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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-06
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1890
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Erscheint täglich früh «V, Uhr. Ur-aUioa und Lrprditiou JohanneSgafle 8. LPrrchstnliden drr ifrdaction: Vormittag- 10—18 Uhr. . Nachmittag- 5—6 Uhr. UI» K» Nil-»«»« eia^'landin vi-nuicrchte Dicht sich N»S«ctit>, »>4I »ndn»lich. etnci'Iaa »«ctir, »ich! »ndn»Iu Nn«ih«e Ser für die niichftfalUende Rümmer hrftimmtrn Jnjeratr a« WochriitaUk» ht« 8 Ndr Nachmltta,«. an <»««. nnv Krfttchgrn srü d bi-'/,» Uhr. In drn Mialr» für I»s.->nii«I>mk: Ott« Sinn»»'« Larttm. (AlfreS Hatz«)» UniversitätSstraße I, Lsuis Lösche. Kitharblknstr. 14 pari. und König-Platz 7, N»r bit '/.I Uhr. MMer.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Mboniiement-preiS vierteljährlich 4>s, Mk. incl. Bringerlohn ö Ml , durch di« Post bkjogen.6 Mk. I«d« einzelne '.Nummer 30 Pi. Belegcrempiar 10 Pf. Gebühren für Eztrabeil aaea (in Tageblatt-Format gesalzt! ol»tc Poslbesörderung 00 Ml. mit Poslbcsürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeilc 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. PreiSverzecchniß. Tabellarischer». Ziffernsatz »ach höhermTarif. Urctameil unter dem NedactionSstrich die -gespalt. LeileSOPf .vor den Familien Nachrichten die ügespaitene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet- an die VrpcSitton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung i'rntmum ramio oder durch Post- Nachnahme. ^-ZIV. Donnerstag dm 0. November 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nachdem dir Zustellung der TeclarationSaufforderungcn für die Einschätzung zur Einkommensteuer auf da- Jahr 1801 an die brtheiiigten Steuerpflichtigen in der Hauptsache beendet ist, wird nach tz. 33 der zui» Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlassenen Ausführung--Verordnung vom l l. Oktober desselben Jahre- hierdurch bekannt gemacht, daß eS auch Denjenigen, welche» eine DrclarationSauffortcrung nickt zugegangcn ist, freisteht, eine Declaration über ihr Einkommen bis zun, Sv. November diese- Jahre- abzugeben und zwar ». t« de« Stadtbezirke «lt-Leipzig i« Stadthause. Obstmarkt, Srdgesckotz reckt-; in den Stadtbezirken Leipzig-Reudnitz, Letpztg- 4lnger » Lrottendorf, Leipzig - Ldonbera und Leipzig - Neureudnitz im Nathhause zu Leipzig- Steudnitz; e. t« de« Stadtbezirken Leipzig. Neustadt, Letpzig- N-uschP«efeld,Leiptig.Bvltmar-dors nnv Lripztg Sellerhausen im Nathhause zu Leipzig. Volk- marSdors; ä. in dem Stadtbezirk« Leipztg.Sutritzsch t« dortigen Natdbans« und v. in dem Stadtbezirke Leipzig Gohlis im früheren Gemeindeamte daselbst, sowie daß an den bezeichneten Geschäftsstellen zu diesem Zwecke Declarationsformulare auf Verlangen unentgeltlich verabfolgt werden. Gleichzeitig werden alle Bormünder, ingleichen alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Bersonen- vereine«, liegen»«« Erbschaften und anderen mit dem Rechte des VermögenSerwerbS auSgestatteten BermögenS- maffen aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen, beiw. für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w^, soweit dieselben ein steuerpflichtige- Ein kommen haben, Declarationen bei un- auch dann «inzu» reichen, wenn ihnen dr-halb rin« besondere Aufforderung nicht zugehen sollte. Leipzig, den 4. November 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Göhlitz. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de- städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 27. Oktober bi- 2. November d. I. im Argandbrenner bei 2,5 Millimeter Druck und 140 Litern stünd lichem Consum das I8,5fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Ftammenhöhe. DaS specisische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,443. Leipzig, am 4. November 1890. De- Nath- Deputation zu den Ga-anstalte«. Bekanntmachung. Im Monat October d. I. gingen an freiwilligen Gaben bei uns ein: 5 — -4 von Herrn E. Dl. zu Gunsten der Armencasse abgetretenen Forderung an Frau L, 15 » 10 - Erlös für überwiesene und versteigerte Gegen stände aus dem Nachlasse der Frau G., 10 - — -von Frau vr. K. in BreSlau, 5 » — - von Herrn P. B, 17 » 80 - Streitobject zwischen Herren A. Z. und F. L. E., 6 » — - in Sachen der Allgemeinen SpiegelglaS-Ver- sicherungS-Gescllschaft in Mannheim '/. S. durch oaS Königliche Amtsgericht hier, von Herr» C. K., durch Herrn Friedens richter Nagel. durch Herrn Fried-Richter Freyer 8 2 3 3 30 20 9 3 1 5 » — . Sühne i. S. H. S. E. M. — . - . . H. K. -/. «. K. — » » . » C H. '/- 2- H — - - »»HF W.'/. H. H. — » » » » p. W /. A. K. — » » » . W. B. '/. E. R. — » « » » I. C-H./. O. H. — » . . . C.H B./.M.E. — » . . . J.M.O.-/ K F — » » » » N . H.-K -W . F. 144 90 ^ Summa, worüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, den 4. November 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Hcntschel. Schicker. Bekanntmachung. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen Dien-tag, dea II. November I8VV, Bormtttags von tt Uhr an im Stadthaus« hier verschiedene Mbbel, Betten, ÄÜäscke, Kleidung-, stücke. Hau-- und Kücheugerathe ,c. öffentlich ver steigert werden. Leipzig, au, 5. November 1890. Da- Armenamt. Hentschel. Artu«. Gesucht wird der am 8.December 18SS zu Connewitz geborene Hand arbeiter O<ear Max Ehevalter, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalteu ist. Leipzig, am 28. Oktober 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. sArmen Amt.) A. L. M, 212». Hentschel. Wendt. Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll da» der Arietzertke PauIIne verehel. llühlcwtn» ged. Aöfkl in MumStz-rf gehörige, hol. IS de- dasigen Grund» und HypolhekenbuchS »tngelragene, 33,900 X gewürderte. mit 936,76 Lteuerrinheileu belegt» und 10 da 30,50 ar haltende van»>ut «tt Gemeindrrecht an hiesiger Gerichissielle — Burasnaße 11, 2 Treppen, Zimmer 4 — LoniierStag, den LS. November L8V0, versteigert werde». Gebote sind vor oder in diesem Vormittag- 10 Uhr beginnenden Termine bi- spätestens Mittag- 12 Uhr anzubringrn, und ist von dem Meistbietenden bei dem Zuschläge der zehnte Lheil der Er- lehungssumine baar zu erlegen oder sicher zu stellen. Tie nähere Beschreibung de- BeßtzthumS liegt nebst den Ber- leigernngSbedingungcn in der Gericht-schreiberel — 3 Treppen, Zimmer 5 — aus. Altenburg, am 17. October 1890. verzogt. Amtsgericht H». Reichardt. Eine Fricdensstimme aus Rußland. Die „Nowoje Wremja" feiert den Besuch dcö russischen DhronfolgerS in Wien durch einen FriedenSartikel, welcher die Lage beim Beginn des WinterS alö besonder- günstig 'ür die Erhaltung des Friedens darstcllt u»d das Verdienst ür Herbeiführung dieses Zustande- in erster Linie den Reisen de- Kaiser- Wilhelm beimißt. Diese Kundgebung ist anf allend. weit sic von einer Seite herrührt, welche biSber kein Interesse an der Erhaltung de- Frieden- zeigte. Für die auswärtige Politik Russlands von Bedeutung galt bisher nur Das, was im „Journal de St. PüterSboura" stand, weil man weist, dast die Meinungsäußerungen desselben über internationale Fragen aus dcni Auswärtigen Amt hcrrühren, die übrisscn Blätter sind vielleicht mit alleiniger Ausnahme der .russischen St. Petersburger Zeitung" ohne Fühlung mit der Regierung. Zn Lebzeiten Katkow'S war da- anders, da übernahm häufig die „Moskauer Zeitung" die Führung auf dem Gebiete der auswärtigen Politik und die Meinungs äußerungen des Herrn Katkow übten einen Druck auch auf die St. Petersburger Kreise au-, welcher sich bis auf die höchsten Regionen auSdebnte. Der Tod Katkow'S hat in dieser Beziehung eine Wendung herbcigcführt, Katkow hat keinen Nachfolger erbalten, der ihm an Einfluß gleich käme, und deshalb ist die Privatprcsse in Rußland in politischer Beziehung bedeutungslos. Wenn sie mit dem Strome schwimmt, also mit Frankreich liebäugelt, so findet mau dr> in Deutschland ganz natürlich und nimmt daran keinen An stoß, wenn sie aber plötzlich die Farbe wechselt und Hin neigung zu friedlichen Bestrebungen zeigt, so muß daS Auf sehen erregen, und man ist genöthigl, nach einer Erklärung für diese ungewöhnliche Erscheinung zu suchen. Die Ver- mttthung liegt nahe, daß die „Nowvje Wremja" bei Der össentlichuiig des fraglichen Artikels nicht aus eigenem An triebe handelte, sondern einer ihr ertheilten Weisung Folge leistete. Der Ausdruck „die Reisen de- Kaiser- Wilhelm" ist zwar sehr allgemein gehalten, aber hier kLiinen doch nur die Reisen »ach Rußland und nach Wien i» Betracht kommcn, und gerade da-, waö biSber immer von Rußland a»S ab- gelchnt worden ist, daß diese Reisen versöhnend auf Rußland und Oesterreich-Ungarn gewirkt haben könnten, ist dura, den Artikel der „Nowoje Wremja" indircct zugestande». Wenn die Aussichten beim Beginn beS WinterS so friedlich sind, daß der russische Tkronsolgcr beim Antritt seiner großen Reise einen ofsicicllen Besuch in Wien abstatten kann, bann besteht ja gerate daS, was der friedlich gesinnte Thcil der euro päischen Bevölkerung wünscht: ein sreundschastlicke« Berbältniß zwischen Rußland und Oesterreich Ungarn. Die Frage, wer in Europa dem Frieden zugeneigt ist und wer nicht, ist äußerst heikler Natur, denn alle Mächte behaupten, baß sie die Ansrechthrltuiig de- Frieden- wünschen, Rußland und Frankreich ebenso, wie der Dreibund und England, cS kommt nur darauf an, ob die Gesinnungen auch den Worten ent sprechen. Diese- Tbema ist seil einer Reihe von Jahren bis zum Uebcrdruß nach allen Seilen bin erörtert worden, ebne aber zu einem befriedigenden Ergebniß geführt zu haben. Die Antwort kann allein durch die Thatsachcn gegeben werden, und diese thun dar, daß Frankreich und Rußland mit der gegenwärtigen Gestalt der Karte von Europa uicht zufrieden sind, während dies bei den zum Dreibund gehörigen Mächten und bei England der Fall ist. Wir wissen, daß cS in Italien eine Partei aicbt, welche Italien auf Kosten Oesterreichs vcr größer» möchte, aber diese Partei ist in Italien nicht maß gebend, sic steht der Negierung feindlich gegenüber und begt Sympathien für Frankreich, während sie den Dreihund ver wirft. Das ist eine Anomalie, welche da« gute Einvernehmen zwischen den verhündctcn Mächten aus die Dauer nicht stören kann, wenn sie auch zuweilen als recht unangenehm empfunden wird. Es ist »nzweifelbaft, daß die Aufrechlbaltung deS Friedens in erster Linie von Rußland abhänat. Die ungeheuren Hilfs quellen, über welche bas Reich verfügt, die Masse der ihm zu Gebote stehenden Truppen und die Möglichkeit, jeden Tag mit Frankreich ein Bündniß abzuschließen, sind Tbatsachcn, deren Schwere jeden unbefangen Urtheilcnden einleuchtcn muß. Wenn Rußland trotzdem am Frieden festbält, so ge schieht das aus Gründen, welche nicht so ohne Weiteres klar sind. Man spricht von der aufrichtigen Friedensliebe deS Zaren, und diese scheint wirklich der Hauptgrund zu sein, denn daß die öffentliche Meinung in Ruß land, soweit von einer solchen in einer Despotie die Rede sein kann, dem Kriege günstig ist, dafür liegen zahlreiche Zcugnisse vor. Der Zar hat offenbar sein ganze« persönliche« Ansehen einsetzcn muffen, um die KriegSpartei in Rußland im Zaume zu halten. Andererseits heißt c-, daß Rußland seine Rüstungen noch nicht vollendet habe. Für die Triftigkeit dieses Frieden-grundeS sprechen die Festung«- und Eisenrahnbauten an der Westgrcnze de« Reiches und die große Sorgfalt, welche ans die Au-bildung und Bermehrung der Truppen gelegt wird, endlich die Ansammlung großer Truppcn- massen an der Weslgrcnze. Man stebt hier Räihseln gegenüber, di» nur in dem Falle ihre sofortige Lösung finden, wenn man annimmt, daß die russische Regierung ganz ander« denkt, als sie spricht, daß sie bemüht ist, die Welt über ihre Absichten irre zu führen. Mit solche» Täuschungen hat e< aber eine besondere Dewandimß, denn c« ist ein großer Jrrthum, an zunehmen, daß selbst in einer Despotie die Regierung heut jutage willkürlich und lediglich nach ihren Eingebungen han- reln kann, ohne sich mit der maßgebenden Ltrömung n» fände im Einvernehmen »u befinden. Wenn es auch m Rußland keine öffentliche Meinung in dem bei unü gellende» Sinne giebt, so ist doch eine mächtige Partei vor handen, welche die historischen Traditionen Rußlands ,ochhält und eS nicht dulden würde, daß sich die Regie rung mit ihnen in Widerspruch setzt. Der Zar mag per- 'önlich noch so friedfertig sein, so giebt eö doch auch Ur ihn eine Grenze, die er ohne Gefahr für seine Person und seine Dynastie nicht überschreiten dars^ind sie würde ibrrschritten sein, wenn er die günstige Gelegenheit ver- äumte, den Machtbereich Rußlands bi- a» den Bosporus auSzudehnen. Die orientalische Frage muß stets offen erhallen wrrcen und wen» cS auch nur wie gegenwärtig durch Kund- öungcn gegen die Erncueriing bulgarischer Bischöfe in acedonien und in der PatriarchatSsragc in Konstantinopcl zeschicht. Solche kleine Streitigkeiten sind Wasser auf die viühle der Krieg-partei und beschäftigen auch die öffentliche Meinung de« Auslände-. Eine unbedingte Friedenskundgebung ist auch in dem Artikel der „Nowoje Wremja" nickt zu finden, denn das Blatt spricht »nr von den friedlichen Aussichten, welche sich beim Beginn des Winter« eröffnen, den Termin für diese fage bildet also das nächste Frühjahr, wenn daS auch nicht so z» verstehen ist, als ob dann wahrscheinlich eine andere politische Strömung zur Geltung gelangen werte. Es ist ja leider überhaupt üblich geworben, den Frieden immer nur von einem Jahr auf daS nächste zu verlängern und das Weitere der Zukunft anheimzustellen; auch dir dculschen Thronrede» haben keine stärkeren Hoffnungen angeregt. Wir leben i» einer Zeit, in welcher die Berbürguna des Friedens aus «ine kurze Dauer schon als eine große Wohlthat anzusehen ist, und wir müssen u»S in Ermangelung von Besserem einst weilen mit solchen Brosamen begnügen. Wenn Rußland an fängt, Friedenslieder zu singen, dann muß der Friede in der Lhat sehr sicher scheinen, oder Rußland hält cS wenigstens in seinem Interesse, diesen Schein zu erregen. » Leipzig, 6. November. * Da« Colonialamt hat die Vorarbeiten für den Colonialrath soweit beendet, daß die Entscheidung, welche noch zu treffen ist und sich auf die Zahl der zu ernennende» Personen bezieht, höherer Seit« getroffen werden kann. Wie schon gemeldet, handelt es sich darum, ob ein kleines oder aroßeS Collegium gebildet werden soll; e« sprechen so viel Grt»a>e für da« eine wir für da- andere, daß die Ent schciduna nicht leicht werden dürfte. An Vorlagen für den Eolonialratb, welche zuerst ostafrikanischr Derbältniffe be treffen dürften, fehlt e« nicht, so daß nach der Rückkehr de« Herrn v. Caprivi von Italien da- Zusammentretcn dieser neuen Körperschaft erwartet werden kann. * lieber den Besuch de- König- der Belgier m Berlin erhält die „Politische Eorrcspondcnz" auö Berlin folgende anscheinend cfsiciöse Zuschrift: Der Besuch des Königs der Belgier am deutschen Hose hat schon au- dem Grunde Verhältnis,mäßig geringere Ansnicrkiainkcit erregt, als dle Ncnlralitüt Belgiens bet der Zusaininentuntl in Potsdam Erörterungen, welche politische Ereignisse von größerer Tragweite zur Folge haben könnten, von vornherein als aus geschlossen erscheinen ließ. Die vollkommene Correciheit, welche die Haltung de- König- Leopold von jeher a»-zeichnct, hat auch den Berinuthungcn, welche sonst bei Mviiarchenbegegnungen regelmäßig hervorzulrcien pflegen, von Anfang an einen Riegel vorgeschoben, und nur in einigen auswärtigen Blättern, bei denen Gewissenlosigkeit und politischer Unverstand Hand in Hand gehen, hat man darauf hingedeutet, daß e« zwischen Kaiser Wilhelm und König Leopold zu Abmachungen von politischer Bedeutung für ganz Europa gekommen wäre. Tie« ist selbstverständlich nicht der Fall gewesen. Dagegen darf man wohl mit Sicherheit annehmen, daß die asrikanitchen Angelegenheiten, die den König der Belgier in so hohem Maße interessiren und denen auch der deutsche Kaiser mit reger Ausmerksainkeit folgt, Gegenstand der Unterhaltungen im Neue» Palais gewesen sind. E« ist die- um so wahrscheinlicher, als am 5. November die Brüsseler Lonserenz wieder zusammentritt, um die Tarisbesitnlmungen für das Eongobecken sestzustelle». ES ist bekannt, daß Deutschland den in Rueiicht genommenen Antrag, betreffend die Unabhängigkeit de- LongostaatcS und die Beschaffung der zu seiner Erhaltung nvthtgen Mittel, zu unterstützen bc absichttgt und sich auch in dieser Frage wieder in glück lichem Einverständniß mit seinen Bundesgenosse» und England befindet. Auch bars man angesichts der bisherigen Haltung von Frankreich und Rußland zur Eongofraae und der civlllsato- rische» Miision de- LongostaatcS annehmen, daß diese Mächte keinen Widerspruch gegen den in Rede stehenden Antrag erheben werden. Unter diesen Umständen ist zu wünschen und bars man auch hoffen, daß Holland, da- mit seinem Widerspruch gegen die Einführung von Zöllen im Eongobecken bi« jetzt allein dasteht, denselben fallen lassen und sich die Anschauungen der Großmächte onetgnen wird. Der enge Zusammenhang der Besprechungen der beiden Monarchen in Potsdam mit der Sonaosrage äußerte sich auch darin, daß Major von Wissmann und vr. Peter« bekanntltck vom König Leopold in Potsdam empfangen und durch längere Ansprachen ou«gezeicknel worden sind. Major von Wissmann wird am 12. November von Marseille auS sich wieder auf seinen Posten nach Afrika begebe», wogegen vr. Peter- erst an, 1. April kommenden Jahre« nach Be- endlaung der Organisation in Ostasrika im Dienste de« Deutschen Reiches voraussichtlich dahin abgehcn dürste. * Bon dem Werke: „Fürst Bismarck als VolkS- wirtb", welches vr. Ritter von Posckinger herauS- giebt (Berlin. Paul Hennig), ist der zweite Band erschienen, welcher die Zeit von 1880 — 1884 umfaßt, also bei lieber nähme deS preußischen Handelsministeriums durch den Reichs kanzler einsetzt. DaS Buch bildet zugleich den dritten Band der „Documente zur Geschickte der Wirtschaftspolitik in Preußen und im Deutschen Reiche" und gestattet, gewisser maßen an der Quelle zu studire», von welchen Motiven die preußische und deutsche Wirtschaftspolitik geleitet wurde und welchen Plänen sie ihre Aufmerksamkeit zuwandte. * Die Dclegirlcn der preußischen Ae.ztckammern welche gegenwärtig in Berlin gemeinsam mit der wissen schaftlicken Deputation für das Mebicinalivesen im Enltu- ministerium über mehrere Fragen de- Gesundhcirswcsc»-, wie Hebeammenbuch, Kirchhof-wesen rc., berathen, haben auch die Stellung der Aerztekammern zur Krankencassennovellt erörtert Diese Besprechungen sollten den Zweck der Gewinnung einer gemeinsamen Direktive in der beregien Angelegenheit haben Wir e« heißt, geht ihr Resultat babin, daß die Delegieren der Ansicht sind, r- sei in der Novelle auf die Forderungen der Aerzte nicht hinreichend Rücksicht genommen. * Die Agitation für Wicderzulassuiig der Je suiten wird jetzt angesichts der nahe bevorstehenden Wieder eröffnung der NeichStagSsitzungen von der ultramon- tane» Partei mit erhöhtem Eifer betriebe». Im Laufe deü November wirb in BreSlau eine Versammlung schlesischer Kalbolikcn zur Feststellung einer Petition an den Reichstag »m Aushebung des Jcsnilengcsetzeö ftaltsinben; ebenso am l«>. 'November eine Versammlung in Trier und am 9. No vember eine solche in Münster. An Massenpctitionen an den Reichstag wird eS sonach nicht fehlen. Ob das Eentrum sich vorläufig mit diesen Petitionen begnügen oder seinerseits eine» Antrag auf Aushebung bcü JesuilengesctzcS einbringen wirb, chcint »och nicht seffzuslehen Bei Petitionen ist es immer noch fraglicher als bei selbstständigen Anträgen, ob sic zur Verhandlung im Plenum komme». Allem Anschein nach liegt aber dem Ecnlrnm viel daran, ein Votum in der Jesuiten- äage baldigst von diesem den ultramontancn Bestrebungen günstige» Reichstag zu empfangen. * Auö Thüringen, 4. November, wird un- geschrieben: Bekanntlich donnerte kürzlich in einer in Jena abgehaltene» deutsch. äeiflnnige» Versammlung der ReichSIagSabgeordnetc F. Wiltsch- Schinalkalden gegen Engen Richter los, weil dieser einen Kampf gegen die Socialdenwkralen führe, und erklärte, von zwanzig social- demokratischen Forderungen »iüsse er fünfzehn beistimmen, die Soctaldemokraten ständen ihm weit näher als die Natioiicilliberaieii. —Diese- Geständnis! hat heule dar „Schi». T " recht hübsch festgenagelt. DaS ist also derselbe Herr Wilisch, der sich »och bi« in die letzte Zeit hinein «IS eine» „National- liberalen von der alten Sorte'' bezeichne««-, der stets auf den Radica- liSmnS Enge» Richter'« weidlich schimpfte und dielen jetzt unter Führung seine- „Freunde-" Harmeiiing zu übertrumpft» sticht, der- eibe Herr Wilisch, der noch bet de» letzten RetchSiagswahlen, ehe eine eigene Eanbidatur in Frage kam, dein ossenkundig zlcmlich recht« lebenden »aiionalliberalen Landgerichtrrath Schimmelpftng ln Erfurt daS RelchStagsmandat für den Wahlkreis Eschwege-Schmalmlde» ent- weder selbst angcboten hat oder doch anbietcn ließ, wen» auch unter der Bedingung, daß dieser einer Berfassungsünderiing nicht justii»i»e» dürft. Heute will dieser ehrenwcrthe „Nationalliberalc von der alten Sorte" den Soctaldemokraten näher stehen a!S den srüheren an- st'blichenParteigenossen! Die Nationalliberalen weisen indessen- ede Gemeinschasl auch aus der Bergangenheit mit Herrn Wilisch nachdrücklichst zurück. Bon den Socialdemokraten trennt sie zwar eine himmelweite Kluft, aber ein ehrlicher socialdemokralischer Gegner ist ihnen doch lieber als — Herr Wtlstch. » e> » * DaS österreichische „Frcmdcnblatt" begrüßt in einem Artikel den Großfürsten-Thronfolger. DaS Blatt er blickt in dessen Wiener Besuche rin Zeichen dcö freundschaft lichen Verhältnisses beider Herrschersamilien. Die Bevölkerung sehe hierin ein erfreuliches Symptom der Hochachtung, die dem Kaiser von Rußland von maßgebender Seite in Wien für seine Zurückweisung der leidenschaftlichen Bestrebungen der vanslawistiscken Minorität gezollt werde und in der sym pathischen Aufnahme deS Großfürsten-Thronfolger« einen auf richtigen Ausdruck finden werbe. Der Großfürst-Thronfolger werde auch in Wien die friedlichsten Gesinnungen finden; für daS österreichisch-ungarische klare Friedensprogramm herrsche sicherlich auch i» Petersburg volles Berständnist. Jede- Zeug- niß der freundlichen Bcziel,»ngen der Monarchen sei ei» neuer Beweis deS segensreichen Streben- der Herrscher, welche den Frieden gegen die Leidenschaften unruhigerFractioncn beschützen. * Der tirolische Landtag nahm nach längerer Debatte den Antrag Schenk an, die Regierung aufziisvrdcrn, legis lative und abministrativc Maßregel» zur Einkalt»ng der Sonn- und FesttagSruhc, sowie zur Heilighaltung dieser Tage veranlasse» zu wollen. * Ein Sohn dcö dänischen CultuSmiiiisicrS, Gutsbesitzer P. B. CcaveniuS, veröffentlicht in dem Linkcnblattc „Politiken" eine» Artikel: „lieber unser Verhältnis, zum Aus lande", in welchem für Dänemark jedes Liebäugeln mit Frankreich und Rußland als verderblich bezeichnet und Däne marks Wohlfahrt nur, unterstützt durch eine Befestigung Kopenhagen«, im Anschluß an Deutschland gesehen wirb. In bei» Aussätze heißt eS: „Der Weg, Däiicmarks nationale Unabhängigkeit zu wahren und der Dynastie den unangetasteten Besitz der Krone zu sichern, ist in Kürze der: eine klare, un zweideutige Neutralität fußt auf einem stark befestigten Kopen hagen und mit offener Front gegen Deutschland- Feinde." Der Verfasser kommt zu der Ansicht, daß Dänemark, ohne eine Befestigung der Hauptstadt, in einem Kriege zwischen Deutschland und Frankreich zu einem Bündnis, mit dem letzteren gezwungen werden würde, von dem Dänemark nichts als Deutschlands Feindschaft gewinnen könnte. * Nach der letzten verläßlichen Information über den Stand der CabinctSergänzung in Numanien zieht cS Carp vor, Leiter der Kammcrmaiorität zu bleiben, statt den ihm vom Ministerpräsidenten Mano angebotcnc» Posten eine- DomainenministerS in einem seinem Charakter nach vorwiegend konservativen Cabinetc anzunehmc». Carp gebt hier allem Anscheine nach von der parlamentarisch wobl- aercchtfertigtcn Voraussetzung au-, daß für den Fall einer Unhaltbarkeit de- gegenwärtigen Compromißministerium« der Leiter der Kammermajorität zur Neubildung einer Regierung berufen werben dürfte. Im Uebrigen macht aber Carp seine Unterstützung de« gegenwärtigen CabinetS nur davon abhängig, das, da« bisher von Peucesco verwaltete Domainen- ministcrium in die Hände eines ManncS komme, welcher, wenn auch der conservativen Richtung angehörig, doch den Junimistc» alle erwünschten Garantien für eine dem Zwecke der betreffenden Gesetze entsprechende Durchführung der Aarar-Resvrmcn, namentlich aber de« Domainen-ParceUirungs- gesetzcS biete. * A»S Lnpembiirg, 4. November, wird berichtet: Der Staat-minister v. Eyschen eröffnete die Kamnicrscssion durch Verlesung der folgenden Botschaft des Herzogs Adolph von Nassau: „Gemäß Artikel 70 der Verfassung und Artikel 1 der Kammer- reglementS sollte Ihre ordentliche Session durch Se. Majestät den König und Großhcrzog in Person oder durch eine» eigens dazu ernannten Bevollmächtigten in Hüchstdesselben Auftrag eröffnet werden Die traurigen Berhättnisse, weiche der Aussührung dieser Vor schrift im Wege stehen, sind Ihne» bekannt. Gegen Ende September sind in dem KrantbeitSzuslaiide Sr Majestät neu» Verwickelungen eingetrelcn und die Aerzte de« König« haben bereit» am 13. October die ossicftlle Erklärung abgegeben, das, der verehrte Fürst anßer Stande ist, fick n„t der Erledigung der LandeSyeichäste zu befasse». Die am 28. desselben Monat« in einer vereinigten Sitzung zu- sainmengclretene» ntederländiichen Gencralstaalen haben die Ein- sedung einer Regentschaft al« unabweiStiche Nolhwendigkett an- erkannt. AuS dieser Sachlage erwachsen Ihnen und Mir gar peinliche Pflichten Ich lakie e« Mir angelegen sein, denjenigen Obliegen heiten, deren Erfüllung mir anheimsallt, ungesäumt nichzukommen, »in so mehr, als drr Beginn der legislatorischen Thätigkett dadnrch
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