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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-02
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1890
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Grsch srü^ ei«t täglich h SV, Uhr. Redaktion »nd Lrpedition JohanueSgast« 8. Lprechltunden -er Redaktion-. vonnttlagS 10—12 Uhr. «achmtttag« 5—0 Uhr. Dir N« »»«ß«»«^»^>»acht Sch «„«H», 0er f»r »te «iichftf»l,e»d« R«»«er »eftt««ten 2»iser«te »» W»cheiita,rn bi» S Uhr Rachmttt«»», an Lann- »nd Festtage» früh hi»' ,v Uhr. 3n den Filialen für 3»s.-^n»alime: Ltt« Klemm« Varttm. (Alfred Haha). Universitätsstraß« 1, L»nt« Lösche. Katharlnenstr. 14 pari, und KSnigSplatz 7, mir bi» ' ,L Uhr. npMcr.Tllgcblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- un^cMftsmkchr. AbomrementSprei- vierteljährlick «»/, Mk. kiel. Brinaerlbhn b Mk.. durch Li« Löst bezogen ü Lik. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Brlegeremplin 10 Pf. vebübrea für Lxtrabeilaaea ltn Tageblait-Format gefalzt! ahne Poslbesördernng SO Mt. »it Poslbeförderuag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffern!«- nach höherm Tarif. Reklamen unter demRedactionSstrich die sgespalt. Zeile SO Pf. vor denFamiliennachrtchtea die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inlerate sind stet» an di« Sppcviti«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung pr»«m>!»er»n<to oder dnrch Post« Nachnahme. 30«. Sonntag dm 2. November 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Okffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 3. Roveniber I8»tt AbendS «'/, Uhr, t« Saale der vormaligen HandelSbSrse a« Raschmarkte. Tagesordnung: I. Wahl eine- besoldeten Stadtrathcs. II. Reclamationen gegen Wahlen in den gemischten stän digen Ausschuß für die diesjährige Stadtverordneten- Wabl und event. Ersatzwahlen. III. Bericht des BrrfasiungSauSschusseS über Proceßeinaehunz auf die Klage deS Herrn Fleischcrmcister Ernst Müller hier gegen die Stadtgemeinde. IV. Bericht deS Verfassung«- und Finanzausschüsse» über Verlängerung der Einschätzungsperiode für die Grund stücke der angeschlossenen Bororte bis zur übernächsten, in, Jahre 1804 erfolgenden Steuereinschätzung nach tz. 2 des 1. Nachtrages zum Regulative für die Gemeindeanlagen der Stadt Leipzig. V. Bericht deS Finanz- und BauausichiisseS über Abrech nung über die bisher fertig gestellten Bauarbeiten für den Vieh- und Schlachtbof. VI. Bericht deS Finanzausschusses über Beschaffung von Preisen für die hierstattsindende internationale Blumen Ausstellung. VII. Bericht deS Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über a. Feststellung der Straßenfluchilinie für die Grundstücke Nr. 18—24 an der UniversitätSstraße unt Eintheilung deS Bauarcals dieser Grundstücke, d. AuS führung eines Anschlusses der Earl Tauchnitz-Straße an den Johannapark und Herstellung von Ent- und Bewässerungs-Anlagen. VIII. Bericht des SchulauSschusseS über Regelung der Ge halte der Oberlehrer und Fachlehrer, sowie Begrün düng zweier neuen ständigen Stellen an der Realzchulr Leipzig-Reudnitz. IX. Bericht des CtiftungS-, Lau- und OekonomieauSschuffe« über die Vorlage, betr. einen ParcellirungSplan und Bauvorschriften für den zwischen der Eilenburger Straße, der JohanniSallce und der verlängerten Brommrstraße gelegenen Thril der Parcelle Nr. 225ck de» Flurbuchs für L.-Reudnitzt. X. Bericht des Stiftungsausschusses über die Rechnung de« städtischen Krankenhauses zu St. Jakob auf da» Jahr 1887. XI. Bericht deS OekonomieauSschusseS über: a. Pflasterung der verlängerten Dorkstraße mit Schlackcngußsteine» anstatt mit bossirtcn Steinen; b. Abrechnung über den Umbau der Pleißenwildfluthbrücke in der Plagwitzcr Straße; c. Errichtung eines Gebäudes aus dem Düngcrabladcplatze hinter der Gasanstalt I. beträgt loco Gasanstalt I und loco GaS- Bekanntmachung. die Aufnahme schulpflichtiger Kinder tu die vereinigte Freischule betr. Diejenigen Eitern, welche um Aufnahme ihrer Ostern l89l schulpflichtig werdenren Kinder in die Freischule nachzusuchcii gesonnen sind, haben ihre Gesuche von jetzt ab dis spä testens den 13. dieses Monats in der Schulcxpedition, Alte Waag», Katharinenstraßc t, I. Etage, Zimmer Nr. 4, Vormittags von 2 bis 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 0 Uhr persönlich anzubrinaen und die ihnen vorzulcgcnden Fragen vollständig und der Wahrheit gemäß zu beantworten, auch gleichzeitig ein Zeugniß über das ?liter des anzumeldcnden Kindes und den Juivfschein vorzulegen. Leipzig, den 1. November 1890. Der TchnlauSschust der Stadt Leipzig. W alter. Lrhnert. Vermiethung. Die zeithrr an den König!. StaatSsiScuS zu Zwecken der Struerregie und als Wohnung vermictheten Räumlich ketteu im ebemal. Frankfurter Tborban», Frank furter Straße Nr. 20, bestehend aus 1 zweifenstrigen Stube, Küche und Speisekammer im Erdgeschoß, sowie 2 zwei fenstrigen Stuben, t cinfcnstrigen Stube und zwei dergleichen Kamnicrn im oberen Stockwerk nebst Boden, Keller, Holz- und Kohlenschuppen, mit einem zugehörigen kleinen Garten sollen vom 1. Januar k. I. an gegen halbjährllc Kündigung Montag, den ». Rovember d. I., Vormittags IL Uhr auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 13, an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden Ebendaselbst auf dem großen Vorsaale liegen die Vcr micthungs- »nd BerstcigerunaSbcdingliiigcn nebst Jnventarium der zu verniiethenden Räumlichkeiten schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 23. Oktober 1890. Der Rath der Stadt Leipzig, la. 7409. vr. Georgi. Pitcker. ^ 35 40 55 25 Der Preis engten Koks anstatt II: für den Hektoliter Steinkohlen-Großkok». . » » » » KleinkokS. . - » » zerkleinerten Steinkoblen- kokS, sogenannten Mci- dingcr Kok» - - - Braunkoblen-KokS. . . - - » SteinkohlenkokS-GruS Preis bei Abnahme größerer Posten nach Vereinbarung. Die Marken zur KokS- »nd GruS-Entnahme sind gegen Baarzabliing, soweit die Vorrätbe an Koks rc. reichen, in den BureauS der Gasanstalten zu erhallen. Zur größeren Bequemlichkeit des PublicumS liefert die Gasanstalt den KokS auch frei iuS Haus Leipzig. Die Kosten hierfür betragen bei jeder Sorte 15 ^ für den Hektoliter. Die Lieferung geschickt dann in plombirtcn Säcken. Etwaige Bestellungen wolle man entweder mündlich oder dnrch die Post in den BureauS der Gasanstalten oder in der RechmiiigS- ii»d Easseiiverwaltung der Gasanstalten, Ritterstraße Nr. i>, machen. Ferner haben wir bei Herrn Fr. Rohr, Sidonienstraße 5, Herren Beruh. Franz L bo, Endplatz 8, Verrn I. <H. Steinborn, Zciyer Straße 17, Herrn A. Damm, PclerSsteinweg 21, crrn Fr. Günther, Sternwarienstraße 7 t, crrn Karl Kappel, in Fa.: E. G. Wadewitz, Nanstädtcr Steinwcg 25, Herrn M. Helbig, Davidstraße 3, Herrn Albert Tkleme, Eutritzscher Straße IS, Herrn F. A. Günther, Davidftraße 8. crrn Ferd. Graba«, Tauchacr Straße 25, crrn Robert Rüflner, Gustav Adolphstraße 45, crrn Fritz Barwols, Plagwitz-Lcipzig, ein Lager der sämmtlichen KokSsorten errichten lassen und kann die Entnahme zu den vbenbezeichnelcn Preisen auch an diesen Stellen geschehen, an welchen der Kok« ebenfalls in plombirten Säcken gebalten wird. Leipzig, am 28. Oktober 1890. De» RathS Deputation zu deu Gasanstalten. Nutz- und Lrennholr-Äutlion. Mittwoch, den 12. November dss. IS., sollen von Bor mittags 9 Uhr an die im Forstreviere Connewitz in der Totalität aufbereitetcn Hölzer, als: ca. 33 Eichen- Klötze, 5 Hainbuchen- » 10 Ahorn- - 11 Eschen- . 2 Rüster- » 3 Eller- - 54 Eschen-, Eichen- und Aborn-Sebirrhölzer, ferner 1l Rmtr. Eicken-Rutzsehette II. Elaste, 43 - Eichen Breunse-eite, 2 ^ Ellern- - und 25 Haufen starker harter Abraum unter den im Termine bekannt zu gebenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver kauft werden. Zusammenkunft: auf der Linie bei der Kreuzung mit der Elsterfluthriikiie. Leipzig, am 30. Oktober 1890. DeS RathS Forfldeputattou. Bekanntmachung. für den in den städtischen Gasanstalten er be " ^ Türkei wegen der angebliche» Ebristcn durch die türkstche Aegieiung Gewölbe- Da« zur Zeit an die Firma Röller L Rust: vermirthete DerkausSaewölhe int Erdgeschoß te« der Stadtgcmeinde ,origen Hausgrundstücks Markt Rr. 13 soll vom . April k IS. an gegen einhalbjäbrliche Kündigung DienStaa, den 4. Rovember d. IS., Vormittags I I Uhr auf dem Ratbhaiisc, 1. Etage, Zimmer Nr. 13, an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Ebendaselbst ans dem großen Vorsaalc liegen die Ber miethungS- und BersteiaerungSbcdingungcn nebst Jnventarium deS zu vcrmiethcnden Gewölbes schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 20. October 1890. Der Rath der Stadt Leivzig. Ia. 7198.vr. Georgi.Wagner. Bekanntmachung. Bon heute an wird auch am Tage durch die dienstthuenden Aerzte unserer Lanitätüwachk» (Hainsiraße 14 und Peters- steinwcg 17) bei Unglücksfällen und plötzlichen Erkrankungen aus den Wachen selbst oder in den Wohnungen unter den in de» Wachen angeichlagcnen Bedingungen Hilfe geleistet werden. Tie Sanitätswachen können durch Vermittelung deS Fcrnsprech- AnschlussrS Rr. 507 anqcrufen werden und sieben außerdem durch einen bewnderen Betriebs-Fernsprecher »nier einander und während der Nacht auch mit dem Polizriamtc in Verbindung. Leipzig, den 1. November 1890. Tor Vorstand de» Lamaritcr-Vrrcin«. vr. Aßmus, erster Vorsitzender. Bon der Balkauhalbinsel. Drei Angelegenheiten sind eS gegenwärtig auf der Balkan binscl, welche die öffentliche Meinung beschäftigen: dei Streit der türkischen Negierung mit dem griechischen Patri archcu, der Ministcrwechsel in Griechenland und die Aussöhnung König Milan'S mit der serbischen Regierung. Der Patriarchen streit ist durch einen Artikel deS „Journal de St. PetcrSbourg" politisch beleuchtet worden. DaS Journal bestreitet der türkischen Negierung da« Recht, ihre Beziehungen zur christ lichen Kirche ebenso wie die übrigen christlichen Regierungen zu regeln, gewisse Bestimmungen dcö türkischen Gesetzbuches seien auf die christliche Gesellschaft nickt anwendbar. Mit dieser Erklärung ist de» griechischen Pratriarche» in Ko» stantinopel die volle Zustimmung der russische» Regierun auSgedrllckt, und eS erscheint völlig nebensächlich, da dem Patriarchen der Natb ertbeilt wird, den Gottes dienst im Vertrauen auf die wohlwollenden Absichten deS Sultans wieder aufzunebme». Das „Journal de St PölerS bourg" bat dem Sultan durch seine» Artikel über die PatriarchatSsrage in milder Fon» anacdeutet, daß die russische Regierung hinter dem Patriarchen DionysioS steht und daß KS . ^ der Sultan nicht« Besseres thun könne, als die Forderungen deS Patriarchen einfach zu bewilligen. DaS ist eine sc ernste Sache, denn der Patriarch verlangt nicht mehr und nicht weniger, als die Zurücknahme eines RegicrungSactcS des Sultans, oder, was damit gleichbedeutend ist, die Ab änderung desselben in einer Weise, welche den Act seines Wesens entkleidet. Die bulgarische Kirche war bisher eine von der Türkei anerkannte Form der griechisch-ortbodopen Kirche, und nun sollen die bulgarischen Bischöfe plötzlich von dieser Kirche ausgeschlossen und sie selbst sammt ihren An Hänger» für Abtrünnige erklärt werden. Wenn die griechisch orthodoxe Kirche stets diese Meinung vertreten hätte, dann ließe sich dagegen vom kirchlichen Standpuncte nicht« ein wenden, aber diese Meinung ist erst durch die Große Synode de« JahrcS 1872 öffentlich kundgegebcn worden, man bat die bis dahin vorhandene Selbstständigkeit der bulgarischen Kirche durch die Verkündigung deS Grundsätze« vernichtet: E« giebt nur eine gricchisch-ortbodoxe Kirche. Der Einfluß, welchen Rußland aus alle Bekenner der griechisch-orthodoxen Religion durch Anerkennung diese« Grundsätze« erhält, ist offenkundig, und man wird durch den gegenwärtigen Streit an die Zeit it»» Ausdruck kam. der griechisch orthodoxen Lehre, ?^m_,gsi2nke- idvcr Patr'ä?chenst«^ Mitarbeiter nicht iiiigeril sehen wurde, wen r>c gc u i- ^ W,ch,mslc Bulgariens beunrlibigend seien Da« ist tai i der'Unterredung, denn d.e treten,„che N^g w 'd Nnch d ' terweckscl i» Alben n.ckt zu neuem ^^." "wcck w^t n Griechenland hat schon t.e Vereinigung dulgar.-ns mit E Beweg....g b-annvor.-t d.e b-.n b , Blocke "seiner Allste ^n'? Venmnst ""nrückgesührt worde.n DelyanniS siebt di- Thorbcit einer v stabrcS 1880 ein, aber er kann es doch Nicht rcrn.»io , daß'die bulgarische Negierung t'e E'M^'^ isw-'-r Biscköse in Macedoiiien burchgesctzt hat. Darin ermm er den Anfang der Vereinigung auch der bulgarischen Thcile MacedonienS mit dem Fürstcntbllin ^ulgaricn ni'd nc Enistcbung eines Königreiches, welche« ^ j-, slcichkommt, womöglich über,reffen 's""" ., ür die von Größenwahn be allcnen Neugr,ecken etwas ll»- erträg ch-S. Es st schon ein mcrkwürd.g-S Symptom von Btssernng. daß DelyanniS de» Panhcllc.nSmuS für e.ne Ebimäre^ erklärt, also darauf Verzicht leistet, ^>e Balkan Halbinsel unter griechische Herrschaft zu beugen, ab r d e weitere Vergrößerung Bulgarien« wurde er nicht ruhig m anschen köiiiic». DelyanniS kann sich beruhigen, so we, reichen die Pläne Bulgarien« vorläufig nickt, d,c lange Zeit der Prüfung, welche dieses Land nicht ohne eigene« Verschulden durchgemackt hat, haben seine Ansprüche Herabgcstimmt, Bulgarien würde beule vollauf zufrieden sein, wenn eü die Anerkennung deS Prinzen Ferdinand erreichen konnte, damit c- der gefährlichen Nothweiidiglcit überboben wäre, sich früher oder später von der Türkei unabhängig zu erklären. Wir baben bicr Keime vor uns, aber Keime, welche große Gefahren für die Zukunft in sich schließen. Bulgarien hat daS natürliche Streben, sich auf der »n Jahre 1885 ge- wonncnen Grundlage weiter zu entwickeln, aber eS bat dabei ' gen den übermächtigen Einfluß Rußlands anzukampfeu. dieser Einfluß macht sich bei jeder Gelcgciibcit geltend, sei eS bei einem Anschläge auf das Leben des Prinzen Ferdinand, sei eS bei dem Versuche Bulgariens, den religiösen Bcdürs- »issen seiner StaiilincSgciicsse» in Maccdonic» Befriedigung zu verschaffen, sei eS bei den Beslrebungen, seine Haiidcls- u»d VerkchrSvcrhältnissc sicher zu stelle» und zu erweilcr». Rußland drängt nicht, aber eS erwartet seine Zeit und eS trifft seine Vorbereitungen für die Zukunft. ES läßt sich jetzt noch nicht sagen, welchen Verlauf der Palriarchenstrcit »chmen wird, aber c« ist sehr walirscheinlich, daß die Forderungen deS Patriarchen, welche von der heiligen Synode und dem Vaienrath endlich mittelbar durch die russische Regierung unterstützt werde», Bewilligung finden, wenigstens dem Wesen, wen» auch nicht der Form nach. Die Berate deS Sultans können nicht zurlickgeiiommcil und auch nicht abgcändcrl werden, aber es wäre denkbar, daß der Streit lediglich auf kirchlichem Gebiete auSgcfvchten würde und daß die türkische Negierung eS den Organen der gricchisch-ortbo- doxcn Kirche überließe, sich mit den bulgarischen Bekennen! des griechisch-orthodoxen Glaubens auseinander z» setzen. Serbien hat in neuester Zeit einer mcbr nach Oesterreich- Ungarn binncigenden Politik sich zugänglich gezeigt, die Fest lichkeitcn bei Eröffnung der Arbeiten zur Rcgnlirung deS Eisernen Tborcs bilden den AiiSgaiigSpunct für eine neue Acra, welche Bestand zu verheißen scheint. Tie serbische Regierung bat mit anzuerkennciider Standhaftigkeit allen Be,„Übungen der geschiedenen Königin Natalie, maßgebenden Einfluß im Lande zu gewinne», widerstanden, sich dagegen mit dem früheren König Milan aus einen freundschaftlichen Fuß gesetzt. Daß die Regenten und Minister ihm bei seiner Abreise nach den deutsche» Besitzungen de« Grafen Bray da« Geleit gegeben haben, kann nur in dem Sinne gedeutet werden, daß zwischen ihnen und König Milan voNkommcnc- Einverstäiidniß herrscht. Der junge König Alexander ist vorläufig »och nicht verfügungSsähig, aber die Absicht Ruß landS, ihn seinen Zwecken dienstbar zu mache», trat schon bei seiner Tbronbcsteiauiig klar hervor. Jetzt ist auch der russische Gesandte Persian, zu der Zurückbaltnng zurückgekehrt welche dem Gesandten einer auswärtige» Macht in' einem fremden Lande ziemt, aber die Ansmcrksamkcit ist auf sein Thun gerichtet, und er wird Müde haben, die Interessen Rußland» in dem dort gewünschten Sinne in Serbien wahr- rimckmen, ohne dadurch Anstoß zu errege». Die orientalische Frage ist wieder an einem Wendcp.inct aiigclaiigt. dafür zeugen die Thatsackei,. welche gcgenwärlig in Konstautinopcl sich theilS schon vollzogen habe», thcils noch in der Ent Wickelung begriffen sind. Leipzig, 2. November. * Der BundcSrath rrtheilte in der am 30.V.M. unter dem Vorsitz de« Vieepräsidcntcn deö StaatSministeriumS Staat-iecretairS de« Innern vr. v. Boetticker abgckaltenen Plenarsitzung dem Entwurf eines Gesetze«, betreffend die Eontrole de« RcichSbauShaltS und de« LandcShanöhaltö von Ellaß-Lotbrmgcn sür I8üp,9t, die Zustimmung. DaS RecurS- gesuch eines Rcichsbeamtcn gegen seine unfreiwillige Versetznna beschloß die Versammlung znriickziiweisem Endlich wurde über dir Bemessung des RnheacbaltS für mekrere Re.chsbeamle, sowie über die geschäftliche Bchandluna von Eingaben Beschluß gefaßt. ' N <"v°no.ung * ^"'Freitag Nachmittag 2 Uhr hat eine Sitzung des preußischen StaatSministeriumS staltgefunven. ' """""" Genrralsuperintendent der ^ * Ostpreußen hat an d,c Geistlichen dieser Provinz nehme?: "" s°l,z.nde Säye cn? den unteren BolkSclaffen brennt eine Leihe Gier nach den Gütern und Lüste» dieser Erde, verbunden mit trotziger Gotteiitsremdung. Ter ülasscnkamps wird immer erbitterter: wir stehen an einem Wendcvnnct der Weltgeschichte und de« Völkrrleben«. Daß eS so- weit gekommen, ist die Schuld Aller, auch der Kirche: so gilt es, nt zu tyun, waS bis dahin versäumt wurde: alle Kraft ist dabei .in<inetzen: die Predigt sei lebendig, glaubensvoll; da« alle Evan gelium werde verkündet, aber in neuen Zungen, die alte Wahrheit, aber in neuer Gestalt und heiliger Begeisterung: nicht tobte Lrtho- doxie, sonder» lebendiges Glaubenszeugnih, au» den Herzen heraus; jeder Gang zur Kanzel ist ein Feldzug im Namen Christi, jede eiiidruclswie Predigt eine verlorene Schlacht. Tie Kirche sei die versöhnende Macht zwischen den feindliche» Elementen; den Hobe» wie den 'Niedern predige sie in gleicher Weise Liebe, Gerechtigkeit n»d Barmherzigkeit: der Geistliche sei ein Vorbild seiner Gemeinde. Nicht Alle können Alles: jeder sei treu i» seinem Theii; der Ersvlg js, GvtlcS Sache, in seiner Hand ist die Zukunft!" * Aus München, 3l. October, wird der .Kölnischen Zeitung" geschrieben: Von großer, weit über den Bereich der bayerischen Hauptstadt hi »ausgehender Bedeutung sind die bevorstehenden Münchener Gemeindewahlen. betreff« deren sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zweierlei Voraussagen läßt: erstens, daß sie an Stelle der letzige» ullramontaiie» Mehrheit eine liberale setzen und zweitens, da» sie zum ersten Mal einige Soeialdemokrateii in die Gemeiiideverirelnng bringen werden. Tie Klerikale», welche elbst wohl am besten misten, daß es sür die nächstfolgende Zeit mit ikrer Herrschaft zu Ende ist, haben, eine plötzliche Beun ruhigung ror dem Umsichgreisen der Eocialdemokralen vorichützend, den Liberalen rin gemeiniames, gegen die Socialdeniokratie gerich tetes Zusammengehen der staat-erhallenden Elemenlc vorgeichlagen, das aber von de» Liberalen abgelehnt worden ist. Die Gründe, welche sür diese Haltung angegeben werden, sind folgende: Derartige, z» einen, bcslimmlcn gmen Zweck geschlossene Bündnisse zwischen zwei, ihrem ganze» Weie» nach einander widerslrehendr» Parteien sind, wo es sich um weileste Kreise, hclivielSweise um Neichstagswahlen, handelt, wett eher durchführbar als i» dem engen Bereich des innerstädtüchen Getriebes, bei dein persönliche Bestrebungen, An- ichten und Verpflichtungen eine so sehr große Rolle spielen. Ein Bündniß zwischen Liberalen »nd klerikale» würde in München blos um de» doch etwas zu kostspieligen Preis möglich gewesen sein, daß weite Kreise a» der von ihren Parteiführer» vertretenen Sache irre geworden sein würden. Anstatt eine Machtansbreilmig der Socialdeniokratie zu hennnen, würde, wie nun einmal die Verhält nisse liegen, ein Handinbandgehen der Liberalen und Klerikale» die Reihen der Socialdemokralen durch zahlreiche Unzufriedene aus beiden Lagern, namentlich auch au» dem klerikalen Lager geschwellt haben. Tie Liberalen hoffen bestimmt, ohne Hilfe der Klerikale» die Mehrheit zu erzielen. Weshalb also sich Verpflichtungen aus- erlegen »nd ein Bündniß eingeben, das, so zweckmäßig es an und für sich sein würde, von der überwiegenden Mehrheit der den de- treffenden Unterhandlungen fernstehenden Parteimitglieder nicht ver- landen, nicht gebilligt »nd als unnatürlich bezeichnet werde» würde? Soeialdemokraten, das unlerliegt wohl keinem Zweifel, lverden mit oder odne Bündniß in die Gemeindevertretung kommen. Man be ruhigt sich dem gegenüber mit der Erfahrung, die Fürth und andere Slädle mit ioejäldemokralische» Gemeindevertrelern gemacht; dort haben sich dieselben merkwürdig schnell abgeminhschastct. so daß schon bei den nächstfolgende» Wahlen die socialdkmokratiichc Hochsluth rückläufig wurde. » » Die Prager Gemeinderatl,-wählen haben den Jungczcchen wieder einen Gewinn von zwei Mandaten auf Koste» der Altezecheu gekrackt; die Deutschen waren, cnt- prcchcnd dem Beschluß der Parteileitung, dem Wahlact scrn- leblicbcn. Ter Kampf zwischen den beiden czcchischcii zractionen war äußerst lebhaft, und die Erregung steigerte sich dis zu Excesscu. In einer Wahlversammlung hatte ein Baunicistcr Schamml den Abg. Vr. Eduard Gregr einen „niederträchtigen Mordbrenner" genannt. In Folge dieser Aeußerung lauerte» zwei erwachsene Söbne Grcgr'S dem Baumeister vor seiner Wolm»»g auf. Als dcrsclrc in der Nachniittagsstiinde beim Verlassen deS Hause« vor dem Thore erschien, stürzten sich die beiten jungen Männer auf ilm, beschimpfte» ihn, und der Acllcrc von ihnen versetzte ihm einen so heftigen Faustschlag in« Gesicht, daß er zu bluten an und kalb bewußtlos ziirUcktaumclte. Hierauf ergriffen lllcntätcr die Flucht. Der überfallene Baumeister begab sich zum Bczirksarzte, der ibn untersuchte, worauf bei der Staatsanwaltschaft und dem Polizei Eommissariatc die Anzeige erstattet wurde. * Nach einer Meldung aus St. Petersburg wurden auf Rechnung der Heeresverwaltung in den südwestlichen Gouvernement- bedeutendeGrliiidcomplerc anaekauft, auf welchen große Müblen, Bäckereien »nd Eonservcnsabrikcn er richtet werden sollen. Der Bau der großen Militairmagazine bei Warschau ist »umnchr nach der Ausstellung eines Ele vators neuester Eonslruction al« zum Abschlüsse gebracht a»- zusche». Der FassungSranm dieser Magazine wird auf tooooo Tschctwert Getreide berechnet. DaS Warschauer Militairspital soll mit großem Auswande derart erweitert werdcn, daß 1000 Betten in demselben Raum finden. — DeS Weiteren wird anS der russischen Hauptstadt gemeldet, daß, ähnlich wie die» in den südwestlichen Gouvernements seit einiger Zeit bezüglich der katholischen Pfarren geschieht, iiuninchr auch ui de» Ostsee Provinzen betreffs der evan gelischen Pfarren mit der allmäligen Einschränkung, be ziehungsweise mit der Einstellung der staatlichen Subjidic» vorgegangen wird. * Tic Reise de« Ministers von Eyschen zum Herzoge von Nassau gilt, »ach einer Meldung aus Luxemburg, hauptsächlich der Erledigung der Frage, ob die neue Eides leistung des Herzogs erforderlich ist. Der Herzog glaubt, daß nach dem im Bo daß nach dem im Vorjahre geleisteten Eide eine neue Eides leistung überflüssig sei, dock das luxemburgische Ministerium ist anderer Ansicht. Inzwischen sind alle Vorbereitungen sür die Reise de« Herzog« nach Luxemburg getroffen worden. * Nack einem St Petersburger Telegramm der Kopcn- bagener Zeitung „Politiken" baden die von Konstantinopcl in St. Petersburg eingclaufencn Mittheilungen den Kaiser von Rußland z» der Bestimmung veranlaßt, daß der Thron folger weder Konstantinopcl noch Jerusalem besuchen soll. * Der französische Minister des Auswärtigen, Ri bot, bat kürzlich zwei Enkel de« ebemaliacn Führer- der auf ständischen Kabylcn Algeriens, Ab-dcl-Kader, empfangen. Sie wollen sich die erforderliche Vorbildung aneigncn, »m als Franzosen in die Militairschulc von Saint^Lyr ein- zutreten Im Aufträge ihre- in Syrien lebendm Vater«, Emir Hach ein, unterbreiteten sie dein Minister die Bitte desselben, die ibm früher bewilligte LebenSrente von 40 000 Francs auf 100 000 zu erhöben, wie Ab-del-Kaded sic für sich ausbedungen und bis zu seinem Tode genossen hatte. Der Minister versprach, er werde in allen Winkeln seine« Budgets Nachsehen, um die Möglichkeit der verlangten Pension»»
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