask befördert uni» in das dortige Gefängnis; gebracht. Bisber ist es der Polizei noch nicht gelungen, die Namen dieser vier Männer sestzusleUe», da die- ielbcn jegliche Aussage barluäckig verweigern. Tie Polizei ist der Ansicht, der erwähnte Buchdruckerei-Eigentbüiner in Nowi-Ticherkask habe in Aiexandrowsk Vertraute gehabt, die ihm den Vorfall un verzüglich anzeigte», woraus er in derselben Nacht die Stadt verließ. Er konnte bisher nicht ermittelt werden. Bei der in seinem Hause und seiner Druckerei vorgenommenen polizeilichen Durchsuchung fand man ganze Stöße revolutionairer Druckschriften und weit mehr als zwei Millionen in gefälschten Riibeinolcii, die, nach der Bortresilichkeit der Mache zu schließen, ebensalls ans der Gcheimdructcrci in Alexan- drowsk hervorgingen. Begreiflicherweise erregt diese Entdeckung in Odessa nicht geringes Aussehen. * Die Frage der Einführung eines EhescheidungS- gesetzes in Italien, welche schon seit geraumer Zeit aus die Tagesordnung der öffentlichen Discussivn gesetzt wurde, ist nunmehr, wo die politische Bewegung ans allen Gebieten wieder stärker zu pnlsiren beginnt, in lebhafteren Fluß ge- ratbcn. Nach den Vorbereitungen zu schließen, welche von den Urhebern und Leitern der Propaganda sür ein Ebe- scheidungSgesetz getroffen werden, scheint, so wird der „Politischen Corrcspondcnz" auS Rom gemeldet, eine sehr encrgiswe, systematischer und umfassender betriebene Cam pagne alS bisber sür diese Sache bcvvrznstebcn, so daß cS nicht anginge, über diese Bewegung mit Stillschweigen hinwcg- zugcbcn. Die Agitation ist durchaus nicht bioS auf die Hanpkpunctc Italiens beschränkt, denn eS sind bisher bereits mehr als 120 Subcomitös im Lande in Bildung begriffen, welche dem HanptcomilS, das seinen Sitz in Rom hat. unter stehen sotten. Dieser Tage fand in Rom eine zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher daS Ccntralcoinitö sich cndgiltig constituirt hat. Demscibcn gehören unter Aiiterm die Pro fessoren Molcschott, Manlcgaza und Lombroso, sowie viele Parlamentsmitglieder an. Zum Präsidenten deS Cvmitös wurde daö Kamincrmiiglicd Eenen gewählt. DaS Comitö, welches von allen Seiten, naiiienllich auch auS Universitäts- krciscn ZnstimmnngSschrcibcn erhält, wird im Lause dieses Winters die eisrigi'lc Propaganda in Wort und Schrift ent wickeln, Unter Ändert» soll schon in nächster Zeit eine eigene Wochenschrift unter dem Titel „Jl Divorzio" ins Leben treten, die von dein Advocatcn Benedclli, einem der Wortführer der Bewegung, rcdigirt werden wird. Das Comitö wird ferner Flugschriften für die Ehescheidung »lasscnhask verbreiten; anßcrvcm wird in Rom, und zwar in den Räumlichkeiten deS hiesigen Journalistcnctubs, ein Chklus von Vorträgen über diese Frage veranstaltet werde». Des gleichen werken in anderen Stätten Italiens Vorträge über diesen Gegenstand gehalten werken. Ter rege Eifer, welchen die Parteigänger der Ehescheidung entwickeln, ist selbst verständlich ein spontaner, c? ist aber nicht zu bezweifeln, daß die Bewegung aus der Ankündigung einer Gegen Agitation, deren erste Änsätze schon wahrznnchmcn sind, neue Impulse geschöpft hat. * Nach einer Erklärung Eastclar'S, des Chefs der gemäßigte» Republikaner oder Possibilistcn in Spanien, wird die Haltung der Partei in den kommenden Wahlen auf die Ncconstituiruiig dcö liberalen Cabincls, als Träger des demokratischen Princips gerichtet sein, da nach Ätcinung Castelar'ö vor der durch die Conservalivcn drohende» Rcaclion der Republikaner mit dem Liberalen sich zum Widerstand vereint finden müsse. Daö in letzterer Zeit ausgelaucktc Gerücht eines Rücktrittes Castelar'ö von der politischen Schaubühne wird von ihm gleichzeitig energisch dcmciitirt. — Sagasta seinerseits empfiehlt seinen politischen Freunden die äußerste Umsicht zur strictcn und unparteiischen Durch führung der Wahlen, zumal die hier geschaffenen Bestim mungen mehr politische Freiheit als in Belgien, der Schweiz, Italien und selbst i» England gestalten. Obwohl die früheren politischen Reformen der Liberalen bei der Ucbcrnabmc der Regierung von Seile der Conscrvativcn gutgcbcißcn worden, cxittirt zwischen den beiten tonangebcnkcn Parteien eine wesentliche Differenz, da die Politik nicbt ans adoptirlen Grundsätzen basirc, sondern in den Handlungen zum Aus druck komme. Die Turchsllkrnng der vorgc;chlagc»cn Reformen würde seitens der Fusionisteii in weitestem liberalen Sinne, seitens der Conscrvativcn hingegen immer nur restriktiv erfolgen. Marine. * Berlin, 26.October. DaS UcbungSgeschwader, bestehend a»S E. M. Panzerschiffen „Kaiser" (Flagschiff', „Tculschlaiid", „Preußen" und „Friedrich Karl" und S. M. Aviso „Pfeil", Geschwaderchef Contreadmiral Schröter, ist am 25. October d. I. in Gibraltar cinactrcffsc» »nd beabsichtigt am 3. No vember d. I. nach Maua in See zu gehen. i "s '1 i >
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